Nr.316. 36. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
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Montag, den 23. Juni 1919.
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Bedingungslose Unterzeichnung gefordert
Antwortnote Clemenceaus auf die deutche Anfrage.
Amsterdam , 23. Juni. Das Reutersche Bureau meldet aus Paris vom 22., daß Clemenceau , Wilson und Lloyd George heute abend folgende Erwiderung auf die deutsche Note, bie um 7 Uhr abends eintraf, abgesandt haben: Die alliierten und assoziierten Mächte haben die Note der beutschen Delegation vom gleichen Datum erwogen und fühlen, daß es in Anbetracht der Kürze der verbleibenden Zeit ihre Pflicht ist, sofort zu( hier fehlt im Reutertelegramm das Zeit wort; es wird heißen: antworten). Von der Zeit, innerhalb welcher die deutsche Regierung ihren endgültigen Beschluß bezüglich der Unterzeichnung des Friedens faffen muß, verbleiben weniger als 24 Stunden. Die allierten und assoziierten Regierungen haben alle bisher von der deutschen Regierung mit ganzungen und Erläuterungen zu der Hauptnote. Bezug aen Vertrag gemachten Vorstellungen ernstlichst ermogen. Sie haben mit aller Offenheit darauf geantwortet und haben die Konzessionen, die zu machen sie für richtig hielten, gemacht. Die gegenwärtige Note der deutschen Delegation bietet feine Argumente oder Erwägungen, die nicht schon geprüft worden sind. Die allierten und affo zierten Mächte fühlen sich daher genötigt, zu erklären, daß die Zeit für Diskussionen vorbei
Französische Pressestimmen.
Der Tag des Friedensschlusses.
Keine Abweichung zwischen Vertrag und Denkschrift. Die eingeschränkte Annahmeerklärung, welche die neue die Auffaffung vertritt, daß Abweichungen zwischen dem Vertrag und Entente verlangt bedingungsloses Ja oder Nein. Die Antwort Clemenceaus auf die deutsche Note, welche Regierung gestern abend nach Versailles notifizierte, ist von der Entente glatt zurüdgewiesen worden. Die der Denkschrift beständen, ist eingetroffen. Darin erklärt Clemenceau , Dieser Erfolg war vorauszusehen, und wir hätten deshalb der an die deutsche Friedensdelegation übergebene vertrag fei als authentischer Text zu betrachten, und legt dann gewünscht, daß die Regierung das von vornherein zum Mißausführlich dar, daß Differenzen zwischen Vertrag und Denkschrift lingen verurteilte Experiment gar nicht erst unternicht beständen. Die eingeschobenen Korrekturen bebeuten nur Grommen hätte. Sie kann sich nun zwar darauf berufen, daß gewisse Bestimmungen des Friedensvertrages auch durch ihren nachdrücklichsten Protest nicht zu bereiteln waren; aber protestiert hatte man sowieso wegen des ganzen Vertrages, seines Gesamtcharakters und GesamtEntschiedener Protest der Sozialisten. inhalts. Es bedeutet daher eine Abschwäch ung dieses Bersailles, 22. Juni. Populaire" schreibt: Ob Berlin Gesamtprotestes, wenn man nun nochmal einzelne und dazu unterzeichnet oder nicht, die Pflicht der Sozialisten bleibt höchst unglüdlich herausgesuchte Punkte zum unverändert. Wie wir Brest - Litomst und Bufarest verurteil- Gegenstand eines qualifizierten Protestes macht. ten, werden wir auch Versailles desabouieren. Die Selbst ein fanatischer Gegner der Unterzeichnung, wie Friedenskonferenz hat nicht einen, sondern mehrere Theodor Wolff , erklärt im B. T.", mancher werde riege ausgearbeitet. Ueberall auf der Landkarte von Europa der Meinung sein, daß schließlich die Preisgabe von sogefindet man Ursachen für Brände, Groll, Jrredentismus, Massen- nannten Schuldigen nicht mehr als die Preisgabe von flaverei. Unter dem Vorwand, den germanischen Imperialismus Millionen deutscher Landesfinder die Ehre verletzt. au bändigen, hieß die Diplomatie den Imperialismus großer und Für die Entente freilich bedeutet dieser Fehler der einer affpziierter Mächte gut. Die Entente teilte sich in die Hinter deutschen Diplomatie feinen Milderungs- oder Jassenschaft des Besiegten, fie er fannte die großen Grund Entschuldigungsgrund. Es muß immer wieder fäbe nur an, um jie dafür besser zu verlegen. Wir daran erinnert werden, daß die Ententegeschichtsschreibung alle werden diesen Mißbrauch triumphierender Gewalt fünftig sehr es als das größte Verbrechen der Zentralmächte und als teuer bezahlen, es sei denn, daß wir selbst die Welt nach einem Hauptbeweis ihrer Kriegsschuld angesehen hat, daß OesterBaut B. 3." wurde heute nacht 23 Uhr im Auftrage anderen Blan neu aufbauen. Dies ist unsere der deutschen Regierung eine neue Note an die En Pflicht und da das erneuterte Europa leider ebenso chaotisch voller tente abgesandt, worin mit Rüdsicht auf die eben erst statt- ungerechtigkeiten und Thrannei bleibt wie das alte, so wollen gefundene ichmierige Kabinettsbildung ein weiterer Auf- wirihwören, dieses üble Wert zu zerstören. schub von 48 Stunden erbeten wird, um die zu treffende lepte und schwerste Entscheidung im Einver- Zu den Unruhen in der französischen Marine
ift. Sie fönnen teine Einschränkung und feinen Vorbehalt annehmen oder anerkennen und müssen von den deutschen Vertre. tern den.' unzweideutigen Beschluß verlangen bezüglich ihrer Absicht zu unterzeichnen und den Frieden als Ganzes, mie er endgültig formuliert worden ist, anzu nehmen oder nicht zu unterzeichnen. Nach der Unterzeichnung müssen die alliierten und assoziierten Mächte Deutschland für die Durchführung jeder Bedingung des Vertrages berantwortlich machen.
ständnis mit der Nationalversammlung , die erst für heute wieder zusammenberufen werden kann, zu faffen. Eine Antwort von der Entente ist bisher hierauf noch nicht erfolgt.
Ein Appell au die Vaterlandsliebe.
Versailles , 22. Juni. Journal du Peuple" bringt unter der Ueberschrift: Was ist in Brest borgefallen? die Meldung, daß der Marinepräfett Viseadmiral Salaun einen Unterschrift am Mittwoch? Tagesbefehl erlassen habe, in welchem er der Flotte die Anord. Saag, 23. Juni. Hollandsch Nieuwsbureau meldet aus nungen des Marineministers wegen zeitweiliger Entlassung von Baris: Die neue deutsche Delegatinn unter Führung Mannschaften der Jahrgänge 1910, 1911 bekannt gibt und von von Erzberger wird am Dienstag in Versailles erwartet. Die ihrer Vaterlandsliebe ihre unverzügliche Rückkehr zur Interstift wird am Mittwoch stattfinden. Die Affo: Pflicht und die Einstellung der andauernen Kundciierten baben beschlossen, teine weiteren Aufschüße zu gewähren. gebungen, die die Ehre der Truppe befleckten, erwartet. Sie waren lebiglich im Zusammenhang mit der Bildung einer neuen deutschen Regierung zu einer Fristverlängerung von 48 Stunden bereit, werden jest aber keine weitere Diskussion alter oder neuer Stritfragen gestatten. Wilson kehrt am Donnerstag nach Amerika
aurüd.
Die Noten an Clemenceau . Mitteilung der Weimarer Entschließung. Bersailles, 22. Juni. Gesandter v. Haniel hat im Auftrage des Reichsministeriums heute dem Vorfizenden der Friedenskonferenz. Clemenceau , vier Roten zustellen lassen:
der neuen Reichsregierung mitgeteilt wird.
wird.
Gefährliche Dummejungenstreiche.
reich die Annahme seines Ultimatums durch die serbische Regierung wegen einiger fleiner Borbehalte als nicht befriedigend angesehen und daraus den Grund einer Ariegserklärung abgeleitet hat. Was war aber die Einschränkung, die Serbien seinerzeit an dem österreichischen jetzt der Vorbehalt der deutschen Regierung. Desterreich hatte im Juli 1914 von Serbien verlangt, daß österreichische Beamte an der gerichtlichen Untersuchung wegen der auf erbischem Boden begangenen Straftaten teilnehmen sollten. Das war weit weniger, als die jetzige Forderung der Entente, von ihr bezeichnete Personen als SchulTroßdem hat die serbische Regierung ein solches Ansinnen dige" glatt an eine fremde Gerichtsbarkeit auszuliefern. als unerträglich zurückgewiesen, und die Entente hat diese Zurückweisung auf das nachdrücklichste gebilligt indem sie die darauf erfolgende österreichische Kriegserflärung als einen höchst verbrecherischen Aft stigmatisierte. Aber auf den deutschen Brotest wegen ihrer gleichartigen, nur qualitativ biel härteren Forderung geht die Entente zur Tagesordnung über und droht ihrerseits mit der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten, wenn Deutschland seinen Protest nicht fallen lasse. Stann cs lische Entrüstung über die Methoden der Diplomatie des Genossen ist?! alten Systems im Munde von Leuten wie Clemenceau und
Ultimatum bornahm? Sie betraf etwas ganz Aehnliches, wie
Gegen 10 Uhr vormittags erschienen unter Führung eines Offiziers Soldaten und Studenten im Zeughause und nahmen nach längeren Berhandlungen mit den Beamten die franzö= sischen Fahnen, die 1870/71 erobert worden sind, mit sich und verbrannten fie auf der Straße unter Absingen einen deutlicheren Beweis geben, wie heuchlerisch die mora. patriotischer Lieber. Es hatte sich eine große MenschenGegen 11 Uhr zerstreuten sich die Demonstranten, nachdem vormenge angesammelt, die ausnahmslos in die Weisen mit einfiel. her ein Schuhmann eingeschritten war.
"
1. eine Note, in der Clemenceau die Zusammenlegung gefühl erklären. Er sollte wohl, ähnlich wie die Versenkung Dieser Streich läßt sich nur aus mißverstandenem Ehr 2. eine Note, in der das Ergebnis der heutign Ab- der deutschen Kriegsschiffe ein Protest gegen die erdrückenden stimmung in der Deutschen Nationalversammlung bekanntgegeben Friedensbedingungen sein. Da aber die Friedensbedingungen ausdrücklich von uns die Auslieferung der französischen 3. eine Note, in der Herrn Clemenceau zur Kenntnis gegeben Fahnen fordern, ist diese Heldentat" eine strafwürdige Unwird, daß Gesandter v. Saniel bevollmächtigt ist, die überlegtheit, die noch zu diplomatischen Auseinandersegun Antwort der Reichsregierung auf die Note des Präsidenten der gen führen muß und dem Friedenswert keineswegs dienlich Friedenskonferenz vom 16. Juni zu übergeben und Erklärungen ist, abgesehen davon, daß den französischen Hezern mit dieser abzugeben, Gegenerklärungen entgegengnnehmen und Verhandlungen offenen Brüskierung des franzöfifchen Nationalgefühls wieder Wasser auf die Mühle geliefert wird. Wie die Kommandantur mitteilt, find höchstens 40-50 Personen an dem Streich beteiligt gewefen.
zu führen.
4. die in obiger dritter Note erwähnte Antwort der Reichsregierung auf die Note des Präsidenten der Friedens tonferenz vom 16. Juni d. J. Diese letzte Note ift die Erklärung der deutschen Regierung zur Frage der Annahme der Friedensbedingungen der alliierten und assoziierten Regierungen.
Aber wir haben von diesen Leuten nie etwas anderes Gründen und Sophistereien, sondern lediglich der bru erwartet und haben stets betont, daß wir uns nicht ihren talen Gewalt fügen, die bei ihnen steht. Nachdem die Entente die einschränkenden Klauseln der deutschen Annahme glatt abgewiesen hat, wird und muß der Frieden eben ohne Einschränkung unterzeichnet werden. Hätte man sich den letten Protest erspart, so wäre vor der Welt noch klarer geworden, daß diese Unterzeichnung eine Unterzeichnung mit geschlossenen Augen ist. Wir unterzeichnen wie ein Mann, dem ein Erpreffer mit vorgehaltenem Revolver einen Wechsel zur Unterschrift vorlegt. Es hat gar keinen 3wed für diesen Mann, sich erst davon zu überzeugen, ob dieser Wechsel über Millionen, Milliarden oder Trillionen lautet, wenn er weiß, daß er für die bescheidenste Einwendung gegen die Höhe der Erpressung über den Haufen geschossen wird.
Die Spartakiften ziehen neue Kräfte heran. Nur um dem deutschen Volk ein ähnliches Schicksal zu Kassel , 22. Juni. W. T. B. meldet: Die Sicherheits erfparen, soll der Frieden unterzeichnet werden. Die allorgane beberricher die Lage. Während des Sonntags deutsche Preise versucht nochmals mit der Meldung von der ereigneten sich keine Zwischenfälle, jedoch wird Zuzug aus- Versenkung der Schiffe in Scapa Flow einen wärtiger Spartatiften gemeldet. Abwehr find getroffen. Alle Maßnahmen zur nationalistischen Taumel hervorzurufen. Aber ein lebendiges Bolt kann nicht wie totes Schiffsmaterial auf den Meeresgrund befördert werden. Das wäre allerdings der letzte Triumph der alldeutschen Volksverderber, wenn es ihnen gelungen wäre, nachdem sie das deutsche Volk um Glück, Wohlstand, Frieden und Gedeihen, um eine jegensreiche Zukunft haben, dem Volfe unter dem Vorwand der Ehre auch noch das und raiches Emporblühen zur höchsten Kulturhöhe betrogen Regte zu nehmen, was es besigt, fein Dasein und seine nacte
Die Klauseln in der deutschen Antwort. Frankreich verlangt eine vorbehaltlose Antwort. Amsterdam , 23. Juni. Das Reutersche Bureau meldet aus Paris bom 22. die lebergabe der deutschen Antwort mit den Vorbehalten der Nichtanerkennung von Zehn Jahre Feftungshaft für einen Augsburger Räteführer. Deutschlands Verantwortlichkeit für den Krieg und der Nicht- Wie uns aus Augsburg gemeldet wird, wurde das Mitglied des auslieferung verantwortlicher Politiker und Militärs. Das Revolutionären Arbeiterrats", der Monteur Peter Blöffl Reutersche Bureau erfährt dazu, daß die Heere der Alliierten der seinerzeit felbft nach dem Einmarsch der Regierungstruppen noch vorrüden würden, wenn der Friede nicht bedingungslos bis Sochberrats, unter Zubilligung mildernder Umstände, zu sehn die Bewaffnung von Arbeitern durchzuführen versuchte, wegen Montag abend 7 Uhr unterzeichnet set. Jahren Feftungshaft berurteilt.