Nr. 317 36. Jahrgang
Ledebour freigesprochen.
Beilage des Vorwärts
Wir haben es vermieden, dem Urteil der Geschworenen borzugreifen oder es beeinflussen zu wollen; wahrlich nicht nur darum, weil das Gesetz es verbietet. Aber die Beweisaufnahme und schon die öffentliche Verantwortung Ledebours ergab, was von vornherein für die, die ihn fennen, nicht zweifelhaft gewesen ist, daß Georg Ledebour bei all seiner revolutionären Leidenschaft doch mit gemeinen Gewalttaten nichts zu tun hat und nicht der Mann ist, der geistige Stämpfe mit den Waffen der Erpressung und brutalen Nötigung entscheiden wollte.
Dienstag, 24. Juni 1919
muß, um zu verhüten, daß noch im letzten Augenblick das geschieht, gliedern der S. P. D. und der U. S. P. bestehende Kommission einwas die Herren Ledebour von Anfang an angedroht haben und gesetzt, die selbständig neben der bestehenden Zentralstelle für was sie nicht erreicht haben. Einigung der Sozialdemokratie arbeiten, aber von Fall zu Der Vorsitzende entspricht diesem Wunsche. Fall mit ihr in Verbindung treten fann. Der Kommission Lebebour wendet sich zu der Geschworenenbank mit einer werden alle zur Einigungsfrage borligenden Anträge als Die Kommision foll das von der dankenden Geste und den Worten: Ich danke den Herren Ge- Material überwiesen. schworenen! Konferenz begonnene Einigungswert weiterführen. Die vorhin abgebrochene Diskussion wurde wieder aufgenommen. Es ging ein Antrag ein, einem Redner der
Mit einigen Dankesworten an die Geschworenen für ihre mühevolle Arbeit schließt Landgerichtsdirektor, Macco die Verhandlung.
Konferenz für Einigung der Sozialdemokratie. Es war also bald klar, daß die Anklage, Ledebour Die Diskussion über den Einigungsweg wird fortgesetzt. habe an den Zeitungsbefegungen, Plünderungen und Schieße Nürnberger( S. P. D.) betont, die Einigung sei möglich auf reien irgendwie teilgenommen, sich also des Aufruhrs und dem Boden des Erfurter Programms und dem Ausbau des RäteLandfriedensbruchs schuldig gemacht, verfehtt war. Die Be- systems. Die Diftatur der Räte jei abzulehnen, sie seien mindestens weisaufnahme hat sie als haltlos erwiesen. Andere waren solange beizubehalten, bis die Republik im sozialistischen Sinne die Leiter und Drahtzieher. Wenn aber die Verteidigung schließlich gar so tat, als habe die S. P. D.- Regierung diefe Dinge angestiftet, so erinnerte das nur an den Münchhausen, dessen Arm noch lange nach der Schlacht immer nur dreinhauen kann, ginge es auch ins Leere.
Ueber den Schluß der Verhandlung ist noch zu berichten, daß Ledebour in seinen weiteren, rein politischen Ausführungen nachdrücklichst seine Gegnerschaft gegen Butichismus und Kommunismus betonte. Es sei ein Verbrechen an der Revolution, wenn man sie mit Butichismus verquickt. Wer jetzt noch einer putschistischen Tattit folgt, fann nicht mehr Anspruch auf Gutgläubigfeit erheben. Niemals dürfe die revolutionäre Arbeiterschaft einer Aufforderung zu solchen putichistischen Taten Folge leisten. Wenn diese putschistische Taktik von den Kommunisten aufgegeben würde, dann würde auch der Weg zu einer Einigung der Gruppen gegeben fein. Freilich, so gehe es nicht, wie der unheilbare Nonfusionarius Bernstein es sich denke. Es sei ein Jammer, daß das Unternehmen im Januar nicht geglückt sei. Denn dann würde, Deutschland den Arbeitern des Auslandes gegenüber mehr gewonnen und sich die Friedensaussichten wesentlich gebeffert haben. Er selbst habe alles aufgeboten, damit dieser Schandfriede mit Hilfe der internationalen Arbeiterschaft beseitigt werde. Der Angeklagte schließt feine 21stündige Rede wie folgt: Sie, meine Herren Ge schworenen , haben jetzt ein Urteil zu fällen. Ich bitte Sie um nichts. Ich sage Ihnen, beichließen Sie, was Sie mit Ihrem Ges tiffen verantworten fönnen; aber über Ihren Beschluß hinaus iehe ich einem anderen Urteil entgegen, welches die fommenden Geschlechter der Menschheit fällen werden, denen wir Revolutionäre Friede, Freiheit, Glück geschaffen haben werden, und diesem Urteil feben wir mit Zuversicht entgegen.
Nach der Baufe erteilte der Borfißende, Landgerichtsdirektor Macco, den Geschworenen die Rechtsbelehrung. die fast 1½ Stunden währte. Danach beantragte Verteidiger Rosenfeld, zu protokollieren, daß der Borsigende( bei Untersuchung der Frage, ob das Str.-.- B. gelte) ausgeführt habe, im Januar fei die öffent liche Ordnung wieder dagewesen und die Staatsgewalt fo fonfolidiert, daß die Anwendbarkeit des nicht aufgehobenen Strafgesetz buchs gegeben sei; diese Darlegung gehe über den Rahmen der
Rechtsbelehrung hinaus.
Das Gericht lehnte diesen Antrag als gefeßlich unzulässig ab. Die Geschworenenberatung dauerte etwa eine halbe Stunde und ergab die Verneinung der Schuldfragen. Im Zuhörerraum wird der Spruch von lebhaftem Beifall und Händeklatschen begleitet, so daß der Vorsitzende mit der Räumung des Gerichtssaales
droht.
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ausgebaut und befestigt sei. Die Einigung über die Köpfe der Führer sei nicht so einfach. Man sollte an die Führer herantreten und sie für die sozialistische Arbeitsgemeinichaft zu gewinnen suchen. Lehr, Vertreter der sozialdemoftatischen Partei Deutschösterreichs jagt, diese Konferenz habe seine?
( Lebhafter Beifall.)
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Erwartungen nicht erfüllt.
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das Wort zu erteilen. Ein Berliner Delegierter begründete den Antrag damit, daß die Opposition durch die Parteibureaukratie ber hindert werde, sich auszusprechen, sie wolle deshalb an dieser Stelle ihren Standpunkt darlegen.
Ein auswärtiger Delegierter sprach gegen den Antrag. Er fagte, das fei hier ein Kongreß zur Einigung, aber nicht zum Lustrag von Gegenfäßen. Wenn die Berliner das Bedürfnis haben, sich auszusprechen, dann sollen sie es in ihren Parteiorgani fationen tun. Der Antrag wurde abgelehnt.
Die Nachricht, daß Ledebour freigesprochen worden ist, wurde mit stürmischem, lang anhaltendem Beifall auf allen Seiten des Hauses aufgenommen und einstimmig beschlossen, ein Glückwunsch telegramm an Ledebour zu senden.
Einstimmige. Annahme fand folgende Resolution:„ Der blutige Bruderkampf des deutichen Proletariats, der dem Weltmorden folgte, wird niemals ein Ende finden, solange Vorfämpfer des werftätigen Voltes für Taten des Sozialismus als Verbrecher gerichtet werden. Die Schmach, deutsche Revolutionäre durch die alte Klassenjustiz eingetertert oder gemeuchelt zu sehen, muß um jeden Preis getilgt werden. Schon betrauern wir unsere Besten. Nicht länger darf der Weg zur Einigung des Proletoriats über die Leichen feiner Helden führen. Der Sozialistentag fordert daher nachdrücklich eine fofortige, umfassende Befreiung aller politischen oder bei Aufständen beteiligten Gefangenen, sowie Auflösung aller Militärgerichte und Aufhebung des Belagerungszustandes. Eine Erneuerung der Justiz auf sozialistischer Grundlage muß unbedingt bald erfolgen."
Zwei inhaltlich gleichartige Resolutionen legen schärfiten Protest ein gegen militaristische Ausschreitungen, wie die Verienkung der deutschen Kriegsschiffe und die Verbrennung französischer Fahnen aus dem Zeughause und fordern strenge Bestrafung der Schuldigen. Ein Redner bemerkte dazu, es fei nicht Sache der Konferenz, über Tagesereignisse zu beschließen, die sich zufällig während der Tagung der Konferenz abgespielt haben.
Die Refolutionen wurden mit allen Stimmen gegen zwei Enthaltungen angenommen.
Mit allen gegen 8 Stimmen wurde beschlossen:„ Das Ministe rium bat abgedankt, in Deutschland droht das Chaos auszubrechen, daher fordert der deutsche Sozialistentag beide sozialdemokratische rattionen auf, umgehend ein Ministerium zu bilden und den Friedensvertrag zu unterzeichnen."
Dieser Beschluß soll beiden sozialdemokratischen Fraktionen der Nationalversammlung telegraphisch übermittelt werden.
Ferner wurde noch eine Resolution angenommen, welche die Regierung auffordert, dafür zu sorgen, daß nach Unterzeichnung des Friedensvertrages nicht von irgend einer Seite mit Waffengewalt gegen die Bestimmungen des Vertrages gehandelt werde. Die Arbeiten der Konferenz sind damit beendet.
Der Vorfizende Schulz Köln trat in einer von warmen Empfindungen beseelten Rede für die Verwirklichung des Einigungsgedankens ein.
ichreiben. So schwer
Durch Diskussionen über theoretice Fragen werde die Einigkeit nicht erreicht. Jetzt, wo durch den Friedensvertrag der Sozialismus totgemacht werden soll, sei es doppelt nötig, daß fich das Proletariat einigt. Die für den Anschluß an Deutschland arbeitenden Deutsch Desterreicher ständen im Falle des Anschlusses bor der Frage, welcher Partei sie sich anschließen sollen. Sie wünschen die Einigung. Dieie sei möglich auf dem Boden des Eduard Bernstein beleuchtet in feiner Schlußrede die Rätesystems. Die Deutsch - Desterreicher hätten den Beweis geliefert, durch die neuesten Ereignisse geschaffene politische Situation. Er daß trog Meinungsverschiedenheiten das Zusammenarbeiten in der fagte unter anderent, es sei ein Zeichen von Mut, daß die Negemeinsamen Bartei möglich sei. Möge der Tag der Unterzeichnung gierung den Entschluß gefaßt hat, den Friedensvertrag zu unterdes Friedensvertrages der Tag der Einigung des Proletariats jein gierung den Entfchluß gefaßt hat, den Friedensvertrag zu unter der Vertrag das deutsche Wolt auch belaste, die Ablehnung würde noch größeres Elend für uns gebracht haben. Für die Folgen des FriedensRechtsanwalt Dr. Rosenfeld: Es ist uns mitgeteilt, wor- gemeinfchaften ein und weist hin, daß in Leipzig feit Januar vertrages dürfe man nicht die berdutwortlich machen, die den, daß ein im Zuhörerraum anwesend gewesener Offizier in eine Arbeitsgemeinschaft bestehe, der Hand- oder Kopfarbeiter ben Bertrag zu unterschreiben beschlossen haben, sondern diejenigen Bivil gesagt hat: Wenn der Angeflagie freigesprochen wird, dann aller drei fozialistischer Parteien angehören. Es würden Bors ieien verantwortlich, die uns in die schwere Lage gebracht haben, wird er um die Ede gebracht und seinen Verteidigern wird es tragsabende abgehalten, wo sich die Mitglieder. der Parteien wo wir gezwungen sind, den schweren Frieden zu unterzeichnen. ebenso gehen.( Murren im Zuhörerraum.) Deshalb bitte ich den näher zukommen luchen. Nachbem noch einige Redner für die Einigung gesprochen hatten, wenn auch die Einigung der sozialdemokratifchen Parteien heut noch Borsitzenden, nichts zu verfäumen, was zum Schuße des AngeNach einem Rückblick auf die Tagung fagte Genosse Bernstein , flagten und nunmehr Freigesprochenen notwendig ist, und ich wurde die Debatte abgebrochen und beschloffen: möchte die besondere Bitte aussprechen, daß es den Verteidigern Alle Organisationen, Zeitungen, parlamentarischen Fraktionen nicht hergestellt werden kann, so wollen wir doch alles aus dem gestattet wird, ihn durch den Gang nach dem Gefängnisse zu be- und Arbeiteräte der sozialistischen Parteien sind aufzufordern, auf die Bege räumen, was ihr entgegensteht. Als Genossen und Kameraden wollen wir auseinandergeben. Welcher Partei mir angehören, wir gleiten und mit ihm zusammenzubleiben, bis er das Gefängnis Bilbung örtlicher Arbeitsgemeinschaften wollen uns als Brüder fühlen. Der Redner schloß mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie, in das die Versammlung begeistert einstimmte.
Der Haftbefehl wird aufgehoben.
berläßt. Außerdem habe ich den Wunsch, daß zwei Gerichtsbiener zufammengefeßt aus allen fozialistischen Barteien, hinzuwirken und ebenfalls mitgehen, da wir meinen, daß nunmehr alles geschehen diese zu unterstügen." Als Zentralstelle wurde eine aus je 7 Mit
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Schneiderglück.
Erzählung von Timm Kröger.
Er blieb aber auch nachher noch ein Jahr als Geselle daheim. Meister Eggert hatte nicht gleich einen Platz frei. So war er einundzwanzig geworden, als er sein Biel erreichte noch immer zart und dunkel und hübsch und blöde, noch immer unsicher in der Meinung über sich selbst und voller Zweifel darüber, ob sein Dasein und seine Person überhaupt einen Wert habe.
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Die Vorausfage seiner Mutter, daß er Glück bei den Deernen haben werde, hielt er schon längst für irrig. Allerdings hatte er niemals versucht, sich dem Geschlecht, das in Faltenröden einhergeht, zu nähern. Davon hielt ihn eine eigentümliche Scheu ab. Ein dunkles Gefühl, als ob bei den Frauen etwas geheim Giftiges verborgen sei, beherrschte ihn. Durch sein eigentümliches Verhalten war er bei den Schönen des Dorfes zu einer Art komischer Figur geworden. Bei dem Lohne sich ein Anhändein nicht, das war die allgemeine Anficht. Reimer hielt sich aber, weil man sich gar nicht um ihn mühte, ihn nicht ermunterte, schließlich sogar für häßlich und war bereit, auch diese Last zu tragen.
Wenn man Bräutigam wird.
,, Wie ist sie schön!" dachte Reimer, als sie von sich, von ihrem Vater und von ihrem Hause plauderte. Wie schön ist sie, und wie häßlich bist du!" Und das war ganz aufrichtig gesagt, denn in den Augenblid meinte er ca so.
Sie hat gutes, blondes Haar," fuhr er bei sich fort ,,, wie die Engel haben, und du bist schwarz wie der Teufel. Aus ihren lachenden Augen spricht ein gutes Herz, dein, eigenes ist düster, tagesscheue Gedanken berbergend. Sie hat fröhliche, hochgeschwungene Augenbrauen, eine in Seiterfeit strahlende Stirn, dir zieht ein schlechtes Gewissen Stirn und Brauen fraus. Sie hat beredte Pippen, weil in ihr fein Falsch ist, du kannst nicht sprechen, weil nichts Gutes in deinem Herzen ist. Sie hat ein glattes Mädchengesicht, dir sprießt der zukünftige Räuberbart aus dem schattenhaften Flaum. Sie hat ein nettes Stödchen an, und über die gerundete, volle Weste zieht sich eine runde Schürze mit weißem Lat . Bei deinem Schneideranzug ist alles schwer und ecig und häßlich. Alles in allem: soviel wie ihr Leib schöner ist fobiel erhabener ist auch ihre Seele. Wie kannst du es wagen, mit ihr zusammen zu gehen?" Er war tief gedemütigt und doch seelisch gehoben.
Reimer," sagte Tine, sei doch nicht wie'n Stod! Sprich etwas, und sei ein bißchen nett! Trag den Korb, er wird mir
über."
Und der Schneidergeselle wurde ritterlich, nahm, noch immer gerührt von seiner Begleiterin leiblichen und geistigen Schöne, den Storb und versuchte auch zu sprechen. Seine Schneiderjeele aber verstand nicht leicht zu plaudern. Er erzählte der Katrien, daß er in all den Jahren viel und gern
Spaß!" antwortete sie und lachte.
Vier Wochen war er schon im Kirchdorf und hatte noch nicht viele überflüssige Worte gesprochen. Da schlenderte er eines Tages die Dorfstraße entlang, dort, wo die jungen Baumreihen an den Bürgersteig gepflanzt waren. Blöhlich bekam er einen tüchtigen Schreck, der ihn, weil er in solchen an sie gedacht habe. Augenblicken immer Not hatte, die Hände unterzubringen, nach einem Stämmchen greifen ließ. Am folgenden Morgen war Frau Eggert ganz verdrieß Eine junge Mädchenstimme hatte ihn angerufen:„ Sühlich. Sie wußte nicht, wo ihr der Stopf stand. Es kam zuviel dor, füh dor! Is dat ni Reimer, der ni weet, wo he beet?" Ein junges, blondes, lachendes Mädchen fam auf ihn zu. Goon Dag, Reimer Jung, wat hett de Boom di dahn?" fam es. Sennst mi na? Weets na, as du ni wößt, wo din Nam weer? Tine Riders" stellte sie sich vor. Und din Große Entschlüsse lasten auf unserer Seele, wie grollende Nawersch bin it of, glief achter Eggert sin Gaarn. Un schwere Wetter auf Bergspigen. Bei Reimer Stieper fing es Vadder seggt, he kennt din Badder gans god!" an zu grollen und zu blizen.
So sprudelte es. Reimer hielt noch immer den Baum. Reimer, lat den Baum los un gib mi de Hand!" Und Steimer ließ den Baum fahren und gab ihr die Hand. Sie gingen zufammen, Tine immer erzählend.
zufammen: große Wäsche, der Holzmann, Verbohlung von Onkel Nissen hatte sich angemeldet, und zu Nachbar Riders Hausstandssachen bei Gastwirt Göttsche, wo sie hinwollte, müsse sie auch noch hinüber.
Jach und jäh stellte er das Schneidern ein, ließ die Nadel stecken, wo sie gerade steckte, und sah der Frau Meisterin mit der Miene eines energischen Mannes ins Gesicht." Frau Meisterin," fagte er ,,, kann ichs bestellen?"
Es ist so, wie ich sagte. Kann ichs bestellen?" fragte er. Jch wiederhole es, weil es gegen Reimer Stiepers Gewohn beit war, ungefragt im Hause seines Meisters zu sprechen. Etwas wie Strampf und Schluchzen machte seine Stinime dabei zittern.
Frau Eggert erstaunte, Tobte aber den Sprecher. So sei es recht: nett und gefällig müsse ein junger Mann sein. Die Bestellung konnte er ausrichten. Gruß und so weiter, Frau Eggert tönne nicht abkommen, und ob Nachbar wohl Zeit habe, morgen früh einen Augenblick vorzukommen. Frau Eggert müsse wegen eines Beugpfahls, der mürbe geworden fei, mit ihm sprechen. Harder Rickers war nämlich Landwirt und Zimmermann zugleich.
Es fand sich auch noch ein Topf mit Honig, den Frau Eggert ihm mitgab. Noch niemals hat ein Schneidergeselle so wohlbegründeten Anspruch auf guten Empfang gehabt. Er fand Tine und ihren Vater beim Abendessen und wurde gut aufgenommen. Katrien nahm ihm den Topf ab, der Alte wollte den Zeugpfahl in Ordnung machen. Wiemersdorf , stellte Line vor. Den Bater kennst du ja ganz gut!" Und ob ich ihn fenne." Reimer Stiepers Erzeuger erhielt bolles Rob. Reimer mußte sich niederseßen, er setzte sich der weichen Unterlage nicht entbehren fonnte. Diesem tat es aus Versehen in den Lehnstuhl, den der alte Riders wegen leid, aber er mußte seinen Besuch aufstören. Reimer erhielt einen Stuhl vor dem Ofen; nun war die Sache in Richtigkeit.
Da sei Reimer Stieper, Jörn Stiepers Sohn aus
und Förn hatten zusammen bei Johann Joachim Kröger in
Haale gedient. Was hatten sie nicht alles zusammen durchgemacht! Bier Uhr aufstehen, Dreichen, sechs Uhr aufs Feld, nach dem Abendbrot Häcksel schneiden, das jei kein Spaß. und ob Reimer die„ Kumedi" mit Gabriel fenne? Gabriel sei betrunken gewesen und habe sich im Hausbrunnen erin' n Sod wullt springen? Dat geit ni, wi fönnt je dat tränken wollen.„ Wat, Minich, Gabriel," habe Jörn gesagt,
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Water denn ni brufen. Ga na' n Diet!" Und Gabriel sei in seinem„ Duhn" wirklich in den Hofteich gelaufen. Jörn aber, der starke Jörn, hinterher. Das Wasser sei ihnen bis unter die Arme gegangen, Jörn aber mit seiner Bärenkraft habe Gabriel umflammert, ihm die Arme fest an den Leib gedrückt und dann aufs Trockene getragen, wie ein nüchtern Kalb. Solche Geschichten und ähnliche erzählte Harder feinem jungen Besuch. ( Forts. folgt.)
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