Einzelbild herunterladen
 

Nr.322.36.Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljährl. 9,- ML, monatl. 8- fret ins Haus, voraus zahibar. Pofte bezug: Monatlich 3,- Mt, erfl. 8u­fteüungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 6,25 Mt, für das übrige Ausland 10,25 M., bei täglich einmal. Bustellung 8.25 Mt. Poftbestellungen nehmen an Dänemart, Holland, Luremburg, Schweden u. die Schweiz. Eingetragen in die Post- Zeitungs- Preisliste. Der Borwärts" mit der Sonntags beilage ,, Bolt u. Beit" erscheint wochen­täglich zweimal Sonntags einmal.

Telegramm- Adresse: Sozialdemofcat Berlin".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgespaltene Nonpareillezetle toftet 1,20 Mt.Kleine Anzeigen", das fettgedrudte Wort 50 Bfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 25 Bfg. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 40 Bfg.. jedes weitere Wort 20 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwet Worte. Teuerungszuschlag 50% Familien Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 1,20 Mt die geile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags tm Hauptgeschäft. Berlin SW 68, Lindenstraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr frith bis 5 Uhr abends.

9

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Mortsplas, Nr. 15190-15197.

Donnerstag, den 26. Juni 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz, Nr. 117 53-54.

Verhandlungen in Hamburg.

-

Müller und Bell unterzeichnen.

entschloffen, nach Versailles zwecks Unterzeichnung des Friedensvertrages zu gehen.

Herr Vorsitzender!

Paris, den 25. Juni 1919.

Sigung der drei sozialdemokratischen Parteien Berhandlungen mit den Regierungstruppen. Die Reichsminister Hermann Müller und Dr. Hamburg, 26. Juni, 9% Uhr vormittags.( Eigener Bell haben sich auf einmütiges Ersuchen der Reichsregierung Drahtbericht des Vorwärts".) Im Laufe des Mittwoch traten Vertreter der Betriebsräte und der drei sozialistischen Bartcien Hamburgs in mehreren Sizungen zusammen, in benen eine Verständigung darüber erzielt wurde, daß unter Die Schraube zieht an. allen Umständen versucht werden sollte, die Ruhe und Sicher­heit, die im Laufe des Tages und der Nacht durchschwere Versailles, 25. Juni. Der Vorsitzende der Friedenskonferenz Ausschreitungen disziplinloser Horden Clemenceau hat heute nachstehende Note an den Gesandten sawer gelitten hatte, wiederherzustellen. Mit dieser Auf- b. Saniel gerichtet: gabe sollen die bisherigen Volkswehrtruppen, die durch Mitglieder der organisierten Arbeiterschaft verstärkt werden sollen, betrant werden. Es wurde eine Entwaff- Indem ich Ihnen den Empfang Ihrer Mitteilung vom 24. Juni nungskommission eingesetzt, die allen Unberechtigten dieses Jahres betreffend das Abkommen bezüglich der die Waffen abnehmen soll. Ebenfalls sollen Polizei- und militärischen Besehung der rheinischen Gebiete Bollewehr dabei unterstützt werden, die aus dem Unter- bestätige, beehre ich mich, Ihnen in Erinnerung zu bringen, daß fraft des Artikels 432 der von der deutschen Regierung augenblick­suchungsgefängnis Befreiten wieder einzubringen. Danach fand im Rathause eine Besprechung zwischen lich angenommenen Friedensbedingungen Deutschland jetzt schon die Mitgliedern des Hamburger Senats, der Betriebsräte, des Verpflichtung hat, den Inhalt dieses Abkommens zu be= Großen Arbeiterrats und der drei Parteien statt. Da mit- obachten. geteilt wurde, daß Negierungstruppen auf dem Anmariche gegen Hamburg seien, wurde eine zehn­gliedrige Kommission am späten Abend noch nach Wandsbek entsandt, und diese Kommission schloß mit dem Komman­deur der Regierungstruppen, Oberst v. Wrede, eine Vereinbarung über folgende 7 Punkte:

1.- Sofortige Einstellung aller Feindselig. feiten, insbesondere des Vorgehens gegen die Bahrenfelder. 2. Herausgabe der im Rathaus gemachten Gefan

genen.

3. Rückgabe der widerrechtlich geraubten Sachen an die Volkswehr.

Es ist demnach nicht statthaft, diesbezügliche Inter band. Iungen zu eröffnen, und die Urfunde, um die es sich handelt, muß gleichzeitig mit dem Vertrag unterzeichnet werden. Genehmigen Sie, Herr Borsigender, den Ausdrud meiner vor Genehmigen Sie, Herr Vorsitzender, den Ausdrud meiner vor­gez.: Clemenceau. züglichsten Sochachtung.

Der Friedensvertrag und der Often. Haag, 26. Juni .( Meldung des Hollandsch Nieuwsbureaus.) Aus Paris wird gemeldet: Clemenceau hat an die deutsche Dele­gation eine Note gerichtet, die fich mit dem Widerstand gegen die Errichtung der polnischen Verwaltung in gewissen, Bolen burch den Friedensvertrag zugewiesenen Gegenden befaßt. Die deutsche Regierung soll für die Zurüdziehung aller Truppen und Regie­rungspersonen, welche die Alliierten bezeichnen, verantwort

4. Rückführung der aus den Gefängnissen belich gemacht werden und im Falle von lokalen Unruhen, mit freiten Gefangenen in die Gefängnisse. 5. Der Betrieb der militärischen Behörden in Groß- Hamburg, insbesondere der Kommandantur Groß- Hamburg, darf nicht gestört werden.

welchen man sich dem Vertrag widersehen wollte, darf Auf­ständischen, welche die neue Grenze überschreiten wollen, eine Hilfe dazu geleistet werden.

6. Die Anträge der Kommission werden an die vorgesetz­Hamburg, zur Entscheidung weitergegeben..

Hamburg.

,, Arbeiterherrschaft in Hamburg" überschreibt die Frei­

heit" mit großen Lettern ihren Bericht über die unheilvollen Ereignisse, die sich gestern in Deutschlands größter Hafenstadt zugetragen haben. Damit jetzt das Organ der Unabhängigen sein zweideutiges Spiel fort. Während sonst die Arbeiterschaft davor warnt, sich von Lockspikeln provozieren zu lassen, stellt as die Vorgänge in Hamburg und ihr vorläufiges Ergebnis den Arbeitern als nachahmungswertes Vorbild hin. ,, Arbeiterherrschaft in Hamburg" ist das nicht Musik in den Ohren der Arbeiter, wenigstens der unfritischen, unauf­geklärten, die sich von einem klingenden Schlagwort bestechen lassen, und liegt darin nicht eine Verlockung, es anderswo ebenso zu machen? Arbeiterherrschaft" in Leipzig, München, Berlin, Arbeiterherrschaft" in ganz Deutschland. Laßt euch nicht provozieren-ach was! Es lebe der Bürgerkrieg, immer feste druff!

Inzwischen hat die Reichsregierung die Reichs­egefution gegen Hamburg angeordnet. Die Reichsregie­rung ist also mit der Arbeiterherrschaft" in Hamburg gar nicht zufrieden und wünscht, sie so rasch wie möglich wieder zu besei­tigen. An der Spize dieser Regierung steht als Reichspräsident ein gelernter Sattler, ein ehemaliger Bureaugehilfe ist Reichs­minifterpräsident, ein alter Tischler Reichsmehrminister.

Von

den elf Reichsministern find drei Akademiker, d. h. von Hause auts geistige Arbeiter, einer mat Schullehrer, sieben gehören dem Arbeiterstand im engeren Sinne an. Aber das sind für die Freiheit" natürlich nur Arbeiter in Gänsefüßen, und wenn in Berlin die Arbeiterherrschaft" nach ihren Wün­schen hereinbricht, so werden die echten Arbeiter ohne Gänse­füße regieren als da find: Haase, Dr. Weinberg, Dr. Rosen­feld, Dr. Herzfeld, Dr. Breitscheid u. a.

Es ist ein verbrecherischer Schwindel, den Ar­beitern zu erzählen, im Steiche jeien fie unterdrückt, und sie könnten sich durch blutige Aufstände, die irgendeine Clique an die Macht bringen, zu Herrschern machen. Die Arbeiter sind die zahlenmäßig bei weitem stärkste Klasse der Bevölkerung. Scapa Flow. Durch die Arbeit der Sozialdemokratie, die sie geeinigt, organi­Berfailles, 26. Juni. Dem Gesandten v. Saniet fiert, aufgeflärt hat, find sie eine ungeheure Macht geworden, ten Behörden, darunter an die Kommandantur Groß- wurden heute noch zwei Roten der Entente überreicht. Die eine und sie fönnten jetzt schon eine noch viel größere Macht sein, 7. Zunächst wird nicht in das hamburgische in Scapa Flow und die Verbrennung der französi./ plumpe Schlagworte gestört worden wäre. Jezt ist der verblen­davon handelt von der Versenkung der deutschen Flotte wenn ihre Einigkeit nicht zerrissen, ihre Aufklärung nicht durch was im schen Fahnen in Berlin. Die Entente ficht in der Flottenver- dete Teil von ihnen drauf und dran, alles zu ruinieren, was im Die Entscheidung über diese Punkte wird heute vor- fentung eine Verlegung des Waffenstillstands, die vom Admirat ruhigen Aufbau von Jahrzehnten planmäßig vorbereitet worden mittag von den Betriebsräten und den Parteien Reuter zugegen worden sei und verlange Wiedergutmachung. In iſt. An die Stelle der wirklichen Arbeiterherrschaft, die gefällt werden. Die gestern abend gewählte zehngliedrige der Berbrennung französischer Fahnen ficht man einen Aft büfen nur im Rahmen einer gerechten demokratischen Ordnung zur Kommission aus Bertretern des Senats und der organisierten willens. Man werde gegen diese Nechtsverlegungen durch die der Reife gedeihen kann, will er eine Cliquenherrschaft setzen, die Arbeiterschaft führen die Verhandlungen weiter.

Die Arbeiterschaft an Noske.

amburg, 26. Juni .( Eigener Drahtbericht des Bor­wärts".) In der Versammlung der Betriebsräte usw. wurde fol­Reichswehrminister Noske gesandt wurde:

Entente im Friedensvertrag zustehenden Mittel ahnden.

Das Schicksal der deutschen Kolonien. Versailles, 25. Juni." Zemps" meldet: Lord Milner ist in

"

aus Blut und Schmus geboren und dazu bestimmt ist, in Blut und Schmutz wieder unterzugehen.

Im Namen der organisierten Klassenbewußten Arbeiter­schaft protestieren wir dagegen, daß der in Hamburg augen­blidlich bestehende Bustand zu einer Arbeiterherrschaft" um­

gende Entschließung angenommen die in einem Telegramm an den Baris eingetroffen, wo er bis nach der Friedensunterzeichnung ver gelogen wird. Damit soll nichts gegen die Kommission ge­Die heute versammelten fämtlichen Betriebsräte, Bertrauens. bleiben wird. In Konferenzfreisen hofft man, daß der Vierecrat jagt sein, die vorläufig die Gewalt in ihre Hände genommen Ieute und Angestelltenausschüsse aller organisierten Arbeiter von seine Anwesenheit dazu benutzen wird, um das Schicksal der hat. Aber diese Kommission wird erst zu beweisen haben. ob sie wirklich Arbeiterinteressen bertritt. Wenn sie sich es Groß- Hamburg, die die volle Ruhe und Ordnung in Groß- deutschen Kolonien endgültig zu regeln. Hamburg innerhalb eines Tages wiederhergestellt haben, erklären, angelegen sein läßt, ohne neues Blutvergießen, das sonst un­die Gewähr für die fernere Aufrechterhaltung der Ruhe und Ord Der frondierende General Hoffmann. vermeidlich wird, schleunigst die Ordnung der Demo­nung in Groß- Hamburg geben zu können. Durch ihre erweiterte fratie herzustellen und Hamburg wieder in das Gefüge des Awölferfommission in Berbindung mit dem Senat und den sozia­Er erkennt den Friedensvertrag nicht an. Reiches einzuordnen, dann wird sie sich den Namen einer liftischen Parteien Hamburgs fordern sie die sofortige 3u= Der General Hoffmann, der in Brest- Litowsk mit der wirklichen Arbeitervertretung verdient haben. Versucht sie rädziehung der in Hamburgs Nähe, besonders in Faust auf den Tisch schlug, fühlt auch weiter den Beruf in aber, den Willen des Hamburger Volkes auszuschalten und Bandsbed, befindlichen Regierungstruppen. Nur sich, den starken Mann zu spielen. Zwei alldeutsche Blätter, ihre Baterstadt in einen verhängnisvollen Gegensatz zum in diesem Falle wird die Ruhe und Ordnung in Hamburg gewähr die Deutsche Tageszeitung" und die Berliner Neuesten Reich zu stellen, dann wird sie ein unrühmliches Ende nehmen leistet. Andernfalls trägt die eRichsregierung die volle Berant­und der Fluch aller wirklich aufgeklärten sozialistischen Ar­wortung für alles Blutvergießen, für Unruhen und Unordnung, die Nachrichten" bringen folgende übereinstimende Meldung: durch den Einzug von Regierungstruppen hervorgerufen werden." General Hoffmann, der bekannte frühere Mitarbeiter des beiter wird ihr folgen. Die Betriebsräte sollen die Arbeiter auffordern, sich nach dem Generalfeldmarschalls v. Hindenburg, autorisiert uns zu der Hamburg ist ein typischer Fall. Ein Stadtstaat, dessen Heiligengeistfelde zu begeben, um sich in die Listen eintragen zu Mitteilung, daß er in dem ihm unterstellten Abschnitt auch gegen Bevölkerung fast ausschließlich aus Arbeitern besteht, mit laffen und Waffen in Empfang zu nehmen. den Befehl der Regierung keinen Fußbreit deutschen Bodens einer ungeheuren, alten, festen sozialistischen Majorität. preisgeben, fondern die Grenze mit bewaffneter Hand verteidigen Wenn irgendwo, so bedeutet in Hamburg Demokratie schlecht­wird. Er weigert sich, einen Friedensvertrag anzuerkennen, welcher rein deutsches Land preisgibt, die alleinige Schuld des weg Arbeiterherrschaft. Die Reichsregierung, die fast aus­deutschen Volkes am Kriege in wahrheitswidriger Weise anerkennt schließlich aus Arbeitern besteht und aus Männern, die durch und unter Bruch der deutschen Verfassung, die jedem Deutschen die Schule der flaffenbewußten Arbeiterbewegung hindurch­die Aburteilung durch ordentliche deutsche Gerichte garantiert, in die Auslieferung deutscher Bürger zur Aburteilung durch außer­ordentliche ausländische Gerichte einwilligt."

"

Die Stellung der Volkswehr. Samburg, 26. Juni .( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) In einer heute morgen in der Kommandantur abgehaltenen Ver­sammlung der Abteilungsführer und Vertrauensleute der Volks. Groß Hamburg wurde nach recht eingehender Aussprache fol­gender Antrag einstimmig angenommen:

Die Volskwehr Groß- Hamburgs erklärt nachdrück. lichft, daß fie unter keinen Umständen aegen Regierungs­truppen mit Waffengewalt vorgehen will".

In der Debatte wurde von mehreren Medner betont, daß die Volkswehr mit der organisierten Arbeiterschaft die Nuhe und Sicher heit in Samburg unter allen Umständen gewährleisten wird. Die Entwaffnung der unlauteren Elemente soll schnellstens und nachdrücklichst durchgeführt werden.

gegangen ist, will aber gar nichts anderes. als daß in Ham­ burg die Demokratie wieder in ihre Rechte eingesetzt wird, daß der Wille des Volkes, d. h. in diesem Falle ganz und gar Die Neuesten Nachrichten" versehen diese Herausforde- der Wille der Arbeiter selbst wieder zu freier Geltung ge­rungen bezeichnenderweise mit der Ueberschrift: Aus dem langt. Sie will die wirkliche demokratische Arbeiterherrschaft Osten bricht der Freiheit( 1) Licht!" an Stelle der unabhängig- kommunistischen Parteidiktatur, Das Verhalten des Generals ist Meuterei, die für die sich zunächst einmal in Hamburg etablieren will, un fich das deutsche Volk die schwersten und unüberseh- von dort aus des ganzen Reiches zu bemächtigen. barsten Folgen haben kann. Nach unserer Ansicht fann Wir fordern die aufgeklärte Arbeiterschaft auf, diesen es nur eine Maßnahme für die Regierung geben: fofor- wahnwißigen Versuchen entschloffenen Widerstand zu leisten. tige Abberufung des A.-Q.-K. Süb! Der Frieden soll unterzeichnet werden, damit das Morden