Nr.329.36.Jahrg.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Montag, den 30. Juni 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., Sw. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 117 53-54.

Militärrevolte in England.

Die englische Regierung machtloß. Amsterdam , 30. Juni. Die englischen Blätter vom 27. Juni melden weitere Ausschreitungen kana discher Truppen in ihren Lagern in England. Wegen der drohenden Haltung der Truppen konnten keine Verhaftungen vorgenommen werden.

Ausschreitungen in Jrland.

Gestörte Siegesparade.

Amsterdam , 30. Juni. Aus Landon wird gemeldet: In Dandait ( Irland ) fand aus Anlaß der Unterzeichnung eine Truppenparade statt. Auf ihrem Mariche durch die Stadt wurden die Soldaten des Norfolkregiments von der Menge angegriffen, die ihnen die Fahnen abnahm und verbrannte. Viele Soldaten wurden mißhandelt. Erst herangezogenen Verstärkungen gelang es, die Menge zu vertreiben und die Nuhe wiederherzustellen.

Studium der gegenwärtigen Streiflage daselbst. Ständig wurde Dunois auf allen seinen Gängen durch die Stadt und nach den verschiedenen Streit, und Gewerkschaftsbureaus von atvei Geheim­polizisten auf Schritt und Tritt verfolgt, die ihm auch auf der Rück­reise nach Paris nicht aus dem Auge ließen.

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Die Republikanisierung der Wehrmacht.

Von Erich Kuttner .

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Nicht weniger als viermal wurde in letter Woche der„ Po­pulaire de Paris" in Colmar von der französischen Gen- Woher rührt die Erbitterung, woher rührt der immer darmerie beschlagnahmt und der Verkäufer desselben bei der wieder auflodernde Haß gegen die jetzige Wehrmacht? Un­vierten Monfistation verhaftet und bis heute noch nicht auf freien möglich können es nur die gewiß nicht zu leugnenden Aus­Fuß gesetzt. In Mülhausen schritt die Polizei regelmäßig sofort schreitungen und Disziplinlosigkeiten sein, die sich bei der Nieder­nech Eintreffen zur Konfistation des Populaire", des Belforter werfung irgend welcher Aufstände ereignet haben, Genau die sozialistischen Blattes, Bonsoir" und dem in Nanch ausgege- gleichen Zaten und noch schlimmere sind auch von der anderen benen sozialistischen Kampfblattes La Vague". Der Sous- Seite verübt worden, es set nur erinnert an die bestialische Präfeft von Mülhausen , Poulet, habe offen erklärt, gegen den in Ermordung Neurings, v. Klübers und der Münchener Geiseln, Mülhausen erscheinenden sozialistischen„ Republikaner " werde man ohne daß gegen die Täter eine ähnliche Haßstimmung aus­mit den allerschärfsten Mitteln vorgehen; überhaupt gebrochen ist. Wir haben jetzt in Berlin Plünderungen er­werde mit der ganzen sozialistischen Presse in Elsaß- Lothringen in lebt, bei denen Gesindel in der dreistesten Weise sich die aller Bälde vollständig aufgeräumt werden, weil man Beweise da- Tajchen vollgestopft hat, darüber hat sich kaum ein Mensch für habe, daß die sozialistischen Blätter in Elsaß- Lothringen im aufgeregt. Rückkehr der Friedensdelegation. Dienste der deutschen Regierung stehen, die bereits 80 Millionen Natürlich ist es, daß diejenigen Streife Haß gegen Franten über die Schweiz nach Paris geschickt habe, um die dorti- die Wehrmacht empfinden, deren Pläne und Absichten durch ihr Berlin , 30. Juni. Die deutsche Friedensdelegation gen großen Streifs zu unterstügen. energisches Eingreifen nun schon so oft gestört worden sind. die am Sonnabend abend 9 Uhr Veriailles im Sonderzug verlassen Das seit einigen Wochen in Colmar erscheinende sozialistische Aber ganz zweifellos beschränkt sich die Abneigung nicht auf hatte, ist heute nacht gegen 4 gr auf dem Potsdamer Bahnhof Matt Boltsstimme" mußte auf Anordnung der Militär- die Kreise der Putichisten von links. Auch Boltsteile, die eingetroffen. Der Zug wurde von einem franzöfifchen, eng- behörde auf unbestimmte Zeit sein Erscheinen einstellen. Die ehrlich hinter der Regierung stehen oder stehen möchten, lischen und italienischen Difizier bis Ohligs begleitet. Am Straßburger Freie Presse", das Organ der dortigen Sozia- schlagen sofort um, wenn von der Wehrmacht die Rede ist. Bahnhof Noisy le Roi verabschiedete sich kurz vor der listen, ist ebenfalls auf die Dauer von vier Wochen von der Mili- Das würde nicht der Fall sein, wenn im Volfe die unbe­Abfahrt Der Präfeft des Seine Dise Departements tärbehörde verboten worden; das gleiche Schicksal teilte die in Meh strittene Ueberzeugung herrschte, daß die Wehrmacht kein sowie der Oberst Henry von den beiden Ministern. Die Fahrt ver- erscheinende sozialistische, Voltstribüne", die auf die Dauer anderes Ziel im Auge habe, als die Aufrechterhaltung lief ohne Zwischenfall, jedoch wurden die Jniassen des Speisewagens von vierzehn Tagen verboten wurde. der demokratisch sozialstischen Republik . furz vor Compiègne durch einen kleinen Knall aufgeschreckt. Es Aber weite Streise find von der Annahme beherrscht, daß die fonnte nicht festgestellt werden, ob es sich um einen Stein oder um Wehrmacht der Republik nur zum Scheine diene, diese nur als einen Feuerwerksförper bandelte, der von der feiernden Voltsmenge Notbehelf betrachte und innerlich auf die Wiederherstellung ins offene Fenster des Speisewagens geschleudert worden war. der Monarchie und des alten Systems hinstrebe.

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Im ganzen Untereljaß sind auf Verfügung der Militär­behörban alle Arbeiterversammlungen verboten wor­den, die sich mit Lohnfragen und Verkürzung der Arbeitszeit be­schäftigen wollten.

Infolge dieses Vorgehens der französischen Behörden gegen die Arbeiterschaft herrscht unter dieser eine ganz gewaltige Erbitte­rung, die sich bereits an einzelnen Orten durch spontane Streits Luft gemacht hat, so in Schlettstadt , wo der Leiter und der Schriftführer der Streifenden verhaftet und nach dem Innern von Frankreich transportiert wurden.

Mehrheit und Diktatur. Das unabhängige Gedankenchaos.

Das Treiben eines Zeils der Offiziere bei früheren Gelegenheiten und namentlich jezt bei Unterzeich­nung des Friedensschlußes hat solchen Vermutungen wieder reichlich Nahrung gegeben. Alledings ist gegen die Häupter der Fronde schon energisch eingeschritten worden. Die Ge heräle v. Hoffmann und v. Below sind zir Disposition gestellt und, wie wir erfahren, hat auch der Ober­General befehlshaber des A.-D.-K. Süd,

China unterzeichnet nicht. Gegen Japans Ansprüche auf Schantung . Paris , 29. Juni. ( Reuter.) Die Weigerung der chinesischen Delegation, den Friedensvertrag zu unter­zeichnen, ist dem Reuterschen Bureau amtlich mitgeteilt worden. In dem Durcheinander, das bei der Unterzeichnung in Versailles b. d. Borne seinen Abschied nehmen herrschte, entging diese Tatsache der allgemeinen Aufmerksamkeit. In der Erklärung, in der die Gründe für diesen Schritt dar­müssen, dessen famoses Pronunziamento wir in der gelegt erinnert die chinesische Delegation Auf der Generalversammlung der unabhängigen Wahlbereine heutigen Morgenausgabe veröffentlichten. Aber im Volk be­werden, Delegation daran, daß sie die Ungerechtigkeit der Regelung der Schan von Groß- Berlin hielt Crispien das Hauptreferat. Nach dem Beruhigt man sich dabei nicht, weil man der Ansicht ist, daß tungfrage empfinde, und daß die chinesische Delegation richt der Freiheit" behauptete er u. a., die Sozialdemokratie hätte biel tiefer in das Offizierkorps eingegriffen werden müßte, am 4. Mai dem Rat der Fünf einen Protest überreicht habe. Die im August 1914 den Ausbruch des Krieges verhindern können, um die Gefahr zu beseitigen. Erklärung legt weiterhin dar, daß der Beschluß der Konferenz, Japan wenn sie sich ihm nur energis entgegengestemmt hätte. Wer nuz die deutschen Rechte in Shantung zu übertragen, einen nationalen eine Spur von Erinnerung an jene Taeg besibt, muß über diese Protest erzeugt habe; daher sei die chinesische Regierung im Hinblick auf den vereinten Widerstand der öffentlichen Meinung gezwungen, die Annahme der in Frage kommenden Klausel abzulehnen.

Wilson nach Amerika abgereift.

Brest , 29. Juni. ( Reuter.) Wilson ist nach New York ab­gefahren.

Sozialistenverfolgungen im Elsaß .

( Sigener Bericht des„ Vorwärts".)

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Aber dieser Weg tönnte unter Umständen auch den Zu­sammenbruch der Wehrmacht bedeuten, wir halten ihn auch nicht für den einzig möglichen. Die Annahme, daß die Reichswehr als solche monarchistisch verseucht sei, trifft nach unserer Kenntnis der Dinge durchaus nicht zu. Den größten Teil der Mannschaften und lateroffiziere beherrscht ein durchaus gesunder republikanischer Geist. Die eigentliche Gefahr liegt nur bei der Führung, oder Wir müssen der Regierung noch eine gewiffe Galgen frist richtiger gesagt, bei einem Teil der Führung. Die reaf­gönnen, in der sie zu beweisen hat, was sie schaffen tann und tionären Elemente sind nicht so zahlreich wie sie scheinen, will. Dann ist es Zeit einzuseben mit Maßnahmen, die sich aus aber sie besigen eine eiserne Solidarität und halten der Situation ergeben. Die beste Taktik ist in diesem Augenblick auf das Festeste zusammen. In ihren Offiziersbünden gegenüber allen Putschen eiserne Ruhe zu be haben sie sich eine Stüße geschaffen. Der Nationalverband wahren. Wir bestimmen, wenn wir kämpfen, wenn wir eine deutscher Difiziere" segelte von Anfang an im reaktionärsten Schlacht schlagen wollen. In dieser Frage besteht völlige monarchistischen Fahrwasser und seine rechtsradikale Agitation Uebereinstimmung zwischen sämtlichen Organisatio­Dazu

Darstellung einfach lachen. Wir wünschten, es fönnte einmal sta­tistisch festgestellt werden, wieviel von den jezigen U. S. P.- Mit­gliedern in jenen Augusttagen Hurra geschrien haben und jeden totgeschlagen hätten, der sich entgegengestemmt haben würde. In fünf Jahren vergißt sich freilich viel... Ueber die Frage der Herrschaft führte Crispien folgendes aus:

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nen und allen revolutionären Arbeitern überhaupt.( Bebhaftes hat auch den anfänglich gemäßigten Deutschen Offiziers­Bravo!) Deshalb schlafen wir aber nicht, wir sind auf dem bund" immer mehr nach rechts gedängt. Posten. Tritt die Situation ein, die uns zum Handeln tommt noch der Zusammenhalt durch die Traditionen des alten awingt, dann werden wir unsere Maßnahmen treffen. Wir Systems, und so bilden die reaktionären Elemente in der wollen die proletarische Diktatur, wir wollen das Rätesystem. Führerschaft einen festen Block, gegen den Andersdenkende Offen und entschieden müssen wir diese Forderung in den einfach nicht aufkommen. Mittelpunkt der Agitation stellen. Her dibe Mehrheit des Aber dagegen gibt es ein einfaches Mittel: daß sich Proletariats muß auf unserem Boden stehen. Die Zeiten sind die andern auch zusammenschließen. Das soll vorbei, wo eine Minderheit durch Terror die Gewalt an Ein Republitanischer Führer­

sich reißen konnte. Bevor wir nicht die Mehrheit des Proletariats iegt geschehen. für uns gewonnen haben, können wir die Macht nicht halten. b und ist in der Entstehung begriffen, der den ehrlich­Und noch einmal mit den Rechtssozialisten eine Stegierung zu rupublikanischen Elementen in der Armee Zusammenhalt und bilden, ist für uns unmöglich. Stüge geben will. Der Zusammenschluß ist auf Grund des nachstehenden Programms erfolgt:

St. Louis, 26. Juni. In sozialistischen und gewerkschaftlichen Streisen beflagt man sich, daß allerorten in ganz Elsaß - Both­ringen bereits eine systematische, organisierte So­zialistenverfolgung eingesetzt hat. So werden die fleinen Mitgliederversammlungen der Partei und der Gemert­schaften im ganzen Elsaß jeweils von einem Offizier und zwei Gendarmen oder Soldater überwacht. So wurde in Sierenz eine Gewerkschaftsversammlung gesprengt, weil der aus Mülhausen gefommene Referent der Versammlung sein Referat nicht vorher der Militärverwaltung vorgelegt hatte. Als die Versammlungs­teilnehmer sich nach der Meinung des überwachenden Offiziers nicht rasch genug entfernten, wurde eine Abteilung Soldaten auf­geboten, die mit aufgepflanztem Bajonett das Ver­sammlungslotal räumten und die vor dem Wirtshause sich an- So viel Säße, so viel Widersprüche. Man bereitet sich auf fammelnde Voltsmenge mit einem Bajonettangriff auseinander- eine Situation vor, die zum Handeln" zwingt, will aber erst die sprengte. In der beabsichtigten Versammlung wollte man die Ar- Mehrheit haben. Da wir ja aber die völlige Demokratie be­beiterschaft von Sierenz über die verschiedenen Streite und Lohn- fizen, würde ein besonderes Handeln in diesem Moment gar nicht bervegungen in Mülhausen orientieren, daß sie sich nicht als Streif- nötig sein, denn mit der Mehrheit fiele den Unabhängigen auto. brecher gegen ihre Kameraden mißbrauchen lassen sollen. matisch die Herrschaft zu. Trotzdem aber stellt man die Difta­Besonders scharf bewacht werden die französischen Sozialisten, tur in den Mittelpunkt der Agitation. Wozu braucht die Mehrheit foreit sie Funktionäre des französischen Gewerkschaftsbundes find, aber die Diftatur, warum lehnt sie es ab, mit Hilfe der Demo­auf ihren Reisen nach dem Elsaß . Dieser Tage befand sich der Ge- kratie zu herrschen? Ein völliges Gedankenchaos, aus dem keiner wertschaftsjelretär Dunois aus Paris in Mülhausen , zum flug werden fann!

1. Der N. F. B. erstrebt die Erfüllung der deutschen Wehr­macht mit republikanischem und demokratischem Geiste durch Sammlung aller Führer und Unterführer, die ehrlich auf dem Beden der Republif stehen. Diese sollen gegen jede Berfolgung und Ehitane sentens anders denkender Gle­mente gesichert werden.

2. Der R. F., B. will die Republif gegen jeden gewaltsamen Umsturz schüßen, er möge von rechts oder lints tommen. Indem er sich zu den Grundsäken- der Demokratie bekennt, erkennt der N. F. B. nur die bon einer freigewähl