Nun haben im Friedensvertmg die Alliierten über die polnisch-deutsche Grenze Bestimmungen getroffen, und daß sie bei einer direkten Auseinandersetzung mit den Polen un- günstiger für Deutschland ausgefallen wäre, wird niemand . behaupten wollen. Statt der Daszynski , Korfanty usw. hat eben Paderewski in Paris für Polen das Wort geführt. Leider muß man jedoch hinzusetzen, daß es auf deutscher Seite an der Ausarbeitung eines folgerichtig durchdachten grundsätzlichen Standpunktes in der Gebietsfrage, auf den gestützt man übertriebenen Forderungen der Polen hätte ent- gegentreten können, sehr gefehlt hat. Man kann nicht zur gleichen Zeit hier dos historische Recht, dort die Sprache, an- derwärts den durch Abstimmung ermittelten Volkswillen anrufen, hier die kulturellen und wirtschaftlichen Zusammen- hänge und dort die nackte Zahl bestimmen lassen wollen. Daß sogar in der Sozialdemokratie hierüber noch viel Un- klarheit herrscht, haben die heftigen Unterbrechungen gezeigt, die auf dem Parteitag in Weimar meine Darlegungen über die Polenfrage erfuhren. Ich vertnerfe das historische Recht überall, wo es mit dem Recht der lebenden Generationen in Widerspruch steht, lasse die Sprache nur dort als Anzeiger der nationalen Zusammengehörigkeit gelten, wo ihr der er- klärte politische Wille der Bevölkerung zur Seite geht und fordere im Fall der?kbst!mnyrng ganzer Provinzen für nationale Minderheiten, die in größeren Distrikten die Mehrheit bilden, das Recht, im alten Staatsverband zu ver- bleiben. Damit wäre ein grundsätzliches Programm für einen fchiedlichen Ausgleich mit den Polen gegeben, bei dem unsere deutschen Landsleute im Osten sicher nicht schlechter gefahren wären, als bei jeder nun zu erwartenden Regulie- rung. Mit dem bloßen Protest wird ihnen blutwenig ge- Holsen. Statt aber mich rubig anzuhören, hat man schon die bloße Erwähnung der Datsache, daß unsere großen Vor- känipfer Marr und Engels noch in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Wiederherstellung Polens in den Grenzen gefordert haben, die es v o r der ersten Teilung (1772) hatte, und daß auch heute noch die Sprachgrenze ziemlich dieselbe Linie einhält, mit stürmischen Zwischenrufen aufgenommen. Man begriff nicht, daß. um eine Frage richtig zu beurteilen, man die für sie in Betracht kommenden Tat- fachen und Gesichtspunkte wenigstens in ihren großen Um- rissen kennen muß. Eines muß man unseren Genossen indes als Entschuldigung zubilligen. Es ist so gut wie nichts ge- icheben, in bezug auf die polnische wie andere Fragen das deutsche Volk über deren wahre Natur und den Stand der Dinge aufzuklären. Mit wenigen rühmenswerten Ausnah- inen bat die deutsche Presse da vollständig versagt. Jin Wahn, damit patriotisch zu handeln, hat man die Tatbestände eher verdunkelt und so die geistigen Energien in Bahnen geleitet, wo sie nur Schaden anrichten können, statt den Blick dafür zu schärfen, wo deutscherseits wirklich mit Erfolg für Besserimg der Friedensbedingungen gearbeitet werden kann. * Nachwort der Redaktion i Wir geben im Interesse der freien Meinungsäußerung innerhalb der Partei den Ausführungen Eduard Bernsteins Raum, obwohl wir gegen ihren Inhalt den schärf st en Widerspruch erheben müssen, wie ja auch der Parteitag diese Gedankengänge fast einmütig abge- lehnt hat. Bernstein ? Theorien gehen zum großen' Teil von falschen Voraussetzungen aus, deren einige wir hier kurz berühren wollen. ES ist absolut unrichtig, daß nach den Wilsonschen 14 Punkten die Wiederherstellung der Grenzen Polen ? von 1772 ge- geben war. Punkt 13 spricht dem freien Polenreich„alle von unbestreitbarer Polenmchrheit bewohnten Gebiete� zu. Das Polen von 1772 war alles andere als ein rsiner Nationalstaat.
Paul Saösr:„Das Gesetz". Wallnertheatcr. Alte schwere Erinnerungen wurden wieder wach. Eriirne- rungen an daS Arbeitsr Berlin des Sozialistengesetzes, an jene Jetten schmählicher Verfolgung, die Bismarck , den Gewaltmenschen, so schlagend von der Ohnmacht seines allgewaltigen Gendarmen- aufgebots gegenüber dem entschlossenen Willen der Arbeiterschaft überführten. Die sozialdemokratischen Stimmen bei den Reichs- tagswahlen zeigten, nachdem die ersten Lücken, welche das Gesetz gerissen, nur erst gefüllt waren, unaufhaltsames Wachstum. Und wie sich immer dann auch in späteren Jahrzehnten die sozialistische Wählerschaft vermehrte, nie ist vielleicht die Stimmung gehobener und siegessicherer gewesen als in den letzten Jahren vor dem end- gültigen Zusammenbruch jenes grotesken feudal-militaristisch- bourgoisen Diktaturversuchs. Die damals erst recht in die Massen eindringende Marxsche Idee, daß der Kapitalismus durch die wachsende Entfaltung produktiver Kräfte, so wenig er e? weiß und will, selbst Vorarbeit für da? Kommen einer neuen, besseren sozio- listischen Gesellschaftsordnung leiste, ließ er den ersehnten Um- schwung nah erscheinen, erfüllte die Gemüter mit triumphierender Gewißheit. In unterirdischen Bergwerksgängen pochten viel tausend Hämmer rastlos an dem Werk, das auS-der Tiefe einst zur Sonne steigen würde— dies« Vision de» aus dem Kohlenrevier wandernden Agitators Stefan am Schluß von Zola ? unvergleich- lichem Arbeiterromane Germinal spiegelte nur wieder, was damals im Bewußtsein der Partei lebendiges Gefühl war. Man sah daS Morgen in hellem Glänze der Hoffnung vor sich liegen, und dieser Ausblick beschwingte alle Arbeit, die die Propaganda forderte. Für jeden, der im Namen de» Gesetzes in» Gefängnis mußte, war immer eine neue Kraft bereit. Fest hielt der heimliche Bund der ..Korporen", der zugleich den Bertrieb des verbotenen, in Zürich erscheinenden, durch die Organisation deZ roten Postmeisters über die Grenze geschmuggelten Parteiorgans.Der Sozialdemokrat- besorgte. In einfach schlichter Weise führt daS Stück det Genossen Bader Typen und Situationen jener Tage vor. In dem Stübchen de? klug bedachten, an der einmal gewonnenen Ueberzeugung dann aber auch um so unerschütterlicher festhaltenden Arbeiters Hubert Stein, mit dem schon halb ergrauten Haar, wird die frisch eingelaufene Sendung„Schweizer Käse", wie der Volksmund den Züricher „Sozialdemokraten" nannte, kuvertiert, wobei man auch daS Freiexemplar für den wohllöblichen Herrn Polizeiinspektor nicht vergißt. Auch ein paar dunkle Gestalten, von der Polizei geworbenes Spitzelgesindel, haben sich eingeschlichen und lauern auf die Opfer ihrer Denunziationen. Intimer skizziert ist daS Verhältnis Steins zu seiner. Frau, die, wenn sie auch in ihrem beschränkten Familienegoismus vom Kampf für die Partei nicht? wissen will, doch treu zu ihrem Manne steht, und daS Verhältnis zu dem jungen brauseköpfischen Sohn, der zum Bater mit Be. geisterung hinaufschaut. Bei dem Besuch von SteinS Bruder, der, aus der Provinz als Polizist nach Berlin gerufen, sich seiner Heldenstücke wider die Roten rühmt, gefy die Empörung mit
Durchaus irrig ist auch die Ansicht, daß die Sprachgrenze noch heute im großen ganzen mit der Grenze von 1772 parallel liefe, wie sie das auch schon 1772 nicht im mindesten getan hat. Westpreußey als Gesamtheit ist niemals ein überwiegend polnisch sprechendes Land gewesen, es hat sogar Zeiten gegeben, in denen es so gut wie rein deutschsprechend war; das Polentum ist großenteils erst in der Zeit der polnischen Herrschaft nach West, Preußen eingedrungen und dort ebensowenig autochthon wie das Deutschtum. Irrig ist auch der Glaube, daß irgend eine deutsche Politik es hätte erreichen können, daß statt Paderewski , der seit KriegSbeginn in Amerika während durch all die Jahre Wilsons Ohr hatte, Daszinskh oder Korfanty in Versailles tonangebend ge- worden wäre. Was«ine Separatverständigung mit Polen genutzt hätte, daS zeigt das dänische Beispiel, wo trotz der vorangegangenen Ver- ständigung Deutschlands mit dem neutralen Dänemark die Entente Tä venia rk eine Abstimmungszone aufzwingen wollte, an der es selber kein Interesse hatte. Das neutrale Dänemark war freilich stark genug, ein solches Danaergeschenk zurückzuweisen, aber wer kann sich im Ernste«in polnisches Ministerium vorstellen, welches ihm von der Entente ge- schenkte ostpreußische, westpreußische, poscnsche oder oberschlesische Gebiete ablehnt?! Die neue Parteifahne. Schwarz -weist-rot auf dem Misthaufe«. Mit entsetzlichen Grabgesängen, als ob der Anfang deS Weltuntergangs eingesetzt hätte, tragen die reaktionären Blätter den schwarz-weiß-roten Lappen, der bisher über dem Reich geweht bat, zu Grabe. Teils schimpfen sie in der Prosa, teils in.Poesie". wie der Kapitänleuinant Eberhard Kautter in der.Deutschen Zeitung", bei dessen Versen selbst ein alter Seebär die Seekrankheil bekommen kann. Aber ganz können sich die Reaktionäre von ihren Farben nicht trennen, sie proklamieren schwarz-weiß-rot jetzt als ihre Partei färbe. Die.Post' schreibt: Die schwarz-weiß-roten Farben werden jetzt zu Farben aller derer werden, die noch N a t i o n a l g e f ü b l genug haben, um in dem Flaggenwechsel in dieser traurigen Zeit eine schmähliche Kapitulation vor dem Auslande zu sehen. Uns kann das nur recht sein. In Frankreich hat einst Gustav Hervo, als er noch Revolutionär war, gedroht, er wolle die Trikolore auf den Mistbaufen pflanzen. Bei unS hat daS jetzt kein Revolutio- när mebr nötig. Die Reaktionären selber pflanzen die schwarz- weiß-rote Fahne a u f ihren Misthaufen, wo sie nun ihren passenden Play hat._
Die �rbsiterröte in öen Gemeknöen unü LanSkrelsen. Der Minister deS Innern Heine hat an den.Zentral- rat" in Berlin unter Bezugnahme auf eine Erklärung der Re- gierung in der preußischen Nationalversammlung eine Verfügung gerichtet und darin erklärt, daß die Gemeindevertretung als Trägerin der Selbstverwaltung selbständig darüber zu ent- scheiden habe, oib neben ihrer eigenen Tätigkeit die klontrolle de? Arbciterrats noch erforderlich erscheint oder nicht. Bezüglich der Zentralstellen der Arbeiterräte bei den Land- kreisen und Landräten mutz beachtet werden, daß der Landrat eine zweifache Tätigkeit ausübt, indem«r die Geschäfte der allgemeinen Landesversammlung im Kreise und als Vorsitzen- der des Kreisausschusses und des Kreistages die Kommunalver- waitung des Kreises führt. Nachdem die früheren Kreistage auf- gelöst worden sind und eine Neuwahl auf demokratischer Grundlage stattgefunden hat, muß die dargelegte Auffassung einer etwaigen weiteren Kontroll« der Gemeindeverwaltungen in gleicher Weise auf die Kommunalverwaltung der Landkreise An- Wendung finden, zumal da von dem neuen Kreistage innerhalb von 30 Tagen nach der Wahl eine Neuivahl des KreiSauSschusses
dem sonst so ruhigen Arbeiter durch; er bekennt sich selbst als einen der Verfolgten. Der Mittelaktz der sich um daS Verhör des von den Spitzeln angezeigten Stein durch den Polizeiinspektor gruppiert, schildert die korrupte Spitzelwirtschaft und die zynisch brutalen Praktiken in lebendiger Szenensteigerung. Das letzte Bild ist eine Haussuchung bei Stein, die vom Poli- zeiinspektor, einer in der Sozialistenhetze hervorragend bewährten Kraft, geleitet wird. Aber vergebens sind die Tricks und Kunst- stücke, durch die er die Familienglieder zu verwirren und zu be- lastenden Angaben zu bewegen sucht. Sogar der Bruder Stein?, der Polizist— hier schlägt das sonst in seinem Stil fast durch- gehends naturalistische Stück etwas in Theatralik um— kündigt. von Scham ergriffen, dem Chef den Gehorsam und stellt sich auf des Bruders Seite. Drobend erschallen von der Straße die Rufe der Genossen, als man den geliebten Führer und dessen Sohn zur Wache schleppt. Die von Ernst Rotmund inszenierte Aufführung zeigte durchgängig überraschend klare Rundung und Natürlichkeit. Sehr gut war insbesondere Eugen Klopfer in der schmucklos auf- rechten und so sympathischen Gestalt des Stein. Hans Schwei- k a r t als der trotzige Sohn und Alice Torning als Groß- Mütterchen. Stürmisch applaudierte das Publikum. (yonrad Schmidt.
EmpfinAungen beim Absturz. In der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden , erklärte H Haenel das Erlebnis des Absturzes. Nach der.Münch«- mer Medizinischen Wochenschrift" führt« er auS: Kletterer, die»ach einem Absturz mit dem Leben davonkamen, schildern in auftäMger Uebereinstimmung. daß während des Falles eine Menge Einzel- Vorstellungen, ja.ihr ganzes Leben" in raschester Bildfolg« und mit geradezu sinnfälliger Deutlichkeit vor ihrem inneren Auge vorbei- zog. Einen Gegensatz dazu bilden zahlreiche Berichte von Abstürzen mit dem Fallschirm auZ dem Ballon: sie lauten fast alle dahin, daß der Flieger auch in den Augenblicken der höchsten Gefahr vollständig das Bewußtsein seiner Lage behält und mit äußerster Anspannung von Willen, Beobachtungen und Energie das Verhängnis abzuwen- den sucht. Nichts bei ihm von phantastischen Erscheinungen oder Er- innerungen, sondern eine Berechnung aller Möglichkeiten und unter sicherem Arbeiten von Geist und Willen. Die Flieger zogen aus ihren Erfahrwngen den Schluß, daß jene früheren Absturzberichte fehlerhaft und trügerisch seien und auf.törichten Vermutungen" (Häufet) beruhten. Die? ist aber unberechtigt, wenn man beide Vorgänge nicht nur nach ihrer physikalischen Aehnlichkeit vergleicht, die sich als unwesentlich herausstellt, sondern nach ihren verschie- denen psychologischen Grundlagen. Beim Abstürze von der Felswand steht der Mensch der unmittel- baren Lebensgefahr in absoluter Hilflosiigkeit gegenüber; jeder Be» danke, mrt eigener Kraft etwas zu seiner Rettung tun zu können, muß verlöschen, noch ehe«r aufblitzen konnte, jede Willenshandlung muß von vornherein bei einem Fall ins Leere erfolglos fein. Das schafft «ine innere Lage, die praktisch einer Lähmung oder Ausschaltung de» Willens gleichkommt; und sowie dieser und die ihm zugeordnete Aufmerksamkeit schwinden, ist die Bewußtseinslage des Traumes gegeben; er hat mit dem Absturzerlebni» gemeinsam die unendliche Fülle der Bilder und den ganz unwahrscheinlichen Reichtum der
vorgenommen werden muß und auch vorgenommen worden ist Danach hat der Kreistag selbständig darüber zu entscheiden, ob neben seiner eigenen Tätigkeit die Kontrolle der Kommunal- Verwaltung des Kreises noch erforderlich erscheint oder nicht. Was eine etwaige Ueberwachung der L a n d r ä t« als Organe der Staatsregierung bei den Geschäften der allgemeinen Landesvcr- waltung angeht, so ist eine Aenderung der in dieser Hinsicht von der StaatSregwrung aufgestellten Grundsätze bisher nicht ein- getreten. Die durch diese Ueberwachung gegebenenfalls entstehenden Kosten sind daher nach dem Erlaß der Staatsregierung vom 16. No- Minder 1918 auf staatliche Fonds zu übernehmen. öas noch... Eine Blüte des Kaiserfimmels. AuS Gelsenkirchen wird uns ein 12 Strophen langes Gedicht von Herm. Dienst, dai dort von den Königstreuen als Flugblatt verbreitet wird, zugesandt. Wir geben davon eine Strophe zur Prob«: Man gebe uns den Kaiser, Sein Volk er achtet, liebt, Den Hobenzollern, weiser, Wie'« jubelnd ihn umgiebt. In Deutschland hochgeehret, Beschützt im Boterland Schuldlos er steht, verehret Schuld voll nur die Entente. Soviel Respett vor dem ehemaligen Kaiser hätten wir seinen Anhängern denn doch zugetraut, daß sie solch ungereimten Blödsinn in Reimen gegen ihn schamhaft in den Papierkorb geworfen hätten. Muß man denn vor der breiten Oeffentlichkeit dokumentieren, daß man da? Dümmste, was an Deutschen hetumläuft, zur Führung des Kaiserfimmel» zuläßt?_ „Helden de? Proletariats." Heute abend findet der erste Vortrag einer Vortragsreihe statt, die der frühere Rektor der Shcsfield University, Herr Wilhelm Nällenburg, im Auf- trage der Gesellschaft.Aufbau und Werden" in der Aula des Sophien-Gymnasiums, Weinmeisterstr . 16/17, über daS obige Thema abh.lt. Die Vcranftalhmgen beginnen abend» 7 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die ersten drei Abende umfassen einen theoretischen Teil: 1. Grundlagen, Hilfsmittel und Aufgaben der Geschichtswissenschaft. 2. Geschichtsphilosophie. 3. Sozialistisch« GesäiicktSauffaflung(Marx-Kautsky-Lenin). Im praktisch-historischen Teil, der weitere vier Abende umfaßt, werden folgende Themen bebandelt: 1. Spartakus und seine Zeit. 2. Da» Zeitalter de» Perikles . 3. HanZ Sachs. 4. Richard Cobdcn. Tie Reihenfolge der Abende ist folgende: Freitag, den 4. Juli sheute), Freitag, den 14. Juli Freitag, den 1, August, desgleichen die Freitage vom 15. und 2V. August sowie vom 12. und 26. Sep- tember. „Eine Kundgebung deS Offizierskorps". AuS Offizierkreisen wird uns geschrieben:„Namen berauS!!" Seit der Ver- öffentlichung im„Vorwärts" vom 29. Juni dorm, sind 5 Tage vergangen; wir haben keine Entgegnung gefunden.— Demnach ist festzustellen, daß die Kundgebung zumindest nicht im Namen aller Offiziere erfolgt ist. Ohne weiteres auszu- schließen sind die Offiziere der„Reichswehr", die ganz unmöglich von der Negierung„abrücken" können und die sinngemäß von der Nationalversammlung kz. B.!) keine„unüberbrückbare Kluft trennen" kann. Offiziere, die etwa jene Kundgebung an Hol- lands Königin und die Generalstaaten unterschrieben und gleichzeitig sich der bestehenden Regierung verpflicktet haben, setzen sich in Widerspruch zu sich selbst und täten gut, die Kon- sequenzen zu ziehen, denn„niemand kann zween Herren dienen"!— Die Vorbereitung der ReichStagSwahle». Der Unterausschuß de? Verfassungsausschusses für die Vorbereitung des Gesetzes über die ReichStagSwahlen, insbesondere hinsichtlich einer Ausgestaltung deS Verhältniswahlsystems, wird seine Ar- betten baldigst aufnehmen. Die Tätigkeit des VerfossungSaus- schusses wird sich demnach auch auf da» Wahlgesetz erstrecken.
inneren Erlebnisse m der kürzesten Zeitspanne. Füllen doch unsere selbst reichsten Träume, an der Uhr gemessen, oft kaum einen Zeit- räum von Sekunden aus. Wie beim Schlaf« und Traume allmäh. iich, so brechen beim Absturz plötzlich die Willensvorgänge ab; die Passivität, dort unwillkürlich, ist hier gewaltsam erzwungen. Dem- gegenüber besteht beim abstürzenden Flieger höchst« Zusammen- fassung der Willenskräfte, höchste Aktivität, weil er nicht hernmungS- und hoffnungslos der blinden Schwerkraft ausgeliefert ist, sondern über mehr oder weniger große Reste von Rettungsmöglichkeiten durch seinen Apparat verfügt. ES kommt also nicht auf den physikalischen Vorgang, sondern auf die besondere seelische Verfassung des Fallenden an. Diese lautet beim Kletterer: Lebensgefahr, die ich mit keinem Mittel abwenden kann! Beim stürzenden Flieger: Lebensgefahr, die ich mit allen Mitteln abwenden muß! Beim abspringenden Ballonbeobachter: keinerlei Lebensgefahr, sondern mir ein größeres Maß von Entschluß und Aufmerksamkeit! Auch der rasche Ueber- gang vom Vollbewußtsein unvermittelt zum Traumartigen ist nichts Unerhörte«: er ist uns aus den hypnago(tischen Halluzinationen bekannt als fast alltägliche Erscheinung. Daß der Abstürzende nicht wie der Schläfer allerhand wirreS Zeug„träumt", sondern eine filmartige Bilderfolge aus dem Inhalt seine« vergangenen Lebens, ist mahl daraus zu erklären, daß er dem Schlafenden nur in bczug auf die WillcnSIähmung, im übrigen aber doch einem Sterbenden gleichzusetzen ist. Und wie diese« den großen Marksteinen seines LebenS in langsamem Nachsinnen und Rückwärtsspinnen der Ge- danken nachgeht, so preßt sich derselbe naheliegende Inhalt bei jenem in wenige Sekunden und zugleich in die abnorme Bewußt- seinssorm der halluzinatorischen Anschauung zusammen. Diese Schnelligkeit des Ablaufes ist auch wohl der Grund, daß all« schmerz. lichen, betrübten oder schwermütigen Effekte von Trennung und LebenSabschied nicht aufkommen, weil sie zu ihrer Enthaltung längere Zeit brauchen, sondern daß die Abstürzenden ihren drohen- den Tod alz schmerzlos indifferent mpsnKden. Der namhafte Dresdner Irrenarzt Dr. Ganser entgegnete hierzu:... Mit Recht stelle der Vortrvgende einen wesentlichen Unterschied des Vorgangs beim plötzlichen Unfallabsturze und beim vorbereiteten Fliegerabsturze fest. Bei jenem spiele der Schreck, bei diesem die Unerschrockenheit die maßgebende Rolle; dort Läh- mung, hier Erregung mit ihren entgegengesetzten Wirkungen auf den psychomotorischen Apparat. Der Einfluß auf die Aufmerksamkeit sei gewiß von Bedeutung, bringe aber das filmartige Abrollen der Lehenserinnerungen dem Verständnis nicht näher; hier spielten wohl physiologische Vorgänge, die. wir nicht kennen, eine Rolle. Uelwigens sei nicht jeder Unkallahsturz mit diesem.Erlebnis' ver- Kunden, wie er aus eigener Erfahrung wisse....
Notizen. — Da» letzte unvollendete Werk von Kant, da« sog. Opu« poetkumum, in dem grundlegende, zumteil wegweisende Andeutungen über die Fortsetzung der kritischen Philosophie in der von Kernt inS Auge gefaßten Richtung gemacht sind, soll nunmehr durch eine in langjähriger Arbeit vorbereitete Ausgabe von Prof. Dr. Adickes-Tübingen endlich zu seinem Recht kommen. Die Kant- Gesellschaft läßt eine dringliche Aufforderung zur Subskription auf jenes Werk ergehen. Für die Mitglieder der Gesellschaft, auch für die jetzt erst beitoetenden, find Vorzugspreise vorgesehen. AuS- kunjt erteilt Dr. Arthur Aebert, Berlin W. is, Fasanenstr. 45.