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Nr.339.36.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 15190-15197.

Sonnabend, den 5. Juli 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 117 53-54.

Revolutionäre Vorgänge in Italien  .

Der Eisenbahnerstreik im Westen.

Die nächsten Aufgaben in der Friedensfrage.

Von Eduard Bernstein  .

2. Wie Verbesserungen zu erreichen sind. Ueber eines vor allem muß man sich flar sein. Sind die

Amsterdam  , 5. Juli. Laut ,, Telegraaf  " meldet ,, Times" aus Mailand  : Die Erregung der Bevölkerung über die Teuerung breitet sich von den Distrikten Foa Romagna, Hannover  , 5. Juli. Zur Streiflage teilt der Deutsche  Emilia und von Toscana aus allmählich über die anderen Eisenbahnerverband mit: Zurzeit ruht der Betrieb im all­Provinzen aus und hat hier und da zu ernsten Unruhen gemeinen. Nur einzelne Züge verkehren noch. Dem Vernehmen geführt. In Imola   bei Bologna wurden drei Personen ge- nach wird von heute mittag an alles still stehen. tötet und viele verwundet. Die Gewalttätigkeiten und Plünde- Wie ein Mittagsblatt meldet, beabsichtigt die Regierung gegen rungen nehmen in der Romagna   und Emilia einen ernsten den Terror der streikenden Eisenbahnarbeiter in Frankfurt   a. M. Bedingungen des Pariser Vertrags das Gemisch von Nieder­Charakter an. Die Macht ging nahezu voll- vorzugehen, wenn sich die Lage nicht bessert. Das Blatt will wissen, tracht und Staubgier, als das die übergroße Mehrheit der deut­ständig in die Hände der örtlichen Sozialisten- baß über Frankfurt   der Belagerungszustand verhängt schen Zeitungen sie dem deutschen   Bolf schildern, nun, so sind gruppen und der republikanischen Vereini. wird. Die Truppen der Reichswehr haben den Auftrag erhalten, die Hannibalschwire unserer Militaristen und Nationalisten gungen über. Sie haben die Kontrolle über den Ver- den von den Streifenden besetzten und abgesperrten Bahnhof zum mindesten zu verstehen, so politisch töricht sie sind. Auch fauf der Lebensmittel übernommen. Agenten dieser Bereini. reizumachen, nötigenfalls unter Heranziehung auswärtiger wird man mit Verboten herzlich wenig gegen fie ausrichten.

Verstärkungen.

gungen mit roten Binden um den Arm haben auf den Wie die Frankfurter Zeitung  " meldet, wurde in einer Ver­Wegen nach der Stadt Posten gefaßt, halten die Bauernwagen sammlung des Allgemeinen Eisenbahnerverbandes vollellebereinstim­an, seben die Lebensmittelpreise fest und beaufsichtigen den mung aller Anwesenden über die Wiederaufnahme der Markt. Diese Agenten nehmen auch alle Automobile, die fie auf Arbeit erzielt. Verschiedentlich soll am Bahnhof an Lokomo­treiben können, in Beschlag, begeben sich damit auf das platte tiven Sabotage verübt worden sein. Es wird auch gemeldet, Land und requirieren überall. Die Preise sind ungefähr daz versucht wurde, die Bewegung politisch auszumünzen. auf die Hälfte herabgesett. Alle Bevölkerungsklassen Gine Entschließung forderte mit aller Entschiedenheit den Abbau unterstüten diese Bewegung. der Lebensmittel- und Bedarfsmittelpreise.

Die Meldung frägt die flar erkennbare Prägung des eng. lischen Kapitalistenblattes, das versucht, den ernsten Vorgängen lediglich eine tumultuarische Bedeutung beizumeffen. Dem widerspricht, daß politische Gruppen, sozialistische und republika­nische Organisationen, die Macht in die Hände genommen haben. So sicher anzunehmen ist, daß die Lebensmittelnot von ent­scheidendem Einfluß auf die Unruhen ist, so ist doch nicht zu verkennen, daß die Bewegung auch einen ausgesprochen politi­

schen Charakter trägt.

Waffenstillstand im Baltikum  .

Abmarsch der deutschen   Truppen. Berlin  , 4. Juli. Der Pressebeirat der Deutschen Gesandi­schaft in Riga   teilt mit:

Eine österreichische Note.

Mündliche Verhandlungen gefordert. Haag, 5. Juli.  ( HN.) Aus Paris   wird gemeldet: Die österreichische Delegation hat am Donnerstagbormittag eine Note an den Se­fretär der Friedenskonferenz Dutafta gerichtet, der nach Empfang dieser Note zu längeren Beratungen nach St. Germain veiste. Die österreichischen Delegierten behaupten, daß einige der ihnen vor­gelegten Bedingungen praktisch undurchführbar seien und fordern die Gröffnung mündlicher Verhandlungen, um diese Bestimmungen durchzuberaten. Sie beklagen sich über die unglück­liche finanzielle Lage Desterreichs und erklären, daß Oesterreich so sehr der Mittel beraubt worden sei, daß es außerftande wäre, die Kosten für die erften Lebensbedingungen aufzubringen. Die Bevölkerung werde dadurch zur Arbeitslosigkeit verurteilt. Die Anzahl der Arbeitslosen in Wien   allein betrage schon 300 000. Die Kommission für die Redaktion des Vertrages ist bereits im Bejiz der letzten Artikel, so daß der Vertrag bereits in der nächsten Woche der Delegation überreicht werden kann.

Odessa   genommen.

Will man diese für Deutschlands   innere und äußere Lage so schädliche Agitation ernsthaft bekämpfen, so bequeme man sich dazu, in bezug auf jene Bedingungen einen etwas anderen Ton anzuschlagen, bei ihnen auf Grund fachlicher Kritik zwischen not­wendig und nicht notwendig zu unterscheiden.

Ich habe in Weimar   erklärt, daß der größte Teil dieser Be­Dingungen- ob neun oder acht Zehntel ist Nebensache- Not­wendigkeiten sind, und halte das aufrecht. Sie sind zu­meist unabweisbare Notwendigkeiten geworden, nachdem Deutschland   sich, allerdings unter dem Zwang der Not, auf die Wilsonschen 14 Punkte festgelegt hatte, was die Verpflichtung zur Wiedergutmachung der verursachten Kriegs­schäden einschloß. Gewiß fleht in dieser Frage manches von Deutschlands   Seite gefehen anders aus, als es sich von drüben her darstellt, und niemals ist es mir eingefallen, alles, was man in Paris   diftiert hat, in Bausch und Bogen gutzuheißen. Ich fordere nur, daß man da mit Vernunft urteilt. Nicht den drüben Regierenden zuliebe, sondern im Interesse des deutschen   Volkes, das gerade darüber unterrichtet sein muß, woran es ist.

So sehr die Antwortnote der Alliierten auf die Bemerkun­gen der deutschen   Friedensdelegation zu den Friedensbedingun gen und die Mantelnote dazu an verschiedenen Stellen der ritit offen find, so läßt sie doch als Ganzes deutlich erkennen, aus welchen sehr realen Bedürfnissen und von Deutschland   als berechtigt anerkannten Ansprüchen heraus die Mehrzahl der Am Donnerstag mittag ist an der lettisch estnischen Front Forderungen erwachsen sind. Weiterhin ersieht man aus ihnen, ein Waffen stillstand in Kraft getreten, der die militärische und das ist das Wichtigere, daß ein wesentlicher Teil der als Bage eingehend regelt. Alle Feindseligkeiten sind ein estellt, besonders drückend beurteilten finanziellen und wirtschaftspoliti. Die tefte deutscher Truppen, die noch in Lettland   stehen, schen Bestimmungen des Friedensvertrages gar nicht als berlassen Riga   bis zum Nachmittag des 5. Juli, und das fategorische, sondern als dispositive Vorschriften zu ganze and sobald als möglich. Eine Vorwärtsbewegung verstehen sind, die noch der näheren Festsetzung durch Aus­dürfte nur noch im Notfalle entsprechend den Friedensbe= Bern  , 4. Juli. Nach dem Ukrainischen   Presbureau führungsbestimmungen unterliegen, wobei Deutsch­dingungen gegen bolschewistische Truppen stattfandte General Gregoriem dem Kommandanten der gegen die lands Nachweise über seine Leistungsfähigkeit Berücksichti­finden. In Riga   bleiben geringe Bachen zur Durchführung Bolschewisten kämpfenden russischen Truppen folgenden Funk- gung finden sollen. Das eröffnet aber die Aussicht auf deswehr zieht sich bis Sonnabend nachmittag hinter die Düna   zurüd, ſpruch: Nach blutigen Kämpfen haben meine Truppen Odessa   die Möglichkeit, tatsächlich erdrüdende Lasten mit Erfolg abzu­während die Esten in ihren errichteten Stellungen verbleiben. genommen, wo sie mit unbeschreiblichem Jubel empfangen wahren. Es ist mit Unterzeichnung des Friedensvertrags noch Zwischen Riga   und Libau   wird der ungehinderte Verkehr frei wurden. Die vollständig demoralisierten Truppen Rafowsths sind nicht alles verloren. Biel   hängt bei der endgültigen Regelung auf der Flucht. Wenn die Alliierten die Offensive über den der Einzelfragen von dem Vertrauen ab, das die deutsche gegeben. In Riga   und Libau sezt die Entente Gouber­neure ein, die in Gemeinschaft mit den Betten die Verwal Dnjestr   wieder aufnehmen, hoffen wir, mit ihnen zusammen Republik   in ihre Angaben und den Geist ihrer Politik sich zu erwerben versteht. In dieser Linie liegen die nächsten Aufgaben tung übernehmen, wobei die Engländer die Zivilverwaltung, unserer Friedenspolitik. Mit Schreien und Toben, mit den die Amerikaner die Militärverwaltung übernommen habeл. superlativischen Kraftausdrücken, in denen sich leider auch Der frühere Ministerpräsident Ulmanis   wird sich nach Riga  Blätter ergehen, von denen man Besseres erwartet hätte, werden

des Abtransportes deutschen   Heeresguts. Die lettländische Lan­

hören werden.

tämpfen zu können.

Königstreues Gesindel.

Methode des Ableugnens nun einmal nicht aus der Welt zu Dazu gehört dann auch der endgültige Verzicht auf die schaffender Verantwortungen. Es ist ein Wahn, wenn man glaubt, durch Ableugnen der deutschen   Sadje nißen zu können. Das Gegenteil ist der Fal.

Begeben, um dort mit Vollmacht des Volksrates das vorgesehene Biebliche Zustände scheinen in dem ostpreußischen Reidenburg fie sicher nicht gefördert. Die deutsche Staatskunst hat die Soalitionsfabinett zu bilden, dem außer 7 Betten feiner Gruppe su herrschen. In der bortigen Neidenburger Zeitung" erschienen schwere, aber nicht von vorneherein aussichtslose Aufgabe, eine voraussichtlich 3 Deutsch- Balten und ein Jude oder Russe ange- vor etwa sechs Wochen Inserate, die zum Schuße Wilhelms II. möglichst günstige Gestaltung der Ausfüb­aufforderten, also offensichtlich reaktionäre Tendenzen verfolgten. rungsbestimmungen zu dem Friedensvertrag zu er In Libau   hat die Neuordnung der Dinge unter Zeitung der als Gegenstück hierzu erließ der dortige sozialdemokratische Berein langen. Soll sie erfolgreich gelöst werden, so ist dabei nament­Entente bereits zu einem neuen konflikt geführt. Die ein Inserat über das Buch Wilhelm der Lezzie". Die Folgen fich die Entfaltung einer Eigenschaft erforderlich, die man bei russischen. Kontingente der Landeswehr, die dort die Ordnung waren für unsere dortigen Genossen geradezu fürchterliche. As fo vielen unserer Landsleute schmerzlich vermißt: Takt. Nur aufrecht erhalten, haben erklärt, daß sie sich dem bisher in Hel- dem dort stationierten Dragoner- Regiment 10, 4. Estabron, miß- weder freischen oder kriechen zu müssen. Beides ist in gleicher bei einer anderen Gelegenheit mehrere Ziviliften grundlos von zu viele Deutsche glauben, wenn sie nicht aufpochen können, eni­fingfors weilenden Judenitsch unterstellen, der als Vertrauens­mann des Admirals Roltshat gilt. Angeblich sind in Libau   handelt und eingesperrt wurden und deshalb in der Bevölkerung Weise vom Uebel. Eine ruhige, mit Taft geltend gemachte russische Fahnen gehißt worden, und es soll dabei zu Rei große Beunruhigung entstand, begaben sich der Vorsitzende des Festigkeit führt am ehesten zum Ziel. Parteivorstandes Faud zu dem Rittmeister der 4. Estabron, bungen mit lettischen Truppen gekommen sein, die von der b. Massow, von dem er jedoch unter Butausbrüches nicht zum Entente ausgerüstet und von französischen   Instrukteuren ein Wort gelassen wurde; auf dem Rückvege wurde er von Dragonern erergiert werden. Die Proflamation des Grafen Gol, burch überfallen und schwer mißhandelt. In der gleichen Zeit wurde die er über Riga   das Standrecht verhängt und einen deutschen   gaud von kommunistischer Seite mit dem Tode bedroht. Obwohl Militär- Gouverneur eingefeßt hat, ist durch die Bestimmungen des dieser Brief an den Bürgermeister Kuhn gelangte, dachte dieser Waffenstilstandes überbolt und außer raft gefest, che Waffenstilstandes überholt und außer Kraft gefest, che die ven amtlicher deutscher Seite veranlaßten Erhebungen über nicht daran, den verlangten Schutz zu gewähren, so daß eines Tages die ben amtlicher deutscher Seite veranlaßten Erhebungen über Faud aufs neue während seiner Dienfttätigkeit als Stadtsekretär diefes Vorgehen zu einem Abschluß gelangt waren. überfallen und aufs schwerste mißhandelt wurde. Aehnlich ging es anderen Genossen in der Stadt, deren man trok gröblichster Aus­fchreitungen der militaristischen Ramarilla die Aushändigung einer Schußwaffe verweigerte. Es ist höchste Zeit, daß hier feitens der Regierung auf das energischfte eingeschritten wird und die er­forderlichen Verfahren wegen versuchten Mordes bgt. Totschlags eingeleitet werden. Die ostpreußische Bevölkerung ist nicht gewiät, sich von den täglichen Resten des monarchischen Gesindels, das scheinbar unbekümmert sein Unwesen treiben darf, weiterhin terro­rifieren zu lassen. Naschestes Gingreifen ist bringend geboten,

Die Rückkehr Wilsons. Ankunft in Hoboken   am Dienstag. Saag, 5. Juli.  ( 5.N.) Wilson wird am Dienstag nach mihag Uhr in Soboten autommen.

Hundstagsrevolutionchen in Beru. Lima  ( Berar), 4. Juli. ( Reutermeldung.) Freitag morgen ist eine Resolution aus gebrochen Bräsident Parde und das Kabinett wurden ge­fangen gefent

Profeffor Friedrich Wilhelm Förster  , der als erster Gesandter der bayerischen Republik in der Schweiz   Erfah­rungen darüber gesammelt hat, wie in der maßgebenden öffentlichen Meinung des Auslandes die Frage der Verant­wortungen beurteilt wird, schreibt in einem sehr lesenswerten, als Flugschrift erschienenen Auffak Bur Beurteilung der deutschen Kriegführung"( Charlottenburg 2, Adler- Druckerei), nachdem er einen Teil jener deutschen   Maßnahmen geschildert hat, denen wir einige der drückendsten Friedensbedingungen verdanken:

Roch ist bas beutsche Bolt mit dem König Debipus zu ber­gleichen, ber nicht fah, daß von ihm die est ausge gangen tt. Mögen die geistigen Führer Deutschlands