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vsrbitiernd wirkte, nämlich daß die Ratsuchenden öon einer Stelle zur anderen gewissen wurden. Die mit den Kriegsgefangencn-Angelcgenheiten befaßten Behörden haben im Bereich des Möglichen das geleistet, was unker den gegebenen Verhältnissen als notwendig und durchführbar bezeichnet werden kann. Die Rsichsregierung hat aus eigener Entschließung die hierzu erforderlichen Mittel bereitgestellt, und wenn es auch nicht möglich sein wird, allen von den Heimkehrern gestellten An- sprächen zu genügen, so ist es zweifellos mehr, als diese selbst von dem verarmten und niedergebrochenen Vaterland erwarten konnten.

Im Staatsrat... Unabhängige Theorie nnd Praxis. Das Referat des unabhängigen Theoretikers Rudolf Hil- ferding überSozialifierung der Industrie" hat auf dem zehn- ten Gewerkschaftskongreß allseitigen lebhaften Beifall gefunden Mit Recht! Es enthält eine ganze Reihe beachtenswerter An- regungen und sieht im übrigen in keiner Weise an den Schwie- r i g k e i t e n vorbei, die sich der Sozialisierung in der jetzigen un- günstigen Situation entgegentürmen. Hilferding betont, daß wir in dem Industrieland Deutschland nicht so vorgehen können wie in einem reinen Agrarland: Wir müssen sozialisieren unter gleichzeitiger Aufrecht- erhaltung des ganzen Umfange e der Industrie. Jede Unterbrechung der Produktion würde für breite Schichte» bereits den Hungertod bcd«lten. Die Sozialisierung darf also nicht eiahergehen mit einem Rückgang der Produktion.... In der gegenwärtig» schwierigen Lage müssen wir offen sagen, daß die Sozialisierung keine sofortige Verbesserung der Lage der Arbeiterklasse bedeutet. Dcsbalb kommt für uns auch nur der organische Aufbau der sozialistischen Gesellschaft in Frage. Tie Sozialisterung darf für die Arbeiterklasse nicht nur eine Messer- und Gabelfrage fem. Ohne Begeisterung läßt sich der Sozialis- mus nicht durchführen, mit Lohnfragen allein läfit sich keine Be­geisterung schaffen. Sehr richtig, aber warum spricht man so nur vor einem Kongreß von geschulten, alterfahrenen Funktio- n ä r e n? In den Volksversammlungen, vor der breiten Masse fetzt Radikaler, vor dem g. November vielfach ganz Indifferenter oder gar Gelber, da tönt es ganz anders von schwadronierenden Redensarten, und ein Mehrheitssozialist, der Hilferdings Dar- legungen vor einer Unabhängigen-Vcrsammlung wiederholte,.der würde niedergebrüllt und ausgepfiffen werden. Keine Messer- und Gabelfrage nicht allein eine Lohnfrage" wie oft ist da» hier ausgeführt worden, wie oft haben wir mit dieser Begründung vor wilden Streikbewegungen ge- warnt, die freilich von den Unabhängigen lebhaft geschürt und gefördert wurden l Wenn wir das sagten, dann waren wir Arbeiter Verräter und Kapitalssöldlinge! Der Unterschied zwischen uns und den unabhängigen Führern ist nur der, daß wir uns auch trauen, unsere innere Ueberzeugung a�lch vor der Masse auszusprechen, während jene zwar innerlich genau dasselbe denken, aber in Presse und Versammlung mit der verlockenden und alles verheißenden A g i- tationSphrafe agitieren, während ihre eigentliche Wissenschaft- ltche Ueberzeugung nur alle Jahr einmal im Glashause einer geistig besonders hochstehen-den FimkktümärStagnng ausgestellt wird.

Nochmals: DieEnthüllungen öer Zreiheit". Das Wichtigste wird verschwiege»! DieFreiheit" polemisiert gegen uns, weil wir zu ihren Ent- hüllungen kein Vertrauen gehabt und gleich den Unrfkaid betont haben, daß das unabhängige Organ trotz seiner R-tesenuterschrist einen Zusammenhang zwischen dem Treiben der Herren Kreufch, Fahrendorff usw. und der Regierung nicht nachgewiesen hat. Daß unsere Auffassung daß Richtige traf, das beweift die in unserer Sonntag-MorgenauSgabe veröffentlichte amtliche Darstellung, aus der hervorgeht, daß die zuständigen Regierungsstellen nicht nur mit Herrn Kreufch und Genossen nichts zu tun, sondern ihnen auf das

gründlichste daS Handwerk gelegt haben. Diese amtliche Feststellung wird in derFreiheit" bezeichnenderweise totgeschwiegen. Die Freiheit"-Leser dürfen nicht erfahren, daß Oer Vertreter Noskcs, Genosse Bernhard Rausch dem Bureau Fahrendorff jede Bc- tätigungsmöglichkeit in Hamburg unterbunden hat, sie dürfen nicht erfahren, das Genosse S e v e r i n g als Zivilkommissar im Ruhr- gebiet Herrn Fahrendorff auf die gleiche Weise behandelt hat. als dieser versuchte, seine Tätigkeit nach dort zu verlegen. Statt dessen behaupiet dieFreiheit", w i r führten die Oefsentlichkeit irre! Eine seltene Dreistigkeit und Schamlosigkeit, wenn mau selier die wichtigsten Tatsache» einfach unterschlägt, Tatsachen, die allerdings sofort die große Sensationsblas« derFreiheit" zum Platzen bringt! Auf unsere beiden Fragen hat dieFreiheit" nicht geantwortet. Sie gingen dahin, ob dieFreiheit" offen und unzweideutig er- klären will, daß 1. keine geheimen Verschwörungen mit dem Ziel bewaffneten Aufstandes besten, und£> 2. es keine unab­hängigen und kommunistischen Spitzel in Regierungsstellen und Truppenteilen gibt. Wir stellen die Frag« nochmals. Die neue Stäüteorünuny fertlgyeftells. Bis zur Einführung ein Notgefetz. Im Ministerium des Innern ist der Entwurf einer neuen Städteordnung fertiggestellt. Er wird nach Uebcrprüiung durch Sachverständige veröffentlicht und der Landesversammlung in den ersten Sitzungen noch den Sommerferien vorgelegt. Außer strikter Durchführung demokratischer Grundsätze wird sie vor allem der wirtschaftlichen Initiative der Städte weitesten Spielraum lassen. Da aber trotz aller Beschleunigung 6 Monate bis zum Inkrafttreten der neuen Städteordnung vergehen werden, ist der Landeöversammlung ein neues Notgesetz, das gleichzeitig die Verfassung der Landgemeinden, Kreise und Provinzen regelt, unter- breitet. An seine Spitze ist die Einführung des allgemeinen gleichen Stimmrechts in den Gemeindeversammlungen sowie eine Er- Weiterung des Kreises der Stimmberechtigten gestellt. Bis zum 81. August d. I. ist die Neuwahl der unbesoldeten Gemeindevorstandsmitglieder und Kreisdeputierten durchzuführen. Aufgehoben sind die Bestimmungen, nach denen Verwandte, Ver- schwägerte oder Gesellschafter offener Handelsgesellschaften nicht gleichzeitig Mitglieder der Gemeindevertretung und de? Gemeinde- Vorstandes sowie Stadtverordnet« nicht zugleich Magistratsmitglieder sein dürfen. Dem neuen Geist unseres Staatslebens entspricht, daß die Amtsvorfteher nicht mehr von obenher er- n a n n t, sondern von der Gemeinde gewählt, durch den Oberpräsidenten nur bestätigt werden. Neu zu'wählen sind auch, und zwar nach dem Verhältniswahlsystem die Deputationen /ud Kommissionen m den Gemeinden und Kreisen, die Mitglieder des ProvinzialrateS und des Bezirksausschusses sowie ihre Stellver­treter, und zwar, um jedem reaktionären Verschleppungsversuch vorzubeugen, auf der ersten Tagung des neugewählten ProvinzialauSschusses. Die Sitzungen jeglicher Gemeindeversammlungen sind von nun an, auSge- nommen in besonderen Fällen, öffentlich. Di« beschränkte Oefsentlichkeit, die in den Provinzen Rheinland , Wesffalen und Hannover bestand, ist zur unbeschränkten erweitert. Einige prak- tische Abänderungen der Verordnung über die Wahlen zur Natio­nal- und Landesversammlung, soweit sie bisher für die Gemeinde- Wahlen galt, vervollständigen daS Zwischengesetz. Alles in allem hat der Minister des Innern, Genosse Heine, einen Boden geschaffen, von dem aus ein freiheitlicher, neuzeitlicher Aufbau der Gemeinden und Städte stattfinden kan» und wird. Neue Verhaftung im Falle Emonts. In Siegburg ist, wie eine Nachrichtenstell« mitteilt, die Braut des entflohenen Bank- beamten EmontS verhaftet worden. Emonts hat sich mft der Dame, welche die Tochter eines höheren Offiziers ist, vor einiger Zeit verlobt, und die Behörde behauptet, daß der bekannte Brief- Wechsel durch die Vermittlung seiner Verlobten vorstatten ge- gangen ist.

Auch in der Oefsentlichkeit ist hin und wieder der Ge- danke ausgetaucht, dieser kurze Aufenthalt im OurchgangS- lager sei eine militärische Maßnahme, die von den Heim- kehrern als lästig und von der Heimat als unnötig betrachtet werden müsse. In diesem Zusammenhang fällt das Weit Ouarantänelager", welches bei den Heimkehrern Unbehagen erweckt. Einer solchen Auffassung muß entgegengetreten werden, damit der Heimkehrer nicht sich selb st schä- d i g t dadurch, daß er sich diesem kurzen Ausenthalt entz-eht und später gezwungen ist, unter erschwerten Verhält- nissm seine Ansprüche vorzubringen und seine Entlassung herbeizuführen. Ohne ordnungsmäßige Entlassung aber findet er bei keiner Gemeinde Unterstützung. Der Heimkebrer erhält bei der Entlassung einen Ent- lassungsanzug, 50 M. Entlassungsgeld und die Gebühr- nisse für die Dauer von 8 Wochen im voraus. Der Heimkehrer hat also sofort einen Betrag von einigen Hundert Mark in der Hand, so daß er in den ersten Tagen keiner Not ausgesetzt ist. Er erhält einen Frei- f a h r t s ch e i n bis zu dem Ort, wohin er entlassen werden will und scheidet, sofern er nicht im Heeresdienst zu verblei- bcn wünscht, bei dem Verlassen des Durchgangslagers e n d- gültig au? dem Heeres dt en st aus. Nun setzt die von der Neichsregierung vorbereitete Für­sorge für die heimkehrenden Kriegsgefangenen ein. Die mit dieser Fürsorge beauftragte Reichszentral stelle für Kriegs- und Zivilgefangene hat eine das ganze Deutsche Reich umfassende Organisation geschaffen, die den NamenKriegsgefangenenheimkehr" trägt. In allen Orten, von der größten Stadt herunter bis zur kleinen Land- gemeinde, befindet sich eine Kriegsgefangenenheimkehr- stelle, die aus Vertretern der Kommunalverwaltung und der Jnteressenverbände zusammengesetzt ist. Jede örtliche Kriegsgefangenenheimkehrstelle wird von dem Eintreffen der Heimkehrer aus dem Durchgangslager telegraphisch in Kenntnis gesetzt. Kein Heimkehrer wird künftig ratlos aufdemBahnhof stehen, sein Hnterkomtnen ist vorbereitet. Die Kriegsgefangenenheimkehrstellen arbei- ten mit Reichsmitteln. Im engsten Einvernehmen mit den Jnteresfenverbänden, welche vertreten sind durch denVolks- bund zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefange­nen", dieReichsvereinigung ehemaliger Kriegs- und Zivil- gefangener" und demReichsbund der Kriegsbeschädigten und ehemaligen Kriegsteilnehmer", sowie mit den Arbeits- nachweisen und den Vertretern der Gewerkschaften, des Ar- beiter- und Bürgerrates, werden die Heimkehrer soweit als möglich den offenen Stellen, soweit nicht möglich der Erwerbslosenfürsorge, und falls sie kriegsbeschädigt sind, der Kriegsbeschädigtenfürsorge zugeführt. Da nach den bestehenden Verordnungen den Kriegsgefan- genen nur unter bestimmten Voraussetzungen die Löhnung vom 20. Noevmber 1916 ab zusteht und diese zum großen Teil berefts den Angehörigen schon ausgezahlt ist, hat die Reichsregierung einen Betrag von 159 Millionen Mark bereit- gestellt, um den Heimkehrern durch wirtschaftliche Beihilfe die Wiedereingliederung in das Erwerbsleben zu erleichtern. Die Verteilung dieses Betrages ist den Kriegs gefan» genenheimkehr-stellen, welche losgelöst von jedem behördlichen Zwang arbeiten, übertragen. Sie sind in der Lage, schnell und wirksam zu helfen. Die Grundsätze, nach denen die Bewilligung dieser Beihilfen erfolgt, sind von der Reichszentral- stelle für Kriegs- und Zivilaefangene in Gemeinschaft mft sämt- lichen Jnteresseuverbänden der Kriegsgefangenen nach durchaus sozialen Gesichtspunkten aufgestellt. Die Kriegsgefangenenheim- kehr-Stellen sind ferner damit beaustragt, alle Ansprüche der Heimkehrer bei den amtlichen Stellen zu vertreten und sich für die schnellste Durchführung einzusetzen. Dadurch, daß für jeden Heimkehrer nur eine einzige Stelle zuständig ist(in Berlin , Schloßplatz 1; Vororte haben eigene Heimkehrstellen), wird vermieden, was ftüher stark

Die neue Welt. Ja, als wir dazurnalen In 8c« gefahren find...l Wie flogen unfre Schalen I Wie blies der gute Wind I Bis in dem Sturmgebraue Die ferne uns zerfiel. Wir fuhren in das Braue Und irrten ohne Ziel. Doch muß man noch verhdnd'gen, Wie es Columb geschah f 6r suchte Rinterindttn Und fand Hmertha. Hans Bauer.

Kriegsgeräte- Schicksal. Bon Fritz Karstadt. Die ganze Welt hatte vier Jahre an Mordwerkzeugen g«. arbeitet. Di« Dinge häuften sich, und wenn auch ein Teil von ihnen selbst Mittel zur Bermchtung der eigenen Vernichtung be- siimmungsgemaß anheimfiel, so war es doch nicht möglich, sie aus einmal so gründlich aus der Welt zu schassen, daß nichts mehr übrig blieb. Sie hatten wohl gründlich gedient. Millionen Menschen restlos auszulösen, aber ihrer eigenen Auflösung stellt sich die eigen« widerspenstigere Materie entgegen. Aber nun waren die Dinge einmal da und sollten auch nach dem Kriege einen Zweck erfüllen. Sollten eS kurzerhand sozusagen vergessen, daß sie. dazu gebaut waren. Menschen recht schrecklich und grausam zu töten: Die Gra- nate stellte sich auf den Friedenszweck ein. Ihr abscheuliches Innere, die blinkende Zündladung-kapfel, früher das Herz des Todes, wurde zur sanftläutenden Tischglocke, zur schrillenden Alarm- kling ei, zum Stimmträger für die Weckeruhr. Mit erfinderischer Hingabe hat sich die Industrie dieser Umwandlungen angenommen. Sie hat gewisse Arten dieser ZündladungSkapseln zu Cachierungen für elektrische Beleuchtungskörper verwandt und die kleinen Sprengkapseln in Steinbrüchen und Bergwerken in Gebrauch ge- nommen. Aus den Kcrrtuschenbeuteln, den kleinen Säckchen, die für die jeweils zu verstärkende Geschützladung bestimmt waren, werden den Puppen Kleider gemacht. Es ist das ein ganz dünner, einfacher Baumwollstoff, der für keine Kleidung irgendwie Ver- Wendung finden kann. Man fertigt daraus auch Puppenbälge und Spielbälle, da es sich durchweg nur um kleine Stücke handelt, die aber in großer Masse auf Lager waren. Verhältnismüßig leicht war eS, so mit den Kleinigkeiten fertig zu werden. Irgendeine Nichtigkeit läßt sich aus einem Schräublein, aus einem Bolzen immer herauSlonftruieren, und wenn es nicht ander« geht, dann erfindet man eben etwas Neues, macht Brief-

beschwerer aus blankgeputzten Gewehrkugeln oder aus einem dicken, unförmlichen Zünder. Schwierig wird die Sache nur, wenn es sich um die großen Maschinen des Krieges handelt. Wie man am zweckmäßigsten die übrigen Geschütze oder einzelne Teile von ihnen verwendet, ist nie- mand noch so recht klar geworden. Durch Frankreichs armen, blut» gekränkten Boden aber ziehen jetzt die Tanks in friedlicher Arbelt ihrer Wege. Das Land, das unter ihrer Riesenschwere, unier den Erdfontänen erplodierender Granaten zerstört wurde, das sie zer- rissen und verwüsteten, denselben Boden bereiten sie jetzt zu neuer aufbauender Arbeit vor. Sie planieren ihn. Man hat die Nütz- lichkeit der schweren Maschinen nach dieser Richtung hin erkannt und läßt sie eine Arbeit verrichten, an die ihre Erbauer seinerzeit nicht gedacht haben. Die Straße, die sie noch vor einem Jahr im Sturm durchwüsteten, deren Böschungen sie mit wilder Gewalt fauchend, knatternd und eine Hölle speiend erstürmten, ziehen sie jetzt langsam und ruhig dahin. Sie umgehen vorsichtig das kleine, wieder erstehend« Gärtchen der Ferme, deren prächtige Kulturen sie vielleicht Monate vorher überrannten und zu einem wüsten ChaoS verwandelten. Man verwendet sie auch dazu, Ackerboden in geringen Tiefen zu bearbeiten, und hat ihren breiten Lauf- gürteln, auf denen sie sich fortbewegen, Pflugscharen angeschmiedet. die imstande sind, den Boden aufzulockern. Ferner kann man ihnen auf den Straßen und an den Ufern der.Kanäle begegnen, wo sie langsam und schwerfällig sich wie gute, dicke Elefanten dahinwälzen und hinter sich an langen Tauen ein Schiff ziehen, einen Kahm Sie treideln. Ein Verhängnis waltet über diesen gewaltigen Maschinen: was sie zerstörten, bauen sie wieder auf. Hart und grausam im nafair- notwendigen Wiederaufbau, der der sinnlosen Zerstörung folgt, be- stimmt ein eigenes Schicksal sie, diese Arbeit selbst zu leisten. Wären sie Dinge von Geist und de? Gefühls fähig, so wird man da? Bild nicht lös: sie tun es gefesselt voll verbissenen GrimmeS, die Fäuste widerwillig geballt und zähneknirschend.

hjalmar Söüerberg. Hjalmar Söderberg , der dieser Tage 50 Jahre nlt wird, ist unspr den schwedischen Schriftstellern der ernsteste und<elbständ!gste in Kunst und Wellauffassung, in gewissem Sinne der würdigste Erbe StrindbergS. zu dessen wenigen persönlichen Freunden er in dessen letzten Lebensjabren gehörte. Seine Produktion weist während fast eines Vierleljabihunderts nur elf Tiiel, vorwiegend erzählende Prosa, auf; er ist«in schwerarbeitendes Naturell, das nicht leichter- findet und niederschreibt, sondern von der Inspiration abhängig ist und mit sorgsamster Kunst formt. Im Temperament gewiß nicht so revolutionär wie Strindberg, ist er doch gleich ibm ein verinner- lichter Skeptiker ugd zäher Kämpwr, der dem Glauben an die über- lieferten Werte und Mächte seine eigene schmerzlich refignierte Er- fahrung und Ueberzeugung entgegensetzt, sie jedoch mit einer gewissen zivilisierten Milde und Grazie verklärt und versöhnt. Rur dem feineren Obr wird bei Söderberg vernehmbar, daß auch dieser Dichter sein irdisches Inferno durchlebt hat.

Söderberg konnte auch nie ein Schriftsteller für das große Publikum seines Landes werden. Die oberflächliche, oft süßliche Romantik, die einer billigen Lebensfreude huldigen und um die Jahrhundertwende in Schweden den Strindbergichen Realismus abtun wollte, ließ keinen Platz für Söderbergs wirUichtellsliefe Skepsis. Seine ersten Bücher erregten bei dem moralischen und ästhetischen Bürgertum Anstoß und nur ein kleiner KreiS von Kennern vermag ihn jetzt erst nach Gebühr zu ehren. Als frei- williger Landesflüchling hat er in Dänemark eine zweite Heimat gefunden. In Deutschland ist sein RomanDoktor Glas " sowie sein DreiakterGertrud" bekannt geworden. aic.

Notizen. D i e RatiopalversammlungS-Vriefmarken. Daß die für die neuen deutschen Briefmarken Verantwortlichen im Reichspostministerium zu suchen sind, haben wir gesterp ausdrück- lich hervorgehoben. Wir erwähnen das heute abermals, um es zu unterstreichen. Wie sich jetzt herausstellt, haben die Herren die ab- fällige Kritik an den preisgekrönten Marken keineswegs durchweg in den Wind geschlagen. Trotzdem aber ließen sie die Entwürfe nicht auf sich beruhen, sondern sie haben versucht, deren unzu- reichende Kunst von sich auS zu kurieren. Mit dem Ergebnis also, baß das Schwache nun gänzlich verpfuscht zutage liegt. Wie wir nun erfahren, haben die Herren Mathey und Böhm, die je eine der neuen Briefmarken entworfen, das Recht, ihrerseits die Verantwortung für die jetzt in Umlauf gesetzten Marken in einer immerhin wichtigen Beziehung abzulehnen. Die beanstan- deten Farben der Marken sind nämlich gar nicht von ihnen aus- gewählt worden. Sie wurden vielmehr trotz ihres Einspruchs von einigen wenigen Mitgliedern des seinerzeit aufge- stellten Preisgerichts bestimmt. Auch das noch! Hoffentlich hat der Schaden die Wirkung, daß in Zukunft bei solchen Aufgaben die Entscheidung in die Hände von Sachverstän- digen gelegt wird, die der Sache mit Sicherheit gewachsen sind. Die Humboldt-Hoch schule zählte im letzten Früh- jahrSvierteljcchr über 6100 Hörer(gegen 4575 im Frühjahr 1918). Im ganzen haben an den Vorlesungen deS letzten Schuljahres fast 30 000 Hörer lgegen ungefähr 26 000 im vorigen Schuljahr) teil- genommen. Wie mitgeteilt wird, ist die Hochschule an der Arbeit, den in mancher Hinsicht hinter den?lnforderun.gen der heuligen Zeit zurückgebliebenen Apparat ihrer Organisation umzugestalten: doch wird Näheres über das Wie dieser Reform noch nicht bekannt- gegeben. Der Saharaflug mißglückt. Da? Flugzeug de ? Flicgerleutnants Lemattre, der von Mogador über die Sahara nach Dakar fliegen wollte, ist in Port-Etienne, 1400 Kilometer von Mogador und 700 Kilometer von Dakar entfernt, abgestürzt. Der Apparat ist zerstört, der Flieger und sein Begleiter blieben unverletzt. Eine isländische Ailmgesellschafk. Es sind Vorbereitungen zur Errichtung einer isländischen Filmgesellschaft getroffen worden, deren Hauptaufgabe darnt besteht, auf Island Films mit Motiven aus den alten Sa-ien und ans der modernen isländischen Literatur auszunehmen. Die Gesellschaft, die über ein Aktienkapital von 2UOOOO Kronen verfügt, wird ihre Tätigkeit im nächsten Sommer mit der Aufnahme der NialS-Saga beginnen. Nach Möglichkeit sollen Isländer bei der Aufnahme mitwirken.