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Nr.344.36.Jahrg.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

15 Pfennig

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Die achtgespaltene Ronpareillezetle foftet 1.20 Mt Aleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 50 Bfg.( zuläffig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 25 Pfg. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 40 Bfg.. jedes weitere Wort 20 Vfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 50%- Familien Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 1,20 Mt. die Beile. Anzeigen für die nächste Rummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin SW 68, Lindenstraße 3. abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends,

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 15190–15197.

Dienstag, den 8. Juli 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morinplat, Mr. 117 53-54.

Belagerungszustand über Hannover .

Hannover , 8. Juli. Ueber Hannover ist vom Tomman dierenden General ber Belagerungszustand verhängt worden.

Die Friedensfeier der franzöfifchen Sozialisten.

Blutige Zusammenstöße mit Regierungstruppen. Genf , 8. Juli. ( Meldung der Telegraphen- Kompany.) Wie Hannover , 8. Juli. ( W. T. B.) Die gestern abend auf dem aus Paris berichtet wird, habei die französischen Sozia­Bahnhof eingetroffenen Truppen wurden von dem Gesindel listen den Beschluß gefaßt, fich der von der Regierung für tätlich angegriffen, welches versuchte, ihnen die Waffen den 14. Juli angeordneten Siegesfeier fernzuhalten. abzunehmen, worauf die Truppen von der Waffe zur Selbstverteidi. Sie beabsichtigen vielmehr, besondere Feiern zu Ehren des gung Gebrauch machen mußten. Leider sind dabei einige Tote Friedens zu veranstalten, in denen in der Hauptsache der und Verwundete zu beklagen. Wie der Hannov. Courier" vierzehn Millionen Toten gedacht werben foll, dazu weiter meldet, zog nach den Gewaltakten auf dem Ernst- August- die Opfer des Weltkrieges geworden sind. Plaz eine Anzahl von Spartakisten nach dem Schloß und holte

Die Gurgelabschneider.

Der Münchener Prozeß gegen Mühsam, Wadler und Gen. hat schon am ersten Tage im vollen Umfang die traurige Tat­fache enthüllt, daß große Arbeitermassen heute blindlings Leu­ten folgen, die nie und nimmer auch nur das beschei­Denite Amt in der Arbeiterbewegung hätten bekleiden dürfen. Wir wollen gewiß nicht den Angeklagten, die jetzt die Folgen ihrer völligen politischen Unrzife vielleicht schwer büßen missen, irgendwie ihre Lage vor dem Strafrichter erschweren, aber unsere Worte richten sich auch nicht gegen die Angeklagten, sondern gegen die Massen, die zu solchen Leuten blind­lings Bertrauen hegten.

dort Gefangene heraus. Hierauf zog die Menge vor Die holländische Arbeiterschaft für den Proteststreik einige Polizeirepiere, um dort nach Waffen zu suchen und schließlich nach dem Militärgerichtsgefängnis, wo ihr die Wache Haag, 8. Juli. Der Ausschuß bes nationalen Ar. Das ist der Biterat Mühjam, ein schwerer Hysterifer, in die Waffen ohne Widerstand überließ. Hierauf erswangen sie den beiterietretariats in Golland hat in einer Versamm- Berlin und München als ein origineller Staffeehaus- Bohémien Einlaß und befreiten sämtliche Gefangen e. Die Gelung mit der Arbeiterföderation beschlossen, den allgemeinen 24stün- bekannt. Sozialdemokrat, das erklärt er setost, ist er nie ge­richtsakten wurden in der Hallerstraße verbrannt. Nunmehr begav digen Streif am 21. Juli, der bereits von den französischen, beiti wesen. Das war nicht sein Geschmack". Natürlich, die straffe sich der Mob nach dem Zellengefängnis, wo Reichswehrtruppen und schen, italienischen und belgischen Arbeitern vereinbart wurde, zu Disziplin der organisierten Arbeitermassen, ihr Marsch in Schuyleute ihnen entgegentraten. Es entwickelte sich ein Feuer- unterstützen und sich daran für Holland zu beteiligen. Es werden Gleichschritt und Geschlossenheit, das ist nichts für solch eine gefecht, das mehrere Tote und Verwundete forderte. weiter Unterhandlungen mit anderen Arbeiterverbänden geführt. irrlichtierende Poetennatur, die in originellen Sprüngen Schließlich ergriff die Menge die Flucht. Während sich der allgemeine Demonstrationsstreit hauptsächlich herumtollen muß und nach Sensationen schmachtet. Deshalb gegen die Intervention in Rußland richtet, wünscht organisiert Erich Mühsam , wie er stolz sich rühmt, das Lum­die holländische Streitbewegung damit eine Sundgebung penproletariat". Schiffbrüchige. Deklaffierte, Berbrecher, Zu­gegen die Preiserhöhung der Nahrungsmittel au hälter usw. das sind jolchen Literaten natürlich viel werf­verbinden. bollere Typen als die langweiligen organisierten Arbeiter, di: ein ruhiges und geordnetes Leben führen. Gewiß, vom Stand­punkt des Literaten aus, sind solche Launen zu verstehen, und menn die Organisation des Lumpenproletariats damit endete, daß die Organisierten" ihren Retter und Wohltäter bis aufs Semb ausplünderten, so wirft dieser Abschluß ein berjöhnendes Licht auf das ganze, und man bedauert, daß die Sache für diesen im Grunde guten, aber übergeschnappten Sterl jetzt so tragisch endet.

Abbruch des Eisenbahnerstreiks in Hannover . Hannover , 7. Juli. Die streifenden Eisenbahner haben be. schlossen, den Streit abzubrechen und die Arbeit morgen früh wieder aufzunehmen. Die Streifleitung wurde beauftragt, die Verhandlungen fortzuführen.

Der Eisenbahnerstreik im Reiche.

Bremen , 7. Juli. Die Eisenbahner Bremens beschlossen in einer heute abgehaltenen Versammlung, vorläufig nicht in den Streit zu treten, morgen jedoch in den Betrieben eine Ur abstimmung vornehmen zu laffen. Es ist ein Telegramm vom Deutschen Eisenbahnerverbande eingetroffen, in welchem es heißt, die Arbeit nicht niederzulegen, und wo dies geschehen, diese wieder aufzunehmen.

Hamburg , 7. Juli. W. T. B. Die Abstimmung der Gisenbahnbeamten und Arbeiterschaft im Bezirk Hamburg- Altona

Die Unruhen in Italien .

Die Marine macht mit...

Lugano , 8. Juli. TU. Jn Brescia nahmen 200 Marine­foldaten an einer Protest versammlung gegen die Lebensmittelteuerung teil. Auf die Aufforderung ihrer Offistere, die Versammlung zu verlassen, erklärten fie es für the gutes Recht, an derartigen Bersammlungen teilzunehmen. Die Offiziere ließen daraufhin Generalmarsch blasen. Trotzdem be­haupteten die 200 Marinesoldaten ihren Play.

Bevorstehende Putsche in der Türkei ?

Haag, 8. Juli. Hollandsch Nieuwsbureau" meldet aus Paris : ergibt nach den bisher vorliegenden Zahlen eine einfache Mehr Amtlich verlautet, daß sich die Türken an drei verschie heit für den Ausstand. Die Meinung geht aber dahin, daß denen Punkten militärisch gegen die heutige die Delegierten eine Zweidrittelmajorität für das Eintreten in den Regierung organisieren. Offenbar aber sind sie den Ausstand für nötig erachten, und daß sich eine solche nicht ergeben Italienern freundlich gesinnt. Die Griechen hingegen sind nun­mehr sehr beunruhigt und verlangen von der Friedenskonferenz Harburg a. d. Elbe , 7. Juli. Der Streit der Gisen- bie Grlaubnis eine weitere Division nach Smyrna senden zu dürfen. bahnarbeiter hat sich auf sämtliche Betriebsstellen ausgedehnt. 1500 bis 2000 Mann sind ausständig.

wird.

"

Ein schlinimerer Typ ist schon der Dr. Wadler. Mit lodernder Begeisterung ist er 1914 als Striegsfreiwilliger herausgezogen, hat es zum Leutnant gebracht und kam dann an das belgische Gouvernement. Dort war die Deportation. der belgischen Arbeiter seine Hauptforge. Während die Gewerkschaftsführer und Mehrheitssozialisten, die Herr adler jetzt als Zumpen und Verräter beschimpft, leidenschaft­lich gegen diese Schande protestierten, sorgte Dr. Wadler als patriotischer Bayer dafür, daß sein engeres Vaterland bei diesem Handel mit weißen Sklaven auch seinen Anteil abbe fam. Er ist sehr unzufrieden damit, daß- hauptsäch­lich infolge des Einschreitens der Mehrheitssozialdemokratie­Dieser Sklavenhandel aufgehört hat und befürwortet in Be­richten und Eingaben an seine vorgesezte Behörden die, Fort­Die Liste der auszuliefernden Deutschen . jezung einer großzügigen belgischen Ar­Bersailles, 7. Juli. Gingelne Blätter, wie Batrie" und beiterdeportation". Dieser Mann, dessen Auslief:- Oppeln , 8. Juli. T. U. Jm Rybniker Revier ist eine neue Journal des Débats ", veröffentlichen die Liste der rung die Entente, wie der Gerichtsvorsitzende bemerkt, unter Streitbewegung zum Durchbruch gekommen. Bereits gestern Deutschen , deren Auslieferung die Alliierten wegen Vergehens Umständen verlangen fönnie, steht nach der Revolution plötzlich vormittag waren drei Gruben ausständig, nachmittags folgten gegen die Kriegsgesebe und das Völkerrecht ver- als radikaler Kommunist da und schimpft alle Verräter", die tveitere. Die Forderungen der Arbeiter bewegen sich in 2ohn- langen werden. Es werden genannt: Kronpring Stupprecht von Kopf und Besonnenheit behielten, zu einer Seit, in der er selber aufbesserungen, Verbilligung ber Lebens- Bayern( Deportationen in Nordfrankreich), von Madensen schlimmer raste als die schlimmsten Alldeutschen. mittel. Ferner wird die Beseitigung des Belage( Brandstiftung. Diebstahl und Hinrichtungen in Rumänien ), Gene- Wir wissen, daß diese Führer in ihrer Art nicht alleine rungszustandes gefordert; außerdem die Beibehaltung ral von Bülow( Niederbrennen von Andenne, Fusilierung Ge- standen. Da war mit ihnen in der Räteregierung Dr. Lipp, der 7stündigen Arbeitszeit. fangener), Baron von der 2anden( Cavell- Affäre), Admiral ein notorischer Geisteskranker, und Dr. Nothenfelder, der nicht von Capelle( Unterseebootfrieg), Leutnant Werner, die Kom- nur als Mönch dem Kloster, sondern gleichfalls als Irrsinniger mandanten Valentiner und Forstner( Bersenkung von dem Sanatorium entlaufen war, da war Silio Gefell, ein ospitalschiffen), von Manteuffel( Niederbrennung von nationalökonomischer Projektemacher, dessen Schriften gleich­Loewen), Major von Bülow( Berstörung von Aerschot, Sinrich tung von 150 Gefangenen),

Der Streik in Oberschlesien .

Ratibor , 8. Juli. T. U. Der in Ratibor ausgebrochene Streit in den Kleinindustrien dehnt sich weiter aus. Auch die Arbeiter der städtischen Gas- und Glektrizitätswerte haben sich dem Streit angeschlossen. Die Forderungen der Arbeiter stimmen im wesentlichen mit den von den Arbeitern der anderen stillgelegten Werke überein. Der Streit droht auch auf die Zeitungen überzugreifen.

Heimtransport unserer Gefangenen. Bern , 7. Juli. Die belgische Eisenbahnverwaltung hat die not. wendigen Maßnahmen zur Heimschaffung der deutschen Kriegsgefangenen getroffen. Zahlreiche Kriegsgefangene find bereits nach Sammelpläten für die Heimbeförd:

rung geschafft worden.

Genf , 8. Juli. 21.

falls auf den schmalen Grat zwischen Vernunft und Unzurach­nungsfähigkeit wandeln. Und solche Leute spielten nicht nur eine Rolle, nein, sie wurden an die Spipe der Regic­rung gestellt, als die Arbeiterschaft die Demokratie zum Teufel gejagt hatte! Traurig, traurig um die verirrten Maffen, die ein paar Irrfinnigen, Uebergeschnappten und Halt­lofen zuliebe die Herrschaft der Vernunft, ihre eigene Selbstregierung abschütteln zu müssen glaubten.

Demobilisation der französischen Armee. Teufel gelagt hatte! Der Unterstaatssetretär Deschamps hat in der Kammer den Regierungsbeschluß bekanntgegeben, mit der Demobilisierung der franzöfifchen attiven Armee zu beginnen. Monatlich sollen drei Jahrgänge entlassen werden, wodurch man hofft, mit der Demobilisation bis Ende Oftober fertig zu fein, falls nicht unvorhergesehene Greignisse ein treten. Die Kammer nahm hierauf ein Vertrauensvotum für die

Regierung an. Streikbewegung in Frankreich .

Friedensvertrag mit Oesterreich . Ueberreichung Ende dieser Woche.

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unter den Naditalen Groß- Berlins nicht ähnliche Ele­Aber brauchen wir nach München zu gehen?! Sind denn mente an der Spike? Wie etwa der Kommunist Karl Tiedt, der früher Vorträge für den Reichsverband zur Be fämpfung der Sozialdemokratie hielt?! Erlebten wir nicht beim Eisenbahnerstreik. daß sich Gefellen in den Teilnahme am internationalen Streit. Bordergrund drängten, die kaltlächelnd erklärten, fein Bern , 7. Juli. Nach Petit Parisien" ist am Sonnabend Milchzug dürfe hereingelassen werden, wenn bas gesamte Personal der Compagnie Messageries de auch einige Säuglinge mehr frepierten, ' Quest in den Aus stand getreten. Der gesamte Schiffsverkehr Amsterdam , 8. Juli. Allgemeen anbelsblad" während des Krieges feien sowieso genug mußte eingestellt werden. In der Zusammenkunft der Eisenmeldet aus Baris, daß die Ergänzungen zu bem Frie- berred t"!- und anstatt diesen frivolen und verbrecherischen bahner und Straßenbahner am Sonnabend, ber Berbensvertrag mit Oesterreich wahrscheinlich nbe Schwäger dorthin zu schicken, wohin er gehört, wählen ihn die treter aller Unternehmungen beiwohnten, erzielte die revolutionäre dieser Woche überreicht werden würden. Sie werden gewiffe verhetten und aufgeftachelten Eisenbahnarbeiter in den Ar­Tendenz eine Mehrheit. Die Post beamten in Paris veren Klauseln über territoriale, militärische, wirtschaftliche und finan- beiterrat! Diese Leute, die großenteils vor ein und zwei Jahren stalteten nach Matin" am Sonnabend einen zweitägigen Streit; zielle Fragen enthalten. Die entscheidende Antwort auf die zahl noch Gelbe und Unorganisierte waren und jetzt falt­fie forderten den Achtstundentag und Gehaltserhöhungen. Die Teil. reichen Gegenvorschläge der Desterreicher wird erteilt werden, fo- herzig grinsend über die Leichen verhungerter Proletarierkinder nahme an dem allgemeinen Ausstand am 21. Juli wurde beschlossen, bald alle Gegenvorschläge empfangen sind. schreiten, flihren dann unglaubliche Hetreden gegen die besonne­