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Nr.357.36.Jahrg.

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Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 15. Juli 1919.

Weltorganisation der Lebensmittel.

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Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplan, Mr. 117 53-54.

Die kommende Erbschaftssteuer.

Bon Adolf Braun .

Jeder sozialdemokratischen Auffassung widerspricht der arbeitslose Gewinn, der die höchste Blüte bürgerlichen Wohl­feins ift. Bazard, ein folgerichtiger Fortseter der Lehren Amsterdam , 15. Juli. (..) Handelsblad" meldet ein Glied des Völkerbundes bilden werde. Amerika hat bis- St. Simons, entwidelte die Forderung nach Aufhe­bom 14. Juli aus London : Der Manchester Guardian" her feine Zustimmung zu diesem Antrage nicht gegeben und bung des Erbrechts: der Staat solle alle Erbschaften schreibt: Die englische Regierung hofft, daß eine Art von foll auch nicht dazu geneigt sein. Amerika wolle nicht länger einziehen und an die verteilen, die die geeignetsten wären, Weltgenoffenschaft gebildet werde, um die europäische als nötig eine Art Verantwortlichkeit in europäischen sie durch Arbeit auszumüßen. Ein anderer Schüler St. Si­Lage zu retten. Soweit die Lebensmittelversorgung in Frage Fragen tragen oder europäischen Einfluß in feine mons Enfantin wagte fich nicht so weit, er forderte vor tommt, sei beantragt worden, daß der Oberste Wirt- eigenen Angelegenheiten bringen. Im Unterhause erklärte erft bloß die Abschaffung des Erbrechts in ber Seitenlinie; schaftsrat feine Arbeiten fortsese und fernerhin seinen Bonar Law , daß man es für wünschenswert halte, dem in Einschäßung der zu jener Zeit diesen Vorschlägen ent­Sit in Washington nehme. Sie macht den Vorschlag, Internationalen Wirtschaftsrat Wirtschaftsrat maßgebenden gegenstehenden Schwierigkeiten verlangte er vorerst bloß die nicht nur die neutralen, sondern binnen sehr kurzer Zeit Charakter zu verleihen. Eine richtige Methode habe je- Einführung einer Erbschaftssteuer, die den vollen Betrag erst auch Deutschland und die anderen bisher feindlich doch bisher infolge der Fortdauer der Feindseligkeiten gegen bei entfernteren Seitenverwandten ausmachen sollte. So fuchten schon vor 80 Jahren französische Sozialisten gegenüberstehenden Länder zu diesem zuzulassen. Dieses Ungarn noch nicht festgestellt werden fönnen und die würde den Obersten Wirtschaftsrat zu einer ähnlichen Organi. Blockade gegen Ungarn werde auch aufrecht das Gebäude des Erbrechts zu erschüttern. Seine höchste Ausbildung batte es im römischen Rechte und vor allem in sation machen, wie den Völkerbund. Man hofft auch, daß er erhalten bleiben. der Codifikation des Kaisers Justinian gefunden, der auch die entfernteren Verwandten zum Erbrecht berief. Der Boltsmund spottete hierüber, erfand er doch die Bezeichnung

Zur Rückkehr unferer Kriegsgfangenen. Wirtschaftsbeihilfe und Unterstützungsorganisationen. Weimar , 14. Juli. Ueber die Vorbereitungen für die Nückkehr der deutschen Kriegsgefangenen führte der Abg. Stüdlen, Mitglied der sozialdemokratischen Partei, in dem Naum der Nationalversammlung in Weimar heute in einem fängeren Bortrag folgendes aus: Rücktransporte von deut­ schen Kriegsgefangenen haben bisher, abgesehen von einem fleinen Transport der im Saargebiete beheimateten Gefangenen, nicht stattgefunden.

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Militärminister, der es doch wissen muß, dagegen ist, läßt fich der Leichtsinn der Budapester Gewalthaber ermessen, der demt der t. n. t. Blut- und Eisenmänner in nichts nachgibt. Die Entente an Bela Khun.

Lachende Erben".

Bevorstehende ungarische Offensive gegen Rumänien . Rücktritt des ungarischen Kriegsministers. Wien , 15. Juli. ( Meldung des Hollandsch Meutvs. Mährend in Frankreich die erften proftische Vorschläge büros.) Wie das Neue Wiener Tageblatt" aus zuverlässi- machenden Sozialisten am Erbrechte, diefer Grundfeste der ger Quelle erfährt, hat die Budapester Räteregierung be- bürgerlichen Gesellschaft, rüttelten, hat Warrens großer schlossen, mit der Roten Armee eine Offensive gegen Lehrer, egel, in den Grundlinien der Philosophie des Stumänien zu unternehmen. Dieser Beschluß wurde auf Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grund­Verlangen Bela Runs gefaßt, der die Absicht hat, gegen rig" ähnliche Vorschläge gemacht wie Enfantin. Er geht var die rumänische Armee vorzugehen, ehe die Entente ihre An- von einem gemeinsamen Bermögen der Familie aus, die aber griffsabfichten verwirklichen kann. Alle Volkskommissare ihre natürliche Auflösung durch den Tod der Eltern, insbe stimmten dem Antrage Bela Kuns zu mit Ausnahme des fondere des Mannes, findet. Erkennt er ein Familienanrecht In den Händen der Franzosen befinden sich 340 000, Bolfskommissars für Striegswesen Böhm. Böhm zog aus auf Vermögen an, so fommt er doch zu den gleichen Schlüffen in den Händen der Engländer 195 000 und in denen seinem Berhalten die Folgen und legte sein Amt nieder. wie Enfantin durch die Feststellung, daß sich mit den ent­Ameritas 50 000 deutsche Striegsgefangene. In Si- An seiner Stelle wurde der frühere Advokat Dr. Eugen fernteren Graden der Verwandtschaft die Gesinnung der Ein­birien find 20 000 Seriegsgefangene und 30 000 Sibilge& ambler zum Armee- Oberkommandanten bestimmt. Der heit der Familie immer mehr verliert und daß die Entwid­fangene. Die schlimmste Behandlung ist den Angriff der Noten Armee gegen Rumänien dürfte schon in lung der bürgerlichen Gesellschaft zur verständigenden Ber­deutschen Kriegsgefangenen von seiten der den nächsten Tagen beginnen. streuung der Personen und Familien fübre; endlich sieht er Franzosen zuteil geworden. Im übrigen sind die Armes Ungarn ! Eine neue Offensive neue Opfer in jeder Ehe das Aufgeben der vorigen Familienverhältnisse. Alagen gering. Durch die private Opferwilligkeit sind bis- des ausgebluteten Landes. Dabei gehört wenig Propheten Gründe genug gegen die Erhaltung des unbeschränkten Erb­her 10 Millionen Mart Spenden für Striegsgefangene gabe zu, um die Sinnlosigkeit dieser Opfer, die Aussichts- rechts der bürgerlichen Gesellschaft! Die bis dahin vertretene eingefommen. 150 Millionen hat die Reichsregierung lofigkeit des Unternehmens vorauszusagen. Wenn schon der Freiheit des Eigentümers über das Seinige wie unter Le­zunächst zur Verfügung gestellt. Jeder Gefangene foll bei benden, so von Todes wegen zu verfügen, auch als Ausflug Bedürftigkeit bei der Heimkehr eine Beihilfe von 300 m. be­des Familienbandes, laffen weder St. Simonisten noch Hegel tommen, mit Ausnahme von denjenigen, gegen die ein Ver­und feine Nachfolger gelten. fahren wegen Landesberrats schwebt, also der Ueberläufer. Erbschaftssteuern find alt. Man fann fie bis in Ditese Beihilfe fann in besonders gearteten Fällen bis auf die Beit der Pharaonen und des ersten römischen Kaisers 600 M. erhöht werden, wenn die Gemeinde 150 M. zuschießt. Baris, 14. Juli. Die alliierten und affoziierten Regierun Augustus verfolgen. Ein modernes und bisher nicht er­Der Redner schilderte weiter die ausgezeichnete Organigen ließen Bela hun die Mitteilung angehen, daß fie die Be- reichtes Vorbild haben sie in Großbritannien . Wenn fation, die bereits zum Empfang der Gefangenen in der schlagnahme aller Obligationen und anderer Wertpapiere, die auch das mittelalterliche England Leistungen an den König Heimat vorbereitet ist. fich im Befit ihrer Staatsangehörigen befinden, als fchweren bei Erneuerung der Lehen und an die Geistlichkeit die Abgabe Diebstahl ansehen, und alle Konfistationsmaßnahmen der tom- des Besthauptes nach dem Todesfalle tennt, so gewinnt die munistischen Regierung für null und nichtig betrachten würden, Erbschaftssteuer in Großbritannien vorbildliche Bedeutung erst in den napoleonischen Kriege n. 1796, 1804, 1805, 1815 führt Großbritannien Erbschaftssteuergefeße ein, deren große Erträgnisse begriffen werden als Folgen der gewaltigen Ausgaben in den Kriegen gegen Frankreich . Wir Saag, 15. Juli. Aus Paris wird gemeldet: Die interministe mußten erst den größten Krieg der Weltgeschichte fatastrophal rielle Stommiffion veröffentlichte eine Note über die Rüdgängig verloren haben, bevor wir dem Beispiele Großbritanniens machung der Todade, wobei fie auf die Handelsbeziehungen folgten. Die die ganze Beeinflussung der öffentlichen Mei­zwischen Frankreich und Deutschland Bezug hat. Im Allgemeinen nung im Weltkriege grundfalich war, so bie Selfferidiche geht aus diefer Note hervor, daß die Ausfuhr von Frankreich nach Kritik der englischen Stenerpolitik. Heute bewundern wir Deutschland freigegeben wird, aber die deutsche Einfuhr den Steuerheroismus der Engländer während des Krieges, nach Frankreich weiter untersagt bleibt. Sämtliche der andere Opfer fostete als die großmäuligen Reden der Transaktionen bezüglich Waren, welche feindlichen Untertanen ge­hören und die beschlagnahmt wurden, sowie die Zahlung von Stu­pons, die feit dem August 1914 feindlichen Untertanen gehörten, wird gleichfalls untersagt. Der Handel in Mart kann nur durch Vermittlung einer Bant stattfinden.

Bei der Entlassung foll ferner jeder Gefangene eine Ab­findungssumme von 50 M. und die Gebührnisse für 8 Wochen erhalten, so daß er annähernd einen Betrag von 300 m. mit bekommt. Ein Teil der Gefangenen wird über die Schweiz , ein anderer über Holland kommen. Die Neutralen haben fich um die Fürsorge unserer Kriegsgefangenen stets berdient gemacht. Eine ähnliche Versorgung, wie die für die Kriegsgefangenen, wird auch den deutschen Rückwanderern zuteil werden. Die Reichsregierung wird alles tun, um den Rüdtransport zu beschleunigen.

Bern , 14. Juli. Nachdem die letzten Schwierigkeiten, die ber Entlassung der etwa 3000 noch in der Schweiz befindlichen deutschen Internierten im Wege standen, beseitigt find, wird die Striegsinternierung in der Schweiz im etwa Monat 3. fritt beendet fein.

Handelsbeziehungen zwischen Frankreich und Deutschland .

Franzöfifche Sozialistenberatung über den Friedens­vertrag.

alldeutschen Annexionisten. Heute empfinden auch die Heim­frieger unferer Schwerindustrie, daß Großbritannien nicht zuletzt dank einer völlig anders gearteten Kriegsfinanzpolitik der wirtschaftlichen Bukunft viel beruhigter entgegensehen fann als Deutschland mit den im Kriege so sehr geschonten Reichtümern und Kriegsgewinnen.

Wohlbefinden unserer Kriegsgefangenen. Die fozialdemokratische Partet des Reichs­tags hat entsprechend ihrer Steuerpolitik vor dem Kriege Berlin , 15. Juli. Wolff verbreitet folgende Mitteilung: Bekanntlich waren in den letzten Monaten ganz außerordent Bormittagssigung des Nationalrats der sozialistischen famen Reichserbialis ſteuergeleges aufgefor Bersailles, 14. Juli, 7 Uhr abends. In der heutigen immer wieder den Reichskanzler zur Vorlage eines to irf­lich ungünstige Nachrichten über die Lage der deutschen Bartei wurde die Beratung über den Friedensvertrag dert. Das war um so wichtiger, als die Erträgnisse der gel­Kriegsgefangenen bei den Arbeitskompagnten in fortgefekt. Ferdinand Faure wandte sich gegen den tenden Reichserbschaftssteuer kaum die Kosten eines Kriegs­bem früheren Operationsgebiet eingegangen. Erst nach Kriegsjozialismus und sprach die Erwartung aus, tages bedten und nur den dreizehnten Teil des englischen fangen Bemühungen fonnte durchgesetzt werden, daß Dele- daß die Sozialisten gegen den Friedensvertrag stimmen wür fünften Jahrestage des Kriegsausbruchs wird die Erbschafts­Ertrages aus dieser Steuerquelle ergaben. Frühestens am gierte der schweizerischen Gesandtschaft in Paris den. Mistral erklärte, er und seine Freunde würden den die Erlaubnis erhielten, diese Kriegsgefangenen zu be. Vertrag ablehnen und kritisierte scharf den Vertrag, den steuervorlage Gejez werden, die eine vorsorgliche, den Augen­blid ausmiigende Kriegspolitik am 4. August 1914 bom suchen. Die Berichte geben jetzt ein und zeigen erfreu- er den Gewaltakt von Versailles nannte. Longuet sprach Reichstage erzwungen haben sollte. licherweise, daß die französische Regierung endlich durchsich ebenfalls gegen den Vertrag aus, der keinen Frieden gegriffen und den schlimmsten Misständen gesteuert bringen fönne. Die Alliierten feien untereinander nicht mehr einig. Man könne sich der 206ftimmung hat. Die Unterbringung hat sich sehr ge- nicht enthalten, sondern müsse entweder für oder gegen den bessert, die Ernährung ist nicht mehr unzu- Vertrag stimmen. Die Situng dauert an. reichend, über die Behandlung wird viel weniger geflagt. Selbstverständlich werden alle eingehenden Beschwerden auch weiterhin auf das nachdrücklichste berfolgt werden, jedoch Mit dem heutigen Tage übernimmt, der, Berufung durch Bar fönnen die Angehörigen erfreulicherweise mit Recht an- teivorstand und Breffekommission folgend, Gen. Paul Baber die nehmen, daß die noch einlaufenden Klagen jest wahrscheinlich Chefredaktion des Borwärts". Gen. Baber war bisher Chefcebat im wesentlichen überholt find, teur unferer Magdeburger Barbeiblatts.

Die Chefredaktion des Vorwärts".

den

Ohne bedeutsame Rämpfe wird der Gelegentwurf der

Reichsregierung vom bentschen Barlament and jetzt noch nicht deutsamer Verschärfungen des Gefeßentwurfs borbereitet, um berabſchiebet werben. Unsere Genossen haben eine Reihe be­den Ertrag der gerechtesten aller Steuern, der auf eine einmalige unverdiente Einkommenver­mehrung, zu steigern, und um auch die Steuerpflicht der Leistungsfähigkeit anzupassen. In der Zeit tiefster Not der Deutschen Republik soll die Opferfähigkeit der Be­iigenden durch teinerlei Schonung eines Genderinteresses eingeengt werden.