tigen ihren Mitverschworenen vom Januar, daß diese voller putschistischer Gelüste gesteckt haben und daß der Hauptputschist kein anderer gewesen ist als Georg Lede bour. Das ganze von der Verteidigung im Ledebourprozeß aufgebaute Gebäude ist damit mit einem Schlag zu fam mengebrochen. Die feige und unwahrhaftige Bo­litik der Unabhängigen, die vor den Kulissen die reine Un­schuld mimen und hinter den Kulissen kräftig putschen, ist vor der ganzen Welt an den Pranger gestellt.

Und eine ebenso schonungslose Kennzeichnung wie der Januarputsch erfährt in dem kommunistischen Flugblatt der Münchener Räteputsch vom April, der das bekannte

" 1

Die

nen find die Modernen Vakvereenigingen", 11921 zu zahlende Entschädigungssumme fest; die Stom­die über 200 000 Mitglieder zählen. Diese sind mit den mission setzt eine Unterfommission ein, die sich mit den österreichi­anderen Arbeiterverbänden" gemeint, von denen in der schen Angelegenheiten beschäftigt. In ihr sind vertreten Amerita, Notiz die Rede ist, während die vorher genannte Arbeiter- serbisch- kroatisch- slowenische Staat und Tschecho- Slowakien. England, Frankreich , Italien , Griechenland , Polen , Rumänien , der föderation" nicht etwa eine besondere gewerkschaftliche Or- vier ersteren Mächte ernenen je einen Delegierten mit zwei Stim­ganisation ist, mit der ein Uebereinkommen getroffen sei, men, die fünf anderen Mächte bestimmen jedes Jahr einen ge­sondern so nennen sich die syndikalistischen Ortsgruppen des meinsamen Delegierten. Die Borkriegsschulb Desterreich- Ungarns N. A. S. Sonach sieht die Sache wesentlich anders aus, als wird von allen Sukzessionsstaaten und Desterreich getragen. Der der unkundige Leser aus der in Rede stehenden irreführenden Anteil, den jeder Staat ar dieser Schuld haben wird, wird von der Darstellung entnehmen muß. Wiedergutmachungskommission festgesetzt. An der Kriegsschuld nehmen die Sutzessionsstaaten nur bis zum Betrag von 1,500 Millionen Goldfranks teil; hiervon entfällt die Hälfte auf

Wir geben diese Richtigstellung unseren Lesern zur Tschecho- Slowafien, die andere Hälfte wird gemeinsam von Polen , Tollhaus brachte, in dem der belgische Arbeiterdeportateur Kenntnis. Leider sind die Meldungen aus dem Ausland Rumänien und Südslawien getragen. Die Sufzessionsstaaten kom­Wadler in Sozialismus machte und der irrsinnige Außen- oft abfichtlich so zweideutig und unflar gefaßt, daß es hier men ferner für die alten Banknoten auf, die auf ihrem Gebiet minister Lipp den päpstlichen Segen auf die unab- in Berlin schwer fällt, ihre eigentliche Bedeutung festzu- airfulieren; außerdem müssen sie die produktiven Domänen des ehe­hängigen Waffen im Krieg gegen Württemberg und die stellen. Auch in dem vorliegenden Falle durfte die Unflar- maligen österreichisch- ungarischen Staates und der Erdynastie, die Schweiz herabflehte. Das Flugblatt schreibt:

Das war im Januar. Dieselbe unabhängige Butichtaktit heit der Meldung Absicht gewesen sein.

erlebten wir in München im April und Mai. Die Proklamation der Räterepublik durch ein Kollegium in die Sad gajje geratener politischer Dilettanten, die Uebernahme der Macht ohne die Grundlagen der Macht, und schließlich, als aus dem Fasching der bittere Ernst wurde, der Hilfeschrei an die Kommunisten, und als zuleßt das Kartengebäude zusammenbrach, die biedermännische Anklage wider die Kommunisten von wegen Butschismus. Es ist dieselbe unabhängige Methode im April und Mai wie im Januar.

Die Kommunisten haben recht. Es ist in der Tat immer dieselbe unabhängige Methode: Butsche zu inszenieren und nachher die Hände in Unschuld zu waschen. Wir sind aller­dings nicht der Ansicht, daß die Kommunisten hierbei un­schuldiger sind als die Unabhängigen. Beide Teile haben ein reichliches Maß von Schuld. Das wird sich ergeben, wenn die Unabhängigen auf das kommunistische Flugblatt erwidern. Denn wenn zwei Freunde sich streiten, erfährt die Welt bekanntlich die Wahrheit, die ihr sonst verborgen geblieben wäre.

auf ihren Gebieten liegen, zurückaufen.

" Temps" betont, daß die Anforderungen, die an Oesterreich gestellt werden, so große sind, daß seine Zahlungsunfähigkeit flar zutage trete. Die alliierten und assoziierten Regierungen müßten trolle des gesamten wirtschaftlichen und finanziellen Lebens in Desterreich übernehmen.

Der neue Friedensvertrag für Deutsch also einen Plan für eine Reorganisation aufstellen und die Kon­

österreich.

Bescheidene Aenderungen zugunsten der Deutschen . Saint Germain, 20. Juli. Dem heute überreichten Friedens­vertrag lag ein Memorandum bei, das die geänderten oder neu hinzugekommenen Artikel nach Nummern aufzählt und darauf auf­merksam macht, daß die vorgenommenen Aenderungen zum Teil auf finngemäßer Anwendung der Deutschland zu gestandenen Modifikationen beruhen, zum Teil den Ginwendungen der österreichischen Delegation Rechnung tragen, so­weit sie bisher von der Konferenz als berechtigt anerkannt wurden. Gine zweite Beilage des Vertrags fordert Oesterreich zu der Ver­pflichtung auf, Einfuhr, Ausfuhr und Transitverkehr aller Waren zwischen Desterreich und Ungarn zu verhindern, bis der Vertrag zwischen Ungarn und den alliierten und assoziierten Regierungen abgeschlossen sein wird.

In den Grenzbestimmungen des heute vorgelegten Vertrags bleiben die Bestimmungen des früheren Entwurfs be­züglich der

Grenzen Tirols ohne jede Veränderung

Kein Demonstrationsstreik in Holland ? Eine irreführende, Meldung. Unser holländischer P. W.- Berichterstatter schreibt uns unter dem 18. Juli aus dem Haag: Wie grob irreführend zuweilen die Berichterstattung ist, mit der die Presse, auch die sozialdemokratische, aus dem Auslande bedient wird, dafür folgendes Beispiel. Im Borwärts" vom 8. Juli mungsfommission gebildet, der außer Vertretern der Großmächte ( Abendblatt) ist folgende Notiz zu lesen: im südlichen ein Südflawe, im nördlichen ein Deutschösterreicher

aufrecht, so daß also Südtirol bis zum Brenner italienisch werden foll. In Kärnten wird eine Abstimmungszone geschaffen, die im wesentlichen das ganze Klagenfurter Becken umfaßt. Dieses Gebiet wird in zwei Teile geteilt. Für jeden Teil wird eine Abstim­

Die holländische Arbeiterschaft für den Proteststreit. Saag, angehören. Zunächst wird innerhalb dreier Monate nach Inkraft­8. Juli. Der Ausschuß des nationalen Arbeiterfefretariats in treten des Vertrags im südlichen Teil abgestimmt. Fällt die Holland hat in einer Versammlung mit der Arbeiterföderation Abstimmung zugunsten Deutschösterreichs aus, so fällt auch der beschlossen, den allgemeinen 24stündigen Streik am 21. Juli, der nördliche Teil ohne weiteres und ohne besondere bereits von den französischen, britischen, italienischen und belgi- Abstimmung an Deutschösterreich. Entscheidet sich das schen Arbeitern vereinbart wurde, zu unterstützen und sich daran südliche Gebiet für Südflawen, so wird drei Wochen später im für Holland zu beteiligen. Es werden weiter Unterhandlungen Nordgebiet die Abstimmung vollzogen. In Steiermark wurde mit anderen Arbeiterverbänden geführt. Während sich der all- den Einwendungen der deutschösterreichischen Delegation nicht Rech­gemeine Demonstrationsstreik hauptsächlich gegen die Interven tion in Rußland richtet, wünscht die holländische Streifbewegung nung getragen. Hier sind die Grenzen gegenüber dem Vertrag vom damit eine Rundgebung gegen die Preiserhöhung der Nahrungs - 2. Juni unverändert geblieben. mittel zu verbinden."

Man muß annehmen, daß die holländische Stelle, die dieses Telegramm aufgegeben hat, entweder von den ho ländischen Parteiverhältnissen keine Ahnung hat oder ab­sichtlich das Ausland täuschen wollte. Der tatsächliche Sach­verhalt ist nämlich folgender. Das Nationale Arbeiter­Sekretariat( N. A. S.) ist die Zentrale der auf föderativem System aufgebauten syndikalistischen Gewerkschaften Hollands . Das ist die Minderheit der holländischen Gewerkschaften. Sie haben mit ihren angeblich jekt über 30 000 Mitgliedern, abgesehen in etlichen Berufen wie den Hafen- und den Gemeindearbeitern in Amsterdam , keine ernsthafte Bedeutung. Am allerwenigsten für einen politischen Streif. IIe derartigen Versuche sind bisher völlig mißglückt. Die für Holland entscheidend in Betracht kommenden gewerkschaftlichen Arbeiterorganisatio­

Der Arme und die reichen Schieber.

Von Mar Eck- Troll.

Deutsch- Westungarn wird zum großen Teil Deutschösterreich

zugesprochen,

so daß Oedenburg und der Neusiedler See an Deutschösterreich tommen. Die Grenzen gegen die Tschecho- Slowakei sind insofern leicht geändert, daß die Grenze nicht am rechten March ufer, sondern mitten im Flusse verläuft, so daß Deutschösterreich die Schiffahrt ermöglicht wird.

Aus Pariser Blättern.

Schwert heraus

-

Schlagt sie tot!

Ein Pazifist, der auch anders konnte.

Zu den Leuten, die sich jetzt ein Geschäft daraus machen, bei den Ententeregierungen die deutsche republikanische Regierung auf das infamste zu verdächtigen, daß sie nicht ehrlich friedliebend sei, gehört in erster Linie Magimilian Harden, der Herausgeber der Zufunft". Wenn man ihn jegt hört. so ist Harden der einzige Berfechter wirklich ehrlicher pazifistischer Gesinnung. Wie dieser Pazifists mährend des Krieges geschrieben hat, davon eine Probe. Am 8. August 1914 schrieb Herr Harden:

"

Meine Kraft ist mein Recht.:. Jeder Nichter wäre be­fangen, jeden müssen wir ablehnen. Wären wir Angreifer, nicht angegriffene, tausendfache Kränkung bliebe, hundertfach brennender Schimpf uns zu rächen... Siegen wollen wir. Siegen müssen wir.„ Dieser Krieg ist gerecht, denn er nügt meinem Volk und nährt meines Landes Macht!" Hämmert in alle Herzen diesen Satz des Cecil Rhodes , klebt ihn, der hundert Weißbücher aufwiegt, an alle Mauern. Darunter soll man schreiben: Die Horde will uns ans Leben, ein Phantasiegebilde brüstet sich in dem Wahn, die Enkel der Kohorten- Besieger vernichten zu tönnen! Das Schwert heraus!. Schlagt sie tot! Das Welt gericht fragt Euch nach den Gründen nicht!"... Keine Rechts fertigung Wir stehen nicht, stellen uns nicht vor Europens Gericht.. Nach 44 Jahren wird noch umstritten, wer den Krieg von 1870 berichuldet, gewollt, begonnen hat. Einerlei. Wichtig ist nur, daß Riesen und Knirpse wissen, wer ihn gewonnen hat. Wir sind im Krieg. Infanterie, Artillerie, Kavallerie, die sind unsere Rechtsbeweise! Wir müssen siegen! sonst

wird uns niemals recht. Zu den Waffen! eine Sammlung aus den Hardenschen Kriegsartikeln veröffentlicht, Bor furzem hat der Bibliothekar Dr. Friedrich Timme die sich genau auf derselben Linie bewegen und, die wüsteſten Be­schimpfungen der Gegner enthalten. Timme hat auch konstatiert, daß Harden in der von ihm herausgegebenen Sammlung seiner während des Krieges geschriebenen Artikel die faum noch zu über­aulasien. bietende Fälschung begangen hat, alle diese Stellen einfach weg­Harden ist nicht der einzige seiner Art.

-

Sergeanten Manheim find bisher noch in feiner Weise festgestellt. Der Zwed heiligt die Lüge. Die Mörder des französischen Die Rote Fahne " aber weiß genau, daß es Angehörige der Reichswehr" waren, durch reichliche Löhnungsbezüge instand­gefekt, in totaler Bejoffenheit befannitere Dirnenviertel Bersailles, 20. Juli. Die Abendblätter geben Auszüge aus Berlins nächtlicherweile durchwandern zu können". Das hat zwar dem Friedensvertragsentwurf für Oesterreich wieder, von dem der Redakteur der„ Roten Fahne" nicht gesehen, auch kein Augen­größere Teile bereits bekannt geworden sind. Desterreich darf zeuge hat es ihm berichtet, sondern er hat es sich an seinem eine Armee ron 30000 Mann Freiwilliger unter- Schreibtisch aus den Fingern gesogen, aber das schabet halten und muß sich wie Deutschland grundsäglich für alle aus dem nichts. Nicht nur bei den Jejuiten, sondern auch bei den Sparta Krieg entstandenen Verluste und Schaden verantwortlich erflären. tiften heiligt der 3 weddie Mittel und die gemeinste Lüge Die Wiedergutmachungskommission sett unter fast ist eine brave und verdienstvolle Tat, wenn sie nur erfunden wurde, gleichen Bedingungen wie für Deutschland die bis zum 1. Mail um gegen die Regierung zu heben. fauft zu haben. Das wäre ja auch neu, daß Schieberkapitalisten zeitig der Ausdrud seines eignen Temperaments: eines pathetischen einen Sinn für das soziale Elend hätten. Ueberschwangs, der nicht nach dem indischen Gewinn fragt. Ein solches Temperament und eine solche Grundstimmung haben allerdings für unsere Tage nur noch eine geringe Daseinsberechtigung, und Heiden­stam ist denn auch in den letzten Jahren mit vielen andern Zeit­fremden zum Stummbleiben verurteilt gewesen.

An einem anderen Tisch pokern junge Schieber von höchstens 20, 22 Jahren und„ bluffen" sich gegenseitig um große Beträge. In einem sogenannten vornehmen Kaffee... Die Gäste zu Der Gewinn oder Verlust einer Stunde würde den armen Miten 90 Prozent ,, Schieber". wohl für einen oder zwei Monate von allen Erdensorgen be­freien Da blickt eine Statue, der goldene Hermes, auf diese seine Schüßlinge nieder.

Da schlürft hinter mir jemand, dem die Sorgen ums tägliche Brot die Füße schwer gemacht haben.

Ein armer Alter mit gramdurchfurchten Zügen, bleich.... grau.... mit gefrümmtem Rücken, seine Bewegungen verraten, Wie recht hatten doch die alten Griechen, als sie den Hermes daß er einst bessere Zeiten gesehen. Was für einen Kampf mag den Schuhgott der Kaufleute und der Strauchdiebe zugleich sein es dem guten Alten gekostet haben, bis er sich zu diesem Mittel, ließen. seinen Unterhalt spärlich durch Postkartenverkauf zu verdienen, berfl... Hlaren Blick für die Verwandtschaft anscheinend weit Sie, die alten Athener und Thebaner, hatten doch einen entschlossen hat? Wieviel Hungertage Hungernächte mögen diesem Entschluß vorausgegangen sein. Der schleppende, voneinander entfernt liegender Berufe. ' Schlürfende Tritt, der ein Bein dem anderen mühsam nachzieht, der gekrümmte Rücken, das unterernährte Gesicht, alles das sind Zeichen dieses innerlichen Kampfes.

Mit dünner Stimme haucht er am Nachbartisch zwei Schiebern zu: Postkarten, Briefpapier gefällig? Die aber reden so offen und so laut, daß ich jedes Wort ver­stehe. ,, Wenn wir den Waggon Musselinstoff über die Grenze schie ben werden, haben wir 150 000 Mark verdient. Neito!"

Und mit einem brüsten Rein" weisen sie den armen Alten ab. Der ist kein Kapitalist wie die Schieber da am Kaffeehaustisch. Das beweist sein fleines Wachstuchmäppchen, in dem er Ansichts­farten und Briefpapier anpreist. Mehr wie ein Dußend Karten und ein Heftchen Briefpapier sind nicht darinnen. Er muß ja seine Ware bar bezahlen und mehr fann er auf einmal nicht vorjtreden. Eind die Postkarten und Briefbogen verkauft, dann schlürft er wieder zu seinem„ ,, Grossisten" und holt wieder ein entsprechendes

Quantum.

Die Schieber aber neben mir verdienen mit einem geschobenen Waggon Tausende und Abertausende.

" 1

Glaubst du," sagte der eine Schieber, daß wir den Waggon gut über die Schweizer Grenze bringen werden?" " Das ist meine geringste Sorge," ich habe da unten jemand Zuverlässiges, nur wird es 30 Mille kosten. Und er schlürft seinen Mokka und rauchte dukendweise ameri­tanische Zigaretten, das Stück zu 50 Pfennige.

So fizzen die Schieber schedweise im Lokal herum, leisten keine produktive Arbeit, verschieben an den Marmortischen des Staffees Waggon um Waggon, verdienen Hunderttausende an einem Tele­gramm und berbeuern so in verbrecherischer Weise die notwen­digsten Lebensmittel.

Herrgotthimmelsakrament!

Ist denn gegen diefe Blutsauger gar kein Straut gewachsen? Der Mte aber schlürft hinaus auf den Blak, ohne etwas ver­

Verner von Heidenstam.

Volksbühne:„ Der heilige Florian".

Grad als der Straßenbahnerstreit eingesetzt hatte, begannen May Neal und Philipp Weichand mit ihrer derbiomischen Sanft Florian- Satire die Lachmuskeln eines ohnehin schon sommer. lich aufgefragten" Theaterpublikums zu attadieren. Daß dabei auch etwas zu denken bleibt, ist eben das ergözliche an diesem Stüd­genannte römische Kriegsmann und Märtyrer speziell in Südbayern chen. Zwar figuriert der in der diokletianischen Christenverfolgung

Sein

als Schuhhciliger in Feuersnot ; er steht aber auch bei der nieder­bayerischen Bevölkerung in Ehren. Und auf sie scheint die Satire gemünzt zu sein. Mit Recht; dort übte ja die Klerisei seit je eine Finsterlingsmacht aus. Unbildung, Aberglaube, Heuchelei, Gemüte­roheit und Verbrechertum aller Art waren die Folge. Zum Beweis braucht ja bloß an die beim Straubinger Schwurgericht ständig an­hängigen Strafprozesse erinnert zu werden. Von aller hierbei 31­tage tretenden Berkommenheit gibt denn auch die für den Schluß­alt aufgesparte Verhandlung wegen Brandstiftung saftige Proben. Der Fuhrhalter Bacherer( Frizz Friedrich) hat, weil arg verschuldet, sein Anwesen angestedt, um durch die Versicherungs­fumme Geld in die Finger zu bekommen. Er entpuppt sich als ein ebenso christ- katholischer Kirchengläubiger wie raffinierter Gauner, ein Stüd von Bauer Dusterer Angengruberschen Prägung. eigentlicher Antreiber zum Verbrechen ist der Unterhändler Brum­birl, der da hofft, daß, wenns beim Nachbarn Bacherer brenne, auch fein Haus mitgehe. Dieser Kerl wird in aller seiner„ Geriffen­heit" geradezu glänzend von Guido Hersfeld verkörpert. Etwas unerwartet fommt freilich, die Freisprechung des Brandstifters. Aber wen fanns verwundern angesichts dieser vertradten land­völkischen Lumpenbande, mit der selbst der Pfarrer sowie der ganze und gegen die der gebenedeite ,, fönig­Gerichtshof sympathisiert lich bayerische" Staatsanwalt vergebens zu Felde zieht! Es ist natürlich mancheriei Uebertreibung bei allem; aber die Verfasser kennen ja die Mikstände bei sich daheim zu gut, um trob aller lachhafter Spaßigkeit doch wahrhaftig zu erscheinen. So trifft denn ihre Groteskjatire auf die herrschenden Gewalten im gewesenen Königreich Bayern sicher ins Schwarze- dan! auch dem vortreff­lichen Spiel einiger episodischer Tarsteller wie Hanselig, Friz Richard, Julius Sachs und Grete Bä d. An zwerchfell­erschütternder Situationsfomit, die durch unverfälschte dialektsprach­liche Behandlung nur noch gesteigert wird, ist fein Mangel. Notizen.

Die neuere schwedische Literatur nähert sich auch schon in der ziveiten Generation dem biblischen Alter. Verner von Heidenstam, ber dieser Tage das 60. Lebensjahr vollendete, gilt als Führer der schwedischen Neuromantik, die dort einfach die Richtung der 30er Jahre heißt und also bereits vor einem Vierteljahrhundert bestrebt war, den Realismus Strindbergs, seiner Anhänger und Nachahmer, die sogen.„ Grauvetterdichtung", zu verdrängen. Heidenstam wollte, was er auch in energischen Streitschriften verfocht, den sozial be­tonten, pessimistischen Realismus durch eine farbenfrohe, phan­tastische Lebensfreude erfezen. Bei dieser Bewegung spielten unter der Oberfläche nicht zum wenigsten soziale Momente mit; die schwe­dische Neuromantik war im Gegensatz zu dem Realismus der 80er Jahre eine ausgesprochene Kunst der Oberklasse, die deshalb auch an die nationalistischen und geschichtlichen Instinkte sowie an einen verschönten und verschönerten Lebensgenuß appellierte. Heidenstam, der persönlich als Maler begann und von diesem Beruf aus seine Dichtung getvisse Elemente zuführte, hat zwar nie einer bestimmten gedanklichen oder politischen Lebensanschauung angehangen. Er war ebenso ein Verkünder der vergangenen schwe= dischen Großmachtszeit wie ein Vorfämpfer für gewiffe demokra­tische Reformen der Gegenwart. Aber seine Kunst hat doch nie die überlegene Kraft und Sicherheit ereicht, die der von ihm ver­fündeten jouveränen Lebensfreude überzeugend entsprochen hätte. Seine Phantastif ist oft weitschweifig und formlos und durch ein unausgegorcnes Theoretisieren vielfach noch blutloser gemacht. Die poetischen Reminszenzen an seinen Aufenthalt im Orient und im europäischen Süden bleiben am weitesten von seinem Ziel der Far­ben- und Lebensfreude entfernt und er steht eigentlich erst fest da, wenn er den Heimatboden wieder gewinnt. Ginzelne Stüde feiner Bhrik geugen davon, besonders aber die nationalistische Prosa- Epppoe Hauptmann über eller. Gerhard Hauptmann „ Die Karolinger ", die die Persönlichkeit der heroisch- phantastischen hat in der Frankfurter Beitung" eine prächtige Würdigung Gott­und gleichzeitig volksvernichtenden Schwedenfönigs Karl XII. im fried Kellers veröffentlicht. Hauptmann jagt am Schluß: Sellers Spiegel der Taten und Erlebnisse seiner Strieger und Untertanen Wert ist gewachsen und ist gearbeitet. Ga ist, natürlich im über­zeigt, ist wohl Seidenstams echtestes und vollendetstes Wert und gleich- tragenen Sinne, gegossen, gehämmert, gefeilt. Es hat jenes Röft.

ek.