Sefonberetr gtcMZ*. der d»S gesamte lsüksrhemtsche Deutsch- land— und nur diesesl— umfaßt(die Dortenschs„Rhei- nische Republik�), wächst von Tag zu Tag mehr! AtS der hessische> Ministerpräsident Ulri-ch die be- konnte Unterredung mit dem französischen General Mongttt hatte und dabei gegen die Machenschaften der Dorten mit«Htm Nachdruck persönlich Einspruch erheben 'konnte. Hoar er gar nicht in der Lage, einer weiteren Erörte- rung des Problems� soweit daran das hessische Rheingebiet, in dem noch immer die Franzosen als Herren fitzen , teil hat, aus dem Wege zu gehen. Oder glaubt jemand in Weimar oder in Berlin und München ernstlich, die Franko- sen seien nach einer mehr als halbjährigen Okkupation nicht geyau orientiert darüber, daß die rkeinhefsischs Bevölkerung insgesamt den dringenden Wunsch hat, mit dem preu- ßischen Rheingau in engere staatliche Gemeinschaft zu ge- langen, wie umgekehrt auch die Nassauer wirtschaftlich über den Rhein und nach Oberchessen hinein, die Wormser mit ihrem Pfälzer Hinterlande, die Kreuznacher nach Rhein » Hessen streben? DaS ist ja das Tiesbetrübliche in dieser ganzen öffent- lichen Erörterung, die sich nach der Mainzer Unterredung entsponnen hat, daß fie� offenbart, wie man im franzo- fischen Hauptquartier der BefatzungSarmee über die Wünsche der rheinischen Bevölkerung besser orten- t i e r t ist, alS im'Dchoße der preußischen Regierung und Landesversammlung. Gekbstderständlich sind für Sen französischen General nicht die Wünsche der Rheinländer maßgebend, sondern die Pläne der Pariser Kantinen talpolitik, die in der„Rheinischen Re- 'publik" wohl eine erste Etappe erblickt. Und der preußische Ministerpräsident Hirsch hat durchaus«cht, wenn er sagte, . daß den Frnnzos«, nichts erwünschter wäre, als eine Schwächung Preußens durch Abtrennung preußischer Ge- bietsteile und eine Bildung van kleineren Bundessiaaten auf Kosten Preußens, die, wem? sie auch förmlich vorläufig noch beim Reich bleiben, bei den Franzosen die Hoffnung auf einen künftigen Anschluß an das französische Herrschaftsgebiet er- »necken können." Aber weil>das r i ch t i g ist. darf man ebenso logisch wie nüchtern zwei Fragen anknüpfen: Ist diese „Schwächung Preußens", d. h. das Absplittern seiner West- und Südwestprovinzen überhaupt aufzuhalten? Und zum anderen: Werden tnc Franzosen ihre Rechnung nicht ohne den Wirt, nämlich ohne die Zuverlässigkeit in die Reichs- treue der Rheinländer aufgestellt haben? Zum letzteren Punkte— um mit des Mini ste rpräsidenten Hirsch eigenen Worten su red«,— ,chertm«t die preußische Regierung auf die deutsch « Gesinnung der gesamte« rbchnisch«, Be- Völker««,«ch«u»f ihre TnhaugAch&it cm baS R«ich." Als» sollte sich die puußisch« Regiewmg auch nicht den Künsche« ihrer rheinischen Volksgenossen entMsnsicnnnen, wenn jsneS „Bchtrauen" echt ist. Denn daß sich dieses Vertrauen etwa auch auf eine preußisch«„Gesinming" urrd„Anhänglich- keit" an Preußen erstreckt, hat selbst Ministerpräsident Hirsch nicht auszusprechen gewagt. Damit aber gibt der preußische Ministerpräsident selbst die Antwort auf die erste Frage. Und darum muß eine Lösung d«S linksrheinischen Problems, an dem auch wir Hessen stark interessiert find, im Sinne der Reichstreue und ReichSsinheit ge- funden werden. Man könnte ja einwenden, daß bei Ummtastdarkeit der linksrheinischen Reichstreue doch auch die Bestrebungen nach Errichtung einer mittelrheinischen Republik ihre staatK polftische Unterlage verloren Höften. Ein solcher Schluß wäre aber doch nur ein Selbstbetrug. Denn er übersieht die Tat- sache/ daß die Franzosen nun einmal für längere Zeitdauer in dem Gebiet ein Mochtfaktor sind, mit dem gerechnet werden muß. Und dieser Faktor läßt sich nur ausgleichen dadurch, daß daS linke Rheinufer von der Pfalz zum HunSrück mit einem ihm wirtschaftlich, kulturell, stommlich wnd sprachlich eng verwandten Wirtschaftsgebiet auf der rechten Rhein » sefte fest verbunden bleibt. Dieses neue StaatSgebild« muß gleichsam die starke Klammer sein, die im Reich breit genug angelegt, seinen tinkSrheimschen Teil gegen alle ausländischen Speftilotiomm festzuhalten vermag. Das ist daß Pro» b le m. Welche Gestalt und welchen Namen seine Lösung er» hält, ist gleichgültig. Wer eine Versöhnung Frankreichs und Deutschlands will, dem wind der Name„Rheinfranken" ge»
Die KuKstausstettung Serlin 1919. Eröffnung.!*'■• HeW-MtK bis Kunstausstellung Berlin am kehrt« Vahuhos eröffnet. Äuf Veranlassung der Regierung wurden die Rinnhe dem Verein Berliner Künstler, der Freien Sezession, der Berliner Se- zession und der RovemKergruppe gemeinsam zur Verfügung gestellt. GS ist klar, daß durch diese sehr ungleichen Bundesgenossen die Ausstellung eine Vielseitigkeit und Buntheit bekommen bat. wie nie zud«r. Plastik, Malerei, Graphik und Illustrationen find vertreten. Ter erste Randgang überzeugt, daß in allen Lager» ernste Anstreng« ngen gemacht worden find. Ich will heute nicht einzelne Werke und Rennen schon vielgenannter Künstler heran«. greifen; das erschöpfende Bild über die Leistungen älterer und neu hinzugetretener Künstler kann erst nach wiedecholtem Betrachten gewonnen werden. Rur Hei einem Werk sei ein« Ausnahme zu- gelassen, weil vie AnSstellnngSkeiwng(des V-Wnier Kunstlerv-rmn«) -auf dies« Schöpfung durch den bosorweren Platz, den st« ihr gegeben hat. so auSdrücstich hinweist: der bekannte monumentale B e e t- Hoven von Peter Breuer. Mitten im großen Saal der Plastiken ist die, Wer? aufgestellt. Weithin sichtbar. Beherrschend. Wenn der Besucher in die linke Wtcilung der Ausstellung ein» tritt, so kommt er in die NÄume der Freien Sezession, der Ber - liner Sezession und der Rovembergruppe. WM den größten.uaum nimmt die Rovemberaruppe ein. Don ihr soll in folgendem vorzuaswesi'e die Rede s«n. Gin naiver Beschauer wird mit ivachsendem Erstaunen diese Bilder und Plastiken betrachten und sein Erstaunen wird sich viel- peicht in Entsetzen vevivandeln, je weiter er vordringt. HeiterfcU und Zorn wruven in sein«» Äesuhien sich aviösen. er wird nicht wissen, ob man ihn hie, zum besten hält»der ob er die Erzeugnisse von Jrrsinwgsn vor sich hat. Ätzer auch diejenigen, die durch einen ge legen tlich eu. Besuch der Frmcn Sezession oder gar de«„Sturm diese Arbeiten kennen kernen, werden erdrückt durch ihre Menge. durch ihre gewnltigc Anhäufung si, dieser Ausstellung, die natürlich auch die Ducht deS verwirrenden Gindrucks vervielfacht! Was wollen nur diese Menschen, wa« wollen diese Künstler? wird jeder fragen!— Jia, was wollen sie? Es ist dem Laien schwer zu erklären, und doch will ich es versuchen. GS ist besonders deshalb schwer, weil', sie nicht alle daS- selbe wollen, und weil auch diejenigen unter ihnen, die dasselbe wollen, auf ganz verschiedenen Wegen zum Ziele zu kommen suchen. Man bezeichnet sie schlechthin als„Vrpreffionisten", AuSdruckSkünst- ler, aber dieser Name erklärt ihr Wollen seht unvollkommen. De. meinsam ist ihnen allen der Wille, die btfdende Kunst ju refvt- mierrn, und zwar dsguüg-n sich Wc «««. V-f big d« Raine„Ex-
wrß sytnpathrsch fem. �ebenfalls ist der Kernpunkt für diese Lösung gegeben am Zusammenfluß von Rhein und Main. Noch ein Wort darüber, ob dieses brennende Problem dentscher Staatspolitik nicht kurzerhand durch den d c u t- schen Einheitsstaat die beste Lösung fände. Soweit hier die sozialdemokratisch gesinnten Volksgenossen in Frage stehen, würbe solche Lösung zweifellos aufs freudigste be- grüßt werden. Aber auch nur von einem Teil, vielleicht der Mehrheit! Um wie viel mehr darf nicht außeracht gelassen werben, daß die nichtsozial-bemokratischen Bevölkerungs- schichten im Rhein-Main -Gebiete für diesen Einheitsstaat noch nicht zu haben find! Woran das siegt, dafür hat unS ja die preußische Regierung wieder einmal die Erklärung selbst gegebeni Im vormaligen Großherzogtum Hessen kam zuzeiten starker finanzieller Sorgen und Bedrängnis schon wiederholt der Gedanke auf, sich von Preußen„eingemeinden" zu lassen. Damals war Preußen der Hort der Reaktion und damit von vornherein daS Verdikt über solche Bestrebungen von allen Freiheitlichen gefällt. Jetzt ist Preußen gewiß auch ein Frei- staat. Aber der preußische„Geist" lebt noch und steht uns Südwestdeutschen noch genau so unverstanden gegenüber wie in der wilhelminischen Zeit. Das kann und wird sich auch so schnell nicht ändern. Selbst wenn Preußen erklärt, im Reiche aufgehen zu wollen, wird man darin hier doch nur immer das vergrößerte Preußen erblicken! P reuten ist eben in dieser Beziehung, sowohl wie in mancher anderen, historisch zu sehr belastet. Und das Verhallen der jetzigen preußischen Regierung in der Thüringer Frage kann solcher Ausfassung in Südwestdeutschland nur recht geben. War es nicht derselbe preußische Ministerpräsident, der jetzt den �deutschen Nöten feiner westlichen Volksgenossen so verständnislos gegenüber- steht, der vor Monden schon den nach Einheit strebenden Thü- ringern allen Ernstes vorschlug, diese Einheit in einer preußischen Provinz zu suchen? Hier findet man den Schlüssel zur derzeitigen Haltung Südwestdeutschlands in der Frage des Einheitsstaates. Preußen ist noch immer das„Preußen�, wenn auch mit einer sozialdemokratischen Spitze. Solange' es nicht an seinem „hegewonialen Partikularismu�" abbaut, wird dieser Ein- heitsstaät im Südwesten des Reiches keine Befürworter fin- den können. Und darum muß das linksrheinische Problem auf einem Wege gelöst werden, der freilich Preußen„schwächt", aber um so mehr das Reich stärken wird. Und darauf nur kommt es .schließlich an. Preußen ist nicht das Reich, kann und darf »S nicht sem pm dcö Reiches Zukunft willen!
Um Erzberger. Im konservativen und liberalen Blätterwald rauscht es mächtig. Der Orkan soll einen Mann zu Falle bringen: Erzberger , den Reichsfinanzminister. Helfterich, der leichtfertigste aller Finanzminister. hat den Sturm entfacht. Er haßt alle seine Nachfolger, folglich auch Erzberger . Er haßt diesen besonders, denn Erzberger hat in seiner Steuerprogrammrede den verwegenen Finanzkünstler deS Krieges mit einigen Worten charakterisiert, die ftef der- wu-ndet haben. Helsferich tobt seinen Haß aus in Artikeln, die von der kapttasistischen Presie aller Parteien gierig über- nommen werden. Helffesich will seinen Gegner politisch unmöglich machen und moralisch abschlachten. Er führt das gröbste Geschütz auf und feuert eine Salve nach der anderen ab. Erzberger hat bisher nur mit einem Artikel in der„Deutschen Wg. Ztg." geantwortet. Es wird in Aussicht gestellt, daß er heute in der Nationalversammlung mündliche Abrechnung mit seinen Gegnern halten werde. Der Gegner sind viele. Der vielgswandte Mann wird seine siebe Not haben, um alle Feinde abzuwehren. Neben dem Gebiet der inneren Politik und der finanziellen Betäti- gung Erzbevgcrs wird auch seine Kriegspolitik herangezogen. Gin Graf Wedel, früherer deutscher Botschafter, erhebt in den konservativen„Hamb . Nachr.", dem früheren Bismarckblatt. den Vorwurf, daß Erzberger einen Geheimbericht CzerninS im Jahre 1917 preisgegeben und durch seine Indiskretionen
presswnisten" noch am«heften zutrifft, mit dem Bestreben, ihr durch eine andere Art der Darstellung einen größeren seelischen Gehali zu geben, währenddem die anderen, die man unter dem wenig auS- reichenden Ramen„Kubisten" zusammenfaßt, eine ganz neue Kunstsivttung schaffen wollen, die eigentlichen Expressionisten stehen ungefähr auf diesem Standpunkt: Sie sagen, die bildende Kunst, daS heißt hier vorzugsweise die Malerei und die Plastik, find im Laufe ihrer naturalistischen Entwicklung vollkommen verflacht. Sie haben ihren Höhepunkt erreicht oder überschritten, ihr« Sniwicklung kann nicht mehr gesteigert werden. Ihre schlechten und mittleren Werke sind nicht» weiter al« Abschriften nach der Natur, wie sie auch die Photographie' besonders die farbige Photographie, her- stellen kau n, ut© denen die Hauptsache fehlt, was das Kunstwerk erst zu einem solchen macht: der seelische Gehalt. Wer auch bei ihren besten Werken wird der seelische Gehalt durch die naturalistische Ausführung beeinträchtigt. Das find zwar nach meinem Dafürhalten stark« lleberirei- Hungen, denn der seelische Gehalt eines Porträt« von Lenhach oder «in« Zeichnung d« Käthe Kollwitz ist trotz d«. naturalistischen Dar- stelluiig für mich ein so gewaltiger, daß« durch eine andere Dar- siellungSart wohl kaum übertroffen werden kann, und jedenfalls bis jetzt noch nicht erreicht, geschweige denn übertrvffen worden ist. Wer das ist, wie gesagt, ungefähr die Anficht dieser Künstler. DeS- halb lehnen ste die ganze naturalistische Entwicklung ab, die im 14. Jahrhundert einsetzte, und ihren Höhepunkt im FmprevtoniSmuS aite. Sie kehren zurück zu der naiven DarstellungSari der alten irchlichen Künstler, von denen man freilich sagen muß, daß sie ihren Heiligen in Gebärde und Haltung«inen starken seelischen Ausdruck zu geben verstanden, trotzdem diese Figuren anatomisch selten ganz richtig waren und trotzdem auch sonst die Naturwahrheit meist viel zu wünschen übrig ließ. Den meisten dieser Künstler ab« geht diese Bestrebung lange nicht weit genug. Sie wollen aus der Malerei und Bildhauerei eine rein abstrakte Kunst schaffen, wie die Musik ist. Die Musik ist eine Kunst, die ihre Motive nicht, oder wenigstens nicht in chren stärksten Werken, auS der Natur schöpft. Sondern sie schöpft aus- schließlich auS der Seele des Künstlers, des Komponisten, und dieser hat durch daS Mittel der Töne und deren Harmonie die Möglich- keit, seine seelischen Erlebnisse zu gestalten und sie andern mitzu- teilen. Äber auch wo die Musik einmal naturalistisch wird, ist dieser Naturalismus im Verhältnis zu demjenigen der Mal«ei und Bildhauerei wenig ausgeprägt. Um ein Beispiel zu nehmen, das wohl ein jeder kennt: in dem bekannten Lied von Schubert:„Ich hört ein Bächlein rauschen" erinnert die Musik wohl manchmal an da« charakteristische Geräusch rasch fließenden WasserS, ab« diese Nachahmung der Natur tritt doch ganz zurück gegenüber der eine« LaiidschastSmal«». der ein Bild fließenden Wassers malt. Die größere Gnchpe dieser Künstl« will min eine Kunst schaffen, die
den Abb ruck» des Kneges vereitelt, also den Krieg bis zur Katastrophe verlängert habe.. Von allen Seiten kommen die Gegner angerannt, von allen Soften werden wuchtige Borstöße geführt. Wir Habew nicht das Amt, den Angegriffenen zu stützen; wir müssen mb- warten, was er zu seiner Gegenwehr anzuführen weiß, und können erst danach unser Urteil fällen. Aber wir fühlen die Veranlassung zu der Frage: gelten die Vorstöße wirklich Erz- berger als Person oder nicht vielmehr dem Reichsfinanz» minister, der am Werke ist, den Besitzenden harte Steueropfev aufzuerlegen? Da ist die Antwort gegeben. Was wir in diesen Tagen an Angriffen auf Erzberger erleben, hat nur den Zweck, weniger den Politiker Erzberger , als gerade den Reichsfincmz- minister zu stürzen. Hat �den Zweck, die Vermögens- abgäbe und die übrigen harten direkten Steuern zu verhindern..Hat den Zweck, die Kapitalisten zu schonen, die Kriegsgewinnler/ ungeschoren zu lassen und' die Milliardenlasten wenn irgend möglich und soweit dies möglich den werktätigen Volksmassen aufzuladen. Die Kapitalisten Deutschlands rühren sich. Sie schlagen um sich. Sie wollen ihr Vermögen und' ihren Besitz retten, indem sie Erzberger zum Sturz bringen. Sie sind nicht nur in den Zeitungen tätig, sie haben auch im Parlament ihre Vertreter mobil gemacht. In den Steuer ausschüssen der Nationalversammlung haben die Konservativen und Nationalliberalen begonnen. Ob- st r u k t i o n zu treiben. Mit dem Ziel, die Verabschiedung der direkten Steuervorlagen zu verhindern und die indirek- ten Steuern Gesetz werden zu lassen. Ein beträchtlicher Teil der D e m o k r a t e n ist mft a>N Werk. Sie verkriechen sich hinter der Kulisse, daß die indi- Steuern vorab erledigt werden müßten, weil die direkten zu viele gesetzgeberische Schwierigkeiten böten uixd aus diesem Grunde nicht rechtzeitig fertiggestellt werden könnten. Auch die Demokraten stellen sich vor den Geldschrank und verteidigen seinen Inhalt gegen das Reichsnotopfer. Dia Not des Landes rührt auch sie nicht oder doch nicht in dem Maße, daß sie die allgemeinen Interessen unter allen Um- ständen und in jedem Betracht über die parteilichen stellen, Die Angriffe auf Erzberger finden daher in der demokrati - schen Presse schmunzelnde Verbreitung. Ter Streit geht daher im Grunde nicht um Erzberger, sondern um die Vereitelung� oder doch starke HerabsetzunA der direkten Steueropfer. Die Kapitalisten hüllen sich in moralische Entrüstung gegen einen einzelnen, um ihre ge- samten Besitzinteressen zu wahren. Sie sind und waren eben immer Patrioten._
Kultusminister Harnisch über Sen Einheitsstaat. Kulftisminister Haenifch machte einem Mitarbefter der„Düsseldorfer Nachrichten" eine Reihe von Ausführungen, in denen er die r h e i n i s ch e F r a g e als die wichtigste für Preußen und das Reich bezeichnete.„Sie wissen," erklärte der Minister,„daß ich mit Leib und Seele Unitarier bin. Die Zersplftterung des einzigen großen Staates, den wir im Reiche hoben, halte ich für den d e n k b a r ungeeignet.« st e n Weg, um zu einem Einheitsstaat zu kommen. Die Begründung, daß durch die Loslösung der R h e i n- lande zu einem Einheitsstaat zu kommen ist, kann ich nicht als richtig anerkennen. Der Einheitsstaat wird im Lause der Jahre kommen, und zwar nicht durch einen gesetz- geberischen AM, sondern einfach dadurch, daß das Reich nach und.nach eine große Einrichtung nach der anderen übernimmt. Es steht durchaus im Bereiche der Möglichkeit, daß über kurz oder lang die ganze Justizverwaltung auf das Reich übergeht. Jedenfalls sind bereits Bestrebungen nach- dieser Richtung im Gange. Ein weiteres Moment für den Einheitsstaat ist auch darin zu erblicken, daß Preußen fein Uebergewicht über die anderen Bundesstaaten nicht mehr hat." Zum Schluß erklärte der Minister, daß die Regierung bereit sein werde, durch kluge Auswahl der Beamten und entsprechende Maßnahmen frühere Fehler auf diesem Gebiete wieder gut zu machen und-zu vermeiden.
ihre Motive nicht mehr, oder fast nicht mehr der äußeren Natur entnimmt; sie wollen vielmehr durch das Mittel frei erfundener Formen« und Farbenakkorde auf die Seele des Beschauer? wirken. Der Unterschied zwischen den Musikern und diesen Künstlern besteht darin, daß die Harmonie der Tön« durch da« Ohr, die Harmonie der Farben aber durch das Auge wahraenommen wird. Sie sind jedenfalls keine Maler mehr im alten Sinne, man würde sie viel- leicht besser als.Farbenmusiker" bezeichnen. Sie wollen unsere Gesichte, Visionen, seelische Erlebnisse darstellen. Da ste nun ihre Formen nicht der Natur entnehmen, so muß ihre Phantasie welche erfinden. Und dg« kann sie auf verschiedene Weise.. Die einen lösen die Naturformen in geometrische Figuren auf(daher der Name„Kubisten"). Und die anderen haben sich geradezu eine Zeichensprache ausgedacht. So bedeutet ein horizontaler Strich auf einem Bild„da« Gefühl der Ruhe", ein Zickzack- strich. Zorn, Zweifel. Wut, ein rot« Klex„Erregung". Jck> be- fürchte nur, daß diese Bedeutungen van den wenigsten Beschauern so verstanden und gefühlt werden. Sondern diese Bilder, die aus allen möglichen wagrechten, senkrechten und Zickzackstricken und For- men bestehen und auS merkwürdigen Alexen in allen Farben, wer- den wohl von den meisten als ein unsinniges Geschmiere angeschen werden, das in seiner Gesamtheit keine Harmonie, sondern eine scheußliche Disharmonie ergibt. Aber auch diejenigen unter diesen Künstlern, die mit Hilfe von nicht naturalistischen,� meist geomeiri- schen Formen,. und durch schöne Farben wohltönende Farben- akkorde geben wollen, schassen damit doch kaum etwas Neues. Das gibt doch ein orientalischer Teppich, ein Sumak od« Bocchara viel besser, und jede schvne Tapete und jeder schöne Batikstoff ohne naturalistisches Ornament. Und daß es.die Malerei auch kann. kann jeder Besucher der Abteilung des Verein« Berliner Künstler u. a. auf den herrlichen Farbensvmphonien von Hans Unger sehen. die außerdem noch die wundervolle Form der dargestellten Natur- Vorbild« in übersetzter Weise wiedergeben, auf den prächtigen Bil- dein von G. F-nkohl und Wilhelm Blanke , die ihre Motive mit den Augen der Maler-Poeten in Kompositionen von farbensatten Harmonien zu verwandeln verstehen, und aus den Porträts von Fritz Rhein , der neben allen diesen Vorzügen auch noch die Seele und den Eharakter des Dargestellten wiedergibt. Die oben geschilderten Wege sind nicht die einzigen, die die Expressionisten einschlagen; es gibt Uebergänge. die mehr Natura- listisches mit binübernehmen. Ueber die Zusammenhänge dieser neuen Kunstäutzerungen mit den seelsichcn Bewegungen unser« gegenwärtigen G-schichtDpoche soll aus anderen AusstellungS- gängen gesprochen werde-. Welche Aussichten die neue abstrakt«. farbenmusikalische,-abseits dessen, wa« bisher als Malerei galt, gelegene Kunst haben Wirt», ist schw« zu prophezeien, da sie ganz im Ssfange ihr« Entwicklung fteht, Hermann Widmer.