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Nationalversammlung zu Weimar . Sitzung vom Donnerstag, de » 24. Juli 1910. Am RegreruugZ tische: Schmidt, Müller, David. Ro'-K, Erz» Zdcrger, Schlicke. Präsident Fehrendach eröffnet die Sitzung am 10 Uhr 25 Min. Das Haus tritt in die Beratung der Interpellation Arnstadt (Dnat. Lp.) und HeinZe(D. Vp.) und Cenossen über die Pla»wirtsch«ft ein. Die Interpellanten fragen an, ob die Reichs vegferurlg die in einer Denkschrift deS ReichswirtschastSnmristeriumS niedergelegte Absicht der Verewigung der gebundenen Wirtschast unier staatlicher Aufsicht(Planwirtschast) zu der ihrigen machen will. Abg. Witthoefft(D. Vp.): Der ReichSministerprästden! hat be. reits gestern mitgeteilt, daß d« Regierung auf die sogenannte Plan- Wirtschaft verzichtet. Wir leben aber seit dem 9. November in einer Zeit der Zufälligkeiten und Plötzlichkeiten, was heute so ist, kann morgen suders sein.(Sehr richtig!) Deshalb können wir auf die Begründung unserer Interpellation nicht verzichten. Würden die Absichten der Denkschrift des ReichSwirtschastSministe» riums verwirklicht, so würde das freie Wollen zum schwersten Nach- teil für die Wiederaufrichtung des Handels und der Industrie aus- geschaltet. Die Planwirtschaft hätte nicht nur die Knebelung unseres Wirtschaftslebens bedeutet, sondern völlig im Gegensatz zu der erwünschten Sparsamkeit unseren Beamtenapparat in nicht auszumalendem BerhältniS ausgedehnt und die erwünschte Abhängigkeit von Berlin noch gesteigert. Wir verlangen serner die schleunige Beseitigung der Außenhandels» z ö I l e. Sie sind ein« ungeheure Erschwerung für die kaufmännische Tätigkeit.(Sehr richtig!) Die Interpellation beantwortete ReichsarbeitSmin ister Schmidt. Er versprach, dast das Reichswirtschaftsamt alles versuchen werde, die natu ruot wendigen Interessen, Konflikte und Gesetze auS» zugleichen. Ein starres System könne hierfür allerdings nicht auf- gestellt werden, sondern eS müsse nach de» Bedürfnissen der einzelnen Industrien verfahren werden. Sine voll­kommene Freiheit des Handels und Verkehrs erklärte der Minister für die Gegenwart für unmöglich.

Moröprozeß Neuring. Dresden , 24. Juli. In der weiteren Zeugenvernehmung be» kündet Zeuge Jahn, daß er Bartsch, Gottlöber und Pietsch am 12. April im Tumult gesehen habe. Auch er stellt fest, daß Fritze Kriegsminister Neuring in Schutz genommen habe. Ob Gottlöber ein Gewehr trug, will Zeuge, entgegen seiner früheren Aussage, nicht mehr behaupten. Der Angeklagte Pietzsch äußert sich hierzu: .Vor dem 12. April traf ich Jahn, den ich seit 15 Jahre» kenne. Er sagte mir, erseiKommunist und in kurze«»erde etwa« passiere«." Zeuge Jahn bestreitet dies« Aeußerung, während der Angeklagte dabei bleibt. Sehr erregt fügt Pietz sch hinzu:John sagt nur aus Rache so aus!" Zeuge Kunstmaler Wehner bezeichnet den Angeklagten Becker al» denjenigen, den er am 12. April gegen ?! Uhr mit einem Masch inengewehr gesehen hat. Decker sagte zu ihm:»Es wird gleich geschossen werden. Neuring, der Haderlump, wird herausgehalt" Auf Gottlöber zeigend, erklärt Wehner:Diesen Matrosen sah ich als Posten mit einem Gewehr vor dem Ministerium. Zeuge Kauf­mann Lischka sagt zugunsten de» Angeklagten Fritze au». Dieser habe sich bemüht, am Portal des KriegSministeriumS Neuring zurück­zureisen. Auch einen Major, den die Men�Ublutig schlug, ver- teidigte Fritze. Ich muß allerding« hier sagen, vatz ich selbst K o m- munist bin.(Große Bewegung r» Zuschauerraum.) Vors.: Da» tut hier nichts zur Sache. Zeuge Uhleman« sah, wie man Neuring herausbrachte und dann fortschleppte. Auch weiß der Zeuge von dem Herabstürzen des KricgSminister» von der Elbbrücke aus zu berichten. Als Neuring schwamm, schoß ein kleiner Matrose nach ihm. Vors.: Ist er hier dabei? Zeuge, zögernd:Ja, dort!" Er zeigt dabei auf Gottlöber. Pistzsch hat er gesehen, wie er seinen Arm vor Neuring hielt, wohl um dessen Brille zu schützen. Zeuge bekundet weiter: Gottlöber schoß dreimal von der Elbwiese a»S auf Neuring. Nach GottlöberS letzten Schutz versank der Kriegsminister. Ob Gott - löber ihn getroffen hat, weiß ich nicht. Auf Befragen>dez S t ä a t s- a n w a l t S schildert der Zeuge noch, daß ein Mann in einer gelben Jacke besonder» tätig war, Neuring zur Absturzstelle zu schaffe». Er rief mehrcremal: Ach wa», immer fort, immer fort!" Zeuge Schlechter hat von einer Ausbuchtung der Brückenmauer die Ermordung NeuringS mit beobachtet. Dt« Menge schriet»In die Elbe mit ihm!" AIS Zeuge zur Vernunft mahnte, schrie man ihm entgegen:.Du Lump willst wohl auch in die Elbe geworfen werden?* Unter den Angeklagten erkennt er Pietzsch und Gottlöber wieder. Schwester Gerhardt:In unserem Lazarett erzählten ver- wundete Soldaten am Abend von AlcuringS Ermordung. Einer sagte: Dir Sache ist verlaufe», wie sie geplant war." Ein anderer:Freut Euch, der Bolschewismus blüht! Neuring ist in die Elbe gestürzt, nun kommt die Regierung dran." Zeuge sewel schildert den Demonstrationsyug deS WirtschaftSverbandeS irnluanfchec Hilfsarbeiter. Neuring habe ein« Abordnung hefer Leute zweimal nicht angenommen. Darüber entstand Entrüstung. Zeuge Busch, der am 12. April auf der Hauptwache war, be» kündet, daß der Angeklagte Unteroffizier Schreiber zweimal an der Brücke auf den schwimmenden Neuring geschossen habe. Vors.: Die Aussage ist sehr belastend. Liegt irgend hier Feindschaft vor? Zeuge: Nein. Vors.: Schuldet einer dem andern Geld. Zeuge: Ja. Schreiber schuldet mir 87 M. aber ich handle nicht aus Rache. Schreiber.b e st r e i t e t die AuS- sagen deS Busch. Er erzählt ruhig und fließend, wie er mit de« Freunden am 12. April die Vorgänge mitangesehen habe, ohne selbst dabei beteiligt gewesen zu sein. Zeuge Gießler hat tagS darauf mft Allner gesprochen. Als er, der Zeuge, dem A. frag», wo denn die Sache passiert sei. zeigte ihm der Angeklagte genau die Stelle und fügte hinzu:Ich werde es doch wissen, ich habe doch selbst Neuring dort mit hinuntergeworfen." Vierter Verhandlungstag. 0 Dresden , 24. Juli 1919. Nach Eröffnung der Sitzung am �OnnerStagvormittag gibt der Vorfitzende zwei Anträge der r>entei?*6un8 bekannt, die Angeklagten Fritze und Merkel auS r"rxl�llnß<�ai1 äu entlassen. Die Anträge werden der Staats- anwaltschast zur Prüfung überwiesen. Wetter verliest der Vor- ichende einen Antvag desRechtSanwaltSGlaser.der dahin geht, man solle«inen Schwimmer von der Absturzstelle ab- ichnnmmen lassen, indessen ein mit einem Gewehr ausgerüsteter P o I l z d e a m t« r von der Absturzstelle auf der Brücke nach den Elbtoieien lauren folle. bis zu dem Ort, von dem ans Gottlöber .-iuf Neuring geschossen haben soll. Die Möglichkeft der Täterschaft Gottlöber» soll dadurch geprüft und die Aussagen deS Zeugen Müsch m bezug auf ihren Wert untsrsucht werden.

Zeuge Bohrmann sagt über Menke! auS:Er erzählte mir am 12. April vormiitags in meiner Barbierstube von NeuringS Er- mordung mit den Worten: Sie haben ihn herausgeholt,. Er wird genug haben." Er tat dabei, als fei er beteiligt gewesen.»Neuring hat sich sehr festgehalten. Wir haben ihn kaum losbekommen!" Ich fragt« ihn, ob er dabei gewesen sei. Er erwiderte:Aber feste! R u n i st d e r Bluthund weg. Gradnauer und Konsorte» müssen auch noch weg.?lll« müssen schwimmen." Der Angeklagte Merkel will sich in furchtbarer Erregung der- teidigen:Ich hm sieben Wochen unschuldig in Hast, nur wegen so eines Renschen./ Der Mann hat mich ins Unglück gebracht!" Der Verteidiger redet zur Ruhe. Tie Nichtberichtcrftattung derFreiheit". Hebet den Neuring-Prozeß will dieFreiheit" erst, wie sie setze schreibt,im Zusammenhang" berichten. Auf deutsch : sie will ihren Lesern alleSunterschlagen, was ihr au« dem Verhandlungs- berichi nicht paßt und dann überKlassenjustiz" jammern. Weil wir festsiellen, daß der Prozeß bestialische Scheußlichkeiten enthüllt. bezichtissi uns dieFreiheit" dem Urteil vorzugreifen. Das ist der übliche Humbug. lieber die für das Urteil wesentlichste Frage, ob die zweifellos festgestellten Scheußlichkeiten gerade von den"enge- klagten Personen begangen wurden,,'haben wir uns nicht mit einem Wort geäußert.

Eine Anklage! Der Protest der britische» Arbeiterpartei. Wir geben nachstehend den Wortlaut de» Proteste« der Britischen Arbeiterpartei gegen die Aushungerung Deutschlands durch die »Bier Großen": Wir, die Unterzeichneten, verwerfen durch diese Erklärung adf da« Nachdrücklichste die Aktion, durch die Deutschland gezwungen worden ist zur Zeichnung eine« Vertrages, der, wie jeder ver- nünfnge Mensch weiß, die Bestimmung hat, ein Lappen Papier zu werden. Deutschland ist gezwungen worden,«inen Frieden zu unterzeichnen, durch den es sich anheischig macht, un« geheure Entschädigungen zu zahlen und zu gleicher Zeit die« fenigen berg« und ackerbaulichen Hilfsquellen aufzugeben, welche die einzige Möglichkeit bieten, nicht nur die Zahlung von Entschädigungen, sondern die nackteste Unterhaltung von Million«» seiner eigenen Untertanen zu gewährleisten. Deutsch - land ist tatsächlich gezwungen worden das Unmögliche zu versprechen. Hätte e« daZ nicht getan, so würde die NahrungSzusiihr, von der das Leben seines Volkes abhing, unbarmherzig abgeschnitten worden sein. Mit anderen Worten. wir stellten die Frauen in die Feuerlinie und die Deutschen mußten nachgeben. Hunderttausend Leute, meist Frauen und Kinder, sind seit dem Waffenstillstand alS Ergebnis der Blockade bereit« zu Grunde gegange«. Unsere Regierung war und ist gewillt, ungezählte weitere Opfer zu forder» und die deütsche und jede andere widerspenstige Ratio» wie eine ungeheureLufitania" zu behandeln. Auf jeden Fall wird eine der ersten Früchte deS Friedensvertrages ein Massenmord von Kinder» sei», die infolge der Hergabe von Kühen ihrer Milch be- raubt werden. Tausende weiterer Kinder werden zugrunde gehen, da ihre Väter der Möglichkeit beraubt werden, sich eisen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Arbeiterpartei hat keinen Anteil gehabt an dem Zu- standekommen de» Vertrage«. Er ist ein Abschluß, der jede« Ideal der Arbeiterpartei widerspricht. Gelbst der Völkerbund ist ein Bund der Regierungen und nicht der Völker. ES wird die Aufgabe der Arbeiterpartei sein, ihn zu de- motratisieren. Die Arbeiterschaft in der ganzen Welt ist vertraut mit der Hungerwaffe, die jahrhundertelang von regierenden Klassen gegen sie gebraucht worden ijj. Zur Erzwingung der Friedens- bedingungen wird sie heute gebraucht gegen die Frauen und Kinder von ArbeitSleuteo. Die Arbeiterschaft kann und muß mit ihrer ganze» Macht ein für allemal diese« Verbrechen ein Ende macheu. (Bezeichnet:) Robt. Smillie. Robert William». C. T Eramp. I. Bromley. George LanSburg. 27. Juni 1919._

Industrie und tzauSel. Börse. Die von uns Viedergeaebene Meldung über da« mit Amerika getätigt« Lebensmittelabkommen übte auf die Stimmung der Börse«inen anregenden Einfluß aus. Die Tendenz war weiter fest, daS Geschäft ging indessen nur auf einzelnen Ge» bieten etwas lebhafter. Am Montanmarkt standen wieder Bismarckhütt« im Vordergrund des Interesses. Bevorzugt waren ferner Harpener, Lothringer Hütte. Laura und Oberschle- sischer Eisenbahnbedarf. Schiffahnsaktien gaben unwesentlich nach, schwächer waren Farbwerte, in erster Reihe Elberfelder. Farbwerke; Elektröpapiere verkehrten ungefähr auf letztem Stand, Rüstungs- papiere waren vereinzelt gebessert. Merklich höher bewertet wurden wieder türkische Tabak-Aktien, die erneut etwa 2 Proz. gewannen. Für heimische Rentenwerte war da« Interesse gering; Kriegsanleihe notierte 33%.

Groß-berün Kriegsgefangene»- Fürsorge. Uns wird geschrieben: Die bevorstehende Rückkehr der Kriegs- gefangenen gibt einer Angestelltenvertretung Veranlassung, die Auf. merksamkeit der Oeffenttichkeit auf die seinerzeit gemachten bösen Erfahrungen und Mißstände bei der Weedereinstellung ehemaliger HeereSangehöriaer hinzuweisen. Laut Verfügung der ReichZregie- rung find die Arbeitgeber verpflichtet, diejenigen Angestellten, die am 1. August 1914 bei ihnen beschäftigt waren und später zum Heeresdienst eingezogen wurden, wieder einzustellen. Diese Ver- fügung regelt gleichzeitig die Entlohnung der Wiedereingestellten dahin, daß ihnen die gleichen Bezüge wie den Dabeimgebliebenen zu gewährleisten sind. Sie gibt aber andererseits jedem Arbeitgeber das Recht, diese Angestellten drei Monate nach dem EinstellungS- monat wieder zu entlassen. Diese Einschränkung in der Verfügung der ReichSregievung hat zu einer rigorosen Handhabung von ,'eiten ernes Teiles der Arbeitgeber geführt. Die Kriegsteilnehmer wurden bei ihr-r Meldung zum Wiedereintritt in ihre früheren Stellpngen zum Teil glatt wogewiesen, so daß erst der SchlichtungsauSschutz eingreifen mußte. Zum anderen Teil wurde ihnen eine AbfindunaS- summe angeboten, mit deren Annahme sie sich deS Rechtes begeben haben, wieder eingestellt zu werden, und somit dazu beitrugen, das Heer, dar Arbeitslosen zu vergrößern. E« besteht die Gefahr, daß diese Methode auch jetzt wieder bei der Rückkehr der KriegSgefange-

nen zur Anwendung gebracht wird. Es muß deshalb gefordert werden, daß den Rückkehrenden der Wiedereintritt tn daS Wirt­schaftsleben unter Hintansetzung aller egoistischen Motive erleichtert wird. Es muß auch jedem Arbeitgeber und AngrftellienauSschuß zur Pflicht gemacht werden. Üher die gesetzlichen Bestimmungen hinaus von einer Entlassung drei Monate nach der Einstellung Ab- stand zu nehmen, denn es ist bei den heutigen wirtschaftlichen Ver- hältniffe» für einen Arbeiter und Angestellten absolui unmöglich, sich innerhalb so kurzer Frist eine anders Existenz zu gründen.

Lebensmittel für heimkehrende Kriegsgefangene. Der ReichSetnährungSminister bat bestimmt, daß die heim- kehrenden Kriegsgefangenen von den Kommunalverbänden, von denen sie zum ersten Male in die ordentliche Lebensmittelversorgung auf- genommen werden. Sonderzuweisungen an Lebensmitteln erbalten. Sie werden während der ersten sechs Wochen nach ihrer Heimlehr neben den allgemeinen Rationen wöchentlich 1 Pfund Bröl. V0 Gramm Feit, 250 Gramm Hülsenfrüchte und 125 Gramm Auslands- Speck oder Konservenflrisch und zwar zu den festgesetzten verbilligten Preisen erhalten._ Korrigierte Steuerquittuugen. Wegen der Beschlüsse der Berliner Gemeindebehörden über die nachträgliche Aenöerung der Gemeindeeinkommensteuerfäye wird in Berlin die schon begonnene Steuereinziehung bei Steuerpflichiigen mit einem Einkommen bis 2000 M. unterbrochen. Die bereits au- geschriebenen Sleuerquittnngen müssen berichtigt werden, da es nicht möglich ist, sie neu auszuschreiben. Die berichtigten Quittungen werden neben der üblichen gedruckten Unterschrift deS Bürovorstehers auch noch den vollen Namen des vcrantwo> tischen Beamten, der die Berichtigung vorgenommen hat, tragen. Quittungen mit mehrfach geänderten oder mehrfach überschriebenen Zahlen sind zurückzuweisen. Bei schon geleisteter Zahlung werden die für April/Juni überzahlten Beträge ohne weiteres auf die Gemeinde- und Slaatssteuern für Juli/September verrechnet und die dann noch überschießenden Be- träge zurückgezahlt. Ihre Rücksendung erfolgt durch die Post. Mit 42 Jahren zu att? Ein Maleryehilse, der in her Krieg s- zeit Kassenbote wurde und nach der Temobilmochung einem zurück- 1 '«Muten Angestellten weichen mußte, bewarb sich bei derViktoria"- Versicherungsgesellschaft um eilte Botenstelle. Er legte Zeugnis- abschristen bei, gab auch sein Alter mit 42 Jahre an, bekam aber die Antwort, daß für ihn keine Stelle frei sei. Stuf ein Inserat, daß dieViktoria" einenEnnehmer für Ueberland' im Alter bis zu 35 Jahren suchte, meldete er sich nochmals, hoffend, trotz seiner 42 Jahre doch noch Glück zu haben. Der Bescheid lautete, eS könn- ten nur Leute im Alter von 23 35 Fahren eingestellt werden. Auf Prüfung der körperlichen und sonstigen Leistungsfähigkeit beS JSo Werbers ließ man sich gar nicht erst ein er war ebenzu alt" I Rückkehr von Ferienkindern. Die von der Nationalstiftung im Juni zu einem sechswöchigen Aufenthalt nach der Sck.weiz ent­sandten Kinder treffen Sonnabend, 2(3. Juli, abends 8 Uhr, ttieoer in Berlin auf dem Anhalter Bahnhof ein. Eine allgemeine Volkszählung im Deutschen Reich ist für den 8. Oktpber 1919 angeordnet worden. Sic soll neue Unterlagen für gleichmäßige Verteilung der Lebensmittel schaffen. Ein falscher Brieflastenleerer. Gestern erschien auf dem Brief- Postamt in der Spandauerstraße ein Mann mit feldgrauer Bluse und gab an, der Aushelfer Schulz von der Vorortstelle des Briefpost- amteS zu sein. Von diesem sei er zum Hauptpostamt geschickt war- den. um hier beschäftigt zu werden. Der Mann, der mit den Ver- Hältnissen im Postbetriebe genau Bescheid gewußt zu haben scheint, wurde dann auch beauftragt, die Briefkästen in der Spandauer - und Rosenstraße zu leeren. Bon diesem Gang ist derAushelfer Schulz" jedoch nicht wieder zurückgekehrt. Nachfragen ergaben jetzt, daß man e« mit einem Schwindler zu tun hat, der die Kästen geleert und den Inhalt für sich behalten hat. Da er nun aber noch den Schlüssel besitzt, so wird er wahrscheinlich auch andere Brieflasten leeren. Di« Kriminalpolizei fahndet daher auf den Dieb. Er ist 'etwa 20 Jahre alt und 1.80 Meter groß, hat dunkles Haar, etn hartloses, gebräuntes Gesicht und trug eine Brille. Unter Znrücklassung eines goldbeschlagenen TtockeS flüchteten zwei Einbrecher aus einer Wohnung deS HauseS Geisberg­straße 33, die sie zweimal heimgesucht- hatten. Beim ersten Besuch wählten sie mit Sachkenntnis wertvolle Decken und Kissen aus, dre sie wegschafften. Als sie nach kurzer Zeit wiederkehrten, wurden sie vom Portier überrascht. Sie entkamen in einem bereitstehen- den Auto. Dar Ferkrlmarkt auf dem Magervichhof FriedrichSfelde war gestern gut beschickt und eS machte sich eine rncht unbeträchtliche Preissenkung bemerkbar. Dieser Preisrückgang ist vornehmlich auf die vermehrten Zufuhren im Jnlande zurückzuführen, wird ober auch durch die im Sommer stets verminderte Kauflust bedingt. Gestern wurden für Ferkel 8,50 M. je Pfund gezahlt. Der wahre Jakob ist erschienen und gelangt zur Ausgabe.

Grofz-Berlincr Lebensmittel. Reinickendorf . Das llandratkamt�gibt bekannt, daß in dieser Woche die Belieferung mit Kartoffeln nicht erfolgen kann, weil die Frühkartoffel« ernte im Kreise erst End« Juli beginnen wird, Di- Zufuhren aus anderen 5tr«!s«n findsrühefieuS Ende der kommendem Woche zu erwarten. Die kartoiseliartenablchnitte 30a und b behalten bis 3. August Gültigkeit. Wittenau . Vom 25. Juli bis L. August r'OO Gramm Gerstenmehl (41) für 46 Cf., 500 Gramm Grauven(48) für 45 Pf, 126 Gramm Reis (44) für 50 Pf., 500 Gramm Kartoffelfcheiben(53) für 1,56 SM., S50 Gramm AuSlandsmehi(J 11) für 42 Pf. Buchholz. Die ooranremeldclen 500 Gramm Graupen für 44 Pf. und 125 Gramm Reis für 51 Pf.(nicht 50 Pf.) voni 25. Juli ab, 250 Gramm ttmtoffelwalzmehl(Abschn. 65), 500 Gramm Marmelade (Abfch. 47) für 1,30 M., soweit Vorrat reicht. Im AmlSbau« Berkaus einer kleinen Menge wollener Kinderhöschen, Stück 4,50 M. Leinkuchenlchrot in Verbindung mit Zuckerrübenfameu, je 1 Zentner, zusammen 88 SM. Be­zugsschein im AmtshauS.

Vorträge, vereine unö Versammlungen. Freier Wanderbund. Am 26. und 27. Juli: Nachtwanderung ElerS Wolde Werbellin See Eberswalde(Sir oblager). Abfahrt Stettincr Fernbabnhos nachm. 5.26 Uhr. Freitag 7'/, Uhr,- bei Hesse, Loyenfw. 19; Mitgliederversammlung.__ GewerffchHÄMMW Generalversammlung der Fleischer. In der am 22. Juli d. I. stattgefundenen Generalversammlung des Zentralverbandes der Fleischer gab Krause den Geschäfts- bericht des 2. Quartals 1919. Trotz der großen Arbeitslosigkeit stand die OrgaMsation nicht still, an Neuaufnahmen waren im 2. Quartal zu verzeichnen 1136. An Wochenbeiträgen wurden im 2. Quartal entrichtet 66 995 gegen 45 732 im 1. Quartal, ein Beweis, daß die Miigliederzahl in der Organisation trotz der gelben Propaganda zugenommen hat. R o s i n gab den Bericht vom 7. Verbandstag. Manches Er- sprießliche für die moderne Arbeiterbewegung ließ sich heraus- holen, nicht alle Anträge der größeren Zahlstellen wurden ange- nommen, da die Mehrzahl der- Delegierten das platte Land ver- träten. Der Geist, welcher den Verbandstag beherrschte, ließ über- baupl wenig von Revolution erkennen, wie die Ablehnung diverser Anträge bewiesen hat. Die 7 Berliner Delogierten stimmten stets einheitlich, gewiß ein gutes Zeichen. Bei der Wahl des Hauptvorstandes wurden die Vorschläge der VertrauenSmännerkonferenz angenommen, desgleichen zum Per- bandSbsirat. Die Gewählten bekannten sich ausnahmslos als An-