die Abtretung Norölchleswkgs. Der dänische ReichStagsauSschuß für Nordschleswig hielt am Donnerstag zwei geheim« Sitzungen ab. Minister- Präsident Zahle sprach sich nach dem amtlichen Referat über die Grundsätze aus, die bei dem Uebergange von dem jetzigen Rechtszustande in Schleswig zur dänischen Ge- setzgebung zur Anwendung gebracht werden sollen. Finanz- minister Brandes machte Mitteilungen über die Wirtschaft- lichen Fragen bei der Wiedervereinigung, indem er u. a. die Regeln darlegte, wonach Dänemark wahrscheinlich die Ent- ichädigungen bei der Uebernahme zu entrichten haben wird. Zur Behandlung dieser Frage wurde ein besonderer Unter- ausschuß eingesetzt. Der Handelsmini st er machte Vor- schlage für die Einführung einer dänischen Seegesetzgebung in Nordschleswig. Schließlich empfing der Ausschuß eine Deputation nordschleswigscher Bankinstitute. Der Wort- führer Bankdirektor H u e b b e aus Hadersleben trug die Wünsche der verschiedenen vertretenen Institute bei der ge- Planten Errichtung einer Abwicklungskass« vor.
Die in Polen internierten deutschen werben freigegeben. Auf die in mehreren Noten der Deutsche « Waffenstillstands- kommission in Berlin gerichtete Bitte, seinen Einfluß bei der Pol- nischen Negierung für die Freigabe der von den Polen internierten Deutschen geltend zu machen und die Polen von der Bereitwillig- leit der preußischen Regierung zu Verhandlungen über die Frei- gäbe d-r beiderseitig Internierten in Kenntnis zu setzen, ist nun- mehr mitgeteilt worden, daß die Posenschen Behörden weitgehende Maßnahmen sür die Freilassung getroffen haben. Seit der Frie- densunterzeichnung sind 1700 Personen, darunter 37 Frauen in Freiheit gesetzt worden. Nur 7 Frauen bleiben interniert, von denen 6 freiwillig die Freilassung ihrer Männer erwarten. Tie siebente ist trank und befindet sich im Krankenhause in Behandlung. Tie Freilassung der Internierten nimmt ihre» Fortgang.
/lnoahme öes Zünüwarenmonopols. Der zwölfte Ausschuß der Nationalversammlung beschloß mit 17 Stimmen des Zentrums und der Sozialdemo- traten gegen 11 Stimmen die Einführung eines Her- st ellungs monoPols für Zündwaren bis späte- stens ZI. März 1921._ Kesseltreiben gegen einen Lehrer. Wozu der Landarbeiterstreit gut war. Ein pommerscher Lehrer schreibt uns: Meine» Wissens bin ich der einzige Landlehrer im Rsgierungt» bezirk Stralsund , der sich zur S. P. D. bekennt., Jahrelang bin ich schon draugsaliert wirdca. Bei der letzten Korn Verteilung erhielt ich kein Korn, der Besitzer de» hiesigen Majorats, ein jugendlicher Äras, ließ mir durch den Oberinspektor sogen, ich bekäme über- Haupt nicht» mehr, ich he�e die Leute auf. Da ich dem jungen Herrn keine selbständigen Handlungen zu- traue, schrieb ich an seinen Onkel, der mich anläßlich der Kreis- tagswahlen besucht hatte. Ich schrieb ihm, daß der Eirund, weshalb mit den Leuten nichts anzufangen sei, nur in der Behandlung zu suchen sei. Ich erwähnte folgenden empörenden Vorfall: Ein Arbeiter wurde in Gegenwart de» Oberinspek- tors von dem Sohn« de» Statthalter» geschlagen und von dessen Hund gebissen. Der Oberinspektor drohte ihm mit weiteren Schlägen und Brutalitäten. Auf meinen Brief bekam ich eine Antwort,« der folgende» stand: .Nachdem Industrie und Verkehrswesen durch die So- zialdemokraten zugrunde gerichtet sind, fall nun auch noch die Landwirtschaft nachfolgen. Fall» diese Herren wirk- lich Fdeal-sien sein sollen, welche mit ihren Wahnideen das Volk zum Glück führen können— so muß sie ja Grauen und Verzweif- liing packen. Ihr« Stellung wird immer für Sie unerfrsulich bleiben, schon weil die Leute verlangen, daß ihre Kinder Re- kigionSunterricht erhalten." Bei Gelegenheit deS LaadarbriterfireikS wurde neben anderen auch ich nun plötzlich verhaftet. Die ganze Angelegenheit war ein wohldurchdachtes und-vorbereitete» Manöver. Die Berlmftungen datten mit Unruhen nicht das geringste zu tun. Sie waren zur Sprengung de» Landarbciterverbande» bestimmt, denn die Der» haftetenwarendieVertrauenSleuteder Ortsgruppen des Verbandes, die von deu Besitzern, Inspektoren und Pächtern angegeben worden waren. Zugleich sucht« man damit einen Schlag gegen den Sozialismus zu führen. 'Der Graf Hot sich geäußert, er wolle dafür sorgen, daß ich aus dem Ort herauskäme. Mau suchte mich in Unehre und Unglück zu stürzen durch meine Verhaftung. Man streute das Gerücht aus, c>n Jahr wäre mir sicher. Dann würde sich niemand wieder zum Vertrauensmann hergeben und der Verband wäre gesprengt. In verschiedenen Eingaben habe ich mich an da» Kultusministerium gewandt, vergebens. Ich bin umstellt wie ei« wilde» Tier. Die Hetze gegen mich wird nicht aufhören. Bon den Be- Hörden ist mir noch kein Zeichen des Beistandes geworden. Wann werde ich endlich einmal Hilfe und Beistand zu erwarten habe»? Dieser Hilferuf entrollt ein erschütterndes Bild von der schvmloien Hetze einer brutalen Herrenmenschenclique gegen Andersdenkende. Er deckt auf, wozu die Leute m den Streik getrieben, das Militär mißbraucht werden sollte. Nicht nur der Landswirtschafts-, auch der Kultusminister hat in den pommerschen Agrarbezirkeu schivnungslos aufzu- räumen. Den verfolgten Beamten und Arbeitern muß sofort Hilfe und Beistand werden.
ZMe Senkung üer Lebensmittelpreise. Nichts dokumentiert deutlicher die allmähliche Rückkehr zu besseren Ernährungsbedingungen, so schreibt die.Frankfurter Volksstimme", al» der rapide Preissturz an der Brotmarken. b ö r s e. Während man bisher 2 M. für eine Brotkarte bezahlen mutzte, gilt eine solche l<tzt nur noch 40 Pf., und es steht zu er- warten, daß ihr Kurs noch weiter sinken wird. Ein ähnlicher Preissturz ist hes Schokolade zu beobachten, die durch» schnitrlich jeden Tag eme Mark billiger geworden sit. Auf der Frankfurter Zeil bekam mau ein« Tafel Schokolade schon für 4 M. angeboten. Toilette seif« wurde von ihren Großhändlern an ihre Filialen zu SO Pf. für das Stück verkauft. Bei der Büchsenmilch dagegen herrschen noch große Preisunterschiede. Je nachdem es sich um kondensierte oder flüssige sterilisierte Milch Handel!. Diese wird jetzt von der Stadt zum Preis« von 3,60 M» für den halbe» Liter verlauft.
Moröprozeß Neuring.
(Schluß aus der Abendausgabe.) Die Vernehmung des Zeugen Bohrman« wird fortgesetzt. Borsitzender: Und wie ist das mit der Belohnung von 10 000 Mark? Zeuge: Ich brauche keine Belohnung, ich bin nicht in Not. Ich habe meine Sparkassenbücher mitgebracht, mn zu zeigen, daß das nicht wahr ist. Zeuge Nupprecht, Beamter der Militärpolizei, gibt an. daß er kurz nach der Ermordung etwa um 4 Uhr auf der Brücke war. Es stand noch ein Maschinengewehr in- einer Nische und bei diesem Maschinengewehr stand noch der Angeklagte Pietzsch. Angeklagter: Ich kann ja gar kein Maschinengewehr bedienen. Vorsitzender: Das hat der Zeuge ja auch nicht gesagt, sondern nur, daß Sie neben dem Maschinengewehr gestanden haben. Zeuge Wölfel kam von der Arbeit und hörte von der Ermordung. Er begab sich darauf— um zu sehen, was eigentlich tos sei— nach dem Blockhaus, in dem die Neunerkommifsion tagte. Dort war das Sitzungszimmer in eine Waffenkammer umgo- wandelt. Pietzsch gab auch am nächsten Tage noch die Waffen au ». Pietzsch war auch mit einem Revolver bewaffnet. Bei der Räu- mung des Blockhauses wurden aber Maschinengewehr« und zahl- reiche Waffen nicht ausgeliefert. Psetzsch hat erzählt, daß er am 12. April, also am Tage zuvor, SO Revolver verteilt habe. Pietzsch hat im Blvckhaufe gesagt, ich bin im Ministerium gewesen, ich habe mitgeholfen, den Neuring hernnterzuhvlra. Ich habe ihn auch gestoßen und eins mit dem Kolben in den Rücken gegeben. Ich habe ihm auch einige blaue Bohnen nachgesandt, der Luniv hat nichts anderes verdient. Borsitzender: Dann hätten Sie ihn doch gleich verhaften lassen sollen. Zeuge: Wie konnte ich da?, wo so viele von seinen Freunden herumstanden. Ich habe später Anzeige gemacht und bin auch bemüht gewesen, als Beamter der Militärpolizei seinen Aufenthalt zu ermitteln. Angeklagter Pietzsch(mit weinerlicher Stimm« und in großer Erregung): Herr Vorsitzender, nicht ein Wort ist wahr, so wahr ich hier stehe. Gott ist mein Zeuge. Der Zeuge hat einen Meineid geschworen, das ist so wahr, als Gott mein Zeuge ist. Dieser Mann hat unweigerlich geleugnet. Der Angeklagte beschuldigt dann den Zeugen, daß er selbst in der Neunerkommission den Befehl gegeben habe, einen Schienenstrang der Bahn zu sprengen. Der Zeuge bestreitet das. Er sei zwar in der Neunerkom- Mission gewesen, und dort habe man beschlossen, den Zug nicht durchzulassen, der RegierungStruppen heranbringen sollte. Der Beschluß sei aber nicht ausgeführt worden. Auch die Behauptung de? Angeklagten Allner , daß er, Zeuge, ihm ein Gewehr ge- geben mit dem Auftrag, auf RegierungStruppen zu schießen, bezeichnet Zeuge als unrichtig. Der Zeuge WSlfcl bekundet weiter über den Zeugen Müsch, daß er diesen für geistig minderwertig halte. Müsch habe dem Finanzminister Nitzsche erklärt: er wolle dafür sorgen, daß der Prozeß für die Regierung entschieden würde, man müsse ihn aber wieder einstellen. Das wurde abgelehnt. Er hat auch erklärt, daß er daS HauptbeweiSmaterial zusammentragen könne und daß ihm dafür der Löwenanteil von 7000 M. aus der Be- tohmung zugesichert sei. Lehrling Seidel bekundet, daß der Angeklagte Kreb » ihm hinterher sagte, er habe mitgewirkt. Krebs sei aber ein Prahler. Sachverständiger Dr. Oppe äußert sich über die Glaubwürdig- keit deS Zeugen Müsch. Er hält dielen für einen Querulanten und möchte ihm nicht die volle Glaubwürdigkeit, die man an einen Zeugen stellen soll, zubilligen. Der Angeklagte T h a m m i st erblich b e l a st e t. Zeuge Schuhmacher Tschiharsch erklärt, ein Gefreiter habe ihm am 13. April gesagt, er habe Neuring ein» mit dem Kolben gewinkt und ihn in die Elbe geworfen. Vorsitzender: Erkennen Sie diesen Gefreiten unter den Ange- klagten wieder?
Der Zeuge bezeichnet den Angeklagten Aklner mit Bestimmte heit.— Zeuge Haha bekundet aus Vefvclgen der Verteidigung nochmals, daß er nur sagen könne, der Angeklagte Bartzsch sei mit beim Hineinwerfen de» Ministers Neuring in die Elbe beteiligt gewesen. Von der Verteidigung wird die Anberaumung eine» Lokal- termins zu morgen angeregt. Da» Gericht beschließt, den Zeugen Müsch auf Grund de» ärzi- lichen Gutachten» unvereidigt zu lassen. In der Nachmittagssitzung wurde ein« Reihe Entlastungszeugen vernommen, die von der Verteidigung gestellt sind. Der Zsuge Barth bekundet, daß Neuring von einer Menschen- menge zur Brücke geschleppt wurde. Einige Minuten lag er auf dem Pflaster, dann hieß es auf einmal„anfassen". Er wurde aus da» Brückengeländer gehoben. Al» er sich mit der Hand fest» klammert?, tvarde mit Stöcke» drauflos geschlagen. Der Zeuge kann nicht sagen, ob einer der Angeklagten mit dabei war, da ihm keiner von früherher bekannt ist. Eine Reih« von t engen gibt an, daß der Angeklagte Gottlöber zu verschiedenen riten an anderen Stellen von ihnen in der fünften Stunde gesehen worden sei. Ein Zeuge sagt auS, Gottlöber habe auf seine Frag« zu ihm gesagt, ich bin froh, daß ich weg bin. Die Freundin de» Angeklagten Hehnemann gibt an, daß dieser ihr gesagt habe, ich habe mit der Sache nichts zu tun gehabt. Er habe ihr aber dann m,te geteilt, daß er eS übernommen habe, die Spartakisten im Blockhau» mit Gewehren, Munition und Lebensmitteln zu versorgen. Als die Zeugin da» nicht glauben wollte, zeigte er ihr einen Ausweis. Zeug« Handlungsgehilfe Ockert gibt an, Heynemann habe am Tatort zur Ruhe gemahnt und vor Unüberlegtheiten gewarnt. Er habe geraten, nichts zu unternehmen, bevor nichtdie Partei- leitung(Kommunistische Partei ) Stellung genommen. Ein Zeuge sagt aus, daß der Angeklagte Nietzsch am nächsten Tage erklärt habe, e« sei nicht schön, daß e» so gekommen sei. Wenn eS nach ihm gegangen wäre, dann hätte man erwer» gehandelt._, ES folgt ein« Französin. Fräulein CoryklinS. Die Schießerei ging los. Dann brachte man einen Mann mit einer Brille ange- schleppt, und da hieß es. daS ist der Minister. Sie haben ihn mit Krücken geklopft. Ein Soldat sckirie:„Schlagt ihn tot!" Man schlug mit Kolben auf seinen Kopf; er fiel zu Boden. Man hob ihn aufs Geländer und rief: „Schmeißt ihn in die Elbe !" Dann haben sie ihn in die Elbe geschmissen. Vorher hatte sich der Minister aber an das Geländer gekrampft. Ein Mann schlujf chnr mit einem Krückstock auf die.Hände. Ein Matrose hatte ein Messer in der Hand und wollte nach ihm stechen. Der Minister wehrte da» mit der Hand ab und siel dabei von der Brücke hinunter. Di« Zeugin sagt, daß der Matrose nachher an der Hand blutete. Von der Brücke wurde dreimal auf den Minister geschossen. Das geschah von demselben Soldaten, der den Minister mit dem Gewehrkolben auf den Kopf geschlagen hatte. Eine Frau hat auch mit der Hut- nadel aus den Minister loSgestochen. Einer unter der Menge hetzte immer die Leute auf. daß sie noch mehr tun sollten und dem Leben anderer Minister auch ein Erche machen müßten. Am nächsten Sonntag sah die Zeugin den Mann wieder in der Menge, vne er die Leute aufputschte. �. t Auf die Frage des Vorsitzenden, ob dieser Mann sich unter den Angeklagten befinde, sagt die Zeugin: Nein, die Leute sind un- schuldig.— Sie tritt dann an die Zeugenbank,«eist aus den Zeuge» Müsch und sagt: Aber dieser ist der Schuldige!(Große Bewegung.» Die Zeugin bekundet mit Bestimmtheit, daß der Angeklagte Pietzsch nicht einer von denjenigen gewesen sei,� die nach Bekundung de»' Müsch aus den Minister eingeschlagen hätten. Nach einigen weiteren Bernehmiu'gen wird dte Verhandlung auf morgen vertagt.
Särenöienft öer„ßireiheit*. Die„Freiheit" fühlt sich bemüßigt, dein resiubli- ka n is ch en Führerbund gegen die zahlreichen Ansein- düngen, denen er ausgesetzt ist, hilfreich zur Seite zu treten. Aber die Art, wie sie das tut, ist natürlich derart, daß wir ge- zwungen sind, den republikanischen'Führerbund auch gegen diesen zweifelbasten Liedesdienst in Schutz zu nehmen. Wie üblich, sind die Behauptungen dieses edlen Organes ebensoviele Verdrehungen und Lügen. Mit dem ihm eigenen Hang zur Wahrheit schreibt es: „Herr NoSke duldet diesen monarchistischen Skandal nicht nur, sondern er fördert ihn sogar noch, indem er dem republi- kanischen Führerbund jede Propagandatätigkeit innerhalb der Armee untersogt, während er zu gleicher Zeit den monarchisti- schen Offizieren für ihre staatsfeindliche Agitation den vollsten Spielraum läßt." Nach den Erklärungen des Neichswehrministers dürfte nunmehr selbst, die„Freiheit" kaum noch im Zweifel über seine Steffirng zum repirblikanischen Führerbund sein. Das, was er unter allen Umständen erstreben muß, ist ein un- politisches Heer als zuverlässiges Machtinstrument in den Hän- den der Regierung. In diesem Ziele wissen wir uns völlig' mit ihm eins. Wir hätten es freilich lieber gesehen, wenn er den republikanischen Führerbund etivas freundlicher aufgenom- men hätte, denn unseres Erachtens besteht zwischen diesem und dem Nationaloerband deutscher Offiziere doch insofern ein er- heblicher prinzipieller Unterschied, als der letztere offen eilte monarchistische Propaganda treibt, also regierungs- und staatsfeindlich wirkt, der republikanische Führerbund dagegen lediglich die demokrotisch-republikanische Staatsauffassung im Heere festi- gen und dadurch der Regierung dienen will. Ebenso wenig wie unter dem alten Regime Vereine als politisch angesehen wurden, hie ganz allgemein auf dem Boden der Kaisertreue standen, kann heute ein Bund als politisch an- gesehen werden, der lediglich die republikanische Gesinnung im Heere, unabhängig von aller Parteipolitik, pflegen will. Aber die„Freiheit" lügt, wenn sie behauptet, daß Noske dem republikanischen Führerbund die Tätigkeit im Heere„untersagt" hätte. Unserer Anffassung nach deckt sich der Standpunkt des Reichswehrministers vollkommen mit dem. den sein Referent BernhardRauschin einem Artikel der„Deutschen Allgemeinen Zeitung" vom 29. Juli zum Ausdruck gebracht hat. Auch hier verdreht die„Frei- heit" die Tatsachen mit dreister Stirn, wenn sie schreibt: „Dieser Herr spricht in der„Deutschen Allgemeinen Zei- tung" dem Bund„jede Existenzberechtigung" ab. Gegen die monarchistischen Offiziere hat er nichts einzuwenden. Sie können offen und geheim den Umsturz der Verfassung vorde- reiten und für die Rücklehr der Hohenzollern agitieren." Genosse Rausch hat ganz im Gegenteil in seinem Artikel deullich zum Ausdruck gebracht, daß dort, wo reaktionäre Stoatsfeindschoft bewußt auftritt, energisch eingegriffen werden muß. Dem republikanischen Führerbund hat er die Existenzberechtigung auch nur für den Fall abgesprochen, daß durch ihn parteipolitisches Gezänk" zu die Reichswehr I
getragen würde, denn ein Heer, da? ein politischer DiSku- tierklub ist, ist militärisch unbrauchbar. Auch unser Ideal ist— um es nochmals zu betonen— ein völlig u»politische sHeer als zuverlässiges Machtinstrument der demokratischen Regierung. �Gerade hier trennen sich unsere Wege von denen der Unabhängigen, die gern die Politik ins Heer tragen möchten, um es zu zersplittern und zu zermürben. Die Geschichte dieser Re- polution hat oft genug bewiesen, wohin es führt, wenn eine Armee polittsiert wird. Sie fällt dann naturnotwendig auseinander. Serode um dahin zu gelangen, daß die Po- litik bald völlig aus dem Heer verschwindet, begrüßen wir in der gegenwärtigen Uebergangszeit die Bemühungen des republikanischen Fsihrerbundes, der die Anerkennung der republikanischen Grundlagen des Deutschen Reiches zu einer Selbstverständlichkeit bei jedem Soldaten der Republik machen möchte...... 'Ebenso wie wir dürfte der republikanische Führerbund sich aber bestens für die Bärendienste bedanken, die ihm die „Freiheit" mit heuchlerischem Augenverdrehen leisten möchte. Die Untersuchung öer �anuarunruhen. Ter Untersuchungsausschuß der Preußischen Landesvertamm- lung wvgen der Unruhen hörte heute zuerst den Zeugen Gerken, den Nachfolger von Prinz in der Leitung des Eichhornfchen Sicherheitsdienstes. In den Verhandlungen zwischen Eichhorn und Ernst am b. Januar machte der Zeuge den Borschlag, die Parteien sollen in Begleitung der Leitung de» Sicherheitsdienstes zum Vollzugsrat fahre» und von ihm bestimmen lassen, wer reckt- mäßig Polizeipräsident sei. Eichhorn lehnte ab und erklärte, er weiche nur der Gewalt. Wegen der großen Waffenbestel- l u n g e n, denen der Zeug« durch Zufall auf die Spur kam, hat er Eichhorn einmal zur Rede gestellt. Eichhorn erwiderte, die neu- angeschafften Waffen wären für die Schutzmannschaft hestellt, und wich einer weiteren Auseinandersetzung aus. Zeuge Offizierstell- vertrctey Minschefski war Adjutant und stellvertretender Kam- mandeur des Garde-Pionier-Bataillons. Am 6. Ja- nuar, kurz nach 7 Uhr, begannen die Unabhängigen und Sparta - listen die Pionierkaserne mit Artillerie zu beschießen. Die Pioniere hielten sich unter starken Verlusten und gingen dann einen Waffenstillstand ein. Unmittelbar darauf wurde die Kaserne von Zivilisten überwältigt, und die Pioniere schlössen einen Vertrag, durch den sie sich für neutral erklärten. Ein Feldwebel der Pio- ntere setzte bei Braun durch, daß die Zivilisten aus der Kaserne zurückgezogen wurden und nur 20 Mann al» revolutionäre Ver- trauensleute zur Aufficht dort blieben. Dies« 20 Mann wurden dann in der Nacht vom 7. zum S. Januar vom 8. Garderegiment auf Veranlassung der Pioniere festgenommen und au? der Kaserne hinausgeworfen. Die Pioniere baben sich dann an der Wiederein- nähme de» Schlesischen Bahnhofs beteiligt. Zeuge Bizefeldwebel Lange von den Pionieren sagte im gleichen Sinn« aus. Ter Waffenstillstand wurde von den Aufständischen gebrochen und zur Eroberung der Kaserne mißbraucht.— Der Ausschuß hofft, morgen das Zeugenverhör wegen der Januarunruhen im wesentlichen zum Abschluß zu bringen._ Tie richtige Firma. Ter Verein zur Belämpfung der Sozial demokratie ist seit dem S. November 1918 von der Bildslache ver schwunden. An je:»« Stelle ist die heutige U. S. P. D. geUeten