Nr.380.36.Jahrg.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Montag, den 28. Juli 1919.
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Legiens Verteidigung.
In Kattowis fanden am Sonntag erneute Ver hand. Der internationale Gewerkschaftskongreß. lungen mit den Streifenden der Lichtwerke Chorzow und Zaborze statt, nachdem vorher im Gebäude des Berg- und Hüttenmännischen Vereins in Kattowitz Verhandlungen mit Sem Arbeitgeberverband stattgefunden hatten. Der Arbeit. geberverband hatte alle Forderungen abgelehnt. Als dieser Bescheid der Versammlung bekanntgegeben worden war, wurde zunächst die offizielle Verhandlung abgebrochen. In diesem kritischen Augenblick machte der Vertreter des Staatsfommissars, Dr. Gotthilf- Kattowig, den Streikenden den Vorschlag, die Arbeit angesichts des Ernstes der Stunde wieder aufzunehmen und eine Delegation von drei Arbeitern aus einem jeden Werke nach Berlin zum Arbeitsminister zu entsenden. Dieser Vorschlag wurde unter der Bedingung angenommen, daß Dr. Gotthilf bereits am Montag mit jenen sechs Arbeitern nach Berlin zum Arbeitsminister fährt. Der Streik wurde daraufhin abgebrochen. Das Licht ist seit Sonntag nachmittag wieder eingeschaltet.
Otto Bauers Nachfolger.
Bie die Blätter melden, werde unterstaatssekretär Pfluegl die Geschäfte der äußeren Politik fortführen. Falls die Anwesenheit Pfluegls wegen der Tiroler Frage in St. Germain fich als notwendig erweisen sollte, dürfte nach Ansicht der Blätter der österreichische Gesandte im Haag, Franz, der vom Staatskanzler nach St. Germain berufen worden sei, mit der provisorischen Stellbertretung im Außenamt bis zum Friedensschluß betraut werden. Erst nach Rüdfehr des Staatsfanglers nach Wien sollen die Veränderungen im Staatsamt des Aeußeren vorgenommen werden.
Eine holländische Zeitung über Bauers Programmrede.
„ Nieuwve Courent" schreibt, Reichsminister Bauer fönne mit Nieuve Courent" schreibt, Reichsminister Bauer tönne mit Grund ein guter Vertreter des heutigen deutschen Volkes genannt
Das Fiasto der Geheimdiplomatie.
Die Diskussion, die sich an die Erzbergerschen Enthüllungen über den englischen Friedensberjuch von 1917 angeschlossen hat, enthüllt die ganze Gefährlichkeit und schlossen hat, enthüllt die ganze Gefährlichkeit und Nichtswürdigkeit der Geheimdiplomatie, die Folgen ihrer Schliffe und Kniffe, init denen fie flug zu handeln glaubte und in Wirklichkeit Staat und Volk in den Abgrund geführt hat.
Dr. Michaelis, der politische Doppelspieler, der öffentliche Anhänger und heimliche Todfeind der Friedensresolution, scheint das Prinzip der Geheimdiplomatie, über die wich tion, scheint das Prinzip der Geheimdiplomatie, über die wichtigsten Vorgänge alle Welt in Unkenntnis zu lassen, auf die Spize getrieben zu haben. Sicher ist, daß er der Reichstags mehrheit, mit der zusammenzugehen er heuchelte, auch nicht ein Sterbenswort von dem Schreiben des Nuntius Parcelli mitgeteilt hat, nicht einmal den Parteiführern.
In der gestrigen Nachmittagssigung der Vorkonferenz des Internationalen Gewerkschaftstongresses antwortete der Vorsitzende des Alten Internationalen Gewerkschaftsbundes Legien auf die von belgischer Seite gegen die deutschen und österreichischen Gemertfeien nicht schaften erhobenen Vorwürfe. Er sagte: Die Deutschen feien nicht gewohnt, ohne irgendeinen Erfolg ins Blaue hinein zu protestieren. Ein Pratest der Führer der deutschen Gewerkschaften wäre ein papierener Brotest ohne irgendeine nügliche Wirkung gewesen, da rum habe man ihn unterlassen. Außerdem sei es eine Tatsache, daß die deutschen Arbeiter die Ueberzeugung hatten, einen Verteidigungsfrieg für die Erhaltung ihres Landes zu führen. Unter diesen Umständen habe man von den deutschen Arbeitern nicht verlangen fönnen, daß sie die Kriegstrebite verweigerten. Das wäre auf ein Imstichelassen des eigenen Vaterlandes hinausgelaufen. Der Friedensvertrag von Versaille 3 habe bewiesen, wie richtig es ist, daß die Deutschen einen Verteidigungsfrieg, einen Strieg zur Erhaltung ihres Landes führten. Bei alledem hätten die Führer der deutschen Gewerkschaften ihre Pflicht gegenüber der Internationale getan. Der Redner fragte, ob benn die englischen, französischen und italienischen Arbeiter gegen die Art, wie der Krieg von der Aber selbst die ihm zunächststehenden Staatsmänner hat Entente geführt wurde, protestiert hätten, ob sie Dr. Michaelis nicht ins Bertrauen gezogen. Ludendorff wie gegen bie Hungerblodade protestiert hätten, da gegen, daß gegen die Frauen, Greise und Kinder Helfferich berufen sich heute darauf, daß sie erst durch die Krieg geführt worden sei? Die Deutschen geben zu, daß Erzbergerschen Enthüllungen das Schreiben Pacellis kennen Belgien Unrecht geschehen ist und die Deportation die schändlichste gelernt haben. Sie haben zwar an dem Kronrat teilgenomTat wäre, die begangen werden konnte. Aber die Belgier hätten men, der nach der Angabe des Dr. Michaelis von ihm auf felbft helfen können, diese Tat zu verhüten, wenn sie dem Aufruf das Schreiben hin erwirft wurde und am 11. September im der Deutschen Gehör geschenkt hätten und freiwillig nach Deutsch Schloß Bellevue stattgefunden hat, aber Helfferich behauptet, land arbeiten gegangen wären. Sie hätten aber gerade in dem daß auch in diesem Kronrat nur ganz geheimnisAugenblick, wo die belgische Gewerkschaftsbewegung Gelegenheit gehabt hätte, mit den Deutschen zusammenzuarbeiten, erklärt, daß fie bolle Andeutungen über eine Friedensmöglichkeit gemit den Deutschen nichts zu tun haben wollen. Es sei Unrecht gemacht worden sind, die sich jetzt eröffnet habe, falls Deutschschehen und die deutschen Arbeiter bedauern das auf das Tiefste, land bedingungslos auf Belgien verzichte. Ist dies wahr, so verlangen, daß die deutschen Arbeiter am Kriege schuld seien. aber man fönne von ihm und seinen Freunden nicht die Erklärung hat der Kronrat in der belgischen Frage geurteilt, ohne den fonfreten Anlaß seines Busammentritts zu kennen. Sachlich
Ententelandes. Es gehe auch nicht an, die deutschen Arbeiter, die den Militarismus stürzten, als er baau reif war, die der tapita liftischen, imperialistischen und militaristischen Regierung ein Ende machten und damit die Grundlage für eine demokratische und sozialiftische Regierung schufen, für die Missetat einer früheren Regierung berantwortlich zu machen.
nahme die Fortsetzung der Friedensverhandlung verhinderte, weil er die im Vordersaz abgelehnte Annerion Bel giens im Nachsatz mit dem engen wirtschaftlichen Anschluß Belgiens an Deutschland " wieder einschmuggelte.
werden. Er sei nüchtern, verständig, ruhig und eifrig, fleinbürger wie die Arbeiter Englands, Frankreichs oder irgendeines anderen bat er, nebenbei bemerkt, so geurteilt, daß seine Stellunglich, aber ehrlich. So sei auch die deutsche Politik; ehrlich und guten Willens, aber ohne weiten Horizont. Das deutsche Volt sei erschöpft; man müsse Bauers Rede loben, weil sie sich auf den Boden der Wirt lichkeit stelle und anerkenne, daß Deutschland zurzeit nicht viel mehr tun fönne, als für sein tägliches Brot zu arbeiten. Mit dieser Wirk lichkeit wollten sich die Unabhängigen nicht beruhigen. Das sei töricht, denn der 21. Juli habe von neuem bewiesen, daß das Ententeproletariat für die deutschen Kameraden feinen Finger rühre. Nieuwe Courant" ist überzeugt, daß das Land eines Kant und Luther geistig nicht lange in der jebigen Dunkelheit bleiben könne.
Neue Streitgefahr in Stettin .
Wie die P. P. N. aus Stettin erfahren, droht dort in allernächster Zeit wieder ein Streit der Fabrikarbeiter. Die Arbeiter verlangen, daß ihnen die letzten Streiftage be
zahlt werden.
wird.
Wir
Bei dieser Sachlage muß mit aller Schärfe darauf hingewiesen werden, daß hier eine verfassungsmäßig gar nicht existierende Körperschaft nach absolutistischen Me. tho den das Geschick Deutschlands entschieden hat und selbst diese, ohne hinreichend informiert zu sein. Schon die Verlegung der Entscheidung statt in den Ausschußder Boltsvertretung in einen ganz willkürlich zusammengefeßten Kronrat fennzeichnet die Methoden des Herrn Michaelis.
Sueber( Deutschösterreich) erklärte die belgische Beschwerde für berechtigt, aber auch die österreichischen Arbeiter hätten schwer gelitten. Wir Oesterreicher find davon überzeugt, daß in Wien Sie unte an das Pulverfah gelegt wurde. wiffen nur noch nicht, wer der Verbrecher war und ob ihrer nicht mehr als einer waren. Aber wir haben die Miffetäter aus unserem Bande vertrieben. Wir Deutschösterreicher halten an dem Grundfab Wilsons vom Selbstbestimmungsrecht der Wölfer fest und werden phne Rücksicht auf die politischen Erwägungen an der Solidarität Aber noch viel charakteristischer ist die weitere Bemit dem großen deutschen Meich festhalten. Dazu brauchen wir aber handlung der Angelegenheit. Die von Natur gegebene die nationale Solidarität der Arbeiter aller Länder. Es ist deshalb Weiterverhandlung über die päpstliche Kurie, von der doch notwendig, daß durch die Bergangenheit ein roter Strich gezogen der Friedensschritt ausgegangen war, lehnt Herr Michaelis Gompers( Amerifa) jagte unter anderem: Gr sei ebensojab, aus Angst, daß der Abgeordnete Erzberger von der Sache wie Sueber der Ansicht, daß durch die Vergangenheit ein roter erfahren und weitere Preise unterrichten fönnte. Die GeStrich gezogen werden müsse und daß man ein neues Kapitel be- heimdiplomatie, die das A und O aller Weisheit nur in der ginnen müsse. Die amerikanische Gewerkschaftsbewegung würde Geheimnistuerei sieht, vermeidet die natürliche und sachnichts lieber sehen, als das. Auch sie sei bereit, an einem Sieg der gemäße Bahn nur um des Geheimnisses willen. Demokratie mitzuarbeiten. Aber um das zu ermöglichen, brauche man Menschen, die tun könnten und wollten, was ihre Pflicht sei. Appleton( England) protestierte gegen die Erklärung Legiens, daß der Krieg für die Deutschen ein Verteidigungskrieg gewesen sei. Dies sei er erst nach der Marneschlacht geloorden. " Die deutsche Regierung gibt sich der Hoffnung hin, daß sich Jouhaur( Frankreich sprach die Anficht aus, daß die Führer die allierten und assoziierten Regierungen diesen Erwägungen der deutschen Gewerkschaften nicht ihre Pflicht getan hätten. Wenn nicht verschließen werden und daß sie, wie die Liquidation des die Organisationen aller Bänder stets gegen den Militarismus und deutschen Privateigentums auch sonst immer geregelt werden mag, Imperialismus aufgetreten wären, so wäre der Internationale Geschon jetzt bereit sind, hinsichtlich der Gegenstände der bezeichneten werkschaftsbund vielleicht start genug gewesen, um den Krieg zu Art die Verschonung mit Liquidationsmaßnahmen zuzusichern. verhindern. Auch er sei der Ansicht, daß die Deutschen zugeben Eine solche Zusicherung würde zahlreichen Bersonen aus minder- follten, daß sie nicht ihre Pflicht getan hätten. Im übrigen fei aber bemittelten Streisen die beruhigende Aussicht eröffnen, daß sie zum für die Fundierung einer neuen Internationale notwendig, daß mindesten diejenigen Gegenstände, deren sie besonders dringend be- alle angeben, daß fie Fehler begangen haben. dürfen oder an denen sie besonders hängen, in naher Zeit zurüd- Hierauf wurde von der französischen Delegation beantragt, eine erhalten." Kommiffion zu ernennen, um eine Resolution betreffend eine neue Internationale auf breiterer folidarischer Grundlage mit stärkeren Garantien für die Zukunft aufzusehen.
Die deutsche Regierung hat in Versailles eine Note überreichen laffen, in der sie anfragt, ob von den alliierten Regierungen eine Enteignung des von den beim Ausbruch des Krieges nach Deutsch land geflüchteten Auslandsdeutschen zurückgelassenen Privateigentume, wie Möbel usw. beabsichtigt ist. Unsere Regierung weist auf die Härte einer solchen Maßregel hin und bittet, sie zu unterlaffen. Die Note schließt:
Englands Wirtschaftslage.
In einer in Plymouth gehaltenen Rede sprach Asquith über den Ernst der Wirtschaftslage Englands. Er erinnerte daran, daß sich die englische Nationalschuld während des Strieges ungefähr verzwölffacht hat und daß in den nächsten Jahren Ausgaben von etwa 800 Millionen Pfund Sterling bestritten
werden müssen.
Der Antrag der franzöfifben Delegation wurde hierauf angeDie Kommission, für die die Mitglieder angewiesen wurden, wird am Montag zusammentreten.
nommen.
In Wirklichkeit möchten wir glauben, daß Herr Dr. Michaelis von Indiskretionen des Abgeordneten Erzberger nicht sowohl fachliche als persönliche Gefahren er wartete. Seine wahre Furcht bestand nicht darin, daß Erzberger die Sache des Friedens schädigen, sondern daß er die Mehrheitsparteien unterrichten und daß auf diese Weise das Parlament die Weiterverfolgung des Friedensschrittes kontrollieren würde. Trat das ein, dann fonnte Herr Michaelis allerdings nicht jene trostlose Antwort nach England gelangen lassen, die alle weiteren Verhandlungen unmöglich machte. Dann würden die Vertreter der Fraktionen auf eine klare und unzweideutige Stellungnahme bezüglich Belgiens gedrängt haben, und hätten sich nicht durch die Behauptung irreführen lassen, daß eine solche flare Formulierung zurzeit schädlich wirken konnte.
Wie zwoedlos legten Endes die Geheimnisfrämerei war, das ergibt der Schlußabjak der Michaelisschen Erklärung, der zugesteht, daß die Sache troß allem den Kriegsund Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft. In der gestern unparteien in Deutschland , England ter bem Vorfiz des Reichsichasministers Dr Maher abnehaltenen Frankreich bekannt wurde, wodurch die Vertreter der Bollfibung des Staatenausschusses wurde dem Entwurf eines Ge englischen Regierung sich zu einer offiziellen Ableugnung fetes betreffend die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft zuge ihres Schrittes veranlaßt jahen. Also der berühmte Kronrat Der englische Bergarbeiterstreit. Die Verhandlungen zwischen stimmt. dem Bollzugsausschuß der Bergleute und der Regierung haben zu Das Umfassteuergefes befchloffen. In der heute unter dem hat nicht einmal dicht gehalten! Eine Politik, welche um der bem Ergebnis geführt, daß der Streit über die Geding- Arbeits- Borfis des Reichsfinansministers Erzberger abgehaltenen Vollzung Heimlichkeit willen die blödsinnigsten Verrenkungen aufführt löhne auf Grund der von der Regierung vorgeschlagenen Formel des Staatenausschusses wurde den Entwürfen eines Umfassteuer- und die widerfinnigsten und unfinnigsten Schritte geht, und gefeßes und eines Gesetzes über bas Reichsnotopfer zugestimmt. beigelegt worden ist. dann trotz alledessen nicht einmal erreicht, daß die Sache wirt