Nr.385.36.Jahrg.

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Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 30. Juli 1919.

Aufhebung der englischen Wehrpflicht.

Deutschösterreichs Schwierigkeiten. Defterreichische Arbeiter für den Wiederaufbau.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 63, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morikplat, Nr. 117 53-54.

Deutsche   Arbeiter für Frankreich  .

Heute Abend fährt eine Kommission von deutschen  Arbeitgebern und Arbeitnehmern nach Ver failles, um mit der französischen   Nuterkommission die Einzelheiten wegen der Gestellung freier Zivil­arbeiter für den Wiederaufbau Nordfrank­reichs zu vereinbaren.

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Jn Teil VIII der gegnerischen Antwort auf die Be­merkungen der deutschen   Delegation zu den Friedensbedin­gungen, der von den Wiedergutmachungen handelt, heißt es:

1. Deutschland   lann anbieten mit eigenen Mitteln, entweder die Wiederherstellung und den Wiederaufbau einer der ver wüsteten Gegenden, teilweise oder im ganzen auszuführen, oder unter denselben Bedingungen bestimmte Schadensarten in be­sonderen Gegenden oder in allen Gegenden, welche durch ben Arieg gelitten haben, wieder herzustellen.

Zurückziehung der englischen Truppen aus Rußland.   schliesslich wieder nur aus Freiwilligen be­Aus London wird gemeldet: Im Unterhaus teilte stehen. Es melden fich wöchentlich 4-5000 Freiwillige, wo. Churchill   mit, die Regierung beabsichtige, die britischen durch die Abschaffung der Dienstpflicht be= Truppen vor dem Winter aus Nordrußland zurüdichleunigt werde, auziehen. Die Lieferung von Lebensmitteln und Muni­tion an Roltschak und Denikin würde fortgesezt werden. Die britischen Truppen würden auch aus dem Kaukasus  und aus Sibirien   zurüdgezogen, und in weni­gen Monaten würden sich kaum noch irgendwelche Trup- Der französische   Minister für Wiederaufbau, Loucheur, hatte heute mit Staatskanzler Renner eine längere Be­pen in Rußland   befinden. Ferner teilte Churchill   mit, daß die bri- sprechung wegen der Verwendung deutschöfterreichischer Arbeiter tische Freiwilligen Armee sich auf etwa bei dem Wiederaufban in Nordfrankreich, wobei Boucheur zu­250 000 Mann belaufe. England beabsich sagte, daß die Arbeiter als freie Arbeiter behandelt und tige nicht, nach dem Kriege eine wesentlich dementsprechend verpflegt und nicht schlechter als die französischen größere Armee zu halten, als es zur Zeit des Arbeiter behandelt werden würden. Loucheur brachte sodann Kriegsausbruchs besessen habe. die Kohlenversorgung zur Sprache, verwies auf den Wie der Telegraaf" aus London   meldet, erklärte Chur  - internationalen Charakter der Sohlenkrise; schließlich chill weiter, daß schon über 3 Millionen englische wurden die deutsch   österreichischen Ernährungs­Offiziere und Mannschaften demobilisiert schwierigkeiten besprochen, wobei Loucheur eine Be­seien. Durchschnittlich würden 5-6000 Mann täglich de- sprechung dieser Frage bei der Konferenz am Freitag in zugefaßt wird. Denn abgesehen von den umfassenden Arbeits­mobilisiert. Die englische Armee werde bald aus-| London   zusagte.

Auslandsstimmen über die Enthüllungen. Der unabhängige Hungerstreikrummel.

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2. Deutschland   fann Arbeitskräfte, Materialien und technische Leistungen zur Verwertung beim Wiederaufbau anbieten, aud) wenn es die Arbeit selbst nicht ausführt.

Das Zugeständnis, das im ersten Absaz niedergelegt ist, fann für die deutsche   Volkswirtschaft von unübersehbarem Nuzen fein, vorausgesetzt, daß tatkräftig, sachkundig und schnell möglichkeiten, die wir heute für Kopf- und Handarbeiter mehr denn je brauchen, um nicht infolge von Arbeitslosigkeit der allgemeinen Verelendung immer weiter zuzutreiben, bietet sich auch eine günstige Gelegenheit, mit unseren westlichen Nach­barn wieder wirtschaftliche Beziehungen anzuknüpfen. Pariser   Blätter. Zu der gestern von der Fraktion der U. S. P. in der Aber nicht nur in den zerstörten Gebieten selbst, sondern Die gesamte Barifer Morgenpresse veröffentlicht die Erklärungen Nationalversammlung   hervorgerufenen Debatte über den auch in unserer Heimat würden sich ausgiebige Arbeits Nibots im Temps über die Enthüllungen des Reichsministers Sungerstreit von 42 Schuhäftlingen in Wert gelegenheiten ergeben, indem unserer Industrie Erzberger  . Einem Vertreter des Erzelfior" fagte Ribot ferner, erfahren die B. P. N.", daß die auch heute in der Freiheit" durch die riesenhafte Bautätigkeit in Nordfrank­Erzberger sei zu seinen Enthüllungen nur aus innerpolitischen wiederholten Angaben nicht den Tatsachen ent- reich zahlreiche Aufträge auf Lieferung von Maschinen Gründen getrieben worden. Indem er gegen die militaristische Partei vorgehe, habe er außerdem noch den Vorteil, eine geprechen. Während noch 2 Gefangene weiter noch jede und sonstigen Erzeugnissen zufließen würden, die für den Partei vorgehe, habe er außerdem noch den Vorteil, eine ger Nahrung verweigern, haben 38 bereits den Streit aufge- Miederaufbau gebraucht würden. wifie Meinungsberichiedenheit zwischen Während draußen unsere großen Bauunternehmungen englischen und franzöfifchen Diplomatie herausgeben. Der Zustand der noch im Hungerstreik Befind­bilden zu können.(!) Das Unglüd für Erzberger und das lichen ist als nicht gefährlich zu betrachten. Damit ent- ein reiches Feld der Tätigkeit fänden, könnten drinnen Glid für Franfreich sei, daß man mit Leichtigkeit seine Abfichten puppt sich diese von den Unabhängigen so gewaltig aufge- Tausende von handwerksmäßigen Kleinbetrieben mit der Her England werde ohne biele Mühe seine voll- bauschte Angelegenheit als eine jener bekannten Hebe- stellung von Tischler, Selempner, Schlosser, Schmiede- und fommene diplomatische Korrektheit beweisen fönnen; nicht einen reien, auf die sie schon aus agitatorischen Gründen nicht Installationsarbeiten beschäftigt werden. Vor allen Dingen Augenblick fet Frankreich   in die Falle gegangen, die ihm gestellt verzichten fönnen. aber ist Eile geboten, damit uns die belgische und wurde. Frankreich   fonnte nicht daran denken, den verantwort. französische Industrie nicht zuvorkommt und die günstigen lichen Urhebern eines ungerechten und wilden Krieges Vor­Arbeitsgebiete für sich mit Beschlag belegt. Anscheinend ist schläge zu Unterhandlungen zu machen, so lange nicht von Die Besoldung der Beamten. das schon geschehen, denn seit einiger Zeit geht durch die jemem legitimen Anrecht auf Elsaß- Lothringen   gesprochen wurde Betit Journal" ſagt, die Deutschen   feien im Begriff. Teuerungszulage.- Revision der Besoldungsordnung. Presse der Aufruf, daß Frankreich   150000 deutsche Arbeiter für den Wiederaufbau sucht, die die deutschen  ihre immußige Wäsche zu waschen. Der Streit fei entstanden, weil Die Reichsregierung hat am 29. Juli mit der preußischen Kriegsgefangenen ablösen sollen. Frankreich   legt also offenbar die Altdeutschen Erzberger unter allen Umständen stürzen wollten. Staatsregierung eingehend über die Frage der Teuerungs- weniger Wert auf das Angebot Deutschlands  , bestimmte Das Viait gibt folgende Einkelheiten über die Unterredung, die zwischen Sardinal Staatsietretär Gaiparri aulage an Beamte und über die Inangriffnahme einer Re- Gegenden oder Schäden im ganzen wiederherzustellen, als und dem englischen Gesandten beim Batilan bifion der Besoldungsordnung verhandelt. auf das Angebot deutscher Arbeiter, die unter französischen  gebnis ist mitzuteilen, daß diese sehr schwierigen Fragen alsbald Bauherren, Baumeistern und Ingenieuren Frondienste leisten stattgefunden hat: im Reichsfinanzministerium unter Zuiehung von Vertretern samt sollen. licher Gliedstaaten und der Beamtenvertretungen erörtert werden sollen.

erfennen tönne.

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Als Er­ Der  

Kardinal babe herausgefühlt. daß eine mündliche Er­klärung des englischen Gesandten der päpstlichen Friedensnote nur einen geringen Erfolg sichere; er habe deshalb den englischen Diplomaten, der sein Aide- Mémoire in der Hand gehabt hätte, ersucht, ihm dieses Dokument zu überlassen, damit er seinen In­halt genau wiedergeben tönne. Graf Salis habe darauf bom Schreibtisch des Kardinals die Edere genommen und den Brieftop Die Vermögensabgabe für die Alliierten. unter der Leitung deutscher Baumeister geschlossen eingescht

des Briefes von Balfour   an den Gesandten weggeschnitten, damit das Dokument jeden diplomatischen Wert berliere. Gasparri habe alsdann das Aide- Mémoire dem Nuntius Pacelli mitgeteilt. Es habe sich also, so sagt Petit Journal", weiter um eine Anzahl Mißverständnisse gehandelt, die vielleicht für die diplomatische Ge­schichte des Krieges intereffant feien, die aber Deutschland   nicht das Reat gäben, von einem Friedensangebot zu sprechen.

Barenne fagt in Heure, das neue Deutschland   flage jezt das alte an. Die preußische Reaktion, die all deutsche Schule und der Große Generalitab seien die Angeklagten. Die alte Mehrheit des Reichstags fei nichts gewesen, solange der Kaiser da war, und führe nun den Prozeß gegen das alte Regine. Das sei eine aus­gezeichnete Einleitung für den anderen großen Prozeß, der dem nächst folgen werde und der vor der öffentlichen Meinung der ge­famten Welt geführt werden müsse: den Prozeß über den Ursprung des Strieges, der mit einer Berurteilung Bilheims II. enden müsse. Schweizer   Blätter.

berechnet.

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Dem„ Temp3" zufolge berät der Oberste Rat der Aniierten über die Maßnahmen, durch die die große Bermögensabgabe in Deutschland   restlos den Alliierten zugeführt und auf die Schaden­erfazansprüche verrechnet werden kann.

Anerkennung der griechischen Ansprüche in Kleinasien  .

Aus London   wird gemeldet: Im Zusammenhang mit den Be  richten über Meinungsverschiedenheiten zwischen Griechenland   und Bulgarien   über die abzutretenden Gebiete in Kleinafien und an der Stüfte des ägäischen Meeres meldet Dr. Dillon aus Paris   an den Daily Telegraph  . daß diefe ganze Angelegenheit durch den stat ber Fünf entschieden werden soll. Wie die Entscheidung ausfallen wird, schwebt noch, aber es ist ihm bekannt, daß vier von den fünf Mitgliedern Griechenlands   Ansprüche als berechtigt ansehen.

Wenn wir aber bestimnite Gebiete oder Bauteile im ganzen zum Wiederaufbau befämen, würde sich auch das Los unserer Arbeiter draußen viel besser stellen. Sie würden werden und gleichsam deutsche Solonien bilden, die aller Welt zeigen könnten, was deutscher   Geist und deutscher Fleiß auch heute noch vermag.

An bewährten Männern, die den Wiederaufbau nach allen Regeln der Kunst und Wirtschaftlichkeit im ganzen und im einzelnen leiten können, haben wir feinen Mangel. Im Gegenteil, es ab­herrscht sogar ein Ueberfluß und gesehen von dem Schutz, den wir für unsere Hand arbeiter draußen brauchen, fordert es unsere soziale Pflicht gegen die Ropfarbeiter, daß auch für sie, die in­folge unseres wirtschaftlichen Tiefstandes in großer Zahl stellungs- und brotlos geworden sind, alle vorhandenen Arbeits­möglichkeiten nuzbar gemacht werden.

Vor allem aber ist es auch mit Rücksicht auf Deutsch­ lands   traurige Finanzlage unsere vornehmste Pflicht, dafür zu sorgen, daß beint Wiederaufbau mit unseren Mitteln so wirtschaftlich als möglich verfahren wird. Das wird aber nur dadurch erreicht, daß wir auch bei der Organisation Die Neue Zürider 8ig." schreibt: Erzbergers Rebe und Leitung der Wiederaufbauarbeiten so weit als mög mag allerdings im Augenblid jenseits der Grenzen mehr aufiehen erregen als die Müllers. Sie ist aber an der Müllerschen Rede gemeffen in ibrer politischen Bedeutung mehr, ja fast ganz aus- tionalversammlung führte die erfte Lesung des Zündwarenfteuer­Die Zündwarensteuer. Der 12. Ausschuß der Deutschen Na- lich beteiligt sind. Ich schließe daher meine Ausführungen mit einem Appell schließlich auf die unmittelbare Wirkung im Inlande eingestellt und gejebes zu Ende. Es wird angenommen die 10 prozentige Eteuer- an die deutsche Regierung, schnellstens nach Maß­Sie wurde von ihrem Verfasser gehalten, weil er sich erhöhung für die nach dem 30. September 1914 entstandenen Fa- gabe des Friedensvertrages auf Ueberlassung bestimmter Ge­gegen die von allen Seiten auf ihn eindringenden Angriffe ganz brifen. Die Kontingentierung fällt fort. Ferner wird beschlossen, biete oder Bauteile in den zerstörten Gegenden Nordfrank­berzweifelt der eigenen Haut wehren mußte. daß bei Inkrafttreten des Monopols die Fabriken nur Anspruch auf reichs zum Wiederaufbau hinzuwirken. Ter Bund schreibt: Die Enthüllungen, die Erzberger   am Uebernahme der Entschädigung durch das Reich haben, sofern und 26. Juli in der Deutschen Nationalversammlung gemacht hat, find soweit fie am 81. 7. 19 in Betrieb waren und bis zum Infraft- von unseren Gegnern nicht abgelehnt werden, da diese selbst Klare und fachgemäße Angebote fönnen meine Erachtens in erster Linie als Abrechnung mit jenen auffallenden und gebeimen treten des Monopole nicht eingegangen sind. Intrigen aufzufassen, wie sie lange gegen ihn am Werte sind und Auf Antrag der Sozialdemokraten wird eine Bestimmung über an einem schnellen Wiederaufbau der durch den Krieg ver denen er bisher mit bunderlichem Langmut aufab. Er mußte bie Unterstügung der durch dieses Gefet arbeitslos Berbenden aus müfteten Gegenden das größte Interesse haben und die dort schließlich zu diesem Feldzuge, der nicht gerade mit fauberen Mittein der Reichskaffe auf die Dauer bis zu einem Jahre eingefügt. verfügbaren Arbeitskräfte offenbar nicht ausreichen. geführt wurde, Stellung nehmen, wenn er sich nicht sein Anichen Schließlich wird die Bestimmung in das Gefez aufgenommen, daß schwer schädigen laffen wollte. Getreu seiner persönlichen Kampf zur Vorbereitung des Monopols die Betriebe Einsicht in ihre taftif bewies er fich hier wiederum von schneidender Schärfe und Räume und Geschäftsbücher gestatten müssen. Treffsicherheit, selbst wenn er sein Temperament nicht immer von Entgleisungen und Uebertreibungen zurüdhalten fann.

Das Infrafttreten bes 8ünbwaren Beuer gejeges mirb für den 1. 10. 19 bestimmt.

Friedrich Ditersdorf Charlottenburg.

Der Regierungsrat Rudolf Meyer- Essen gibt uns au dieser Angelegenheit noch folgende Anregungen und Rat­fchläge: