Nr.391. 36.Jahrg.

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Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

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Sonnabend, den 2. August 1919.

Das neue Ungarn  .

Beginn der Friedensverhandlungen.

Aufruf der nenen Regierung.

Standrecht in Budapest  .

hörigen der Roten Wache und der Roten Armee haben sofort in ihre Kasernen einzurücken. In der Stadt herrscht muster hafte Ruhe und Ordnung.

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Sozialistische Betriebs­organisation.

Ein Beitrag zum Sozialisierungsproblem.

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Kriegsminister Haubrich hat für das Gebiet des 4. Korps Bei der Sozialisierung eines Betriebes handelt es sich Im Auftrage des neuen Ministeriums ist der Präsident des Budapester Arbeiter- und Sol( Budapest  ) das strengste Standrecht angeordnet. zweifellos nicht nur darum, ihn aus dem Besitz des bisherigen batenrates Weltner in Wien   eingetroffen. Er be- Wer die Ordnung störe, plündere oder seinen Befehlen nicht inhabers in den Bejik der Allgemeinbeit überzuführen, sondern gab sich sofort zu den Vertretern der Entente missio- Folge leiste, werde auf der Stelle erschossen. Die Sperr- es fonimit auch wesentlich darauf an, ihn im Innern zu Die dienstfreien Ange- sozialisieren, das heißt, eine Betriebsorganisation au nen, um Verhandlungen mit der Entente einzuleiten. Stunde wird auf 8 Uhr festgesetzt. Vor allem wird die Frage der rumänischen Opera schaffen, die aus dem Geiste der sozialen Demokratie heraus­tionen behandelt. geboren ist, und in diesem Geiste arbeitet. Die Expropriation ( Enteignung) des Kapitalisten mit oder ohne Abfindung mag dahingestellt bleiben und die Bergesellschaftung eines Die neue Regierung wendet sich an die gesamte Bevölke­Betriebes ist lediglich ein rechtlicher, ein einfacher Be­rung des Landes mit einem Aufruf, in dem es heißt: Der Nach einer Dauer von genau 134 Tagen hat die Räte- sizwechsel, der an dem Wesen des Betriebes an und für sich regierende Rat ist in Konsequenz der mit der Entente ge- republif des Herrn Bela Khun nunmehr endgültig das Zeit- ebensowenig etwas ändert, als wenn er aus der Hand des pflogenen Verhandlungen zurückgetreten. Die Regierungs- liche gesegnet. Ein leichtfertiges Experiment hat damit sein einen Stapitalisten in die eines andern übergeht. Dieser Be­gewalt haben alterprobte Führer der Arbeitergewerkschaften Ende gefunden, das Ungarn   mit schweren Opfern an Blut figwechsel ist ein einmaliger ft, der durch einen einzigen Feder­übernommen. Jeder Arbeiterrat bleibt auf seinem Plate. und Gut zu bezahlen hatte. Es steh außer Zweifel, daß die strich herbeigeführt werden kann, während die innere Umge Bei der Entente wurden die notwendigen Schritte im neue Stegierung nur eine Interimsregierung sein staltung des Betriebes aus einer fapitalistischen Arbeits­Interesse des Abschlusses des Waffenstillstandes gemacht. Die fann, ähnlich derjenigen, wie sie bis zum Zusammentritt der gesellschaft in eine sozialistische Arbeits gemeinschaft Wiederaufrichtung des aus tausend Wunden blutenden Lan- Nationalversammlung in Deutschland   bestand. Gehört es ein Entwidlungsvorgang, ein Werdegang ist, der sich nur des, die Schaffung des Friedens und die Sicherung der Er- schon zu den Forderungen der Entente, daß nur eine vom unter der freiwilligen Mitarbeit aller Beteiligten voll­nährung der Bevölkerung sind Aufgaben, welche die Regie- ganzen Wolfe gewählte Regierung ihre Anerkennung findet. ziehen kann und deshalb Zeit und Geduld erfordert. Hier gilt rung nur unter Aufrechterhaltung des inneren Friedens, der so dürften die nichtkommunistischen Mitglieder der vorläufi- der Sak, daß gut Ding Weile haben will", und hier kann nur Ruhe und Ordnung erfolgreich lösen kann. Die Regierung gen ungarischen Regierung auch auf baldige Einberufung ein planmäßiges Zusammenfassen aller Einzelfräfte helfen, die erblickt in der Lösung dieser Fragen ihre ersten und wichtig einer Konstituante drängen, die sich hoffentlich tapferere auf ein gemniesames Ziel, nämlich auf die Schaffung einer sten Aufgaben und bittet die gesamte Bevölkerung des Landes Führer wählt, als den Grafen Karolyi, der seinerzeit sozialistischen Betriebsorganisation gerichtet werden müssen. eindringlich, die Ruhe zu wahren und weitere Verfügungen ohne Not und Mut das Heft den Kommunisten überließ Ser Regierung mit Vertrauen abzuwarten. und sich damit an der Katastrophe mitsujuibig mudjie.

Auch Frankreich   hat ratifiziert.

W.Z.B. meldet: Der Friedensausschuß der französischen  Kammer ratifizierte gestern, den 1. Angust, nachmittags, den Friedensvertrag.

Harmlose Diplomaten bestohlen.

Die Finanzforgen in Frankreich  .

( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Kopenhagen  , 2. August. Der französische   Staatshaushalt weist einen Fehlbetrag von 8 800 000 000 Franfen auf, welcher durch An­leihen gedeckt werden soll. Ende des Jahres wird Frankreich   220 Milliarden Schulden und einen Staatshaushalt von 25 Milliarden bei fast 13 Milliarden Fehlbeirag haben.

Erntegefahren in Amerika  .

Der Ausfuhrüberschuß für Europa   durch die Hike faft vernichtet.

Aus Frankfurt   a. M. wird gemeldet: Auf der Fahrt bon Hamburg nach Frankfurt   a. M. wurde einem Mit­gliede der Waffenstiststandskommission in dem überfüllten D- 3uge von einem mitreisenden Soldaten ein Handkoffer gestohlen, der außer Formularen mit dem Stempel der ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Waffenstillstandskommission wichtige Papiere und Do­Kopenhagen, 2. August. Nach Washingtoner Meldungen hat fumente von Abmachungen der Rüdlieferung von Ma- eine kaum dagewese size und Trockenheit die Ernte unendlich ver: schinen an Belgien   und Frankreich   enthielt. Einem mit- ringert und den Ausfuhrüberschuß für Europa   fast vernichtet. Mais reifenden Mitglied der Reichsverwertungskommission wurde und Baumwolle haben bedenklichen Schaden erlitten. Der Preis von demselben Täter die Brieftasche mit Inhalt ge für Mais erreichte eine bisher ungekannte Söhe. stohlen. Vom Diebe fehlt jede Spur.

geben hatte.

Die Wahlreform in Italien  .

Nittis Erfolg.

Halt der Roten Armee an der ethnischen Grenze. ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Kopenhagen  , 2. August. In einer Sibung des neugewählten Petersburger Sowjets machte Ginomilom die aufsehenerregende Be­merfung, daß Rußland   im Feldzuge gegen die Esthen nur noch die Grenzstädte Jamburg, Gdow   und Pilow zurüderobert und dann Das

an der ethnischen Grenze Halt machen wolle, da

haben.

Diefe möalichit vollfommen arbeitende Betriebsorgani fation ist die Vorbedingung eines erfolgreichen Wirfens. Sie allein bietet die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit des Be­triebes zu steigern, die Vorzüge der kapitalistischen   Arbeits­weise in die sozialistische Wirtschaftsweise mit hinüberzu nehmen und auf diese Art und Weise den eigentlichen Be­danken des Sozialismus zu verwirklichen. it

Wer dies nicht weiß oder wer es übersicht, wer die Sozia­lisierung lediglich als eine äußerliche Umwandlung der kapita­ listischen   Betriebe in sozialistische Betriebe auffaßt, wie dies leider noch vielfach der Fall ist, der hat feine Ahnung vom eigentlichen Wesen einer Sozialisierung. Er flebt an Aeußer­lichkeiten und verkennt den Rern der Sache. Ob der Beits­wechsel der eigentlichen Sozialisierung vorausgeht oder nach­folgt, ist im Grunde genommen ohne Belang, die Hauptsache bleibt immer die innere Umwandlung.

Eine sozialistische Betriebsorganisation ist eine Sache der Gemeinschaftsarbeit, eine geistige und seelische Umformung der Be­lehrung und Erziehung. Sie ist ein lebensvoller Dr teiligten, oder eine Frage der Aufklärung, Be ganismus, der sich natürlich, wie jeder Organismus, eines ganismus, der sich natürlich, wie jeder Organismus, eines Mechanismus schafft. Sie beruht auf einer technisch- wirtschaft­lich gut funktionierenden Erganisation, in der das eine Rad ins andere greift, und zugleich auf einer Geiinnungs­und Willensgemeinichaft aller im Betriebe de­schäftigten Personen, die ihre Pflicht und Schuldigkeit nicht nur des eigenen persönlichen Interesses wegen tun, sondern die auch das Bewußtsein in fich tragen, im Dienste der A11­gemeinheit, zur Förderung des Gemeinwohls, gu arbeiten. Solange dies Biel nicht erreicht worden ist, farn von einem wirklich und wahrhaftig sozialisierten Betriebe nicht gesprochen werden, selbst wenn der bisherige Eigen­tum der Gesellschaft( Staat, Gemeinde oder Genossenschaft) übergegangen ist. Weil dies viel zu wenig beachtet wird. tappen die bisherigen Sozialisierungsbestrebungen immer noch im Dunkeln. Erst wenn die deutsche Arbei­tetichaft lernt, bon der Schale aum Kern durch­zubringen, wird sie aus dem Stadium der Projeften­macherei und der notwendig damit verbundenen Enttäufchyta gen herauskommen. Dann werden auch endlich die Bor­würse verstummen, daß die Regierung und die maßgebenden Stellen nicht sozialisieren wollten, weil dann die Einsicht Blak greifen wird, daß es bei der Sozialisierung nicht nur auf das Wollen ankommt, sondern auch auf das Rennen und Rönnen.

In der italienischen Kammer ist das von Nitti vorgeschlagene Wahlrecht auf Grundlage des Proporzes und der Listenwahl mit großer Mehrheit angenommen worden. Die grundgesetzliche An­nahme der Wahlreform bedeutet auch einen persönlichen politischen kommunistische Rußland   nicht auf Eroberungen ausgebe. Nun teilt Erfolg Nittis und feines Kabinetts, der um so höher anzurechnen bas estnische Hauptquartier durch das hiesige esthnische Breffebureau tümer ausgeschaltet worden und der Betrieb in das Eigen ist, als die Regierung bei ihrem Debut mit großer Zurückhaltung mit, daß das Note Seer bereits einen derartigen Befehr und viel versteckter Feindschaft aufgenommen worden war und namentlich der Senat sich sehr reserviert gezeigt hatte, während die erhalten habe. Die esthnische Presse ist mit dieser Ansicht sehr zufrieden, will jedoch einen Frieden oder offenstillstand mit Sowjet­Kammer ihm neuerdings ein einstimmiges Vertrauensvotum ge- rugland im Einverständnis mit den Ententemächten geschlossen Bei der Beratung der Levantefrage in Baris verfolgt die italienische Delegation eine Kompromispolitik, indem sie gleichzeitig Bulgarien   zu gewinnen und Griechenland   nicht allzusehr zu ver stimmen sucht. Sie will Bulgarien   einen Zugang zum Megaischen Meere geben und widersetzt sich deshalb den griechischen Ansprüchen auf ganz Thrazien  . Die amerita nife Delegation zeigt eine ähnliche Haltung. Tittoni wird nächsten Mittwoch nach London   reisen, um vor der Entscheidung über die Adria   und die Levante   mit der engli­ien Regierung direkt Fühlung zu nehmen.

Demobilisierung der amerikanischen   Armee bis 30. September.

Die Alliierten an General v. d. Golz. Daily Chronicle" berichtet, daß der Oberste Alliierte Mat General von der Gols   eine neue Note fandte, in der er ihm fünf Tage für die Ausarbeitung eines Planes zur Räumung von Liv­ land   zur Verfügung stellte. Die Räumung selbst muß bis zum 20. August vollzogen fein. Wenn nötig, wird die britische Admiralität Transportschiffe zur Berfügung stellen.

Bulgarische Grenzfragen in Versailles  . Hollandsch Neursbureau meldet aus Paris  : Bei der Behand hung der bulgarischen Grenzfrage durch den Obersten Mat berlas Tardieu einen längeren Bericht, worin er sich mit den grie­chischen Ansprüchen einberstanden erklärte und die Abtretung von Thragien an Griechenland   von der Rommission verlangte. Der amerikanische   Delegierte White hielt demgegenüber, daß die Griechen in Thragien feine gefchloffene Raffeneinheit bilden, so daß gegen diese Lösung gewisse Schwierigkeiten bestehen. Die Besprechungen konnten noch nicht zu Ende geführt werden.

( Eigener Drahtbericht der erwärts".) Ropenhagen, 2. August. General Pershing, der anfangs September Frankreich   verläßt, erklärte bei einer Abschiedsbesichti­gung seiner Truppen, die gesamte Armee würde mit Ausnahme von 7000 Mann, welche das Besagungsforps bildeten, bis zum 30. September nach Amerika   abgefegelt sein. Nach Aussage des Höchstpreise für Rahrungsmittel in Holland  . Holländische Zei Ariegsministers Baker soll das amerikanische   Seer bis 30. Septungen melden, daß die Regierung beabsichtigt, Höchstpreise für tember bollständig demobilisiert jein. Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs wieber einzuführen,

Die Schwierigkeiten einer praktischen Durchführung des Sozialisierungsgebantens liegen weniger auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts, sondern wesentlich auf dem Gebiete der inneren Umgestaltung unseres Wirtschaftslebens. Und bier berntag sich ein ernsthafter, ehrlich denkender Sozial­politiker der Ueberzeugung nicht zu entziehen, daß die Ver­hältnisse vielleicht reif sein mögen für eine ,, Berge. feIIfchaftung", daß aber die Menschen für eine

ergemeinschaftung" noch feineswegs reif sind. lind daß deshalb mit der Bergemeinschaftung" der Betriebe schon heute begonnen werden kann und muß, ohne daß wir auf die Vergesellschaftung" zu warten brauchen.

Mit dem Reiffein ist es nämlich eine eigentümliche

Sache: die Menschen sind niemals reif, fie werden nur reif und nähern fich dem Reiffein, ohne biefen Höhepunkt