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Nr. 399 36. Jahrgang

Unsere Jugendfürsorge.

Beilage des Vorwärts

Donnerstag, 7. August 1919

Mißerfolg dieser Versuche führte den Leipziger Arzt Taube zu ihr Schuß muß in der Vormundschaft und deren neuer Form, der einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die sich ihm aus der un- Berufsvormundschaft ihren Mittelpunkt finden. Erst wenn Er­mittelbaren Hilfstätigkeit an diesen Kindern ergaben; mit ihnen ziehungsmaßnahmen, die sich in ihrer Vielgestaltigkeit nicht der schuf er die Grundlagen nicht nur unseres Unebelichenschutzes, Straftat, sondern ungehindert durch strafrechtliche Erwägungen dem Die Verfassung hat die Jugendfürsorge zu einer An- fondern der ganzen modernen Säuglingsfürsorge. Er begann mit Wesen und den Bedürfnissen des Täters anpassen tönnen, feinen gelegenheit des Reiches gemacht. Damit wird der Plan eines der gesundheitlichen Aufsicht; an Stelle von Schutleuten und Erfolg mehr versprechen, wird man die Jugendlichen dem Straf­Reichsjugendgesezes ans nabe gerüdt, zugleich erwächst ehrenamtlichen Damen sezte er den Fachmann, den Arzt mit richter überweisen dürfen. uns daraus die Pflicht, rechtzeitig das Volk über die Grundlagen geschulten beibldeten Gehilfinnen. Lange Jahre hat aufzuklären, auf denen die Jugendfürsorge aufzubauen ist. Mehr er für diesen Gedanken unermüdlich tämpfen müssen, bis er zu als je haben wir die Pflicht, nicht wieder diese Fürsorge in so Beginn dieses Jahrhunderts allgemeine Anerkennung fand. vielerlei fleine und fleinliche Schußtätigkeit zerflattern zu lassen. G3 gilt einen einheitlichen, wohlgegliederten Bau zu errichten. Dazu müssen wir uns über den Kern der Jugend­fürsorge flar werden.

In ähnlicher Weise muß man mit diesem Gedanken Ernst machen in der Zwangs- und Fürsorgeerziehung. So­wohl in ihrer Begründung, die noch zum Teil auf das Stragesez­buch zurückgeht, wie in ihrem Vollzug ist alles zu beseitigen, das an Strafe im Sinne des Gefeßes erinnert; alles muß vom Stand­punkt der Erziehung gestaltet werden.

mäßig zusammenzufassen. Jugendämter find überall zu errichten und nach Provinzen oder Ländern zu Landesjugendämtern zusammenzufassen, um in einem Reichsjugendamt ihre Spitze zu finden.

Selbsterkenntnis.

Ein großer Sieg ift eine große Gefabr. Die menschliche Natur erträgt ihn schwerer als eine Niederlage. Nietsche, Unzeitgemäße Be trachtungen.

Aber alle Sorgfalt, die er auf diese eine Seite der Sache vers wenden mußte, verführte ihn doch nicht dazu, wie so viele andere engherzig an der gesundheitlichen Frage bängen zu bleiben. Er bewahrte sich einen offenen Blid für alle Bedürfnisse seiner Schütz- Freilich wird das erst dann erreicht werden, wenn die vorige Alle Kinderfürforge ist Erziehung. In so viel linge. So jah er, wie die unehelichen Kinder, die bei ihrer Familie Forderung erfüllt ist: Beseitigung des Strafrechts für Kinder und fältiger Gestalt die Fürsorge auch auftritt, als gesundheitliche, untergebracht waren, ebenso schlimm daran waren, wie die Pflege- Jugendliche. Schleunigst muß mit dem Mißbrauch aufgeräumt förperliche, geistige, fittliche, religiöse Beeinflussung, stets ist sie ein finder bei fremden Leuten. Er zog sie daher mit in den Kreis werden, daß man noch Schultinder im Deutschen   Reiche vor den Stück Erziehung und muß als solche betrachtet werden. Das er seiner Aufsicht hinein. Strafrichter schleppt Zur selben Zeit müssen dann all die Ansäge scheint als selbstverständlich, ist es aber feineswegs. Vielmehr wird Sehr bald erfuhr er, daß mit der gesundheitlichen Aufsicht zu freier, wahrhaft menschlicher Erziehung. Die in den besten unserer nur zu oft eine jener Einzelheiten zum Selbstzweck erhoben, ja die allein wenig zu erreichen sei; man mußte die Mittel für den Fürsorgeerziehungsanstalten längst vorhanden sind, ausgestaltet ganze Kinderfürsorge ihr untergeordnet. Dann erhält das Kind wohl Unterhalt der Kinder sicherstellen. Dazu sollten nach unserem Gesetz werden. in einer Richtung eine gute Veriorgung; teine Gesamtausbildung vor allem die 8 a blungen des unehelichen Baters dienen; sie Um diese Fortschritte zunächst in der öffentlichen Förforge durch muß aber trozdem oft notleiden, weil, was in einer Hinsicht gut zu erfassen war Sache des Vormundes. Mit der Befferung aufezen, ist die gesamte öffentliche Jugendfürsorge plan geleistet ist, mehr als aufgewogen wird von den Schäden, die der Vormundschaft daher befaßten sich die nächsten Be­in anderer Richtung entstehen. mühungen Taubes. Er fand, wie unzulänglich diese Vormundschaft war, So hat man vielfach versucht, die gesundheitliche Fürsorge für die nicht einmal die Rechte der Kinder gegen ihre Väter richtig zu ver­Kinder ganz unabhängig unter ausschließlicher Leitung des Arztes fechten vermochte. Zur Abhilfe ließ Taube alle Vormundschaften zu gestalten. Das hat manche Bequemlichkeiten in der Durch über die von seiner Ziebfinderanstalt beaufsichtigten Kinder auf führung, da dann diese ärztlichen Aufgaben mit anderen der diese Anstalt übertragen und schuf so das Vorbild aller gründlichen öffentlichen Gesundheitspflege verbunden werden können. Aber unehelichen Fürsorge: die Berufsvormundschaft. In ihr damit werden deren Gesichtspunkte für die Regelung viel zu sehr vereinigte er die gefundheitliche Aufsicht mit der wirtschaftlichen maßgebend. Erst fürzlich hat man in Defterreich den Verfuch ge- Fürsorge und der Rechtsvertretung; all dies faßte er unter dem macht, in dieser Weise die gesundheitliche Fürsorge für Kinder dem Gesichtspunkte der Erziehung zusammen. Das führte ihn folge­Gesundheitswesen anzugliedern und ganz von der Fürsorge zu richtig dazu, seine Fürsorge fortzufezen bis zum Abschluß der Er- Deutschland steht am Scheidewege.. Nachdem es sich bis zur trennen. Allein zwischen beiden bestehen die engsten Verbindungen, ziehung, um so das, was an gesundheitlichen und erzieherischen Er- Niederlage durchgefiegt hat, soll es sich auf sich selbst besinnen und die ohne großen Schaden für die Erziehung nicht gelöst werden folgen in früher Kindheit erreicht war, dauernd sicher zu stellen. den Kern seines Wesens in seiner inneren Kraft suchen, vielmehr fönnen. Dieselben Erwägungen gelten für die Forderungen einer Um feine innere Kraft wiederfinden. Als Nieziche in seinen lingeit­Mit Freuden haben wir es begrüßt, als man in der Kinder- gestaltung der Armenpflege für Kinder, die sich ebenso gemäßen Betrachtungen" nach 1870 die obigen Säße niederichrieb, fürsorge die ärztliche Mitwirtung stärker betonte. Ich aus dem Gedanken ergibt, daß Erziehung der Kern der Fürsorge hatten fie einen tieferen Sinn für Deutschland   als für Frankreich  . habe jahrelang für die Anerkennung des Psychiaters und feiner sei. Leider hat man sich bisher nicht selten in der öffentlichen Deutschland  , geblendet durch die äußere militärische Kraftentfaltung, Tätigkeit bei schwer erziehbaren Kindern gefämpft. Die wertvollen Armenpflege damit begnügt, die Kinder in ähnlicher Weise wie die ging den Gefahren des Siegers in vollkommener Verkennung seiner Erfolge, die der Erziehung von hier erwachsen sind, darf niemand erwachsenen Armen zu behandeln; ihre Versorgung, Unterbringung inneren Kräfte aus dem Wege. Es war kein Zufall, daß die einzige verkennen; gehören sie doch zu den Fortschritten, die aus der und Verpflegung als den eigentlichen Inhalt der Armenpflege zu Gewissensregung, die sich dagegen erhob, die aufkommende Sozial­Kinderfürsorge heraus für die allgemeine Erziehung aller Jugend- betrachten, wobei die Erziehung nur soweit in Rechnung fam, als demokratie mit ihrer ausgesprochen völkerbindenden, übernationalen Indien   zur Anerkennung gelangt find. Dennoch sind sie nur ein sie sich ohne wesentliche Kosten mit der Versorgung vereinigen Idee, mit dem nationalen Kraftmeiertum in Kolission geriet. Die Teil der gefainten Erziehung. Der gesunde Körper ist nicht ließ. Diese Auffassung hat sich von England, besonders von Sozialdemokratie knüpfte an die besten Traditionen deutscher Kultur den Gedanken eines Malthus ausgehend, auch in Deutschland   im an, ihr Programm war zugleich Geist vom Geifte eines Marx, Laufe des vorigen Jahrhunderts Geltung verschafft. Seit einem eines Lassalle, deren von deutschem flaifischen und philosophischen Menschenalter wird sie aber von den fortgeschrittenen Armen- Jdeen geborene Gedanken den Weltsozialismus entscheidend beein verwaltungen verlassen. Die Trennung der Versorgung armer flußten. Kinder vom Armenamte, die sich mehr und mehr durchsetzt, wird Diese Jdeen von den Beziehungen des Volkes und der Völker gerade damit begründet, daß die Erziehung, nicht die untereinander konnten nicht zur Macht gelangen, wenn nach außen Versorgung der Mittelpunkt der Kinderfürforge sein muß. und innen die brutale Gewalt das Regierungsinstrument bildete. Ebenso wird die Kinderfürsorge von einseitigen Erwägungen Eie fonnten auch nicht ausichlaggebend Fuß fassen, wenn ein großer durchkreuzt bei Kindern von 12 bis 18 Jahren, die straf- Teil des Voltes dem Gewaltgößenfult Gefolgschaft leistete, wenn fällig werden. Mag man besondere Gerichte für sie es im steten überschwenglichen Nachgefühl des Eiegers fich feinem Das beste Beispiel gibt die Fürsorge für uneheliche schaffen, die Jugendgerichte; auch sie müssen die Vor- innersten Wesen, den Sieg zu ertragen, vollkommen entfremdete. Kinder, für die aus Unkenntnis des Wesentlichen und aus man- schriften des Strafgefegbu es auf sie anwenden und in Derart entfremdete, daß es heute, da es sich zurückfinden soll, um gendem Einblick in ihre Gesamtlage noch heute so abenteuerliche nicht wenigen Fällen gerichtliche Strafen verhängen, die der den Lorbeer des Besiegten zu tragen, gar nicht das Gleichgewicht Pläne wie Findelhäuser" auftauchen, die West- und Mitteleuropa   Erziehung schädlich sind. Selbst wenn man die Jugendgerichte findet. Welch einen Gegenfaz bildet es zum französischen   Volk nach durch viel bessere Einrichtungen längst überwunden haben. noch wesentlich verbessern sollte, so wird ihnen dieser grundfäßliche dem Striege von 1870, das auch während des Weltkrieges die schweren Der Schuz unehelicher Kinder ging bei uns von der Mangel stets anhaften. Man muß die Kinder und Jugendlichen Tage banger Sorge um Sieg oder Nichtfieg mit heroischer Stärke Ziehkinderaufsicht aus. Kinder, die bei fremden Pflegeeltern erzogen vor dem Strafrichtet bewahren, solange man sie er trug, als deutsche Waffen triumphierten und deutsche Zungen und werden, sind bei uns im Gegensatz zu Frankreich   fast alle unebe- ziehen will und kann. Echon Namen wie Jugendstaatsanwalt, Federn im Uebermaße des Siegesrauiches schwelgten. licher Herkunft. Ihr arges Schicksal rief öffentliche Maßnahmen zu Jugendstraikammern sind ein Widerspruch in sich, sind ein Zeichen, Gewiß, der Sieg ist so teuer erlauft als die Niederlage. Aber nächst von Seiten der Gesundheitspolizei hervor. Die Pflegestellen wie weit wir noch davon entfernt sind, Jugendfürsorge wirklich als es handelt sich darum, daß Deutschland   auch als Besiegter endlich wurden polizeilicher Aufsicht unterstellt, die erst von Schugleuten. Erziehung anzusehen. Jugendliche und Kinder find den deutschen   das Verhältnis zu seinen Siegern findet, das ihm nicht nur das dann von freien Frauenvereinen ausgeübt wurde. Der völlige Erziehungsgerichten, den Vormundschaftsgerichten zu überweisen; äußere Ansehen, sondern auch die innere Stärke und Ruhe wider marich zur Front die Rede, aber das war ein falsches Gerücht. Dann sagte man sich, wir werden niemals mehr zum Strieg tommen. Und das war eine Erleichterung für uns.

Selbst wed, sondern ein Mittel zur Bildung der menschlichen Persönlichkeit. Erst unter diesem höheren Gesichtspunkt gewinnt die Gesundheitspflege für Kinder ihren, wahren Wert und ihre richtige Einstellung. Diese Forderung, die fachlich so wohl begründet ist, hat sich in der Fürsorgearbeit überall dort durchgesetzt, wo man in der praktischen Arbeit darauf ausging, ichuzbedürftigen Kindern wirklich gründlich zu helfen und deshalb ihr gesamtes Schidial ins Auge faßte. Denn da fann man sich nicht mit diesem oder jenem Stüd gesundheitlichen Schußes begnügen.

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Fett rochen.

Erleuchtung.

Roman von Henri Barbusse  .

Berdeutscht von May Hochdorf.

Aber der Unteroffizier nahm die Sache trumm, und er schrie: Wissen! Immer wissen! Man ist krant in Frank. reich, we man immer wissen will! Sehen Sie endlich mix Ihrem Dickschädel ein, daß Sie überhaupt nichts zu wissen haben! Die anderen wissen für Sie! Man mault überhaupt nicht mehr. Heute gilt etwas anderes: Gehorchen und Maul halten!"

Der Eifer, an die Front hinauszuziehen, erfaltete in wenigen Tagen. Ein oder zwei sehr charakteristische Fälle von Drüdebergerei wirkten ansteckend, und man hörte, was oft gejagt wurde: Wenn die anderen sich drücken, wär ich ein schöner Gjel, nicht das gleiche zu tun." Aber es gab sehr viele, die jagten überhaupt nichts mehr.

Da plagte mir auf einer Liste, die an die Mauer geklebt war, mein Name entgegen. Ich sollte an die Front. Beim Appell las man meinen Namen, und mir war, als lese man nur ihn. Ich hatte keine Zeit, um mich vorzubereiten. Am Abend des nächsten Tages wurde die kleine Gittertür der Kaserne aufgeschlossen. Unsere Abteilung marschierte hinaus.

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11. Rapitel: Am Ende der Welt. Leute, die es wissen mußten, sagten: Es geht ins Elsaß  ." Andere, die es noch besser wissen mußten, sagten: Es geht an die Somme  ."

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Mehrere Tage gingen hin. Man blieb eingesperrt in die Kaserne, man blieb eingesperrt in die Untwissenheit. Die Nachrichten, die man uns zukommen ließ, waren nur die Meldungen, von denen die Zeitungen am Morgen erzählt hatten. Der Krieg zog sich in die Länge. Der Krieg erstarrte, und wir, wir taten nichts. Wir traten nur zum Appell, zum Rapport oder zum Eperzieren an, oder zum Reinigen der Rammern und der Kaserne. Abends durfte man nicht in die Endlich wurde angeschlagen, daß wir zur Verstärkung Stadt gehen. Man stand herum, man hockte herum, man auszurücken hätten. Alte und Junge, alles durcheinander. Sechsunddreißig Stunden lagen wir auf dem Boden schlenderte in den einzelnen Zimmern herum, und wartete Man hegte hinter dem Rücken und gegen einander, und so eines Viehwagens und fuhren. Wir wurden zusammen ge­auf den Abend. Die Räume waren niemals menschenleer, wurde eine Liste ausgearbeitet. Man erhob Widerspruch, und schichtet und eingepfercht von den Tornistern, von den immer lagerte dort ein schwerer Dunst. Das dunstete durch dann sank alles wieder in die Nuhe der Garnison zurück. Brotbeuteln, von den Waffen und auch von unseren er­die düsteren Treppengänge und durch die eisengrau- düsteren Dort blieb ich 45 Tage. Von Mitte September ab durf- schlafften Körpern. Oft machte der Zug Halt, ehe er weiter. Wandelgänge. Das dunstete bis in den Kasernenhof hin- ten wir nach der Abendsuppe und auch Sonntags ausgehen. rollen durfte. Wir blieb besonders die Erinnerung daran, unter und bis an das Kasernengitter heran, und bis zu den Abends gingen wir dann zum Rathaus, um die Nachrichten daß ich mich so lange nicht hatte rühren können. Stajernenküchen hinab, die in den Rückgebäuden lagen, und zu lesen, die eintönig und einschläfernd wie der Regen wirt- Eines Nachmittags stiegen wir aus. Ueber uns stand ein die während des ganzen Tages nach Kaffeegrund oder nach ben. Dann gingen wir, ein Stamerad und ich, ins Wirtshaus. düster geballter Himmel. Bir tamen bei einem Bahnhof an, Wir gingen im Schritt, wir schlenkerten mit den Armen, wir der eben bombardiert und zerstört worden war. Wie Fisch­Man sagte, wir würden hier vielleicht, nein, sicher bis wechselten einige Worte, jeder schleppte seine Trägheit hin, gräten starrte das Dach in die Luft. Dieser Bahnhof schob zum Ende des Krieges verbleiben. Man ödete sich. Ging man jeder war weit weg von dem anderen entrückt. Oder man sich über eine Ortschaft, die schon halb zerstört war. Und schlafen, dann war man müde von vielen Nichtstun oder von kehrte im ganzen Schwarm ein, und dann verfiel ich noch dort hausten unter den Regenschauern und inmitten der der langen Bewegungslosigkeit oder höchstens von der faulen tiefer in meine Einsamkeit. Das Wirtshaus umspannte die schneeschmußig zerpulverten Trümmer einige spärliche Familien. Herumschleicherei. Beinahe hatte man Lust, an die Front zu gleichen Düfte, wie die Kneipe Fontans. Es war, als um- Einer von uns sagte: Scheint, das wir an der Aisne   sind." wallte mich da ein Fehlein lang schon verschlungener Träume, Ein Platzregen ging nieder. Wir wurden ausgelavers Marcassin, der in der Kompagnieschreibstube wohnte, dieweilen ich auf meinem Sessel hockte, mit den Stiefeln auf Brot wurde verteilt. Man schlotternd und wurde ganz war immer in unserer Nähe. Er schwieg, und sein Blick ver- den Steinfliesen knirschte und auf den weißen Marmor durchnäßt, und die Finger verklammten sich, man in Haft folgte uns scharf. Eines Tages geriet ich heftig mit ihm an- starrte. Dort im Wirtshaus schrieb ich an Maria, und dorten und stehend auf der Landstraße, deren düsteres Dämmergrau einander, da ich nicht zur vorgeschriebenen Stunde das las ich auch die Briefe wieder, die sie mir schrieb. Sie schrieb in immer gleichen Streifen dem Horizont entgegenlief. Jeder Wasser in die Waschgefäße gefüllt hatte. Er überraschte mich, ständig: Seit Deiner Abfahrt ist nichts Besonderes passiert." dachte an sich selber, keinerlei Gemeinschaft verband mehr und ich mußte stramm vor ihm stehen. Er fragte mich grob, Eines Sonntags wurde ich auf eine der Parkbänke ver- den einen mit dem anderen. Von allen Seiten der Land­ob ich lesen könnte, er sprach von Bestrafung und jetzte hinzu: fchlagen. Ich saß unter dem weiten Himmel, und die Tränen straße flache, pfügige Ginödsinseln, alles ins Unendliche hinein­Daß sowas nicht wieder vorkommt!" Dieser Auftritt, der rollten aus dem Auge, so sehr gähnte ich. Da ging eine gerückt, stockdürre Bäumlein irgendwo, faulige Felder, die von im Grunde wohl gerechtfertigt war, aber von dem ehemaligen junge Frau an mir vorbei. Der Gestalt nach ähnelte sie ober- grünlichem Lehm überschimmelt wurden. Pétroll hervorgerufen worden war, demütigte mich tief. flächlich einer Frau, die mich einstmals geliebt hatte. Ich Feldwebel Marcassin tommandierte: Tornister auf!" Während des ganzen Tages blieb ich berdüstert. Und auch ließ vor mir die Beit wieder erstehen, da das Leben noch das Wohin marschierte man? Man wußte es nicht. Man andere Ereignisse zeigten mir, daß ich mir nicht mehr ge- Leben gewesen war, und ich ließ wieder dieien liebtojenden marschierte durch die Trümmer des Dories  . Während ihres Körper von einftmals vor mir erstehen. Es schien mir, ich Rüdzuges im August hatten die Deutichen das Dorf hefett. hielte diese Frau im Arm, so nah, daß ich über meinen Augen Es war vollständig zerstört, und diese Zerstörung begann ihren samtweichen Atem verspürte. wiederaufzuleben, sie bedeckte sich mit frischen Ruinen und fotigen Resten, die weiter der Verwesung entgegendampften.

ziehen.

hörte.

Eines Tages trat ein Pariser nach dem Appell auf Feld­webel Marcassin zu und fragte: Herr Feldwebel, wir möch ten gern wiffen, ob wir von hier fortkommen sollen."

Bei einer Parade wurde man auch des Hauptmanns ge­wahr. Einen Augenblid war auch von einem neuen Aus­

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