tocfl die Schaffung der E i n h e i t S schule durch„Nomifferung� des Schulwesens ernstlich in Frage gestellt war. Ueberdies war die einzelstaatliche Schulgcsetzgebung bereits mm Teil über die Gleichberechtigung der drei verschiedenen Schularten hinausgegangen und eS bestand die Gefahr, daß hier die fort- schrrttliche Entwicklung auf Grund des Reichsrechts zurück- geschraubt werden könnte. Wir haben nun eine einheitliche Schulform: die Simullanschule in der ganzen deutschen Republik . Ausnahmen sind bei den Volksschulen dort zulässig, wo die Mehrzahl der Bevölkerung sich für die weltliche oder die konfessiionelle Schule an Stelle der genieinsamen entscheidet. In dem zu erlassenden Reichsgesetz sollen außerdem diejenigen Gegenden, in denen die Simultanschule bereits Heimatsrecht besitzt, besonders berücksichtigt werden. So haben wir als S ch u l p o l i t i k e r ein Recht, im« der neuen Fassung des Kompromisses zu freuen. Als Sozialdemokraten, die an der Forderung der Welt- lichen Schule als an einem der wichtigsten Punkte des Erfurter Programms unverrückbar festhalten, können wir uns mit dem Erreichten keinesfalls zu- frieden geben. Wir haben die Pflicht, in nüchterner Ab- wägung der politischen Notwendigkeiten den ersten Schritt auf dem Wege anzuerkennen, wir haben die Pflicht, unsere Parteigenosien zu ausdauernder Mitarbeit an den nun sich ergebenden Aufgaben aufzurufen. Bei allem Verständnis für die hastende Ungeduld, mit der unsere auf ein revolutionäres Tempo eingespannten Nerven schwingen, müssen wir doch der Ueberzeugung Bahn brechen. daß keine Novemberrevolution und keine Zukunftsrevolution uns die Erfüllung unserer Wünsche und Ziele als reife Frucht in den Schoß wirft, sondern daß sie nur die Voraussetzungen zu ihrer Verwirklichung, nur freie Bahn zu schaffen vermag. Die Arbeit für unsere Ideen, den Kampf und den end- lichen Sieg nimmt uns keine Rcichsverfassung und keine Landesgesetzgebung ab. Wir wollen auch den Zwang nicht, wir liebäugeln mit keiner Diktatur. Wir wollen die Freiheit für unS, die Freiheit für die anderen. Und w i r glauben an den Steg im Zeichen der Freiheit. Richard Lohmann. l?nternationale Sozialistenkonferenz in Luzern . Die gestrige dritte Vollsitzung der Internationalen Konfeoenz begann erst gegen vier Uhr naebmittayS. Genssie Ka»t«kp ist au» Wien eingetroffen und nimmt an der jtzonierenq teil. Namen» dir Internationalen Kommission berichtet Renaudel. Er teilt mit, daß eine Resolution der fran- zö fischen Mehrheit und der deutschen Unabhängigen die Komntission nur ganz kurz« Zeit beschäftigen könne und daß e» Sen Antragstellern überlassen bleibt, diese Resolution in einer rbendS stattfindenden Kommissionssitzung zu begründen. 'enaudel legt eine Resolution vor, die zum größten Teile auS dem wicht der britischen Delegation über die internationale ;e hwührt. Die Resolution erklärt, daß ein wirklich dauerhafter -de erst aufgerichtet werden kann, weun dir internationale B nicht mehr durch reaktionäre Elemente brrinstußt werde. «IS war die Gelegenheit besstr, ein« s�iaüstische rnisationSform durchzuführen, die durch die Ausschaltung der urlistischen Ausbeutung die nationale Produktion und die ge- ü Verteilung der Produkte sichert. Durch Augnutzung dieser genheit sollen die Völker die Wiederkehr von Kriegen löglich machen. Alle Parteien muffen die ffriedenS« träge in einem der Versöhnung der Völler günstigem n« umzugestalten trachten. Das wird in erster Linie Sache der siegreichen BSllrr n müffen. Di« siegreichen Staaten sind militärisch so stark, uaß sie von ihren ehemaligen Gegnern nichts zu befürchten haben. Wenn der Völlerbund nicht in eine»oirkliche.Liga der Nationen" umgewandelt wird, fo werden die Völler dies« r z w i n-
Der Zwanzigjährsge. Von Anselm» Heine. Das Kind, dem Ellen Key die Herrschaft llber unser fetziges Jahrhundert prophezeite, ist inzwischen zum Jüngling geworden. Er trägt die Krone immer noch, die man ihm in die Wiege legte. Heute königlicher als jemals. Und mit ihr eine ungeheuere Ver» antwortung. Grade jetzt hier in Deutschland . Jede Hoffnung klammert sich an ihn, er soll wieder gulmcchen, waö die vorigen Generationen gesündigt und verwirrt haben, soll neue Bahnen finden für Volk und Meitschhelt. Jede öffentliche Rede wendet sich gn ihn, jedes moderne Buch, das man auffchlägt. Die Ehrfurcht, die man sonst gewohnt war, dem Aller zu zollen, wird ebenso kritiklos oft heute der Jugend dargebracht. Sie mischt sich mit der traditionellen halbneidischen Wehmut, die den, Worte»Zwanzig- jährig" zulächelt wie einem verlorenen Paradiese. Der Zwanzigjährige selber aber zuckt die Schultern unter der unerwünschten Doppellast des Lächelns und der Verantwortung. Der gerührte NeidbUck ist ihm verdneßli-h, der dem liebevoll und ungenau wiedergegebenen Bilde eines Vorfahren gilt, dem er sich kaum noch verwandt sühlt. Denn der Zwanzigjährige jeder neuen Zeit trägt ein immer wieder neues Gesicht. Von der Dichtung ge- spiegelt. So find der nnr Seiende»Romeo",»Wilhelm Meister' in seinem strebsamen Suchen und Registrieren und der dumpf erwartungsvoll seiner eigenen Entfaltung zuschauende»Grüne Hein- rich" einander ebenso unähnlich wie ihrem Bruder von heute: Ed- schmids»Bezwingerk, der verblüffungssüchtig zwischen Kraft und Grausamkeit jongliert. Der Zwanzigjährige unserer Tage ist eS, den unS Eduard Heinrich Jacob«n seinem Erstlingsroman »Der Zwanzigjährige'(Verlag Georg Müller, München ) bildet. Nitziche, seiner Umwelt voraus, kennt diesen TypuS bereits, wenn er darüber spottet, daß man die Lebensalter mir den Jahres« zelten vergleicht und dabei die Jugend als den Frühling betrachte. Er nennt Lie ersten Zwanzig de» Jünglings Sommer, d-nn sie seien»heiß, lästig, gewitterhaft, Lp»>g treibend" und voll schwerer Arbeit. Auch in dem Edgar de» Jacebichen Buches ist nichts von srühlingshastem naiven Warten aus das Leben. Er ist bereits das Leben selbst, heiße», wissendes Leben. Dieser junge Mensch trägt in sich einen deutlichen Respett vor den Beschränkungen, die Ver- uunft und Zucht dem Menschen auferlegen; er besitzt einen immer wachen, raschen und scharfen Konstatierblick für seine Umgebung, für die kleinen und großen Zusammenhänge und für sich selbst. �lnvermittelt hierzu und unlogisch besteht bei ihm die Unmöglich- keit, sich einzureihen. Für sein Gefühl beginnt die Welt erst mit ihm. Und ironischerweise ist es grade dieser Zug wütender TraditiouSlostgkeit, der ihn mit seinen verleugneten Vorgängern verbindet. Die Zwanzigjährigen aller Zeiten hatten ihn.
gen müffen. Die Rede Hermann Müller ?, daß Deutschland den Frieden wirklich will, betrachtet die Internationale alS Ausgangs- Punkt dieser Arbeit. Das Verharren bei der von Hermann Müller angekündigten Politik wind die Entente zu einer Politik der Mäßigung zwrng err. Der heutige Völkerbund erscheint als Organ kapitalistischer Staaten, aber er ist trotzdem der erste internationale Organismus. Er ist der Anfang dazu. künftige Kriege unmöglich zu machen. Es ist Aufgabe der Jnter- nationale, den heutigen Völlerbund zu einem „Bund sozialistischer Staaten' unrzugesialten. Sofort aber müssen alle demokratischen Staaten in den Völkerbund aufgenommen wer- den. Die Resolution protestiert dann aufs schärfste gegen gewisse Bestimmungen de» Friedensvertrag:?, welche sich mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völler nicht vereinbaren lassen. Es wird n. a. verlangt, daß die Bewohner des Saargebiets vollkommen frei über ihre staatliche Zugehörigkeit entscheiden können, daß Dentschö st erreich, wenn es will, sich an Deutschland anschließen kann und daß den Deutschen in bit Tschechoslowakei gleichfalls das Selbstbestimmungsrechi eingeräumt wird. Am Schluß seiner Rede forderte Renaudel, daß auch Deutschlarvd durch den Besitz seiner Kolonien, even- tuell im Auftrage de» Völkerbundes, in bezng von Rohstoffen unbehindert fei und daß eS auch Oesterreich möglich sei, die nötigen Rohstoffe zu erlangen. Die FriSdenSbedingungen der Wiedergutmachung müssn, der liebe ovo chung durch den Völler- bund und nicht der Willkür der Entente unterstellt werden. WelS(Deutschland ): Wenn alle Völler für die Remsion des Friedensvertrages eintreten würden, so wäre das eine große Hoff- nung für die gesamte tnternationale Arbeiterschaft. Wird Deutsch - landS Arbeiterschaft zu einem Hungerdasein gezwungen, so wird es den Arbeitern in den Ententelqndern nicht möglich sein, auf längere Zeit ein besseres Dasein zu führen; denn«in Land mit rückständigen Verhältnissen ist immer ein He m m b l o ck für die Entwicklung der Gesamtheit. Man hat die deutsche Revolution alS ein alldeutsche» Manöver hingestellt und gesagt, Deutschland hat sich nicht genügend geändert. Ich stelle fest, daß die deutsche Regierung in ihrer Mehrheit aus Sozialisten besteht. Wir könnten eine reine Arbeiterregierung haben. wenn die Unabhängigen sich nicht.in die Abhängigkeit der Kommunisten begeben und sich aus ein undemokratisches Rätesystem verpflichtet hätten. Deutschland hat die demokratischste Verfassung der Welt. Deutschland ist in der Lage, der ganzen Well aüf sozialistischem Wege vorauszugehen, freilich nur, wenn es nicht an Händen und Füßen gebunden ist. Was wir auf internationalen Kongressen mitbeschlossen haben, da» haben wir gehalten. Wir haben gegen den Krieg, gegen Milita- riSmuS und Kapitalismus mit aller Leidenschaft gekämpft, wie bielleicht nirgends. In Uebereinstimmung mit den internationalen Grundsätzen sind wir für die Landesverteidigung eingetreten. Hätten wir das nicht getan, so wäre Der Zar heute Kapellmeister im europäischen Konzert. Auf der Höhe der deutschen Siege haben wir gegen all« Annexionen gekämpft. War Deutschland Sieger geblieben, dann hätte man gesehen, was unsere Partei geleistet haben würde, um einen Gewaltfrieden zu verhindern. Di« von Deutschland vorgeschlagene allmähliche Zahlung von 1<X> Mil- liarden wäre nur möglich, wenn da» Saargebiet, Oberschlesien , Danzig usw. nicht von Deutschland losgerissen würden. Wels bespricht dann eingehend den Friedensvertrag und verlangt, daß bei seiner Ausführung die sozialistischen Arbeiter der Entente- länder mitwirken sollen, auch im Interesse der Ä r i e g S b e- schädigten, hinter die sich die Großkapitalisten der Entente verstecken. Er bespricht dann eingehend die der ganzen Welt drohende Kohlenkatastrophe und schlägt vor. daß das Internationale Bureau ungesäumt in Verbindung mit der Jnter- nationalen Gewerkschaftszentral« einen Internationale» Wett- kongretz der Bergarbeiter einberufen soll, der die Regelung der Weltproduktion an Kohle und ihre Verteilung behandeln soll. WelS fordert dann auf zum internationalen Klassenkampf gegen den Weltkapitalismus, der in diesem Krieg triumphierte. Er weist eingehend auf die Berechtigung der Be- trieb Sräte durch die Entwicklung der Industrie hin und betont, daß für diese Arbeiterorganisation neben den bisherigen Organi» sattonen Platz da sein müsse. Er protestiert dann gegen die Intervention in Rußland und Ungarn und gegen die LoSreißungStendenzen in Westdeutschland durch französische Gene-
Im übrigen zeigt dieser Edgar stark individualistische Züge. denn er ist Dichter; und seine Träume find schwül und taumelig wt« Julinächte, in denen auS dem reifen Korn die Leuchi« käfer heiausschwirren. Sein Weien und Denken ist erfüllt von einer glühenden, bis zum Seelischen verfeinerlen Sinnlichkeit. Man erlebt ihn. wie er, der Gunst und Hingabe einer Sechzehn- jährigen gewonnen hat, da« Mädchen nachiräglich erst und ganz allmählich seiner Zäillichkeit und Leidenschaft zu eigen macht. In allen Phasen dieser Liebe aber— auch da» ist wieder typisch ist eS vornehmlich der Klang seines eigenen Herzens, der ihn inieresflerl und beglückt. ES kann sogar geschehen, daß die Liebe der Geliebten ihn ein wenig stört beim verliebten Hineinhorchen.in sich selbst. Eine wirkliche und grenzenlose Hingabe kennt er noch nicht. Menschen und Dinge haben für ihn vorerst nur die eine Mission: SeinWachSlum zu nähren. Ein Rest von Kind in diesem, sich sonst so männlich gebärdenden Jüngling! Charakteristisch ist für die heulige Jugend die beginnende Reaktion gegen die Fanatiker der freien Liebe. Der Zwanzigjährige beschließt voll Wonne, sein Mädchen zu hei- raten. „Oh. war das nicht schön? Leichtsinn und trübe Verführung mündeten in» Saubere... Eine Verbindueg, unsicher schillernd wie ein Sumpf, erhob sich plötzlich in« Sichere, Feste, bürgerlich Strahlende.' Und er macht Pläne, will Redakteur werden, Tages- schriftstcller, er berechnet sein Einkommen, seine Susfichien, einen Hausstand bestreiten zu können. Jacob hat seinem Buch' den Untertitel gegeben»Ein shmpho- nischer Roman". Er wollte damit wohl dem Worte.Lyrisch" aus- weichen. Aber man würde gern auf die Ueberietzung in die fremde Kunst verachten, die dem sonst bei Jacob so empfindlichen, künstlcriswen Reinlichkeiisgesühl nicht entspricht. Ebenso stmen die Kopitelüberschnften< Erster Satz, Zweiter Satz uiw.). Auch ohne sie würde man Melodien hören, rhythmisch durchbraust werden. Die sachlichen Kapitelbezeichnungen freilich geben der oft überreich quel- lenden Fülle ein wundervolles, nicht nur äußerliches Gerüst. So wird unter dem Titel»DaS Meer " alles zusammengetragen, was man sehen, fühlen, denken und ahnen kann am Meere. »Die Reise nach Franken' gibt ein Stück innerlichstes Süddeutschland und im.Konzert" erlebt man alle Musik des Ohres und des Herzens zugleich. Eine Fabel gibt eS bei Jacobs Roman kaum. Erlebnisse auf jeder Seite. Aber so subtiler Art. daß man sie nur lesen, niemals nacherzählen kann. Man müßte eben Heinrich Eduard Jacob sein, um die Worte dazu zu finden. Sonderbar geht es Einem mit der Figur des Mädchens, die, in allen Einzelheiten mit verblüffender Wahrheit gesehn, doch als Ganzes eine Unmöglichkeit scheint. Man glaubt nicht recht, daß das kleine unschuldige Ding ohne jede Ueberwindung und Seelenkämpfe in da« gemietete banale VersührungSzimmer gehen wird mit fertiger Hingab»-Absicht. Man traut der jungenhasten Spiele-
räle, deren Vergehen'an ähnliche Bestrebungen de? deuffchen Generalstabs in den besetzt gewesenen Gebieten Rußlands er- innere. Die Rede Wels schließt mit der Erklärung, daß der Sieg des Sozialismus unmöglich fei ohne das Proletariat des heute niedergeworfenen Deutschland , ia dem die Wiege des Sozia-. UömuS gestanden habe.(Beifall.) » Es verlautet, daß die deutschen Unabhängigen einen Antrag auf Ausschluß der deutscheu Mehrh»itsvartei auS der Internationale einbringen wollen; eS ist jedoch recht fraglich, ob ein solcher Antrag zur Abstimmun g zugelassen wird. UeberdieS dürste ein solcher Antrag eine Beleidigung der Konferenz bedeuten, da ihr zugemutet würde, ein Urteil ohne vorhergehende Untersuchung zu fällen. » G* Den Beratungen der Ln zerner Konferenz Wer die all ge, meine Lage liegt ein ausführlicher Bericht der Dei.e» gation von Großbrittanien zugrunde. Darin wich u. a. ausgeführt: Dir Revision der Friedensverträge im Interesse der Gerechtigkeit und de» Frieden» kann völlig nur ausgeführt werden, wenn die Bourgeoisregierungen durch andere ersetzt werden, die»einen sozialistischen und wirklich mehr dem»- kratischen Charakter aufweisen. . Die Internationale richtet an alle Eozialistenparteien die Auf- forderung. so auf ihre Regierungen durch Interpellationen und in anderer Weise zu wirken, daß d,e Versammlung des Völkerbundes zu der Zeit zu>ammentreten soll, die der für den Oktober einüe- rufenen Arbeiterkommission entspricht. Die nationalen Sektionen sollen dringen auf sofortige Zulassung Deutschlands und Oester- reichs zum Bunde, und Revision der Verträge mit Deutschland irnd Oesterreich dahin, daß die Entschädigungsansprüche bestimmt ge-- faßt, nicht zu verschleierten Annexionen mißbraucht werden, oder um dadurch Arbeiter unter ein« Regierung zu stellen, an der sie keinen Anteil haben. Das Saartalabkommen soll so umgeändert werden, daß Frankreich die nötige Kohl« zugesichert wird, ohne die Bevölkerung französischer Herrschaft auszusetzen, oder sie sonst von einem durch sie gewählten Anschluß zu trennen. Das Abkommen in bezug auf die Sicherstellung der Zahlung soll durch den Völkerbund gemacht werden und nicht durch die Alliierten. Die Möglichkeit zur Gew-nrning von Rohmaterialien und öko- nomischer Entwicklung soll Deutschland und Oesterreich durch definitive Bestimmungen zugesprochen werden, garantiert durch den Völlerbund, und ist nicht einfach der Willkür von Teutschlands ehe- maligen Feinden und gegenwärtigen wirtschaftlichen Rivalen zu überlassen. Bei der Ueberwachung von Kredit, Schiffahrt, Nahrungsmitteln, Rohmaterialien sollen die ehemaligen feindlichen Staaten mit- wirken. Der Grad deS� dringendsten Mangels soll als das Haupt- Prinzip gelten bei der Zuteilung der Lebensbedürfnisse und nicht die Möglichkeit der Zahlungsfähigkeit. Die ökonomischen Verfügungen bezüglich Meistbegünstigung?- klauseln Eisenbahnverkehr, Jnternationalisierung von Flüssen und Kanälen sollen Gegenseitigkeit haben, d. h. Deutschland und Oester- reich sollen zu deren Vorteilen und Verpflichtungen zugelassen werden. Die, wenn auch nur zeitweilige, Annexion de» SaartaleZ soll aufgehoben werden und der französisch« Anspruch auf den Empfang der Kable beschränkt sein. Alle Einschränkungen der Rechte Deutsch - Österreichs in bezug auf die künstigen Beziehungen mit Deutsch - land sollen fallen gelassen werden. Den vorherrschend deutschen Gegenden der Tschechoslowakei und Südtirols soll Bewilligung er- teilt werden, ihre politische Zukunft zu bestimmen. Die hervor- ragend deutschen westpreutziscken Gegenden sollen das Recht b-rben, deutsch zu bleiben. Polen soll der Zugang zum Baltischen Meere zugesichert werden durch die Jnternationalisierung der Weichsel und durch die Schaffung deS Freihafens Danzig ; die auswärtigen Beziehungen dieser Stadt sollen nicht unter der Kontrolle Polens stehen, sondern des Völkerbundes, während ihre innere Politik von ihr selbst kontrolliert werden soll, aber nicht von Polen . Die Volk». absttmmung Schlesien ? und Oftpreußens soll unter der Heber- wachung de? Völkerbundes und nicht einer interalliierten Kom- Mission stehen. Alle Vorschriften, wie jene des Zusatzes zu Art. 88 des Vertrages, welche die Auflösung von Arbeiterorganisationen vor der Volksabstimmung verlangen, sollen gestrichen werden. Die souveränen Recht« Chinas sollen in der Provinz Schantung
röchen nicht die weisen philosophischen Betrachtungen über Liebe zu. Begreift nicht, daß sie einer so gut durchgeführten Mütterlich« keit fähig sein sollte, wie unS gezeigt wird. Was aber da« Buch zum allerhöchsten Range erhebt, ist sein Stil voll Farbe, Kraft und Zucht, der uns gleich, mit den ersten Worten einem schöngefiederten Pfeile gleich mit fich emporschnellt. In die Sonne hinein. Jacob selbst nennt seine(TdgarS) Art zu schreiben:»Satzkarowanen, die der Dichter in« Unbktrelene ent- sendet.' Aber er tut mehr. Denn seine Schilderungen und Gleich- nifie kennen die Trennung nicht zwischen nüchterner Wirklichkeil und der Wahrheit mystischer Regionen. Alles ist ihm wirklich und greif- lich, alles geheimnisvoll. Ein Hauch von Ewigkeit durchduftet sein Bekenntnis auch zum geringsten Ding. Bei ihm, wie bei seinem dichterischen Spiegelbilde Edgar.
Notizen. — Theater. DaS Deutsche Opernhaus wird am Sonntag, den 17. August, wieder eröffnet mft d'Alberts Oper ..Tiefland". Der Vorverkauf beginnt am 13. August. — Im Deutschen Künstler-Theater findet am Donnerstags den 14. August, die 7 b. Aufführung des Schwankes»Die R u t's ch b a h n" mit Max Adalbert in der Hauptroll« statt.— Die Eröffnungsvorstellung de» Phantastischen Theaters(Charlottenburg , Neue Kant- straße 21) ist auf den 13. und 14. August verlegt worden. — Dichterabend. Frau Miete Möller wirb in ihrem ersten Berliner Vortragsabend am 9. Oktober im Meister-Taal unter anderem zum erstenmal de« zeitgenössischen indischen Dich- terS Rabindranath Tagor« einaktiges Spiel»Chitra" sprechen. — Gegen die Judenpogrome hat der als dramatischer Dichter in Deutschland gut bekrnnt gewordene Henri Nathansen in Kopenhagen eine Protestrede gehalten, die jetzt von der zionisti- schen Vereinigung für Deutschland (Berlin 33. 15, Sächsische Str. 8) in deutscher Sprache als Druckschrift verbreitet wird. — DaS»gefälschte Reclamheft" wurde in einer Nummer vom 30. Mai besprochen. Dem Pariser Pukstizist-n Reinach wurde darin empfohlen, sich wegen Auskunft über die Fäl- schung an Hermann Fernau zu wenden. Darob ist F. sehr ein- pört; er regt sich aber umsonst auf. Wir gaben seine Adresse nur an. da er häufiger Mitarbeiter an sranzösischen Fliege cabwurf- fälschungen gewesen ist(siehe die gefälschte»Frankfurter Zeitung ", .Kriegsblätter",»Das freie deutsche Wort" u. a. m.) und weil er früher Angehöriger des Bern-Laupener Kreises war, aus dem Frankreich hochbezahlte Helferdienste für die Frontpropaganda ge- richtsnoiorisch geleistet wurden. Wir hielten Fernau also für e ne Autorität auf diesen Gebieten, die am besten Auskunft geben konnte, und teilen diese Ansicht mit dem»Züricher TageSanzeiger", mit der englischen Zeitung.Morningpost" mit der Broschüre: .Die« Buch gehört dem Bundesrat" usw. Vielleicht wirkt drefa Feststellung beruhigend auf Herrn Hermann Ferna»,