Nr.404.36.Jahrg.
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Max wehrt sich.
Sonnabend, den 9. August 1919.
Neue Enthüllungen.
Die systematische Heze der alldeutschen Kreise gegen den Prinzen Marbon Baden, dem bekanntlich zum Vormurf gemacht wird, er habe frühzeitig und ohne Rückfrage bei den maßgebenden Instanzen den Rücktritt wil helms II. beranlaßt, sind die Ursache dafür, daß May nunmehr sein Schweigen bricht und in einer ausführlichen Darlegung die Ereignisse von Ende September bis zum 9. November aneinanderreiht. Das geschieht in ausgesprochenem Gegensatz zu der Darstellung, die am 27. Juli von Hindenburg , Plessen, Marschall, Schulenburg und Hinze in den reaktionären Blättern gegeben wurde. Der lette Reichskanzler der Hohenzollern nennt diese Männer ausdrücklich seine„ Gegner". Er bemerkt, daß er gern noch einige Wochen mit seinem Hervortreten gewartet hätte, bis eine Reihe schwebender internationaler Fragen geflärt wer. den, aber diese ,, Gegner" machen ihm ein längeres Schweigen unmöglich.
Also Max redet.
zen Mar:
klärung in der Abdankungsfrage zu entziehen. Ferner diejenigen, welche diese Reise hinter dem Rücken des damaligen Reichskanzlers Mar von Baden vorbereiteten sowie endlich diejenigen, die Wilhelm II. bis zum 9. November über die wahre Stimmung der Truppen vorsätzlich in Unkenntnis gehalten haben:
Wilhelm ist über die tatsächlichen Verhältnisse völlig| Hauptquartier zu reisen und ihn dadurch der politischen Aufunorientiert und spricht sich für eine militärische Ervedition gegen die Seimat aus. Eine wuchtige Anklage enthält die Feststellung des BrinHätte die Oberste Heeresleitung dem Kaiser am 8. die Wahrheit über die Armee gesagt, die sie endlich am 9. früh mitteilte, so zweifle ich nicht daran, daß der Kaiser am 8. abends den Thronbergicht ausgesprochen hätte. Daß die Oberste Heeresleitung am 8. über die Sachlage nicht orientiert gewesen sei, ist ausgeschlossen.
Mar erwartet Antwort darauf von seinen Gegnern.
Die Ereignisse überstürzen sich nunmehr. Eine televerneur von Berlin bestätigt die Mitteilung des Reichsphonische Meldung nach der anderen trifft ein. Der Goukanzleramts, daß die Truppen überlaufen und er selbst keine Truppe mehr in der Hand habe. Da entschließt sich Wilhelm um etwa 11 Uhr vormittags am 9. November zur vorbe. haltlosen Abdankung. Auch diese Tatsache wird, 10 erklärt Mag, von der Denkschrift seiner Gegner verschwiegen. Plötzlich aber tritt ein
neuer mich wung
Er beginnt mit einer allgemeinen Darstellung der Lage in der Mitte des Oktober. Nach dem Eintreffen der Wilfonnote vom 13. Oftober blieb, um Deutschland vor inneren Unruhen und weiterer Ausbreitung der feindlichen ein. Schulenburg schlägt die Abdankung Wilhelms II. als Propaganda zu schüßen, nur ein Mittel: der freiwillige und Raiser vor, während er die Truppen als König von Preußen würdige Thronberzicht des Kaisers. Dies dem in die Heimat zurückführen solle. Diesen Rettungsanfer Kaiser Flar zu machen, war der Sinn der Mission des greift Wilhelm auf; er hält die sofortige Orientierung des Reichskanzlers auf die neue Lösung für notwendig; aber Ministers Drews, der zu diesem Zweck ins Hauptquartier zu diese Mitteilung wird von Schulenburg hintertrie. Wilhelm geschickt wurde. Die Ursache für die Zuspigung ben. Statt dessen gibt er nach seiner eigenen Aussage teleder inneren Lage sieht Mar in dem überstürzten phonisch die Worte nach Berlin : Eine so wichtige Ent23affen stillstandsangebot, das im In- und Ausschließung wie die Abdankung des Raisers fönne nicht in land als eine militärische Bankerotterklärung wirkte. Sinzu wenigen Minuten gefaßt werdne. Seine Majestät hätte tomme die Tatsache, daß die Noten an Wilson diesem im seinen Entschluß gefaßt, er würde schriftlich im Augenblick Oktober und November zu einer überragenden Machtstellung formuliert, und die Reichsregierung müsse sich gedulden, bis in der öffentlichen Meinung Deutschlands verholfen haben. Diese Erklärung etwa in einer halben Stunde in ihren Hän Seine gegen Wilhelm gerichteten Worte und seine Zusagen den sein würde." ans deutsche Volk hätten die Abdankungskrise verschärft.
Danach wendet sich May von Boden zu den Vorgängen des 9. November und der Denkschrift seiner illustren Großes Hauptquartier .
Gegner.
erwähnt.
9 Uhr 15 Min. am Vormittag des 9. November wird aus In Berlin herrscht dramatische Höchstspannung. Um dem Hauptquartier der Entschluß der Obersten Heeresleitung gemeldet, dem Kaiser von der Unzuverlässigkeit der Truppen Mitteilung zu machen. Bald nach 10 Uhr laufen die ersten Nachrichten über versagende Truppen ein. Die Meldung über die Entwicklung der Aufstandsbewegung wird ins Hauptquartier weitergegeben.
May von Baden geht in seinen Angriffen und in feiner Kritik der Obersten Heeresleitung aber noch weiter. Er spricht ganz in unserem Sinne von der falschen Kriegspolitik, die vier Jahre lang, insbesondere noch im Jahre 1918, betrieben worden ist, wofür die Weimarer Enthüllungen ja jetzt den schlüssigsten Beweis geliefert haben:
Die Oberste Heeresleitung wurde wiederholt vor und wäh= rend der großen Offensive von Gewerkschaftsführern, Parlamentariern, Gelehrten und einem der bekanntesten Großindustriellen gewarnt, wie ja auch von gewichtiger militärischer Seite erklärt worden ist, daß die psychologische Katastrophe und der Zusammenbruch der Heimat unver meidlich eintreten würde, wenn am Ende der Campagne 1918 das Versprechen Friede und Sieg in diesem Jahre" sich nicht erfüllen würde.
Auch das einzig wirksame Gegenmittel wurde immer wieder und eindringlich angeraten: Auf dem Höhe puntt unserer militärischen Kraft die öffentliche und präzise Berkündigung unserer Kriegsziele, vor allem die unzweideutige Erklärung über Belgiens Wiederherstellung, um entweder den Weg zum Frieden frei zu machen oder durch die Bloßstellung des bösen Willens der Feinde ihnen die Verantwortung für die Fortseßung des Krieges boc der ganzen Welt aufzubürden und damit dem deutschen Krieg vor der ganzen Welt den Charakter eines Volfskrieges zu geben. Diese Warnungen wurden weder von der Regierung noch von der Obersten Heeresleitung beherzigt.
Mar von Baden macht also Front gegen die Oberste Seeresleitung wie gegen Michaelis und Konsorten, die durch ihre hinterhältige und zweideutige Antwort auf den englischen Friedensfühler schon im Jahre 1917 die Anbahnung des Friedens bereitelt haben. Den alldeutschen KriegsverAuf seine Enthüllungen werden sie mit neuen Enthüllungen längerern und reaktionären Welteroberern erſteht in dem legten Reichskanzler der Hohenzollern ein neuer Gegner. antworten müssen, wenn sie ihr Spiel der Verschleierung und Rechtfertigung nicht verloren geben wollen. endlich zur vollen Wahrheit gelangen. Auf diesem verschlungenen Wege wird das deutsche Bolt
Die Internationale gegen die ungarische Reaktion.
Auf die Nachricht von der Nebertragung der obersten Gewalt in
Am 9. November früh 9 Uhr 15 Minuten ruft Staatssekretär von Sinte in der Reichskanzlei an und teilt mit, die Oberste Heeresleitung habe sich zur sofortigen Meldung an den Kaiser entschlossen, daß die bewaffneten Streitkräfte im Falle eines Bürgerkrieges nicht hinter dem Kaiser Es handelt sich um Minuten. stehen würden und daß sie außerdem zur Führung eines Anstatt der prompten Abdankungserklärung aus Spaa Bürgerkrieges infolge von Ernährungsschwierigkeiten nicht imstande seien. Diese Tatsache wird von den Gegnern des eine Vertröstung nach der anderen. Nach 11 Uhr wird mitgeteilt, der Kaiser habe sich zur Abdankung entletzten Reichskanzlers verschwiegen. Auch die Schlußworte schlossen; die Formulierung werde in einer halben Stunde Budapest an Erzherzog Josef hat die SozialistenGröners zu seinem Vortrage: In der sofortigen Abdankung eintreffen. Die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, tonferenz einstimmig unter lebhaftem Beifall eine sehr energische des Kaisers liege die einzige Rettung des Vaterlandes", so-| daß zur Zeit dieser Meldung bereits der Sinnes. Protestresolution angenommen, die sich gegen die unter wie daß alle Nachrichten, die die Oberste Heeresleitung aus der Heimat und dem Heer erhalten hätte, die Notwendigkeit umschwung Wilhelms II. erfolgt ist. Hiervon konnte dem Schute der Entente erfolgte Errichtung eines man jedoch in Berlin nichts wissen, wo man nicht einmal gegen revolutionären Regimes ausspricht und den Ver. der Abdankung unumgänglich nötig machten", werden nicht von dem Plan, nur eine Abdanfung als Kaiser nicht als fuch als ungeheuerlich brandmarkt, die Arbeiterklasse um die Früchte König herbeizuführen, mit einer Silbe etwas erfahren hatte. der Revolution durch eine Restauration der Habsburger Am 7. November erfolgte das bekannte Ultimatum unter Politikern konnte niemand auf dieses Kompromiß zu bringen. Die Lenker der Bariser Konferenz machten damit klar, der Sozialdemokratie. Unmittelbar im Anschluß an fein Entlassungsgesuch sendet Mar von Baden ein Er- berfallen, da es staatsrechtlich ebenso unmöglich wie politisch daß sich ihre Aktion in Wirklichkeit gegen iebe sozialistische unsinnig war. Regierung und gegen jede proletarische Herrschaft richte, Negänzungstelegramm ab, in dem er unter Anerkennung der Die Erregung wächst und die revolutionäre naubel, der seine Resolution verlas, fügte dieser einige heftige Gefahr eines kaiserlichen Thronverzichts für das Reich eine Spannung steigt. Soll die Absetzung Wilhelms durch persönliche Worte gegen die Ententeregierungen und gegen Regierungsbildung ohne oder gegen die Sozialdemokraten" die Straße verhütet werden, so muß gehandelt werden, Wiedereinsetzung einer Dynastie hinzu, die man wegen ihrer Schuld als die noch größere Gefahr bezeichnet. Max empfieht als und so sieht sich Mar von Baden in voller Bewustheit der am Kriege als für immer erledigt gehalten habe. Lösung Ausschreibung von Neuwahlen für eine ver Schwere der Verantwortung zu nachstehender Erklärung fajiunggebende Nationalversammlung, der durch das WTB gezwungen: Josefs Offerte an die Entente. die endgültige Neugestaltung der Staatsform des Deutschen Erzherzog Josef hat an Clemenceau eine Depesche gerichtet, Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Thron in der er ihm mitteilt, daß er die Macht als Verweser überBolkes zufollen werde. Auch dieser Appell bleibt ergebniszu entsagen. Der Reichskanzler bleibt noch so lange im nommen und eine Regierung ernannt habe. Sein nächstes Ziel sei bs. Der Vorich'og wird am 8. November mit folgendem Amte, bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem die Einberufung der Nationalversammlung, die Telegramm im Auftrag des Kaisers beantwortet: Throuverzicht des Kronprinzen des Deutschen vollständige Niederwerfung des Bolschewismus, die Reiches und von Preußen und der Ginseßung der Re Durchführung des Waffensilstandes und die Vorbereitung der gentschaft verbundenen Fragen geregelt find. Er beabsich- Friedensverhandlungen. Weiter bittet der Erzherzog um tigt, dem Regenten den Abgeordneten Ebert zum nähere Berührung mit der Entente, wohlwollende Reichskanaler und die Vorlage eines Geseßentwurfes unterstütung und Anerkennung der Regierung. wegen der sofortigen Ausschreibung allgemeiner Wahlen für eine deutsche berfassunggebende Nationalver= jammlung vorzuschlagen, der es obliegen würde, die künftige Staatsform des deutschen Volkes, einschließlich der Volksteile, die ihren Eintritt in die Reichsgrenzen wünschen sollten, endgültig festzustellen.
Eeine Majestät hat es völlig abgelehnt, auf die Vorschläge Eurer Großherzoglichen Hoheit in der Thronfolge einzugehen und hält es nach wie vor für seine Pflicht, auf seinem Bosten zu bleiben.
Am Abend findet
ein Televbonaeipräch mit Wilhelm ſtatt. Mar mocht ihn auf die Notwendigkeit einer Abdankung aufmerfiom. Wenn iekt nichts erfolae. io werde im meimetoa die Fortorura erhoben werden und durchahan. Die Saltung der Trunnen fei nicht zuneräifia Ea Es war der letzte Versuch, die Dynastie der Hohenzollern hotahon, amei mäelichfeiten: Abdankura unter Ernennung Catererireters fomie Girberufung einer Nationalber 3 retten. Aber dieser Versuch fommt zu spät. Die Verant femmlung oder Abdonfura unter kronbersicht des Kron wortung dafür tragen jo fchließt Mar von Baden die AntKron- wortung prinzen und Reaertschaft für den Enkel. Das Lettere ver- wort an seine Gegner- diejenigen die unter Angobe militärifange der interfraktionelle Ausschuß. scher Gründe Wilhelm veranlaßten, am 29. Oftober ins
Fürs erste: Freiheit der Preffe". Ministerpräsident Stefan Friedrich erließ auf Vorschlag der Vertreter der Presse eine Verordnung, durch welche das Erscheinen aller Preßprodukte, also auch von Tageblättern, Wochenschriften, Zeitschriften und Flugschriften bis auf weiteres berboten wird. Diese Maßregel wurde infolge des Papiermangels" notwendig. Für die Dauer des gegenwärtigen Zustandes wird das Amtsblatt Budapesti Kozloeny" aweimal täglich erscheinen und im nichtamtlichen Teile das Publikum über die wichtigeren Ereignisse informieren".
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