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Nr. 412.36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: Sw. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morinplay, Nr. 15190-15197.

Donnerstag, den 14. August 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 11753-54.

Die neue Reichsverfassung in Kraft.

Das Reichs- Gesetzblatt veröffentlicht die neue Verfaf- 1 sung, die damit in Kraft getreten ist. Der Reichs­präsident hat den bisherigen Präsidenten des Reichs­ministeriums, Herrn Gustav Bauer , zum Reichskanzler

ernannt.

Unsere Gefangenen.

Haag, 13. August. ( H. N.) Aus London wird ge­meldet: Im Unterhause erklärte Churchill , daß die britische Rheinarmee bis Ende Oktober auf den Stand von einer Brigade

Der torpedierte Frieden.

Hindenburg gegen Bethmann.

Am 8. Oftober v. J. veröffentlichte der fortschrittliche Ab­Die verfassunggebende deutsche Nationalversammlung führt mit einem Fluggeschwader zurückgebracht werde. Er teilte geordnete Prof. v. Schulze Gävernig in der Voss. 3tg." von jetzt an die Bezeichnung, Reichstag ". weiter mit, daß die Heimsendung der türkischen Kriegs- einen Artikel, in dem behauptet wurde, daß durch die Erklä­Die bisherige Vertretung der Landesregierungen bei der gefangenen genehmigt sei, daß über die Zurüdsendung rung des unbeschränkten U- Bootfrieges am 31. Januar 1917 Reichsregierung, der Staatenausschuß, hat aufgehört der deutschen Kriegsgefangenen durch den eine Friedensaktion des Präsidenten Wilson zum Scheitern zu bestehen. An seine Stelle ist der Reichsrat" getreten. Obersten alliierten Rat eine Entscheidung jedoch noch gebracht worden sei. Der Aufsatz erregte in den damals nech Der Neichspräsident hat eine Verordnung erlaffen, daß nicht getroffen jei. Am Ende seiner Rede wies Churchill leitenden Kreisen peinliches Aufsehen und gab, wie jezt bekannt alle Beamten des Reichs und der Länder, der Gemeinden, noch auf die Tatsache hin, daß 1920 Großbritannien und wird, dem Feldmarschall v. Hindenburg Gelegenheit, einen Kommunalverbände und sonstigen öffentlichen Anstalten sowie Deutschland die einzigen großen Nationen sein werden, in Brief an den Reichskanzler Prinzen Mar zu richten, aus dem die Angehörigen der Wehrmacht unverzüglich auf die Reich 8- denen es keine Dienstpflicht gibt.. verfassung zu vereidigen sind.

1. Die Eibesformel für die Reichsbeamten lautet: Ich schwöre Treue der Verfassung, Gehorsam den Ge. seben und gewissenhafte Erfüllung meiner Amtspflichten." 2. Alle übrigen öffentlichen Beamten schwören: Ich schwöre Treue der Reichsverfassung."

3. Die Angehörigen der Wehrmacht leisten den Eid: " Ich schwöre Treue der Reichsverfassung und gelobe, dak ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine ge­semäßigen Einrichtungen jederzeit schüßen, dem Reichspräfi denten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will."

Das europäische Wirtschaftselend.

Die Kabinettsbildung in Ungarn .

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... daß der uneingeschränkte bootkrieg, da er sich nicht nur unmittelbar in unser Verhältnis zu den neutralen Staaten ein­gegen feindliche, sondern auch gegen neutrale Schiffe richte, greift, daher einen Att der auswärtigen Politik dar­stellt, für den ich die alleinige und nicht übertragbare Verantwor­tung zu tragen habe."

auf die Frage der Verantwortlichkeit für die verhängnis. bolle Kriegspolitik des Februar 1917 ein ent­scheidendes Licht fällt. Der Brief Hindenburgs wird jetzt in der Scherlpresse veröffentlicht und stellt eine so schwere Be­Ein Kabinett Lovaszy- Andrassy? laftung des Herrn v. Bethmann Hollweg dar, daß man eine Wien 13. August.( T. K.) Wie aus Budapest gemeldet wird, Entgegnung von ihm mit einiger Bestimmtheit erwarten muß. ist die Bildung des ungarischen Koalitionsministeriums nach fiebenschreibt Hindenburg dem Prinzen Mar in der Hauptsache fol­In seinem Brief, der vom 16. Oftober v. J. datiert. ist, stündiger Beratung heute in früher Morgenstunde gelungen. Die wichtigsten Portefeuilles wurden folgendermaßen verteilt: Minister- gendes: Die D. S.-L. habe( wie bereits bekannt) den unbe­präsident- Martin Lovaszy, Außenminister Graf Juschränkten U- Bootskrieg gewünscht und diesen ihren Wunsch ius Andrassy, Kriegsminister- Stefan Friedrich, ber 1916 geltend gemacht. Bethmann habe die Entscheidung in einem Telegramm an das Auswärtige Amt vom 20. Dezem Handelsminister- Ernst Garami, Ackerbauminister- Stefan bis zum Abschluß der von ihm eingeleiteten Friedensation, Szabo. Des weiteren gehören dem neuen Kabinett noch Julius Beidl des berühmten Angebots vom 12. Dezember, hinauszuschieben als Wohlfahrtsminister und Karl Huszar als Unterrichtsminister versucht und in einer Erklärung vom 24. Dezember seinen an. In der neuen Regierung sind die bürgerlichen Parteien und die Standpunkt so fundgetan: Sozialisten ziemlich gleichmäßig vertreten. Die Ernennung Stefan Szabos zum Ackerbauminister ist ein Zugeständnis an die kleinen Landwirte und Bauern, die Szegediner Gegenregierung ist im neuen Kabinett nicht vertreten, weil die Sozia­listen, vor allem Garami, die Zusammenarbeit mit den reaktionären Gruppen ablehnten. Ueberraschend kommt die Ernennung des Grafen Julius Andrassy zum Außenminister, ausschlaggebend für diese Wahl waren die Fachkenntnisse und guten politischen Beziehungen des die alleinige Berantwortung des Kanzlers bestritt, denn die Hindenburg antwortete mit einem Telegramm, in dem en Im Gegensatz zu diesen Nachrichten wird weiter aus Budapest des Krieges und werde stets dafür eintreten, was sie für richtig D. H.-L. trage die Verantwortung für den fiegreichen Ausgang gemeldet, daß die Regierungstrife in Ungarn anscheinend halte. Durch die Veröffentlichung dieser Depesche gibt Hinden­no ch immer nicht gelöst ist, da sich wieder neue burg zu, daß die D. H.- 2. den schwankenden Kanzler in den Schwierigkeiten ergeben haben. Martin Lovas zy fell den unbeschränkten U- Bootkrieg hineingetrieben hat. ovaszy benburg Vorsitz in der Koalitionsregierung abgelehut haben, weil die Zu­sammenschung des Kabinetts nicht seinen Wünschen entspricht. Wie ratungen, in denen Bethmann die Verantwortung, die er zuvor Nun aber wird die Sache spannender. Es folgen Be­es heißt, soll nun der bisherige Ministerprändent Stefan allein zu tragen gewünscht hatte, sachte auf das Militär abzu­Friedrich mit der Lösung der Krise beschäftigt sein. Die Buba- schieben sucht. Aus einer Besprechung in Pleß am 9. Januar pefter Berichte lauten teilweise so widerspruchsvoll, daß gegenwärtig 1917 gibt Sindenburg folgende Aussprüche Bethmanns wieder: die Entwicklung der Berhältnisse nicht ganz zu übersehen ist. " Der Entschluß zu dem Eintritt in den rücksichtslosen U- Boots­Keine Auslieferung Bela Khuns. trieg ist also abhängig von der Wirkung, die wir er­mit Polen an. Wien , 13. August. ( T. K.) In unterrichteten politischen Kreisen warten tönnen"... Wenn aber die militärischen Stellen den wird erklärt, daß die deutsch - österreichische Regierung die Ausliefe- U- Bootstrieg für notwendig halten, so bin ich nicht in der Lage, Oppeln , 13. Auguft. Der Kurjer Godzinny" teilt mit, daß rung Bela Nouns und der übrigen in Defterreich internierten 8 widersprechen" Wenn der Erfolg winkt, so müssen wir in der Slowakei Kreise der naitonalen Unabhängigkeitspartei beab- früheren ungarischen Voltsbeauftragten ablehnt, da den Kommu- auch handeln." sichtigen, sich an die Warschauer Regierung mit der Bitte nistenführern Asylrecht in Desterreich gewährt worden sei. Aus- Auch damit wird schließlich nur schon Bekanntes bestätigt. zu wenden, sich der Slowakei anzunehmen. Eine beschlaggebend für diesen Beschluß war der Umstand, daß die Be Seit Beginn des Krieges, oder richtiger schon seit Zabern wird trächtliche Mehrheit des Volkes ist Anhängerin der nationalen hörden sich vorher mit den Ententemissionen in Ver- die Politik Bethmanns charakterisiert durch einen staats­Unabhängigkeitspartei, die nichts gemeinsames mit den Tschechen bindung setzten, die keinen Einspruch gegen das Ashlrecht männisch- verstandesgemäßen Widerstand gegen den militaristi­haben will und sich für Polen erflärt hat. Die Tschechen haben erhoben. schen Wahnsinn und plößliches Zusammenklappen vor dem Un­widerstehlichen. So war es immer, so war es auch beim U- Bootskrieg.

Eine Denkschrift Hoovers. Amsterdam , 13. Auguft. Laut Telegraaf veröffentlicht Times" das Memorandum Hoovers über die Wirtschafts­lage Europas . Hoover erklärt, eine Statistik habe ergeben, daß in Europa 15 Millionen Familien in der einen oder an­deren Form Arbeitslose unnterfügung erhalten, die hauptsächlich durch eine dauernde fünftliche Steigerung der Baluta bezahlt werde. Als Hauptursache des verminderten Erzeugungs- Grafen. vermögens bezeichnet Hoover die industrielle und kommer= sielle Entartung während des Krieges. Unglücklicher weise ständen die Arbeiter auf dem Standpunkt, daß eine Bermin­derung, der Kräfteanfpannung die Erwerbslosigkeit vermindere und ihre eigene Lage verbessern werde. Hoover verurteilt es, daß die Blockade nach dem Waffenstillstand fortgesetzt werde. Er erklärt, die Lage könne sich nur bessern, wenn man begreifen lerne, daß eine @teigerung der Erzeugung bringend notwendig ist. Die steigenden Breise seien nur ein äußerliches Kennzeichen für ungünstige Erzeugung.

Die Slowakei strebt eine Vereinigung

die ganze Sachlage falsch dargestellt, die ihrerseits den Tschechen

zuviel Vertrauen schenkt. Sie haben während ihrer Offupation Ein englisches Weißbuch über die Lage

fast das ganze Voltsvermögen der Slowaken fortgeschleppt. In der Slowakei herrscht gegenwärtig große Erbitterung gegen die Tschechen. Bis jetzt haben 19 Komitate ihren Beitritt zur nationalen Unabhängigkeitspartei erklärt.

Die finanziellen Lasten in Polen . Die Krakauer Zeitung Newa Reforma" schreibt: Beim Eintritt in die neue Periode seines Lebens übernimmt Bolen die Schulden der Teilungsmächte in Höhe von 30 Milliarden

in Deutschland .

Hindenburg versichert, daß er aus dem Munde Bethmanns nie etwas von einer Friedensattion Wilsons ber­nommen habe. Möglicher Weise stand Bethmann auf dem Standpunkt: Politik geht das Militär nichts an." Dann durfte er aber die Entscheidung nicht den Militärs überlassen, die von den politischen Vorgängen nichts wußten.

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Keine Bedrohung der Ruhe Europas . Haag, 13. Auguft.( H. N.) Aus London wird gemeldet: Die britische Regierung veröffentlicht in einem Weißbuch das Gutachten einer britischen Kommiffion, die die Lage in Deutschland geprüft Troßdem war Hindenburg natürlich nicht ohne Kenntnis hat. Die Kommission schlußfolgert, daß es zwei Generatio deffen geblieben, was über den Großen Teich herüber und nen dauern wird, bis das deutsche Volt seine frühere Tat- hinüberspielte. Seine Kenntnis ist vielmehr sehr ausgebreitet und Arbeitstraft wieder erlangt haben wird. Jedenfalls und, nachdem sie öffentlich ausgepackt worden ist, für die ganze fann es auf längere Zeit feine Bedrohung für die Ruhe Bethmann- Politik höchst kompromittierend. In seinem Brief Europas bilden. Es braucht sofort Nabrung für feine Arbeiter, an den Prinzen Mag zitiert er eine Reihe diplomatischer Gestern vormittag fand im Reichsministerium des duftrie, aber wenn auch die Entente dieses zur Verfügung stellen volles Schwanken der Reichsleitung in der Frage einer Innern eine Besprechung sämtlicher Behörden über die hiermit fann, wird es noch Jahre dauern, ehe die frühere Wohlfahrt zurück. Friedensvermittlung Wilsons offenbar wird. zusammenhängenden Fragen ftatt, insbesondere wurde die gefehrt sein wird. Beteiligung der einzelnen Refforts an den verschiedenen

Mark.

Die deutsch - polnischen Verhandlungen. Futter und Dünger für den Aderbau, Rohmaterialien für die In- Schriftstücke, in denen ein höchst peinliches und verhängnis­

und politisch- administrative Fragen, über Leitung der Rechts­

Am 23. September 1916 schlug Bethmann dem Kaiser vor, Botschafter Graf Bernstorff möge Wilson

beranlassen, baldigst, jedenfalls noch vor feiner Wiederwahl, den Mächten einen Frie­ben santrag zu machen.

Kommissionen festgelegt. Berhandelt wird über militärische Streik der belgischen Verkehrsbeamten. pflege, Schul- und Kirchenfragen. Wohlfahrtseinrich Die Angestellten der belgischen Verkehrsanlagen( Eisenbahn, tungen, Sozialversicherung, Staatsdomänen, Fotsten, Post, Telegraph, Telephon) haben den allgemeinen Ans­Ansiedlung, Rüdgabe der Internierten und Kriegsgefangenen, st and beschlossen. Der Streitbeschluß wurde mit 72 000 gegen Wilson seine Friedensnote erlassen hatte mittlerweile war Später aber ändert sich das Bild vollständig. Nachdem Amnestie und Niederschlagung bon Strafverfahren, wirts schaftliche und Verfehrsfragen, sowie über die Regelung fämt- 4000 Stimmen gefaßt. Es wird noch ein letter Versuch gemacht auch das dirette Angebot vom 12. Dezember erfolgt-, gab licher finanzieller Angelegenheiten, insbesondere auch die Aus- werden, mit der Regierung eine Vereinbarung zu erzielen. Wenn am 29. Dezember ein Fernschreiben des Auswärtigen Amtes einanderiezung bezüglich der Bensionslasten einschließlich der dieser scheitert, ruht ab 17. August das gesamte belgische Verkehrs- der deutschen Antwort folgenden für deutsche Amtsstellen be­militärischen Penfionen. wesen timmten Sommentar mit: