Nr.424.36.Jahrg.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Mittwoch, den 20. August 1919.
Die oberschlesische Krise.
Polnische Vorbereitungen in Oberschlesien. in Schomberg. In Kamin wurde gestern eine Anjammlung von
Augenblicklich herrscht Ruhe.
Heute Nacht und Vormittag verliefen ruhig. Anscheinend haben die Aufständischen die Zeit benutzt, um ihre Organisation zu vervollständigen, sich von den Polen mit Waffen zu versehen und die Besetzung des Landes planmäßig auszuführen. Wie gemeldet wird, üben sie in den besetzten Ortschaften die vollziehende Gewalt aus und haben alle männlichen Personen zwischen 30 und 40 Jahren zu den Waffen einberufen.
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Sollen die Kohlenpreise noc) erhöht werden?
200 Aufrühern von einer Kompagnie Reichswehr auf polnisches Gearbeiterlöhne zu erhöhen und den Bergarbeitern biet zurückgetrieben. Die Ordnung wurde in Kamin wieder her gestellt.
Die Nationalversammlung hat empfohlen, die Bergeine bessere Ernährung zu verschaffen. Jeder gerechtdenkende Mensch wird dem zustimmen. Die Bergarbeit ist eine so anstrengende, daß ihre Ausüber unbedingt wirtschaftlich begünstigt werden müssen, damit sie bei Kräften bleiben und sich auch einen Notgroschen für die frühzeitige Invalidität ersparen können. Die Bergarbeiterlöhne sind wirklich nicht hoch, nicht wenige andere Arbeitergruppen, deren Tätigkeit weniger anstrengend ist, wie die der Bergleute, erhalten schon höhere Löhne. Wenn vorzugsweise die Hauer und För derer, deren Arbeit die schwerste und wichtigste im Bergbau die Nichtbergarbeiter daraus durchaus nicht den Schlug ziehen, daß nun deswegen auch sie im Lohn besser gestellt werden müssen. In der Nationalversammlung hat der Genosse Hue mit vollem Recht gesagt, die Bevölkerung, auch die übrige Arbeiterschaft, müßte sich wieder daran gewöhnen, daß der Bergarbeiterlohn höher sein müsse, als die Entlohnung der übrigen Arbeiter, sonst würden wir die nötigen Arbeitskräfte für den Bergbau nicht wieder gewinnen. Davon hängt unsere Kohlenversorgung ab.
Bertagung der deutsch - polnischen Verhandlungen. Die deutsch - polnischen Verhandlungen find wegen der Ereignisse in Oberschlesien vertagt worden. Zu Beginn der heutigan Sigung gab der Vorsitzende der polnischen Abordnung, Ein großer Teil der deutschen Einwohnerschaft von Schoppinis bon Wroblewski, eine Erklärung ab, daß die polnischen fowie die Gefangenen sind über die Grenze nach Polen abge- Vertreter es angesichts der Vorgänge in Oberschlesien für angeschoben. Im Laufe des Nachmittags sammelten sich gegenüber zeigt halten, die Verhandlungen abzubrechen, da diese eine unserer Postierungen am Ostausgange von Kattowit starke friedliche Atmosphäre erfordern. Solange die Voraussetzungen ist, eine namhafte Lohnaufbesserung erhalten, dann dürfen Banden mit zahlreichen Maschinengewehren und hielten die hierfür nicht gegeben seien, müßten die Sizungen bis auf Drtsausgänge unter Feuer. Ein Regiment, unterstützt von einem weiteres bertagt werden. Von deutscher Seite erklärte Panzerzug und Artillerie, griff am Nachmittag in Richtung Janow Geheimrat 2oehrs, daß in fürzester Zeit eine besondere en und ist im Besis von Agnes- Amandagrube, Richthofenschacht, Konferenz zur Besprechung der oberschlesischen Frage einbeWildensteinsegengrube und Bogutschnet- Süd. In Bogutschnet- Nord wurden durch einige Artillerieſchüsse polnische Banden verscheucht. Leider wurde einer unserer Flieger Die Entente und Oberschlesien . vor Eichenau zur Notlandung gezwungen. Er vernichtete sein Flugzeug durch Brand und ist in Gefangenschaft geraten. Auch in My slowit hatte die Truppe dauernd Kämpfe mit Banden zu bestehen. Bisher ist es gelungen, diese Banden durch energisches Borgehen von der Stadt fernzuhalten.
Beuthen ( Oberschlesien ), 20. Auguft. Das tonzentrische Borgehen zweier Rompagnien gegen bie Ortschaften Bobret, Schomberg, Orzegow, Godullahütte und Vipine nahm im Laufe des gestrigen Tages seinen Fortgang, desgleichen gegen darf bam. Beuthen auf Bobret und Schomberg zu, um auf diese Weise die Aufrührernester zu säubern, Haussuchungen vorznehmen, Waffen zu beschlagnahmen und etwaige noch vorhandene Aufständische durch die beabsichtigte Einkreisung unschädlich zu machen. Von eineinhalb Kompagnien erfolgte im Laufe des Tages eine Bewegung gegen Piasnifi und Lipine zu und eine weitere Unternehmung zwischen Bobrek und Schomberg einerseits und Orzegow andererseits.
rufen werden würde.
Eine Besehung geplant.
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Die Ereignisse in Oberschlesien haben begreiflicherweise die Mit einer namhaften Lohnerhöhung für die Bergleute Besorgnis der Entente erregt, die an der Aufrechterhaltung muß man also ganz einverstanden sein. Nur fragt es sich, eines geordneten Wirtschaftslebens in Deutschland lebhaft ob eine solche Rohnerhöhung ohne eine weitere Rohlenpreisinteressiert ist. Daß sie wie nachstehende Meldung zeigt erhöhung möglich ist. Die Vertreter der Bergwerksunter die oberschlesischen Borgänge, die in erster Linie deutiche ebensinteressen schwer gefährden, auf ihre Weise auslegt, ist nicht weiter verwunderlich. Aus Paris wird hierzu gemeldet:
Der Oberste Rat beschäftigte sich gestern mit der Frage der deutschen Intrigen in Oberschlesien , die in 70 Proz. der industriellen Anlagen den Streit hervorgerufen hätten. Diesen Jutrigen müsse ein Ende gemacht werden. Der Oberste alliierte Rat wird daher wahrscheinlich die Be sesung dieses Gebietes durch Ententetruppen anordnen.
a
Wir geben diese Meldung zunächst unter Vorbehalt wieder, Die von Piazniki kommenden Truppen hatten bereits von 4 Uhr verhehlen uns aber nicht die große Wahrscheinlichkeit, die sie nachmittags Lipine erreicht, wo wiederum Haussuchungen abge- in fich trägt. Natürlich würde eine Beseßung Oberschlesiens halten und verdächtige Elemente dingfest gemacht wurden. In und wirtschaftliche Ausbeutung durch die Entente Schlesiengrube und Gotthardschacht wurden zusammen über 100 Ge- eine neue schwere Belastung für die deutsche Republik darwehre verschiedenen Ralibers mit Munition gefunden, desgleichen| stellen.
Critische Seekämpfe mit den Bolschewisten.
Die Streiks im Ausland. Eine Seeschlacht im finnischen Meerbusen. Sympathieftreit der westeuropäischen Eisenbahner Helsingfors , 18. August. Reuter meldet, daß in einer bei einem belgischen Eisenbahnerstreik. Seeschlacht zwischen der britischen und der bolsche- Das Streitfomitee der Staatsangestellten hat wistischen Flotte im Golf von Finnland die Schlachtschiffe von den Vereinigungen der französischen, niederAndrei Per woswanny" und" Petropawlowsk " ländischen und lugemburgischen Eisenbahner in Erwiderung seines Appells die formelle Zusicherung erhalten, sowie ein Transport- und ein Wachtschiff gesunken sind. Die daß im Falle eines Streits die belgischen Eisenbahner auf ihre britischen Verluste betragen drei Motorboote, acht Offiziere und völlige Solidarität rechnen können.
drei Mann.
Der Hochbahnstreik in New York beigelegt. Ein Angriff auf Kronstadt . ( Reuter.) Der Streit auf der New Yorker Hochbahn Helsingfors , 19. August. Britische Flugzeuge ist beigelegt worden. und Motorboote griffen am Montag Kronstadt an. Batterien erwiderten das Feuer. Ein Flugzeug wurde beschädigt. Radikalisierung der Arbeiterbewegung in
Die britische Flotte ist nach einer Meldung des Hollandsch Nieuwsbureaus in der Nähe Kronstadts konzentriert. Kronstabt selbst steht in Flammen.
Weitere Berichte von der Nordwestfront befagen, daß die verstärkten finnischen Streitkräfte den Vormarsch auf der kharelischen Front begonnen haben.
Republikanische Kundgebungen.
Amerika.
Die„ Times" erfahren aus Washington , daß in vielen Teilen Amerikas Arbeiterorganisationen gebildet worden sind und daß die Arbeiter sich dort viel mehr als bisher mit der Politik beschäftigen. In Cleveland haben verschiedene Arbeiterorganisationen ein Programm aufgestellt, das folgende Forderungen enthält:
Verstaatlichung der Telephonämter, der Handelsmarine und der Bergwerke, Einführung des Achtstundentages, tooperative Berwaltung der Industrie,
steht.
nehmer halten das nicht für möglich. Betrachten wir uns aber die jezt schon zu zahlenden Kohlenpreise, danit kann man die Erklärungen der Bergwerfsunternehmer nur mit großem Mißtrauen entgegennehmen. Zum Beleg dafür sollen einige Kohlenpreisangaben folgen. Sie verstehen sich alle pro 10 Tonnen frei ab Wert. Hinzu kommen noch Eisenbahnfracht, Um- und Abladekosten, Lagerkosten, Transportkosten bis vors Haus oder frei Keller. Wir nennen nur die Preise ab Wert, da diese für die Beurteilung der Zecheneinnahmen maßgebend sind. Es kosteten durchschnittlich 10 Tonnen ab Werf: Dberfchlesische Oberschlesische Stückfohle Nuß I 135 M.
1914( vor Strieg).. 1918.
1919 I. Viertel 1919 II. Viertel 1919 legter Preis
Waschwürfel
135 M.
•
295 440
300
"
"
445
•
2
560
560
•
.
"
AP
770
770
"
H
Sächsische Waschinörpel
Sächsische
1913/14. 1918
•
.
150-170 m.
200 M.
1919 I. Viertel 1919 II. Viertel..
.
448 M. 616 750
450
"
750
"
N
900
"
1913/14
•
•
32-37 M.
Mitteldeutsche Mitteldeutsche Mitteldeutsche Förderkohle Snörpelkohle ( Braunkohle)( Braunkohle) 25-28 M.
1918 1919 I. Viertel 1919 II. Viertel
94 130
106
.
W
185
Braunkohle Briketts 75-90 M. 212-240 370
"
.
W
"
"
170
220
500
"
"
1918/14..
1918 1919 I. Viertel 1919 II. Biertel
Westfäl. Anthrazit M. 275-300 480-545 650 930
Kots M.
Westfäl. Steint. Briketts
M.
200-230 425-500
185
345
500
700
850
1100
-
Pro Tonne ab Werk in' Westfalen lofteten in Mark:
Steinkohlen- Briketts Hüttentots 25/40
•
Januar Januar Januar Juli
1914
1918
1919
1919
19
18
30,80 35,20
49,90 82,50 Amsterdam , 20. August. Nach einer Meldung der Daily Beschränkung des Gewinnes auf 6 Proz., der Mehr61,50 107,70 Mail" aus Budapest haben in Sofia blutige Gefechte Das sind doch schon gewaltige Preiserhöhungen. Das zwischen den radikalen Elementen und den Truppen stattgefunden. zeilichen Schuh für die Streikenden und Berstaat der Qualität usw., wir haben etwa die Mittelpreise genannt. zwischen den radikalen Elementen und den Truppen stattgefunden. gewinn soll den Arbeitslöhnen beigefügt werden. Ferner poli- eine Werk berechnet höhere, das andere niedrigere, je nach Vor dem königlichen Palast wurden Kundgebungen veranstaltet. Es wurde der Rücktritt des Königs Boris und die Aus- lichung sämtlicher öffentlichen Einrichtungen Sie sind nun gegen die Zeit vor dem Kriegsausbruch 400, rufung der Republit gefordert. Die Truppen trieben die von allgemeiner Wichtigkeit. Im Westen ist eine landwirtschaft- 500 und noch mehr Prozent hinaufgefekt. In den Liefe rufung der Republik gefordert. Die Truppen trieben die liche radikale Bewegung entstanden. Beide Bewegungen find cine rungsschreiben, die den Kohlenhändlern zugehen, wird geMenge auseinander. Bedrohung der Arbeiterpartei, die unter Führung von Gompers sagt, die Leistung der Bergarbeiter sei nur noch halb so hoch, auch zum Teil nicht einmal die Hälfte von dem, was vor dem Kriege üblich war. Wenn das stimmt, dann würde dies doch Die erfundene Abfindung für den Exkaiser. nicht viel mehr als eine Verdoppelung der Gestehungskosten zeitig mit dem allgemeinen Kongreß in Genf einen internatio. Die Freiheit" meldet beuie, daß Finanzminister Südekum bedingen. Auch seien die Löhne um das Doppelte und Dreinationalen Stonerek aller sozialistischen Journa- dem Kabinett eine Vorlage unterbreitet habe, wonach dem Er- fache erhöht worden. Selbst wenn das zutrifft( was die ArIiften zusammenberufen. faiser eine Abfindung sea 170 Millionen bezahlt werden beiter bestreiten), dann würde dadurch immer noch nicht die Neberreichung des deutschösterreichischen Friedensvertrages. Der folle und daß diefe Vorlage von aller Ministern angenommen gewaltige Breissteigerung gerechtfertigt. Wenigstens müssen deutsch österreichische Friedensvertrag wird erft und nur von dem Landwirtschaftsminister Braun abgelehnt wor- bei den jebigen fabelhaft hohen Breifen die Bergarbeiternächste Woche dem Staatskanzler Dr. Renner in St. Germain den sei. Die Meldung wird im Binanzminifterium als vollfom- löhne erhöht werden können, ohne daß deshalb eine weitere übergeben werden. Q men unwahr bezeichnet. Breissteigerung notwendig ist. Die Regierung darf sich