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der internationale Ausamv Eine eindrucksvolle Kundgebung gegen den Wahnsinn der Rätediktatur bedeuteten die sechzehn öffentlichen Versammlungen der Sozialdemokratischen Partei, die gestern abend in Berlin und Vororten statt- fanden. Tos Thema lautete überall:Der Zusammen- bruch der internationalen Rätediktatu r". Tie meisten der Versammlungen waren sehr stark be- sucht. In vielen machten sich Sprengkolonnen der Unab- hängigen durch Zwischenrufe und Lärm bemerkbar. Nach den bisher vorliegenden Berichten scheint nirgends ein Sprengungsversuch geglückt zu sein. Die Redner schilferten die Entwicklung des der fran- zösischen Revolution entlehnten Rätegedankens in der russi- scheu Revolution, zeigten seine Uebertragung aus Deutsch - land trotz der hier anders liegenden Verhältnisse und wiesen hin auf die Gefährdung des Erfolges der beut- schen Revolution durch die eine Rätediktatur anstre- benden Treibereien und Putschversuche. Was w ir von einer Rätediktatur zu erwarten hätten, habe Rußland uns gelehrt und Ungarn aufs neue bestätigt. Die früher unovganisier- ten Arbeitermassen, die vom Sozialismus nichts wußten und nichts wissen wollten, sehen in der Rätediktatur ein All- Heilmittel. Wenn das industrielle Deutschland dieses Experiment über sich ergehen lassen müßte, so würde hier das Wirtschaftsleben noch schwerer alt in Rußland und Ungarn getroffen werden. In allen Versammlungen wurde folgende R e s o l u- tion vorgelegt: Getreu dem Erfurter Program«, in dem im letzte« Absatz gesagt ist:Die Sozialdemokratische Partei Deutschland ? kämpft nicht für neue Klassenprivilegien»atz Borrechte, sonder« für die Abschaffung der Klassenherrschaft und der Klassen selb st und für gleiche Rechte und Pflichten aller, ohne Unterschied des Geschlechts und der Abstammung", hält die Versammlung an dem Grundsatz der Demokratie unverbrüchlich fest. Die Erfahrungen der reinen Räterepublik in Braunschweig , Bremen , München , Ungarn und letzten Endes Rußland lehren uns, daß nur auf dem Wege der Demokratie der Sozialismus verwirklicht und die Befreiung des Proletariats erreicht werden kann. DaS deutsche Proletariat, daS bis zum Dezember 1918 an diesem Grundsatz festgehalten hat, den seine besten Theoretiker und Führer unverbrüchlich verfochten, darf solche Experimente nicht über sich ergehen lassen, die letzten Endes, wie auch daS ungarische Beispiel zeigt, die Reaktion ans Ruder bringt. Aber auch der Inhalt des Friedensvertrages, so hart er ist, zeugt davon, daß die Entente einer deutschen Räterepublik das gleiche, vielleicht noch schreck- licherc Schicksal bereiten würde, wie eS das ungrische Proletariat erleidet. Die Diktatur des Proletariats in Deutschland läßt sich durch die Einigung des Proletariats auf dem Wege der Demokratie in die Tat umsebeu. Hierfür zu kämpfe« ist unser Ziel." Einen prächtigen Verlaus nahm die unerfüllte Versammlung in den Prachtsälen des Ostens, wo Genosse D i t t m e r unter stürmischem Beifall referierte. Die Revolution habe uns in wirtschaftlicher Hinsicht nicht voll befriedigt. Wir seien nicht so ganz unschuldig daran, daß die Bürgerlichen in der Nationalver- sammlung das Uebergewicht haben. Doch müsse anerkannt werden, daß in den letzten Wochen schnelle Arbeit geleistet worden ist. Wich- tiger als die politische sei aber die wirtschaftliche Umwäl- zung. Wir konnten den Achtstundentag und ein wirklich freies Äoalitionsrecht nur durch die Revolution erreichen. Kein System kann uns retten, wenn wir nicht planvolle Arbeit leisten. Bis jetzt sind keine Beweise da, daß unS das Rätesyste-m wirtschaftlich retten könnte. Daß uns die Revolution nicht mehr brachte, ist nicht zuletzt die Schuld der Uneinigkeit der deutschen Arbei- terkreise(Beifall). Durch die Führer der Unabhängigen ist die Revolution zu einer Lohnbewegung ausgeartet. Selbst die U. S. B-Führer sehen das Rätesystem in Rußland als eine Pferdekur, des russischen Volkes an. Der Redner schildert dann den Zusammen-

»enbruch üer Räteöiktatur. bruch der Rätediktatur in Braunschweig , Bremen , München und Ungarn . Nirgends habe die Räterepublik ein nachahmenswertes Baispiel gegeben. Die Reaktionäre warten nur ans die Errichtung der Räterepublik bei uns. Wenn wir nicht einmal die Hälfte des Volkes für uns haben, ist es höchste Zeit, weiter mit den alten geistigen Waffen zu kämpfen.(Stürmischer Beifall.) An der letzten Zeit zeigen sich einige Symptome, daß die Unabhängigen beginnen vernünftiger zu werden, wie das Beispiel Sachsens lehnt. Wenn die Unabhängigen praktische Arbeit leisten wollen, so ist ein Zusammenarbeiten möglich. Die Drohung der U. S. P., sich der dritten Internationale an­zuschließen, habe man in Luzern nicht ernst genommen. Der Wie- derauf bau Deutschlands könne nur durch die soziale De» mokrati« erfolgen.(Stürmischer Beifall.) In der Dis­kussion versuchten einige unabhängige Redner, die Wirkung des Referates durch heftige Angriffe auf die Regierung und die Par» teileitung abzuschwächen, stießen aber auf den stürmischen Wider» spruch der Versammlung. P e u s- Dessau führte aus, man müsse politische Versammlungen als ein Mittel zur politischen Schulung betrachten. Den Besten der Parteigenossen werde aber!ne poli- tische Arbeit durch Versammlungen, wie wir sie in Berlin erlebt haben, geradezu verekelt. Es sei von jeher die Auf- gäbe der deutschen Arberterschast gewesen, dem internationalen Proletariat voranzugehen. Dieser Ruhm gehe in der letzten Zeit völlig verloren. Die Nationalversammlung sei zu spät gewählt worden. In Anhalt habe man bei einer Wahl am 15. Dezember 60 Proz. sozialistische Wähler gehabt. Die Resolution wurde uvit sehr großer Mehrheit angenommen. In Kliems Feftsälen in der Hasenhaide referierte Genosse Fuß vor 2000 bis 2600 Personen. Dem Vortrage schloß sich«-ine lebhafte Diskussion an. Die Resolution wurde gegen 10 Stimmen ange- nommen. Am Anfange des Referates wurde versucht, den Vor- tragenden zu unterbrochen, da die Opposition aber m der der- schwindenden Minderheit war, blieb es nur bei einigen Zwischen­rufen. In den Flora-Sälen in Wilmersdorf sprach vor einer gut besuchten Versammlung Genosse Z i ck l e r. Dem beifällig aufge- nommenen Referat schloß sich eine lebhaft« Diskussion an. Auch ein Redner der Unabhängigen nahm das Wort, doch konnte er die Wer- sammlung nicht von der Richtigkeit seiner Ausführungen überzeugen. Die Resolution wurde fast einstimmig angenommen. Im Gesellschaftshaus zu Treptow waren Saal und Galerien voll besetzt, etwa 1000 Personen hatten sich der« sammelt. Das Referat des Genossen Bennewitz fand star- ken Beifall. Die Gegner, die in ansehnlicher Stärke angerückt waren, drangen mit ihren abgebrauchten Argumenten nicht durch. Fast einstimmig wurde die Resolution angenommen. Die Versammlung war ein starler Erfolg für die Parte«. Die Moabiter Prachtsäle, in denen Genosse Caspar y referierte, waren gut besucht. Die Ausführungen des Referenten wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. In der Diskussion befürwortete der Unabhängige Stahl berg in einstündiger Rede die Einigung des Proletariats. Im Gegensatz zu ihm machten Unabhängige und Kommunisten sich in der Versammlung als Störer lästig. Ein Teil von ihnen per- ließ demonstrativ den Saal. Die Resolution wurde gegen eine kleine Minderheit angenommen. Gut besucht waren die U n i o n- F e st s ä l e in der Greif?- walder Straße. Auf das Referat des Genossen Kitz s chic folgt� «ine rege Diskussion. Die Resolution wurde gegen wenige Stiüi- men angenommen, trotzdem sehr viel Unabhängige anwesend waren. Tie Versammlung in Charlottenburg hatte einen Bo- such von etwa 1000 Personen, so daß der Saal überfüllt war. Sie nahm einen sehr guten Verlauf. Dem Referat des Genossen f e l l e r schloß sich eine lebhafte Diskussion an, an der sich auch ommunisten beteiligten. Die Resolution wurde gegen etwa zehn Stimmen angenommen. Die Bockbrauerei war stark besucht. DaS Referat des Genossen H« i n i g wurde betfällig aufgenommen. Eine lebhafte Diskussion schloß sich an. Die Bersammlung nahm einen würdigen Verlauf. Ein Hoch auf die sozialistische Demokratie be- endete die eindrucksvolle Kundgebung. In Tempelhof , wo Genosse P a t t l o ch referierte, war die Versammlung gut besucht. Die Resolution wurde einstimmig ange- nommen.

Kohlsnkatostrophe in Wien . Wien , 21. August. Zu den im Stadtrat über eine bevorstehende Kohlentatastrophe gemachten amtliche« Mitteilungen stellen die Blätter fest, daß durch diese trostlose Lage, die zur Stillegung der gesamte» Jndustrieorbeit am Sonnabend und Montag und zur Beschräntung des Straßenbahn- Verkehrs aus zwei Stunden morgens zwingen würde sowie durch die dadurch Hervorgerufeue Gefährdung der amerikauischeu Lebensmittel- liefcrungen die Bevölkerung Wiens aufs Ticiste beunruhigt werde. In diesem Falle lasse sich dir Bufrrchterhaltuug der Ruhe nicht»er- bürgen Die Blätter betone» die Notwendigkeit, dir Hilfe der Entente onzurufra. Kohlcnlieferung der Tschechoslowakei ? LautMatin" verpflichtet sich die Tschechoslowakei , Oesterreich die nötigen Kohlen zu liefern. Der Orieut-Expreß hat gestern abend seinen Dienst wieder aufgenommen und verkehrt wie bisher.

der englische Seutezug. Warum England die weihe Garde unterstützt. (Eigener Drahtbericht des.Vorwärts".) Kopenhagen , 21. August. Nationaltidendes Berichterstatter in Hclsingfors erfährt von einer mit den Verhältnissen in Estland vertrauten Persönlichkeit, daß Reval selbst eine eng- lische Flottcnt-asis sei. Ter Hafen wimmelt von englischen Schiffen; alles Kriegsmaterial aus dem Aus- lande für die russische Nordarmee werde über Reval befördert. Tie Zustände bei der Nordarmee seien jedoch noch immer sehr schlecht. Durch Desertierungen sei der Bestand von 3o 000 auf 15 000 Mann eingeschrumpft. England tut alles, um seine wirtschaftlichen Interessen in Estland wahrzunehmen. So verlangt es die Konzession für eine Eisenbahn durch Est- land, um sich einen Weg zum russischen Markt zu eröffnen. ferner werden augenblicklich Verhandlungen geführt, um die Inseln Dagö und Oesel an England zu verpachten, das dort einen Großhandelshafeu, vielleicht auch einen Kriegs- Hafen anlegen will. Gewalt gegen Deutsch -weftungarn. Aus Graz wird berichtet: Alle westungarischeu Gemeinden, die gegen be« Anschluß an Ungarn in Versammlungen protestiert hatten, wurden militärisch besetzt. Man fordert Herausgabe aller Waffen bei Todesstrafe und Androhung der Einäscherung der Ortschaften. Die westungarischeu Gemeindcn haben sich telegraphisch an die Ententcmissionen um Be- freiung gewandt.

Keine öeutscheTruppen inrulsischen Diensten. Zur Aufstellung der russischen Truppen im Baltikum ist fol- gendes zu bemerken: Es sind bisher noch kein« deutschen Freikorps übergetreten. Durch Befehl des ,6. Reservekorps ist ein solcher Uebertritt auch der- boten. Der Kommandierende General hat keine Gelegenheit unbe- nutzt gelassen, auch einzelne zu warnen, zu den Russen überzutreten. Betreffend die Räumung Lettlands kann nur auf die letzte Rede Ulmanis im Volksrat vermissen werden, in der er gesagt hat, daß drei Viertel Kurlands bereits geräumt sind und in einigen Tagen neun Zehntel geräumt sein werden und auch der Tag nicht mehr fern ist, an dem kern deutscher Soldat mehr auf Lettlands Boden steht._

Die Iriedenskonferenz zur Lage tu Obersthlesieu. Genf , 21. August. Die Friedenskonferenz befaßte sich vor- gestern und gestern mit der Lage in Oberschlesien . Wie eine halb- amtliche Note an die Presse mitteilt, sollen zunächst die militärischen Vertreter der Entente in Berlin aufgefordert worden sein, einen Bericht über die tatsächliche Lage in Oberschlesien zu er- statten, zugleich soll aber auch die Regierung deS Deutschen Reiches auf die Folgen einer etwaigen militärischen Aktion aufmerksam gcuiacht werden. Im Lager der Entente, so wird hin- zugefügt, sei man nicht geneigt, eine Besetzung Oberschlesiens durch polnische Truppen zu begünstigen, weil man den Deutschen keinen Lorwand zu einer Intervention liefern möchte. Dagegen denkt man daran, die ohnehin zur Sicherung der Volksabstimmung vorgesehene Abscndung einer Tivisiou von Enteutetruppe« zu beschleunigen.

Die Entente unü üas Reichsnotopfer. Einer Meldung derDaily Mail' zufolge, die die Press« der- breitet, soll die SchadenSersotzforderung der Entente an Deutschland von dem Ergebnis des R e i ch S n o t o p f e r» abhängig gemacht weiden. Selbst die völlige Beschlagnahme der Vermögensabgabe soll erwogen werden. Auch die.TimeS" bringt eine ähnliche Mitteilung._ Ein Interview Noskes! Das.Haager Vaderland" veröffentlicht wieder eine Unter- redung ihres Korrespondenten, diesmal mit Noske . Da sich das Interview Bauers als grobe Fälschung herausgestellt hat, ist eme Bestätigung des Reichswehrministers abzuwarten. Die.Freiheil" lann natürlich wieder einen künstlich wutschnau- benden Leitariilel auf dieie Meldung aufbauen ein Dementi läßt sich ja so leicht klein und bescheiden in irgend eine Ecke stellen!

peitsche oüer öremie) Zur Frage der Zwangswirtschaft. Man schreibt uns: In den letzten Monaten haben die kapitalistischen Interessenten aller Beiufszweige und, von ihnen verlockt, auch einzelne Arbeit- nehmerverlreter einen Sturmlauf gegen die sogenannte Zwangs- Wirtschaft gemacht und von Tag zu Tag energischer die Wieder- ziiifübrung der.freien Wirtschaft" gefordert. Der Neichswirischofls- und Reichscrnährungsminister Genosse Schmidt hat tost auf der ganzen Linie nachgegeben, und die bürgerliche Mehrheit des WirtschastSausschusies der National- veriammlung hat im Handumdrehen eine ganze Reihe Verordnungen und Beschlüsse erledigt, wonach einer Jndustriegruppe nach der anderen Türen, Tor und Fenster zur.guten alten Zeit" wieder geöffnet wurden. Für die Lederwirtschaft ist die Aufhebung desZwangS" in diesen Tagen zu erwarien. Gewissen Interessenten scheint nun aber vor ihrem eigenen Werke bange zu werden, und sie möchten gern statt der Peitsche die Bremse in Tätigkeit setzen, damit der Wagen nicht in den Abgrund fährt. Dem RelchswirtschastSministerium ging zum Beispiel folgendes Telegramm zu: Wir bitten Aufhebung der Lederzwangswirtschaft m i t Höch st Preisverordnung für roh« Häute zuver« binden, da sonst eine jetzt schon einsetzende uner- hörte Preistreiberei der Rohware staltgreiit. wo- purch Volkswirtschaft aufs schwer sie geschädigt würde. Unser Verband besteht zum größten Teil auS mittleren und Kleinbetrieben, deren Existenz sonst bedroht würde. Nordwestdeutscher Verein für Lederindustrie.

Dieser Notschrei ist vielsagend. Die.Großen" haben es sehr eilig; sie können die neuen Gewinnste kaum erwarten. Die»kleinen" undmittleren" Erzeuger, erst reckt aber die Verbraucher zahlen die Zeche, wenn nicht in letzter Stunde noch die Bremse angezogen wird. « Die erste Fell- und Häuteauktiou, die vom Schutzverband der Häuteverwertungen Milteldentickland» in Leipzig veranstaltet wurde, endete mit dem für jeden Unbefangenen ohne weiteres vorauSzu- sehenden Fiasko. Sie tonnte nicht zu Ende geführt werden, da der Verband der Sächsischen Gerber Protest gegen die hohen Preise eingelegt halte. i Richard Müllers Doppelspiel. Oder:Betrogene Betrüger". In einer Zuschrift in Skr. 307 derFreiheit" wird nach einem allgemein gehaltenen wüsten Geschimpfe auch meine Person mit an« gegriffen. Und zwar schreibt der Verfasser, daß ich beim AuS- einandergehen deS Vollzugsrats in der Arbeiterratsvollversammlung in Groß-Berlin mit.HenlerSarbeit" geleistet hätte. Ich stelle demgegenüber fest, ohne meine Stellung zur Spaltung zu präzisieren, daß ich zur Zeit der Spaltung auf einige Wochen von Berlin abwesend war und bei meiner Rückkehr vor der voll- endeten Talsache der Spaltung stand. Da der Verfasser des Artikels in derFreiheit" seinen Namen nicht nennt, so kann ich ohne weiteres auch über die Verleumdermanier dieses Herrn hinweggehen. Weiter wird in der Zujchnft an die.Freiheit" behauptet, ich hätte in der Vollversammlung der S.P.D.- und D.P.D.-LrbeiterrSte einen der- logenen Bericht gegeben. Ich fordere hiermit den Verfasser jene« Artikels auf, mir nachzuweisen, wo ich die Unwahrheit gesagt habe. Ich habe dort mitgeteilt, daß der Zentralrat schon vor längerer Zeit mit dem Vollzugsrat in Verbindung trat und Verhandlungen wünschte, zwecks Ausarbeitung eines allgemein gültigen Wahl- reglements für die Neuwahl der Arbeiterräte. Der VollzugsratAe- auftragt« die Genossen Aich. Müller und Brolat, die Ber- Handlungen mit dem Zentralrat zu führen, die dann auch zweimal' stattfanden. Richard Müller bat dann, die Verhandlungen solange auszusetzen, bis er von einer längeren Abwesenheit von Berlin , die ungefähr 3 Wochen dauerte, wieder zurück sei. Dieser Bitte wurde von Seiten des Zentralrate« stattgegeben und der Zentralrat forderte nach der Rückkehr Rich. Müllers" den Vollzugsrat auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen; Rich. Müller jedoch hat sich an den VerHand» lungen nicht mehr beteiligt. Ich habe in diesem Verhalten Rich. Müllers eineil Versuch gesehen, die Arbeiten des Zentralrate« zu verschleppen und wollte m der Vollversammlung der S. P. D.» und D. P. D.-Arbeiterräte da» doppelte Spiel Rich. Müllers zur Kenntnis geben. Fra », Büchel.

Neue kommunistische Vorbereitungen. Politischer Meuchelmord. Nach neuesten Mitteilungen nimmt die spariakistische Bewegung an einzelnen Plätzen wie Breslau , Magdeburg . Bremen , Braun- schweig und München wieder überhand, und eS läßt sich genau fest- stellen, daß diese Plätze als Zentren für spartakistische Putsche gedacht sind. Die Regierung hat alle nötigen Vor- kehrungen getroffen. Gleichzeitig laufen Mitteilungen, daß an verschiedenen Plätzen Organisation des politischen Meuchelmordes besteht. DerUeberwachung des spartakistischen Treibens verdächtigen Personen werden unauf- fällig ermordet und beiseite geschafft. Wir leben mitten im blutigsten Terror, den wir nur darum nicht so deutlich empfinden, weil er ruhig und geheim wie die Fehme arbeitet. Die Bestie ist in der allgemeinen Anarchie, die Deutschland düster überschattet, groß ge- worden und sie fordert ihre Opfer. Es wird Zeit, daß sich alle wirklichen Arbeiter so deutlich wie möglich von Elementen wenden, die die Klust zwischen einer politi« che» Parteigruppierung und einem blutigen Verbrechertum längst überschritten haben.

Nette Schmiergelüwlrtsthastl Mit welch?» Mitteln man auch die Betriebsräte der kapitalisti - schen Willkür zugänglich machen will, geht aus folgender sauberen Affäre hervor. Der Arbeiter« und Angestelltenvorgong ist gleich- zeitig ein Beispiel für den Wert des Mitbestimmungsrechts. Dos ReichSverwertungSamt hat Mitte Juli dieieS JahreS daS Lager der Bildzeugmcisterei der früheren Inspektion des Licht- biidwesens zur Verwertung übernommen. Ende voriger Woche wurde daS gesamte Lager an die Fa. F e i b e l s o h n& Co. hier verkaust. Bei der Uebergabe wurde dem Betriebsrat der früheren Bildzeugmeisterei eröffnet, daß die Firma Feibeliohn lediglich den kommissionsweisen Berkaus de» gesamten Lagerbestandes bis zum 1. Oktober d. I. bewerkstellige und dafür eine Provision von 6 Proz. erhalte. Der in Wirklichkeit getätigte Verkauf wurde dem Betriebsrat verschwiegen. Heute vormittag hatte sich herausgestellt, daß die Firma Feibel- iohn u. Co. dem Betriebsrat Schmiergelder angeboten halte. Da auch der dringende Verdacht bestand, daß selbst die beim Zustandekommen des Vertrages mit tätig gewesenen Angestellten, der frühere Rechtsanwalt«« Bureauvorsteher G i n z e l und Kaufmann Gottschalk, vom ReichSverwerttingS- amt Schmierg�der erhalten hoben, wurden beute nachmittag auf Veranlassung des Betriebsrates außer diesen beiden Personen noch der Kaufmann Günther, Mitinhaber der Firma Feibelsohn, verhaftet. Die Untersuchung wird ergeben, ob nicht noch andere Angestellt» (Referenten) des ReichSverwertungSamteS in diesem Falle, sowie i» andere» Fälle» Schonergelder erhalte» habe».