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Uhnung davon zu sein, daß dieMdeutschen* die Marokko- Dolitik der deutschen   Regierlmg stets mißbilligt haben." Wirklich? Wir danken ihm für das ehrende Kompliment. Aber will Graf Reventlow durch die Andeutung des dama- ligen Gegensatzes zwischen der Regierung und den Alldeut- scheu beweisen, daß es keinen Imperialismus gab? Er scheint selbstdie geistig schwerfälligen Leser derDeutschen Tages- zeltung" gar zu niedrig einzuschätzen. Gerade die Alldeutschen waren es, die die Marokkofrage zweimal bis zum Abgrund des Weltkrieges vorwärts ge- trieben haben. Schon in einer Reichstagssitzung des Win- ters t 904/05 hatte der Namensvetter unseres streitbaren Federhelden den damaligen Reichskanzler angefahren, weil dieser nicht schon längst in Marokko   zugegriffen hatte, so daß V ü l o w spöttelnd antwortete, ob er etwa Marokkos   wegen vom Leder ziehen solle. Immer wieder aber gaben die All- deutschen ihremSchmerz über den Verlust Marokkos  ", einer für uns reifen Frucht". Ausdruck. Sie ließen nicht locker. Das Geheimnis ihrer Wirksamkeit und ihrer Erfolge lag darin, daß sie mit zäher Energie ihre Ziele auch im.Stillen verfolgten. Die deutsche Oesfentlichkeit wurde dann jedes- mal von den Ereignssen überrumpelt. Als es der Regierung nach dem verhängnisvollen Panthersprung nach Agadier noch einmal gelungen war, den Sturm zu beschwören, blieb der kommende Weltkrieg zur Durchsetzung der deutschen   Welt.Belange" das herrschende .Thema der Alldeutschen. Unter dein Eindruck des den All- deutschen höchst unbequemen deutsch  -französischen Ausgleichs ließ General v. Bernhardt sein Buch:Deutsch- land und der nächste Krieg" erscheinen. Am 10. Jan. 1914 erklärten dieA l l d eu t sch e n B t t e r" ganz offen ialls England eine Ausdehnung Deutschlands   nicht zuge- stehen wolledann ist allerdings das beut scheHochziel ohne Krieg nicht zu erreichen". In denselben Blättern vom 11. April 1914 machte sich Freiherr   v. Gelb- iattel den srivolen Satz z« eigen: Das Deutsche   Volk habe die Folgen auch des dreißigjährigen Krieges verhältnismäßig leicht überwunden, fraglich aber erschein«, ob es die Folgen eines weiteren 40 50 jährigen Friedens überwinden würde. In demselben Monat sprach der Münchener   Professor Graf du Moulin-Eckart in einer alldeutschen Versammlung: Der SchicksalStag naht____ Und wäre über unS Ray- nardk. die Götterdänmrerung verhängt, dann lieber in tobender Schlacht, als in schleichendem Siechtum." Bekannt ist, daß gerade England im Sommer 1914 auf kolonialpolitischem Gebiet zu weitem Entgegenkommen bereit war, das aber dem alldeutschen Admiral z. D. B r e u s i n g noch längst nicht genügte. Auf einer Tagung der Alldeutschen führte er aus: In bezuy aus alk Grundfragen der europäischen   und der Welt- Politik ist das Entgegenkommen Englands in Afrika.  , Englands, Rußlands   und Frankreichs   in der asiatischen Türkei   be- l a n g I o s und darf uns nicht ireführen. Unser Schicksal ent- scheidet sich in Europa   wie hier die Dinge zur Ent- scheidung drängen, wissen wir, und wir lassen uns über die Notwendigkeit dieser Entscheidung nicht dadurch hinwog» täuschen, wen man notgedrungen außerhalb Europas   mit uns verhandelt." Als es endlich soweit war und das furchtbare Varhäugnis über Europa   hereinbrach, da jubelten dieAlldeutschen Blätter" am 3. August 1914: ES ist eine Lust zu leben.... Die Stunde Hube« wir ersehnt... Nun ist sie da, dl« heilige Stund«.... Di« Russen tückisch und falsch bis zum letzten Augenblick, die Fran- zosen vor die überraschend« Wirklichkeit gestellt schlotternd und plötzlich die Rachelust vergessend England kalt erwägend«ud zaudernd da» deutsche Bolk aber jubelt." Genug! Dieser wahnwitzige alldeutsch« Geist hat unser Volk ins Unglück gestürzt. Wohl wissen wir, daß der Imperialismus eine internationale Erscheinung war, und daß uns die Kapitalisten der anderen
die Kunstausstellung 1419* Von Hermann Widmer. n. >s ist nicht ganz alltäglich, daß ein Künstler über eine Aus- stellung kritisch berichtet. Das hat seinen Grund darin, daß Künstler bierzu selten Zeit und Lust haben und ihnen häufig auch die schriftstellerische Ader fehlt. Andererseits befürchtet man bei ihnen, daß sie in ihrer Kunstanschauung zu wenig umfassend sind und nur das gelten lassen, was ihrer eigenen Individualität der- wandt ist. Der letzte Einwand hat zweifellos eine gewisse Be- rechtignng, wenn auch selten in dem engbegrenzten Sinne, wie das gewöhnlich angenommen wird. Diese individuelle Begrenztheit des Verständnisses können wir aber ebenso häufig beim Kunstschrift- stever beobachten. Auch er kann nicht über seinen Schatten springen. Eines der ursprünglichsten kunstkritischen Talente war zweifellos Emile Zola  . Aber keiner war einseitiger als er. Er verstand und liebte nur die Künstler, die seinem eigenen Wesen verwandt waren also in erster Linie Mcinet und die übrigen Jmpresfionisten und lehnte alle anderen ab. Nichts ist natürlicher, als daß auch Künstler, Fachleute, ihre Ansicht über ein künstlerisches Ereignis äußern. Da« vernünftigste wäre wohl, wenn abwechselnd beide, Künstler und Kunstschriftsteller, zum Worte kämen und zwar möglichst solche mit verschiedenen künstlerischen Neigungen. Jedenfalls bin ich nicht der einzige unter meinen Kollegen, der zu der Ansicht gekommen isi. daß in der Presse viel häufiger als seither ausübende Künstler Kritik üben sollten. DieS möchte ich moinen Ausführungen vorausgeschickt haben. »« Rechts von der Eingangshalle betritt man die Räume de» Vereins Berliner Künstler. Die Ausstellung dieser Gruppe siebt dieses Jahr auf einer nicht gewöhnlichen künstlerischen Höhe. Allerdings wurden, um dieses Niveau- zu erreichen, eine ganze Anzahl älterer Werke-mit herangezogen. Es ist freilich unmöglich, olle die Schöpfer der Bilder. Plastiken und Zeichnungen zu nennen, die dazu beigetragen haben, dem Be- schauer Stunden künstlerischen Genusses zu bereiten. Nur eine Auswahl kann hier geboten werden. Fritz B u r g e r hat ein gute» Selbstportrait beigesteuert(Nr. 82. i Franz E i ch h o r st. der wohl einer der größten Talente ist, die die Berliner Schule in der letzten Generation hervorgebracht hat, ist durch einige reife Werke »ertreten.<Nr. 120125.) Erich W o l f s f« l d, unier bester deutscher Radierer, bat ein meisterhasteS Paitell.Blinder"<Nr. 733) und eine ganze Anzahl seiner würdevollen Radierungen ausgestellt. Ludwig Dettmonns.Mädchen von Föhr  " iNr. 104) ist ein be- bedeutendeS Werk dieses KünillerS. vorzüglich in Ton und Komps- siiion..Die Tänzerin" von Otto Marcus., ein reifes und schönes Bild(Nr. 4SI), dem man einen guten Platz in einer Galerie wünscht. Ernst Kolbes.AugustuSbrücke"»st von geschlossener Wirkung in Form und Farbe. Luise Kornsand  , ein« neuere Erscheinung in der Ausstellung, verdient sehr beachtet zu werden. Ihre
Mächte uttseren qsZnz enden wirtschastltchen Aufstieg neideten. Aber die Tatsach«, daß sich dieser imperialistische Gegensatz zu einer Weltkoalition auswuchs, der wir erliegen mußten, ist einzig und allein den verstiegenen Wcltmachtplänen unserer Alldeutschen zuzuschreiben, die, gerade weil sie sich äußerlich in Opposition gegen die Regierung stellten, im Geheimen aber um so zäher und energischer arbeiteten und außerdem die entscheidenden Machtfaktoren, das Heer und die Flotte auf ihrer Seite hatten, die eigentlich treibenden Kräfte unserer Politik waren, als welche sie sich übrigens(s. Nr. 3 derAlldeutschen Blätter" 1914) selbst be- zeichneten. Das Verhängnis der deutschen   Niederloge wäre noch abzuwenden gewesen, wenn wir wenigstens während des Krieges die Bahn der Alldeutschen rechtzeitig verlassen und die Vorbedingung für einen Verftändigungsfrieden geschaffen hätten. In Deutschland   blieb aber alles beim Alten. Regie- rung und Reichstag   redeten, die Kriegspolitik aber wurde im Großen Hauptquartier   gemacht, das vom Geiste der Alldeut- schen beherrscht war. Und hier darf man ein Wort des alten Fritz variieren, daß die Generale, wernt sie vom Krieg­führen reden, ganz gescheite Leute sind, aber wenn sie von Politik reden, so ist es, als wenn ein Irokese von Astro- nomie spricht. Kürzlich hat Fehrenbach in der Nationalver- sammlung in feierlicher Stunde ausgesprochen, daß unsere Strategen das richtige Augenmaß für die eigene Kraft gegen- Wer der ungeheuren feindlichen Uebermacht verloren hatten. Das ist es. Es bewahrheitete sich wieder, was der alte Z i e g I e r in einer Militärdebatte des Reichstages eiinnal sagte: Die sogenannten Sachverständigen haben sich noch immer blamiert. Angesichts der erdrückenden' Ueberlegenheit miserer Feinde war dieser Krieg überhaupt nur durch politi- s ch e Mittel zu einem erträglichen Ende zu führen. Da- durch aber, daß das Schicksal Deutschlands   einzig und allein aus die Spitze des Schwertes gestellt wurde, glitten wir un- aufhaltsam dem Abrunde zu. Die wesentlichste»Vorb«din- gung für einen rechtzeitigen Friedensschluß, das haben wir immer wieder betont, war eine durchgreifende und weithin sichtbare innerpolitische Erneuerung Deutschlands  . Dieser aber widersetzten sich die alldeutsch  -konservatrven Machtträger mit allen Mitteln. Me einst die Junker ausriefen, lieber ein zweites Jena  , als die Bauernbefreiung, so setzten die All- deutschen lieber das Schicksal Deutschlands   aufs Spiel, als daß sie etwas von ihrer Macht preisgaben. Riesengroß waren die Verbrechen der Alldeutschen vor dem Kriege, sowie während des Krieges, und keine Polemi- schen Künste und journalistischen Roßtäuscherkniffe können das deutsche   Volk jemals vergessen lassen, daß der all- deutsche Wahnsinn es war. der es ins Unglück gestürzt ha-t._ B ernhard Rausch. Die Schweizer   Sozialüemokratie und üie dritte Internationale. Ungünstige Stellung der Parteipresse. Unser Baseler   Mitarbeiter schreibt unS: Die gesamte Schweizer   Presse beschäftigt sich jetzt in inten« siver Weise mit den Beschlüssen des schweizerischen sozialdemokra» tischen Parteitages über den Beitritt zur dritten Internationale und der Bekämpfung des Beitritt» der Schweiz   zum Völkerbund. Die Beurteilung ist sehr v e r s ch i e- den. Zum erstenmal erlebt man, daß die sozialdemokratische Presse über Beschlüsse des Parteitages u n e i n s ist. Di«B e r. ner Tagwacht", welche sonst immer den radikalsten Ton in der schweizerischen Arbeiterpresse führte, ist über den Beschlutz deS so- forttgen Anschlusses an die dritte Internationale sehr reser- viert, sie stellt mit Nachdruck fest, daß von jeder Seite und von allen Sprechern die nötigen Vorbehalte und Reserven be- züglich der Kampfmittel und Methoden gemacht wurden, wa» schon
BilderTänzerin",Apfelstilleben" undSlpenveilcben" sind außerordentlich schön und fern im Ton.(Nr. 33183). Fritz Geyer   entwickelt fich immer mehr zu einem Eigenen. Seine BilderKronach   in Franken" undAus Dresden  "<Nr. 192 93) find Naturschilderungen in stark übersetzten Tönen, aber als Ouali- tät sehr gut Karl Kayser-Eichberg ist durch eine gute Arbeit in seiner bekannten ArtBeim Wenden des PflugeS" vertteten. (Nr. 338.) Rudolf Ott o fällt besonders durch iein schöntonigeS WerkHl. Sebastian  "(Nr. 522) auf. Er ist ein Künstler von starker malerischer Begabung. Leonhard S a n d r o ck hat in seiner Patrouille" einen alltäglichen Vorgang aus dem Feld« in ein farbensattes, schönes Kunstwerk übersetzt.(Nr. b87.) Felix KrausesWanderer" ist ein älteres Bild dieses Künstlers. Dir Ruhe, die das ganze Bild atmet, ist nicht nur durch die ruhende Gestalt des Mannes, sondern durch die ganze Komposition und durch die geschlossene Farbe vorzüglich aiisgedrückl.(Nr. 385.) Ernst P i ck a r d t SFamilie des Zimmermanns" ist lühn in der Ver- teilung der farbigen Flecken, flott in der Technik und doch voll feiner Töne.(Nr. 537.) Hugo Köcks gibt in seinem BildeAu? Hessen  "(Nr. 330) eine schöne Landschaft im besten Sinne. Rudolf K o h y hat eine ganze Kollektion seiner strich gemalten, dekorativen Arbeilen ausgestellt.(Nr. 862371.) Adolf S ch l a b« tz ist in seiner Technik am wenigsten modern. Aber es liegt doch ein sehr respeltables Können besonders in diesen Studienköpfen I(Nr. 595 690.) Otto A n t o i n e wächst sich zu einem frisch-farbigen Schilderer Berlins   aus.(Nr. 1719). Der verstorbene Martin Brandenburg   ist durch elf seiner poetisch-phanrastischen Bilder vertreten(Nr. 5737). wobei besonders in seinerKreuzigung" seine unwirkliche, traumhait-visionäre, symbolische Auffassung dieses Stoffes deutlich in die Erscheinung tritt. Ein versteckt gehängter, aber sehr gut gemalter Kopf von Robert E. Stübner(Nr. 331) soll nicht unerwähnt bleiben. Von den Plastikern fällt Richard Langer   auf mit einer Kollekrion von tüchtigen Holzschnitzereien, die an alle gotische Meister erinnern(Nr. 404 408b). Hermann Joachim PagelS  (Nr. 526 27>, Oskar G a r v e n S(Nr. 173) und Joseph Limburg (Nr. 434) geben gute PortraitS. und Erich Sch m i d t- Kestner eine lebendige Gruppe spielender Windhunde.(Nr. 313.) DerLessing  " des verstorbenen Franz M e tz n e r ist streng und groß und eigen- sinnig in der Auffassung.(Nr. 843.) Von den Graphikern habe ich Erich Wolfsfeld   schon er- wähnt(Nr. 733741). Daneben find die flotten, malerischen Arbeiten Heinrich Wölfs» zu nennen(Nr. 723730) und die mehr skizzenhasren Impressionen von C o r i n t h(Nr. 772 777). Bon Ilse Schütze-Schur sind besonders die Holzschnitte be- merkenswert(Nr. 33235), von Alexander L i e b m a n n eine farbige RadierungPolder-Brücke"(Nr. 431) von wunderschöner Stimmung, und von Karl H ä n s e l sehr malerische Oelwischzeich- nungen(Nr. 23132). Robert F. K. S ch o I tz ist ein neues Radier-Temperament von nicht alltäglicher, kraftvoller Art(Nr. 883 bis 91). Unter den Illustratoren gefällt Fran, I ü t t n e r durch seine BlätterSchreiber"-undKriegsgewinnler"(Nr. 316 23), Hans B a l us ch el durch einige gute Zeichnungen, der verstorbene G. Brandt und S. Johnson durch glänzend gezeichnete politische Karikaturen. Auf»in« prächtige Arbeit de» außergewöhn»
baranf schließen läßt, daß tna« nicht«!! fkiegende» K ah» nen in das Lager der dritten Internationale hinüber wollte. Tie .Berner Tagwacht" hofft, daß die Urabstimmung ein ganz andere? Bild schaffen werde, wenn einmal die richtige Aufklä» rung über die dritte Internationale erfolgt sei. DieVolks- stimme" in S t G o l l e n, dieNeue Freie Zeitung' in O l- ten. dieSentinelle" in La Chaux de fondS,La Droit du peuple" in Lausanne  , die WinfhurerArbeiterzei- tung" lehnen in ihren Kommentaren zum Parteitag den Anschluß an die dritte Internationale glatt ab! als einenSieg der lln- e n t w e g t« n" wird der Beschluß vomVolksrecht", Zürich  , und vom.Basler Vorwärts" bezeichnet, während derFreie Aargauer" sich jeden Kommentars enthält. Sehr scharf kritisiert wird der Beschluß von der gesamten bürgerlichen Presse. Die Basler  Nattonalzeitung" nennt den Beschluß einen Sieg der Verblendeten, dieBajTer Nachrichten", derBund", dieNeue Züricher Zeitung  " rufen das Bürgertum zum Abwehrkampfe gegen die soziale Revolution auf; sie bezeichnen den Beschluß an Hochverrat grenzend und for- dern die Behörden auf, auf die Führer, die für diesen Beschlutz propagieren, ein wachsames Auge zu haben; Ausländer, die sich in der Agitation nach dieser Richtung betätigen, sollen unver- züglich an die Grenze gestellt werden. Allgemein ruft man nach der schon bei den Bundesbehörden anhängigen Schutz- h a f t i n i t i a t i V e für die Befürworter der dritten Internationale. Der Kampf in der Schweizer   Presse um diesen Beschlutz wird noch eine Zeit lang andauern und die Gegensätze zwischen der Arbei- terschaft, die sozialistisch orientiert ist, und dem Bürgertum werden noch um ei» erhebliches verschärft werden. Man glaubt in bürgerlichen Kreisen, daß die Massenaktionen und Mas- s e n st r« i k S in der Schweiz   nun zu einer ständigen Er- scheinung werden, eine Auffassung, die nach keiner Hinficht be- gründet ist. Jedenfalls ist aber so viel sicher, daß auch die Schweiz  schweren Zeiten entgegengeht. Heber die Stellungnahme zum Völkerbund ist auch die. bürgerliche Presse geteilter Ansicht; während die sozialdemokratisch« Partei in der Ablehnung des Beitritts der Schweiz   zum V öfter- bund einig ist, ist dies bei der bürgerlchen Presse nicht der Fall. Ganz gewichtige und einflußreiche Blätter lehnen den Beitritt der Schweiz   unzweideutig ab, weil mit dem Beitritt zum Völ- kerbund die Schweiz   einen großen Teil ihrer Selbständigkeit und Unabhängigkeit, auf di« sie bi?her immer so stolz gewesen sei, aufgeben müsse. Infolge dieser geteilten Stellungnahm« der bür­gerlichen Presse ist die Annahme des Beitrittes der Schweiz   noch in keiner Weis« gesichert, denn die großen schweizerischen Städte werden zweifellos große ablehnende Mehrheiten aufweisen, wenn nicht der Anschluß an die dritte(Moskauer  ) In- ternationale eine Aenderung auch in dieser Beziehung hervorgebracht hat Jedenfalls wird der Anschluß an die dritte Internationale bei der Propaganda für und gegen den Völkerbund eine sehr gc- wichttge Rolle spielen. Japan   unö Amerika  . AuS Tokio   wird gemeldet: Minister IM erklärte in einem Interview, daß er über die künftigen Beziehungen zwischen den Ver- einigten Staaten und Japan   sehr optimisttsch denke. Er meint. das Hauptinteresse für de« amerikanischen Handel liege hauptsächlich in Europa   und in Südamerika   und nicht im fernen Osten. Das Bedeutsame an den Auslassungen des japanischen Mi- nisters liegt im letzten Satz, der, in die Alltagssprache übertragen, heißt: In Ostasien   hat Amerika   nichts zu suchen. Nur unter diesen Umständen denkt Japan  glimpflich" über die künftigen Bezieh un- gen zu Amerika.  _ Allergnädigst erlaubt Die Friedenskonferenz hat nach de« Pariser Ausgabe derDaily Mail" Portugal   gestattet, wieder ge« schäftliche Verbindungen mit Deutschland   anzuknüpfen. Revision im Hanauer   Kommnnistenprozeß. Gegen das Urteil de? Landgerichts Marburg   im Prozeß gegen die Hanauer Kam- munistenführer Dr. Wagner, Redakteur Hammer lyid andere ist von den Vertrerern der Angeklagten Revision berm Reich»- gericht angemeldet worden.
lich talentierten Herbert ArnoldEinschlagende Granate"(Sit. 24 möchte ich noch belonderS aufruerksam machen.
vie höhere Schulbildung im Veltkrieg. Die Frage, ob fich die höhere Schulbildung im Weltkrieg be- währt hat, wird von Richard Dehme! in seinem eben«r- schienenen Kriegstagebuch verneinend beantwortet. Dehmel. der den Weltkrieg als Kriegsfteiwilliger mitgemacht hat und im Schützengraben zum Leutnant avancierte, wurde vor Kriegsschluß als Kriegsbeschädigter beim S.ellvertretenden Generalkommando in Hamburg   beschäftigt. Er schreibt übe- dies« Tätigkeit und die Er- fahrungen, die er dabei machte:Hier hatte ich Gefechts- und andere Montberichte für die später« KriegSgeschichtsschrerbung zu sichten. Durch die vielen Tausende von Berichten, die ich auf Brauchk�rrkeit hin zu prüfen hatte, wurde mir wieder meine im Felde oft gemachte Erfahrung bestätigt, wie wenig die sogenannt» höhere Schulbildung zur Entwicklung der selbständigen Urteilskraft beiträgt. Gleiche Darstellungsgabe vorausgesetzt, die ja eine natllr« liche Mitgift ist, schilderten die Berichterstatter mit BolkSschulbildung ihre Beobachtungen nicht bloß ebenso gut, sondern oft sogar besser als die höher gebildeten, umsichtiger wie anschaulicher; besonders die Berichte der Reserveoffiziere oder Offiziersaspiranten zeigten in oer Regel sehr deutlich, wie die Schablone des vorschriftsmäßigen Den- kenS Inhalt und Form beeinträchtigt Wenn etwas Wahres an dem Witzwott ist, der preußische Volksschullehrer habe bei Sadowa ge­siegt, dann müssen wir unS heute sagen: Der deutsche Oberlehrer hat den Weltkrieg verloren."_
klottzen. I m Marmorhause ist ein neues Lichtspiel eingezogen: C a s a n o v a. Der Film ungarischer Herkunft gibt uns leider so gut wie nichts von dem eckten Casanova, sondern läßt ihn im modernen Milieu wieder ausleben: als üblichen Lebemann, Ber  « führer und Abenteurer. Die LiebeSfzenen find reichlich sentimental. der Hauptdarsteller ohne Feuer, die übrigen in Gesten und Mienen übertrieben, die Handlung kitschig aber wundervoll, gelungen ist die südliche Landschaft, die Glanz und Schönheit in deu Film bringt; prachtvoll auch eine große Äololo-Ballszene. Bode über die Kunst aufgaben. Der General- direktor unserer Museen veröffentlicht im rotenTag" einen Bei- trag über die Frage Akademie oder Kunstgcwerbeschule, worin er bemerkenswerte Ansichten äußert Er schreibt darin:Die echte Kunst muß aus dem Volle kommen und zum Volte sprechen; die Kunst mutz wieder einfach und bescheiden, sie muß auch wieder billig werden, damit sie auch im Haus« des einfachen Manne» wieder Platz finden kann, statt wie jetzt nur in den Palästen der Geld- firrsten und Protzen, in Ausstellungen und Kunsthandlungen sich breitzumachen. In dem Streben danach müssen unsere Künstler wieder mit dem Handwerk zusammenwachsen und mit ibm zu- sammen wirken.... So werden die Künstler mithelfen können. den rohen Materialismus und brutalen Kapitalismus n'.cder- zukämpsen, durch den wir besiegt find und der auch bei un» noch unmer nicht überwunden ist."