Nr.436.36.Jahrg.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Ferusprecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.
Mittwoch, den 27. August 1919.
Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Ame Morigplats, Nr. 117 53-54.
Miten, 25. Auguft. Neber eine Gehorsamsverweige. Aufhebung des verschärften Belagerungs
rung deutscher, im Baltikum stehender Truppenteile wird folgenges gemeldet: Die lettländische Regierung hatte den im Baltikum im Kampfe gegen den Bolschewismus stehenden Truppen BürgerBreslau, 26. August. Nachdem im oberschlesischen Industrierecht zweds Ansiedlung versprochen. Dieses Versprechen wurde gebrochen. Die deutsche Regierung hat gegenüber dieser Stellung gebiet wieder Ruhe und Ordnung eingelehrt sind, wurde der ber nahme der lettländischen Regierung die Zurückziehung der Truppen schärfte Belagerungszustand aufgehoben, der über Oberschlesien mit Ausnahme der Kreise Beabschütz, Neustadt, Neiße , Grottefou und angeordnet. Der Kommission, die die Truppen im Interesse ihrer Forderung auf Siedlung zur Regierung gesandt hatte, wurde too bl- alfenberg berhängt worden war. Es treten somit wieder die Bestimmungen des Belagerungszustandes in Kraft, die vor dem wollende Erwägung zugesagt. Die Truppe, die aus 18. August 1919 gegolten haben. bem, Bericht der Kommission und der Tatsache der fortlaufenden Abbeförderung von Truppen erkannte, daß ihr Streben nach Aufrechterbaltung ihrer Rechte und Bekämpfung des Bolschewismus außerhalb der Grenzen Deutschlands nicht Unterstüßung fand, wollen sich nicht auflösen lassen und haben durch ihre Vertreter am Sonntag folgenden Beschluß gefaßt:
,, Wir, sämtliche in Aurland stehenden Truppen, find sest ent fchloffen, unter allen Umständen unsere mit unserem Blute wohlerworbenen, durch Vertrag verbrieften Rechte auf Bürgerrecht und Siedlung in Lettland aufrechtzuerhat ten. In felfenfeftem Bertrauen zu unseren Führern, bitten wir diese mit uns auszuharren und nicht zuzulassen, daß wir um unsere Zukunft betrogen werden. Wir bitten cinstimmig Heren Major Bischof, diese unsere Bitte unserem Oberbefehlshaber Herrn Grafen von der Golk vorzutragen."
Im Namen der Delegiertenversammlung: gez. Pionier Engell, 2. Pionier- Kompagnie der eisernen Division. In Ausführung dieses Beschlusses wurden mehrere Telegramme an den Oberpräsidenten Binnig, an Reichspräsidenten Ebert, Reichskanzler Bauer, an die Nationalversammlung und an Reichswehrminister Nosfe abgesandt, in denen sie ihren Entschluß mitteilen und um die Unterstügung der Regierung bitten. Hierzu wird uns von zuständiger Stelle gemeldet: Die Reichsregierung hat noch vor kurzem, als der lettiſche
Gesandte Schreiner sein Beglaubigungsschreiben überreichte, die Lettisce Regierung auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die ert tehen könnten, wenn die im Baltikum stehenden Truppen dem Be sebi der Regierung entgegen jene Gegenden nicht verlassen wollten, in denen fie fich anzusiedeln hofften. Damit hat die deutsche Regierung das Verspredjen erfüllt, das sie den Truppendeputationen Im übrigen ist die Reichsregierung in Weimar gegeben hatte. verpflichtet, den Friedensvertrag zu erfüllen, und sie muß deshalb mit allem Nachorud darauf bestehen bleiben, daß die Räumung bes Baltikum 8 schleunigst erfolgt. Der Shut Dit
preußens gegen etwaige Einfälle bolschewistischer Banden hat an ber Reichsgrenze zu geschehen. Hierfür wird in der nötigen Weise Borforge getroffen werden. Infolge der Unruhen tam es fiber in Mitau auch zu
3usammenstößen mit lettischem Militär, wobei zwei lettische Kompagnien entwaffnet und die lettische Kom mandantur geplündert wurde. Graf von der GoIt hat weiter einen Korpsbefehl an die Truppen erlassen, in dem die Wider febung der Truppen gegen den Befehl der Regierung gemi- billigt wird.
Die Arbeiten der Ententekommission.
Weitere Verhandlungen.
Die Ententekommission hatte heute Berhand. lungen mit der Reichswehrbrigade I eiwit. Sierauf wurde eine Abordnung aus ultimin empfangen. Sodann begab sich die Ententekommission nach indenburg und Biasnifi. Wie verlautet, wird sich die Kommission einige Tage in Oberschlesien aufhalten.
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Sozialer Akkordlohn.
Nachdem an dieser Stelle bewiesen worden ist, daß bei dem heutigen Stande der Wirtschaft der Widerstand gegen dgs Affordlohnsystem im Interesse der Produktionssteigerung nicht mehr grundsäglich aufrecht erhalten werden tann, scheint es gegeben, einmal darzulegen, in welcher Form der Affordlohn auch den sozialistischen Anforderungen entspricht. Das ist um so mehr nötig, als alldeutsche Blätter bereits vergnügt schmunzelnd es als Tatfache verbuchen, daß der Vorwärts" mit seinen bisherigen Artikeln eine Bankerotterklärung des sozialistischen Lohnfystems abgegeben habe. Gierige Kapitalisten und ihre Pressesäuglinge wittern Morgenluft. In der Tat jedoch denten wir gar nicht daran, die Formen der fapitalistischen Ausbeutung wieder aufleben zu lassen, die vor der Einfüh rung des Zeitlohnes im Schwange war.
Das sollen die folgenden Darlegungen beweisen. rüdsichtsloseften Ausbeutung des Arbeiters durch Affordlohn ist solange Mordlohn, d. h. Instrument der den Kapitalismus, als er eine bestimmte Mindest Teistung zur Erzielung des Eristenzmini mums boraussett und nach oben feine Grenzen hat. Die Ententekommission trof unter Führung des eng bienfttrieb des Einzelnen unbeschränktes Spiel gelassen wird, Wo der Rohn nur auf die Leistung gestellt ist, wo dem Verlischen Oberstleutnants Tidbury nachmittags von Gleiwit müffen fich folgerichtig die Arbeiter in der Arbeitsleistung tommend, in Sindenburg ein und verhandelte mit den Vertretern aller deutschen und polnischen Parteien, um die Ur überbieten, was den Unternehmer veranlaßt, den Süd- oder Sachen des Aufruhrs festzustellen. Auch die, Strei. Prämienlohn entsprechend herabzumindern, um eine mög fenden brachten ihre Beschwerden vor. Die Kommission lichst hohe Profitrate zu erzielen. Würde man heute den begab sich dann nach Zipine, wo wiederum die Vertre. Affordlohn ohne jede Einschränkung einführen, so verzichtete ter aller Parteien zu einer Konferenz geladen man nicht nur auf den ganzen sozialen Fortschritt, den ums maren. Sodann fuhren die Herren nach der Godulla- die Revolution gebracht hat, man lieferte beute bei der unhütte und der Schlesiengrube. gebeuren Zahl von Arbeitslosen breite Massen der unge
gleitet die Kommission der Arbeitersekretär Brisch aus in jedem Falle ein Mindestlohn garantiert bleibt, Ms Vertreter des Staatskommissars Sörling be- bemmten Brofitgier, der Verelendung, dem Hunger aus. Das Problem ändert sich aber, sobald dem Arbeitenden Bindenburg. Morgen wird der weitere oberschlesische In- den er ohne Rücksicht auf seine Arbeitsleistung erhält und Suftriebezirk bereist. Der Kommission sind zwei Dol- wenn ihm das Interesse daran genommen wird, über eine metscher beigegeben..
Zur Kohlenkrise.
Forderungen der Süddeutschen.
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Die gestern im Stuttgarter Rathause versammelten Vertreter der süddeutschen Städte faßten zur Frage der Kohlen trise einstimmig eine Entschließung, in der sie die derzeitige Versorgung der Städte mit Brennstoff für unhaltbar erklären und schon jetzt auf die bald nach Eintritt des Winters infolge Brennstoffmangels zu erwartenden Uebel aufmerksam machen.
gewisse Höchstleistung, die in der gesundheitlichen Verfassung des Arbeiters ihre Grenze findet, hinaus tätig zu sein. Praktisch ausgedrückt würde die Forderung etwa lauten: Man sege als Mindestlohn ettva zwei Drittel des heutigen Zeitlohnverdienstes fest, steigere das Interesse an der Produktion durch gute Affordprämien zunächst nur soweit, daß insgesamt etwa ein Drittel mehr verdient werden fann als beute. Ueber diese Grenze hinaus gebe man teine Prämie. Der Erfolg wäre, daß die Arbeiterschaft nicht dazu veranlaßt wird, die Höchstleistung zu überschreiten. Um zu berhüten, daß selbst bei dieser Art der Affordarbeit gesundheitliche Schäden für die Arbeiter zutage treten, könnte festSie fordern Bevorzugung gegenüber den in bezug gesetzt werden, daß jeder Betrieb einen Arzt zu auf die Zufuhrverhältnisse günstiger gestellten Landesteilen besolden hat, der von den Arbeitern zu wählen und ein Eingreifen er obersten Reichsstellen ist und dessen Aufgabe es ist, in periodischen Zeitabschmitten, zugunsten einer Verbesserung der Kohlenversorgung Süd- etiva alle vierzehn Tage, den Gesundheitszustand der Ardeutschlands. Sie wenden sich an die Bergarbeiter in beiter zu untersuchen. Er hätte einzuschreiten, sobald fich der Erwartung, daß sie die Kohlenförderung mit vermehrtem gesundheitliche Schäden zeigen. Die Wahl des Arztes durch Die Arbeiter würde dann berhindern, daß der Arzt ebenso Nachdruck betreiben. zu einem blinden Instrument der Unternehmer, wird, wie. etwa die fo.- schreibenden Stabsärzte es zum großen Teil für den Militarismus waren. Eine Erhöhung der höchst erreichbaren Lohnfäße dürfte nur mit Zustimmung der gesamten Arbeiterschaft des Betriebes möglich sein.
Die Regierung hat Berständnis für die Misstimmung, die unter den Freiwilligen herrscht, die sich nur deshalb anwerben ließen, weil sie auf Ansiedlung im Baltikum hofften, aber sie hat Es wurde beschlossen, eine Abordnung, der auch nicht die Machtmittel, die Wünsche der Truppen zu erfüllen. Die Arbeitervertreter angehören, nach mitteldeutschen Regierung erwartet aber von den im Baltikum kommandierenden Rohlengebieten und dem Ruhrbeden zu senden, um mit der Truppenführern, daß sie die Truppen über die verhäng. Bergarbeiterschaft persönlich Fühlung zu nehmen. nisvollen Folgen ihrer Disziplinlosigkeit auf. klären und zum Gehorsam zurücbringen werden.
Der internationaler Bergarbeiterkongreß. Borbesprechungen in Amsterdam .
In Amsterdam fanden heute Besprechungen zwischen den Führern der Bergarbeiterbewegung aller Länder über die Abbaltung eines internationalen BergarbeiterIongreffes statt. Die britischen Bergarbeiter waren durch Smillie und Hodges bertreten. Die deutfcen Delegierten trafen ebenfalls schon gestern Morgen ein. Nur Hue ber auch erwartet wurde, ist bis jezt noch nicht angekommen.
Die italienische Opposition gegen den Gewaltfrieden. Genf , ben 26. Auguft.( Eigener Drahtbericht des Borwärts") Der Nationaltat ber italienischen Bolts. partei hat eine Tagesordnung angenommen, in der er sich gegen die Ratifitation des Bersailler Friedens wendet und damit die Gegnerschaft gegen den Gewaltfrieben verstärkt.
Die Schantungfrage.
Die Einſegung eines Betriebsarztes fönnte vor allem auch dazu führen, daß für gewisse sanvere Arbeiten. Körperlich unbrauchbare eute aus dem Betrieb herausDer Führer der chinesischen Delegation auf der Friedenstonfe- gezogen und einer leichteren Dienstleistung 31renz gab in einer Unterredung mit einem Journalisten über geführt werden. Es ist auch sogar besser, wenn ein Chinas Haltung in der Schantungfrage folgende Erklärung ab: schwächlicher Arbeiter eine Rente empfängt, als daß er mit Die in Baris befchloffene Regelung der Schantungfrage hat feiner Minderleistung einem kräftigen oder geschickten Ardie chinesische Delegation angesichts des Widerstandes des ganzen beiter den Blaz wegnimmt, weil so der volkswirtschaftliche chinesischen Rolfes gezwungen, ihre Interschrift unter den Nugen der eingesetzten Arbeitskraft größer ist. Versailler Vertrag zu verweigern. Richtsdestoweniger Compeit die soziale Seite der Frage. Unerwähnt blich bewahren wir die Hoffnung, daß Japan , das heute durch fluge bis jetzt wie man der fapitalistischen Ausnüßung der Ar-, und weitblidende Staatsmänner regiert wird, Chinas Standpunkt beiter durch den Unternehmer auch bei dieser gemäßigten Art begreifen und das Wohlbegründete der Wünsche von Nachbarn
anerkennen wird, die nichts weiter verlangen, als mit ihm im des Affordlohnes vorbeugen will. Würde der Akkordlohn guten Einvernehmen zu leben. Darum gibt sich auch die chine- eingeführt werden, so bedeutete das nichts anderes als eine hifce Delegation feinem Beisimismus hin. Denn fie weiß, daß Steigerung der Produktion. Denn das allein ist ja der Zwed fie das ganze Land binter fich bat und erwartet mit der tube, der Uebung. Aber es bedeutet gleichzeitig eine Rüdverbie eine geredite Sache verleiht, den Freundschaftsaft, der Japan ficherung der Kapitalisten gegen Betriebsehren und ihm die gewünschte chinesische Freundschaft einbringen berluste, da ja der Erreichung einer vollen Rentabilität wird." grundsäglich nichts mehr im Wege stehen würde. Der Afford Die Chinesen fönnten nicht so ruhig auf Japans Entlohn dürfte in feinem alle als Regel gestattet scheidung warten, wenn sie in diesem Fall nicht Amerila auf ihrer werden. Grundnorm für die Entlohnung muß der Zeitlohn Seite wußten. bleiben. Ein Betrieb, der um die Erlaubnis nachucht, den
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