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Nr.438.36.Jahrg.

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Biertelfährl. 9- Ml, monatl. 8- fret ins Haus, voraus zahlbar. Bofb bezug: Monatlich 8- ML erfl. Su­ftellungsgebühr. Unter Kreuzband.filr Deutschland und Defterreich Ungarn 6,25 ML, flir das übrige Ausland 10.25 ML, bei täglich etumal. Suftellung 8.25 M. Boftbestellungen nehmen an  Dänemark, Solland, Luremburg Schmeden u. die   Schweiz. Eingetragen in die Boft- Zeitungs- Breislifte Der Borwärts" mit der Sonntags Beilage Boll u. Sett erscheint wochen täglich zweimal Sonntags einmal

Telegramm- Abreffe: Sozialdemotrat Berlin".

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei   Deutschlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsbrecher: Amt Morisblat, Nr. 15190-15197.

Donnerstag, den 28. August 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt   Moritzplatz, Nr. 11753-54.

Greuelmärchen über   Oberschlesien.

Die deutsche Regierung hat folgenden Fuukspruch au] IIe aufgegeben:

Aus deutschfeindlichen Quellen werden fortgefest falsche Meldungen über die Zustände in in Ober­fchlesien und über die Greueltaten, die angeblich dort von  deutschen Behörden und Truppen verübt werden, verbreitet. So meldet die Agence Havas, daß die Erhebung in Blut er stidt werde. Das sind Verleumdungen, die auf das entschiedenste zurüdgewiesen werden müssen. Blut fließt in   Oberschlesien uur zur Abwehr von Angriffen der Aufständischen und ihrer Helfer von diesseits und jenseits der Grenze. Die deutsche Regierung hat alsbald den Befehl ge­geben, bei den Maßnahmen zur Unterdrückung des Aufstandes mit Mäßigung zu verfahren und die Hinrichtungen einzustellen. Dieser Befehl ist eindringlich wiederholt worden, er wird be­folgt. Ehe nicht die Ruhe völlig wieder eingekehrt und die Ar. beit wieder aufgenommen ist, fanu an den Abbau des Aus­nahmezustandes nicht gegangen werden. Die polnische Ne. Re­gierung würde sich ein Berdienst für den Frieden und bas Wohl der oberschlesischen Bevölkerung erwerben, wenn sie ihrerseits auf eine Beruhigung der öffentlichen Meinung hin­wirfte.

Kein Verzicht auf   Oberschlesien.

Ein amtliches Dementi.

In einem von seiten der Friedenskonferenz in der Frage der Rommission für   Schlesien an General   Dupont gesandten In ftruftionen enthaltenden Telegramm wird die Ansicht ausgedrückt, Daß das einzige Mittel, um die Ruhe wiederherzustellen und die Rohlenerzeugung in   Oberschlesien und   Teschen zu vermehren, eine Bejezung durch die Iliierten fei, Gs wird nicht er tartet, daß die   deutsche Regierung auf ihrem Recht, ihre Einwilli­nung dazu zu verweigern, bestehen wird. Tatsächlich ist bereits von seiten der   deutschen Delegation in   Versailles inoffiziell der Vor­schlag gemacht worden, die Alliierten möchten die jofortige Besetzung Schlesiens in die Wege leiten.

Wenn   Deutschland zusammenbricht.

Ein englischer Mahuruf.

Freiheit!

Bon Erwin   Barth.

Der sozialistische Daily Serald" schreibt in einem 2eit- Die Freiheit" hat die Liebenswürdigkeit ntir in ihrer artikel, die Gefahr des Zusammenbruchs   Deutsch- Mittwoch- Abendousgabe an erster Stelle des Blattes einige Ian bs sei zugleich eine Gefahr für England. Die Lage in   Deutsch Aufmerksamkeiten zu widmen wegen meiner Rede, die ich an land fei ein Teil der Lage in   Europa und daher auch ein Teil der Dienstagabend vor den sozialdemokratischen Vertrauensleuten Lage in England. Deshalb dürfe man nicht das Ziel verfolgen, gehalten habe und worin ich ausführte, daß sich jetzt alles, o b den Zusammenbruch   Deutschlands zu fördern, indem man die deut- hoch oder niedrig, in den Dienst des Volkes schen Arbeiter, die deutschen Frauen und Kinder mit beiden Sänden stellen müsse, und daß die Ausübung dieser Pflicht, wenn es an der Rehle würge, sondern man müsse ihnen helfen, sich nach sein muß, mit scharfgeschliffenen Bajonetten gegen rechts ihrem 3 sammenbruch zu erholen, damit sich die Lebens- sowohl als links geschügt werden müſſe. mittel, Transport, Rohlen- und die Finanzlage in der Welt beffere und damit vor allem ihre geistige und moralische Verfassung sich vom Zerstören dem Schaffen zuwende. Eine gewisse Gruppe von Patrioten" erwarte und hoffe anscheinend, daß   Deutschland in den Staub finte. Ein solches   Deutschland werde aber ein neues menfchliches totes Gewicht" sein, welches an dem Kopfe der frieblichen, Welt hänge, die sich bemüht, das Bergangene wieder gut zu machen und vorwärts zu schreiten.

Zur Revolte in   Mitau.

Wir erhalten über die Vorgeschichte der Revolte in Mitan fol­gende Darlegungen, die die Ursachen der Bewegung in eigenartigem Licht erscheinen lassen. Wir geben sie mit Borbehalt wieder, behlen jedoch dabei nicht, daß fie aus gut informierter Quelle stammen und deshalb große Wahrscheinlichkeit für sich haben.

des

Zu diesem Gegenstand ist noch einiges zu sagen. Einer der Hauptfehler, woran wir franken, ist der man­gelnde Mut, rücksichtslos auszusprechen, was man empfindet. Wir haben in   Deutschland in den Revolutionstagen der Freiheit den Weg geebnet. Wir haben alle Garantien ge­fchaffen, die das Volk braucht, um sich unbevormundet und ledig aller obrigkeitlichen Hemmnisse frei entfalten zu können. Der richtige Gebrauch der Freiheit bedingt ein Höchstmaß von Selbst disziplin und Respektierung Wohlbefindens des   Nachbars. Die Freiheit, den eigenen Wünschen zu leben, hat ihre natürliche Grenze dort, mo sie an den vernünftigen Gebrauch der Freiheit, die andere für fich beanspruchen dürfen, anstößt. Wird diese Grenze nicht respektiert, so muß die Folge sein, daß sich der andere in seiner ber- reiheit beengt und beunruhigt fühlt, und daß er: Widerstand leistet. Im gesellschaftlichen Verhältnis von Wienschen ist bis­her faum ein Fall dagewesen, po ohne eine gewisse Regle­mentierung, die dem Mißbrauch der Freiheit durch einzelne eine Schranke zieht, ein erträgliches Zusammenleben statt­gefunden hat. Dieje Reglementierung ist in den Gesetzen: des gesellschaftlichen Verbandes, des Staates, niedergeschlagen. m vorrevolutionären   Deutschland hatten wir ein Zuviel an Reglementierung, ein Zuviel an Polizei. Unser Lebensweg war von der Wiege bis zum Grabe in ein starres System bon oben her verordneter Gefeße eingezwängt. Nicht das Bolf selbst gestaltete in freier dentokratischer Selbstbestimmung die Bereits vor über vier Wochen gelangten zahlreiche Nachrichten Garantien für das freie Ausleben des einzelnen, sondern die hierher, daß im   Baltikum ein deutsches Freischärfertum brig feit sagte, wie der Vater dem unmündigen Kinde, was der Bürger zu tun habe. organisiert wird.   Deutsche Offiziere reisten damals in nicht ge­Die Folge war eine starke Unselbständigkeit, Mangel an ringer 3ahl nach   Lettland. Sie waren von ihren dortigen Name= Selbstsicherheit, ein Gefühl des Gebundenseins. An den selb­raden ausdrücklich gerufen, um die kommenden Aktionen vorzuständigen Gebrauch der Freiheit fonnten wir uns nicht ge­bereiten. Als Zwed der privaten, aber immerhin mit erheblichen möhnen. Wir hatten feine Gelegenheit, uns auf die Frei­Mitteln hetriebenen Mobilmachung wurde damals ein großzügig beit borzubereiten, die in den Novembertagen für angelegter Freischarletkrieg gegen die   Polen bezeichnet. Deutschland Bam. Die Folge war, daß alle diejenigen, Rüstungen hierzu fanden in den letzten Wochen unter den deren Selbstkritik und Disziplin gegenüber der Gesamtheit Tugen des Grafen von der Gol statt und wären ohne nicht starf genug entwickelt waren, im Gebrauch ihrer Frei­jein Wissen und Bollen nicht möglich gewesen. Die jetzige Aufheit auf die Algemeinheit nicht die erforderliche Rücksicht rubrerklärung der Mannschaften ist daher lediglich von der im nahmen.  Baltikum ungemein tätigen Offiziersfamarilla gemeinsam mit den baltischen Baronen gemacht und stellt einen Borwand dar. um dem wilden auf eigene Faust geführten Krieg, der nun aus brechen foll, eine Motivierung zu geben.

Bezüglich der Vorgänge im Baltikum wurde durch die bis herigen Nachrichten der Einbrud hervorgerufen, als sei die Revolte" lediglich dem, persönlichen Eigennus der Angehörigen der baltischen Sandeswehr entsprungen. Wenn auch heute bei jeder Bewegung oder Aktion der Eigennuk derer, die man nicht in alles einreihen fann und will, aufgetitelt wird, so muß in diesem Falle festgestellt werden, daß die angebliche Militärrevolte der emporten und ent­Sierzu wird von zuständige Stelle erklärt: täuschten Mannschaften in Wahrheit eine lange und sorg­Soweit die Reutermeldung von der Stellungnahme der deutfältig vorbereitete politische Aktion ist. fchen Regierung oder ihrer Vertreter spricht, ist sie bom ersten bis zum letzten Wort falsch. Die deutsche Regierung hat weder ausdrüdlich noch andeutungsweise auf irgendeines ihrer Souveräni tätsrechte über   Oberschlesien verzichtet und denkt auch nicht an einen folchen Verzicht. Dies gilt vor allem von der vor­zeitigen Besezung   Oberschlesiens durch die Entente. Im übrigen ist festzustellen, daß die Reutermeldung durch die Entwicklung der Dinge in   Oberschlesien nach der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung vollkommen überholt ist.

Der schlesische Generalstreik erloschen. Die Pressestelle des Staatskommiffariats in tatto wis melbet: Der Generalstreit tann für fo gut wie erledigt gelten. Boll arbeiten alle staatlichen Werke und das Rybniker Revier. Das Zentralrevier arbeitet ebenfalls voll bis auf bie Antonienbütten Gruben, wo nur 30 bis 40 Broz. arbeiten. Jm Blefiener Revier arbeiten durchschnittlich 40 bis 30 Proz Die Arbeitsaufnahme der oberschlesischen gesamten Belegschaften beträgt 95 Proz.

Friedensdebatte in   Frankreich.

Die

Sobald man die Grenzen der Freiheit verläßt, gerät man in Unmittelbar an die Freiheit grenzt die Anarchie an. die Anarchie hinein. Die Anarchie kennt nicht die Schranken, die der vernünftig angewendeten Freiheit gezogen sind. Sie ist das zügellose und rücksichtslose Ausleben des Jchs auf Kosten der Umwelt. In ihr stirbt die Ordnung, und aus ihr wächst die Unsicherheit. Ordnung und Sicherheit der staatlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind aber unerläßliche Voraussetzungen für die gedeihliche, frucht­bare und lebenspendende Arbeit des Volkes.

Die ganze große Aftion ist selbstverständlich ein rein politischer Vorgang. Jene Kreise, die die Unterzeichnung und Rati fizierung bes Friedensvertrages zu verhindern bersuchten, find es wiederum, die diesen Frieben zu brechen bemüht find. Es gehört tein großer Scharfsinn zu der Feststellung, daß hier nach einem in alldeutschen Kreisen wohl bekannten und von Und wieder die Sonderbündnisse! diesen nach Kräften geförderten Plan gearbeitet wird, um gegen An dem fortgefeßten Niederbruch unserer Wirtschaft an Die franzöfifche Rammer begann gestern die De den Willen der Reichsregierung einen Verfuch zur der fortschreitenden Verarmung   Deutschlands, an dem schvin­batte über den Friedensvertrag. Oberst Alberti er- Rettung" der durch den Friedensvertrag verlorenen Ost- denden Vertrauen des Auslandes zu unserer Volkskraft Härte, es sei bedauerlich, daß der Bertrag so viele Lücken aufweise, gebiete zu machen. Offen war es in einem an einen sogleich zeigen sich die Wirkungen des Mißbrauchs der Freiheit und aber er gebe doch Genugtuung für   Frankreich und stelle Bolen daraufhin zur" Front" gereisten Offizier gerichteten Werbeschreiben der mangelnden Pflichterfüllung, die der einzelne der Ge­wieder her.   Frankreich dürfe ihn gut heißen. Es finde in ihm angegeben, daß man mit den dortigen Leuten ein Kampfbündnis samtheit schuldet. Das ganze Volkist frank, ob König die hohen und edlen Ueberlieferungen seiner Geschichte niedergelegt. geschlossen habe, um Bolen niederzuringen und dadurch die Zer- oder Kärrner. Was wir alltäglich vor uns sehen, ist Arbeits­Die durch den Völkerbund gegebenen Garantien bezeichnete der stückelung   Deutschlands in letter Stunde zu verhindern. unlust, Korruption, Betrug, Schieberei und rücksichtslose Jagd Redner als ungenügend. Zum französisch   englisch- ame= Die Leiter dieser Ostbewegung" steden in den In- nach persönlicher Bereicherung. In allen Gesellschaftsschichten ritanischen Sonderabkommen bemerkte er, dak biefes den Angelpunkt des künftigen Friedens stehend arbeiteten sie dauernd daran, deren Autorität zu ver- heitserscheinungen anzutreffen. bieses ben Angelpunkt des tünftigen Friedens formationsstellen der Reichsregierung. Im Dienste der Regierung und in allen politischen Lagern sind diese schlimmen Krank­bebeute. G8 müßte aber ergänzt werden durch nichten und den Friedensvertrag zu sabotieren. Bis eine franzöfif italienisch- belgische Allianz, ber sind die Drahtzieher auch noch bei Ausbruch der Revolte im bamit sich   Deutschland nicht mehr der großen Operationsbasis be. Sintergrund geblieben und haben die Mannschaften mit ihren fin­bienen könne, um seine räuber schen Pläne auszuführen. Deshalb müßte diese von Truppen des Völkerbundes befest werden. Damit gierten Forderungen vorgeschoben. Ob fie, falls die Regierung die wäre der Weltfrieden gesichert. Fournier bedauerte, bas baltische Landeswehr fallen läßt, Farbe bekennen oder als unbe­wäre der Weltfrieden gesichert.

Ein großer Teil des Volkes erkennt nicht mehr die ohlfahrt des Ganzen als Richtschnur seines Han­delns, sondern nur noch den persönlichen Vorteil. An dieser unseligen Verwilderung des Charakters liegt es, daß wir jeden Tag tiefer ins Elend gesunken sind.

ber Friedensvertrag, ein einiges   Deutschland anerkenne, das teiligte" im Hintergrund zu bleiben vorziehen, muß sich erst noch lands wächst mit deren Vergrößerung, und aus ihr hat sich

vor dem Kriege alle Böfter hinter das Licht geführt habe. Er ver­langte die Einfegung eines internationalen Parla

ments, bas tie Cinisfeit unter allen Rationen fest zufegen imftande wäre. Die Fortsegung der Debatte findet heute Itatt.

zeigen.

des Wiener Telegr. Korr- Bureaus ift gestern früh ein neuer Der Transport der Armee Madensen. Nach einer Meldung Transport ber Madenfenarmee bon 1300 Mann hier eingetroffen.

Die Verzweiflung über die wirtschaftliche Not Deutsch­eine tödliche Feindschaft der verschiedenen Gesellschaftsschichten Salsstarrigkeit geschoben, mit der man rechts zur Wiederher­gegeneinander entwidelt. Von lints wird alle Schuld auf die stellung des früheren Staatssystems drängt. Und von rechts wird alle Schuld auf links geschoben, wo man mit der gleichen