Und zum Schluß noch dies: Glaubt jemand, daß die deu�tscheSozialdemokratie heute schon überall ihrer vollen Bedeutung, ihren Erfolgen und ihrer Leistungsfähig- keit entsprechend richtig eingeschätzt wird, daß ihr im inter - nationalen Leben der Einfluß zugestanden wird, der ihr zu» fommt? Wer das glaubt, der irrt sich! Nun wohl, in den deutschen Auslandsvertretungen öffnet sich ein Arbeits- und Wirkungsfeld, auf dem sie den Be- weis ihrer Siegerkraft erbringen kann. Jede Vertretung muh das charakteristische Gepräge sozialistischen Geistes, so- ziallstischer Lebenskultur tragen, die wir noch voll verwirk- lichen müssen, muß der Kristallisationspunkt sein, von wo aus das neue Deutschland , das freie deutsche Volk seine moralischen Eroberungen macht. Dann werden auch die wirtschaftlichen Früchte nicht ausbleiben! Floreuce William?. Warum kommt öie Sieöiungs- tätigkeit nicht voran! Von Architekt Dipl.-Jng. Erich Lehser, Geschäftsführer des Groß-Berlincr Vereins für ÄlemwohnungK- wesen und der Siedlungsgesellschaft.Märkische Heimstätte". DaS Baugewerbe — bei dem etwa S Millionen Menschen Brot finden— ist eins der wenigen, vielleicht daS einzige Gewerbe, das mit einheimischen Rohstoffen zu arbeiten in der Lage ist. Ferner bedarf eS keines Hinweises auf den Mangel an Wohnungen, ins- besondere für die minderbemittelten Schichten. KtZ Angebot steht in keinem Verhältnis zur Nachfrage. Trotzdem ruht die SiedlungS- tätigkeit überall fast ganz. Die sachlichen Gründe drfür liegen hauptsächlich in der Baustoffknappheit und in der unerschwinglichen Höh« der Baukosten. Zunächst die Preisfrage. Der Kubikmeter umbauten Raumes für ein« Arbeiterwohnung oetrug im Frieden zirka td— 17 Mk� die Preise sind in Groß, Berlin zurzeit auf 7S— 90 M. gestiegen, im Reiche stellenweise bis auf 110 M. Eine Wohnung, die vor dem Kriege mit 6000 M. erstellt und bei einem ZinSaufwand von 6 Proz. für 360 M. ver- mietet werden konnte, ist unter 25 000— 30 000 M. heute kaum zu bauen. Der Minderbemittelte ist aber nicht in der Lag«, die Per- zinfting für eine mit solchen Kosten erbaute Kleinwohnung in Höhe von 1S00— 2000 M. zu tragen, das Reich hat sich deshalb ent- schloffen, in Verbindung mit dem Staat und den Gemeinden mS- gesamt 1 Milliarde Mark zur Abbürdung der Ueberteuerungskosten zur Verfügung zu stellen. Auf Groß-Berlin entfallen davon i20 Millionen, mit denen 5000 neue Kleinwohnungen erstellt wer- den sollten. Der WohnungLverband wird aber voraussichtlich 60 bis 90 Millionen Mark als Nachbewilligung für die 5600 Woh- nungen infolge der Preiserhöhung notwendig haben. Es wäre immerhin ein kleiner Trost, wenn wenigsten» die 5600 Wohnungen wirklich gebaut werden könnten. Leider ist gber damit zu rechnen, daß höchstens% dieser Bauten in Angriff ge- nommen werden kann. Schon die ersten Siedlungen, die sehr tat- kräftig im Frühjahr in Angriff genommen wurden— der„Linden. hoff" der Stadt Schöneberg und die Bauten der Gemeinde in Ober» schöneweide—, haben mit den ungeheuerlichsten Materialschwierig. karten zu kämpfen. Was fehlt, ist vor allem Zement. Kalk und Ziegel. Vorbedin- gung sür ihre Fabrikation ist Kohlenbelieferung. DaS Kohlenkontingent, da» für die Ziegelbeschaffung in Groß, Derlm und der Provinz Brandenburg allmonatlich bereitgestellt werden sollte, wurde nur in einem schwachen Umfange eingehalten. Gewiß, die Anforderungen sind große und die geringe Förderung in den Bergwerken erfordert es. mit den vorhandenen Kohlen so «aushälterifch wie möglich umzugehen. ES zeugt aber nicht gerade >>>u Sachkenntnis, wenn ein Referent beim Äohlenkommissar einen ocr größten Berliner Mauersteinproduztnien— die Firma Gut!» mann, die durch ihren Betrieb die Groß-Berliner Bautätigkeit stark zu beleben in der Lage ist— als.keinen so wichtigen Betrieb" be- zeichnet. Obwohl der Firma für den Juli 1200 Tonnen zugesagt wurden, erhielt sie Anfang Juni die letzte Kohlenladung und ist voraussichtlich gezwungen, den Betrieb lahmzulegen, während ein Groß-Berliner Blumentopffabrikant bevorzugt mit Kehle beliefert wird. Im allgemeinen müßte man wohl annehmen, daß zuerst die Wohnung, dann der Blumentopf kommt. In einer großen Kundgebung gegen die Verschleppung der Siedlungstätigkeit am 3. Juni d. I. ist von msr der Vorwurf des Schleichhandels mit Baustoff«» erhoben worden, da- gegen hat sich der Verein der Baustoffhändler Groß-Berlin» ge- wehrt. Gewiß, der legitime Handel bemüht sich im eigensten Inter, effe. den Schleichhandel zu bekämpfen. Dagegen aber steht der illegitime in schönster Blüte. ES sind bei der amilichen Stelle ge- nügend Fälle bekannt, daß der Kleinveriauf auf Grund eidesstatt, sicher Erklärung angeblich für Reparaturen von Häusern usw. zu allen möglichen, höchst überflüssigen Bauten verwendet wird. Mit welcher Berechtigung wird z. B. der Spielklub in der Bon-der-Heidt- straße 1 mit 35 000 Ziegelsteinen zum Ausbau versorgt, werden ferner zahlreiche Kinos um- und ausgebaut, find in das H<yiS des Cafes Vaterland erhebliche Mengen von Ziegelsteinen abgegeben? Ebenso erscheint der Umbau Maaßenstr. 8 nicht ganz einwandfrei. Die vorhandenen Kinos und Vergnügungsstätten befriedigen reich- lich da» vorhandene Bedürfnis, während der Neubau von Woh- nungen bedeutend wichtiger ist als der Ausbau von Spielklubs und ähnlichen zweifelhasten Vergnügungsstätte� Mir ist vor wenigen Tagen ein Fall bekanntgeworden, daß mit Hilfe der eidesstattlichen Erklärung wilde Händler im Kettenhandel Ziegel von 68 auf 120 M. pro Tausend steigerten. Bezeichnend»st, daß die Gubener Ziegeleien sich weigern, den festgesetzten Richtpreis anzuerkennen, obwohl von der zuständigen Groß-Berliner Stell« die Kalkulatio- nen nachgeprüft wurden uiid es sich dabei herausstellte, daß die Fabrikanten wohl tu der Lage waren, zum Richtpreise liefern zu können. Der Forderung des.Vorwärts" vom 30. Juli, solche Ziegeleien ztoangsbewirtschaften zu lassen, kann man sich deShalb ruhig an» schließen. Noch schlimmer al» mit d«r Ziegelbeschaffung steht eS um tue Zementversorgung. Für die Tonne Zement wird«ine halbe Tonne Kohle gebraucht. In der ZementverteilungSsitzung für den Monat August wurde festgestellt, daß gegenüber der Ge- samtomf orderung von 882 986 Tonnen nur mit einer Zemem« «zeugung von 80 000 Tonnen— also kaum den elften Teil— ge» «chn«t werden kann. Mit K akk liegt eS ähnlich. Wa» an Kohl« bereitgestellt wird. dient in erster Linie für den dringenden Bedarf der Gif««-, Stahl, und per chemischen einschließlick der Stickitofnndustrie. Zwar sollte, i von den 75 000 To. Kohle im Jum 27 0000 To. dem Klein- Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden, um damit 80000 To»«« Kalk sür Wohnungszwecke herzi, stelle«, e» hat sich aber
erwiesen, daß die Kohlen fast, ausschkießkich den beiden oben er- wähnten Industrien und naht dem Kleinwohnungsbau zugm« kamen. Lehnliche Fälle des Schleichhandels wie bei den Ziegel- steinen ließen sich auch für Kalk und Zement beibringen. In Nr. 567 der.Frankfurter Zeitung " erhebt ein Bezirk Swohnungs- kommissar sehr berechtigte Beschwerden. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß auch der BerkehrSstreik die SiedlungStätigdeft nachhaltig gehemmt hat. Em psychologisches Moment darf ebenfalls nicht unterschätzt werden: Wenn die Ar- beiter auf dem Bau sehen, daß nur noch ein« geringe Menge an Baumaterial daliegt, so versuchen sie begreiflicherweise die Arbeit zu strecken, um nicht erwerbslos zu werdeir. So ist es vocge- kommen, daß statt 700— 1000 Steine wegen Mangelz an Material von den Maurern nur noch 200 Steine täglich verarbeitet wurden. Die Leidtragenden dabei sind aber wieder Reich. Smat. Gemeinde, insbesondere der minderbemittelte Wohnungsuchende, dem durch die vorerwähnten Ursachen die Wohnung nicht nur weiter erheb, lich verteuert, sondern auch die Beziehbarkeit in größer« Ferne ge- rückt wird. Auf einen weiteren Mißstand muß hingewiesen werden: Mehr oder minder interessierte Kreise gründen häufig zur Verwertung irgendeines Geländes— dessen Eignung für SiedlungSzwecke mit- unter recht fragwürdig erscheint oder dessen Preis ein viel zu hoher ist oder um die Bauleitung in die Hand zu bekommen— Genossenschaften oder S?edlungS-G. m. b. H. ES findet sich stet» eine Anzahl Bewerber, die— in der Hoffnung, bald eine eigene Wohnung zu erholten— sich diesen Gründungen anschließen. Ich konnte in mehreren Fällen feststellen, daß solche Gründungen mit größter Vorsicht aufzunehmen sind. Luch machen manch« Unter- nehmen mit den ihnen anvertrauten fremden Geldern nicht gerade den sparsamsten Gebrauch und versprechen außerdem häufig den Mitgliedern«in bezugsfertiges Haus bis zu einem bestimmten Zeit- punkt. ohne dazu in der Lage�zu fein. Di« vielen kleinen Neugründungen find zudem eine völlig unwirtschaftliche Art der Siedlungstätigkeit. Da! wichtigste an positiven Maßnahmen zur Belebung der Bautätigkeit ist die sofortig« Klärung— spätestens bis zum 1. Ok- tober d. I.—, mit welchen Mitteln an BaukostenüberteuerungS- Zuschüssen für da» nächste Jahr zu rechnen ist, so daß der Winter dazu benutzt werden kann, um wirksich reif durchgearbeitete Pro- jekte einzureichen. Sodann eine diktatorische Erfassung der vor- handenen Bestände und Verteilung an die Stellen, wo sie für KleinwohnungSbautcn auch tatsächlich gebraucht werden, ist sofort erfor- d« r l i ch. Alle bekanntwerdenden Fälle von Schleichhandel sind aufS schärfste mir solchen Strafen zu ahnden, daß alle unsauberen E.'e» mente vor Wiederholungen abgeschreckt werden. Mit diesen Maßnahmen allein wird selbstverständlich nicht die Siedlungstätigkeit in größerem Umfange in Fluß kommen. Da? Baugewerbe ist ja von der allgemeinen wirtschaftlichen und poli» tischen Lage abhängig. Aber eS besteht wohl kein Zweifel an der dringenden Notwendigkeit, eins der größten deutschen Gewerbe im Interesse der arbeitenden Kräfte und ebenso im Interesse der min- derbemittelten Wohnungfuchenden wieder in Gang zu bringen.
Groß�erlw Parteifunktionäre, Arbeiterrgtsmitgliedcr, Bctriebsvertrauensleute. Heute abend 7 Uhr pSuktlich im„Dentscheu Hof", Luckauer Straße 15. Bortrag des Herr« Professor Abramowitsch über:„Der Bolschewismus in Rußlaad." Lhue Parteimitglicdsbuch kein Eintritt.
Zur Kohlenfrage. Die städtischen Werke, besonders die städtischen EkektrizitätS- werke, sind in der letzten Zeit infolge der bekannten Borgänge auf dem Kohlenmarkt so schwach beliefert worden, daß sie gezwungen sind, wegen Mangel an Kohlen in den allernächsten Tagen den Be» trieb einzustellen, falls nicht sofort regelmäßig größere Kohlenlieserungen erfolgen. Oberbürgermeister Mermuth Hot im tzinbluk auf diese äußerst schwerwiegende Maßnahme am Mittwoch dringende Telegramme an sämtliche in Frage kommenden In- stanzen gerichtet, in denen mit Nachdruck auf diese für Groß-Berlin ungemein wichtige Versorgung mit genügenden Kohlen und auf die in ihrer ganzen Tragweite heute kaum zu übersehende drohende Sachlage hingewiesen wird. Sollte die Kohlenversorgung nicht/ o- fort wesentlich gefördert werden und es zu einer Betriebsein- stellung der städtischen Werke kommen, dann wird davon nicht nur das Gewerbe und die Industrie in ihrem Lebensnerv betroffen, auch die übrigen Betriebe sowie die gesanite Berliner Bevolkcruiig mit der der Vorort« würde dann zweifellos sehr schwer betroffen werden. In unserem Wirsichafisl.'ben wird sich die erhöhte Kohleii- krise mit dem heutigen Tage besonders bemerkbar machen, da heuie die erweiterten Gassperrstunden in Kraft treten.
Z«r Behebung der Wohnungsnot. Angesicht» der großen Wohnungsnot in Berlin taucht die Frage auf, wann die Militärbehörden die jetzt noch von»bnen belegten Privalhäuser zu räumen gedenken. DaS KriegSministerium, da» während der KriegSjahre eine ungeheuere Vergrößerung erhalten Hot, besitzt zahlreiche Gebäude, deren Benutzung jetzt kaum� noch notwendig erscheint. So verfügt eS noch über folgende Häuser: vier in der Prinz-Albrecht-Straße, zwei in der Sckützenstraße, zstei in der Budapester Straße, zwei in der Leipziger Straße und je eine« in der Zimmerstraße. Bellevu�straße, Potsdamer und AugSburger Straße. Ferner find die»n der Hedemann- straße gelegenen Häuser des KriegSministeriumS und der Kriegs- wollbedarfS-Gesellstbaft sowie der KriegSrohstoss-Geiellschast noch nicht geräumt. Es handelt sich hier um 12 große, moderne Häuser. die zusammen etwa 500 Räumlichkeiten aufweisen und in denen sich zahlreiche Familien unterbringen ließen. Befremdlich ist eS serner. daß die in der Königgräber Straße, Ecke HallescbeS Ufer, gelegenen drei großen Häiiier, die bi» vor einigen Monaten von der Versuchs- ansialt für Lustfabrwefen und Funtentelegrapbie benutzt wurden und seitdem leer stehen, noch immer nicht für Vermietung frei- gegeben werden. Such das Haus Sioonstraße 18, ein sehr großes Gebäude, da» während des Krieges vom Großen Generalstab ge» mietet wurde, ist noch nicht frei. Wen« schon da» Kriegsministerium keinen Sinn für die Nöte der Zeit hat, so hoffen wir doch, daß da« Wohnungsamt Berlin sofort energische Schritte unternehmen sollte, um dieser behördlichen Bummelei ein Ende z» be- reite». Wen» nicht ander», muß da« Amt zur sofortigen Beschlagnahm« dieser Räume über- gehe«. Eile tut dringend not. In Berlin steht ferner eine Anzahl Schlösser leer, während die neuaebildeten Mnisterien, wie Reichsschatzministerium. Reich twirt- scbaftsministerium. ReichSar beitSministeiium und ReichSwehrministe- riurn teil» in Wohn» und Bureaugebäuden untergebracht find I« Schloß«u seine» fünf riesigen Portale« ließe»
sich lehr gut mehrere Ministerien unterbringen. Jede? Ministerium könnte für sich abgeschlossen werd«» mit eigenem Pönal und doch würden sie mit den anderen in naher Verdiudung stehen. Diese Verbindung würde gerade beim Reilbsarbeits- und ReichSwirtschaftSministerium für unseren wirl'chastlichei, Ausbau von großem Nutzen'ein. Das Gebäude würde so an sich»rchts verlieren und die Gegenstände, die einen lünstlerischen oder sonstigen Werl haben, könnten den betreffen den Museen übei wiesen werden. Wie hier verhält eS sich bei einigen anderen Schlösiern, die sich für Diensträume, nicht aber für Wobn« imune eignen, durch welch« aber iomit Wohnräume geichoffen werben können. Die fteigewoi denen GeschäfiSräume verschiedener Reicksstellen find sodann der Stadt zur Verfügung zu stellen, die unverzüglich daraus Wohnräume berrickten läßt. Wenn man praktisch den festen Willen hat. Wohnräume zu schaffen, so läßt sich schon etwa» schaffen, aber Voraussetzung bleibt eben guter Wille und etwas Umsicht.
Stellt Kriegsbeschädigte ei»! Eine dringende Mahnung an alle Arbeitgeber Groß-Berlm» richtet der Magistrat Berlin durch Säuienanschläge. Die Verordnungen vom 9. Januar und 1. Februar 1919 über Belchä'tigung Schwerbeschädigter find von einem großen Teil der Groß-Berliner Arbeiigeber irotz wiederbolier Bekannlmackungeu iinbcuicksichligt geblieben. Nack diesen Verordnungen sind alle öffenilichen und privaten Betrieb« verpflichtet, aus je 100«nSgeiami vorhandene Beamte. Angestellte und Arbefter ohne Unterschied des Geschlechts mindestens e i n e n Schwer- beschädigte» zu beschäftigen. Private Arbeitgeber, die sich der Verpflichtung in schuldhafter Weise eutziehen. tönneu für jeden einzelnen Fall mit einer Geldbuße bit zu 10000 Mark belegt werden. - Der Magistrat ersucht um strengste Beachtung derselben, da Verstöße gegen dieselben von nun ob unnachfichilich zur Anzeige gebrockt weiften müssen. Anmeldeformulare sind bei der Kriegs« beschädigiensürsorge, Berlin C 2. Posrstr. 6, erhälilich.
Ter erhöhte Holzeinschlag für de« Winter. Nachdem dos ReichSwirtschostSministerium zur Hebung der heimischen Industrie und der holzverarbeitenden Gewerbe sowie angesichts der drohenden Kohlennot' für das ForstwirtschostSjahr 1920 «ine» um ein Drittel höheren Einschlag Derbholz gegenüber dem Wirtschaftssphre 1913 vorgesehen hat, hat daS Preußische Ministe- rium für Landwirtschast, Domänen und Forsten die Regierungen mit entsprechender Anweisung versehen. Wenn bei der Einschlags- Vermehrung namentlich Holzarten berücksichtigt werden müssen, noch denen größere Nachfrage herrscht, so ist zunächst auf die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz zu mätzigen Preisen allergrößter Wert zu legen, dann aber auch auf die Beschaffung von Schwell-, Papier -, Bau-, Möbel- und Tischlerholz und im Interesse des Berg- baueS auf Grubenholz. Beim Absatz von Brennholz ist dem Bedürfnis der Minder- bemittelten durch freihändigen oder Meistbietenden Verkauf mit be- schränktem Käuferzutritt in erster Linie Rechnung zu tragen, auch die Fortführung des Betriebes der auf Holzbrand angewiesenen Bäckereien zu gewährleisten; erst wenn dem voll und ganz genügt ist. dürfen öffentlich meistbietend« Verkäufe vyn Brennholz ohne Käuferbeschränkung abgehalten werden. Den gemeinnützigen Sied- lungS- und Baugenossenschaften ist das für ihr« eigene» Bauten erforderliche notwendige Holz auch fernerhin z» Vorzugspreisen auf vorherige, rechtzeitig? Anmeldung zur Verfügung zu stellen. An- forderungen von Handwerker» und ähnlichen Verbänden auf Abgabe von Nutzholz zur Wiederaufnahm« der kleinen Betrieb« sind wohl- wollend zu prüfen; bei Bedürftigkeit kann die Ueberweisung von Solz zu einem mit dem Werte d«S Holze» verträglichen, mäßigen Preise erfolgen. Holzabgaben zu Vorzugspreisen oder in festgesetzten Mengen an besondere Zweige der holzverbrauchachen Industrie» sind für den kommenden Ginschlag nicht in Aussicht genommen. Der Möglichkeit, daß ausländische Käufer unter Ausnutzung des niedrigen MarlkurfeS bestrebt fein werde», Holz einzukaufen. wird durch Ausfuhrverbot« und sonstig« Maßnahmen vorgebepgt werde». Zur Sicherstellung besonderer Abnehmerkreise sind ver- steigerungen mit beschränktem Bieterkreis» angeregt, z. B. Brenn. holz sür den örtlichen Bedarf, Nutzholz für kleinere Handwerker usw. Mit dem Einschlag wind unter Heranziehung aller verfügbaren, geeigneten Arbeiter baldmöglichst begonnen werden, damit schnellstens größere Holzmengen, insbesondere Brennholz, zum Verkauf nestelli und noch rechtzeitig, wenn angängig unter Benutzung des Wasserwege?, den Verbrauchsorten zugeführt werden können.
Großer Juweleudieistahl. Reiche Beute machte ein Einsteige- dieb, wahrscheinlich der berückligte Fasiadenkketlerer, der neuerdingS sein gefährliches Treiben wieder aufgenommen hat. Er stabl au» der Wohnung einer Mieterin de« Hause» Maraaretensir. 2/3 Schmucksachen im Werte von i«ngefähr 200 000 M. Da» kostbarst« Ssück ist eine nach der Milte stärker werdende PerlenhalSkette, be- stehend auS 63 Perlen. Sie bat»in mit ieckS Brillanten ge- Ickmückles Schloß. Außerdem stabl der Dieb noch mebrer« andere Schmuckstücke. Auf die Wiederherbeischaffung der geftoblenen Gegen- stände ist eine Belohnung bi« zu 20 000 M. ausgeietzl. Vertrau- licke Mitteilungen nimmt der Pförtner det Hauses Margareten- straße 2/8 entgegen. Da« NorlesungS-OerzetchuiS der HoudelS-Hochschnl« Berti» da» kommend« Wintersemeiier weist ein« bedeutende Erweiterung de« errichte aus. Gegen LS Knllcga im vorigen«tniersemester weiden diesmal 152 Vorlesungen und Hebungen angekündigt. Von den vielfachen Renerungen find hervorzuheben- Jndult'.ieoenvaltimg(Pros. Leitners. Alles und neue« Zteichstteuerrecht(Gebeimrat Schwarzs, Handelsvertrags- Politik(Ministerialdirektor a D Lutenstq). Sngtisch-amertkanische« Recht (Geheimrat v. L-winSli), Bismarck und seine Zeit(Pros. Avt), Geschichte und Bedeutung der Konsumgenossenschasteu(Dr. August Müller). ZugcinschrSnkuug. Pom Freitag ab fallen infolg« des Kohlen. mangels solgende Züge zwischen Gräsenhainichen und Halle aus: verlm ab S.IO. an Halle 1.32, und Halle ab S.10. Berlin an 7.47., Neukölln. Der Sowmunatbcrichtcrpatter der llnebtzänzige» läßt in der Miiiwochmoraen-Nummer der.Freiheü" etwa» vom Stapel. das eine Antwort sein soll out unsere Kennzeichnung der uuab- hängigen Kommunalpolitik m Neukölln. Von ihm, der gleich seinen Auftraggebern noch keine Ahnung hat von den einicknndenden Fragen de« kommunalen Leben», besten ganze« Bestreben vielmehr darin zu bestehen scheint, die kommunale Unkenntnis der unab- bängigen Siadtväler zu verschleiern und ihre Blamage zu be- schönigen, hatten wir eigentlich«ine Antwort nicht erwartet. Denn daß der Kommunalberichterstatter des unabhängigen Blattes nichts weiß, bezeugt folgender Satz au» seinem Gestammel: .Was die Ablehnung des Etat» anbelangt, io mag sich der Herr die Gründe tür hie Ablehnung bei seinen FraktronSgenosten holen, welch« ebenfall« tür die Ablehnung waren; oder sind daS auch Dilettanten und Maulhelden?",, Dy auch nicht ein etn�tpec mebrheltsozialistlscher Dtadiverard- neter den Gedanken der Ablehnung de» Etatt erwogen, geschweig« die unabhängige Komödie gutgeheißen hat. so erübrigt sich wohl eine sachliche Erwiderung aus diese Benurkijng. Im übrigen sollte iogar ein Berichterstatter der.Freiheit" so- viel rechnerisches Talent aufbringen, daß der Etat abgelehnt Wörde« wäre, wenn die sozialdemokratische Fraktion nicht zugestimmt hätte, da beide sozialdemokratisch« Fraktionen die Vierfünftelmajorität der Stadtverordnetenversammlung befitzen. Ebenso glauben wir e» uns ersparen zu Ummn. an dies« Stelle Nebensächlichkeiten zu erörtern, die der großzügige Kommunal- berickterstaiter erwähnte. Uns lag vielmehr daran, einmal zu erfahre», wie flck die .Freiheit" zu der von den Neuköllner Unabhängigen geübte» Taktik stellt, m» Ji« Mn.grundsätzlich«," Standpunkt die Haltung der