Nr.446.36.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 15190-15197.

Montag, den 1. September 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 117 53-54.

Parteitag der Tschechoslowaken.

Das uneheliche Kind.

Gelegentlich der Verfassungsberatung in der National­bersammlung war von den mehrheitssozialistischen Frauen der Antrag eingebracht worden, die rechtliche Stellung des un­ehelichen Kindes im Sinne seiner Vollberech­tigung durch eine verfassungsmäßige Bestimmung fest­zulegen. Von bürgerlicher Seite ist dieser Antrag abgelehnt

Eine

in

Ueber ben in der heutigen Morgenausgabe berichteten Partei­Neue Ausweisungen aus Straßburg . tag geht uns noch folgender eigener Drahtbericht zu: Tepliz Schönau, 31. August. Unter dem Zeichen Genf , 1. September. Wie Havas aus Straßburg mit­des Selbst bestimmungsrechts der Völker wurde teilt, macht der französische Kommissar für Elsaß heute abend der Parteitag der deutschen Sozial- Lothringen folgendes bekannt: Die Verwaltung hat worden mit dem Hinweis darauf, daß die Regelung demokratie im tschechoslowakischen Staate bisher den stellungslosen Arbeitern Arbeit und der Frage in einem Sondergesetz erfolgen solle. unehelichen Kindes wurde zu­eröffnet. Ueber 300 Delegierte aus Böhmen , Mähren Lohn verschafft, ohne Unterschied, ob es Deutsche oder Besserstellung und Schlesien sowie der Tschechoslowakei waren er- Elsässer sind. Das kann aber nicht bis ins Unendliche gesagt. Gegen eine Gleichstellung sprach sich die Ver­Sentrums deshalb aus, weil sie schienen und zu Tausenden drängten sich die Besucher im fortgehen. Denn es ist nicht zweckmäßig, das französische treterin des großen Saal des Hotels Imperator. Die Wiener Partei- Staatsbudget mit Ausgaben für Deutsche zu belasten einer Gleichstellung der ehelichen und unehelichen Mutterschaft leitung hatte Friedrich Adler , Adelheid Kapp und und sie mit Arbeiten zu betrauen, die gerechterweise den eine Beeinträchtigung der Heiligkeit der Ehe sah. eine Anzahl Parteiführer entsandt. Durch harte Tatsachen elsässischen Arbeitslosen vorbehalten bleiben müssen. In- Danach ist kaum zu hoffen, daß das in Aussicht genommene fieht sich die deutsche sozialdemokratische Parteibewegung des folgedessen ist beschlossen worden, daß die deutschen Ar- Sondergesetz wirklich eine Gleichstellung des unehelichen Kindes österreichischen Sudetenlandes gezwungen, fich von beiter, die bis zum 15. September keine Anstellung in bringen wird. Auch hier wird man sich voraussichtlich, und das Deutschösterreich nach halbhundertjähriger Kampf- Privatbetrieben gefunden und nicht selbst ihre Rück be bringen wird. Auch hier wird man sich voraussichtlich, und das ist vom Standpunkt unserer Weltanschauung aus schwer gemeinsamkeit zu trennen. förderung beantragt haben, mit ihren Familien bedauerlich, mit einem unzureichenden Stompromiß begnügen Der Schmerz dieser Erkenntnis kam in der überaus im- ausgewiesen werden. In beiden Fällen haben sie jedoch müssen. Nach unserer Weltanschauung, und das sollte der posanten Eröffnungsfizung zu starkem Ausdruck. In das Recht, mit Rücksicht auf ihre bedürftige Lage ihre Sinn der neuen Zeit sein, und dem Geist, der die deutsche bewegten Worten erläuterte der deutsch - böhmische Landes. Möbel mitzunehmen nach einem vorher zur Prüfung vor- Republik füllt, darf es nicht Menschen erster und hauptmann- Stellvertreter Seliger den Weg und das Ziel zulegenden Inventarverzeichnis. Die Ausweisungen stellen einen kaum zu überbietenden Recht als das andere in die Welt hineingeboren werden. weiter lasse geben, darf kein Kind mit minderem der deutschen Arbeiterschaft und führte aus, das das dentiche Proletariat der Tschechoslowakei durch den Aft brutaler Willkür dar. Unter dem Deckmantel der Für- So dürfte es nicht von Geburt an halbberechtigte Kinder Triumph des Ententekapitalismus und Im sorge für die elsässischen Arbeitslosen werden geben. Muß hier trotzdem ein Kompromiß geschlossen werden, perialismus sein Vaterland, aber das Proletariat der deutsche Arbeiter mit ihren Familien und ihren Habfeligkeiten fo gilt es jedenfalls, dies so zu gestalten, daß die Ungleich­Siegerländer seine Freiheit verloren hat. Nur ausgewiesen, um das französische Staatsbudget zu ent­der Sieg der sozialen Demokratie in allen Ländern lasten denn diese kapitalistische Erwägung ist natür- heiten möglichst gering sind und möglichst wenig schädigend wirken. Man muß sich darüber klar werden, wie das erreicht wird Gerechtigkeit bringen und die Völker befreien. Gin liche die einzige Triebfeder zu jenem Erlaß. Ist es nun wirf- wirken. Man muß sich darüber klar werden, wie das erreicht werden kann. Treubekenntnis zum tschechoslowakischen Staat müßte sich lich so gleichgültig, wie die Unabhängigen und Kom­dieser erst durch volle Gleichberechtigung erobern. munisten immer behaupten, ob der deutsche Arbeiter unter einer deutschen oder einer französischen Regierung lebt? Das„ Entgegenkommen" für Oesterreich.

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Kämpfe mit polnischen Banden.

Die Vorbemerkung zum fertiggestellten endgültigen Das Generalkommando des VI. Armeekorps meldet: Eine starte Friedensvertrag mit Desterreich fagt u. a., daß der Ver- feindliche Bande griff am 30. August abends Klein- Gorschüß band zwar viele Forderungen Desterreichs nicht habe an an, das vorübergehend geräumt wurde. Beim Eintreffen von Ver­nehmen können, daß er aber trotzdem nicht den Ruin stärkungen ging der Feind über die Grenze zurück. In der Desterreichs wolle und aus diesem Grunde dem Aus- Gegend Golfowitz fanden mit Banden an der Grenze Zusammen schuß für die Entschädigungen Vollmachten gegeben stösse statt. Ein Bandenüberfall auf eine Feldwache in der Gegend habe, bei der Ausführung des Vertrages Milderungen östlich Beuthen D.-S. wurde abgewiesen. Bet Waffen je nach der finanziellen Kraft und wirtschaft durchsuchung in Kobelwit wurde ein Pole, der auf unsere Truppen lichen Lage Desterreichs eintreten zu lassen. schoß, getötet.

Uebrigens zerstört der Vertrag die letzte noch vorhandene Hoffnung auf die Erhaltung Deutsch - Tirols, indem er Internationalisierung der Leipziger Messe.

uneheliche Stind gleiches Recht haben solle auf„ Unterhalt,

Der sozialdemokratische Antrag lautete dahin, daß das Erziehung und Erbe an Vater und Mutter, wie die ehelichen Kinder", und weiter: die unehelichen Kinder haben ein Recht auf den Namen des Vaters und stehen den ehelichen Rindern rechtlich gleich". Die erste Bestimmung sollte also den Anspruch des unehelichen Kindes gegen den Bater regeln; die zweite, die die volle Rechtsgleichheit ausspricht, geht darüber hinaus und stellt das uneheliche sind mitten hinein in die väterliche Familie. Darin liegt der wesentliche Punkt der vorgeschlagenen Bestimmung, der auch menschlich seine ungeheure Bedeutung hat. Jedes normale sind wird in zwei Familien hineingeboren, in die väterliche und die mütterliche, und wächst, so doppelt gehütet und gepflegt, mit doppelter Fürsorge umgeben auf. Das Bürgerliche Gesetzbuch von 1900 scheidet dagegen Am Vorabend der Gröffnung der Leipziger Herbstmesse das uneheliche Kind völlig von der väterlichen Fa­fand eine Sigung des Ausschusses der Zentralstelle für Inter- milie, indem es den Satz aufstellt, daß ein un­essenten der Leipziger Mustermesse statt, in der Förderung des eheliches Kind im Verhältnis zu seinem Vater nicht Ausbaues der Internationalisierung der Messe be- als verwandt gilt. Dieser Saz spricht jeder natürlichen schlossen wurde. Es wurde die Notwendigkeit anerkannt, die durch Empfindung Hohn, auch wenn damit nur das Rechtsverhältnis Die Lage an der eft nisch- lettischen Front bei Bles­Die Lage an der est nisch- lettischen Front bei Bles. den Krieg unterbrochenen internationalen Fäden erneut anzu bezeichnet werden soll. Er bewirkt im Erbrecht, daß der ent­tau ist äußerst bedrohlich. Der Frontdurchbruch der Bolschewisten spinnen. Die Messe müsse ein 8entralmarkt bes Handels mit fernteste Vetter noch nach Generationen erben fann, das un­ift vollständig gelungen. Die lettische Regierung befördert baltische allen Teilen Europas und der Welt werden. Befürchtungen eheliche Kind vom Erbe des Vaters und Großvaters aus­Landeswehr beschleunigt an die Front. Nach Abtransport der bor der ausländischen Konkurrenz brauchten nicht ge- geschlossen bleibt. Dieser Zustand entspricht durchaus nicht baltischen Landeswehr stehen der lettischen Regierung in hegt zu werden. alter deutscher Tradition, da in früheren Zeiten ein unehe­Kurland feine nennenswerten Truppen mehr zur Verfügung. Es Wir gehen wohl in der Annahme nicht fehl, in dieser erfreuliches Kind sogar Fürstenthrone erben konnte. Der Haupt­sind örtliche Aufstände von Bolsche wisten in den von den lichen Betonung des internationalen Charakters neben der Einsicht gesichtspunkt, der bei einer Neugesetzgebung zu beachten ist, deutschen Truppen geräumten Gebieten ausgebrochen. Russische, in faufmännische Notwendigkeiten eine Folge der Revolution muß sein, diese Unnatur, diese Einfamilienhaftigkeit des un­lettische und baltische Zeitungen beurteilen die Lage sehr ernst. Die erblicken zu dürfen. ehelichen Kindes zu beseitigen, es ähnlich anderen Kindern Stimmen, die deutsche Unterstütung fordern, mehren sich wieder in Zusammenhang mit der väterlichen Familie zu stündlich. bringen.

die geographische Einheit dieses Landes mit dem Trentino ausspricht und überdies den Brenner als die natürliche Grenze Jtaliens bezeichnet.

Ernste Lage in Lettland .

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Der Besuch der Herbstmesse, die am Sonntagbormittag mit außerordentlichem Verkehr einfeßte, dürfte etwa den der beiden Amerikanische Kritik am Friedensvertrag. vorangegangenen Messen mit ihren 95 000 bis 100 000 Einkäufern nächst aufgestellt: den Anspruch auf Unterhalt, Erziehung und Der sozialdemokratische Antrag hat drei Forderungen zu­Der Senatsausschuß für auswärtige Angelegen- und Ausstellern erreichen. Bis jetzt beträgt die Besucherzahl rund Erbe. Im Leben ist der erste von nächster praktischer Bedeu­heiten hat weitere Abänderungsanträge der Sena- 75.000. tung. Vom Unterhalt hängt das körperliche und seelische Ge­toren Johnson, Moses und Fall angenommen. Wie Die Unterkunftsfrage scheint einigermaßen befriedi- deihen ab, wird die Erziehung beeinflußt. Heute hat nach bisher, so wurden diese Anträge wieder mit neun gegen acht gend geregelt zu sein. Die Läden und andere Räume in den geltendem Recht der uneheliche Vater den Unterhalt nach dem Stimmen angenommen. Mc. Cumber stimmte mit den Straßen der inneren Stadt find in größerer Ausdehnung als Stande der Mutter zu zahlen, d. h. in den meisten Fällen in Demokraten gegen alle Abänderungsanträge. Der früher in den Meßverfehr eingezogen worden. Unter den Aus der für das Kind ungünstigeren Weise, denn in einer über­einzige Abänderungsantrag, über den noch abgestimmt werden stellern befinden sich diesmal weit mehr Ausländer als sonst, näm- wiegenden Mehrzahl der Fälle gehört die Mutter weniger be­muß, ist ein vom Senator Fall eingebrachter, in dem die lich 315 Firmen gegen 212 zur lebten Frühjahrsmesse. Die erste mittelten Streisen an. Fremde Rechte, besonders die der nordi­bollständige Streichung des Teiles 13 des Friedens- Stelle nimmt die Industrie der Tschechoslowakei mit 150 schen Länder, die man zum Muster nehmen sollte, sind darin Firmen ein, ihr folgt Deutsch österreich mit 115 und die gerechter; sie bemessen den Unterhalt teilweise nach dem bertrages gefordert wird. New York Times " und" New York World" Schweiz mit 30 Ausstellern. Mit einzelnen Firmen sind auch Durchschnitt zwischen den Verhältnissen des Vaters und der verurteilen die Rede des Senators nor im Senat. New Belgien , Italien , England und die Vereinigten Mutter oder auch nach der Stellung des Vaters. Es sollte, York Sun" stimmt ihr zu und schreibt, die Rede Knor Staaten von Nordamerika vertreten. Datin prägt sich wenn der Vater besser gestellt ist als die Mutter, der Unter­zeige, was über die noch u'n geborenen Geschlechter die wiedererwachende internationale Bedeutung Leipzigs aus, die halt stets nach seinen Verhältnissen bemessen werden, denn fommen fönne, wenn man die ganzen Härten des Friedens- auf den fünftigen Messen noch mehr zur Geltung kommen wird. für das Kind muß immer die beste Möglichkeit offen ge­bertrages bestehen lasse. Das Blatt tritt dafür ein, daß die Bemerkenswert ist, daß die Ersatware so gut wie völlig Bereinigten Staaten den Friedensvertrag ablehnen und verschwunden und nur dort noch geblieben ist, wo sie einen wirt halten werden. Das ist Kinderrecht. einstimmig erklären, daß der Friedenszustand besteht. Beränderungen in der Berwaltung. Bum Regierungspräsidenten in Stralsund ist Stabtrat sau 3 mann in Stralsund in Aus. ficht genommen. Hausmann ist als freiheitlich gerichteter Rommunalbeamter bekannt.

Im Kreise Franzburg , deffen Landrat vor wenigen Tagen zur Disposition gestellt worden ist, ist ein bekannter pommerscher Mehrheitssozialist als fommissarischer Landrat in Aus­ficht genommen.

lichen Fortschritt bedeutet. Die Leistungsfähigkeit der Industrie Ferner muß, wenn der Vater nicht den Unterhalt_ge­ist durch den immer noch herrschenden Rohstoff- und Kohlen- währen kann, die Unterhaltspflicht auf die väterlichen mangel, weniger durch Arbeiter und 2ohnschwierig- izendenten ausgedehnt werden, Vater, Großvater usw. feiten beeinträchtigt. Ueber die Entwicklung der Preise laffen Es ist nicht ersichtlich vom natürlichen Rechtsstandpunkt aus. fich am ersten Tage noch feine ausreichenden Feststellungen treffen. warum nur die mütterlichen Vorfahren eine Unterhaltspflicht Die rege Teilnahme jedoch gibt eine gewisse Gewähr für die gün­stige Entwicklung des deutschen Wirtschaftsleben der Zukunft.

Smuts Nachfolger Bothas. Smuts hat sich auf Ersuchen bereit erklärt, ein neues Ministerium zu bilden.

haben sollen oder warum der väterliche Großvater fie nur gegen eheliche Enkel haben soll. Die jetzige Beschränkung dient nur dazu, daß erwerbslose Söhne reicher Bäter sich ihrer Unterhaltspflicht mehr oder weniger zu entziehen ver­mögen. Stellt man dann das uneheliche Kind durch eine