Nr.449.36.Jahrg.
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Sozialdemofrat Berlin".
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Mittwoch, den 3. September 1919.
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Heimtransport der Kriegsgefangenen.
die alle von ihr erwartet haben. Vor ihnen wir bor uns eröffnet sich der weite dornenbolle Weg der Arbeit, die die Früchte der Revolution sichern soll.
Die Reichszentralelle für deutsche Krieg 8-1 bolution wirtschaftlich längst nicht die Früchte getragen hat, und Zivilgefangene gibt bekannt, daß der Ab. transport der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen aus englischer Hand in Frankreich nunmehr begonnen hat. Es sind in den letzten drei Tagen täglich tausend Mann übernommen.
Bon heute ab werden boraussichtlich
täglich 3000 Mann
über Köln eintreffen. Die Angehörigen von Kriegsgefangenen, die sich in englischer Hand in Frankreich befinden, tun gut, ihre Paket- und Geldfendungen einzustellen.
Endlich! Neun Monate nach Abschluß des Waffenstill. standes, mehr als awei Monate nach Unterzeichnung des Friedensvertrages durch Deutschland fann uns die amtliche Stelle den Beginn des Abtransportes der Kriegsgefangenen melden. 800 000 Deutsche , die jahrelang in feindlicher Gefangenschaft geichmachtet haben, streben der Heimat zu. Und fie finden ein Band wieder, dessen politischer Aufbau sich von Grund auf geändert hat. th
Da wird mancher schwanken und zweifeln. Wir sind uns deffen klar bewußt, daß die Reaktion fein Mittel der Aufflärung" unverfucht laffen und reiche Geldquellen in Bewegung feßen wird, um ihrer Propaganda wirfjam Nachdrud zu verleihen.
Wir hoffen aber, daß es auch diesem Aufgebot von Züge und Heuchelei nicht gelingen wird, die Heimkehrer zu übergeugen. Sie, die Deutschland verlassen haben, als es noch eine feudale Monarchie war, die die Fessel des Militarismus fahrelang an ihren Gliedern spürten, fie werden eher als alle anderen das Pofitive empfinden, was die Revolution schuf. Und wenn die erste Wiedersehensfreude verrauscht sein wird, werden fie flarere Beurteiler der heutigen Verhältnisse in Deutschland sein, als die Massen, die sich dem blinden Fanatismus links und rechts zugewandt haben. Sie werden die sozialen Errungenschaften der Revolution erkennen und werden den Mißbrauch, den die Sezer der Gegenrevolution von beiden Seiten mit der gewonnenen Freiheit treiben, ablehnen.
Die Kernfrage.
Im Anschluß an seine Aeußerungen über das Berbältnis der deutschen Sozialdemokratie zur Rebolution, die ich bereits besprach, hat Genoffe innig auch die Saltung der Reichsregierung und speziell auch feine eigene Haltung gegenüber den bürgerlichen Parteien begründet. Während ich aber über seine Erklärungen zum Thema„ Sozialdemokratie und Revolution" nur formale Einwendungen zu machen hatte, glaube ich zu dem zweiten Teil seines Briefes an die Königsberger Boltszeitung" fachliche Meinungsverschiedenheiten aum Ausdrud bringen zu müssen.
Die Revolution, sagt Winnig mit vollem Recht, mußte enttäuschen, denn sie mußte entarten, weil eben unter den zerrüttenden Wirkungen des Krieges große Massen des Volkes den moralischen Südhalt verloren batten". Es fei daraus für die Regierung der Bwang entstanden, mit allen denjenigen gemeinsam zu handeln, die der Entartung der Revolution widerstrebten". Die Regierung rief aufzur Verteidigung. Aber wer folgte ihrem Ruf? Bu einem erheblichen Zeile waren es Angehörige der befizenden Klaffen und, soweit sie politisch dachten, der nichtfozialistischen Parteien. Die Arbeiterschaft hielt fich zurüd".
Schon feit Monaten arbeiten die Rechtsparteien daran, die Kriegsgefangenen auf ihre Seite zu ziehen. Sie wissen sehr wohl, daß die Notlage der deutschen Wirtschaft, der bevorftehende Wnter mit einem nie gefannten Kohlenmangel, die Dann werden wir in ihnen tätige Kameraden der Arbeit Unzulänglichkeit der Nahrungsmittelversorgung und biele am neuen Deutschland haben. andere Dinge Beweisgründe find, mit denen man die KriegsDas entspricht leider im großen und ganzen den Tatgefangenen für die Reaktion födern fann. Unter unglaubfachen, obgleich der letzte Satz einer forgfältigen Unterscheilicher Entstellung aller Tatsachen bersuchen fie die Meinung In ber Nacht vom 1. zum 2. September trafen wieder bung bedarf. Er trifft wohl im allgemeinen für die organizu berbreiten, als sei die deutsche Sozialdemokratie den 1000 unverwundete beutsche Striegsgefangene aus fierte, alfo politisch tätige Arbeiterschaft zu, die gerade infolge Kämpfern im Scere in den Rüden gefallen und die deutsche einem englischen Gefangenenlager in Nordfrankreich in ihres geschulten politischen Dentens eine prinzipielle AbRegierung, in der die Mehrheitspartei die Führung hat, babe Köln ein. neigung gegen jede Art militärischen Dienstes empfinden geflissentlich den Rüdtransport der Kriegsgefangenen hintan- Dem Internationalen Romitee bes roten mußte, besonders aber gegen eine berufliche militärische gehalten. In Taufenden von Flugblättern, in diden Büchern Kreuzes in Genf , welches fich feit mehreren Monaten für Tätigkeit, fei fie noch so vorübergehend und liege fie noch so hat man das Gift der Lüge zusammengebraut, um die Seim- die Auslieferung der deutschen und polnischen Gefangenen sehr im Intereffe einer sozialistischen Regierung, im Intereſſe tehrer damit zu übertölpeln. verwandt hat, ist von autorisierter Seite mitgeteilt worden, der eigenen Bartei. Immerhin aber steht es zweifellos feit, Sie werden fommen und sehen, daß aus dem imperia- daß als Folge feiner Bemühungen die polnischen Be- daß die große Maffe der Freiwilligen dem Arbeiterstande anfistischen Deutschland eine freie Demokratie geworden ist, und hörden die Freilassung der deutschen Kriegs- gehört. Das haben nicht allein einzelne Statistiken bewiesen, daß die Revolution die Schranken herkömmlichen Dentens gefangenen in Dombie bei Stratau beschlossen sondern das wird auch indirekt durch den inzwischen rüdgängig niedergeriffen hat. Aber sie werden auch sehen, daß die Ne- haben.
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Der Anschluß Deutschöfterreichs.
gemachten Bontottbeschluß der unabhängigen Groß- Berliner Arbeiterräte bestätigt, der ja total sinnlos gewesen wäre, würden die Angehörigen der Reichswehr nicht Französischer Staatsstreich) in Birkenfeld . Reichsverfassung und Friedensvertrag. zumeist Arbeiter sein. In dieser Tatsache liegt übrigens ein außerordentlich beruhigendes Moment gegenüber mehr oder Absetzung der rechtmäßigen, Einsetzung einer Willtürminder aufrichtigen Alarmrufen über eine gegenrevolutionäre regierung. Nach Mitteilungen der Preffe foll in Paris die Auf- Gefahr. Oldenburg , 2. September. letten Sonnabend hat faffung bestehen, daß die deutsche Reichsverfaffung Aber diese an sich anfechtbare Erklärung Winnigs über der französische Kommandant in Birkenfeld , im Widerspruch mit dem Friebensvertrage die Burückhaltung der Arbeiterschaft geht eigentlich um die Major Battani, den Landesausschus aufgelöst stehe, weil sie einen Anschluß Deutsch österreichs Kernfrage herum, die Frage des Offiziertorps. und die Mitglieder der oldenburgischen Regierung abge an bas Reich erwähne, während Deutschland im Friedensvertrage Diese Frage war eine der schwersten, die die Reichs fest, weil die berufene Vertretung des Landes in Ueberein- bon jebem Gedanken, Deutschösterreich in sich aufzunehmen. ab- regierung zu lösen hatte. Die Schwierigkeit erscheint um so ftimmung mit der oldenburgischen Landesregierung den An- fehe. Falls diese Auffassung tatsächlich bestehen sollte, würde größer, wenn man die außerordentlich bedrängte Lage mit in fchluß Birkenfelds an die preußische Rhein - fie auf einem Mißverständnis beruhen. Ein Widerspruch Betracht sieht, in der sowohl Noste in der gefährlichen proving erstrebt. Es ist in Birkenfeld eine neue rebolu zwischen der neuen Reichsverfassung und dem Friedensvertrage Januarwoche in Berlin , wie auch Winnig in den nicht weniger tionäre Brovinzialregierung" eingefest worden, bestehend aus ist überhaupt nicht möglich, da Art. 178 Abs. 2 der Ber gefährlichen legten Februartagen in Königsberg fich befanden. dem Rechtsanwalt Beller and Zweibrüden, Sekretär Eiffel fassung jeben Widerspruch ausschaltet durch die Daß aber diese Frage nicht auf das glüdlichste gelöst wurde, ans Saargemünd nud Referendar a. D. Hanth aus Birken- Vorschrift: Die Bestimmungen des am 28. Juni 1919 in fann man wohl sagen, auch wenn man alle die schwierigen feld. Das oldenburgische Staatsministerium hat scharfe Ver- Versailles unterzeichneten Friedensvertrags werden durch die Umstände ins Auge faßt. wahrung gegen diese verfassungswidrigen Gewaltmaßregeln ein- Verfassung nicht berührt." Damit ist deutlich gefagt, daß Daß man Offiziere tatsächlich brauchte, wird wohl kein gelegt. die Bestimmungen des Friedensvertrages in voller Geltung bernünftiger Mensch, namentlich nach den bitteren Erfah bleiben, felbst wenn sie mit Vorschriften der später erlassenen rungen der ersten zwei Revolutionsmonate, bestreiten. Das Reichsverfassung nicht im Einklang stehen sollten. Ueberbies tragikomische Schauspiel, das uns z. B. die Berliner Re hat sich Deutschland im Friedensvertrage nicht ber- publikanische Soldatenwehr bot, die fich an Eich gn den Streifen der preußischen Staatsbeamten Herricht noch pflichtet, von jedem Gedanken der Bereini- born gegen das Versprechen von einer Mart täglicher Zulage blelfach Untlarbeit über den Stand der Frage etuer einmaligen gung mit Deuticösterreich abzusehen. Biel - verkaufte und deren Neutralität" man sich hinterher für eine Belmaffungsbeibitfe, die, wie bereits mitgeteilt, in Söbe mehr hat Deutschland in Art. 80 des Friedensvertrags aner weitere Mart fichern konnte, das unheimliche Schreckensvon 600 m. ir Lebige, 1000 92. für tinderlos Berheiratete und fannt, daß die Unabhängigkeit Defterreichs unabänderlich ist; regiment, das die Königsberger Matrosenwehr" 200 M. für jedes zu berüidfichtigende sind geplant ist. Die es sei denn, daß der Rat des Völkerbundes einer Abänderung allzu lange ausüben durfte, und ähnliche Beispiele zeigen zur Reichsfinanzverwaltung war, ba bie Nationalberfammlung noch zustimmt". Genüge, daß ohne Offiziere nicht auszukommen tagte, in der Lage, fofort die Zustimmung des Haus baltsausichuifes zu diefer Hilfsmaßnahme einzuholen, und Sier aber entstand für die Regierung eine neue mbie Mitte bes Septembers erfolgen tönnen. Für die preußi Laut Melbung des Wiener Tel.- Gorr, Bureaus überreichte der früheren deutschen Heeres, vermöge der bisherigen Beförde fen Beamten wird sich die Zahlung anfließen, fobald die Zustimmung der Landesversammlung vorliegt. Generalsekretär der Friedenskonferens, Duta fta, dem Staats- rungsmöglichkeiten und bedingungen bildeten republiDie Boltsvertretung wird sich unmittelbar nach ihrem für Mitte fanaler Dr. Renner im Auftrage der Rommiffion die Antwort tanish gesinnte Offiziere eine derart schwache September in Aussicht genommenen gufammentreten mit einer der Friebenstonferens Dutasta teilbe mit, baß die Minderheit, daß selbst wenn man sie alle hätte heranziehen entipi emenden Vorlage der Breußischen Staateregierung zu befaffen Mächte zur Beantwortung eines an fönnen, der Bedarf bei weitem nicht gedect worden wäre. haben. grintonfünf Zagen Daß man alio auch die anderen aufnehmen mußte, kann auf keinen Fall der Regierung zur Last fallen.
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Beihilfe an die Staatsbeamten.
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ess wird baber die Auszahlung an die Reichsbeamten voraussichtlich Leberreichung der Antwort an Oesterreichwierigteit. Vermöge des ganzen Aufbaues des
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in Aussicht nähmen, und erfuchte den Rangler, fidh an biefer Brift Ebert und Noste in Leipzig . Reichspräfibent Ebert und Reichsstellung zu äußern. Der Rangler erklärte, daß die Schwierigkeit ber rehrminifter Roste find beut: vormittag zum Besuch der Leipziger Berbinbung und die große Entfernung und vor allem bie parlamen Messe im Sonderzug von Dresden hier eingetroffen, während Reichstarischen Verhandlungen die Einhaltung dieser Frist unmögli wirtschaftsminister Schmidt bereits seit gestern in Leipzig weilte. Gin in Berlin furfterendes Gerücht von einem in Leipzig erfolgten erscheinen laffen. Der Kangler werde sich genötigt sehen, von Wien Attentat auf Ebert und Rosie ist, wie wir erfahren, voll aus je nach dem Berlauf der Dinge wegen einer 8 ritverlänge tommen unbegründet rung vorstellig zu werden,
In Deutschösterreich 8. B. lagen die Voraussetzungen bei der Bildung der Volkswehr ganz anders. Im früheren?. u. t. Seer entschied für die Beförderung zum Referbeoffizier allein ein gewiffer Bildungsgrad, während Standes- und Konfessionstücfichten gar feine Rolle dabei spielten. Als nun dort die Revolution ausbrach, war der größte Teil dieser bestand