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Kampfziele der tschechischen Sozial- üemokratie. Der Parteitag der deutschen sozialdemo- kratischen Arbeiterpartei in der Tschecho- Slowakei faßte eine Entschließung, sie wolle innerhalb des ihr aufgezwungenen staat- ! i ch e n R a h m e n s für die Erfüllung folgender Forderungen kämpfen: Auflösung der Allianz mit dem Entente-Jmpe- rialismuS, keine Bündnisse, keine Militär- konventionen, die Pflege wirtschaftlicher Beziehungen zu allen Staaten und selbstveritänd- lich auch zu Deutschland und Deutsch -Ocsterrcich, ferner für die Abschaffung des Militarismus und dessen Ersetzung durch eine demokratische Miliz, die Einteilung des Staatsgebietes in territorial abgegrenzte Bezirke, die sich durch freigewählte Körperschaften selbst regieren, und endlich die Aufhebung jeder nationalen Fremd- Herrschaft im Schulwesen und in der nationalen Kultur der völkischen Minderheiten.Die deutsche Arbeiter- Partei in der Tschecho-Slowakei, " so heißt es in der Ent- schließung.wird den Kampf für die Erfüllung dieser Forde- rungen in eng st er Gemeinschaft mit dem Prole- tariat aller anderen Nationen führen. Sic ladet zu gemeinsamem Kampf die slowakischen, polnischen. magyarischen und ruthenischen Proletarier ein und setzt ihre Hoffnung auf die Wiederherstellung der alten Kampfgemein- schaft mit dem tschechischen Proletariat."

Schwierigkeiten in der ungarischen Kabinettsbildung. Da» Ung. Preß-Bureau meldet: Der B»rsuch des Handels- Ministers Heinrich, ein Kabinett zu bilden, in welchem alle Parteien, auch die Sozialdemokraten, vertreten gewesen wären, ist insbesondere wegen der Forderungen der Lovaici scheu Unab- hängrgkertSpartei endgültig gescheitert. In einer in der christlichen Nalionalpartei gehaltenen Red« erllärte der Minister» Präsident Friedrich, die Ereignisse der jüngsten Tage hätten die politische Lage in Ungarn endlich geklärt. Das Ergebnis der Wahlen, welche die Regierung noch im September durchzuführen gedenke, würde ruhig abgewartet werden.

Eisenbahnerftreik in Deutschö'fterreich? Wie da«.Reue Wiener Abendblatt" erfährt, beabsichtigen die österreichische» Eisenbahner in den Ausstand zu treten, falls die neuerdings auigestelllen wirtschaftlichen Forderungen nicht von den Gesellschaften bewilligt werden. Die Regierung hat das Vcrkehrsministerium angewiesen, mit den Eisenbahnern zu verhandeln. Diese Verhandlungen wurden heute nachmittag begonnen, über das Ergebnis liegen noch keine Mitteilungen vor. Man hofft, daß ein« Einigung zustande kommt oder daß doch wenigstens der für heute abend angedrohte Streik verschoben wird, bis sich durch weitere Verhandlungen eine Regelung ermöglichen läßt.

Mitbestimmungsrecht ber Arbeiter in Amerika . Der Sonderkorrespondent de»Nieuwe Tourant" meldet aus New Nork. daß der Arbeiterverband seine Mitglieder in einer Kundgebung wwrnt, vor sechs Monaten einen Streik zu be- ginnen. Diese Frist hat Wilson für die Senkung der Lebens- rnsttslpreise und für die Erhöhung der Erzeugung gefordert. Prä- sident Wilson hat erkannt, daß in der Industrie nicht mehr die alten Zustände herrschen, und daß die Arbeiter sich nicht zufrieden- geben werden, bevor sie nicht das Mitbestimmungsrecht bei finanziellen Fragen in der Industrie erhalten. Von der von ihm vorgeschlagenen Einigungskonferenz der Arbeit- geber und-nehmer erhofft er viel.

die Erklärung öer Entgleisung. Vom Thefredakteur der»Berliner Illustrierten Zeitung", Herin Kurt Kor ff, erhalten wir folgende Zulckmft: »Nach der Rückkehr von meinem Urlaub lese ich denOffenen Brief " an die»Berliner Jllustrierie Zeitung", den Sie im»Vor» wäriS" vom 30. August veröffentlichen. Als langjähriger Chef- redakteur der»Berliner Jllustrirten Zeitung' gestatte icki mir, Ihnen initzuteilen, daß mir das Badebild Ebert-NoSke am 10. Juli au» Scharbeutz eingereicht wurde, und i-b es am 21. Juli schriftlich ablehnte. Während ich auf Urlaub war, ist infolge eines be- dauerlichen Irrtums in Unkenntnis der durch mich bereit» erfolgten Ablehnung das Bild dennoch veröffentlickit worden. So sehr ich mit dem Einsender den Fehler bedaure, so wenig glaube ich allerding«, daß die von dem Verfasser de« offenen Briefe« befürwortete Sozialifierung der Presse da« Begeben von Fehlern in Abwesenheit des Chefredakteurs eines Blattes für die Zukunft zu verhindern vermag." Seüanfeier öeutschnationaler prügelhelüen. vor dem mit Eichenkränzen und schwarz-weiß-roten Schlsisen gezierton Bismarckdenkmal am Königsplatz in Berlin versammelten sich am 2. September einige hundert Schulkinder, sowie ein paar alt« Herren und Damen, um den Tag von Sedan zu feiern. Einige Schüler hatten schivarz-weiß-rote Fahne» mitgebracht, in ihrem Schatten stand der Redner und erklärte den lieben deutschen Frauen, Männern und Schülern, daß vor<v Jahren der eiserne Kanzler den Grund zum neuen Deutschland gelegt hatte. Man würde sich niemals das Bild dieses Mannes auS dem Herzen reißen lassen. Feierlichst wurde natürlich da« Gelübde gegen Volk und Kaiser erneuert und die Hoffnung ausgesprochen, daß in einem Jahre Deutschland anders anSfeh:» würde. Den Machthabern säße näm- lich schon die schlotternde Angst vor der Gegenrevolution in den Knochen und ihre Stunden seien gezählt. Di« Deutschnationalen würden das Deutschland der Ordnung, Zucht und Sitte wieder auf- richten. Deutschland , Deutschland üb:r alles wurde gesungen uno hinter jedem Vers ein Kaiserhoch ausgebracht. Die Sehnsucht nach Wilhelm machte sich wohl ein dntzendmal m verzweifelten Rufen Luft. AIS ein überschwenglicher Gymnasiast die Versammlung auf- forderte, Heil Dir im Iiegerkranz zu singen, rief ihm jemand zu: Jetzt nickt. Siege feiern wir später! Aber die Herren tonnten schon in derselben Stunde einen großen Sieg feiern. Denn während man Zucht, Ordnung unv Sitte verlangte und über die Verrohung der Volksseele durch die Revolution schimpft«, verprügelt«, zirka ei» Dutzend treudeutscher Männer einen jungen Mann, der sich angesichts des deutsch-natio- nalen Theater» zu einer Bemerkung hinreißen ließ, dermaßen, daß abgebrochene Spazierstöcke das Schlachtfeld bedeckten. Nach diesem Siege hatten die Deutschnationalen also alle Veranlassung, ihr: »Heil Dir i« Siegerkranz" loszulassen.

Der Münchener Hei München, 2. September. B. S. Die Vernehmung des Hauptangeklagten Fritz Seidel wird fortgesetzt. Wie der Borsitzende in der sehr langwierigen Ver- nehmung des Angeklagten feststellt, ist Seidel, der aus Chemnitz stammt, dort als Sohn eines Brauereiarbeiters aufgewachsen und siedelte 1913 nach Trieft über, wo er bis November 1914 bei einer Reederei tätig war. Als irrfolge der Minensperre der Hafen von Trieft verödete, ging Seidel nach München und wurde hier nach kurzem Schalterdienst bei der Post Schreiber in den dortigen Ar- tilleriewerkstätten. Hier fälschte er jedoch seine Lohn- z e t t e l und kam dann in der Pulverfabrik Dachau unter. Der Angeklagte selbst genoß in Dachau eine Vertrauensstellung. Er er- hielt sogar eine Dienstwohnung, war aber unbeliebt bei seinen Kol- legen, weil er als Denunziant galt, der bei jeder Gelegenheit die anderen bei den Bovgesetzten an- schwärzte. An der Revolution im November will er nicht teil- genommen haben. Bei einer allgemeinen Arbciterversammlung der Dachauer Werke erweckte er durch Zwischenrufe den Eindruck, als wenn er Mitglied der Katholischen Volkspartei sei. (Heiterkeit im Zuhörerraum.) Im Februar 1919 überraschte eS feine Kollegen daher umsomehr. als Seidel plötzlich«ine Hetze- rifche Agitation für den Spartakusbund entfaltete. In einer allgemeinen Arbeiterversammlung Mitte Februar 1919 wurde dann der Antrag gestellt, Seidel aus den Betrieben zu entfernen. Er nahm damals selbst das Wort zu seiner Bcrteidigung, und schließlich wurde von der Arbeiterschaft einstimmig der Antrag angenommen, ihm jede politische Betätigung innerhalb des Betriebs zu verbieten, da man für den Betrieb, in dem 399 999 Kilo Pulver lagerten, bei weiterer Hetze starke Befürchtungen hatte. Wie recht die Arbeiterschaft mit ihrem Beschluß hatte, erwies sich später, denn am 11. April erschien Seidel mit vier Rotgardisten in der Pulverfabrik und verlangte Munition, indem er hinzu- fügte, daß ihm aus den Büchern der Fabrik bekannt sei, daß 1414 Millionen Schuß Jnfanteriemunition dort lagerten. Der Fabrikleiter erklärte ihm darauf, wie der Vorsitzende feststellte: »für einen Bruder in ordgeben wir unser Material nicht her". Seidel zog es dann vor, ohne die Munition wieder abzufahren. Zur Zeit der Märzwirren in München bat sich dann der Angeklagt«, wie der Borsitzende weiter feststellte, Urlaub geben lassen, angeblich wegen einer Nervenerkrankung. Vorsitzender:Sie blieben aber in München ?" Angeklagter:Jawohl." Vorsitzen­der:Sie haben Ihren Urlaub im Interesse des Spartakusbundes verbracht. Sie haben auch, wie Ihre Frau erzählt, ein sehr hübsches Gehalt bezogen." Angeklagter:Die versteht ja nichts davon." Vor­sitzender:Nein, wir haben auch nur die Quittungen hier. (Heiterkeit.) Sie heiben dann zahlreiche Spritzfahrten in einem Ihnen ständig zu? Verfügung stehenden Auto unternommen. Sie baben auch Hnnssuchunacn und Festnahmen getätigt. Bei der Ver- Haftung des Fürsten Thurn und TatiS waren Sie persönlich im Park-Hotel" Angeklagter:Ja, ich bandelte aber stets im Auf- trage meiner Vorgesetzten." Vorsitzender:Wer waren denn Ihre Vorgesetzten," Angeklagter Seidel:Der Jglhofer und das Revolntionstribunal." Vorsitzender:Was waren Sie denn eigentlich im Luitvold-Ghmnassum?" Seidel:Der politische Vorgesetzte." Vorsitzender:So, was heißt das?" Angeklagter: Ich hatte die Genossen politisch aufzuklären, weiter nichts." Vorsitzender:Wie kommt es dann, baß Sie einmal eine Fuhre Wein von 5 Hektolitern, die am Gymnasium vorübergefahren wurde, einfach requirierten? War das auch eine politische Handlung? Sie haben auch einem türkischen Staatsuntertanen aus Konstanti- nopel. einem Herrn Reiser, im Park-Hotel einen Besuch abgestattet und haben neben einigen Lebensmitteln auch sechs silberne Rasierapparate mitgehen heißen. War daS anck eine Beschlagnabme auS politischen Gründen?" Der Angeklagte schweigt. Der Vorsitzende erörtert dann weiter die Zu- stände bei der Soldateska des Gymnasiums und stellt fest, daß der Angeklagte ei» wahres Schreckensreziment ausübte. Der Braut des als Geisel verhaftet gewesenen Oberleutnants Truih habe er er- klärt, ihr Bräutigam werde auck erschossen werden. Und als sie sich verwahrte, daß er sie so erregt anbrüllte, habe er ihr gedroht, er würde sie. wenn sie nicht ruhig sei, in den Keller zu den anderen Geiseln dringen lassen. Den Eiseichahnsckretär Daumenlang, der seine Unschuld beteuerte, drohte er mit sofortigem Erschießen. Als die Gräfin Westarp ihm Einwendungen machen wollt«, ging er mit vorgehastenem Revolver auf sie zu und sagte:Halten Sie Ihr Maul, sonst schieße ich Sic sofort nieder." Der Vorsitzende stellt dann weiter fest, daß ein Soldat, der sich weigerte, dem Angeklagten Seidel daS Zimmer zu reinigen, von dem politischen Kam- Mandanten eine Ohrfeige erhielt.(Heiterkeit.) Der Ange- klagte bestreitet das. Sehr eingehend gestaltete sich daS Verhör dann über die einzelnen Verhaftungen der Geiseln. Das Keller- loch, in dem die Geiseln untergebracht waren, wird in einer Zeich­nung dem Gericht vorgeführt. Es war ein niedriger, finsterer

proüuktionsftenosienscbasten im Drarnu kohlenbergbau. Montag abend hielt Hauptmann Schmude einen Bortrag über seine Erfahrungen als Führer einer Arbeits- und Sied- lungsgemeinschaftN e u d e u t s ch l a n d" im norddeut- schen Kohlengebiet. Mit einem Trupp Magdeburger entlassener HeereSangehöriger sei er inS norddeutsche Braunkohlenrevier ge- zogen und habe mit seinen Leuten mit der Picke in der Hand ge- arbeitet. Von der alten Belegschaft sei er mlt größtem Mißtrauen aufgenommen worden. In einer Volksversammlung habe er seine Ziele klargelegt und Verständnis dafür erweckt. Durch die prak- tische Arbeit habe er sich das Vertrauen der Avieiter gewonnen, die sich ihm in Massen anschlössen. Er habe den Verein Siedlungs- und ArbeitsgemeinschaftNeudeutschland " gegründet, dem etwa 899 Berg- und Landarbeiter in zehr Ortsgruppen angehören. Geschlossen sei er von den Arbeitern zum Vorsitzenden gewählt worden, obwohl sie wußten, daß er noch aktiver Offizier sei. Auch Spartakisten und Unabhängige seien unter seinen Leuten. Die Vereinigung hat da? Ziel, die Hand, und Geistesarbeiter zu gegenseitiger Hilfe zum Hand-in-.Hand-arbeiten im Aufbau zu ver- einigen. Sie vertritt keinerlei politische Richtung, nur Wirtschaft- lich kämpfen und aufbauen will sie. Die Trupp? der Vereinigung wohnen vorläufig in Baracken. Neben ihrer Schicht arbeiten sie 2 bis 4 Stunden an dem Bau ihrer Häuser, soweit eS ihnen als Nichtfachleut« möglich ist. Die Baukosten trägt zur Hälfte das Reich, zu ein Viertel der Bundesstaat, das letzte Viertel soll eigent- lich die Gemeinde hergeben. Da dieS aber in den meisten Fällen nicht tuöglich sein wird, so soll dieses letzte Viertel durch die Mit- arbeit de: Siedler gespart Werdern Es sollen eigene Ziege» I e i e n errichtet werden, deren Betrieb durch Kohlen bewerkstelligt werden wird, die in Sonderschichten gefördert werden. Alle Berg- arbeiter haben sich gern dazu bereiterklärt. Die Braunsckweigische Regierung hat der Vereinigung von zwei Domänen etwa 360 Mor- gen Land zur Verfügung gestellt. Vor der Arbeitsfreudigkeit müsse zunächst die Arbeits- h i gke! t gefördert werden. Dazu gehört genügende E r n ä h- r u n g. Diese müssen sich die Siedler selbst verschaffen können auf ihrem eigenen Lande. Dadurch wind den Grundbesitzern die Mög-

fdmorö vor Hericht. Raum von nur 2 Meter Höhe, 4 Meter Breite und 4 Meter Länge. Der Vorsitzende bezeichnet dies als einen Raum, wie er nicht einmal Galeerensträflingen zugemutet würde. Dazu war der Fußboden mit Schmutz und stin» keuden Lumpen bedeckt. Der Raum war ohne Licht, die Wände trieften von Feuchtigkeit. Tie Posten hatten Befehl, niemand austreten zu lassen und die Geiseln sofort niederzu- machen, wenn die Regierungstruppen sich anschicken sollten, aus München zu marschieren. Der Angeklagte Seidel bestreitet, daß er an diesen Anordnungen Schuld gehabt habe und schiebt alles aus den Selbstmörder Hausmann ab. Von den erhaltenen 89 999 Mark für Löhnung hatte der Angeklagte nur 26 999 Mark ausgezahlt. Heber den Rest ist von Seidel keine Aufklärung zu erlangen. Von feiten der Gesamtverteidigung wird von Rechtsanwalt Löwe.n- 'eld eine längere Erklärung abgegeben, wonach der Vor- sitzende bei der verantwortlichen Vernehmung Seidel? nur die Mo- menie berücksichtigt habe, welche nach seiner Meinung gegen Seidel sprachen, nicht aber auch die Erklärungen Seidels gewürdigt und hervorgehoben, soweit seine Angaben von Zeugen und Mitange- klagten unterstützt wurden. Es wird in die Vernehmung des zweiten Hauptange- klagten Schicklhofer eingetreten. Der Angeklagte gibt Aus- kunft über seine verschiedenen Krankheiten, die ihn während der Kriegszeit ins Lazarett und später zu seiner dauernden Bcur- laubung führten. Ueber seine Aufgaben im Luitpold-Gymnafium gibt er an, daß er gewissermaßen Flurunteroffizier gewesen sei. Dann sei ihm infolge seiner Tüchtigkeit die Aufficht über die Wachen und schließlich das Oberkommando über die ganze Mannschaft auf deren eigene Wahl übertragen worden. Er sei so dienstlich gewesen, wie er nur gekonnt habe.Wenn ich gut bezahlt werde," erzählte Schicklhofer,dann arbeite ick auch." Er fügt mit einer gewissen Erregung hinzu:In dem Gymnasium waren auch eine ganze Menge Leute, die aber nicht arbeiten wollten...." Vor­sitzender:Sondern?" Angeklagter: Plündern und stehlen wollten." Schicklhofer verwahrt sich dann gegen die Unterstellung, daß er irgendwie eigenmächtig vorgegangen sei, und bestreitet auch, daß er irgend welche Befehl« zur Hinrichtung der Geiseln gegeben habe. Er habe sogar dafür gesorgt, daß einzelne Geiseln, darunter ein Regierungsdirektor, der die Ausbezahlung von StaatSgeldern an die Rote Armee verweigert hatte, ferner ein Rechtsanwalt und seine Frau sowie deren dreijähriges Kind, gegen daS ausdrücklich ein Haftbefehl evgangen war, wieder heimgeschickt wurden. Im Anschluß an die Vernehmung gibt der Sachverständige, Professor Dr. Merkel, sein Gutachten über Schicklhofer ab, den er als geistig minderwertig bezeichnet, der aber doch für sein Tun voll verantwortlich sei. Sckicklhofer sei ein Alko­holiker und habe sämtliche Geschlechtskrankheiten, die es überhaupt gibt', mehrmals durchgemacht. Der dritte Angeklagte Huber wurde ans dem Militärverhält. nis wegen krankhafter seelischer Veranlagung ent- lassen. Er war dreimal wegen Widorstandes und Fahnenflucht auf der Festung. Ueber die Erschießung der Geiseln erklärt er, daß Hausmann das Kommando zum Feuern abgegeben habe. Bei der Erschießung seien meist Frontsoldaten verwendet worden. Well habe die Namen aufgeschrieben und nach jeder Er- schießung ein rotes Kreuz gemacht. Unter den Schützen waren auch ein Matrose und zwei bis drei Russen. Als der Vorfitzende ihm vor- wirst, er habe der Gräfin Westarft, als sie an ihm vorbei zur Nicht- stätte geführt wurde, einen Tritt in den Unterleib versetzt, bestreitet er dies. Dann wird Professor Dr. Merkel über die an den zehn Geiselleichen festgestellten Wunden eingehend vernommen. Er führt aus, daß die Leichen durchschnittlich vier bis sieben Schüsse auswiesen und erklärt dies damit, daß. man auf die Sterbenden«nd Toten nochmals geschossen habe. Deik« lind Reuhaus als Kriegsbeschädigte wiesen an ihrem Körper eine Menge alter Narben auf. ein Zeichen, daß sie sich im Kriege durch Tavserkeit ausgezeichnet hatten. Der Gräfin Westarp war das halbe Gesicht weggerissen und das Taschentuch, das sie in ihrer Todesnot vor das Gesicht gehalten hatte, ganz durchlöchert. Eine Vergewaltigung konnte nicht festpest-'llt werden. Der nächste Angeklagte. Schreiner Kick, erklärt, daß er das Treiben im Gvmnafium längst satt gebabt habe und zur Zeit de? Geiselmorde? fort wollte. Er mußte jedoch zugeben, daß er den Zettel mit dem Todesurteil ins Gymnasium getrauen und dabei unterwegs gelesen hatte, also wußte, um was eS sich handelte. Der Anaeffagte Riedel ist der erste, der erklärt:Ja, ich habe mitgesKossen!" Er beschuldiat in schwerster Weise den Ange- klagten Schicklhofer. der die Unterschriften für die Todesurteile in einem fanatischen Blutrausch zusammenholte und die einzelnen Soldaten auf den Hof hinausriß. um m ö a l i ch st viel Schützen zusammen»nbekommew Damit werden die Verhandlungen auf Mittwoch früh vertagt.

Nchkeit genommen, die Pachtschraube nach Belieben anzuziehen. Da die Siedler zunächst von ihren Familien getrennt leben müssen, er- halten sie die sogenannt« produktive Arbeitslosenunter. stütz ung von 3.90 M. pro Tag. 1,50 M. für die Frau und 1 M. für jedes Kind. Da» Hand-än-Hand-arbfiten der Kopf- und Hand- arbeiter korrigiert die einseitigen Anschauungen der ersteren. Diese müssen sich auf den rein menschlichen Standpunkt umstellen und den Standesdünkel ablegen. Gelingt«S ihnen, die Arbeiter zu wirk- lichen positiven Zielen zu führen, dann folgen dies« gern. Bei der Auflösung der bestehenden Truppenverbände müßten bestimmt« Gruppen von Facharbeitern zusammengestellt und ihnen entsprechende Arbeit beim Siedlungsbau zugewiesen werden. Dadurch würde, die Produktim, gefördert. Dreimal habe ein Streik in dem Gebiet NewdeutschlandS" auszubrechen gedroht, sei aber jedesmal durch vernünftiges Zureden verhindert worden. Das dürfe nicht zu dem Schluß führen, daßReudeutschland" eine Streikbrecherorganisation sei. Ganz im G-g-nteil werde es bei Streiks, in denen es um wirklich wichtige Dinge geht, mit den Streikenden mittun. Die Klassengegensätze müßten bei gemeinsamer Arbeit fallen; der Auf- stieg auS den Niederungen des Leben? hängt nicht vom Gold der Erde, sondern vom Gold des Herzens ab.

Die einzelnen Industrie,, auf der Leipziger Messe. Die Hmrpt- zweige der Messe sind mit folgenden Firmenzahlcn beteiligt: Pa» v i c r i n d u st r i e 725, Technische Messe über 1999. Bau messe 539, Metallwaren über 609, S p i e l w a r«n über 490, B u» reaubedarf 299. Nahrungsmittel 899, Schub und Leder 266, Edelmetall uird Schmuck 99. Keramik und Glas sind, wie immer, in großer Zahl vertreten. Die Sühne für den Fall Manheim . Die von der französischen Regierung als Buße für die Ermerdung Sc» Sergeanten Manheim geforde rfe Summ« von einer Million Mark in Gold, bestimmt für Zwecke d:S Roten Kreuzes, ist von der deutschen Re- gterung an Frankreich ausgezahlt worden. Die Regierung hat die Zahlung' unter Protest geleiftet. nachdem ihr das Gell» von pri» Vater Seite zur Verfügung gestellt worden war. Deutsche Schiffe für den Völkerbund. Aus Batavta wird ge- meldet: Zwei deutsche Schiffe, die im Hafen von Amboine lagen, wurden den Vertretern de» Völkerbundes über- geben. An Bord der Schiffe wurde die Völlerbundflagge gehißt.