Nr. 449 36. Jahrgang
Groß- Berlin
Beilage des Vorwärts
Mittwoch, 3. September 1919
fi vom Staatssekretär für das Wohnungswesen die Ermächtigung Neuen Ansbacher, der Leifing, der Fürther und der Hauv: straße in geben lassen, die Sommerwohnungen von Perionen, die bis zum Schöneberg ausgeboben, sich aber nicht darauf beschränkt, die Borjahre ihren steuerlichen Wohnfig nicht in Heiligenfee hatten und Räume zu schließen, Spielgelder und Geräte zu beschlagnahmen, anderweit eine fständige Wohnung unterhalten, zur Unterfondern die Klubinhaber gleich in Haft gelegt. Auch die Spieler Die Juristische Sprechstunde findet heute von 3-5 Uhr statt. befchlagnahmen. Auf diese Weise ist eine große Reihe von woh- wogen, fie in Schuzhaft zu nehmen, und sie müssen nun darauf bringung wohnungsnotleibender Einwohner zu werden fünftig nicht mehr so glimpflich wegkommen. Es wird era Die Freie Bolksbühne. nungen beschafft worden und weitere Sommerwohnungen sollen gefaßt sein, daß sie gleich aus dem Spielsaal heraus in die Haft geräumt werden. Ferner ist auch in Seiligensee jeder Sausbefizer abgeführt werden. verpflichtet worden, eine frei werdende Wohnung, auch von NichtSommergäften, der Gemeinde zu melden und zur Verfügung zu stellen.
Neue Reisebeschränkungen in Sicht?
Doch werden 8 wangsmaßregeln feitens der Eisenbahnverwaltung bei weiterer Zunahme ber Bahl ber Reifenden für un ausbleiblich gehalten. Schon jetzt mußte auf einzelnen Bahnhöfen zur zwangsweisen Einschränkung des Reisevertebrs gefchritten werden, zu früherem Schluß ber Fabriartenausgaben, abiperrung der Bahnsteige durch Militär bei Ueberfüllung des Zuges usw.
Die Obst- und Gemüsehändler gegen die Zwangswirtschaft.
Der alte Verein Freie Boltsbühne hielt im Gewert schaftshause feine Generalversammlung ab. Den Abend leitete wieder ein interessanter Bortrag von Dr. Paul Landau über Theater und Revolution ein, der an zahlreichen BeiIn seiner gestrigen Tagung in Berlin trat der Verband beuticher Obst, Gemüse und Südfrüchte Großspielen die mannigfachen Wechselbeziehungen zwischen der Bühnenhändler für den Abbau der 8 wangswirtschaft ein. luft und den Bewegungen des politischen Lebens veranschaulichte. Die Vertebrelage auf den deutschen Eisenbahnen bat fich gegen Ge wurde lage darüber geführt. daß, obwohl der Handel mit Im Geschäftsbericht konnte der Borfizende Conrad Schmidt die legten Wochen noch nicht geändert. Der allgemeine Koblen Serbstobst freigegeben sei, Bayern , Württemberg und Baden die fonstatieren, daß die auf Antrag des Borstandes infolge der allges mangel macht sich nach wie vor sehr fühlbar Es ist noch nicht Ausfuhr nach anderen Teilen des Reichs verhinderten. Ein meinen Verteuerung von der lebten Generalversammlung ange abzufehen, wann eine Besserung in der Koblenversorgung der württembergischer Vertreter erflärte, Württemberg wolle feine nommene Erhöhung der Monatsbeiträge auf 2 M. für die Abend Eisenbahnen eintreten könnte. Wahricheinlich werden die bisher Aepfel für sich haben, weil es wegen des schlechten Beres und 1,50 M. für die Nachmittagsveranstaltungen den 3ust rom getroffenen Einschränkungen des Zugverkehre noch nicht ausreichen. auf den Apfelmost nicht verzichten tönne. Die Marme neuer Mitglieber in teiner Weise vermindert habe. Der Bohl oder übel werben weitere Einschränkungen lade fönne in diesem Jahre nur mit Hilfe ausländischen Suckers Undrang übertraf alle Erwartungen. Die Mitgliederzahl des in ben Fabi plänen vorgenommen werden müffen. Infolge hergestellt werden. Es wurde eine Entschließung angenommen, die Kartellverbandes der alten und der neuen freien Boltsbühne hat ber bisherigen Bugausfälle find die noch im Ber unter Aufhebung der Zwangswirtschaft im allgemeinen die völlige fich von 75 000 auf 102 000 für das neue Spieljahr erhöht, tehr verbliebenen Schnellzüge sehr start überfüllt. Die Un Freigabe der Einfuhr aus dem Auslande fowie die Bewegungsund wäre noch größer gewesen, wenn man mehr Raum hätte bequemlichkeiten, benen die Reisenden unterwegs ausgefest freiheit für alle Bodenfrüchte innerhalb des Reiches fordert. schaffen tönnen. Er wies auf die im Spielplan angekündigten find, haben fich damit bedeutend vermehrt. 8war wird nicht damit ersten Aufführungen, auf die fünstlerischen Sonntagsvormittagsgerechnet, baß der Reifeerlaubnisichein wieder eingeführt wird. tonzerte im Theatersaale, die Vortragsserien, die Dr. Adolf Behne über den modernen Expressionismus, Dr. Artur Fischel über die szenische Ausstattung des Bühnenwerks und Dr. Deri über die deutsche Malerei im 19. Jahrhundert u. a. im Saal des Kunst gewerbemuseums halten werden, wie auf die angekündigten Leseabende hin, in denen u. a. zwei der bekanntesten neueren Autoren, Bech und Leonhardt, aus eigenen Werken rezitieren. Der Vortrag, ben das Ausschußmitglied Dr. Nestriepte in der lebten Gene ralversammlung hielt, und dem diese in einer Resolution zu stimmte, ist in einem Sonderabdruck erschienen und mit einer im Auftrage des Kartells gleichfalls von Restriepte verfaßten Dentschrift gegen die Ausdehnung der geplanten Vergnügungssteuer auf die Freien Volksbühnen an die Nationalversammlung gefandt. Gin Rassenbericht kann, da das Quartal noch nicht abgeTaufen, erst in der nächsten Bersammlung erstattet werden. Der Kassierer Herr Wintler ergänzte ben allgemeinen Situations. bericht in verschiedenen Beziehungen. Bei den Wahlen wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder: Conrad Schmidt, Kurt Baate, die bisherigen Vorstandsmitglieder: Conrad Schmidt, Kurt Baate, Julius Kalisti und Grube wiedergewählt; ebenso die Ausschußmitglieder Dr. Bloch, Dr. Diederich, Dr. Neftriepte, Marcuffon, Stübinger( Ordnerobmann), au benen Gewerkschaftssekretär Lint neu hinzu kommt. Berwaltungsobleute sind, wie bisher, die Herren Wagner, Schnaafe, Boehme, Wolf, Czerny; Nevisoren bie Herren Königs, Jonas Gutschmidt. In der Ordnerlifte wurden die von den Ordnern zur Ergänzung vorgeschlagenen neuen Sträfte bestätigt.
Wohnungemangel und Kriegsgesellschaften. Die Berliner Deputation für das Wohnungsweien gibt befannt, daß alle bisher von Striegsgesellschaften benugten Wohnungen and Räume binnen drei Tagen nach der Kündigung oder nach der Feststellung ihres Freiwerbens zu einem bestimmten Termin bem Wohnungsamt durch den Verfügungsberechtigten zu melden find. Diefer darf über die Räume erst verfügen, nachdem der Magiftrat erflärt hat, daß er einem Wohnungsuchenden die Räume nicht zu weifen will, oder wenn binnen einer Woche nach erfolgter Anzeige der Magistrat fich nicht erklärt hat.
Man wartet alfo, bis die Striegsgefellichaften freiwillig die Räume aufgeben und will fie erst bann für Wohnungfudende nötigenfalls beschlagnahmen. Wann endlich wird man uns au melden haben, daß Kriegsgesellschaften gezwungen worden find, ihre Bureaus aus Wohnhäufern in leere Safernen oder zurzeit unbenuste Fabriten au berlegen?
Sommerwohnungen als Notftandsquartiere. Nachdem die Gemeinde Grünau bazu geschritten ist, aur Ber bebung der Wohnungsnot die Wohnungen der Junggesellen und alleinstehenden Berionen zu beschlagnahmen und fie den wohnung fuchenden Familien zur Verfügung zu stellen, beabsichtigen andere Gemeinden in der Umgebung Berlins , in die Wohnungen der Sommergäfte Zivileinquartierung zu legen und die fonst so begehrten Sommergäfte auszuquartieren oder folche Sommerwohnungen ganz räumen zu laffen. Es gibt eine Reihe von ländlichen Borprten, in denen febr zahlreiche Wohnungen vorhanden sind, die nur im Sommer von Gästen aus der Stadt benutzt werden. Die Gemeinde Heiligensee , zu der Sommervororte und Siedlungen, wie Konradshöhe , Zegelort und Jörsfelbe geboren, hat
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001
Falschmünzerrazzia.
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Mit welcher
Für das Kins ist alles ba". Bu dem Thema Rinos ftatt Wohnungen" wird uns auch aus Moabit noch ein Beitrag geliefert. Im Hause Beuffelstr. 22 wurde ein großes Kino gebaut, dem außer einer Mittelstandsküche und einem Betsaal noch drei Wohnungen mit je zwei Stuben und Küche zum Opfer fielen. An dem Betsaal war gewiß nichts verloren, aber warum man die Wohnungen durch ein Stino erfeßen ließ, ist uns angesichts der herrschenden Wohnungsknappheit böllig unverständlich. Für bas Nino ist immer wieder alles da die Bauerlaubnis und auch
das Baumaterial, bon dem uns so oft erzählt wird, daß es für Wohnungsbauten nicht zu beschaffen sei.
Eine Gärtner Ansiedlung Berlins wird in Schwante bei Gärtneranfiedlung( Berlin , Alte Schönhaufer Str. 38/34) im RentenBelten im Kreiie Dit babelland entstehen, geschaffen vom Verein für gutsverfahren unter Oberleitung und geldlicher Mitwirkung der utsverfahren unter Oberleitung und gelblicher Mitwirkung der Gartenfreunde und Handwerker in beichränkter Babl anschließen. Landgesellschaft Eigene Scholle. Dem Verein fönnen sich auch werben ale mäßig bezeichnet. Die Boben und Lageverhältnisse sollen günstig sein, die Preife
Der in Schwiebus festgenommene Stereotypeur Richard alter batte unter anderem eingestanden, daß er auch an der Fälschung einer Fünfzigmarknote der Ausgabe vom 20. 10. 1918 bruder Willi Sell, der Stereotypeur Erich Hippe und der Haus- und Strid waren und auch für Schuhwert werben in Nach Aufhebung der Bezugsscheinpflicht für Web., Wirt. ( ber grauen Note) beteiligt gewefen fei. Seine Mittäter, der Buch befizer Willibald Miller sind durch die Reichsbant- Falfdogelb- Berlin die Bezugsschein Ausfertigungsstellen nicht sogleich aufgelöft. abteilung ebenfalls festgenommen worden. Bis auf Müller find alle Sie follen noch für die minderbemittelte Bevölkerung bis auf geständig, doch wurde diesem, dem die anderen Verhafteten bei der weiteres Berechtigungsscheine zum Bezug von Kommunal. Gegenüberstellung ins Geficht fagten, daß er die Scheine persönlich ware ausstellen. gebrudt habe, nachgewiesen, daß er die Druckpresse bei einer Firma in der Neuenburger Straße getauft hatte. Reichtfertigkeit fic manche Berfonen auf das mit Ruchthaus geahn bete Berbrechen des Vertriebs falfcher Banknoten einlaffen, geht aus einer anderen Straffache hervor. Der frühere Schloffermeister alfred Sinte, der jest Aushilfearbeiten berrichtet, hatte in bem aus Guth einen Mann tennen gelernt, der billige Fünfzig der Schweiz stammenden Schmied Alois marticheine besorgen fönne. Linke wandte sich an einen Hausbefizer aus der Bernburger Straße, der sich dazu verleiten Eine Kurzschriftwettkampf für Gemeindeschuffinber wird an ließ, Linte einen Käufer zuzuführen. Durch Lintes Vermittlung 11. September in Berlin in der Gemeindeichule Hitenstr. 4 veran verfaufte dann Guth für 5000 m. falsche Scheine und versprach, in ftaltet. Den Kindern mit reger Anteilnahme an der Kurzfchrift un turzer Zeit für 40000 Mart neue Scheine zu liefern und zwar guter Begabung für fie foll Gelegenheit gegeben werden, ihr unter Bewilligung eines entsprechenden Rabatts. Die Teilnehmer Leistungen an denen anderer Kinder zu meffen. wurden von Beamten der Falschgeldabteilung festgenommen. Die Leistungen in Kurzfchrift und gleichzeitig im Deutschen und Rechne fcharfen Nachforschungen der Polizei in Berlin veranlassen die tönnen den Kindern vorteilhafte Stellen in einen Verbreiter der Falschscheine vielfach, in die Proving abzuschreibenden Beruf bermittelt werden. wandern. Der Bäder Frizz Bogel und der Artift Karl Martgrafe fuchten in Brandenburg a. 5. ihre Falfififate unter die Leute zu bringer, fielen aber der dortigen Bolizei rasch in die Sände. Die Brandenburger Bolizei verftändigte bon ibren eft ftellungen die Reichsbant- Falicgeldabteilung und diese nahm darauf in Berlin in dem Artisten Robert Ueberfeld und der Chefrau Frida Beiß aus der Chauffeeftrage atei weitere Verbreiter von Falschscheinen feft. Eine neue Maßnahme aur befferen Betämpfung des Falschmünzertefens hat die Justizbehörde getroffen, indem fie im Bereich des Landgerichtsbezirts I ein Sonder bezernat für Falschgelbfachen geschaffen hat.
Bei gute
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Neues, Steder
Mittwoch, 3. Septbr., 6, Uhr, Bersammlung im Sophien- Realgymnasium Deutschösterreichische Kriegsbeschädigte und Sinterbliebene Steinftr. 31/34. Stamerab Stoch vom Zentralverband der Kriegsbeschädigten d aus Wien : Die beutschösterreichische Striegsinvaliden- Organisation". Baterland" am 5. September, 18 Uhr, im Herrenhaus, Leipziger Strake, Ueber bie baltische Revolution veranstaltet der Bund einen Vortrag. U. a. wird Herr. A. von Malzahn über ble légien militärischen, err Baum aus Riga über die sozialen Vorgänge sprechen. Bertreter des Baltikums baben ihr Erfcheinen zugesagt. Karien à 1 M. bei Bote und Bod, Bertheim, Geschäftsstelle Sturfücitenstr. 125 und an der Abendlasse.
Boltskonzerte des Philharmonischen Orchefters beute in der Brauerei Happoldt, Halenheide 32-38, und Freitag in den GermaniaBrachtiälen, Chausseestr. 110. Beginn 8 Uhr. Eintrittspreis 30 Bf. Staffeneröffnung 7 Uhr.
Fünf Spielklubinhaber verhaftet. Gegen bie Spielflubinhaber und bie Spieler wird jegt durch gegriffen. Diefe Leute waren durch die bisher getroffenen Maßnahmen nicht zu belebren und zu bekehren. Wenn man ihnen in brittlegten Sporttag in biefem Jahr, wird der Große Preis der Großer Preffepreis in Treptow . Am fommenden Sonntag, bem Berlin auf den Beib rüdte, wanderten fie in die Bäder und machten Bresse, ein Stundenrennen hinter Motorführung, von Bauer, dort ihre Slubs auf, wie Swinemünde und die anderen Ostsee - ittig, Aruptat und Stellbrin beitritten, ebento der Preis bäder zeigen. Von bort fehrten sie in die Hauptstadt zurüd, um ber abwelt über 30 Stilometer. 8mei weitere Dauerrennen über dann hier ihr verwerfliches Treiben wieder aufzunehmen. Vielleicht 10 und 20 Stilometer sowie Fliegerzennen vervollständigen das Programm. wirken endlich die scharfen Urteile der außerordentlichen Kriegs- Zirkus Busch wird nach Beendigung seiner erfolgreichen Sommergerichte und die neuen Maßnahmen der Kriminalpolizei. Diefe spielzeit in Hamburg am 18. September wieder selbst mit seinen Zirkushat in der bergangenen Nacht wieder fünf Klubs in der Moz-. der Vorstellungen beginnen.
Diefen Menschen da, ich haßte ihn, als er noch seine menschliche Gestalt und seine menschliche Wärme hatte. Wir waren uns fremd und nur geschaffen, damit wir uns gegenfeitig vernichteten. Aber es bedünkte mich, ich begriffe den Wert des Lebens jezt erst, da ich zu diesem bläulich angelaufenen Herzen hinstarrte, das noch in seinen rötlichen Sehnen hing. Jezt begriff ich das Leben mit aller Wucht, so wie man nur eine Liebfojung begreift. Es bedünkte mich, ich fähe jetzt erst, wieviel Zeit, wieviel Erinnerungen und lebendige Wesen notwendig gewesen wären, um dieses Schickfal auszuformen. Gleich einem toten Lämplein wachte ich vor diesem Herzen, gelähmt auf ein Fleclein Erde , und so ging mir diese Wahrheit auf. Ich hörte die Stimme, die dem Gebein dieses Menschen entströmte, als noch ein Fünklein Leben in ihm lebte. Damals hatten meine wildwitigen Hände durch die Leibesschwellung nach dieses Menschen Stelett getastet, das allein der Menschen gemeinsames Teil ist. Jezt nahm dieser Zote zuviel Blak in meinen Gedanken ein, zu biel Dinge waren da auf einmal zu überdenken. Rann es denn auf der Welt noch andere Welten geben? Diefer Gedanke bohrte fich ohne Aufhör in mich hinein, um alles in mir aufzurütteln und auszurotten. Dieser Tuberosenduft, er bedeutet die Ausatmung der faulenden Menschen. Ich fehe den Raben zu, die am Erdboden herumbaden, wie die Sühner hüpfen sie herum.
vor dem Schlunde dieser Herzensmunde liegen, die mächtig ist, wie ein Beltenall.
Nichts weiter!
Aber da ist noch immer dieser tote Feind.
Eben war er noch hingestreckt wie ein völlig Toter, aber plöglich hat er aus seinen gefchloffenen Augen gelächelt! Dieser Mensch wird zweifellos wieder zurüdkehren hienieden auf diese Erde. Irgend etwas in mir dankt ihm für dieses Wunder.
Da war noch dieser andere Mensch, dessen Tod ich sehen mußte. Er hob seine Hand, die wieder in das nichts hineinfant. Da er zu den anderen hinuntergezerrt wurde, lebte, rief und fab er nur noch mit dieser Hand. An einem Finger bliste ein Ehering, der mir so etwas wie eine Lebensgeschichte erzählte. Als feine Hand, die eben noch zitterte, erstarrte und einer toten Pflanze gleichgeworden war, auf der nur noch diese Goldblume blinkte, da spürte ich, wie auch in mir der Beginn des ewigen Lebewohls auffeufzte und erstand. aber es starben zubiele ringsberum, als daß ich Zeit behalten hätte, um fie alle zu beweinen. Wieviele blieben denn noch in diesem Beitenfreise hier herum? Unser Herz ist nur dazu geschaffen, einem einzigen Herzen zugleich zu dienen. Man braucht sich zu mübielig auf, wenn man alledem zublidt. Man fagt wahl:„ Da sind die anderen Menschen!" Aber das ist nur ein Wortschall. Du wirst nichts wissen, du kannst nichts wissen.
Da richtet sich ganz nahe von mir eine Erscheinung auf. Und ich will sehen. Ich drehe mich gewaltsam über dem aufgeblähten Leibe des Pferdes herum. Endlich kann ich die Nichtung meines Ropfes und die Bielfläche meiner Blide berändern. Da entdecke ich in der Ferne eine ganz neue Schar bronze- dusterer, aufgebäumter Menschen, die in ihre berfaulten Kleider eingepackt find. Vor allem aber fniet vor mir irgendein grauer Mantel, der im Blute starrt. In dem Mantel ist ein großes Loch geriffen, um das sich ein Strauß bunkelroter Blümlein zufammenfügt. Behutsam bebe ich die Loft meiner Augen an, um dieses Loch zu durchforschen. Das Fleisch ist durcheinandergemahlen, und schillernde Farben liegen darauf, und es strömt so heftigen Dunst aus, daß ein fader Geschmack in meinen Gaumen bringt. Und dorten, im Grunde eines Käfigs, in dem gefreuzte Knochen schwarz und rostig wie Eisensparren durcheinanderliegen, wird etwas Besonderes fichbar: es ist etwas abgesondertes, etwas Düfteres und Rundes. Ich sehe, daß es ein Menschenbera ift. Den Oberteil des Körpers kann ich nicht wahrnehmen, und ich bemerke nur, pie der Arm und die Hand auf dem Herzen liegen. Die Hand hat nur drei Finger, wie eine Ich! Ich denke an mich, und ich denke an alles, was ich Gabel. Ach, ich erkenne dieses Herz wieder! Es ist das bin. Jch! Ich denke an mein Haus und an meine Lebensgleiche Sera, das ich getötet habe. Und ich schreie zu diesem gezeiten und an die Vergangenheit und an die Zukunft, die Menschen, der dort von der Tiefe verschüttet ist, ich schreie zu der Vergangenheit gleicht, und da spüre ich es, wie etwas in diefem übermenschlichen Menschen, und ich büde mich vor ihm mir weint. Die Erinnerung an etwas, das einstmals gewesen in den Sot, weil ich so schwach gewesen bin und weil ich ihm ift, schleppt noch nach, und ich fühle einen tragischen und unbollkommen ähnele. Dann senten fich meine Augen. Meine bekannten Schmerz, da ich jetzt sterben soll. Ich möchte noch Blide fallen auf die Würmer, die schon am Rande der un- einmal Wärme verspüren trok des Regens und der Kälte. endlichen Wunde herumwimmeln. Dieses Gewimmel voll- und ich möchte mich noch einmal einschließen in mir, trop des Endlich find fie alle unbeweglich. Die Kameraden, die giebt fich ganz nahe bor meinem Gefichte. Weißliche Würmer grenzenlosen Raumes, und ich möchte noch einmal hinein. ewig marschiert sind, die Kameraden, für die der Raum so friechen dorten herum, und der Schweiß läuft pfeilipis zu. wandern in mich, und ich möchte vor allem noch einmal leben. mächtig gewesen ist. Man ruht sich auf dem Erdboden aus Sie drehen sich, und sie winden sich, und sie beschreiben bald ch rufe nach Hilfe aus. Dann bleibe ich wieder keuchend und sieht ihre armen Hände, ihre armen Beine, ihre armen eine I- Form und bald eine U- Form. Die Vollendung der liegen und durchspähe den Raum und warte in Verzweiflung. Rücken. Endlich sind die ruhig. Die Granaten, die auf die Starrheit ist nicht deutlicher zu vollenden. Die Menschen- Die Krantenträger! Ich schreie, ich höre mich nicht. Aber Menschen herniedersprigen, verwüsten eine andere Welt. Die maffe ist zerbrödelt und zur Erde gesunken, damit fie einem wenn mich die anderen hörten! Jezt, da ich diesen letzten Menschen hier sind im ewigen Frieden. anderen Schidjal ausgeliefert wird. Bersuch getan habe, kann ich nicht weiter. Mein Kopf bleibt
Kälte und Starrheit sind auf alles Leibliche der Erde hinuntergefunken. Nur der Wind, der beladen ist mit eisigem Waffer, regt sich noch. Sonst nichts. Nur die Kanonenschläge, die hineingeschluckt werden in die Unendlichkeit. Sonst Nichts! Nur die Raben regen fich noch, und der Gedanke, der herumrollt in der Ummauerung des Kopfes.
( Forts. folgt.)