Nr.458.36.Jahrg.

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Sozialdemokrat   Berlin".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei   Deutschlands.

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Montag, den 8. September 1919.  

Deutsch- englische Gefangenenkonferenz

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Der Teplitzer Parteitag  .

drüben keine Rede

Ein gütiges Schicksal wollte es, daß der Schreiber dieser Zeilen, der nach Jahren intensiver Tätigkeit in der deutsch­Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivil- ssischer Hand befindlichen   deutschen Kriegsgefangenen kann böhmischen Sozialdemokratie lange Zeit hindurch dem reichs­gefangene teilt mit: vor der Ratifikation durch   Frankreich nicht gerechnet   deutschen Parteileben folgen konnte, jept dem gründenden Barteitag der   deutschen Sozialdemokratie in der Tschecho­Die bereits angezeigte Konferenz mit den Vertretern der werden. englischen Regierung wurde am 6. September, 10 Uhr Das bisherige Ergebnis der   deutsch- englischen Be- flowakei beiwohnen fonnte.( Darum nämlich handelte ce fich, vormittags, im Kölner Hof zu   Köln eröffnet. Sie wurde sprechungen beweist die Richtigkeit der an dieser Stelle nicht etwa um tschechische Sozialisten.) Um es gleich zu sagen: englischerseits von General Hutchison, deutscherseits von wiederholt vertretenen Auffassung. Während die englische von ähnlichen Zuständen, wie sie in   Deutschland schon lange Oberst Bauer geführt. Als bisheriges Ergebnis wird mit- Regierung geneigt ist, den unablässigen Bemühungen der vor dem Striege in der Partei geherrscht haben, war und ist geteilt, daß die   englische Regierung mit eigenem Material   deutschen Regierung entgegenzukommen und eine voraussichtlich bis auf weiteres 3000 Gefangene täglich in möglichst beschleunigte Rücksendung der Gefangenen einzu- Gewiß, in den achtziger Jahren war die österreichische  Köln übergeben wird, und wöchentlich mit eigenen Schiffen leiten, stüßt sich   Frankreich auf das formale Recht, Sozialdentofratie auch gespalten und von persönlichen Kämpfen 3000 Mann nach   Rotterdam- unter Voraussetzung des auf Grund dessen die Heimbeförderung der Gefangenen laut erwühlt, wie sie einst zwischen den Eisenachern und Lassalle­Einverständnisses der holländischen Regierung führen will. Bersailler Friedensvertrag erst nach Ratianern getobt hatten. Aber während in   Deutschland, wahrschein­lich nicht gleich nach der Einigung von 1875 und unter dem Die weitere Steigerung der Heimschaffung hängt davon fizierung durch drei Großmächte zu erfolgen hat. ab, in welchem Umfange die deutsche Regierung in der Lage Dennoch wird die   deutsche Regierung nicht in ihren Be- Sozialistengeset, sicher aber in den neunziger Jahren, bis zur ift, rolleu des Eisenbahnmaterial und Schiffs- mühungen nachlassen, durch fortgesetten Appell an die neuen Spaltung und erst recht seit dieser die Partei in Deutsch­raum zu stellen. Das Ergebnis der hierzu noch notwendi- Menschlichkeit der Entente auch das Los der in Frank ballte, wissen sich drüben nur noch die wirklich Alten an derlei land immer wieder von maßlos gehässigen Streitigkeiten wider­gen Erhebungen wird so schnell als möglich der englischen reich zurückgehaltenen   deutschen Brüder nach Möglichkeit zu zu erinnern. Es war neben der Einigung von   Hainfeld, 1889, Wako,   Köln, übermittelt. erleichtern. Vorausseßung hierfür ist allerdings die Ein­Der Gang der Verhandlungen zeigte, daß die   englische stellung der schmutzigen Verleumdungen der nationa- das größte Verdienst Viktor Adlers, daß er mit eiserner Energie Regierung bereit ist, die Heimschaffung der   deutschen Kriegs- listischen Presse, es liege der   deutschen Regierung nichts jeden Hader von der Partei ferngehalten hat. Es ist gelegentlich der Arbeiter-   Zeitung" und der Parteileitung der Vorwurf gefangenen nach Möglichkeit zu fördern. Bis einschließ an der Rückkehr der Gefangenen, eine Behauptung, durch gemacht worden, daß sie Parteidiskussionen nicht gefördert und lich 6. September find bisher in   Köln 6000   deutsche Kriegs- die der   französischen Regierung auf Kosten unserer ihnen zu wenig Raum gegeben haben. Indessen mag wohl das gefangene übernommen. Mit der Heimkehr der in franzöLandsleute direkt in die Hände gearbeitet wird.  deutsche Beispiel des baldigen Ausartens jeder theoretisch be­ginnenden, rasch literarisch" werdenden und schließlich unfehl­bar ins Persönliche mündenden Diskussion den größten Anteil Der Reichspräsident hat an den früheren Staats- an dieser, durch den Erfolg gerechtfertigten Methode gehabt minister Dr. Helfferich folgendes Schreiben gerichtet: haben. Die vom englischen Munitionsministerium ernannte Natürlich, wenn nicht der Absolutismus der ersten Kriegs­An den Staatsminister a. D. Dr. Helfferich. Kommission zur Untersuchung der Verhältnisse in den jahre die Desterreicher davor bewahrt haben würde, zur Bewilli­Eisen- und Stahlwerken   Lothringens, des besetzten   deutschen Gebietes,   Belgiens und Frank- Guer Exzellenz mitzuteilen, daß das Reichskabinett dieser zumeist nur in den vertraulichen Reichskonferenzen geführt Auf das gefl. Schreiben vom 5. September beehre ich mich Stellung zu nehmen, so hätten die Auseinandersetzungen, die Auf das gefl. Schreiben vom 5. September beehre ich mich gung von Kriegskrediten verantwortlich und öffentlich reichs hat den englischen Blättern vom 5. zufolge ihren Tage beschlossen hat, auf Veranlassung des Reichsministers Erz- wurden, während die Zensur die Preſſe vollständig knebelte, Bericht veröffentlicht.  

Deutschlands Eisenproduktion in englischem

Lichte.

Ein Strafantrag.

Hier.

In ihm wird u. a. gesagt, daß die lothringischen Eisenberger Strafantrag bei dem preußischen Justizminister einen anderen Grad angenommen. So sind die Führer drüben

gegen Sie zu stellen.

gez. Ebert und Stahlwerke, da sie mit der Kohlenversorgung vollständig von   Deutschland abhängig seien, sich in einer sehr wenig. Klara   Zetkin in der   Schweiz verhaftet! beneidenswerten Lage befänden. Die Kölnische Abteilung der Kommission ist zu dem Ergebnis gelangt, daß Groß- Bettin Der„ Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet: Frau Klara britannien trop der Vergrößerung seiner Werke wäh- Bettin hatte die Einreiseerlaubnis in die   Schweiz erhalten, um rend des Krieges nicht imftande sein würde, mit   Deutschland fich dort zu erholen. Bei der Einreise wurde sie am 30. August in in der Eisen- und Stahlindustrie unter gleichen Bedingun- Romanshorn von der schweizerischen Polizei mit dem gen zu konkurrieren, wenn die   deutschen Werke in Bemerken berhaftet, man habe jetzt endlich die lang Erwar­der Lage wären, unter ähnlichen Bedingungen zu tete in Händen. Frau Bettin wurde in einer Zelle untergebracht, erzeugen, wie vor dem Kriege, denn die deutsche Eisen- wo sie auf einem Strohsack und schmutziger Bettwäsche drei Tage und Stahlindustrie sei moderner eingerichtet als berbringen mußte; dann wurde ste nach   Deutschland ab die batische.

geschoben.

Verhängung des Kriegsrechts über  Schantung.

die man heute vielleicht auf Grund der auch noch nicht zweifels­freien Enthüllungen der lezten Zeit gern verurteilt, ohne dabei immer zu bedenken, daß die enthüllten Tatsachen früher eben nicht bekannt gewesen sind.

Zu den interessantesten Momenten des Parteitags gehörte es, als der geistige Führer der Linken, Genosse Karl Krei­bich- Reichenberg, in seiner Programmrede scharf gegen Non­sessionen an diejenigen sprach, die da glauben, Sowjet- Rußland, wie sie es sich vorstellen, nachmachen zu müssen. Dabei unter­richtet das von Kreibich geleitete Parteiblatt die Arbeiter seines Verbreitungsgebietes in bezug auf   Deutschland vollkommen ein­Die Kommission erklärt, sie könne sich über die schließ feitig im Sinne der Unabhängigen, was übrigens auf dem liche Wirkung der durch den Krieg in der wirtschaftlichen Parteitag auch kritisiert wurde. Kreibich glaubt wohl noch, dag Lage   Deutschlands hervorgerufenen Veränderung noch kein die   deutschen Unabhängigen die Partei Kautskys und Hilfer­Urteil bilden, habe aber den Eindruck erhalten, daß der Vor­dings sei. Was   Kautsky anbelangt, so hatte Eduard Bern­teil, den   Deutschland früher hatte, trotz der noch bestehenden ben Rampf gegen die Politik Japan'  s wieder aufgenommen I ung über seine Partei   Deutschland verlassen Die Times" erfährt aus Beting, daß die Studenten stein in   Luzern mitgeteilt, daß   Kautsky aus Verzweif­technischen Ueberlegenheit beträchtlich abgenommen habe, da die Arbeitslöhne in   Deutschland sich denen in   Eng- haben. Biele Hunderte nahmen an einer Kundgebung teil. Auf hat; die anwesenden Unabhängigen widersprachen dieser An­land mehr genähert hätten und auch sonst die   Erzen Kriegsrecht proklamiert. Mehrere Personen wurden vor Ge- wissenschaftlichen Ausführungen nicht mit jener Agitation land mehr genähert hätten und auch sonst die Erzeu. Befehl der Regierung hat der Gouverneur von Schantung das gabe nicht. Und was Hilferding anlangt, so sind ja seine gungskosten gestiegen seien. der Berliner Freiheit" in Uebereinstimmung zu bringen, die vergebens viel spricht, um zu versagen, und von alledem der andere, auch unsere Bruderpartei drüben, nur das Nein hört.

richt gestellt und mehrere Studenten verhaftet, was allgemeine Un­zufriedenheit veranlaßte.

Nahrungsmittel aus   Amerika.

Von der   amerikanischen Sozialistenkonferenz. Der Boykott der japanischen Waren dauert fort. In Aus New   York wird gemeldet: Die   amerikanische Sozia-   Shanghai und   Tientsin hat die Einfuhr japanischer Waren Iitenkonferenz hat eine prinzipielle Erklärung angenom- im Juli nur 30 Proz. der Einfuhr des Vorjahres betragen. Die Der Referent über Sozialisierung zum Beispiel, der schwer men, in welcher die unbedingte le bereinstimmung mit den Regelung fämtlicher innerer Angelegenheiten wurde aufgeschoben, friegsbeschädigte Bergarbeiter Genosse Bohl, hielt es für seine russischen Sowjets ausgesprochen wird. Die Konferenz da sich das Kabinett gegenwärtig hur mit der Schantungfrage Pflicht, zu einem Tags zuvor außerhalb des Parteitags gehalte­sprach sich gegen den Völkerbund aus. Jedesmal, wenn in der beschäftigen kaun. Im Norden ist die Militärpartei sehr nen Vortrag Friedrich Adlers Stellung zu nehmen. Adler hatte Versammlung der Name Sowjet genannt wurde, entstand start, aber noch nicht imstande, ein Kabinett aus eigenen Männern über die Internationale gesprochen und in seinen großenteils großer Jubel. zu bilden. Die Aussichten auf einen Ausgleich zidischen Nord- gerechten und maßvollen Ausführurgen doch geglaubt, die Ge­und Süd china sind sehr gering. waltpolitik" der reichsdeutschen Mehrheit, die keine mehr sei, Die Aufgaben der   deutschen Arbeiter. berurteilen zu müssen. So wenig irgendein Barteigenosse drüben mit manchem, was die S. P. D- Fraktion in der Natio­Der Vorsitzende des Internationalen Gewert nalversammlung getan, so wenig man mit einem neuen deut­schaftsbundes Appleton in   Amsterdam erklärte in Aus New   York wird berichtet: Der hier zentralisierte Rationale schen Militarismus und mit dem neuen reaktionären Offizier­einer Unterredung mit einem Vertreter des Telegraaf" Silfsausschuß für   Deutschland und Deutschösterreich hat um- tum gemein haben will, so nahm Bohl doch die Ergänzung zur mit Bezug auf die bevorstehende Arbeiter konferenz in fassendste Vorbereitung für sein Hilfswerk getroffen. Die ersten Gewaltpolitik" vor, auf die Putsche und den Terror von links  Washington, die Nationen müßten zusammenarbeiten, um Verschiffungen von Milch und Nahrungsmitteln zur freien Ver- und quf die wahnsinnige Streiferei in   Deutschland hinzuweisen. den Schaden wieder gutzumachen und um alle Menschen wieder teilung unter die notleidende Bevölkerung sind unterwegs. In   Näh- Es ist gewiß auch bezeichnend, daß derselbe Parteitag, der glücklich zu machen. Darum wünsche er von Herzen, daß die stuben und Sonntagsschulen werden von mitfühlenden Herzen Friedrich   Adler einen beispiellofen Empfang bereitete, fich so­Dentschen auf die Konferenz zu   Washington fommen, um Bazare find in New   York, Milwaukee,   Cincinnati,   Chicago usw. in fort dem Vorschlag anschloß. den Antrag auf Berbreitung jenes Wollsachen für deutsche Kinder und Frauen hergestellt. Größere dort mit allen anderen zusammen für die Erreichung des großen die Wege geleitet. Für Erholungsheime, für Unterstübung der Adlerschen Vortrages von Partei wegen nicht anzunehmen, son­Zieles mitzuarbeiten. Kriegsmaisen, für Stärkung der Kranten und Schwachen durch dern nur dem. Parteivorstand zu überweisen. Man will cben Vor allem wegen des zufünftigen Friedens sei diese Sturen und Landaufenthalt wird überall gesammelt. Was Miß zum reichsdeutschen Streit nicht einseitig Stellung nehmen. Zusammenarbeit so wünschenswert, denn ein wirklicher Friede Jane   Addams bei ihrer Rückkehr über den Einfluß der Blodade Und Seliger stellte in seiner großen Rede fest, daß, fei ohne sie nicht möglich und ohne gegenseitiges Vertrauen un- auf den Gesundheitszustand der   deutschen Jugend berichtete, hat wenn die deutsche Mehrheitspolitik im Kriege eine Ber­denkbar. Nur wenn alle dafür in Betracht kommenden Teile einen tiefen Eindrud gemacht, um so mehr, als es die vorher irrung gewesen sein sollte, sie dann eine Verirrung von mitgearbeitet hätten, würden die Ergebnisse der Konferenz das gegangenen ausführlichen Berichte des Deutschen Roten Kreuzes Millionen   deutscher Proletarier gewesen sein müsse, denn sonst Mißtrauen beseitigen und eine Vergrößerung der Heere und ber Flotten in der ganzen Welt verhindern; dies sei besonders damit beauftragten Boten Kreuzes die Verteilung der amerikani- erhalten. Von zuständiger Stelle erfahren wir, daß unter Führung des bätte die S. B. D. am 19. Januar nicht 9 Millionen Stimmen notwendig, da die Erzeugungskräfte wahrhaftig für andere Biele schen Spenden durch die jeweilig bestgeeigneten Behörden oder Wohl­notwendiger seien. fahrtsorganisationen vorgenommen werden wird.

bestätigte.

Ueberaus bezeichnend für den unbedingt demokratisch­sozialistischen Charakter der Partei ist es, daß alle Genoffen, mit