Seiten Man über Deutschland spricht, am deutschen Parteistreit besonders beklagen, er habe die Erlangung einer sozialistischen Mehrheit am 19. Januar verhindert. Die Genosten drüben haben immer mit Bewunderung auf die Sozialdemokratie Deutschlands geblickt. Mit zu- viel Bewunderung mutz man sagen: sie kannten nichl den inneren Zustand der Partei und ließen sich durch die hohen Zahlen der Mitglieder, der Wahlzifsern, der Parteiblätter- Abonnenten und der angestellten Sekretäre usw. blenden— ganz anders wie Jean Jauräs, der in Amsterdam Bebel jene bitteren Wahrheiten über die Kraft der Partei zurief. Da sie sie aber bewunderten, sind sie nun durch den blutigen Bruder- kämpf in Deutschland umso mehr niedergedrückt, als sie, unter der tschechischen Gewaltherrschaft und in einer äußerst wirren und opferreichen Wirtschafts- und Ernährungslage stehend, gern durch den Blick über die nahe Grenze sich trösten und erheben würden. An den Besucher aus Deutschland wurden darum immer wieder die Frage nach den Aussichten der Einigung ge- richtet. Leider konnte sie bei der tiefen Gegensätzlichkeit der ■ Grundsätze: parlamentarische Demokratie und Rätediktatur, nur negativ beantwortet werden. Und tatsächlich liegt es ja auch so, daß selbst wenn die ganze deutsche Arbeiterklasse sich den Links- radikalen anschlösse und diese sich dazu bequemten, die ange- nehmere Position des Droußenstehens und Schimpfens mit der dornenvollen des Regierens und Verantwortens zu ver» tauschen, die neue Einheit nur zu rasch an den unabänderlichen Tatsachen der Abhängigkeit Deutschlands von der Entente, des Trümmerfeldcharakters seiner Wirtschast und der Ohnmacht des sofort zum Alliierten werdenden Sowjetrutzland, das den Akkordlohn wiedereinführen und die kapitalistischen Fabrik- direktoren zurückrufen mutzte, scheitern würde— es sei denn, sie würde durch ein Gewaltregime aufrechterhalten, gegen dessen Agstationspopanz man heute lostobt. * Die Einheit der neuen Partei unserer Brüder im Tschechen- itaat ruht am festesten auf der Wesensart und der Tradinon der Sozialdemokratie in den deutschen Gebieten Oesterreichs . Ist nicht an der fürchterlichen Entwicklung, die wir seit dem 9. No- vember durchleben mutzten, die jahrhundertelange Durchsetzung des norddeutschen Volksgeistes mit jenem Preutzengeist mitschuldig, der in seiner unbiegsamen Geradheit, wenn man will auch in seiner rechthaberischen Starrheit, kein Nachgeben und Entgegenkommen, sondern nur ein Biegen oder Brechen, ein Befehlen und Gehorchen kennt? Man könnte aus Krieg und Revolution unschwer Beweise dafür aus beiden Lagern vorführen! Unterschiede in den wirtsckiaftlichen Grundtatsachen lassen sich für die tiefe Verschiedenheit des Geistes der Arbeiter- Parteien hüben und drüben kaum finden, zumal Gliederung und Beschäftigung der Volksmassen etwa in Franken, Sachsen und Schlesien den Verhältnissen in den anstoßenden Rand- gebieten der Sildetenländer ebenso ähnlich sind wie die Dialekte, die dies- und jenseits gesprochen werden. Ja gerade im Erz- gebirge, wo das Kriegselenö den entsetzlichsten Grad erreicht hatte, wird von irgendwelchen Neigungen zum Bolschewismus womöglich noch weniger als sonstwo berichtet. Auch auf dem Teplitzer Parteitag hat es erhebliche taktischeMeinungsverschiedenheiten gegeben: zu den Fragen des— zumeist vergangenen.— nationalen Zusammenwirkens mit dem deutschen Bürgertum in den„Volks- raten" und des Verhaltens zu den tschechischen Sozial- demokraten. Alle wünschen, daß man mit ihnen zusammengehen könne, denn nur von de.r Partei des tschechischen Sozialismus erhofft man Gerechtigkeit und nationale Freiheit für die Deut- schen. Aber die einen, insbesondere die Vertreter der ichwer- bedrängten Deutschen in den isolierten mährischen Minder- betten, scheinen dieses Zusammengehen schon jetzt gedanklich vorwegzunehmen, die anderen, im geschlossenen deutschen Sprachgebiet, fordern als Vorbedingung' des Zusammengehens die vollkommene Lossagung der tschechischen Sozialdemo- kraten von dem Herrscherwillen ihrer Bundes- und Regierungs-
Hermann Helmholtz . Zur 2K. Wiederkehr seines Todestages am 8. September. Von A. Hamm- Charlottenburg . Von wenigen unserer Geisteshelden berichtet zeitgenössische Be- ichreibung oder Ueberlieferung, welchen Eindruck ihre Augen ge- macht haben. lieber Goethes funkelnd« Augen mit Götterblicken hat Wieland ein überseliges Gedicht gemacht, aber von anderen ist wenig zu erzählen. Von Helmholtz dagegen, dessen Todestag am 8% September sich zum fünfundzwanzigsten Male jährt, Halen wir sogar eine Photographie, die den außerordentlichen Eindruck, den seine Augen gemacht haben, wiedergibt. Sie ist den von seinen Schülern nach seinem Tode herausgegebenen Vorlesungen über theoretische Physik vovgeheftet und obwohl noch weit entfernt von aller künstlerischen Photographie, läßt sie doch erkennen, welcher Geist hinter diesen Augen wohnte. Sie erinnert an Goethes Verse: ,.Wär' nicht das Auge sonnenhaft, wie könnte es die Welt er- klicken," und in der Tat müssen Helmholtz ' Augen etwas Sonnen- hafteS gehabt haben. Sie drangen bis in die tiefsten Tiefen der Natur, die vor ihnen keine Geheimnisse mehr zu haben schien, an ein anderes Wort Goethes erinnernd:.Wann ich meine Augen ein- mal ordentlich austue, dann sehe ich aber auch alles, was es irgend- wie zu sehen gibt." Helmholtz war der schärfste Beobachter und genialste Experi- mentator, den die deutsche Wissenschast ihr eigen nennen kann, zu- gleich aber auch ei» Denker von größter Geistesschärfe, der in der der Naturwissenschaft. So dehnte er die Grenzen seines Reiches nach allen Seiten aus, und drang sogar in die dem Naturforscher sonst streng verschlossen bleibenden Gebieten der Aesthetik der Musik und Malerei«in, die er durch wertvolle Untersuchungen und fein- finnige Bemerkungen bereicherte. So war er eine universelle Per- sönlichkeit im edelsten. Goethischen Sinne, eine Persönlichkeit, wie sie die deutsche Gelehrtenrepublik seit Leibraz Tode nicht mehr gekannt hatte. Am 81. August 1821 wurde dem jungen Professor A. F. I. Helm- Haitz am Gymnasium zu Potsdam sein erster Sohn geboren, der den Eltern nachmals durch feine Kränklichkeit noch diele Sorgen machen sollte. Aber unter der sorgfältigen Pfleg« des Vaters, der ihn nicht verzärtelte, sondern frühzeitig für verständige Abhärtung sorgte. entwickelte er sich kräftig und ließ auf der Schule seine gesünderen Kameraden nicht an sich vorbei. Von einer besonderen Begabung de» genialen Schüler? weih freilich niemand zu melden, woran viel- leicht der Umstand schuld ist, daß die Vorliebe des Knaben sich stüh- zeitig den Naturwissenschaften zuwandte, die natürlich im Plane be» humanistischen Gymnasium» nur geringen Raum einnahmen. Später bezog er die Pepiniere in Beelin , um Medizin zu studieren. . Bei diesem Studium geriet Helmholtz unter den Einfluß de» da- mal» berühmtesten Physiologen Johanne« Müller, der für s«in . geuse » Aeben bestimmend povrde.
genossen über die nkbtdeittschm Stämme des Staates. Diese vollkommene Lossqgung aber dürsten vermutlich selbst die rodi- kalen tschechischen Sozialisten so bald noch nicht wagen können angesichts der elementaren Stärke des sieghaften und triumph- geschwellten Nationalismus und der zahlenmäßigen Schwäche- der Jndustriearbeitcrschaft im tschechischen Volke. Jedoch solche Differenzen kommen unter deut'chösterreichnchen Genossen mehr in einem Neben- und Nacheinander, als in« Gegenreden zum Ausdruck, und dabei ist auch von der leisesten persönlichen Miß- stimmung unter den Vertretern der verschiedenen Auffassungen nicht die Spur zu bemerken. Kein Mensch versucht etwa durch Sonderkonferenzen auf dem Parteitag oder durch Agitation in der Partei seinem Standpunkt zur Herrschast zu verhsifen: jeder arbeitet auf seinem Gebiet nach seiner lleberzeugung, ohne anderen vorschreiben zu wollen, wie sie es machen sollen. ♦ Die Tatsache der Fremdherrschaft und einer ganz all- österreichisch � führungslosen, schlampigen, anarchischen Staats- Wirtschaft würden die Einheit der Partei noch fester gestallen, wenn sie nur überhaupt bedroht wäre. Noch ist von einer Teil- nähme der Deutschen , unter denen die von Seliger geführte Sozialdeinokratie heute die allgemein, wenn teilweise auch widerwillig, anerkannte Führerin ist, an der Regierung nicht entfernt die Repe. In der tschechischen Sozialdemokratie, die heute mittegiert, scheint eine sozialradikale Opposition stark zu wachsen, zumal die Wirtschaftspolitik der Regierung, um von einer solchen� überhaupt zu sprechen, und die Kriege mit Polen und Ungarn , in die sie aus Imperialismus bin- eingeraten ist, die innere Gesamtlage und die Staatsfinanzen samt der Valuta jammervoll gestalten. Wie eine Beteiligung der deutschen Sozialdemokratie an der Regierung auf die Einhest der Partei wirken würde, das ist heute eine nicht zu entscheidende und überdies auch noch ganz theoretische Frage. Aber nach dem Verlauf dieses schönen, für einen Gast aus Deutschland geradezu erhebenoen Parteitags möchte man annehmen, daß die deutschen Arbeiter in der Tschechollowakei immer in jenem Geist empfinden werden, aus dem heraus Viktor Adler im Kriege zu einem bekannten deut- schen Unabhängigen sagte:'„Die Parteispaltung war Ihr größtes Verbrechen!" Richard Bernstein. die„Einigkeit links von uns. Unabhängige und Kommunisten unter stl�. Während die links von uns stehenden Gruppen mit aller Kraft auf den Sturz der jetzigen Regierung hinarbeiten, geben sie alle Tage Beweise ihrer eigenen gänzlichn Regierungsunfähigkeit. Einig sind sie nur im Kampf gegen die demokratische Ordnung. Sonst tobt zwischen den Gruppen und Grüppchen ein wilder Bru- derkampf, der natürlich im Augenblick, wo diese Gruppen die Herr- schäft übernehmen wollten, mit noch viel größerer Kraft empor- lodern würde, wofür übrigens München ein tatsächliches Beispiel ist. In einem Flugblatt, das die Geschicke des Berliner BollzugSratS behandelt greift die Kommunistische Partei Deutschlands die Unabhängigen mit folgenden scharfen Worten an: Daß Vollzugsrat. Vollversammlung und Räte in eine Sack- gasse geraten sindp ist zweifelsohne Schuld der Fübrung d e r U. S. P. Wenn diese Führer der U. S. jetzt-zur Jllegali- tat verdammt, ratlos taumeln, so haben wir ihnen zu iagen. daß sie vom ersten Augenblick an über den ersten und zweiten Räte- kongreß hinweg dauernden Verrat am Rätegedanken verübt, daß sie es nicht fertig gebracht haben, einer Partei den Rücken zu kehren, die in Amsterdam und Luzern schamlos das deutsche Proletariat prostituierte, daß sie als Schulmeistsr der Revolution den Kampf um die Räte und deren souveräne Machr verwandelt und gefälscht haben in einen Kampf um ein Wahlreglement! Arbeiter I Proletarier! An Euch ist es. diese Lage zu begreifen, an Euch ist eS, diesen Führern Kampf anzusagen! Dieses Flugblatt ist nicht das einzige Schriftstück, in dem die Kommunisten in dieser Tonart gegen hie Unabhängigen wettern. Aber sind etwa die Kommunisten unter sich einig? Wir schlagen
Müller war einer der ersten, die sich von der damals herrschen- den Naturphilosophie ab- und dem Experiment, dem A und O naturwissenschaftlicher Betrachtungsweise, zuwandten. Seine hoch- begabten Schüler Du BoiS-Reymond , Brücke und Helmholtz folgten ihm mit Begeisterung auf diesem Wege, sie versuchten durch Ver- bindung der Physiologie mit der Physik mr jene ein« streng wissenschaftliche Grundlage zu bilden. Die Widerstände, die sie dabei zu überwinden hatten, waren viel größer, als man es sich jetzt vorstellt, die ganze Denkweise der damaligen Welt war unter dem überragen- den Einfluß Hegels auf eine Verachtung der Tatsachentenntnis und eine matzlose Ueberschätzung des reinen Denkens eingestellt. Durch daS Studium der Medizin und den Einfluß Johannes Müllers geriet Helmholtz zunächst ganz in die Physiologie hinein, er bekleidete nacheinander Professuren dieses Faches in Königsberg . Bonn und Heidelberg . Er schuf während dieser Jahre eine Fülle von Abhandlungen, in denen er, gleichwie bei seiner Doktorarbeit. eine Fähigkeit des Experimentierens an den Tag legte, wie sie bis dahin noch nicht gekannt war. Er arbeitete fast nur mit den aller- einrachsten Hilfsmitteln; bei einer Doktorarbeit verwendete er ein Mikroskop, das er sich von Ersparnissen, die er während einer Krank- heit gemacht hatte, gekaust hatte. Mit diesem naturgemäß sehr billigen und einfachen Instrument konnte er schon den Nachweis für den Ursprung der Nervenfasern in den Ganglienzellen führen, eine Tatsache, die lange verchutet worden war, aber nie bewiesen werden konnte. In Königsberg maß er mit ähnlich einfachen HilfS- Mitteln die Geschwindigkeit der Fortpflanzung des Nervenreizes, eine Zeit so klein, daß Johannes Müller sie noch für unmetzbar ge- halten hatte. Man kann mit vollem Recht auf ihn das Wort an- wenden, das er nach seinem ersten Besuche bei Faradary über diesen an seine Frau schrieb: Ein paar alte Stücke Holz, Draht und Eisen scheinen ihm zu den bedeutendsten Entdeckungen zu genügen. Seine volkstümlichste Erfindung, den Augenspiegel, hatte Helmholtz eben- falls, nachdem er den Grundgedanken gefaßt hatte, aus einigen Stücken Papp: und ein paar Mikroskopdeckgläschen zusammen- geklebt. Aber der geniale Experimentator tvar zugleich ein theoretischer Physiker von hoher, mathematischer Begabung, ja. sogar rein ma- thematisch« Abhandlungen hat der selten« Mann veröffentlicht. Auf der Höhe seines Lebens, als Professor der Physik an d:r Universität Berlin von 1871 bis 1883, veröffentlichte er eine Reihe Abhandlun- gen zur theoretischen Physik, die noch heute«in unschätzbares Gut der deutschen Wissenschaft bilden. Manche von diesen Abhandlun« gen, die nur der reinen Wissenschast dienen sollten, haben später sich auch technisch von einer überraschenden Fruchtbarkeit erwiesen, wie die über die Steuerung von Luftballon». Hierin wie» er nach, daß, wenn ein Körper sich mit bestimmter Geschwindigkeit in einem widerstehenden Mittel bewegt, man au» d:m so gemessenen Wider- stand ganz streng mathematisch den Widerstand berechnen kann, den er m einem Mittel von andere« Widerstände bei ander« Geschwin-
die Hamburger Kommunistische Arbeiterzeitung" vom 5. September auf und finden da einen zwei Spalten langen Schimpfartilel, den die Leitung der K. P. D. gegen die �Hamburger Kommunisten versendet und den das Hamburger Äommunistenblatt mit der höhnischen� Bemerkung abdruckt, daß er die„Geistcsverfassung" des Schreibers und seiner Freunde in der Zentrale der K. P. D. be- leuchte. In diesem Artikel wird dem Hamburger Organ u. a. vor- geworfen, eS suche den deutschen Arbeitern über deutsche Verhältnisse ebensoviel„vorzuflunkern" wie über amerikanische, die. fie nicht kennen, die Ausführungen des Hamburger Kommunisten- blattes werden als.syndikalistische Gedankenlosigkeiten* und.blühender Blödsinn" niedergeschmettert, e Ter Artikel der Berliner gegen die Hamburger Kommunisten schließt mit folgenden Worten: Schließlich hat der Schrcibersknecht von Hamburg noch die Stirn, den Mitgliedern der Zentrale persönliche Motive für ihre Stellungnabme unterzuschieben. Darauf brauche� wir nicht zu antworten. Darüber müßte der Hamburger Schreibersknecht r o f w e r d e n bis in die Haarwurzeln, wenn das ihm aus geistigen und körperlichen Gründen überhaupt mögliH wäre. Leute, die sich untereinander in dieser Weise bepöbeln und sich gegenseitig die Unsinnigkeit ihrer Ansichten vorwerfen, glauben sich geistig reif, heute oder morgen die Herrschaft zu übernehmen!
Kommunistische Charakterhelöen. Spartakus hofft auf p. d. Goltz. Wer den München « Geiselmordprozetz mit einiger Aufmerk- samkeit verfolgt, der wird wohl schon mit Staunen wahrgenommen haben, welche Fülle kommunistischer Charakterhelden hier vor unS auftaucht. Der Hauptangeklagie Seid!, ehemals gelber De- nunziant, Lohnzettelfälscher und auch noch als Kommunist Lieb- baber fremder silberner Rasierapparate sowie Auszahler von Löhnungsgeldern in die eigene Tasche, der zweite tzauptangeklagte Schicklhofer, Zuhäliernatur und lebendes Demonstrations- objekt für sämtliche Geschlechtskrankheiten—, sie sind nur ein paar der Typen, die im kommunistischen Lager über Nacht zu „Arbeiterfiihrern" wurden. AnderSwo sieht es nicht anders aus. Ate»Niederrheinische Volksstimme", unser Duisburger Parteiblatt, zeichnet lebenswabr das Bild dreier kommunistischer Arbeiterführer. Nr. 1 ist Z a l- den, Vorsitzender der Kommunistischen Partei in Duisburg . Hc- kam von �einem unbekannten Agenten aus Essen Geld für Jnsze- nierung von Streits und ist seitdem mit seiner russischen Geliebten unter Hinterlassung seiner Frau und seiner sieben Kin- der verschwunden. Nr. 2 ist sein bester Freund Andreas M r u c z i n s k h. Er. hat am 13. August 1913 bei der Polizei ein Protokoll unterzeichnet, daß er für die Streik- Propaganda mit einem unbekannten Kommunisten 399 M. erhalten habe; für den Fall, daß bei der Niederrheinischen Hütte, bei der er Arbeiterratsmitglied war, der Streik zum Ausbruch käme, sei ihm ein« weitere Belohnung in Aussicht gestellt worden. Der Dritte im Bunde :st ein gewisser Koch, Angestellter im Stratzenbahnerverband. Ursprünglich Mitglied deß C h r i st l i ch e n Tansportarbeiterverbandes. dann Gründer einer gelben Straßenbahnerorganisation. jeyt Koni- munist, der die Straßenbahnunternchmcr untet dem Vorgeben. sein kommunistischer Gegenverband sei wirtschaftssriedlich, zu veranlassen fucht, mit'hm und nicht mit dem freigewerkschast- lichen �ransportarbeiterverband Verträge abzuschließen. Unser Duisburger Parteiblatt meint mit Recht, dieser gelbe Kommunist werde nach kurzer Zeit als deutschnationaler Agitator wieder auftauchen. Das ist uns um so wahrkchein- licher, als die kommunistische Arbeiterzeitung am 1. September schreibt:.Dies« Regierung muß verschwinden— und zwar so basd als möglich.. Und wenn Herr v. d. Goltz dem revolutionären Proletarier die Mühe abnimmt, sie zu beseitigen, haben wir nicht die geringste Veranlassung, ihm deshalb zu zürnen." Also: es lebe die militärische Gegenrevolution und die neue Monarchie. Den Segen der Kommunisten haben sie im voraus.
digkeit finden wird. Diese Erkenntnis wird heute allgemein an- gewendet, um den Widerstand, den Seeschiffe im Wasser finden werden, vorauszuberechnen, indem man ähnlich geformte Modelle durch ein Wasserbecken schleppt. „Wir wollen weniger erhoben und eifriger gelesen sein", dies Lessingsche Wort gilt auch von Helmholtz . Welcher Musikfreund wüßte nicht von Helmholtz' bedeutendsten physiologischen Werke, der berühmten„Lehre von den Tonempfindungen", zu reden, aöe� wer hätte sie in Wirklichkeit schon gelesen? So mag denn dieser kurze Versuch, der nur die gröbsten Umrisse eines so reichen Schaffens nachziehen konnte, mit der Empfehlung enden, auch wieder ein wenig Helmholtz zu lesen, so wie er zu Lebzeiten von der gebildeten Mitwelt eifrig gelesen wurde. Seine„Vorträge und Reden" sollten in der Hand iedeS Gebildeten sein, der naturwissenichaftliche Interessen hat; sind auch die Tatsachen überholt, der Geist, der aus jeder Zeile leuchtet und strahlt, bleibt ewig jung. Helmholtz ' Werke sind eine Zierde uns«« Prosa und werden es immer bleiben.
Russisches Theater. Sonntag nachmittag gab das russische Ensemble im Theater de» Westens als dritte Vorstellung Arzqbaichews„Eifer* f u ch t". ES ist nur schade, daß die russischen Schauspieler ihre im ganzen ganz zufriedenstellenden Leistungen auf derart minderwertl- gen Kitsch vergeuden. Arzybaichew gehört nicht zu den großen oder bedeutenderen russischen Dichtern. Er ist einer, vielleicht der mar- kantest« Vertreter der Strömung in der russischen Literatur, die nach der grausamen Niederdrückung der ersten Revolution in Rub- land, also in den Jahren 1997— 1011, entstand und sicki mit außer- ordentlicher Schnelligkeit ausbreitete. Es war die Zeit der be- grabenen Hoffnungen, die Zeit des Katzenjammers. Aus«in-m Er- trem entstand da? andere. HofinimgSlos« Pessimismus und d« Zug inS Erotische kennzeichnen diese Zeit. llrzhbaschsw ist ein Sohn dieser Zeit. Er schlldert ue mit Wollusf und trägt die Farben dick auf. Das wird auch in der„Eifer- sucht" deutlich. Das ganze fünfaktige Stück ist ein fortwährender Wechsel von ganz unzweideutigen Situationen, Ehebrüchen und der- gleichen. Die Frauen werben verführend um d:e Gunst von Jüssg- fingen. Während sonst Morde und Selbstmorde be, Arzybgschcw gehäuft sind, tritt in der„Eifersucht" nur«in Selbstmordkandidar auf und nur ein Mord wird auf der Bühne vollführt. Diese Art der Literatur befriedigt vielleicht manchen Geschmack, aber es muss Erstaunen Erwecken, daß anscheinend die Volksbühnen an der Voc- stellung beteilig: waren. Es herrschte unter den deutschen Besuchern im Zuschauerraum Unruh«, die das Zuhören sehr erschwerte. Die Darstellung war lobenSW«t, besonders zeichneten sich GchumSki und Powzkaja au«._ A. G- Notizea. _ Theater. In den Kammer spielen gelangt Mit- ,» woch zum ersten Male in dieser Spielzeit StrindbergS Kam» merspiel.Gelpesiterjonate"»ur Darstellung.