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Voruntersuchung«Mich vernommen sei. Er Habs erwidert. daL tue nichts. eine eidliche Aussage könne man etwas ummodeln, es sei- nicht nötig, daß Seidl zu sehr hineingeritten werde. Einem Toftn tue es sowieso nicht mehr weh, wenn etwas Schlechtes über ihn gesagt wird. Die Zeugin habe das für eine unerhörte Zu- rnutung gehalten und das dem Manne auch gesagt, worauf er sich schleunigst entfernt habe. Vor f.: Können Sie uns sagen, wer dieser Herr war? Zeugin: Ein Schneidermeister Watzels- ch erger. �Er ist nicht mehr in der K.-P.-D.-Bevegung. Rechts- anwalt Löwenfeld, der Verteidiaer Seidls, läßt sich von der Zeugin bestätigen, daß er bei einer Unterredung mit ihr keinerlei Becinflussungsversuchc unternommen habe. Auch Seidl erbittet von der Zeugin ein Leumundszeugnis nach dieser Richtung. Die Zeugin erklärt darauf, sie kenne Seid! nicht mehr, wisse aber von 'hrem Manne, daß er im Gymnasium sehr scharf und barsch aus- getreten sei, auch den Soldaten gegenüber. �Es wird sodann der Zeuge Watzels berger in den Saal >geführt: ein kleiner Mann, der sehr stark hinkt und der unver- e i d i g t vernommen wird. Er gibt nur sehr widerwillig Aus- kunft. Der Vorsitzende muß ihm fast jede Frage zweimal vor- legen. Seine Art zu antworten ruft im Saal wiederholt Heiterkeit und Entrüstung hervor. Er gibt an, er kenne Seidl durch geschäftliche Beziehun- gen, muß aber zugeben, daß er ihn auch von. der K. P. D. her kenne. Früher hat er, wie der Vorsitzende aus den Akten feststellt, angegeben, er kenne Seidl überhaupt nicht. Seidl selbst habe be- haupiet, Watzelsberger habe ihn wiederholt im Gymnasium be- sucht, was der Zeuge bestreitet. Er gibt aber schließlich zu, er sei am Mordiage zufällig am Gymnasium vorübergekommen. Da sei gerade ein Panzerauto vorbeigefahren, für das er sich inter - essisrt habe. Er habe den Posten gebeten, einmal hineingehen zu dürfen. Da sei ein Soldat gekommen und habe von ihm eine Schaufel berlangt, mit der man etwas anfangen könne. Er sei dann mit einigen Soldaten auf die Suche nach einer solchen ge- gangen, und in der Corneliusstrahe habe er auch schließlich eine gefunden. Vorst: Sie sollen damals zu den Leuten gesagt haben, Sie mühten im Hof des Gymnasiums eine Ausgrabung machen. Z eng«: Davon weiß ich nichts! Vors.: Von der Geiselerschießung haben Sie also mchtS gesehen? Zeuge ver­nein: dies. Vors.: Wie kommt es, daß Seidl und seine Frau in der Nacht nach der Geiselerschießung bei Ihnen Übernachteren? Zeuge: Ich habe Seidl am Abend zufällig vor dem Gymnasium getrossen und dieser fragte mich, ob er iricht mit seiner Frau zu mir kommen könne. Zch war damit ohne weiteres«inverstanden. Abends kamen dann beide mit einem Reisekofser zu mir und blie- den zwei Doge und �wei Nächte. Warum, danach habe ich sie nicht gefragt, und sie haben mit mir auch nicht über den Geiselmord gesprochen. Vo.rs.: Wie kommt es, daß Seidl Ihre Leglktma- rionspapier« bei sich hatte? Zeuge: Davon weiß ich nickls. Auch von einem Brief SeidlS an den Zeugen will letzterer nichts wissen. Vors.: Sie sind heute außerordentlich zurückhaltend in Ihrer Aussage. Das erscheint mir merkwürdig! Steht das etwa im Zusammenhang mit Ihrem nachträglichen Besuch bei der Frau Hauömonn? Der Zeuge berneint. Vors.: Haben Sie anit Frau Haußmann über die Anklage gegen Seidl gesprochen? Nach längerem Zögern erklärt der Zeuge:.Ja. wie man so über eine Anklage spricht, an etwas Bestimmtes kann ich mich nicht erinnernd Der Zeuge erklärt dann in wenig glaubhafter Weise, daß ihm der Besuch bei Frau Haußniann von einem Unbekannten inspiriert worden sei, der sich ihm an einer Plakatsäule zugesellt habe. Er habe erst von der überhandnehmenden T a n z w u t gesprochen, sei dann auf den Tod Haußmanns gekommen, und das habe ihn auf den Gedanken gebracht, Frau Haußmann zu besuchen. Vors.: Haben Sie die Adresse von Frau Seidl erfahren? Zeuge: Rein, durch einen Lazaretlkameraden von mir. Vors.: Was haben Sie dann gesprochen? War von dem vergrabenen Geld die Rede? Haben Sie auch von der Zeugenschaft der Frau Haußmann geredet? Zeug« Wie? Vors.: Muß ich Ihnen denn jede Frage zweimal vorlogen? Zeug«: Ich habe gefragt, ob Frau Hanö-mnn in dem Prozeß ail Zeugin auszusagen habe. Ob sie so wert beteiligt war, daß sie Aussagen über Serdl machen könne. So genau kann ich mich nicht daran srinnsrn. Vor s.: Sonst haben Sie nichts gesagt? Zeuge(nach langem Ueberlegen): Ich habe sie gefragt, ob ich sie später noch einmal treffen könne. Vors.: Das interessiert mich nicht so. Sagen Sie mir lieber, ob Sie der Frau Haußmann gesagt haben: Ihr Eid, Frau Hauhmann« der gilt nicht! Da sind Sie ja noch krank gewesen. Der Zeuge bestreitet dies. Als ihm Frau Haußmann gegenübergestellt wird, sagt er:.Wenn ich etwas DrhnlicheS gesagt habe, dann ist es auf keinen Fall so gewesen, wie Frau Haußmann es angibt. Frau Haußmann hält trotzdem ihre Aussage aufrecht. Vors.: Haben Sie es wirklich nicht gesagt? Zeuge(entrüstet): Wie könnte ich so etwas sagen! Nun greift der Staatsanwalt ein: Der Zeuge Watzelsberger ist eines Verbrechens des Mein. «ides dringend verdächtig. Ich erkläre Watzels- berger für verhaftet! Die Wirkung dieser Erklärung ist noch nicbt verslcgen, ali der Angeklagte Josef Seidl aufsteht und sagr:.Dieser Mann da ist bei der Erschießung der Geiseln im Hof gewesen. Ich kenne ihn genau wieder an seinem hinkenden Bein und an seinem Stock. Ich habe damals bei meiner Verhaftung zu Protokoll gegeben, daß bei der Erschie- ßung der Geiseln ein hinkender Zivilist, der an einem Stock ging. S» uns gesagt hat: Nor keine Rücksicht mit de» Geiseln. Wenn die Weisen kommen, machen sie eS genau so. I n z w e I bi» drei Tagen sind wir sowieso alle miteinander ausgehängt." Z»eu ge: Ter Angeklagte will sich damit bloß herausreden. Es sollte doch jeder bei der Wahrheit bleiben. Vors: Diese Mahnung richte ich an Siel Zeuge: Es gibt doch mehr Leute mit einem Stock. Nach einem kurzen Gespräch am Nichtcrtisch sagt der Vorsitzende: Zeuge, sind Sie vielleicht jener hinkende Mann, der den Professor Berg er denunzierte? Zeuger Nein. Vors.: Der Zeuge stebt zur Verfügung des Herrn Staatsanwalts. Es wird dann die Tochter des Haußmann vernommen. Ihr« Aussagen sind jedoch, obwohl sie bei sehr wichtigen Tingen dabei gewesen ist, so unbedeutend, daß der Staatsanwalt an sie die Frag« richtet, ob jemand auf sie eingewirkt habe. Einige weitere Zeugen sagen nur Bekanntes SuS. Em« neue V. kundung macht der Zeuge W.lhelm König, ein bucklig«:, kleiner Mensch, der mit Stol, die Uniform der Rotgardisten getragen und vor dem Gymnasium Posten gestanden hat. Er gibt an, daß Eglhofer am Mordtage zweimal im Auto vorgefahren sei. Nach größeres Aufsehen erregen bann die Aussagen des nächsten Zeugen, des NeichSwehrsoldaten Roezer, der kurz vor der Erschießung der Geiseln mir etwa 60 Infanteristen ins Gymnasium kam. wo sie nach ihrer Entlassung aus ihrem bisherigen Regiment Unterkunft zu finden hofften. Er erzählt: Als sie angekommen seien sei der Angeklagte Schick!- hoser auf sie zugekommen und habe gefragt:.Seid Jhr aych gute Kopf, und Brust schützen? Dann müht Ihr jeh» 22 Geiseln erschießen!» Roezer und seine Kameraden waren über diese Zumutung starr. .Wer bist Du eigentlich. Kamerad?" fragten sie.Ich bin der Kom- Mandant des Luitpold-Gymnasiums, war die Antwort. Man hat ihnen dann Zigaretten und Geld versprochen, wenn sie das TodeS- urteil vollstrecken würden. Schicklhofer zeigte ihnen auch den Be- fehl, aber die Soldaten weigerten sich, ihn zu vollziehen. Da sagte Schicklhofer:..Feige Kerl« seid Ihr. Ihr seid mir saubere Sol- daten." Zwischen dem Rechtsanwalt S a u t e r und dem Zeugen entspinnt sich dann eine länger« Unterhaltung mehr akademischer Natur, in welcher der einfache Soldat kein« Antwort schuldig bleibt. Ter Vorsitzende unterbricht schließlich mii den Worten: Dies« Unterredung tonnen Sie außerhalb der Sitzung fortsetzen.

Industrie und Handel. Börse. Di« Aufhebung des Ausfuhrverbots von Kolo nialantei. l e n hatte zur Folge, daß sich am Kolonialmarkt ein stürmisches Geschäft entwickelte bei durchweg stark anziehenden Kursen. Po- mono, die gestern mit 1650 geschlossen batten. gingen heute bis auf 1760, waren aber späterhin abgeschwächt auf 1670. South-West gestern 17izh, heute 191. später 131. Deutsche Kolonialantcil« gestern 810, heute 910, später 880. Neu-Guinea schlössen gestern 215, gingen heute bis auf 265 und sino augenblicklich 262. Otavi- Anteile von 172 bis 195. Otavi-Genußscheine von 122 bis 148. Kaoko von 59 auf 65. Von den übrigen Marktgebieten traten Schiffahrtswerte durch Festigkeit hervor, die damit begrün. d«t wurde, daß diese Papiere in letzter Zeit zurückgeblieben seien. Bevorzugt Hansa, die 5 Proz. gewannen. Die übrigen Werte ourchschnittlich 2 Proz. gebessert. Am Markte der A u s l a n d s w e r t e ist das Geschäft ruhiger geworden. Steaua Romana, 5ianada, Baltimore und Deutsche Erdöl nur wenig verändert, dagegen Deutsche Petroleum 10 Proz. höher. Montanpapierc vorwiegend schwächer, da die Divi- dendenschätzung der Rheinischen Stahlwerke, heute noch ungünstiger beurteilt wurde. Rhein stahl Lbevbedars und Ronebacher Hütte 2 Proz? niedriger, Bismarckhütte 3 Proz. niedriger, späterhin auch Phönix 2/4 Proz. nachgebend. Die übrigen Montanpapiere' unge- fähr 1 Proz. schwächer. Sehr fest Elektrowerte und Ani- l i n p a p i e r e. Badische Anilin 13 Proz., Berliner Anilin 8 Proz. A. E. G. 6 Proz.. Schuckert 1 Proz. und Feiten u. Guilleaume 10 Prozent höher. Von R ü st ung»werten Orenstein w Koppel fest. Rheiinnetall schwach. Kriegsanleihen unverändert 7914. Die älteren heimischen Anleihen bei ruhigem Ver- kehr leicht gebessert.

HroßSerün Die Schiebungen im Spandauer Traindepot. Die Ermittlungen über die von Mitgliedern des dortigen Ar- beiterrats ausgeführten Riesenunterschleife im Spandauer Train- depot, die wir seinerzeit meldeten, haben ergeben, daß es sich hier um eine der gewaltigsten Schiebungen mit Heeresgut handelt. ES ist gelungen, noch größere Posten Ware zu entdecken, die in Spandau und Tirswcrder verborgen worden waren, da sich für so bedeutende Mengen nicht gleich Käufer gefunden hatten. Soweit bisher fest- steht, sind Millionen Mark dadurch dem Staate verlorengegangen, daß die Materialien an Privatpersonen verschoben wurden. Be' den Nachforschungen in der Umgebung Magdeburgs wurde, wie eine Zeitungskorrespondenz berichtet, ebenfalls verschobenes Train- Material entdeckt, doch stellte sich heraus, daß diese Waren dem Magdeburger Traindepot gehörten. Weiter ist fest- gestellt worden, daß auf dem Güterbahnhof Potsdam eine Reihe von Bahnbeamten bei den Veruntreuungen beteiligt war, die auch in anderen Fällen Eisenbahnwagen zu Schicberzwecken weiter- geleitet haben. Die Anklage gegen die Spandauer Angestellten deS Traindepots richtet sich gegen 20 Personen. Die gerichtliche Ver- Handlung dürfte im Oktober beginnen.

Ars der Heimstätte Buch für Lungenleidende kommt schon wie- der ein K'lage über die Beköstigung. Pfleglinge der im leeren Räumen des Altleuteheims einquartierten neuen Abteilung senden uns ein Schreiben mit 150 Unterschriften. Die Lungen- leidenden beschweren sich, daß ihr« Speisen oft ungenießbar find und dann als Schweinefutter in den Trankeimer wandern müssen. In persönlicher Unterredung wird uns noch gesagt, daß die Pfleg- iinge die beklagten Mängel weniger aus schlechte Beschaffenheit der Rohstoffe als auf die fragwürdige Art der Zubereitung zurück- führen. Das dürftig gefettete und kaum gewürzte Essen ist fade im Geschmack. Schnittbohnen kommen nur halbgeputzt in den Tops und auf den Tisch, im Spinat finden sich reichliche Beimengungen von Sand, Dörrwetßkch! muß als gänzlich ungenießbar zurückge- wiesen werden. An Beschwerden haben die Pflegling« es nicht fehlen lassen, immer wieder haben sie sich an die Oberschwester, dem Oberarzt und den Inspektor gewendet, haben dem Heimstätten« kuratorium und der Landesversicherungsanstalt ihre Wünsche vor« getragen aber das alles hat nichts genutzt. Statt der immer wiederholten Beschwichtigungen und Vertröstungen erwarten und fordern die Pfleglinge durchgreifende Abhilfe, die endlich mal Zu- friede nhcit schafft. Vom Kampf um das Entlassungsgeld. Ein Schwerkriegsbe- schädigter bat Ende Juni die Entlassungsstelle IV schriftlich um Zusendung seines Entlassungsgeldes von 50 M. Am 8. August kamen Paß und Rcntenbuch zurück, letzteres mit dem Vermerk, daß er das Entlassungsgeld erhaften habe.' Bis dahin war das Geld noch nicht bei ihm eingegangen, aber er wartete noch acht Tage und mahnte erst dann bei der Entlassungsstelle. Nachdem er wie- der eine Wyche auf Antwort gewartet hatte, mahnte er durch Ein- schreibebrief nochmals, und nun erhielt er nach einigen Tagen die Antwort, da? Geld sei am 1. August abgesandt worden. Jetzt ließ er auf dem Postamt seines Wohnortes Südende feststellen, daß eine Postanweisung für ihn nicht eingegangen war. Er bat schrift- lich die Entlassungsstelle, bei ihrem Aufgabepostamt nach der Post- anweisung zu forschen. Seitdem sind schon wieder mehrere Tag« vergangen und er wartet noch auf Antwort. Die Entlassungsstelle hatte die Pflicht, bei seiner ersten Mahnung sofort die nötigen Nachforschungen zu veranlassen. Der KriegSbesöhädigte ist durch Krankheit seines KindeS in Geldverlegenheit geraten und braucht die 50 M. gerade jetzt dringend.

Vcrbrecherkampf in der Kolibri-Bar. Einen schwere» Kampf zwischen Kriminalbeamten und einem gefährlichen Verbrecher gab cS in der vergangenen Nacht in einem Lokal der Lebewelt im Wessen der Stadt, der Kolibri-Bar in der M o tz st r a ß e 65. Vor längerer Zeit tvurde der Möbelhändler Farrer in der Culmstratze von einer bewaffneten Räuberbande, an deren Spitze der Ringkämpfer Fritz E l I i s« n und Walter B u r- g a ß standen, überfallen. ENisen und Burga« wurden vom außer« ordentlichen Kriegsgericht zu je 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, brachen aber au! dem SiadtvogteigefängniS wieder aus. kurz bevor sie in das Zuchthaus übergeführt werden sollten. In der vergan- genen Nacht um 8 Uhr erhielt Kriminalkommissar Lehnerdt, der Leiter der Raubdezernate, nach seiner Wohnung die Mitteilung, daß sich E l l i s s e n i n d e r K o l i b r i- B a r aufhalte. Weil dieser ein äußerst gefährlicher Mensch ist. erbat sich der Kommissar von dem diensthabenden Kriminalkommissar im Polizeipräsidium die«r- forderliche Hilfe. Unterdessen begab er sich von seiner Wohnung in Schmargendorf zu Fuß nach der Kolibri-Bar und ging vor dem Lokal auf und ab, Der Pförtner, der den nächtlichen Besuchern aufzuschließen pflegt, rechnet« auch ihn zu diesen und schilderte ihm, wie schön es die ganze Nacht hindurch in der Kolibri-Bar zu- gehe. Di« vorige Nacht sei allerdingsdicke Luft" gewesen, die Polente " habe sich bemerkbar gemacht, jetzt aber sei U> i e Luft rein". In diesem Augenblick kam der Kraftwagen, der einige Beamte und Sickerheitssoldaten vom Polizeipräsidium brachte. Jetzt wollte der Pförtner hineinstürzen, um die Gesellschaft zu be­nachrichtigen. Kommissar Lehnerdt faßte ihn jedoch, und so gelang es ihm und den SilsSmannschasten., o so r t einzudringen. Ellissen war gerade beim Tanzen. In dem«igen Raum befan« den sich gegen 100 Personen. Als der Kommissar den gesuchten Verbrecher anrief, versuchte er, sich hinter seiner Tänzerin zu verstecken. Die Beamten spran- gen zu und es entstand ein Ringkampf, in dem der Gefaßte nicht zu überwältigen war. Die Hilfe»er Soldaten erwies sich

als wenig wirksam, weil die ungeübten Leute nicht recht wußte«. was sie beginnen sollten. Die Menge wandte sich drohend gegen die Beamten. Plötzlich riß Ellissen sich los und ergriff einen Stuhl, um auf Kommissar Lehnerdt einzuschlagen. Dieser kam ihm jedoch mit der D i« n st p i st o l e zuvor und traf ihn in die linke Körperseite. Der Verbrecher drehte sich eimgemale herum, als ob er zusammenbrechen wollte, sprang dann aber durch die Hintertür nach der Küche, um sich dort einzuschließen. Dem Kommissar ge- lang eS, einen Fuß zwischen Tür und Rahmen zu stellen. Als der Verbrecher seine recht« Hand erhob, augenscheinlich, um durch den Spalt zu schießen, gab der Kommissar einen zweiten Schuß auf ihn ab. Jetzt wich Ellissen nach dem Hose zurück und ver- suchte, über die Hintertreppe in irgendeine Wohnung zu kommen. Ein dritter Schuß aber streckte ihn nieder. Der Verwundete wurde mit einer Kraftdroschke nach dem Elisabethkrankcnhause ge- bracht. Während er dort verbunden wurde, erklärte er wiederholt, daß er binnen vier Wochen die Kriminalbeamten erschießen werde. Unter sicherer Bedeckung wurde er mit dem Kraftwagen nach der Charita gebracht.

Groh-Berkincr Lebeusmittel« Dahlem . Fleilch vom 10. bis 13. September mimmernweise, silr Süd- und Noidteil an den bekannten Stellen. Bom. 10. bi» 12. September 160 Gramm Graupen, 200 Gramm---- 4 Suppenwürfel, 250 Gramm MaiZgrieh bezw. Maismehl, 250 Gramm Kartoffelftürkcmehl, 250 Gramm Brotausstrich ohne Wohl, 250 Gramm amerikanisches Weizenmehl. Ohne Karten: Apfelmus, I-Did.-Dole 2 M.. Pflaumen. 2-Pfd.>Dose 3,30 M.. Mirabellen. 2-Pfd.-Doic 3,10 M., Heidelbeeren ä Ptd. 1,50 M.. Heringe. Am 11. und 12. September aus abgcsicmpelten Abschnitt 17 der Nebenkarte B bezw. 0 150 Gramm Schokolade oder 170 Gramm Kakao, für den Süd- teil bei Blernoth. iilr den Nordleil tn der PodbiciSk,-Allee. Wer die Vor­anmeldung verabsäumte, wird nicht berücksichtigt. Für heimkehrende Kriegs- geiangene auf besondere Karte» pro Woche 50 Gramm Fett, 125 Gramm Auslandsspcck oder Stonstrvnitzeisch, 250 Gramm Hülsensrüchte. Pankow . Ab 11. September 500 Gramm Graupen 10.11 M.l. Ab 10. September können bis aus weiteres die ll,-2itsr-Milchkarten m den Geschäften von SpekowSkt nicht mehr mit Frischmilch beliefert werden. Als Erlatz 1 Pjd. Haierjlockeri in den bekannten Gejchästen aus Miichkaricn- abjchn itte jür 10. bis 16. September.

Groß-See!iner parteknachrkchten. Neukölln, v. Bezirk. Heute Zahlabend bei Ajdring.

Vorträge, Vereine unö Versammlungen. Kaulsdorf . Donnerstag, 8 Uhr, im Restaurant Schwarz, am Bahn- hos, össenttiche.Velsammiimg. 1. Vortrag über: Zweck und Ziel des ilabeiter-Turli- und SvortvundeS. 2. Gründung eines Arbeiter-Turn- und Sportvereins für KaulSbors.

GMAkkschosisbemMV De? Streik im chemischen Großhanöel. Das Bestreben der Unternehmer im chemischen Großhandel. den gefällten Schiedsspruch zu umgehen, kennzeichnet der Ausschuß der Berliner Gewerkschaft Bfornmiffion in folgender Erklärung: Die Arbeitgeber des chemischen Großhandels haben beim Streik der Arbeiter und Angestellten die bartnäckigsten Versuche geniachr den gesetzlichen SchltchtungSaussÄuß durch Tarifvertrag auszu- schallen. Der Aröeitgeberverband bat dabei d>e Stütze der Ver- einigung der Arbeitgeberver bände gefunden. Nachdem der Schlici- tungsausschiiß des Reichsarbeitsamtes einen Schiedsspruch gefällt ha:. wurde die Arbeitsausnahme auf Grund diese» Schiedsspruches be- schlössen. Die Arbeilgeber legten nunmehr den Angestellten emi" Reverö vor, durch den die Bcsclligung de? SchiedsspiucheS herbri- gesübrt werden sollte, bevor der Demobilmachurigskommissar ge- sprachen hat. Die Angestellten sind infolgedessen gezwung worden, den Streik sorlzu setzen. Wir erheben Pro? gegen die Absicht der Unternehmer, die gesetzlichen Schlichtun auSschüsse auszuschalten und der letzten Instanz vorzugreifen»». sprechen de» bald den streikenden Angestellten in ihren, Kampf die vollste Sympathie aus. Der Ausschuß der Gewertschaftskommission Berlins und Umgegend. »» « Vorstehende Erklärung des Ausschusses der Berlin « GeWerk- schaftskommission benutzt dieFreiheit" zu einem heftigen Angriff gegen die Streikleitung des Transportarbeiter- Verbandes und gegen denV o r w ä r t s". In der Notiz heißt es u. a.: Den ersten ge-werkschastlichen Grundsatz, den der Solidarität kämpfender Arbeiter, aufgebend, muteten diese Gewerkschaft»- führcr den Arbeitern zu, die Arbeit wieder aufzunehmen, trotzdem die Unternehmer den Angestellten gegenüber wortbrüchig geworden waren und dies« infolgedessen den Streik fortsetzen mußten. Die Arbeiter der Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker, die ein stär- leres SolldaritötSgefühl besitzen als ihre ge- werkschaftlichen Führer, lehnten e» ab, den betrogenen Angestellten in den Rücken zu fallen. DerVorwärts" fühlt sich verpflichtet, daS allen gew «r!> schastlichen Traditionen widersprechende Ver. halten der Leitung deZ TranSportarbeiterverbandeS z u ver­teidigen. womit er mir beweist, daß auch ihm die gewerk- schaftlichen Prinzipien völlig abhanden gekom- m e n sind." Und an einer anderen Stelle sagt das unabhängige Blatt, da? manchmal die Flöhe husten hört: Wir zweifeln daran, daß dieser berechtigte Protest der Berliner Gawerkschaftskommission auf die maßgebenden Behörden einen Ein- druck machen wird. Ebensowenig dürfte diese klare Eni- scheidutig der Sachwalterin der Berliner Gewerkschaften die verirrten Gewerkschaftsführer wie auch den v«r- stocktenVorwärts" aus den Boden gewerlschaft- licher Grundsätze zurückführen." Soviel Sätze, soviel Unsinn! Ter mit der Abfassung der Notiz betraute Nedakttonseleve derFreiheit" hätte, che er diese Faseleien niederschrieb, sich einmal bei der Stell« erkundigen sollen, die wohl der beste Interpret der Erklärung ist, nämlich bei der Geweri. schaslSkommission selbst. Tort hätte er erfahren, daß der Ausschuß aus wohlverstandenen Gründen sich überhaupt Nicht mit den Differenzen zwischen den beiden Organisationen beschäftigt hat. Beschäftigt hat er sich vielmehr und das kommt für jeden normalen Leser auch in der Erklärung zum Aus­druck nur mit der skandalösen Art. wie die Unternehmer gegenüber den Angestellten den gefällten Schiedsspruch um- gehen wollen. Aber was für jeden normalen Leser klar ist, braucht sa de». halb gerade noch nicht für den RedaktionSelevcn in derFreiheit" vcrstärolich zu sein. Und da» Ist immerhin ein mild e rp de r Umstand! » Die Leitung des Transportarbeiterverbande» schreibt un» zu den unerhörten Porwürfen derFreiheit" folgendes: Am 4. August 1919, abends, in den Sophiensälen wurde von den Angestellten und Arbeitern i» gemeinsamer Abstimmung bei Streik gegen eine Stimme beschlossen. Während des Kampfes wurde wieoerhalt zum Ausdruck gebracht, daß der Streik geineinsam beschlossen wurde und auch gemeinsam bcendei werden wird. A m 5. September wurde nun, nachdem der Handlungsgehilfen- veviand und der TranSportarbeitervcrband über die Verhänd- hingen vor dem ReichSarbeitSamt Bericht erstattet halten und die Angestellten und Arbefter in getrennter Abstimmung die Ergebnisse