Nr.464.36.Jahrg.
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Donnerstag, den 11. September 1919.
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Gegen die polnischen Uebergriffe. Der schwere Weg zur Wahrheit.
Eine deutsche Note an die Entente. In Versailles ist folgende Note überreicht worden: Mit lebhafter Sorge verfolgt die deutsche Regierung die von unverantwortlicher polnischer Seite aus Anlaß der oberschlesischen Vorgänge gegen Deutschland seit nunmehr 14 Tagen mit unverminderter Stärke in Wort und Schrift betriebene e te. Sowohl maß lose Artikel und Aufrufe in der Presse wie die in zahlreichen Boltsversammlungen an allen größeren Orten Polens gehaltenen Reden über die Ereignisse nud Verhältnisse in Oberschlesien sind geeignet, die breiten Massen des polnischen Bolkes in eine gefährliche Erregung zu versehen und sie zu Gewalttaten aufzureizen. Unverhüllt wird bewaffnetes Einschreiten, also der Krieg, gefordert und zur Bildung von Freischaren aufgerufen.
Die deutsche Regierung glaubt der Zustimmung der polnischen Regierung sowie der übrigen alliierten und assoziierten Regierungen ficher zu sein, wenn sie es als eine ernste Pflicht der polnischen Regierung bezeichnet, diesem Treiben entgegenzutreten und mit allen Kräften anf eine Beruhigung der öffentlichen Meinung in ihrem Lande hinzuwirken.
Eine fortgesetzte Quelle der Beunruhigung liegt in dem Umstande, daß die in der Nähe der Grenze zum Schutze der Ortschaften und zahlreichen industriellen Niederlassungen stehenden deutschen
Truppen fortgesetzten Angriffen seitens polnischer Banden ausgesett sind. Diese Banden stoßen unvermutet über die Grenze vor, fügen den deutschen Mannschaften Verluste zu nnd ziehen sich, sobald stärkere deutsche Kräfte erscheinen, ebenso schnell über die Grenze wieder zurüd. Es bedarf der ganzen Selbstbeherrschung der deutschen Truppen, daß sie sich nicht in der Verfolgung solcher Banden zu Grenzverletzungen hinreißen lassen, was das zuständige deutsche Generalkommando in einer amtlichen Mitteilung vom 2. September besonders hervorhebt. Hier genügt es nicht, daß die polnischen, an der Grenze befindlichen Streitkräfte untätig bleiben, vielmehr wäre es dringend erforderlich, daß diese Streitkräfte für eine scharfe Absperrung der Grenze gegen den Uebertritt von Banden sorgen und daß sie verhindern, daß sich diese Banden mit Waffen und Munition versehen. Eine Fortdauer der jetzigen auf die Dauer sowohl für die Truppen wie für die Grenzbevölkerung unerträglichen Zustände würde den Einbrud erwecken, daß die polnischen Ueberfälle mit Wissen und Duldung der polnischen Militärbehörden erfolgen.
Die Reichskonferenz der U. S. P. D. zeigt, in welchem Maße diese Partei selbst das Opfer jener Verblendung geworden ist, die sie aus propagandistischen Gründen betreibt. Aus propagandistischen Gründen mußte die sozialdemokratischen Partei als ein Sodom und Gomorrha hingestellt werden, das keiner Besserung mehr fähig sei, denn sonst hätte der Gedanke zu nahe gelegen, man könne ja in der alten Partei bleiben und von innen heraus bessernd wirken. und weil alles, was die Sozialdemokratie macht oder mitmacht, nicht anders sein kann als bodenlos schlecht und niederträchtig, darum muß auch die neue Verfassung der Deutschen Republik als ein Werk verschrien werden, das nicht das mindeste tauge und nichts anderes verdiene, als von Grund auf zerstört zu werden.
Die Politik der Unabhängigen geht damit von zwei Voraussetzungen aus, die sich nicht aufrechterhalten lassen. Die Gleichstellung der Sozialdemokratie mit den bürgerlichen Parteien fann bei ernſten Leuten doch nur Heiterfeit erregen. Und die neue Verfassung bringt immerhin die Die deutsche Regierung möchte schließlich auch diese Gelegenheit Republik , die Souveränität des Volkes, das gleiche Wahlrecht banutzen, um mit Nachdruck darauf hinzuweisen, daß sie in enger beider Geschlechter zu allen Vertretungskörpern, die VerhältVerbindung mit der preußischen Regierung aus Rücksichten des all- niswahl und die direkte Gesetzgebung durch das Volk, also gemeinen Friedens und des öffentlichen Wohles mit Erfolg bemüht doch einiges, was die Arbeiterklasse in ihrem eigenen Interist, in Oberschlesien die Ruhe und Ordnung und damit die Fort- effe zu schüßen allen Grund hätte.. führung der Arbeit und Produktion zu sichern.
Der österreichische Friedensvertrag unter- ist. Die österreichische Nationalversammlung hat erklärt,
schrieben.
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daß sie an den Völkerbund appellieren wird". Das Blatt erinnert an den Artikel 11 und an den Artikel 24 des Völkerbundvertrages und fährt fort: Es wäre sonderbar, Aus Versailles wird gemeldet: Mittwoch vormittag wenn der Zustand von Reibung und Unruhe, der in um 10 Uhr fand im Saale der Steinzeit im Schloffe zu St. Mitteleuropa bei den Völkergemeinschaften, denen es verGermain die Unterzeichnung des deutsch öfter boten wird, sich zu vereinigen, erzeugt wird, nicht durch reichischen Friedensvertrages statt, die sich nach diese Artikel einer Revision zugeführt werden könnte. Man dem gleichen Zeremoniell vollzog, das bei der Unterzeichnung kann zwar einwenden, daß die Kontrolle im Völferbund bei des deutschen Friedensvertrages angewendet wurde. Etwa dem State ruht, der aus denselben alliierten Mächten zu300 Personen waren anwesend, darunter 73 Friedensdele- sammengesetzt ist, die den österreichischen Friedensvertrag gierte und 50 Pressevertreter. Ministerpräsident Clemen zusammengestellt haben. Das ist so, und es ist auch nicht ceau führte den Vorsitz. wahrscheinlich, daß der Rat in der nächsten Zukunft die Entscheidung der Pariser Konferenz einer Revision zuführen wird. Aber die Verhältnisse werden sich ändern und mit ihnen auch die Ansichten einiger oder aller Mächte, die im Rate vertreten sind.""
Die rumänische und südslawische Delegation war bei der Zeremonie der Unterzeichnung nicht an wesend. Die Unterzeichnung war um 11 Uhr 10 Min. beeudet. Die rumänischen und südslawischen Bevollmächtigten erwarten Justruktion ihrer Regierungen. Der Oberste Rat
teilen.
Troßdem vermißt man in den Reden der Unabhängigen jedes Bekenntnis der Bereitschaft, die demokratische Republit gegen Antastungen von rechts zu schüßen. Sehr begreiflicher Weise, denn man hätte sonst auch die gleiche Bereitschaft gegen links aussprechen müssen, während es doch der ganze Sinn der knabenhaft unreifen Debatte ist, wie man der verdammten demokratischen Republik am schnellsten den Hals umdrehen könne.,
Rein einziger Redner hat ein flares Bekenntnis zu jenen Grundsäßen gewagt, die fünfzig Jahre lang das A und das O der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung find und für die alle unsere Vorkämpfer mit voller Ueberzeugungskraft in die Schranken traten. Im Grunde seines Herzens mag freilich manchem vor der neuen Revolution" gegen die Demokratie bange sein, die der junge Stürmer und Dränger, Kurt Geyer , nicht nur kommen sieht, sondern auch will". Sie sehen sie nicht kommen und wollen sie auch nicht, müssen sich aber hinter die Ausrede verkriechen, daß eine „ revolutionäre Situation" jetzt nicht gegeben sei, die würde erst später kommen.
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Darum will Haase warten, bis die Welle wieder einen Höhepunkt erreicht". Darum warnt er dabor, alles aur deurpolitit eines Ludendorff. Man hätte sich diese Warnung noch etwas eindringlicher und weniger taktisch)
ließ ihnen bis Sonnabend Zeit, ihre Absichten mitzu Frankreich will die jungen Elsaß- Lothringer eine starte zu fegen. Darum warnt er vor der Galax Erzwingung der Unterzeichnung.
Um die Unterzeichnung des Friedensvertrages mit Desterreich nicht durch die Opposition der drei slawischen und Balfanstaaten zu verzögern, hat der Verbandsrat diesen drei Regierungen eine nachträgliche Frist von 3 Tagen für die Unterschrift bewilligt, nach deren Ablauf angeblich den fich dann noch weigernden Regierungen durch den Verband mit der Beschränkung ihres Anteiles an den Früchten des Krieges bedroht werden sollen. Die von Balfour beabsichtigte Note an Rumänien ist nach Bukarest abgegangen. Sie drückt über die Behauptung,
einziehen.
daß der Schutz der Nationalität der Minderheiten durch den Protest gegen die französische Elsaßpolitik. tariats, die uns nahe stehen, von einer solchen Ermüdung
Völkerbund mit der Staatssouveränität Rumäniens nicht bereinbar sei, die Verwunderung der Verbandsmächte aus,
( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".)
( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) " Aus Lörrach wird uns gemeldet: Gegen die beabsichtigte verklausuliert vorstellen können. Die Ludendorffe des Ginberufung der Jahrgänge 1898/99 in Eliak- Bürgerkrieges, die von ihrem Hauptquartier aus mit Die bürgerliche Bresse beschwört die französische Regierung, die Ein- Arbeiterklasse eine viel schärfere Bekämpfung. Aber Lothringen herrscht in der Bevölkerung starte Erbitterung. Arbeiterleben Hasard spielen, verdienen im Interesse der berufung zu unterlassen, da sonst den gefährlichsten Strömungen ihnen gegenüber spielt Haase dieselbe unglückliche Rolle, die Borschub geleistet würde. Vielerorts ergehen schon Aufforderungen, Bethmann Hollweg gegenüber Ludendorff gespielt hat: er den Einberufungen eine Folge zu leisten. Sollten fie ringt an seinem Schreibtisch die Hände und sieht zu, wie der dennoch durchgeführt werden, so würden 20 000 junge Männer da- Wagen in den Abgrund kutschiert wird. von betroffen. Haase und andere sprachen von einer Ermüdung des Proletariats. Wir können in den Kreisen des Prolenichts das Geringste bemerken; wir sehen bei ihnen nur Kräfda doch auch Polen und Griechenland diese Verträge ange- Auf der oberelsässischen Sozialistenkonfe- tigung und estigung der treu festgehaltenen sozialdemokranommen haben. Was den tschechischen Widerstand betrifft, renz in Mülhausen wurde ein Antrag Grumbach angenom- icht der Arbeitermassen in den wirklichen Stand der tischen Auffassungen und erfahren von ihnen, daß die Einhofft man, daß der Rapport ausgegeben wird, daß der Ver- men. Er protestiert auf das schärffte gegen die französische ficht der Arbeitermassen in den wirklichen Stand der Teschen ausspricht, da er sonst dessen Zugehörigkeit offen läßt. Gr fordert sofortige Verstaatlichung der Eisen- nichts als ein natürlicher Prozeß. Ueberrascht fühlen kann trag von St. Germain auch den österreichischen Verzicht auf Ausweisungspolitik, den Belagerungszustand, die Zensur. Dinge überall im Wachsen begriffen ist. Das ist es also, was die Herren„ Ermüdung" nennen. Es ist aber weiter Er Eisenwas die Herren„ Ermüdung" nennen. bahn, Berg- und Kaliwerke. Die Ausarbeitung nichts als ein natürlicher Prozeß. Ueberrascht fühlen kann Das Verbot deutsch - österreichischer Vereinigung. eines gemeinsamen Programms mit Unterelsaß und Lothrin- fich durch ihn nur, wer bisher über den Wolfen gelebt hat. Ueberall ist der Wunsch lebendig, dem Hader in der ArBis zur Stunde ist die Antwort der Entente auf die gen wird beschlossen. beiterklasse ein Ende zu machen und eine Einheitsfront Sozialistenkonfe- des Broletariats herzustellen. Auch Lipinski hat von deutsche Note noch nicht eingetroffen. Es ist nicht ausge- renz in Straßburg nahm einen Protest an gegen die ihm gesprochen und mit ihm die bei den sächsischen Unabhän schlossen, daß der sehr ernsthafte Widerstand gegen das Ver- unumschränkte Säbeldiktatur in Obereljaß und Lothringen , gigen zutage getretene Neigung entschuldigt, mit den Sozia bot in England auf die Verzögerung nicht ohne Einfluß ist. warnt die französische Regierung den Weg brutaler demokraten eine gemeinsame Regierung zu bilden. Er wie Den treffenden Ausführungen der„ Daily Mail“ und„ Daily preußischer Gewaltpolitik zu betreten, wenn sie Saafe fuchen es aber wieder den Radikalinskis recht zu Chronicle", die wir im gestrigen Morgenblatte wiedergaben, nicht die Verschmelzung mit dem alten Mutterlande unmög- machen, indem sie die Sache so darstellen, als handle es fich Chronicle beute die fönnen wir heute die des liberalen Manchester lich machen wolle. Sie fordert i fortige Aufhebung des nur um eine„ Formsache", weil man seine Bedingungen" Guardian " anreihen. Belagerungszustandes und die Wiederherstellt und weil dann von vornherein feststeht, daß es zu einer itellung aller garantierten Bürgerrechte.
Die unter elfäffische
Ablehnung kommt. Es ist schwer, etwas dagegen einzuwenden, wenn Ledebour ein solches Vorgehen eine Komödie nennt. Man könnte auch sagen: ein une hrliches Spiel. Niemand kann mehr geben als er hat, aber eins wenigstens dürfen die Arbeiter von ihren Wortführern verlangen:
,, Manchester Guardian" schreibt in einem Leitartikel vom 8. September über den österreichischen Friedensvertrag: Die österreichische Nationalversammlung hat gegen die Verhinderung des Anschlusses der neuen Republik an Deutschland protestiert. Der Begriff„ Selbstbestimmung" hat keine Bedeutung mehr, wenn nach dem Zusammenbruch des alten Desterreichs Deutschösterreich daran gehindert wird. Für die Mittwoch beginnende Bergarbeiterkonferenz werden volle Aufrichtigkeit. Die Debatte der Reichskonferenz der fich trotz des Wunsches der deutschen und österreichischen Be- 2000 Delegierte erwartet. Hauptgegenstand der Beratungen werden 1. S. P. D. ist aber förmlich durchsetzt von Unaufrichtigkeiten. völkerung an Deutschland anzuschließen. Die Alliierten stellen die ohnfragen sein. Die jetzt bestehenden Verträge laufen mit dem Es wird da entsetzlich viel mit den Wölfen geheult, und das Ende des Krieges ab; dies wird von den Arbeiterführern dahin fich mit einem solchen Migriff dem Vorwurf bloß, daß ausgelegt, daß dieser Zeitpunkt eintritt, jobald das Friedens- Man so dhun!" scheint für viele oberster Grundsatz aller fie nicht wirklich an Selbstbestimmung als an einen ablommen vom Senat ratifiziert ist. Die Bergarbeiter verlangen Taktik. Grundsatz glauben, sondern daß sie die Selbstbestimmung einen sechsstündigen Arbeitstag, eine fünftägige Arbeitswoche und eine nur dann anvenden, wenn sie ihren 8ielen dienlich Lohnerhöhung von 25 bis 40 Bros.
Aber es hilft alles nichts, die Täuschung führt ins Berberben, und wer das einmal erkannt hat, der handelt trene