Der Fall Reinhard.
Auf dem sächsischen Parteitag hat Genoffe Noske erflärt, der Gewährsmann des Vorwärts", der die Beschuldigungen gegen Reinhard erhoben hat, sei ein ,, wegen seiner unqualifizierten Eigenschaften bestrafter und degradierter früherer Offizier".
Die Post" hat anderes Material erhalten. Sie schreibt vergnügt:
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Dieser Georg Neuendorf ist gar fein Offizierstellvertreter, sondern ein ganz gewöhnlicher Sergeant, und ein degradierter obendrein. Es ist ein Individuum, das sich mit Siffe gefälschter Papiere die Stellung eines Offizierstellvertreters und Zugführers im Reichswehrregiment Nr. 29 erschlichen und dort eine sehr üble Rolle gespielt hat. Als die unterwühlende und hinterhältige Tätigkeit des Neuendorf zu arg wurde, hat man ihn an die Luft gesezt. Sein Artikel im Vorwärts" ist also nichts als der Rache att eines Hinausgeschmissenen. Der„ Offizier ftellvertreter Georg Neuendorf ist, sagten wir, in Wahrheit ein begrabierter Sergeant. Warum ward er degradiert, Auch darüber fönnen wir den Vorwärts" aufflären, der so saubere Gewährsmänner hat. Der Mann wurde am 16 April 1918 degrabiert, weil er wegen Urkundenfälschung, Hehlerei und Unterschlagung zu sechs Monaten Ge fängnis verurteilt worden war! Man würde fehlgehen in der Annahme, daß dies die einzige Strafe des Helden ist, der die Stirn befitt, mit Oberst Reinhard zu einem Waffengang anzutreten. Schon vor dem Kriege hat Neuendorf eine vielmonatige Gefängnisstrafe wegen Unterschlagung bei einer Privatfirma
erlitten.
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Das Wolffsche Bureau weiß am Abend mit noch härferem Material zu dienen, das heute die Runde durch alle Blätter machen wird:
1915 wurde ich durch Parolebefehl des Ersabbataillons Referbe- ja teine Rolle. Tuns nicht Worte und Phrasen, so machens halt Infanterie- Regiments 93 zum Offizier Stellvertre Reisespejen, freie Fahrt, Hotels und Fürsorgeeinrichtun= ter ernannt und ging viermal freiwillig ins Feld. Ich gen für die Soldaten. Spender sind vorhanden. wurde berschüttet und verlor meine beiden einzigen Söhne in Die Versaminlung verlief infolge Dazwischentretens republiPolen. tanischer Soldaten ergebnislos. Ginberufer soll ein Wachtmeister Am 20. April 1918 wurde ich wegen Kriegsunbrauchbarkeit St. Paul sein, geistiges Haupt ist ein v. Bötticher. Referent war der aus dem Heere entlassen und trat bei Ausbruch der Unruhen in Deutschnationale Abg. La verrenz; vertreten waren mehrere Kavallerie- und Artillerieregimenter, sowie Marine- Brigade 3 Berlin im Januar 1919 bei meinem Stammregiment, dem ( 3. 8t. in Schlesien ). Die Fäden gehen aus von der von Herrn 4. Garde- Regiment, wieder ein. Sechs Monate lang habe ich Bötticher engerichteten und angeblich von ihm unterhaltenen Für= meine Schuldigkeit zur Zufriedenheit meiner sämtlichen Vorge- forgeftIle für Berufssoldaten", Joachimsthaler fetten getan. Führungszeugnis am 15. 8. 19: sehr Straße 7/8, die bisher allgemein nach den erfolgten Anzeigen für gut! eine amtliche Fürsorgestelle gehalten wurde. Diese
Ich versichere an Eidesstaat, daß ich nicht vorbestraft Stelle besorgte in geschicktester Weise die Anschriften monarchietreuer bin und werde Ihnen mein polizeiliches Führungszeugnis eben- Elemente, und diese helfen am Ausbau. falls sofort einreichen. Es war mir bis zur Stunde noch nicht möglich, dasselbe zu besorgen.
Hinzufügen möchte ich, daß ich für alles, was ich behauptet habe, einwandfreie Beugen befize. Das ganze Reichswehrregiment 29 wird auch noch eine weitere Aeußerung des Herrn Oberst Reinhard bezeugen fönnen: Scheidemann sei ein Betrüger, der sein Schäfchen im Trodenen habe. Ich stelle es Ihnen frei, diesen Brief wörtlich zu veröffentTichen. Georg Neuendorf, Offizierftellvertreter. Der Entlassungsschein der Reichswehrbrigade 15 liegt vor uns. Er ist vom 16. August 1919 ausgestellt und hat den Vermerk: Führung sehr gut. Der Militärpaß des Herrn Neuendorf ist ebenfalls in unseren Händen. Nirgends find Strafen bermerkt. Ueberall lautet die Führung sehr gut. Von einer Degradation und einer militärischen Unterschlagung ist nichts zu finden. Danach scheint nur eines möglich: die militärischen Stellen, auf deren Auskunft auch Genosse Noske sein Urteil Dem Oberst Reinhard, Führer einer Reichswehrbrigade, war stüßt, haben sich eine Verwechselung zuschulden kommen von einem„ Offizierstellvertreter" Georg Neuendorf öffentlich lassen. Der Neuendorf, den sie der Deffentlichkeit im Bilde borgeworfen worden, er habe die Regierung als Gesindel seiner Vorstrafen vorführen, ist nicht der Neuendorf, der und die schwarzrotgoldene Reichsfahne als Judenfahne im Vorwärts" die Anflagen gegen Reinhard erhoben hat. bezeichnet. Hierzu erfahren wir an zuständiger Stelle: Die AnUebrigens werden uns einige Beugen genannt, die bereit flagen von Neuendorf gegen Obert Reinhard sind ein Rache sind zu beeiden, daß Oberst Reinhard die vom Wolffsichen att Neuendorfs wegen seiner Dienstentlassung, die seinerzeit Bureau bestrittenen Beschimpfungen der Regierung und einwegen grober Pflichtverletzung erfolgt ist. Wie äußerst vorsichtig die Angaben Neuendorfs bewertet werden müssen, geht aus seinen Belner Minister getan hat. Vorstrafen hervor. Die Firma Kraßert aus Heidelberg hat hierher mitgeteilt, daß Neuendorf etwa 1901 bei ihr in Stellung gewesen und wegen Unterschlagung zu Gefängnis verurteilt Borden sei. Eine Anfrage bei der Staatsanwaltschaft I Berlin ergab aus dem hiesigen Strafregister die Bestrafung Neuendorfs mit Gefängnis wegen Urfundenfälschung, Hausfriedensbruchs, Aufforderung zu strafbaren HandLungen, wegen Entlaufens als Schiffsjunge und eble rei. Am 16. April 1918 wurde Neuendorf durch friegsgerichtliches Urteil wegen militärischer Unterschlagung in brei Fällen zu 6 Monaten Gefängnis und Degradation verurteilt. Wie es Neuendorf anscheinend mit gefälschten Militärpapieren gelungen ist, wieder in der Truppe zu erscheinen, wie und ob er zum Offizierstellvertreter befördert worden ist, fonnte bisher noch nicht festgestellt werden.
Trotzdem die Glaubwürdigkeit Neuendorfs demnach in äußerst zweifelhaftem Lichte erscheint, sind von zuständiger Stelle fofort Ermittlungen über die Angelegenheit des Oberst ReinHarb eingeleitet worden, die folgendes Ergebnis hatten:
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Der Verband inaktiver Unteroffiziere und Mannschaften ( Nichtkapitulanten) legt dagegen Wert auf die Mitteilung, daß er mit dieser Angelegenheit nichts zu tun hat, wie der Vorwärts" das schon in seiner Abendausgabe vom 30. August betont hat.
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Im übrigen ist festzuhalten, daß es sich nicht um einen all Neuendorf, sondern um einen Fall Reinhard handelt. Es ist festzustellen, ob Reinhard die angegebenen Aeußerungen getan hat oder nicht. Er selbst hat in seinem hoch fahrenden Briefe an uns die Beschimpfungen nicht bestritten. Es werden uns Zeugen gemeldet die Liste steht zur Verfügung, die beeiden wollen, daß er sie getan hat. Auf diese Feststellung allein kommt es an. Die Ableugnung des Wolfschen Bureaus hat kein Gewicht.
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Monarchistische Soldatenagitation.
Die Kohlenfrage.
In der Montagabend abgehaltenen Versammlung der Fun!- tionäre und Arbeiterräte der S. P. D. wurde die Koblennot, ihre Ursachen und Wirfung von zwei fachfundigen Referenten besprochen. Der erste Referent, Steiger Werner, be leuchtete den Rückgang der Förderung und die Preissteigerung der Kohlen. Den Rückgang der Förderung erklärte er zum Teil durch die infolge von
Unterernährung geschwächte Leistungsfähigkeit
der Bergarbeiter, ferner durch die Verminderung der Arbeiterzahl in den Bergwerksrevieren infolge der Abgabe der Kriegsgefangenen und Rückwanderung polnischer Arbeiter, auch Mangel an Arbeitsmaterial trage bei zu dem Rückgang der Förderung. Durch alle dieie Ursachen werde aber der Produktionstüdgang nur zum dritten Teil erklärt. Der Kohlenmangel werde uns im fomnien den Winter in große Not bringen. Tausende würden schwer da runter leiden, aber schließlich würden wir auch über den Winter hinauskommen, wie wir über die Hungerjahre hinausgekommen seien.- Im Bergbau sei die Sozialisierung eine Notwendigkeit. Betriebs räte, wenn sie von verständigen Leuten besetzt feien, tönnten viel tun zur Sebung der Arbeitsfreudigkeit und der Produktion. Auf berschiedenen Bechen des Ruhrreviers sei durch die Mitwirkung der zum Teil bis auf den Friedensstand. Aber um den Sohlenbedarf Betriebsräte die Leistung der Arbeiter bedeutend gehoben, zu deden, muß die
Arbeiterzahl vermehrt
werden. Wir müssen 400 000 Mann, davon tie Hälfte Hauer, im Kohlenbergbau beschäftigen. Die Arbeitsverhältnisse im Bergbau seien jetzt durchaus günstig. Wer dazu in der Lage sei, solle im Bergbau Arbeit nehmen. Es sei auch von politischer Bedeutung, baß nicht wie früher fremdländische, sondern deutsche Arbeiter in der Kohlenproduktion beschäftigt werden. Der zweite Referent, Stadtverordneter Ritter , ging auf die Berliner Berhältnisse ein. Im vorigen Winter habe Groß- Berlin 70 Broz. des Friedensbedarfs an Kohlen zugebilligt bekommen, aber von der zugebilligten Menge seien mur 70 Proz. geliefert worden. Jm kommenden Winter würden wir
nur auf 60 Prozent
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des im vorigen Jahre gelieferten Quantums rechnen können. zutreffend sei die auch von einem Einsender im Vorwärts" aufgestellte Berechnung, wonach die großen Wohnungen für den einzelnen Raum mehr Kohlen zugewiesen belommen wie die kleinen Wohnungen. Diesen Winter könnten nicht mehr wie drei Zimmer bei den größeren Wohnungen beliefert. werden.( Siehe heutige Bekanntmachung unter Lebensmittel. Benn sich die Kohlenförderung heben sollte, dann würden unsere Gemeindevertreter natürlich versuchen, eine bessere Belieferung durchDie Stadtverwaltung habe sich bemüht, als Ersatz für auießen. Kohlen Brennholz zu beschaffen. Eine Lieferung von 200 000 Raummeter sei abgeschlossen, wovon noch 75 000 Raummeter zu liefern seien, die vielleicht ausfallen werden. Der Versuch, auf dem städtischen Rieselgut Blankenfelde Torf zu gewinnen, sei daran gescheitert, daß es an Arbeitern fehle. Uebrigens jei ja Torf für die Berliner Oefen ein ungeeignetes Heizmittel.
1. Oberst Reinhard hat bei den Truppen keine monDie„ Nationale Boltspartei" veranstaltete am Sonnabend im archistische Propaganda Letrieben. 2. Die Angaben Neuendorfs, Rheingold" eine Versammlung. Aus allen Teilen Deutschlands mbetr. die angeblichen Aeußerungen des Oberst Reinhard über die waren" Delegationen der Soldaten" in Stärke bis zu zehn Mann Regierung sind nachy Form und Inhalt unwahr; besonders gegen freie Fahrt, Sorge für die Unterbringung in Hotels und hat letterer niemals durch öffentliche Reden das Ansehen der 40 M. Reisespesen zur Gründung eines Verbandes nationalgejetigen Regierung herabzusehen versucht. sinnter Soldaten" geladen worden. Zweck dieses Verbandes sollte Demgegenüber erklärt Herr Steuendorf in einer Ru- nach den Ausführungen des Referenten sein, das Nationalbewußtsein der Soldaten zu heben, die schwarzweißrote schrift an uns folgendes: Fahne wieder zu Ehren zu bringen, wirtschaftliche Vorteile zu erhalten und eine Schar zu bilden, die auf den Augenblid wartet, wo ein Monarch wieder mit fester Hand die Zügel der Regierung ergreift". Nur dann sei ein Wiederaufbau Deutschlands möglich, nur dann könne sich unser Vaterland kulturelle fortentwickeln. Es gab lebhaften Widerspruch, aber schon traten die Einberufer der Versammlung und ein monofelbewaffneter Süngling auf und erflärten: Schwarzweißrote Fahne und ihre Anhänger sind prinzipielle Gégner der heutigen Regierungsform, wer noch einen Funken Französischer Gewerkschaftstongreß. Nationalstolz befißt, der gehört in die Nationale Volkspartei!-- was gespielt wird, sieht keiner, nur eines wurde flar: Die Sol- vormittag wurde in Lyon der 14. nationale Kongres des daten müssen gefödert werden, foste es, was es wolle, Geld spielt allgemeinen Arbeiterverbandes C. G. T. eröffnet.
Ich überreiche Ihnen hiermit meine gesamten Papiere und teile Ihnen mit, daß ich gegen die" Post" die Klage eingereicht habe. Ist mir in den nächsten beiden Tagen nicht die Möglichteit gegeben, den Herrn Reichswehrminister wegen dieser Angelegenheit persönlich zu sprechen, dann muß ich gegen denselben ebenfalls die Klage einreichen.
Aus meinen Papieren ersehen Sie, daß ich 54 Jahre alt bin, mich am Kriege als Freiwilliger beteiligt habe und bei meinem Eintritt 1914 zum Bizefeldwebel befördert wurde, weil ich eine Dienstzeit von 9 Jahren hatte. Am 6. Mai
Die große Kraft des eben verstorbenen russischen Dichters stieg auf in jener opferstarrenden Aera, die ber ersten Revolution gegen den Barismus die Pforte auf sprengte. Der Wille zum Märtyrertum pacte das gepeinigte, hassende Volf. In jenen Jahren des Heldentums der unzähligen wurde auch das hier mitgeteilte Blatt
bekannt.
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In der regen Dishission wurde hingewiesen auf schon öfter in der Presse erörterte Mängel und Ungerechtigkeiten in der Kohlenzuweisung an die Händler, auf die unzulänglichen Wohnungsverhältnisse in den für Berlin in Frage kommnnden Braunkohlenrevieren und auf die Mängel im Transportwesen.
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Gestern
vergeblich suchte er den Schlüffel dazu. Er wurde vollständig| da, so klein und so schwach, und still standen wir vor ihm, wir fassungslos und nannte uns liebe Kameraden und Leidensge- alle seine Kameraden. fährten ". Aber wir schüttelten unsere Köpfe, wiesen auf die" Wenn ich tot bin," sagte er zu uns mit schwacher Stimme, Wächter und jagten: ,, so singt über meinem Grabe die. Marseillaise !"
Nimm Dich in acht, man fönnte Dich hören!"
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Und er wagte es, nach der Tür zu sehen diefes fleine Schwein. Konnte man da ernst bleiben? Und wir lachten mit den vom Lachen entwöhnten Stimmen, und da er uns lachen sah, wurde er wieder munter und froh, setzte sich zu uns, erzählte von feinen lieben Büchern, die auf seinem Tische stehengeblieben waren, bon seiner Mama und seinen Brüdern, von denen er nicht wußte, ob sie noch lebten oder vor Schreck und Sehnsucht gestorben waren. Buleht jagten wir ihn fort.
Was sagst Du?" riefen wir, bebend vor Freude und aufwallendem Zorn. Und er wiederholte:
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Und zum ersten Male blieben seine Augen trocken, aber wir wir weinten, weinten alle, einer wie der andere, und unsere Tränen brannten wie Feuer, aus dem wilde Tiere hervorbrechen. Er starb und wir sangen über ihm die Marseillaise . Junge, starte Stimmen sangen das große Lied der Freiheit, und der Ozean gab es grimmig wieder und trug es auf seinen den bleichen Schrecken und die Wogen ins teure Frankreich blutigrote Hoffnung. Und nie vergaßen wir dieses Nichtsmit der Furchtsamkeit der Hasen, der Geduld des Arbeitsviehs und „ Auf die Knie, Kameraden und der großen Menschenseele. Freunde, vor diesem Helden!"- Wir fangen. Unheilverkündende Flinten Inadten, scharfe aber immer lauter, immer freudiger Klang das drohende Lied, und in den weichen Händen der Kameraden jchwankte der schwarze Sarg. Wir sangen die Marseillaise .
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Er war ein großes Nichts furchtsam wie ein Hase und gebuldig, schamlos geduldig wie ein Arbeitstier. Als das boshafte Als wir mit dem Hungern" anfingen, um gegen die StaatsSchicksal ihn wie zum Hohn in unsere schwarzen Reihen warf, da lachten wir, lachten wie verrüdt. Ja, ja, wir Menschen sind oft gewalt zu demonstrieren, ergriff ihn Enifeßen, unaussprechliches Entsetzen. Das fleine Schwein aß gern.- aber er fürchtete sich fo eigentümlich! Und er er weinte natürlich. Ich habe in meinem Leben bor seinen lieben Kameraden, nicht minder vor den Wächtern. keinen Menschen gesehen, dem die Tränen so zur Verfügung stan- Wie berloren.irrte er zwischen uns umber und wischte häufig seine den; fie floffen ihm unaufhörlich aus Augen, Nase und Mund. Stirn, auf der sich etwas zeigte- Tränen oder Schweiz ( ich Er war wie ein Schwamm, der viel Wasser aufgesogen hat, und weiß es nicht) mit dem Tuche ab. Und unentschlossen fragte er Bajonette richteten sich drohend gegen unsere Brust mich: den man mit der Faust ausdrückt. In unseren Reihen gab es auch Männer, die weinten; aber ihre Tränen waren Feuer, aus dem wilde Tiere, hervorbrachen. Von diesen mannhaften Tränen wurde das Gesicht älter und die Augen jünger. Wie die Lava, die " Mama wird uns Basteten schiden," versicherte ich ernsthaft. fich aus dem glühenden Innern der Erde loslöst, brannten sie unEr blickte mich ungläubig an, schüttelte den Kopf und ging vertilgbare Spuren und begruben ganze Städte mit vergänglichen Wünschen und Kleinlichen Sorgen unter sich. Bei ihm aber wurde feufaend fort. Und am folgenden Tage teilte er uns zitternd beim Weinen nur die Nase rot und das Taschentuch naz. Wahr- und bebend, mit berzerrtem Geficht, mit: scheinlich trodnete er es dann auf einer Leine; denn woher nahm er sonst soviel Taschentücher?
" Werdet Ihr lange hungern?" Lange," antwortete ich streng. „ Und werdet Ihr nichts heimlich effen?"
" Hungere allein!"
finster:
Und er hungerte. Bir glaubten ihm nicht, wie Ihr ihm Den ganzen Tag lief er von einem Gefängniswärter zum nicht geglaubt hättet; wir dachten, er efse heimlich, und auch die andern, büdte sich demütig vor ihnen, weinte, beschwor seine Un- Wächter glaubten das. Und als er schließlich vom Hungertyphus schuld, flehte, man sollte seine Jugend berücksichtigen, gab bas ergriffen wurde, zudten wir nur die Achseln: Armes, Kleines Versprechen, er wolle sein ganzes Leben seinen Mund nur noch Schwein!" Aber einer, unter uns, der nie gelacht hatte, sagte zum Gebet und zu Lobgefängen öffnen. Und sie lachten ihn aus, „ Er ist unser Kamerad. Wir müssen zu ihm gehen." wie wir es taten und gaben ihm den Namen„ fleines, unglüdEr phantasierte, und traurig wie sein ganzes Leben waren liches Schwein" und riefen:" Heda, kleines Schwein, tomm her!" Und er eilte auf diesen Ruf gehorsam herbei, denn er glaubte auch diese unzusammenhängenden Phantasien. Er sprach von seinen jebesmal, fie würden ihm mitteilen, er dürfe in seine Heimat teuren Büchern, von Mama und den Brüdern, bat um Kuchen zurüdkehren. Aber sie spotteten nur über ihn. Sie wußten genau fchwor, daß er unschuldig sei und flehte um Gnade. Und er rief O, sei verso gut wie er daß er unschuldig sei, aber sie wollten andere nach der Heimat. Leures Frankreich !" rief er. fleine Schweine" durch die Qualen, die er litt, abschrecken, als flucht, du schwaches Menschenherz!" Er zerriß uns die Seele mit seinem Rufe: Teures Frankreich !" ob jene nicht sowieso schon feige genug waren.
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Er kam auch zu uns, denn das Alleinsein flößte ihm EntJeben sin; aber unsere Gefichter blieben hart und verschloffen, und
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Alle waren wir im Krantensaale, als er starb. Das Bewußt fein tehrte ihm vor seinem Ende noch einmal zurüd; er lag ruhig
Notizen.
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Dichterabend. Dstar Ludwig Brandt und Margarete Brandt- Jacoby tragen am 21. Sept., abends 7%, Uhr, im Meistersaal( Köthener Straße 38) im Programm im Frohen Abend Dichtungen von Heine, Storm, Dehmel und Christian Karten: Bothe u. Bock, Wertheim , Vorwärts. Morgenstern vor. Buchhandlung.
Hans Pfizner Abend. Ein Bild von Bfigners lammermusikalischem und Liederschaffen wird der Hans- PfignerVerein am 22. September, abends 7 Uhr, in der Singakademie geben: Lieder für Sopran und Alt( Birgit Engell , Luise Willer ),
das Trio( gespielt vom Generalmusikdirektor Bruno Walter , Prof. Betschnitoff, Josef Disclez).
Vorträge Jm Lessing Museum spricht am 18. September, 8 Uhr. Dr. Carl Aner über„ Herders Botschaft an uns". Candate von Mozart fingt Martha Gelzenleuchter.
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Paul Wegener spielt am Mittwoch in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Strindbergs Gespensterionate" zum ersten Male wieder die Rolle des„ Alten". Berlin im Jahre 1848. Unter diesem Titel bringt joeben das Antiquariat von Stargardt( Lügowstr. 47) einen Satalog auf den Markt, der Abdrücke, Flugblätter. Maueranichläge. Spott blätter, Streitschriften, auch Handschriftliches der Geschichte des Revolutionsjahres anbietet.