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Nr.476.36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

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Mittwoch, den 17. September 1919.

Rußland wird geräumt.

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Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Mortsplah, Nr. 117 53-54

Was kein Deutscher wußte.

Aus Kopenhagen erhalten wir vom 17. September Wie lange noch soll der Skandal dauern? machten, im August 1917 mit England in Frie­folgenden eigenen Drahtbericht: Der Oberste Rat hat im Pariser Kriegsministerium Mihhandlungen eines republikanischen Offiziers.

Ein schier unglaublicher Vorfall wird uns aus Potsdam gemeldet: Dort ist ein Offizier wegen seiner republikanischen Betätigung von Regiments ,, Kameraden" auf das schwerste mishandelt und aus der Kaserne hinausgesetzt worden.

Es ist noch in aller Gedächtnis, welches Aufsehen die Enthüllungen Erzbergers in Weimar über die Möglichkeit bensverhandlungen treten zu fönnen. Die rechts­stehende, namentlich die alldeutsche Presse fühlte sich ganz besonders durch den Vorwurf Erzbergers getroffen, daß durch ihre Hezereien und ihre maßlosen Forderungen damals der Friebe bereitelt wurde, und sie sezte alles daran, nachzuweisen, daß das englische Friedensangebot fein eigentliches Angebot zu Friedensverhandlungen gewesen wäre, sondern nur ein Art diplomatischer Höflichkeit gegenüber dem Papst.

in Anwesenheit von Clemenceau . Llord George, Bolf, Tittoni, Foch und anderer einstimmig beschlossen, Rußland zu raumen und es der russischen Regierung zu über. laffen, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln, doch so, daß dabei die Interessen der Nachbarbevölkerung berücksichtigt Es handelt sich um den Leutnant V. von der K- Flakabtei werden. Die Bolschewisten haben je versprochen, alle Schuld- lung 3 Potsdam, der in der Versammlung des Republikanischen berschreibungen Rußlands zu erfüllen. Führerbundes vom 15. September als Mitglied desselben ein Fühlte man aus den Pressestimmen der Rechten schon Das Ergebnis des Beschlusses besteht bereits darin, daß Bild gab, wie in den Offizierskafinos gegen die Regierung damals die innere Unsicherheit ihrer Behauptungen und das Estland und die anderen baltischen Kleinstaaten Vergehest und gewühlt wird. V. hatte sich von den geführten Ge- nicht allzugute Gewissen heraus, mitschuldig zu fein an handlungen mit den Bolschemi sten eingeleitet sprächen Notizen gemacht und trug deren Inhalt vor. Es ging dem Fortgang des fürchterlichen Wölfermordens, so wird haben, weil ihnen die Unterstützung der Entente fehlt. Ter n. a. daraus hervor, das ganz ungeniert im Botsdamer Offi- dieses Gefühl jetzt zur Gewißheit, da plötzlich Erzberger in estnische Gesandte in Finnland , Hanko, erklärt allerdings, daß zierskasino über die Ermordung Erzbergers Blaze England selbst gang unerwartet ein Zeuge für Englands deut­es noch feineswegs sicher sei, ob die Verhandlungen zwischen geschmiedet wurden. Zum Schein war B. auf dieses Thema liche Friedensabfichten entsteht und besonders auch dafür, daß der Kateregierung und den drei östlichen Randstaaten zu einem eingegangen, worauf ihm sofort von anderen Offizieren ange- gerade die Altdeutschen und die Haitung ber Friedensschluffe führten. Gstlard wolle zunächst den Juhalt boten wurde, man würde ihn sicher über die dänische Obersten Heeresleitung es waren, welche das 8u­der Friedensbedingungen der Näteregierung fcunen lernen. Grenze schaffen, falls er Erzberger ermordete. Mehrfach standekommen von ernsthaften Verhandlungen unmöglich Falls diese die volle Selbständigkeit Glands anerkenne und wurde 2. gefragt, wann es denn nun geschehen machten. Sicherheiten dafür geben wolle, daß die Esten in Frieden würde! Gin Aufklärungsoffizier gab dienstliche Anwei- Der Herausgeber der National Nebieto" Leo Marse leben dürfen, könne von einem Friedensschluß die Rede sein. fung, die Mannschaft nicht vom Regierungsstandpunkt, sondern veröffentlicht nämlich im Septemberheft seiner Monatsschrift Die Eften feien von einem ganz natürlichen Mißtrauen gegen bom deutsch - nationalen Standpunkt aus zu Enthüllungen über die zu Zeiten niedergeschlagene Stimmung die Weistrussen und die Räteregierung erfüllt und die Lust, für inftruieren. Ein Hauptmann erklärte alle Sozialisten in England und im englischen Stabinett überhaupt und im ihre Freiheit zu kämpfen, sei noch nicht gebrochen. für Schweine, falls unter seinen Offizieren einer fein besonderen über den in Rede stehenden Friedensschritt durch follte, so stände er ihm mit der Waffe zur Ver- Vermittelung des Papstes. Der Artikel trägt die bezeichnende fügung". Auf die Frage, ob man der Regierung den Tren- Ueberschrift was tein Deutscher wußte". Man eid leiften könne, wurde geantwortet: Gewiß, man muß es jetzt noch nachträglich bedauern, daß Deutschland über brauchte ja nur 3 pder 5 Tage vor dem Putsch die Gemütsstimmung seines zähesien Gegners so schlecht aus der Reichswehr auszutreten", bann fei man unterrichtet war. Hätte im Dezember 1916 nicht das bekannte gededt. Außerdem fame es auf einen Meineid gar nicht an, Friedensangebot Wilhelms II. mit den mehr als überheb der Schweinehund Scheidemann" habe ja auch einen Meineiblichen Worten: Im Vertrauen auf unseren Sieg" begonnen, geleistet(?). Dies und vieles ähnliches hat Leutnant B. unter ist es nicht ausgeschlossen, daß schon damals hätte eine Ver­genauen Angaben von Namen, Ort und Zeit der Versammlung ständigung angebahnt werden können. vorgetragen.

England und Südafrika . Kopenhagen , 17. September. ( Gigener Drahtbericht bes Berwärts".) Seit dem Abschluß des Waffenstillstandes macht sich eine weitverbreitete Strömung unter den füdafrikanischen Natio. nalisten bemerkbar, eine 2818fung von England zu ver­Bei der kürzlichen Uebernahme Deutfch Subwest afrifas durch die füdafrikanische Union richtete Smuts die birekte Frage an den General Sersos, den Führer der nationalen

Partei, ob die Partei darauf hinarbeiten wolle, die Berbindung mit England abzubrechen. Herzog erklärte darauf, die Entscheidung barüber stehe nur dem Stongres zu. Nur eine Revolution fei imftande, das Verhältnis zwischen Südafrika und England zu ändern. Die Streikbewegung in der amerikanischen Stahl­industrie.

Metallarbeiter sind indessen unverändert geblieben, fo

beugen.

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Die Rache blieb nicht aus. Ms V. am nächsten Tage das Offizierskafino betrat, wurde er von einer Anzahl Offiziere beschimpft, angespudt und geschlagen. Besonders tat fidh ein Leutnant De Thierry hervor, der 2. ins Gesicht schlug und mit dem Fuß vor den Unterleib trat. Der direkte Vorgesezte des V., ein Hauptmann Iedert, brüllte V. an mit den Worten: Sofort heraus!" und wies ihn aus der Kaserne. Von Mannschaften wurde V. gewarnt, die Kaferne wieder zu betreten, da die Offiziere ihm sofort ans Le ben gehen würden.

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Die in dieser Zeit in den Vordergrund tretende träffige Bersönlichkeit Lloyd Georges brachte es fertig, das augen­blidliche Schwächegefühl Englands wieder zu verdrängen und neue Hoffnungen auf den baldigen Sieg durch die damals geplante tombinierte Offensive im Often und Westen zu wecken. Dieser Optimismus wich aber bald wieder einem sehr trüben Pessimismus durch die Berichte über die Lage Frankreichs , nach welchen ein Ministerium des versönlicheren Caillaur drohte, sodaß in der Zeit zwischen Juli und No­bember 1917 die englische Regierung-iebes plausible Friedensangebot begierig er. onzession" hätte hingestellt werden können" griffen hätte, jedes, das als eine deutsche

Tatsächlich ergriff im August 1917 die britische Regierung eine Antwort, die unsere Banitmacher instand hätte jegen Eröffnung zu machen, und man erwartete von Deutschland tönnen, ihr Ziel weiter zu verfolgen, bis alle unfere Kriegs­ziele geopfert gewesen wären".

Die Times" meldet aus New York , bab bie Arbeiter bewegung in eine neue Bhafe getreten ist, nachbem bie Führer der Stahlarbeiter erklärt haben, zur Aufschiebung eines Blanes für einen Generalftreit in der Stahlindustrie bereit B., der früher Demokrat war, jett Sozialdemokrat ist, zu fein, bis das Ergebnis der von Wilson für den 6. Oktober zu gibt zu, daß er seine Gesinnung verheimlicht hat. Er hat dies aufein, fammenberufenen Konferens bekannt ist. Die Forderungen der jedoch im Interesse der Regierung getan, denn er hatte bei daß nur eine entgegenkommende Haltung der Fabrikanten oder eine feinem Eintritt in die Abteilung den Eindrud, mitten in die Initiative, um Deutschland durch den Batilan eine Intervention der Regierung imftande sein wird, dem Streik vorzu- fich nicht zu erkennen gegeben, um dieser Verschwörung auf eine Verschwörung hineinzugeraten. Er hat den Grund zu kommen und ist erst hervorgetreten, als er ein Der Friedensvertrag im Senat. wandfreies Material beisammen hatte. Wie drahtlos aus Washington gemeldet wird, hat Wie wir noch erfahren, liegt das von 2. gesammelte Es wird also hier von Marse in bem wichtigsten Puntte Ein Erzberger recht gegeben, daß die Anregung im August am Montag nachmittag im amerikanischen Senat Material dem Reichswehrministerium vor. bie Debatte über den Friedensvertrag begonnen. Sie Verfahren gegen die Offiziere ist eingeleitet, B. foll Gelegen- 1917 von England ausgegangen ist. Er jagt wurde mit einer Rede des demokratischen Senators Jones heit erhalten, feine Angaben als Zeuge unter Eis zu weiter, daß Berlin vielleicht eine befriedigende Antwort hätte aus Neu- Mexiko eröffnet, der energisch auf die Annahme machen. geben können, wäre die Oberste Heeresleitung und die Wir verlangen, daß die schwer kompromittierten Offi. Baterlandspartei nicht gewesen". Von England wurde haupt­des Vertrages ohne Aenderungen drang. Senator Jones fagte, daß die Senatoren, die gegen die un- ziere, die fich durch ihr rowdyhaftes und gewaltfächlich eine eine befriedigende Erklärung über bedingte Ratififation des Friedensvertrages find, das Bolt tätiges Benehmen noch besonders bloßgestellt haben, gegen den Friedensvertrag und den Bölterbund auf bis zur einwandfreien Klärung des Falles sofort zur heten und daß der Friedensvertrag und der Völkerbund zu Disposition gestellt werden. nichte gemacht werden würden, wenn der von der Mehrheit des Senats- Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten an­empfohlene Vorbehalt angenommen würde.

Der Lebensmittelbedarf Europas . Nach Meldung des Petit Journal" aus New York er­flärte Hoober bei seiner Anfunft, Amerifa müsse wenigstens 50 Proz. der Nahrungsmittel nach Europa schicken, die Europa für seine Ernährung notwendig habe. Das könne aber nicht geschehen, bevor das Land sich nicht im Friedens­zustand befinde, und es sei unmöglich, diese Lieferungen durch ben Bölterbund auszuführen.

Deutschland und Washington .

Echo de Paris" veröffentlicht eine Nachricht, aus der man ent­nehmen kann, daß die Frage, ob Deutschland zur internatio­nalen Washingtoner Konferenz für Arbeiterrecht augelassen werden soll, noch nicht endgültig entschieben ist. Der Oberste Rat habe den Entschluß gefaßt, die Entscheidung bar­über der Konferens selbst zu überlassen.

Die Lage unserer Kriegsgefangenen.

In einer Unterredung mit einem Vertreter des WTB. äußerte sich Major Draudt über seine Eindrücke von seinem Besuch in den englischen und französischen Gefangenen Iagern. Er erklärte, in materieller Beziehung liege fein Grund zur Beunruhigung vor. Die Gefangenen sehen gesund und gut ernährt aus. Sie erhielten einmal täglich Fleisch in ausreichendem Maße, auch die Brotration müsse als genügend bezeichnet werden. Die Kantinen, die unter Verwaltung deutscher Gefangenen ständen, würden hin­reichend beliefert.

Nicht so gut fei es um die feelische Berfaffung der Gefangenen bestellt. Fast immer könne das Gefühl einer heißen Vaterlande liebe festgestellt werden, und die Sorge um die Heimat drücke viele nieder.

Belgien verlangt. Dann wäre die englische Regierung beinahe auf alles eingegangen, und die Verhandlungen hätten begonnen".

Die ausweichende Antwort des damaligen deutschen Reichstanziers Michaelis: Wir sind im heutigen Stadium der Dinge noch nicht in der Lage, dem Wunsche Eurer Exzellenz zu entsprechen und eine bestimmte Erklärung über die Absichten der Staiserlichen Regierung im Hinblick auf Belgien und auf die von uns gewünschte Garantie gu geben" war natürlich für die englische Regierung derart be stimmend, daß jede weitere Verhandlung von ihrer Seite ab­gebrochen werden mußte.

Man kann also zusammenfassend sagen, daß Erzberger jegt von feindlicher Seite eine vollständige Bestätigung der objektiven Wahrheit seiner Enthüllungen erhält. Es ist gar fein Zweifel, daß die Politit unferes Militärs Schulb baran gewesen ist, daß damals nicht eine Verständigung angebahnt das war für wurde. Das belgische Problem mußte England eine Eristenzfrage natürlich vor Beginn der Ver Die Zusammenarbeit mit den französischen handlungen klar sein und hätte auch klar sein können, da die Bauern in den zerstörten Gebieten Nordfrankreichs gehe deutsche Regierung ja bekanntlich das Belgien angetane Un­im allgemeinen einträchtig vor sich. Die gemeinsame recht schon im August 1914 anerkannt hatte. Die im Jahre Arbeit bringe fogar ein gewiffes bölferberföhnendes 1917 immer noch bestehenden Eroberungsabsichten 02 oment zwischen Franzosen und Deutsche , das für die der Altdeutschen ließen nicht zu, daß man sich über Die Verstaatlichung der englischen Bergwerke. spätere Zusammenarbeit nur nüglich sein könne. Die Mit- Belgien verständigte, und fo ging der Krieg weiter. Aus London wird gemeldet: Die Bergarbeiterbele teilung der baldigen R i c febr jei natürlich dasjenige, auf Er ging durch die Schuld der verblendeten Bolitit der gation wird zusammen mit dem Ausschuß des Gewerk was die Gefangenen ant meisten hoffen. Die Nachricht, daß Obersten Heeresleitung, die sich nur auf eine fleine Partei schaftsverbandes und mit dem Ausschuß des Gewert der Transport zum Teil bereits begonnen habe, habe auf im Volke stüßte, verloren. fchaftsfongreffes einen allgemeinen Feldzug für die Berdie Gefangenen außerordentlich beruhigend ge- Dem Fortgang und dem Verlust des Krieges banten wir #taatlichung der Bergwerte unternehmen. wirft. das Elend und den Jammer, in dem wir leben. Nicht der