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Nr.495.36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Sonnabend, den 27. September 1919.

Die englische Eisenbahnerkrise.

Downing street   bezüglich der Eisenbahnerkrise er­

Aus London wird gemeldet: Ueber die Beratung in Ludendorffs Hilfe für die Kriegskrüppel. fährt der Daily Expreß  , daß längere Zeit über das von der Die bekannten Kriegserinnerungen Ludendorffs Regierung gemachte Angebot, das durch den Eisenbahner- haben einen buchhändlerischen Erfolg zu verzeichnen, der bis­berband abgelehnt wurde, beraten wurde. Man glaubte her beispiellos geblieben ist. Der Retuverdienst aus dem in daraus eine Grundlage für die weiteren Verhandlungen der ganzen Welt erscheinenden Buche wird ungefähr 20 Mil­fchaffen zu können. Die Bertretung der Arbeiter betonte lionen Mark betragen. Es sind in letzter Zeit verschiedent­jedoch, daß die Unzufriedenheit des Personals so großlich Bemerkungen durch die Presse gegangen, die diesen Tat­sei, daß die Führer des Verbandes die Arbeiterschaft nicht mehr bestand glossieren, aber auf Grund der folgenden Meldung im Baume halten könnten, wenn die Regierung nicht bald wohl jeder Begründung entbehren: den Vorschlag einer Lohnerhöhung mache. Seit langer Zeit sei die Unruhe nicht so groß gewesen wie jest.

Sie erklären, daß sie die an den Beratungen beteiligten Minister nachdrücklich auf die Gefahr aufmerksam gemacht hätten, die die Stillegung des Eisenbahnver. kehrs im Augenblicke einer großen Nervenspannung mit sich bringen würde. Obgleich Anzeichen dafür vorlägen, daß die Regierung auf alle Möglichkeiten vorbereitet sei, fönne die Vertretung der Arbeiterschaft nicht nachgeben.

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Die Verstaatlichung der englischen Bergwerke. Die Parlamentskommission der Trade Union   be­schloß, eine Deputation zu Lloyd George   zu senden, welche die Verstaatlichung der Kohlengruben verlangen soll.

Beratungen über Washington  . Socialdemokraten" veröffentlicht ein Schreiben des schwebi. fchen Landesfetretariats an den Staatsminister Eden über die Stellungnahme der schwedischen Arbeiter zu dem Kongres in Washington  . Danach wird augenblicklich in Amster dam von Vertretern der Arbeiterparteien der verschiedenen Länder darüber verhandelt, inwieweit der Kongreß dem Beschluß der

Amsterdamer Tagung entspricht.

Die schwedische Delegation wird am 30. September nach Amerika   fahren, um dort das endgültige Ergebnis ab­zuwarten. Sollten die Untersuchungen in Amsterdam   wider Ver­muten eine Teilnahme der Arbeiter am Kongreß in Washington   un­möglich machen, so wäre die schwedische Bertretung verhindert, an dessen Verhandlungen und Beschlüssen teilzunehmen,

Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, hat Ludendorff  beschlossen, den Gesamterlös aus seinem Buche unter dem Namen Ludendorfffpende" den im Weltkriege verstümmelten deutschen   Sol­daten zuzuführen. In erster Linie beabsichtigt er, das hochwertige ausländische Geld zum Einkaufe von billigen Lebensmitteln für Lazarette und Genesungsheime zu ver­wenden.

So selbstverständlich diese Handlungsweise ist, können wir uns doch nicht versagen, dem kameradschaftlichen Emp. finden Ludendorffs für die Opfer des Krieges unsere An­erkennung zu zollen.

Abflauen des Geemannsstreiks. Hamburg  , 27. September.  ( Eigener Drahtbericht des Bor wärts".) Soweit überhaupt von einem die Schiffahrt lahmiegenden Streit gesprochen werden konnte, ist dieser offensichtlich im Abflauen. Mit geringen Verzögerungen gelingt es, alle zur Abfahrt bestimmten Dampfer auf See zu bringen. In der Fischversorgung bürfte sich der Streit voraussichtlich etwas bemerkbar machen, da von den wenigen Dampfern wegen des Kohlen­mangels ein großer Teil ftilliegen mußte. Doch kommt jett ber Fisch dampferverkehr langsam wieder in Gang Heute nachmittag hofft die Woermann- Linie zwei weitere Schiffe zur Abholung von Kriegsgefangenen ablaffen zu können. Auch die Streit versammlungen des Seemannsbundes, die unter strengem Ausschluß der Deffentlichkeit stattfanden, beweisen, daß der Streit im Sande zu verlaufen beginnt.

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Großpolnischer Katzenjammer.

( Von unserem polnischen Korrespondenten.) Die Siegesfanfaren nach der Unterzeichnung des Ver­failler Friedensvertrages find verklungen, und der imperia­

fistische Taumel des kleinen Gernegroß an der Weichsel   macht einer Bolt und Regierung gleich umfassenden Er nüchte­rung Blag. In Warschau   und Bosen, in Lemberg   und Kra­fau herrscht unumschränkt der Kazenjammer, nachdem die großpolnischen Felle trotz aller Tiraden und Lamentos der Paderewski   und Dworsti die Seine herunter­geschwommen sind. Der Fünferrat hat entschieden, daß Galizien   nicht dem polnischen Staat einverleibt werden foll, nur vorläufig bis zur Entscheidung durch die Abstim­mung der Bevölkerung soll es von Bolen bermaltet werden. Wer die polnische Psyche kennt, wird ermessen fönnen, welch ein Schlag der polnischen überhigten Eigenliebe durch diese Entscheidung versezt worden ist. Nach den das polnische Selbstbewußtsein so fränfenden Bestimmungen des Friedensvertrages über den Schutz der Minderheiten nun noch diese Ohrfeige, die allen Aspirationen auf Ost­ galizien   ein Biel sezt das ist zuviel für den maßlojen Großmachtsdünfel der neugebackenen Warschauer   Autofraten. Natürlich sind nur die Deutschen   und selbstverständlich die Juden schuld an diesem außenpolitischen Fiasko, denn der von Clemenceau   durch dick und dünn forcierte Schiit­ling der Entente fann und will es nicht glauben, daß Polen  eben auch nur ein Faktor in dem verworrenen Rechenerempel der Pariser   Landkartenschneider ist. Während noch vor einigen Monaten Polen   als der Staat angesehen wurde, der als Schwerpunkt für die Neuorganisation Osteuropas  dienen sollte, bringt man heute bei aller Berteidigung der polnischen Interessen gegenüber Deutschland   nicht das gleiche Bertrauen entgegen. Der Quai d'Orsay fehrt zu seiner alten Liebe zurück und glaubt nur in Rußland   den Angelpunkt für seine Ostpolitik zu finden. Man kann den polnischen Diplomaten gewiß nicht Fähigkeiten absprechen, aber jolange fie nicht gelernt haben werden, in der Politik nur die Kunit des Möglichen, des Erreichbaren zu erbliden, werden alle ihre Schachzüge dazu verdammt sein, Züge ins Beere zu bleiben. So leicht die Lösung der polnischen Grenzfrage nach Westen durch den Versailler Friedensvertrag gelungen ist, so schwer treten die viel schwierigeren und im Grunde wichtigeren wärts") An dem hiesigen Seemannsstreit sind im ganzen 20in Ronflitt mit seinen Nachbarn: Tschechoslowafen, Bremen  , 27. September.  ( Eigener Drahtbericht des Bor Süd- und Ost fragen in den, Bordergrund, die Polen  Mann beteiligt, so daß der Betrieb im Hafen, daß Entlöschen der Ukrainern und Ritauern, vor allem aber in Gegen­Schiffe, so gut wie gar feine Unterbrechung erfitten faß zu allen russischen Restaurationsversuchen bringen. hat. Die Anhänger des Seemannsbundes haben die Mitglieder Aber die polnischen Diplomaten scheinen diese Konflikts­des Transportarbeiterverbandes teils durch Anwendung politif mit besonderer Vorliebe zu betreiben, schon aus dem von Gewalt gezwungen, die Arbeit ruhen zu lassen. Gegen- Grunde, durch immer größere Rüstungen der drohenden wärtig handelt es sich nur noch um die Bezahlung der innerpolitischen Gefahren Herr zu werden. Es ist in Streittage, so daß sich die Sache noch in die Länge zichen der Tat merkwürdig: Polen   ist heute der einzige tann. Staat in Europa  , der mit allen seinen Rad)- barnim Kriegelebt. Weit über 800 000 Mann stehen unter den Waffen, und wie der polnische Ministerpräsident Das Hamburger Fremdenblatt" verbreitet die aufsehen- Paderewski einem. Mitarbeiter des Petit Parisien" in einer Der Minister des Aeußern, Pichon, sagte, über die Aus- erregende Meldung, wonach. Ende Oftober ganz scharfe Maßnah- jüngst gewährten Unterredung mitteilen fonnte, sei Bolen gaben in Rußland   fönne er feine Angaben machen; es gebe ge- men getroffen werden sollen, um den Eisenbahnverkehr auf ein in der Lage, noch weitere 400 000 Soldaten auf die meinsame Ausgaben mit England und gemeinsame Aus- Minimum einzuschränken. Wie die P. P. N. dazu aus dem Eisen- Beine zu bringen. Wozu das alles? Gegen Deutschland  ? gaben mit Amerika   und schließlich Ausgaben, die Frankreich   bahnministerium erfahren, werden solche ganz besonders scharfe Raum. Der Friedensvertrag von Versailles   hat ihm mehr allein bestreite. Bichon sagte, am 1. November werde es feinen Einschränkungen des Eisenbahnverkehrs nur für den Eisen gegeben, als es jemals zu träumen wagte. Gegen die Bolsche­französischen Soldaten mehr in Archangelst geben Im bahndirektionsbezir! Altona   erwogen, da hier die wisten? Ebenfalls nicht, denn Polen  . berhandelt Augenblick unterhalte Frankreich   in Sibirien   900 Soldaten, die Kohlenverhältnisse zurzeit außerordentlich schlecht sind. gemeinsam mit einem Kontingent von Tschechoslowaten Im allgemeinen plant das Eisenbahnministerium eine Gin ichon seit langem mit Lenin  . Das erscheint un­die Transsibirische Eisenbahn   bewachten. Die Stoften ränkung des Sonntagsverkehrs auf allen Streden, glaublich, ist aber nach zuverlässigen Quellen aus Warschau  die Transsibirische Eisenbahn   bewachten. Die Kosten für diese Truppen werde die tschechoslowakische Republik   Frank Arbeiterzüge und Milch züge verfehren und vielleicht Verhandlungen zwischen Rakowski, dem Führer der für diese Truppen werde die tschechoslowakische Republik   Frank- und zwar foll diese Einschränkung so weit gehen, daß nur noch und Moskau   nicht zu bezweifeln. So fanden in Kurst reich zurückerstatten. Koltichat und Denikin hätten fein Geld ein Echnellzug auf jeder Strecke. Der Personenverkehr ist ja ukrainischen Bolschewisten, und Slominski, dem Vertreter der von Frankreich   erhalten, wohl aber Munition und Kriegs bereits so eingeschränkt, daß eine weitere Ginschränkung polnischen Stepublit, statt, deren Abschluß in der Vereinbarung material. Wenn Frankreich   die Blockade Rußlands   aufrecht nicht mehr möglich erscheint, wenn nicht das ganze Wirt gipfelte, wonach Polen   das Cholmer Land, Podlachien  , Bod­erhalte, so beweise es damit, daß es die Abficht habe, die Sowjet schaftsleben stillgelegt werden soll. Außerdem ist man im lesie, ganz Ostgalizien  , Teile von Weißrußland   und Litauen  regierung mit allen Mitteln zu bekämpfen. Eisenbahnministerium der Ansicht, daß auch durch einen weiteren Der sozialistische Abgeordnete Bra de beschwerte sich da- Ausfall von Personenzügen erhebliche Mengen an Kohlen nicht erhalten sollte. Polens   früherer Geschäftsträger in Moskau  , rüber, daß man in Frankreich   keine deutschen   Bücher gespart werden, da bei einem solchen geplanten Ausfall die Wienfomsti, der nach der Einnahme von Wilna   vorüber­faufen fönne. Der Minister des Aeußern, Pichon, antwortete laufenden Züge länger und noch mehr belastet würden gehend abberufen wurde, leitete nach wie vor eine polnische darauf, die Handelsbeziehungen seien wohl mit Deutsch   den. Alles dieses würde nicht eine Verminderung des Kohlenver Kuriere und durch drahtlose Stationen in ständiger Verbin als bisher und die Verspätungen sich noch vergrößern wür- Delegation bei der Sowiet- Regierung in Moskau  , ist durch österreich  , aber nicht mit Deutschland   aufgenommen worden. brauchs zur Folge haben. Ebenso denkt man einstweilen nicht dung mit der polnischen Regierung. Diefes polnische Schließlich wurden die provisorischen Kredite bewilligt. daran, die Schlaf- und Speisewagen aus den D- 8ügen auszu Doppelspiel, denn der Entente gegenüber gilt Bolen ja schalten. Wenn allerdings die Kohlenlieferung, bie jebt als Vorkämpfer Westeuropas   gegen den Bolschewismus, Die Fiumekrise. täglich 10 000 Wagen geringer ist als im Vorjahr, sich noch weiter­hin verschlechtert, so werden auch weitere rigorose Einschränkungen findet seine Bestätigung durch Auslassungen russischer Blätter wie Golos" und ,, Rußfaja Schisn", die auf die merkwürdige Feststellung hinweisen, daß bisher kein einziger Haller Soldat an die bolichemistische Front geschickt, daß sogar die Armee Listorski von dieser Front weg nach der Ukraine   verlegt worden ist.

Die Ententeeinmischung in Rußland  . In der Vormittagssigung der französischen   Kammer vom Freitag wurde über die provisorischen Budgetkredite verhandelt. Bei diesem Anlaß brachten die Sozialdemokraten die Frage der Unterstüßung von Denikin und Roltichat zur Sprache. Ernest Lafont   jagte, Denikin habe den Präsidenten der Ratio­nalversammlung von Kurland ermorden lassen. Ueberall, wo er durchziehe, würden die Dörfer niedergebrannt und die Be- Bevorstehende Einschränkungen im Eisenbahnverkehr. bölferung erwürgt.

Die letzten aus Rom   eingetroffenen Nachrichten besagen, daß infolge der Fiumekrise eine völlige innerpolitische Umwälzung bevorstehe. Der Rüdtritt des Stabinetts Bitti gilt als unvermeidlich. d'Annunzios Anhang wird von Stunde zu Stunde größer. Der Epoca" zufolge ist eine neue Partei in der Bildung begriffen, deren wichtigster Programmpunkt in der rückhaltlosen Unterstützung der Bestrebungen d'Annunzios besteht.

Wiederauftreten der Grippe in Spanien  . In Madrid   taucht die Grippe neuerdings wieder auf. Eine Kajerne ist ziemlich start verfeucht. Die Behörden versichern aber, daß es sich um Einzel­fälle handelt und daß Maßnahmen zur Verhütung der Aus­breitung getroffen sind.

nicht zu umgehen sein.

Belgische Barbarei.

Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit, daß die auf der Heimfahrt durch Belgien   befindlichen Es liegt klar auf der Hand. daß dieses den polnischen deutschen   Kriegsgefangenen durch die Bevölkerung mit Staat vor seinen Ententefreunden arg bloßstellende und ge­Stein- und Glaswürfen angegriffen werden. Bisher find 26 Seim- fährliche Doppelspiel seine Ursachen haben muß, und diese 11r. fehrer verlegt in In eingetroffen. Wegen dieses unglaub- fachen liegen, wie schon eingangs angedeutet, auf innerpoliti­sich rohen und unmenschlichen Verhaltens gegen die deutschen   sichem   Gebiet. Diese in feinem Verhältnis zu seinen zer­Striegsgefangenen, denen endlich nach langen Jahren die Freiheit rütteten Finanzen stehende ungeheure Armee ist der Kilt, zurückgegeben ist, wird schärfster Einspruch bei der belgischen mit dem das zerbrödelnde polnische Staatswesen zusammen­Regierung erhoben. gehalten wird. Die Hunderttausende Arbeitsloser,