Nr.506.36.Jahrg.

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Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplay, Nr. 15190-15197.

Freitag, den 3. Oktober 1919.

Der englische Eisenbahnerstreik verloren.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 117 53-54.

Koalition und Ideal.

Bon Philipp Scheidemann .

( Drahtbericht unseres Kopenhagener Korrespondenten.) treit aufgefordert hatte, erklärt jetzt, daß er für die Be- Am 11. September habe ich in Kassel gesagt:„ Ich halte Aus London wird berichtet, daß der Premier grenzung des Konflikts arbeite. Auch Smillie sprach die gegenwärtige Parteifonstellation weder für glücklich noch minister am Mittwoch zwei Konferenzen mit den Ar- fich mit Rücksicht auf die Interessen des Landes gegen den für dauerhaft. Wenn wir schon nicht allein regieren können, beitervertretern gehabt hat, zuerst mit einer Delegation des Generalstreit aus. Der Times" zufolge hat die Regie- ich meine, wenn wir nicht eine Arbeiterregierung Transportarbeiterverbandes und dann mit Vertretern der strei- rung mit den Vereinigten Staaten von Amerika die Liefe- bekommen fönnen, zu der die ganze Arbeiterklaffe Ber­fenden Eisenbahner selbst mit Thomas an der Spitze. Diese rung von monatlich 100 000 Tonnen Bunkerkohle vereinbart. trauen hat ein Biel, aufs innigste zu wünschen und zu er­glauben an die Möglichkeit einer gütlichen Beilegung England stellt die Tonnage zur Beförderung der Kohlen streben im Interesse unseres ganzen Volfes, das Stetigkeit in des Streiks. Während die Regierung erklärt, vor Wieder zur Verfügung. Am Mittwoch verkehrten 2000 3üge, der Produktion und Ruhe gebraucht, wenn es gesunden soll, aufnahme der Arbeit unter keinen Umständen auf besondere doppelt sobiel, wie am Tage zuvor. ich sage, wenn wir eine solche Regierung nicht haben können, Verhandlungen über die Forderungen der Streifenden einlassen sondern auf die Mitwirkung bürgerlicher Par­zu fönnen, halten die Führer der Eisenbahner an ihrem Stand­teien angewiesen sind, so halte ich es für gut, wenn punkt fe ft. Die Schwierigkeiten bestehen darin, eine Form zu Nach dieser Meldung muß angenommen werden, daß der zwei bürgerliche Parteien vorhanden sind, die in gewissen finden, die die Einleitung formeller Verhandlungen ermöglicht. Streit für die englischen Eisenbahner verloren ist. Nach Fragen sich gegenseitig die Wage halten, so daß wir wenigstens Wie die" Times" melden, hat die Delegation der Transport- dem der Streik als solcher nicht die für sein Gelingen nötige nicht einem einseitigen Druck ausgesetzt sind. Der Austritt der arbeiter dem Premierminister gegenüber erklärt, sie werde ihren Wucht besaß und seine Erweiterung zum Generalstreit bei Demokraten aus der Regierung war unter den gegebenen Um­ganzen Einfluß gegenüber der Leitung der Eisenbahner auf- den übrigen Berufsgruppen keine Neigung fand, handelt ständen weder ein Glück für uns, noch ein Glück für die Demo­bieten, um sie zur Annahme der Bedingungen es sich lediglich noch um Rückzugsgefechte, in denen die Ueber- fraten, deren rechter, tapitalistischer Flügel desto mehr Einfluß der Regierung zu bewegen. Thomas, der die legenheit der Regierung, die keinerlei Ronzessionen zu gewinnen muß, je weiter die Partei als Ganzes sich von uns übrigen Gewerkschaften am Mittwoch zum Sympathie- machen bereit ist, eine ganz offensichtliche ist. entfernt."

Kein Rücktritt der Sowjetregierung.

Der Stockholmer Vertreter der Sowjetregierung Fredrik Stroem erklärt die Nachricht von dem bevorstehenden

unbegründet. dennje.

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Französisch- deutsche Entspannungs­

bestrebungen.

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Aus diesen und verwandten Gedankengängen hat die sozial­demokratische Fraktion der Nationalversammlung dem Wiedereintritt der Demokraten in die Regie­rung zugestimmt. Programmatisch Das sei von bornherein festgestellt hat sich dadurch am Arbeitsplan der Rücktritt der Sowjetregierung für vollständig Aus der Erklärung, die Maurice Barres gestern Koalitionsregierung nichts geändert. Andererseita sei Die Stellung Lenins sei fester, in der französischen Rammer abgegeben hat, ist noch hervor. ebenso deutlich betont, daß nunmehr die zwei bürgerlichen zuheben, daß er verlangte, daß alle Maßregeln getroffen wer- Parteien in der Regierung das zahlenmäßige leber.. Wir haben die Meldung, die vor einigen Tagen von den, um die Rheinlande durch Handel, Verkehrseinrichtungen, gewicht haben. Praktisch bedeutet das nichts. Keine Wolff verbreitet wurde, troß ihrer angeblich amtlichen durch Tarife für Eisenbahnen und Wasserwege, durch ein Partei fann überstimmt werden, ohne daß es zur Regierungs­Herkunft von Washington mit einem hinreichend großen Programm für öffentliche Arbeiten, hauptsächlich aber durch frife, zur Lösung der Roalition täme. Aber es zeigt unwider Fragezeichen versehen. Unzählige Male ist das be- die analisierung der Mosel und der Saar , durch Bank und leglich, in wie hohem Maße das Bürgertum herangezogen wer­vorstehende Ende der russischen Räteregierung schon gemeldet genossenschaftliche Einrichtungen, durch Arbeiter- und soziale den muß, weil das Proletariat au feiner Gini­worden, aber immer war nur der Wunsch der Vater des Geseze Frankreich so nabe wie möglich zu bringung fommt. Und schließlich verleitet diese enge, bürger­Gedankens. Trotzdem haben erst gestern wieder Berliner gen. Aus diesem Grunde sollten in aller Stürze gemischte lich starke Stoalition dazu, die Unterschiede zu verwischen und Senjationsblätter lange Berichte über den Zusammenbruchom missionen, bestehend aus Rheinländern und Fran- au bergessen, nicht nur den Graben nach rechts, sondern vor zosen, für alle diese Fragen eingelegt werden. des Moskauer Regimes gebracht.

Welche Gefahr es birgt, die Oeffentlichkeit mit leicht­fertigen Nachrichten zum Narren zu halten, scheint man sich in den Redaktionen dieser Blätter nicht genügend zu ber gegenwärtigen.

Krieg um Fiume!

Er hoffe alsdann, daß diese Auffassung des Friedens bei den Rheinländern, ja selbst im gesamten Deutsch I and eine wünschenswerte Entspannung der Lage auf beiden Seiten herbeiführen werde. Dieser& riede müsse für die beiden Völker, die die Geographie und die Geschichte zu Nachbarn gemacht hätten, schöpferisch sein.

Eine billige Verleumdung.

Die Neue Zürcher 8tg." veröffentlicht eine Buschrift von füd­Zu dieser Aeußerung fagt e ure": Wir dürfen also flawischer Seite, wonach in gang Südslawien große Erregung hoffen, daß die Rechtsparteien auf ihre chauvinistischen und herrsche. Diese Regierung, welche gegen das ohnmächtige Deutschengen nationalistischen Hezkampagnen in Bukunft verzichten österreich schamlose Räuberei getrieben hat, kündigt beinahe einen werden, die sicherlich die wünschenswerte Entspannung nicht Boltatrieg gegen die Italiener an, die trotz ihrer angeblichen Neu- fördern würden. tralität dem Heer d'Annunzios jede Unterstüßung leisteten. Nach mehreren Sizungen des Kronrats in Belgrad haben in ganz Jugoslawien die Einstellungen Freiwilliger begonnen. In allen Küstenstädten Dalmatiens bilden sich bewaffnete Volts garden.( Drahtbericht unseres elfäffischen Korrespondenten. Artillerie ist auf den beherrschenden Küstenpunkten aufgestellt. Aus Der eliäifische Gewerkschaftsbund protestiert gegen die ganz Kroatien sammeln sich Freiwilligenberbände in Behauptung französischer Blätter, der Lothringeniche Bergarbeiter der Nähe Fiumes an. Auf italienische Flugzeuge wird beim ftreit sei mit beutichem Geld inszeniert worden. Bei allen Ueberfliegen der Demarkationslinie geschossen, so daß schon Streits in Elfaß- Lothringen war jeder deutsche Einfluß vollkommen einige italienische Flugzeuge gezwungen waren, auf jugoslamischem ausgefaltet. Gebiet zu landen.

Weiter empört sich die öffentliche Meinung", will jagen bre Reaktionäre Initiativen in der Schweiz . Belgrader Imperialistenclique auch gegen die Bestimmung des Friedensvertrages über den Schuß der Minderheiten, weil sie( Drahtbericht unseres Schweizer Korrespondenten.) Italien die Möglichkeit zu Einmischungen geben würde. Man er­klärt, diese Bestimmung sei nicht mit der nationalen Ehre vereinbar. Daß doch alle diejenigen, die auf die Unterdrüdung anderer Bölter ausgeben, eine so empfindliche nationale Ehre" haben!

Eine Initiative westschweizerischer. Industrieller gegen das schweizerische Arbeitszeitgeset( 48- Stundenwoche) ist mit 55 000 Unterschriften zu st a ndegetommen; desgleichen eine Initiative für Einführung der Schuhaft gegen sozialistische Partei- und Gewertschaftsführer.

Buchdruckerstreik in der Westschweiz .

allem den angeblichen Abgrund nach links ins Unüberbrückbare au berbreitern und unter dem Feldgeschrei: Sie die Ver fassungsparteien! eine Gemeinsamkeit unter sich und gegen die andern, zu konstruieren, die unsere Partei ehrlich nicht aner­fennen, fann.

Die Demokratie hat ihre Blütenträume in ungeahntem Umfang reifen sehen! Alles, was die Revolution politisch ge­bracht hat, war Erfüllung ihrer Programmpunkte! Diese demokratischen Errungenschaften, die manche nur in Gänsefüßchen schreiben fönnen und seit ihrer Verwirt­lichung für gar nichts halten, würden die Demokraten getren lich verteidigen helfen. Darauf würden wir rechnen; damit werden wir keine Enttäuschung erleben. Solche Kampfgemein­schaft ist in Zeiten nicht gering zu veranschlagen, wo die Re. aftion nicht nur in den oppositionellen Parteien, sondern im eigenen Haus, in Einrichtungen der Republik selbst, sich z11 fühlen beginnt. Sie behauptet zwar, die Menderung der Zu­stände nur auf friedlichem, verfassungsmäßigem Wege erreichen zu wollen. Aber vielleicht nennt sie auch die Reichswehr einen Zustand und durchsetzt ihn auf friedlichem, kameradschaftlichem Wege so lange mit monarchistischen Offizieren, bis die Mende­rung plötzlich da ist. Das wollen wir schon in den Anfängen bereiteln, und wenn uns die Demokraten hier im Sinn ihres alten Parteinamens helfen, wenn sie mit uns der Militär­reaktion alle Gallifet- Augen von vornherein von der Suppe schöpfen, dann hat die erweiterte Koalition sich schon bezahlt gemacht.

Sfeptischer find wir in wirtschaftlichen Fragen. Die Rede des Abgeordneten und heutigen Ministers Schiffer nach der Ratififation des Friedens war deutlich. Aber wir wollen nicht nach Worten, sondern nach Taten urteilen. Die nächsten Wochen bringen die Vollendung der Steuergeje. gebung, bringen das Betriebsrätegesez und die Etatberatung. Stoff genug, um sich ein wirtschaftliches

Aber auch die italienischen Kriegsheber rühren sich fräftig. Der ehemalige Sozialist Mussolini bezeichnet in feinem Blatt Popolo d'Italia" den Ministerpräsident Nitti als einen unheilvollen und niederträchtigen Händler. Die Kriegsteilnehmer werden aufgefordert, sich nach Rom zu be-( Drahtbericht unseres Schweizer Korrespondenten.) Alibi zu schaffen, das beweist, daß man nicht auf der Bank des geben, um Lynchjustiz zu üben. Der Artikel schließt mit den Die westschweizerische Buchdruderschaft hat Rollettiv. Großfapitals und des alleinherrschenden Unternehmertums size. Worten: Laßt uns den gemeinen Minister in den tündigung eingereicht. Sie fordert Gleichstellung mit den Wir wollen annehmen, daß Herr Friedberg nicht für seine Tiber werfen! Arbeitslöhnen der deutschen Schweiz . Die Unternehmer berede gegen die Stauern Vorsitzender des Vorstandes der halten sich ablehnend. Der Streit ist in Lausanne , Genf , Partei geworden ist; wenn er es auch trotz der Rede nicht gworden wäre, würde manches flarer sein. Neuenburg und Chaux- de- Fonds unvermeidlich.

Bielleicht aber bereitet das kriegsmüde Bolf den Hezern ein faltes Bad bei den Wahlen vielleicht!

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Blutiger Zusammenstoß in New York - Hoboken . Havas- Renter meldet, daß in Soboten streifende Arbeiter einen Straßenbahnwagen, der von Arbeitern der Gasfabrit geführt wurde, angriffen. Es wurde dabei geschossen und zehn Personen verwundet, dabei mehrere schwer.

All diese Erwägungen hindern eines nicht: daß wir ehr­lich und voll guten Willens in die neue Koalition hineingehen! Aber zben um der Ehrlichkeit willen muß auch noch ein Leytes Darauf können sich die Demokraten verlassen. gesagt werden: Bei einer Stoalition fetzt man ein Arbeits-, fein Weltanschauungsprogramm fest. Jeder Partei bleiben ihre deale; so auch uns. Und unser Ideal ist und bleibt die Ar­beiterregierung, zu der die der die ganze Arbeiterflasse Ver. trauen hat!

Wiederbeginn der englischen Gefangeneutransporte. Wie die Hamburger Marine- Schiffs besichtigungskommission mit teilt, ist das englische Berbot des Auslaufens der deutschen Ge fangenentransportdampfer gestern zunächst für vier Dampfer aufgehoben worden, und zwar werden Drotawa nach Antibritisches aus Persien . Harwich . Melilla nach Jersey. Villareal nach Southampton und ( Drahtung unieres Genfer Mitarbeiters.) Jersen und der Dampfer Bagdad nach Newcastle gehen. In diesen An der Verwirklichung dieses deals zu arbeiten, davon Aus Anlaß einer Kundgebung in der Nähe des Königschlosses Säfen warten bereits Kriegsgefangene, die vor Ausbruch des eng- wird uns keine Parteifonstellation und feine Barteitaftif ab­zu Teheran gegen das Zusammengeben" mit England wurden lischen Eisenbahnerstreiks dorthin geschickt worden waren, auf den halten. Die Einigung der Arbeiterflasie steht eine Anzahl angesehener Beriönlichkeiten verhaftet, darunter mehrere Abtransport. Wann weitere Dampfer auslaufen tönnen, wird von über Konstellationen und Taftit! Nicht daß wir einer Partei Minister und ein Bruder des persischen Gesandten in Paris . dem Verlauf des englischen Eisenbahnerstreits abhängen. die Hand reichen und mit der anderen liebäugeln. Was wir an­