Pflicht des Nciches, Lumultschädcn zu ersdjstt, nicht die Rede sein, so.kann, nur der Gesichtspunkt der Billigkeit zur Bergütiing solcher Schäden fuhren; dieser aber schließt den unterschiedslosen Schadenersatz aus. Es. ist weiter gerügt worden, daß die Gemeinden dein Reiche ein Drittel der Hastsumme zu ersetzen hätten. Ter Entwurf will sie aber zu dieser Leistung nicht etwa deshalb »erPflichten, weil er ihnen eine Verantwortlichkeit iiir innere Unruhen zuschieben will. Entspricht es der Bil- ligkeit, den völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch eines Bürgers infolge innerer Unruhen zu verhindern, so ist es auch angemessen, daß alle öffentlich-rechtlichen Gemeinschaf- len, denen der Betroffene angehört, sich in den Schaden t ei- l e n, vor dem es den einzelnen zw bewahren gilt. Im übri- gen dürste die Beschränkung der Haftung auf katastrophale Verluste dazu füh-ren, daß keine Gemeinde von der ihr durch den Entwurf auferlegten Pflicht erdrückt werden wird. Endlich hat man es getadelt, daß der Entwurf die unter der Herrschaft der älteren einzelstaatlichen Gesetze entstände- neu Ansprüche gegen die Gemeinden beseitige. Indessen war die ausschließliche Haftung der Gemeinden für alle Tu- multschäden etwas so Willkürliches, daß ihre Beseiti- gung nur begrsißt und keineswegs als Unrecht empfun- den werden kann. Ein Anspruch, der von der Ungerechtigkeit erzeugt ist, verdient nicht deshalb bestehen zu bleiben, weil er einmal geboren ist. Trotz der unfreundlichen Kritik, auf die der Enstvnrf des Tumultschadengesetzes gestoßen ist, glaube ich nicht, daß er große Aenderungen erfahren wird. Eine eingehendere Ans- spräche in dem Ausschuß, an den die Nationalversamm- lung den Gesetzentwurf verwiesen hat, wird die Opponenten vermutlich davon überzeugen, daß er den Anfovderimgen, die man billigerweiss an ihn stellen kann, entspricht. Im übri- gen spreche ich die Hoffnung auS, daß uns innere Unruhen fortan erspart bleiben und daß aus diesem Grunde das Tu- multschadengesetz in Zukunft in unserm Rechtsleben keine Bedeutung haben möge! Otto Lant>Zbe.rg.
dschema! Pascha unö öle /?rmenierßreuel. Dschemal Pascha, der ehemalige türkische Marinemimster und Chef der syrischen Armee, der in Kcmstantiiioüel als Mitschuldiger an den Armeniermetzeleien neben Enver und Tnlaat in eontumatism zum Tode verurjeilt worden ist, wehrt sich jetzt gegen diese Beschuldigung. TaS von der Entente beeinflußte Kriegs- gericht habe die„moralische" Verantwortlichkeit der Jung- türken, zu deren prominenten Führern Dschemal gehört, ange- nommen und daraufhin die Todesurteile gefallt. Dschemal legt dar, daß er für die deportierten Armenier getan habe, was in seiner Macht stand, und beruft sich auf- die von ihm getroffenen Fürsorgemaßnahmeu für die Armenier.
Abbau dir Löhne und Preise. Die Berliner Hotelgesellschaft teilt uns in eruer längeren Anschrift He-vichtiyend mit, daß ihre Unierbilanz 1918 nicht 1800 900, sondetn i 800 000 M. beiragen , habe. Die falsche Wiedergabe ist auf einen Druckfehler zurück- zuführen. Damit ändert sich die Summe der abgetragenen Schul- den auf die Kleinigkeit von 7 718 000 M. Des weiteren teilt die Gesellschaft mit, daß sie während des Krieges nicht„vor dem Zu- lammenbruch gestanden", sondern die S Millionen Mari ans an- deren Gründen aufgenommen habe, woraus jeder, der will, schließen kann, daß dse Berliner Hotel-A.-G. aus Ueberfluß an Betriebs- mittel« neue Gelder aufgenommen hat— ein Verfahren, das immerhin etwas ungewöhnlich ist, im übrigen aber, wie auch- die anderen Lu-führunacn der Gesellschaft, an den Schlußfolgerungen deS von uns gebrachten Artikels nichts ändert.-
v!e Klage Erzbergee-Yelffersch. In der„Krenzzeiiung" beschäftigt sich in einer Wochenschau Graf Westarp abermals mit Erzberger und wiederholt die von Helfferich in Stuttgart - bereits gegebenen Mitteilungen, daß bis jetzt Dr. Helfferich noch keinerlei Nachricht von einer Anklage oder von gerichtlichen Schritten Erz» b e r g e r s erhalten habe. Nach deck vor etioa ö Wochen bereits gegebenen offiziellen Er- klärungen, daß die Klage wegen der Anschuldigungen HelfferichZ gegen Erzberger eingeleitet sei, müßte Helfferich schon längst im Besitz der Klage sein. Wenn gegen einen Minister derart ehrenrührige Vorwürfe er- hoben werden, wie das der Ehemalige Vizekanzler Helfferich gegen Erzberger getan hat, so muß Harthörigkeit und Schtveigfamkeit von den Durchschnittsmenschen als Schuldbekenntnis aufgefaßt werden. Das Ansehen des gesamten Reichsministe- riums gebietet schnellste Klarstellung!
Nsumennfeie? ln üer Staatsoper. Die Parteileitung und die Fraktion der Nationalversammlung der Deutschen Demokratischen Parte! veranstalteten am gestrigen Sonntagvormittaz in der StaatSoper eine Feier zum Gedächtnis für den verstorbenen Parteiführer Dr. Friedrich Naumann. In dem gefüllten Hause bemerkte man viel« der führenden politi- schen Persönlichkeilen des Reiches und Preußen?. So hatten u. a. in der ehemaligen Hofloge Platz genommen: der Reichstagspräsident Fehrenbach, der Reichskanzler Bauer, der preußische Ministerpräsi- de Iii Hirsch und zahlreiche Reichs- und Siaatsininister. Die ehemals königliche Kapells unter der Leitung des General- Musikdirektors Dr. Leo Bloch eröffnete die Feier. Dann hielt der Parteivorsitzende Senator Dr. Petersen die Gedenkrede, in der ex vor allem Naumann gegen den Vorwurf verteidigte, daß er kein Realpolitiker gewesen sei. Ten Gedankengängen Petersens entnehmen wir folgende Grundideen: Naumann ist der politische Führer, der seinen Lebenslauf als christlicher Seelsorger nie ver- leugnet hat. Als Seelsorger ist er in die Politik eingetreten, um so die Massen zur Sozialpolitik zu erziehen. Da mußte er sich als Verehrer des Sozialisten Karl Marx bekennen. Freilich, den von jenem gepredigten Klassenkampf konnte Naumann nicht mitmachen. Naumanns Sozialismus ging in die Tief«. Er verstand unter So- zialisniuZ Gerechtigkeit und Duldsamkeit auf der Grundlage der Menschenliebe. Er wußte, daß sich diese Gedanken nur durchsetzen können, wenn die Massen die Macht erhalten. Aber sein Sozialis- mus war im Gegensatz zur Sozialdemokratie national. So mußte Naumann zur Gründung der Naticmalsozialen Partei schreiten, als einer der ersten Anhänger und Schüler Naumanns sich Petersen bekannte. Naumann' war ein Realpolitiker von staunenswerter Kraft, denn als er sah, daß sich seine Gedanken nicht im Rahmendes engen Kreises seiner Partei durchführen liehen, Liste er kurz ent, schlössen feine naiionalfoziale Partei auf und schloß sich dem linken Flügel der Liberalen unter Schräder, Rösicke und Barth an. Sein Ziel und fem Wunsch war der Zusammenschluß aller Demokraten von Bassermann bis Bebel. Ohne Auf- hören hat Naumann bis zu seinem Todestage für die Bildung einer deutschen Linken gewirkt, so lange eS nach Zeit war. Das Land ohne Revolution zu demokratisieren, war Naumanns großes Ziel. Petersen ist der Ansicht, daß Liberale und Sozialisten hätten ein« tragfähize Linke bilden können, die dann ohne Reibung mit dem Kaisertum zusammen regieren konnte. Es sei der große Vor- wurf, den' nian der alten Regierung wachen niüsse, daß sie diese Forderung nicht rechtzeitig erkannt und ihr nachgegeben habe. Die Frage müsse offen bleibe�, ob nicht das Kaisertum, gestützt auf die große politische Deniokratie, Krieg und Revolution hätte-vermeiden können. Naumann habe stets auf dem Boden de? Ausgleichs im Interesse der Gesamtheit gestanden. Es war das große Un- glück des deutschen Volkes, daß bei Ausbruch des Krieges die polt- tische Führung nicht geiragen war vom Vertrauen der Mehrheit des Volkes. Hätten wir 1914 das Parlamentär tsche System gehabt, und eS hätte von der Regierung auf Grund de? geheimen und
KsnZert- Umschau. Von Dr. K u r t S i n g e r., ftweimäl tu acht Tagen stand das Rad der Konzertmafchine fast still; der Wagen hielt, wie von einer elektrischen Bremse ge- hemmt. Das beiwnitete leider kein« Einficht und Selbstbeschränkung der Künstler, die sich ja im Erhaschen von Sälen gegenseitig tot- treten; sondern ein Gott schuf diesen vorübergehenden, herrlich mü- den Einschnitt. Statt acht Konzerten am Abend eins oder gar keinS. Der alt- Gott der Juden, der immer noch lebt, richtete sich die Konzertsäle zu Tempeln«in, Versöhnung schwebt über den Räumen, die sonst so nnbrrsöhuliche Gegensätze zwischen Wollen und Können bergen, Versöhnung nach Läuterung und allgroßem Ver- huihen. Konzertsaal und Tempel, Kunst- und GotieLdienst— nehmen wir«s-still als Sombol bin in dieser Zeit der Glaubens- lehre und der künftlerische.n Verflach ring--- s Wie selten bedauern wir, einem Künstler nicht länger lauschen zu dürfen, als sein Programm erlaubt. Leonid Kreutzer ist solch Künstler. Wenn er die Beeil ovensche Sonate op. 28 spielt, die sog. Pastoral-Sonate, so wiegt er uns mit der werbendey Fertigkeit des LiedsängerS in Stimmungen ein, die dem Phantasie- vollen Stück Satz für Satz gerecht werden. Nichts nimmt er klein- lich oder gar nebensächlich, auS den arabeskenartigen Berschlinguu- z.?n des Allegro über die Wehmut des Andante weiß er zum Froh ynn deS Scherzo und bis in die Geradlinigfeit des Finale hinein noch Brücken zu schlagen. Kreutzer ist ein Eigener, ein Phantasie- voller Deuter, aber kein weicher Spintisierer. Das verriet die Dar- stellmm d«S Schumannschen Karneval; hier schlug die Florestannole herrisch durch, und der AuSklana des Werks, jene berühmte Attacke gegen die Philister, packte den Grundakkord Schumannschen Geistes schon fast um eine Nuance zu großartig, zu robust. Auch Wavter Kirchhoff mar einmal vom Schlage der San- ger, denen man nicht lauge genug zufubeln tonnte. Sein erstes Konzert verstimmte. Wo tvar der klare, einst so heldisch schön« Tenor? Er klang in den recht unbedeutenden Dvorak-Zigeunerlie- dern gepreßt, angestrengt, unfvei. Mancher Buhueuschnnß ließ dennoch mit Vergnügen aufhorchen, manch hochgemuter Ton Be- wunderung anklingen. In der Arie aus der„Afrikaner in" fühlt er sich sicherer und fasziniert zum Schluß auch Aengstliche. Die Stranßschen alten Reißer warte ich nicht ab. Im Nebensaal ergeigt -Jascha Sußmann dem Schraitenholzschen C-moll- Konzert Er- folg. Was ich Hove , ist geschickt aufgebaut, mit Sinn für das Solo- instrument, ohne tiefere Eingebung, aber(bei guter Instrumenta- tion) wert, wieder auf den Programmen zu sie len. Sußmann spielt ein schönes, reich hergebendes Instrument. Er spielt nervös, unruhig, die Linie des MmidelSsohnschen Konzerts wird hier und da gewalttätig umgebogen. Er beginnt zu langsam, wird zu hastig und hat nicht die Ueberlegenheit der Fuhrung, um stilistische Iln- obenheiten in der Tradition dieses Werkes zu begründen. Dennoch steckt das Feuer dieses begabten Geigers a». Mehr als die fast klassische Ruhe Alfred Wittenbergs. Er könnte dank seiner violinistifchen Qualitäten, dank seines vor- nehmen, gleichmäßigen Mufikertums mit ganz anderer Beherztheit an das Brohmsche Konzert herantreten. Seine Läufe find klar, fein Ton ist vim, fein« geistige Regsamkeit bleibt auf mittlerer
Linie. Wir wünschen ihm, der so vieles kann und so ganz und gar kein Blender ist, daß er aus der Ruhe des Lehrenden immer mehr emporsteige in die höher temperierte Region der Zaubernden. Auch Erika Besserer wird einmal eine hervorragende Geigerin sein, ohne wohl jemals den ganz Reifen zuzuge hören. Welch edle Gelamthaliung, welch großen Wohlklang der©entillsne, welche bestechende Absage an virtuosen Schwung! Aber: Triller und Doppel- griffe klingen unsicher, der Strich am Frosch wird im Delikat schrill, die Ruhe des Bogens fehlt iwch. Mag sein, daß sie stärker gewirkt hätte, wenn nicht ein sträflicher Leichtsinn sie mit einer dilettantischen Begleiterin zusammengeführt� hätte. Sie löse sich von der störenden Hilfe, und sie wird von einem Bann gelöst fein. Rech in die Gefilde echtester Kunst führte Frau Johanna K i ß. Nicht allein wegen ihrer intelligenten Art zu singen, weil sie uns mit ein paar neuen Liedern eines neuen, eigenartigen Mannes bekannt machte. Ich kenne diese Michelangelo-Gesänge von Ed» mund Schröder seit langem und schätze sie hoch. Da ist ein Abwegiger, ein rastlos sich Mühender, der für Schmerz und Bitter- nis wundervolle Töne findet. Ein Harmoniker, dessen Einzel- noten an Ort und Stell« vielsagende Bedeutung gewinnen, der mit sicherem»Können eine Liedlinie führen kann. ES sind hier Aufgaben gelöst, für die der enge Liedrahmen fast zu klein ist, Gedanken vertont und durch Musik vertieft, die, fast unsinnlich, von Giwer in eigener Müh wieder erlebt sein wollen. Frau Kiß jei Dank gesagt, daß sie diese schwere aber schöne Aufgabe mit präch- tigem Gelingen dutchführte. Neue Lieder von K. v. Wolf rat, die F l o r e N i e Wehrend anzeigte, konnte ich leider nicht ab- warten, da die Sängerin mit Wiederholungen anoerer Lieder allzu freigebig war. Sie hat ein gutes Organ und versucht, zu gestalten. Aber die Höhe ist scharf, und daS ewige CreScendieren auf den Tönen nimmt gegen ihre Ausbildung in Technik und Musila» liiät ein.„. �. Auch uns Kritikern sollte der Smmiaa ein Ruhetag sein. Statt dessen drei Orchcfier-Konzerte(Volksbühne,. Charl. Opern- bans, Blüthner ), in denen noch zwei vortreffliche Geiger, Lam- binon und GreveSmühl, solistisch hervortraten. Scher. ch e n dirigiert zwei Stünden lang Worzartsche Musik. Wir wissen: das ist Gottesdienst fürs Volk. Im Namen Mozart kündet sich Rückkehr zur Natur zur Veredelung, zur Versöhnung der Menschheit._ Treu und unerschütterlich. Jawohl, ich bin der Freiheit Kämpe, mich ziert der Demokratenhut, und unter seiner breiten Krempe da wallt und zischt mein Bürgerblut. Ich schreibe Bücher, rede Strähnen, mein Innres ist ein nasier Schwamm. es trieft wie Oel aus meinen Zähnen, begeistert steh ich auf dem Damm: Besitz und ginsgut find zu schonen, denn heilig ist daS Eigentum und wären'» zwanzig Millionen! Dem klugen Manne werde Ruhm,
s gleichen Wahlrechts erzwungen werden können, so wäre nach Ansicht , des Redners der Krieg wohl zu vermeiden gewesen. Jetzt ist es zu spät und das Kaisertum ist rettungslos verloren, das sich hätte behaupten können, wenn eS sich rechtzeitig mit der Demokratie verbunden hätte. Die Zukunft Deutschlandz liegt in der neuen deutschen Demokratie, die national und sozial sein mutz, Dann wird sie im Sinne Naumanns nicht nur in Teutschland, sondern auch in der Welt ihre Stellung behaupten, getragen von dem Gedanken der Gerechtigkeit und Duldsamkeit, gegründet auf der Liebe zu den Menschen. <k!senbchnerst?d?!n Halle. DasLZersonal der H a l l e— H ettstädter Eisenbahn ist seit Tonntag früh in den Ausstand getreten. Der Be- trieb ruht v o l l st ä ji d i g. Es soll sich um Forderungen und Differenzen handeln, die der Zentralausschuß der Angestellten im Konzern Lenz u. Co. mit der Hauptvenvaltung L e n z u. E o., Berlin , hat.
„Die Regierung Will keine Gefangenen- Heimkehr!"' Diese gemeine Verleumdung wird noch immer verbreitet. Es wird die angeblich von einem KriegSinvaliden in einer Versammlung in Altona geäußerte Behauptung verbreitet, daß-in allen Lagern der deutschen Kriegsgefangenen in Frank. reich ein Schriftplakat angeschlagen fei, welches die Worte 'enthalte:„Wir brauchen die Kriegsgefanzenen nicht zurück...< Wir hab-n Arbeitslose genug." Die ReichSregierung hat eine Untersuchung eingeleitet, ob diese Leußerung in jener Versammlung tatsächlich gefallen ist und ob solche Schoiftplakate in französischen Gefangenenlagern existieren. Heute schon kann aber ein für allemal festgestellt werden, daß niemal'S, weder Erzberger noch sonst ein% Mitglied der Regierung eine derartige gefühl'Srohe und treulose Aeußerung getan hat. Vielmehr hat die ReichSregie- rung, wie Reichspräsident Ebert vor den zurücklehcenden Kriegs» gefangenen in Göttingen betont hat, seit Jahr und Tag kein Mittel unversucht gelassen, um die Rückkehr unserer unglücklichen Brüder auS der Gefangenschaft zu beschleunigen. Die Angehörigen unserer Kriegsgefangenen werden dringend gebeten, derartigen Verleum- düngen keinen Glauben zu schenken. Nach Verhandlungen mit dnn belgischen Oberkommando der 4. Zone können entlassene deutsche Kriegsgefangene mit ihrem Entlassungssche'n und heimkehrende Zivilinter. nierte mit ihren Ausweispapieren ohne weiteres in. das von den Belgiern besetzte Gebiet einreisen. Sie haben sich auf dem für ihren Zielort zuständigen KantonnementSbureau zu melden, wo sie das Visum zum Aufenthalt in dem besetzten Gebiet erhalten werden._ Gelandet. Die sensatisnellen„Enthüllungen" der..Freien." aus den baltischen Ländern, in denen die Deutsche Regie rüng schwer angegriffen wird, stammen nicht etwa aus dem Lsten, sondern find nach einer Mitteilung der„Soz. Korr." in Berlin jabri- ziert worden. Der Verfasser dieser„Frsiheit"-Artikel-ist W a l- t e r O ehm e, der Herausgeber der vor vier Tagen eingegangenen „Freien Zeitung". Schon als MehrheitSsozialist hat Oehme die Partei in einer Weise angegriffen, die an seiner inneren Partei- zugehörigkeit stärkste Zweifel erwecken mußte. Dadurch, daß er als ..Rechtssozialist" meist den unabhängigen Standpunkt oertrat, lieferte er der„Freiheit" willkommenes Agitationsmaterial. Sollte er jetzt ganz zu den Unabhängigen herübergerntscht iein, so können wir der U.S.P. zu diesem Zuwachs nur gratulieren. Vielleicht ver- anstaltet sie eine Neuauflage der Broschüre, die Oehme noch vor «inigen Monaten als Beamter der Reichskanzlei schrieb, mit dem Titel„Mein Ziel, ist die We l t revol u t i o n", in der die Phantasien von Weltrevolutton mit Spott und Hohn abgefertigt werden. Man muß dem neuen Prepagandisten der Weltrevolutton wenigstens zugestehen, daß er rasch umzulernen versteht. der sorgsam heimset Nntzprozente, sei's auch beim letzten Stückchen Brot. Des Lebens Sinn, da? ist die Rente, umsonst bat jeder Mensch den Tod. Moral und Arbeit ober bleibe dem niedrcn Volk— die Politik visiere streng nach dieser Scheibe was soll umsonst die Republik ? Früh sang ich schon dcZ Königs Lieder — mein Oldensbändcken liegt im Sckub. Gab Schickung uns den Fürsten wieder, ich weihte ihm des Herzens Hub.
Ich lehne mich an alle Säulen, wer findet das denn wunderlich? Ich reit« mit auf allen Gäulen fürs Vaterland, das heißt— für mich I __ S ch l a r a s f.( Jiddisches Theater in New Jork. Wie der„Franks. Ztg." aus New Jork gemeldet wird, ist dort unter Emanuel Reichers Leitung ein jüdisches Kunsttheater entstanden. Zwar ist die Sprache der Jargon, aber die Bühne stellt sich höhere Ziele als die gegen- wärtig existierenden jiddischen Theater. Dem Beirat gehören die Mitglieder der Truvve. die Theaterkritiker der jiddischen Blätter und bekannte jüdische Schriftsteller an. ES sollen nicht nur für die Jargon-Bühne geschriebene Stücke aufgeführt werden, sondern auch Uebersetzungen. Gleich in der ersten Woche wurde Hauptmanns .Biberpelz" aufgeführt. Musik. In der Seillg-Kreuzkirche veranstaltet der Organist Fritz Schink ein Orgelkonzert am Dienstag, abends 8 Uhr. Eintritt frei gegen Entnahm« einer Boittagsfolze. Der Verein Berliner Sfmstl'rimien führt in seinem Hause am Schöne- berger Ufer seine seit über 50 Jahren bestehcnde Zeichen- und Malschule auf erweiterter Grundlage fort. Es lind besondere,'amtlich anerkanmc „Vorbei eituiigskurse" für Vollschülertnnen zur späteren Ausnahme in die Akademische Hochschul« für die bildenden Künste, neben den bisherigen Aiisbildungskursen vorgesehen. Des wetteren wird„Modezeichnen" eingeführt und in Verbindung mit einer neu errichteten„Buchbinderei-Lebr- Werkstatt" sind Klassen für.Ornament" und.Plakatzeichnen',„Kunst- schrist" und„Buchkunst" in den Lehrplan aufgenommen. Di« Lcsting-Hochschule versendet soeben das Programm ihrer am 20. d. M.. beginnenden Herbstvvrlesungen. An die Vorlesungen schließen sich, z. T. Semwmübungen. Bortr-tgLabrnd. Irene Triesch wiederholt am 9. Oktober im Klindwotth-Scharwenka-Saal ihren Bibel-Homer-Goeche-Abend.— Im Meistersaal findet am 11. Oktober«in Rokoko-Adeud im Kostüm der Zeit von Resi Langer statt. (HuF russische Kleinkunstbühne soll Mitte Oktober an, Rollcndorfplatz eröffnet werden. Sie wird vor allem das Ballet, den Romanzcnvorrrag, den Zigeunerchor und das B.alala'ckaorchefier pflegen. Kuuftchrourk. Die Alademie der Künste stellt ihre ÄusstellimgörSuine für November und Dezember d. I. für eine Ausstellung von Werken selb- grauer und aus der Gefangenschaft zurückgekehrter Kimstler zur Berfügung. DI« BildntSauSstellung wird verschoben.