Die Mentatsausjchlachtung. Die„Freiheit" fährt fort, in unerhörtester Weise das Attentat auf Haase zum Ausgangspunkt einer wüsten politi- schen Hetze zu machen. Konnte man ihr gestern nachmittag die erste Erregung über die Tat und mangelhafte Kenntnis der Tatumstände als mildernde Unistände zusprechen, lo ist es gemdezu ein Skandal, wie sie noch in ihrer heutigen Morgen- ausgäbe mit der politischen Ausschlachtung fortfährt, obwohl sie selbst zugesteht, datz der Täter ziemlich wahrscheinlich g e i- st i g minderwertig ist, und daß dieses Attentat offenbar keinen politischen Hintergrund habe. Das hindert sie nicht, zwischendurch doch wieder den Ver- such zu machen, die Schuld an dem traurigen Vorkommnis— der Regierung zuzuschieben und diese moralisch für die Tat verantwortlich zu machen. Den Höhepunkt in dieser Be- ziehung erreicht freilich ein Aufruf de S Zentral- komitees der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands , der einfach alle Feststellungen, die seit gestern nachmittag gemacht worden sind, ignoriert, von„Mörderzen- tmlen" und„hochbezahlten Mordbuben" redet und behauptet, daß die Wahrheit über daS Attentat auf Haase bei dem Herr- schenden System und den planmäßigen Mordvorbereitungen . und den bekannten Vertuschungsuianövern niemals, herauskommen würde. DaS einzige, tvaS diesen Hetzaufnif entschuldbar machen würde, wäre der Umstand, daß er vielleicht unmittelbar nach dem Attentat verfaßt worden ist. Dann aber war eS Pflicht der„Freiheit"-Redaktion, die inzwischen selber die Tatsachen kennen gelernt hatte, diesen Aufruf zurückzuhalten. Aber natürlich darf so ein' Redaktionskuli der„Freiheit"— um ihren Lieblingsausdruck zu gebrauchen— nicht wagen, einen durch die Tatsachen auch noch so sehr überholten Aufruf der Parteileitung vor der blamablen Veröffentlichung zu bewahren. Auch die Parteileitung selber hätte wohl die Pflicht gehabt, auf Grund der ihr sicher auch bekannt gewordenen Tatsachen die Veröffentlichung ihres Aufrufs zu inhchieren, wenn sie sich als politisch verantwortliche Körperschaft, nicht nur als eine Zen- trale für politische Verhetzung betrachtet. Aber freilich, das letztere liegt ihr wohl näher. Inzwischen tritt nun immer klaret zutage, fc?S Geistes Kind der Attentäter ist. Von seinen Gewerkschaftskollegen wird er als erzradikaler Versammlungsschwätzer bezeichnet, der stets für die volle Durchführung deS Rätesystems eingetreten istl Und da wagt die„Freiheit" zu behaupten, daß dieser Mensch durch den Kamvf gegen den SpartakiSmus und die gar nicht oder unzulänglich gesühnten Untaten und Gewalttätigkeiten gegen revolutionäre Führer zu der Ucberzeugung getrieben worden sei. er dürfe ungestraft zur Selbsthilfe greifen!_ Wenn man sich schon einmal auf diese? Gebiet beaebm will, dann erscheint eS hundertmal näherliegeich, daß nicht der Kampf gegen Spartakus, fondern die fortwährenden unabhängig-spartakistischen Aufstände und Putsche und Gewalttätigkeiten— auch die Tat gegen Neu ring blieb so gut wie ungesühnt— solche Ge- danken in dem geistig mnderwertigen Täter haben großwerden lassen. Der Aufruf der Parteileitung sagt sogar: sicher ist, daß die Tat nur iu einer polnischen Atmosphäve, w der di« Revolutionäre als vogelfrei gelten, und ihre Mörder frei a uSgehen, möglich wurde. DaS ist allerdings eine plausible Erklänmg dafür, warum Boß, der revolutionäre Schwärmer für Rätediktatur, auf Haase, den er für einen Verräter an der Volkssache hält, Schüsse abegegeben hatl Bei der ganzen Sachlage wäre es ein Gebot der einfachsten polittfchen Klugheit, wenn man schon politischen Anstand nicht von ihnen erwarten kann, für die Unabhängigen gewesen, mit solchen Hetzemen zuruckzu- halten, die jetzt auf sie selber zurückprallen, nachdem sich herausstellt, daß der Täter, soweit man bei ihm von politischer Gesinnung reden kann, als ein Anhänger der linksradikalen Richtung bezeichnet werden muß.
Valuta. von M a x E ck. T r o ll. Der Teufel ist schon seit langen Jahren sebr erbost auf die Deutschen , toc-i-l sie von allen völlern der End« ihm die wenigsten Kunden in die Hölle senden. Und er ist doch so scharf aus ölgesottene« Msnschenfleisch. Warum wandern nur so wenig Deutsche zur Hölle? Sehr einfach, weil Deutschland die wenigsten Analphabeten und meisten Sozialdemokraten hat. DaS tst doch logi sch l Darum trachtete der Teufel schon seit langem danach, wie er Deutschland empfindlich schaden könnte. Als er sin Mittel gefunden zu haben vermeinte, berief er fein« besten Freunde, die Kapitalisten der Entente, vor allem die Groß- bcmkierZ nach Lmidon oder New Fork, Rom oder Paris — so genau weiß ich das nicht mehr— in den seinem stillen GeschäftSteilhaber Mammon geweihten Tempel, Börse genannt. Dort hielt er ihnen einen fein ausgefeilten mephistophelischen Vortrag über feine neueste Entdeckung:.Die Valuta". Ich hin nie Kapitalist gewesen. Nie BSrsenjvbibrt. Habe nie Schiebungen in amerikanischer Waneta-Schokolade, englischen Ii- gavetten oder französischem Garbadinestoff gemacht. Mein kleine? mageres Guthaben beim Kousumveoetn berechtigt mich nicht, mich Kapitalist zu nennen. Da ich auch weder Krieg», noch RevoluttoSgewinnler bin, so bringe ich den Kurszetteln, dem Handeleteil, den Vorgängen an den großen und kleinen Schieberbörsen herzlich wenig Interesse ent- gegen. Aber dennoch suche ich mir die technischen BörscnauSdrücke zurechtzulegen. Valuta war für mich noch bis zu KrtegSbeginn ein böhmi- sche» Dorf. Während des Krieges habe ich nur wenig über dieses Wort nachgedacht. Erst noch dem Waffenstillstand fühlte ich mich verpflichtet, über den Inhalt dieses Wortes nachzugrübeln. Nun kommen die Mammonisten jeden' Tag in ihren Tempeln der Ententehauptstädte zusammen, berechnen hin, berechnen her. wie sie den größten Profit herauswuchern können. Und bestimmen: Heut« bekommst du für eine Mark nur 2l> Pfennige, morgen nur noch 18 Pfennige, Mermorgen sogar uirr noch IS Pfennige. Und sie wollen unS weis machen, daß«ine französische Hundert- franknote viel mehr wert sein soll, als ein Hundertmarkschein. Und ist doch genau so ein Stückchen bedrucktes Papier wie der Hundert- markschsin mit seinen Faksrmileunterschriften und Wasserzeichen und eingefponnenen Fäden und Nummern. So aber können sie ein Pfund Schokolade, da? in Paris 2 M. kostet, unS mit 20 M. verkaufen, den deutschen Arbeiter um 18 M. bemogeln und ihm da» Leben schwer und teuer machen.
Tin Berichterstatter de?„Freiheit" hat den Tätet in seiner Hast aufgesucht und mit ihm ausführlich sprechen können. DaS Gespräch hat nur das bisher über Voß bekannt Gewordene b e st ä t i g t. Für diese Enttäuschung sucht sich der„Freiheit"- Mann, der natürlich etwas ganz anderes hören wollte, zu ent- schädigen, indem er allerhand Belanglosigkeiten herausstreicht; so berichtet er mit sittlicher Empörung, daß die Polizeibeamten gelächelt hätten, als der Täter versuchte, Luise Z i e tz in Tonfall und Gesten nachzumachen. DaS ist allerdings ein unerhörtes Verbrechen der Beamten! Durch Redensarten von einer offenen Tür und viel zu großer Freiheit, die dem Gefangenen gelassen wurde, sucht der„Freiheit"-Reporter noch den Anschein zu erwecken, alS solle eine Flucht des Attentäters begünstigt werden. Wir kennen niemand außer der „Freiheit" selber, der wünschen könnte, daß die Person des Johann Voß möglichst bald im Dunkel verschwinde. voß, üer Änksraöikale. kleber die Persönlichkeit beS Attentäters auf Haase macht unS ein gewer.kschaftltch organisierter Lederarbeiter, der Voß auS dem Verbände her gut kennt, folgende Angaben: Voß ist gewerkschaftlich organisiert. Er hat sich auch innerhalb der Gewerkschaft betätigt, er meldet sich nämlich in fast jeder Ver- sammlung zum Wort. AlS Diskussionsredner spricht er stets ganz linksradikal, ob er sich dabei zum linken Flügel der U. S. P. oder zu den Kommunisten rechnet, ist nicht deutlich zu er- kennen, aber jedenfalls mußte Voß nach seinen Aeußerungen al» mindestens ganz linker U.S.P.-Mann angesprochen werden. Mit besonderer Heftigkeit ist Voss stetS für daS Rätesqstrm und seine absolute Durchführung eingetreten. ES ist nicht ganz unwahr- schetnlich, daß dabei auch rein persönlich» Motive für ihn maßgebend gewesen find. Voß ist nämlich ein sehr schwacher Arbeiter. Er ist häufig arbeitslos und die Branchenkommiffion hat sich mehrfach davon überzeugen müssen, daß«r die ihm zuge- wiesen« Arbeit vollkommen verpfuscht hat. Voß selber aber glaubt, daß ihm bei seinen Entlassungen Unrecht geschehe,«r hält sich für einen intelligenten Arbeiter und ist der Uederzeugung, daß er d» i Einführung des Rätefystem» nicht mehr ent» lassen werden könne. Für geisteskrank sieht der Kollege Voß nicht an, Voß habe immer ganz folgerichtig gehandelt, wenn er auch nicht intelligent fei. Voß soll übrigen» geplant haben, in der heute stattfindenden Generalversammlung der Lederarbeiter«tuen Angriff gegen den A rb e i t S n a ch w e i» zu machen, weil ihm dort geraten worden sei, sich selbst Arbeit zu suchen.— Als« ein wirrer ltnkSrabskaler verfammkungSschwätzer, der, wir s« viele, seine beruflich« Unzulänglichkeit hinter radikalen Phrasen decken mSchte. DaS ist der Mann, für dessen Tat die „Freiheit" ausgerechnet der Regierung die moralische ver» antwortung zuschiebe« möchte. die unabhängige Enthüllung. AuS dem Material, daS an Stelle HaafeS heute Oskar Cohn in der Nationalversammlung vortragen wird, veröffentlicht die.Frei» Heft" den Wortlaut eine? Anleihevertrags über 800 Millionen Mark, der am 6. September zwischen der Vertretung des amerikanischen Bankhauses Morgan und der„Westbri tischen Regierung" abgeschlossen sein soll. Der Vertrag ist unterzeichnet: I. P. Morgan, Berlin , und vom.Präsidenten W. BiSkupSki". Hierzu teilt die.B. Z.7 mit, daß der Mittelsmann, dem De- nenal BiSkupSki, wie die„Freiheit" sich ausdrückt, aufgesessen" ist, ein vorgeschobener Parteimann der U. S. P. namen« Moschell ist. Außer dem Anleihevevtvag hat Moschell noch einen>Kom- misfionSvertrag" abgeschlossen, durch den er sich persönlich u. a. ein« Prodision vonvier Millionen Mark für da» Zu» standekommen des Geschäfts sichert. ES entsteht die Frage, wer hier getäuscht hat und wer getäuscht worden ist. Von einer Zentrale bei Bankhauses I. P. Morgan ist übrigens in Berlin nichts bekannt.
Und unsere deutschen Kapitalisten hätten eS«m kein Jota an- der» gemacht, wenn sie„gesiegt" hätten. ch Wie mir erging«S Vielen. Sie hatten bis vor kurzem nur eine blaffe Ahnunng von dem gehabt, was Valuta bedeutet. Heute purzelt dem jüngsten KaufmannSstrft und dem frisch- gebackenen Banklehrling, der höheren Tochter und dem Tertianer das Wort wie ein Springquell aus dem Munde heraus. Zwanzigjährige und noch ältere Schieber jonglieren mit dem Wort nur so herum. Halten uns fachwissenschaftliche, börsen- technische Vortröge über den Sinn dieses Wortes. Leute, die noch vor dem Waffenstillstand, wenn jemand von der Valuta sprach, erstaunt und unschuldsvoll fragten: „Wie heißt das Mädchen?" » Ich aber bin hinter den eigentlichen Sinn diese? Worte? ge- kommen. Wenn mich jemand fragt: „Was ist eigentlich Valuta?" Dann antworte ich:„Valuta ist die größte Schiebung de? Jahrhundert»",
Die Energie üer Gliome. Der englische Physiker Oliver Lodge hat in einem Vortrag, den er bei der James-Watt-Hundertjahrseier in Birmingham hielt, die Möglichkeit der Verwertung einer neuen Energiequelle erörtert, die geradezu phantastische Ausblicke in die Einwicklung und Umgestal- lung unserer Welt eröffnet. Er ging von der Tatsache aus. daß die Quellen der Molekularenergie ansangen. Zeichen der Erschöpfung zu zeigen, und meinte, JameS Watt würde, wenn er heute lebte. seine Aufmerksamkeit der Entdeckung anderer Energiequellen zu- wenden. Eine solche ungeheure/ unS freilich noch unerreichbare Energiequelle liege in der Energie der Atome. Wenn diese in einem großen Maßstabe ausgenutzt werden könnte, so würde dies die Bedingungen der Industrie außerordentlich derbesiern. ES würde keinen Ranch und keinen Staub mehr geben. Da? Geheimnis dieser Kraft sei zum erstenmal in der Welt der Wissenschasr aufgetaucht mit der Entdeckung der Radioaktivität. Die Wirkung des Radiums sei deshalb so erstaunlich erschienen, weil der Stoff scheinbar Energie ausstrahlte, ohne verbraucht zu werden. In Wahrheit wird der Stoff doch ver- braucht, aber seine Verringerung ist so minimal und die abgegebene Kraft so bedeutend, daß der Jrrtzim begreiflich erschien. Die Wir- lung de? Radiums sei aus die Energie der Atome zurückzuführen und die in den Atomen aufgespeicherten Kräfte seien ungeheuer groß; fie seien in allen Formen der Materie enthalten, nicht nur in den radioaktiven Substanzen. Wenn ein Mittel gefunden würde, um diese Kräfte der Atome zu entbinden, dann würden unbegrenzte Kraftquellen freigemacht; man lönnte die Pole austrocknen und die Sahara bewässern. Et; hoffe, schloß Lodge, daß die Menschheit diese Entdeckung nicht machen loürde, bevor sie an Verstand und Sittlich- keit reif genug geworden sei, um diese Kräfte richtig zu verwenden,
Unter den Befreiern. Es scheint, als ob die deutsche Bevölkerung und inSbe- sondere die Arbeiterschaft den französischen Befreiern nicht ganz die Begeisterung entgegenbringen, die man dort an- geblich erwartet hat. Ans dem besetzten Gebiet häufen sich die Meldungen über Ausstände und Unruhen, die auf das französische Gewaltregiment zurückzuführen sind, gegen welches sich das gesunde Gefühl der Arbeiterschaft empört. So sieht sich die französische Militärbehörde in Saarbrücken zu folgender Bekanntmachung ge- zwungen: Am Montag begann ein Ausstand in Völklingen. anscheinend hervorgerufen du, ch die Lebensmittelteuerung'. Am Dienstag morgen hat sich der Streik auf die Eisenbahn und verschiedene Werke von Saarbrücken und Umgegend ausgedehnt. Eine große Kundgebung von Streikenden hat in Goarbrücken stattgefunden. Einige Anstifter, die verbaster worden waren, find wieder sreigelaffen worden. Leider ist es auch im Laufe des Mittwoch mehrfach zu Ausschreilungen und Plünderungen von Läden und Geschäfren gekommen, an denen jedoch den AnSständigen nicht die Schuld beizumessen sein dürfte. Während die französische Bekanntmachung die Lebens- mittelteuernng als Ursache deS Streik? angibt, dürfte die Mitteilung der„Saarbrücker Zeitung " zu- treffender sein, der zufolge als Ursache die Verhaftung zweier Vertrauensleute der Hauptwertstäkte Saar- brücken- Burbach anzusehen ist. Wenn man den Haß der Franzosen und insbesondere der französischen Militärs gegen alles, was nach Vertrauensleuten, A.- und S.-Räten sowie überhaupt nach Vertretung der Arbeiterinteressen aussieht, kennt, so wird diese Verhaftung nicht weiter über- raschen.
�usftSnüe kn GjlpreuZen. Der. Transportarbeiter st reik, der in Königs- b e r g zu einer Lahmlegung des gesamten öffentlichen Ver- kehrs geführt hat, hat eine weitere Ausdehnung er- fahren: er hat auch auf Tilsit übergegriffen, wo am Diens- tag die Transportarbeiter sowie die S ch i f f e r die Arbeit einstellten. Auf der Memel verkehren keine Schiffe. Der Verkehr ist lahmgelegt.
Fevlea rechtsertkgt sich. Der in Wien verhaftete Spartakistenführer Dr. L e V i e n erklärte bei einem neuerlichen Verhör, daß es gänzlich un- wahr sei, datz er an der Erschießung der im Luitpold- Gymnasium untergebrachten Geiseln irgendwelchen Anteil gehabt habe. DieS habe ihm selbst die Münchener Regierung nicht vorgeworfen. Bei der„Roten Fahne" in München habe er nur als Redakteur fungiert.
Gegen üie Steuerörückebeege?. Ein Leser schreibt unS: Mit großem Interesse las ich soeben Ihren Leitartikel „Das öffentliche Steuerbuch" in Nr. 515. Mit Recht verlangen Sie die äußerste Strenge gegen die„Steuer- d r ü ck e b e r g e r". Schon vor dem unsinnigen Kriege, als die Bourgeoisie im großen Wohlstande lebte, war die Steuer- flucht eine Schande. Der Arbeiter und der Beamte wurde richtig eingeschätzt. Gar mancher Reichbegüterte aber wußte einen erheblichen Teil seines Vermögens und seiner Einkünfte zu verbergen. Heute in der furchtbaren F i n a n z n o t un- seres Landes nach dem unsinnigen Kriege ist die Steuer- flucht ein Hochverrat. Ich weiß wohl, daß Hochverrat im j u r i st i s ch e n Sinne nach der geschichtlichen Entwicklung des Begriffs und im Sinne des Strafgesehbuchs nicht vor- liegt. Wohl aber ist es Hochverrat vom ethisch- vaterländi- schen Standpunkte.
denn wenn eine solche Entdeckung vorzeitig gemacht würde, dann önne sie den Untergang unserer Welt herbeiführen.
Zensur. Paralyse. Die ungarische Reaktion hat sich Mir Vorbereitung ihrer Aktion in Deutschösterreich chiffrierter Tefe- gramme bedient. Sie benutzte ein System, wobei geheimzuhaltende Worte durch harmlose gedeckt wurden, Zensur z. B. durch Paralyse. Wie zutreffend diese Wahl gewesen ist, geht daraus hervor, daß die zur Verhinderung von Valutaschiebungcu usw. eingesetzte Zensur nicht gemerkt hat, daß es sich um chiffrierte Telegramme handelte— und si< durchließ. Man telegraphierte in einem Fall etwa: „Andrassy bittet sofort durch Kurier je zwei Millionen nach Jugoflawien und Wien senden; Karolyi will nicht mehr warten, da sonst Mißerfolg der Aktion zu gewärtigen. Ist beunruhigt. »veil Berichte aus England auSgemisben, befürchtet, daß von Zensur zurückgehalten," und drückte daS so au»: „Gabriel bittet schön durch Nota je zwei Damen an Vater und Bubi zu senden, Gretel will nicht länger liegen, da sonst Rheumatismus des Briefes zu gewärtigen. Ist beunruhigt, weil Zwillinge von Mutter ausgeblieben, furchtet, daß von Paralyse zurückgehalten." Knnbgebuuge« der»Tribüne«. Da» Theater.Tribflne' wieder» bolt am Sonntag vormittag 11h, Uhr die Beranlialwng»Politische Dichtung'. ES solzen dann in Abständen von je 11 Tagen Dar- bieftinnen mit jeweils geschlossenem Programm und programmatischen Aeußerungen über Dichtungen der Menschlichkeit, Dichtungen der Arbeit, Dichtungen des fünften Standes, Dichtungen der JntellektualitSt. Ei« Denkmal für de» Erfinder des DelepyouS. Philipp ReiS , ein Werk von Prosessor F. HauSmann, ist jetzt in Frautsurt a. M. In der Eschenheimer Anlage enthüllt worden. Urber die Slnsquge der Kultur und den Menschen der Urzeit hält Dr. A d o l f H e i l b o r n in der Geologischen Landesanstast(Invaliden» strotze 44) volkstümliche Boriclungen mit Lichtbildein und Demonstrationen. Die BoriragSreiben beginnen am IS. Oktober. Hörer- karten in den Bureaus ver Humboldt-Hochschul« Die Akademie der Künste bat den EtaatSprei» für Bildhauerei an Joachim Karsch in Berlin verliehen. Die für Malerei und Architektur ausgeschriebenen EtaalSpreise find nicht zur Verleihung gelangt; aus diesen Preisen werden aber Prämien vergeben, und zwar an die Maler Erich Feyerabend und Max. Erich NikolaS w Berlin sowie an die Architekten Lorenz Stengel in Berlin und Joses Wcntzlcr in Dortmund . Der Zweite Michael-Beer— Preis für Bildhauerei ist dem Bildhauer Ernst Paul Hlnckeldev in Berlin verlieben worden. Die Wcttbewerbsarbeiien find in der Akademie, Pariser Platz 4/ von 10— S Uhr, bis Sonntag, 12. Oktober emschitetzlich öffentlich ausgestellt. Friedrich Bermann, der Kapellmeister der BarnowSkh-Bühnen ikt einem Scrzschlage erlegen. Zu zahlreichen Stücken, tiass, schen und modernen, hat er die Bühnenmusik geschrieben. Er war in Berlin geboren und ist nur 38 Jahre alt geworden. Wilhelm Büsch ist die nächste Veranstaltung der„Kammerkunst' im Saal deS Deutschen LhzeumklubS, Liltzowplatz 8, gewidmet. Sie findet am 19. Ottober, Y.IK Mr oormiitags statt. Res! Langer irägt vor. DaS alte Verli». Fritz Stadl» Vorträge über dieses Thema im Schillerjaat Eharlottenburg beginnen am Freitag, nachmittag« um