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Nr.518. 36.Jahrg.

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Vorwärts

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B

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei   Deutschlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

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Freitag, den 10. Oftober 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplak, Nr. 11753-54..

Wir gehen nicht nach   Washington.

Die   deutschen und österreichischen Gewerk­fchaften werden auf der internationalen Ar­beiterfonferenz, die gemäß dem Friedensvertrage Ende dieses Monats in   Washington stattfindet, nicht bertreten sein. Der internationale Gewerkschaftskongreß in  Amsterdam hatte beschlossen, die Teilnahme der internatio­nalen Gewerkschaften an der Washingtoner Konferenz davon abhängig zu machen, daß auch die   deutschen und österreichischen Gewerkschaften zur Teilnahme mit vollen Rechten ein­geladen werden. Diese Einladung ist nicht erfolgt und darum lehnen die   deutschen und österreichischen Gewerkschaften die Entsendung von Delegationen nach   Washington ab. Es besteht die begründete Annahme, daß die gegnerischen Regierungen durch Verschleierungsmanöver die Gewerkschaften der übrigen Länder und die Leitung des Internationalen   Gewerkschaftsbundes selbst zur Teilnahme an der Konferenz in   Washington einfangen wollen, ohne gleich zeitig die   Deutschen und Desterreicher zuzulassen. Kurz: daß die Ententeregierungen den erwähnten Beschluß des Inter­nationalen Gewerkschaftskongresses zu durchkreuzen unter­nommen haben.

werden wird.

Am 4. Oktober wurde unserem Blatte aus   Amsterdam gemeldet, daß der Generalsekretär der Friedenskonferenz dem Bureau des Internationalen   Gewerkschaftsbundes eine offizielle Erklärung überreicht habe, daß die Delegierten  Deutschlands und Desterreichs an der internationalen Ar­beiterfonferenz in   Washington werden teilnehmen können. Auf Grund dieser Erklärung hat das Bureau beschlossen, die dem Gewerkschaftsbund angeschlossenen Gewerkschaften zur Delegation nach   Washington aufzufordern. Ungefähr gleich zeitig hat Genosse Legien ein Telegramm des Internationalen Bureaus mit ungefähr dem gleichen Inhalt erhalten und worin betont wird, daß nach dieser Erklärung die Delegierten eingetroffen.  Deutschlands und Desterreichs als vollberechtigte Mitglieder auf der Konferenz zugelassen werden.

Die deutsche Regierung hat dennoch, um einem Ge­dankenaustausch über internationale Arbeiterfragen, an dem alle Länder beteiligt sein können, die Wege zu ebnen, in Ver­failles zurückgefragt, ob das oben angeführte Schreiben als Einladung an die deutschen Gewerkschaften getvertet werden dürfe. Darauf ist bis heute eine Antwort noch nicht

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Hier

Kenntnis bringe, darf ich wohl nichtamtlich und aubersichtlich hin- die Wirksamkeit dieser Zehrerräte lauten fast durchweg sehr zufügen, daß, follten deutsche oder österreichische Abgeordnete in günstig. Neben ihnen sind auch Kreislehrerräte gebilde: und Borwegnahme einer Einladung zur Teilnahme an der Konferenz vom Ministerium anerkannt worden. Aehnliche Einrichtungen nach   Washington gehen wollen, ihre Reise durch die Regierung sind auch für die Oberlehrerschaft in Borbereitung. der Vereinigten   Staaten in jeder angemessenen Weise erleichtert Die Ortsschulaufsicht, insbesondere die durch Geist­Frank G. Polt. Iiche ausgeübte, wurde durch Gesez beseitigt. Die bisher Jedermann erkennt, daß dies keine Einladung ist, nebenamtlich von Geistlichen ausgeübte reisschulauf­sondern daß lediglich, wie irgendeinem Privatmann, etwaigen ficht wurde gleichfalls auf Fachleute unter besonderer Delegierten der   deutschen und österreichischen Gewerkschaften Heranziehung. der Lehrerschaft selbst übertragen. Auch hier­freigestellt wird, sich um die Erlaubnis einer Reise nach mit wurden jahrzehntealte Forderungen nicht nur der Lehrer­Amerika zu bemühen und dann dorthin zu reisen. Dort schaft selbst, sondern auch großer anderer Volkskreise erfüllt. sollten sie vor den Türen des Konferenz- In weitem Umfange wurden nach sehr schwierigen Vor­Totals im Büßerhemde warten, bis die Dele- arbeiten und Erhebungen die Universitäten der gierten von   China,   Kuba,   Ecuador, Guate- Volksschullehrerschaft zur Weiterbildung mala,   Hedschas,   Honduras,   Nicaragua, geöffnet. Der Erlaß, der dies im einzelnen regelt, geht Siam,   Haiti,   Liberia und sonstiger Neger- beträchtlich weiter als ähnliche Bestimmungen in irgendeinem republiken befunden haben, daß sie ein anderen Bundesstaat. Die follegiale Schulleitung treten dürfen. Diese den billigen Stolz jedes aufrechten wurde zwar nicht restlos durchgeführt dagegen sprachen ge­Mannes verlegenden Bedingungen fonnten gar nicht anders wichtige Bedenken, wohl aber kamen wir diesem Ziele erheb­beantwortet werden, als durch die Ablehnung. Die lich näher durch Schaffung eines modernen Konferenz­deutschen Gewerkschaften müssen ablehnen, sich als Minderrechtes im Sinne der Selbstverwaltung. 6erechtigte behandeln zu lassen und haben sofort den Ein weiterer dringender Wunsch der Lehrerschaft wurde er­flaren Sachverhalt an das Internationale Bureau gedrahtet füllt durch die Abschaffung der Rektorprüfung, und ihre Entscheidung mitgeteilt. Die österreichischen so daß künftig jeder tüchtige Rehrer zum Schulleiter aufrücken Gewerkschaften haben telegraphiert, daß sie sich den Be- kann. Durch Erlaß vom 26. September wurde die völlige schluß der   deutschen Brüder zu eigen machen. Abtrennung der dan Lehrern obliegenden sogenannten niede­ren Küsterdienste in die Wege geleitet. Großen Schwie­rigkeiten begegnete zunächst die schließlich doch glücklich durch­geführte Einrichtung von Sonderlehrgängen zur Ausbildung der Kriegsseminaristen. machten wir zum erstenmal den Versuch, losgelöst vom alten engbegrenzten Seminarbetriebe es mit einer freieren, an die Lehrmethoden der Hochschulen sich anlehnenden Ausbildung Den   deutschen Gewerkschaften ist also der Weg zur   inter- der neuen Lehrergeneration zu versuchen. nationalen Arbeiterkonferenz und zur Teilnahme an der Rege- Ganz besonders wichtig ist die Einsetzung eines besonderen Die Informationen des Internationalen Bureaus stimm- lung internationaler Arbeiterfragen, deren Führung bisher Erziehungsbeirats für баз Ministerium ten jedoch nicht. Der   deutschen Regierung ist, wie der stets in   deutschen Händen gelegen hatte, versperrt. Wenn selbst. Dieser Beirat, in dem alle Gruppen der Lehrer­Minister des Auswärtigen Genosse Müller am Donnerstag auf die deutsche Rückfrage in   Versailles eine Antwort über- fchaft und der Schulaufsichtsbeamten vertreten sind, hat bereits in der   Nationalversammlung mitteilte, über diesen Gegen- haupt eintrifft, wird es selbst im günstigen Falle zu spät mehrfach im Ministerium getagt und sehr wertvolle Arbeit ge­stand lediglich folgender Brief von der Friedens- sein. leistet. Wie ich es denn überhaupt für eine der vornehmsten fonferenz übermittelt worden: Da das Internationale Gewerkschaftsbureau von der Aufgaben des Ministeriums halte, nicht vom grünen Tisch her  Paris, 30. September 1919. Mißachtung und Ablehnung der   deutschen und österreichischen zu regieren, sondern mit allen lebendigen Kräften im Lande Gemäß den Bestimmungen des Teils 13 des Friedensver- Gewerkschaften durch die Friedenskonferenz unterrichtet ist, ist draußen möglichst enge Fühlung zu suchen und d'eie Kräfte trages vom 28. Juni 1919 zwischen den alliierten und assoziierten damit zu rechnen, daß wenigstens die Gewerkschaftsvertreter in dauernde organische Verbindung mit dem Ministerium zu Mächten und   Deutschland und kraft der ihm vom Kongreß der der neutralen Länder eine Beteiligung an der bringen. Vereinigten Staaten übertragenen Vollmacht hat der Präsident   Washingtoner Rumpffonferenz ablehnen, und daß aus Von Arbeiten, mit denen wir zurzeit intensiv beschäftigt ber Vereinigten Staaten den ersten Zusammentritt der darin der Internationalen Konferenz eine ententistische Arbeiter- find, nenne ich die Reform der früher schon geschaffenen vorgesehenen jährlichen Arbeiterfonferenz in   Washington am fonferenz wird. Damit aber würde der 3wed der Konauf alle Schulgattungen. Des weiteren wird seit Monaten Elternbeiräte und die Ausdehnung dieser Einrichtung 29. Oftober 1919 um 12 Uhr mittags anberaumt, und die Ne- ferenz nicht erreicht werden können. gierung der Vereinigten   Staaten hat jeder Nation, die ein Mit- Wer weiß, ob das nicht die Absicht der interalliierten an einer gründlichen Sichtung und Erneuerung des Lese­glied der Internationalen Arbeiterorganisation gemäß Ar- Regierungen ist. stoffs in den Lehrbüchern, besonders soweit der Deutschunterricht und der Geschichtsunterricht in Frage kom­titel 387*) des Vertrages ist, eine Einladung zugehen lassen, ihre Abgeordneten und andere Vertreter nach   Washington zu ent­men, gearbeitet. Daß sich eine solche Arbeit, wenn irgend etwas Gescheites dabei herauskommen soll, nicht übers nie rechen senden, um der erwähnten Konferenz beizuwohnen. Trotz ber Tatsache, daß   Deutschland und Oesterreich gegenwärtig läßt, nicht zu den Regierungen gehören, die de jure Mitglieder der befagten Organisation sind, haben die Friedensdelegierten am 11. d. M. beschlossen, daß die Frage der Zulassung deutscher und österreichischer Abgeordneter zu der bevorstehenden Arbeiter- Den Gegnern, die in diesen Maßnahmen eine unzuschließlich zur Berherrlichung der Monarchie bestimmten Bilder konferenz in   Washington dieser Konferenz überlassen werden lässige Bevorzugung meiner sozialist is chen und Lesestücke fortzufallen haben. Daß damit die historische sollte und daß inzwischen die alliierten und affoziierten Regie- Parteigenossen sehen, möchte ich entgegenhalten, daß es Wahrheit nicht gefnebelt, daß ihr vielmehr erst zu ihrem rungen   deutschen oder österreichischen Abgeordneten, die sich in sich ganz im Gegenteil um nichts anderes handelt als darum, Rechte verholfen werden soll, versteht sich von selbst. Wo Borwegnahme einer ihnen günstigen Entscheidung nach das schwere Unrecht wenigstens einigermaßen wiedergutzu- Monarchen sich wirklich Verdienste um das Volk erworben  Washington zu begeben wünschten, tein Hindernis in den machen, daß sehr zum Schaden der Schule selbst unter dem haben, soll das der Jugend auch künftig gewiß nicht unter­Weg legen würden, und in der Sigung des Obersten Rates am alten Regime demokratische und sozialistische Lehrer fast schlagen werden aber sie soll endlich auch einmal 19. September wurde die Uebereinkunft getroffen, daß die durchweg von leitenden   Bosten in der Schulverwaltung aus die Kehrseite der Medaille kennen lernen. amerikanische Delegation im Namen der Konferenz ersucht wer- Aeschlossen worden sind. Auch heute noch haben ja Auf derselben Linie wie der Schulbucherlaß bewegt sich den sollte, der   deutschen und der österreichischen Delegation den rein zahlenmäßig die rechtsstehenden Elemente auch in der die Anordnung, daß die Bilder des letzten   deutschen Kaisers angeführten Beschluß vom 11. September 1919 mitzuteilen. Dem Schulverwaltung noch das entscheidende Uebergewicht. Soweit und des Kronprinzen aus den Schulen zu entfernen seien, gemäß habe ich im Namen der   amerikanischen Delegation zur ich es von mir weise, einen dieser Männer nur seiner Gefinrurg eine Anordnung, die schwere Kämpfe nach sich zog, die aber Friedenskonferenz und im Auftrage der Konferenz die Ehre, Sie wegen zu maßregeln, so sehr ist es auf der anderen Seite meine iezt im wesentlichen durchgeführt sein dürfte. zu benachrichtigen, daß die alliierten und assoziierten Regierun- verdammte Pflicht und Schuldigkeit, für eine möglichst Die schon im Sommer in der Landesversammlung ein­gen   deutschen und österreichischen Abgeordneten, die zur Beteili- rasche Durchsetzung auch des Schulbeamten gebrachte Novelle zum Schulunterhaltungs­gung an der im Friedensvertrage vorgesehenen Internationalen förpers mit brauchbaren demokratischen und gesez, die die Erneuerung der Schulvorstände und der Arbeiterkonferenz sich nach   Washington zu begeben wünschen sozialistischen Männern alles tun, was irgend in Schuldeputationen herbeiführen sollte, steckt dort noch im mögen, ein Hindernis in den Weg legen werden, wobei meinen Kräften steht. Ausschuß. Ihre rechtzeitige Verabschiedung ist am Wider­sich jedoch versteht, daß die Zulassung solcher deutscher oder öster, Nun noch ein Wort über die seit dem April durchgeführten stande des Sentrums gescheitert. Es soll aber nunmehr alles reichischer Abgeordneter zur Konferenz der Entscheidung der Ar- fachlichen Reformen. Schon in den letzten Märztagen versucht werden, um das dringend notwendige Gesetz endlich beiterkonferenz selbst unterliegt. Indem ich diese Mitteilung wurde die völlige Freiwilligkeit des Reli unter Dach und Fach zu bringen. zum Zwecke der Uebermittlung an Ihre Regierung zu Ihrer gionsunterrichts in Preußen eingeführt eine alte Schließlich darf ich noch auf die umfangreichen Vorar­Forderung der Linken, um die seit Jahrzehnten heftige Kämpfe beiten hinweisen, die seit Monaten im Kultusministerium getobt hatten. Durch die Erlasse vom 5. und 10. April wurden für die große Reichsschulfonferenz geleistet wer­bei allen Regierungen Bezirkslehrerräte gebildet, die den. Zur Vorbereitung dieser Konferenz werden auf ge­als Vertrauensförperschaften der Lehrerschaft den Regierungen meinsame Einladung des Reichsministeriums des Innern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen haben. Die Berichte über und des preußischen Kultusministeriums die Vertreter aller

*) In diesem§ 387 heißt es: Die ursprünglichen Mitglieder bes Völferbundes find die ursprünglichen Mitglieder dieser Organi­fation( der intern. Arbeiterkonferenz. D. Neb.). Iso   Deutsch land und Deutschösterreich gehören nicht dazu,

,, Entschiedene Schulreform". wird schließlich auch der Ungeduldigſte begreifen. Die

Von Konrad   Haenisch. II.( Schluß.)

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Richtigkeit ist hier wirklich noch wichtiger als die Firigkeit! Bunächst ist, um dem schreiendsten Uebelstand abzuhelfen, ange­ordnet worden, daß bei Neuauflagen von Schulbüchern alle aus­