Nr. 205.

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Vorwärts

11. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin Berliner

Bolksblatt.

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Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuts- Straße 2. Dienstag, den 4. September 1894. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

tiges Zeugniß von gegnerischer Seite hierfür anführen zu fozialdemokratischer Stimmen zu verzeichnen ist. können, das selbst dem Blödesten die Augen öffnen könnte. Die meisten Vereine in den beiden Bezirken tönnen auf eine Der landwirthschaftliche Zentralverein für die Proving allgemeine Zunahme hinwerfen; besonders konstatirt der Verein Sachsen giebt in seinem Jahresbericht für 1893 eine aus führliche Uebersicht über die ländlichen Arbeiterverhältnisse feines Bezirtes, in welcher namentlich manche lohnstatistische Angaben eine weitere Beachtung verdienen. Ueber die Aus breitung der Sozialdemokratie auf dem Lande weiß er fol­gendes zu berichten:

Steigra im Kreise Querfurt , daß im dortigen Wahlbezirke die Sozialdemokratie seit dem Jahre 1887 um 5491 und feit 1890 Vereine angeschlossenen nicht- preußischen Vereinen berichten beson­um 2161 Stimmen zugenommen hat. Von den dem Zentral­ders diejenigen der Fürstenthümer Schwarzburg- Sondershausen und Reuß jüngere Linie über eine weitere Ausbreitung der Sozial­demokratie, während im Herzogthum Anhalt und im Kreise Cöthen eine geringe Zunahme zu fonstatiren ist.

Die Ausbreitung der Sozialdemokratie auf dem Lande. Bei dem riesenhaften Anwachsen der Sozialdemokratie bildet die Bevölkerung des platten Landes die letzte Hoff­nung unserer Gegner. Der„ antikollektivistische Bauern schädel" wird nach ihrer Meinung der Fels sein, an welchem sich die alles überfluthende Woge der Sozialdemokratie machtlos bricht. Hierin sind alle unsere Geguer einig, mögen Leider Gottes muß konstatirt werden, daß die Sozialdemo­sie zum Bund der Landwirthe und dem äußersten rechten fratie sich im Berichtsjahr sowohl öffentlich wie im Stillen weiter Als besonders charakteristisch verdient hervorgehoben zu Flügel gehören, mögen sie als Zentrumsmänner in fatho- ausgebreitet hat. Besonders lebhaft ist in einigen Kreisen vor werden, daß in der Oberherrschaft des Fürstenthums Schwarz­Tischer Bauernfürsorge machen, oder mögen sie mit Eugen der Reichstagswahl agitirt worden. Die meisten Anhänger burg - Rudolstadt nach dem Bericht des Vereins Frankenhausen von schweren Programmsorgen geplagt sein: immer ist es findet die Partei im Regierungsbezirk Erfurt und in der Nähe die Sozialdemokratie unter den fleinen 2andwirthen die von sozialistischem Gift noch unverdorbene Landbevölke- größerer Städte. Der westliche Theil des Regierungsbezirks mehr Anhänger findet als unter den ländlichen Arbeitern." Un­rung, die ihren Fahnen neue Kräfte zuführen soll. So Magdeburg ist noch fast ganz verschont geblieben. Aus den Kreisen zweifelhaft steht diese Erscheinung mit der ungünstigen Lage der schrieb noch am Sonnabend das„ Berliner Tageblatt" Calbe wird in Uebereinstimmung berichtet, daß die Sozialdemo- licheren Bedenken wohl Beranlaffung sein." Salzwedel , Gardelegen , Wolmirstedt , Neuhaldensleben , Wanzleben , Landwirthschaft in innigster Berührung und dürfte zu ernst­triumphirend: fratie noch keinen oder nur unbedeutenden Eingang ge- Dies fügt bezeichnender Weise der agrarische Bericht Die Eroberung des platten Landes ist der Sozialdemokratie funden habe, und daß versuchte sozialdemokratische Agitation hinzu. bisher nicht gelungen. Prahlerisch, wie immer, verkündete sie erfolglos geblieben sei. In der Nähe von Magdeburg und ihren Sieg, noch ehe er errungen war. Nachträglich aber muß in den rechtselbischen Kreisen Jerichow I und Jerichow II haben fie eingestehen, daß der Feldzug mißglückt ist.(?) Es fehlen der die Lehren der Partei indeffen ein williges zumeist aus Industrie- Arbeitern bestehenden Partei die Leute, Gehör gefunden und dehnen sich immer weiter welche die Dent- und Sprechweise der bäuerlichen Bevölkerung au 3. Im Regierungsbezirk Merseburg ist der östliche Theil mehr verschont geblieben, während in den übrigen Gebieten des Bezirks, besonders in industriereichen Gegenden, sich recht zahlreiche Anhänger der rothen Fahne finden

genügend fennen, und welche mit den nach Gegenden äußerst verschiedenen landwirthschaftlichen Verhältnissen der Vergangen: heit und Gegenwart gehörig vertraut sind. Und dennoch, wenn fie richtig zu schürfen verständen, würden sich ihnen wahre Gold­felber eröffnen."

Soviel über die örtliche Ausbreitung; über ihre Ur sachen, ihre Zentren, ihr Hauptrekrutirungsgebiet äußert sich der Bericht folgendermaßen:

agrarischen Bericht uns auf dem Lande eröffnet haben, das Ob angesichts unserer Goldfelder", die sich nach einem Berliner Tageblatt" noch ferner behaupten wird, wir ver ständen nicht zu schürfen"

Politische Lebericht.

Berlin , den 3. September. Den Parteigenoffen, zumal denen, die selbst in der Mecklenburg als Erzieher. Es ist eigentlich erstaun Landagitation stehen, ist es ja bekannt genug, daß es uns durchaus nicht an Leuten fehlt, welche die Denk industriellen Arbeitern oder Handwertern Am gefährlichsten ist der Umgang ländlicher Arbeiter mit lich, daß der Griesemann von der Nordd. Allgem. 3tg." aus der sich auf die Empfehlung des Hamburgischen und sächsischen und Sprechweise der bäuerlichen Bevölkerung genügend Stadt; überall wo sie mit einander in dauernde Berührung Vereins- und Versammlungsgesetzes beschränkt. Würde es tennen". Haben doch unsere Agitationsredner mit tommen, gewinnt die Sozialdemokratie an Boden. Es zeigt sich nicht viel praktischer sein, dem doch ohnedies so willfährigen bestem Erfolge gerade die Sprechweise", den heimischen durch diese Erscheinung von Neuem, daß das Uebel seine Wurzeln preußischen Landtage die Uebertragung der mecklenburgischen Dialekt, der Landbevölkerung angewandt unter dem Wuth- nur in der industriellen Bevölkerung hat und von hier aus bald Gesetzgebung und Praxis auf Preußen zu empfehlen? Nach geschrei eben desselben Tageblattes über verwerfliche Mittel stärkere bald schwächere Zweige über die Landbevölkerung ausben§§ 1-3 der mealenburg- schwerin'schen Verordnung vom gemeiner Demagogie. Und daß sich uns diese" Goldfelder" breitet. Im Berichtsjahr sind bedenkliche Auswüchse irgendwelcher 27. Januar 1851 bedarf es bekanntlich zur Abhaltung Art, Arbeitseinstellungen ze. nicht vorgekommen; es hat dies seinen schon zu erschließen beginnen, hat jedem ohne Parteibrille Grund wohl in den gedrückten Verhältnissen, unter welchen auch von politischen Bersammlungen der Ge= Sehenden unsere Stimmenzahl unter der ländlichen Bevöl- die Industrie leidet. Um so mehr aber ist zu beachten, daß troy- nehmigung des Ministeriums des Innern, ferung bei der letzten Reichstagswahl zeigen können. dem in den beiden Regierungsbezirken Merseburg und Erfurt dasselbe fann politische Vereine, von deren Wirksamkeit ein Heute sind wir nun in der Lage, ein ganz unverdäch bei der Reichstagswahl eine bedeutende 3unahme nachtheiliger Einfluß auf die Ruhe und den inneren Frieden

Feuilleton.

Der Inde.

Deutsches Sittengemälde

wüthiger Sehnsucht. Ich soll theilen mit Euch mein er kleine Wechselbalg sogar, der Hans, der, bei Gott, nichts worbenes Geld und Ihr haltet nicht einmal meine Feinde anders ist, als ein Bastard von Mutter und Sohn, und auf, die an Euch müssen sein vorüber gezogen! Das ganze endlich vor allem der Abschaum von Niederträchtigkeit: Geschlecht, das ich verfluchte bis ins tausendste Glied, ist Wallrade, in die ich, moosiger Bursche, mich noch vergaffen 130 gewesen hier. aber mein Fluch hat es wieder zerstreut mußte, Dank sei es ihren Teufelstünsten, und die alsdann in alle Welt. Hätt' ich doch gewußt, daß der Goi, den ich mich selbst anklagte, ich hätte ihr und dem Pfaffen durch­gestern geplündert habe, kein Goi gewesen! daß er gehörte geholfen, dem verdammten Pfaffen, der uns verrieth. Ich hätte aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. zu der Sippschaft, die ich hasse wie den Tod; ich hätte meinen Hals hergeben dürfen, hätte mich nicht mein hold­Von E. Spindler. nicht gerastet, nicht geruht, bis er hätte verseufzet seinen seliges Schwesterlein mit ihren Kleinodien ausgelöst. Wenn Atem unter meiner Faust!"" So rede doch vernünftig; ich den Streich der spizbübischen Schlange je vergesse so " Das beste," meinte Hornberg lächelnd: wie bringst fag' an, was hast Du denn?" fragte der Hornberger heftig, will ich schon jetzt um Haut und Haar sein. Wie ges Du Dich jetzt durch?"-- Ich nehme, was mir überlassen und Bodick erzählte von der Forsthütte, von Esther, Ben wonnen, so zerronnen," spottete Hornberg : Mit Deiner die adeligen Herren," antwortete Bodick schnell: und muß David und dem Bruder aus der Fremde. Dummer Schwester war's eine verworrene Geschichte. Sie hatte jich obendrein stehlen für den Mann, der mir noch schuldig ist Bube!" maulte Hornberg :" uns das nicht früher wissen zu aus ihres Mannes Haus geflüchtet, und in Deinen Arm fünf Pfund Heller für ein Menschenleben!" Verdammte lassen! Eine schmucke Dirne wäre mir lieb, wenn gleich geworfen, wie Du uns zum mindesten gesagt. Und dennoch Brut!" fuhr Leuenberg wüthend auf:„ Die fünf Pfund, die nue emne Jüdin. Wir hätten sie aus dem Bette gestohlen." geberdete sie sich untröstlich, und dennoch ging fie freiwillig Du erhieltest, waren noch viel zu viel für Deine Ungeschio- Wie erfuhrst denn Du?" fragte Leuenberg. Ich kam zurück?"-" Laß die verdrießlichen Tage dahinten!" fiel lichkeit."" Ungeschicklichkeit?" spöttelte der Jude: so zu vertrödeln meine gewonnene Habe zu Dürning," ant- Beit ein, dem diese Fragen unangenehm wurden: man mir zahlt halb, morde ich auch nur halb, und halb wortete der Jude: und dem Gesindel im Hofe erzählte wollte nur sagen, daß ich hasse, was Frosch heißt, meine hatte der Alte seinen Rest, was man nicht leugnen kann. Der alte Ammon, der Forstwart, die ganze Begebenheit. eigene Schwester nicht ausgenommen; und ein Fest sollte Was sollen mich im übrigen fümmern Eure Händel, Herr, Der Schurke roerde frumm, lahm und taub, weil er mir es für mich sein, die ganze Brut auf einem Holzstoße sich da Ihr Euch nicht umseht um die meinigen? Der arme gestern hat abgewehrt, und heut von den Dingen erzählt, verzappeln zu sehen, mindestens durch einen Dolch nieder­Friedrich muß alles ausfechten mit seiner eigenen Hand, die schon vorbei waren. Noch dachte ich zu erwischen den geworfen. Ein Kinderspiel für einen Blutzapfer, wie der, und kein Mensch steht ihm bei." jungen Frosch, und ihm zu werfen einen Stein zwischen der hier vor uns sitt, wäre er nicht so erbärmlich un­

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Elender Jude!" murrte der Leuenberg. Der Horn die Füße, aber auch diesen entzog mir der Fürst der geschickt geworden, daß das morsche Leben eines Weißkopfs berger erwiderte jedoch halb ernst, halb scherzhaft:„ Ei bei Finsterniß. Verdammit und vermaledeit, und ich ruhe doch nach einen stichfesten Panzer gegen feinen Stachel abgiebt." leibe, Bruder Veit! Ich bin Friedrichs Taufgevatter, und eher nicht, bis ich mich blutig gerächt habe an dem Wicht Bodick, der bis jetzt, halb dem Gespräche zuhörend, halb behaupte gegen jeden sein Christenthum. Heiße ihn den ohne Bart."- Traun; ich möchte wissen, welcher von in sich hinein brütend, auf einem Steine gesessen hatte, die schlechtesten Burschen im römischen Reiche nur feinen uns sich über den Fant nicht zu beklagen hätte?" fragte Hände auf den Knien und das teuflisch lauernde Gesicht Juden. Wär' ich doch geblieben ein Jude!" lachte Veit von Leuenberg ungestüm: Hat er mir nicht Schimpf vorgebeugt wie ein tief nachsinnender Mann, richtete sich Bodick höhnisch die heimliche Acht hätte mich dann wohl und Schmach angethan zu Neufalkenstein? Hat er nicht bei diesen Worten rasch auf und sagte: hr habt gut in Ruhe gelassen. Wär ich doch geblieben ein Sohn die Freilassung der gefangenen Hunde ertrozt, und dadurch reden von Ungeschick, edler Herr. Doch das Gedibber allein Jakobs, so wäre doch vielleicht Esther geworden mein, und dem Henker das Zeichen gegeben, unsern Bechtram ab führt nicht zum Zweck. Versucht's einmal selbst, oder besser, alles nicht geschehen, was sich begeben hat. Wär' ich doch zuthun."-" Ja wahrhaftig, bei meinem Gide!" fügte folgt dem Rath, den ich Euch gebe. Es kommt mir bald ich doch gewesen ein vorsichtiger Mensch, ich hätte gewittert, Hornberg , wild drohend, hinzu:„ Soll mich doch tausend vor wie Schofel und Jammer, wenn man sein Messer daß das ganze Neft in meiner Nähe war!- Dummer, Ewigkeiten hindurch der Teufel mit Bech und Feuer laben, zuckt auf einen Einzigen, der doch nur ein Sandkorn ist in dummer Bodick!"- Er schlug sich bei diesen Worten wenn ich die Hinterlift dem Buben nicht vergelte." Und der Welt. Das thut auch nur ein verworfener Jude um einigemal tüchtig vor die Stirne, und die edlen Herren ihm allein gebührt nicht Vergeltung!" eiferte Leuenberg, ein paar Groschen willen, oder ein Paar Lumpen, Handel wollten sich, troh Wunden und Müdigkeit, ausschütten vor sich erhebend; die ganze Sippschaft ist mir zuwider damit zu treiben. Für edle Herren wie Ihr, ist's schöner Lachen. Der Hund ist verrückt geworden!" meinte Leuen wie Opperment und Krötengift. Der alte, schäbige, und muthiger und frecher, zu schneiden hinweg ganze Ges berg. Gottes Wunder und Zeichen!" versetzte Zodick mit schmutzige Filz; die nichtswürdige Grete, die all adlig Blut schlechter, wie die Sichel auf dem Felde die Garben. eh verzerrten Gesicht:„ Verrückt und mischutte vor Zorn und verleugnet hat, um zu dem Svießbürger zurückzukehren; der bin ein Hund gegen Euch. Ihr sagt's, und ich will mich

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