Dsnwkratie bekennen, sondern kokettiert mit der Diktatur. Wir haben an dieser Stelle die Unabhängigen förmlich beschworen. uns ini Kampfe gegen den Belagerungszustand durch Abgabe der Erklärung zu helfen, daß sie den Belagerungszustand grundsätzlich verwerfen und nicht daran denken, durch ihn zur Herrschaft zu kommen oder sich an der Herrschaft zu er- lxilten. Lahme Ausflüchte waren die Antwort! Die Abrechnung, die Noske und David mit dem dcutschnationalcn Schreihals Graefe vornahmen, war gründlich. Dabei erfuhr man, daß kein anderer als der berüchtigte All- deutsche und tsjenerallandschaftsdirertor a. D. Kapp es war, der die zu militärischem Ungehorsam aufreizende Broschüre „Einst und Jetzt" in Druck gegeben liatte! Graefe schwin- delt dreist, der Umsturz habe Deutschlands Niederlage herbei- geführt; dabei arbeiten seine Leute dreist und gottesfürchtig an dem Umsturz von, rechts, der Teutschland noch tiefer in den Abgrund stoßen müßte. Trotzdem können sich die Unabhängigeu nicht zu einer Politik entschließen, die die geschlossene Front gegen rechts herstellt. Wären sie nicht ganz verblendet, sie müßten schon längst bemerkt haben, wessen Geschäfte sie besorgen!
Die Völkerbunüleiche. Auch in den Ländern der Alliierten ist das Getllhl deutlich, daß der Aötkerbund, wie ihn der Bersailler Vertrag aufsaßt, die Karikatur eines Bundes der Völker ist. Der Herzog von Northumber- l a n d hat in einer in Cambridge gehaltenen Rede erklärt, der Völkerbund sei weder auf ethischer noch auf morali« icher Grundlage aufgebaut Nie vom Wiener Kongreß er- zielte Lösung sei in keiner Hinsicht verderblicher gewesen als das Ergebnis der Veisailler Konferenz. Der einzige Unterschied sei der, daß der Wiener Kongreß ehrlich gewesen sei. Erfolge öer Solschewisten. Es wird jetzt auch von antibolschetoistischer Seite zugegeben, daß die Armee Judenitsch zurückgeschlagen und Petersburg außer Gefahr ist. Die finnischen Freibeuter des Obersten EUengreen melden zwar eine Annäherung an Petersburg , aber das ist an- gesichtS des Rückzuges JudenitschS ohne Belang. Jodenfalls ist dieser Einfall die reine Räuberei, denn Sowjet-Rußland ist weder in der Lage noch willens, Finnland mizugreifen. Der„Manchester Guar- dian" veröffentlicht daS Friedensangebot, welches Lenin seinerzeit nach England geschickt hat. Es beruht darauf, daß der gegenwärtige Besitzstand der einzelnen Regierungen im ehe- mnligen Zarenreiche beibehalten, eine allgemeine gegenseitige Am- n e st i e gewährt und die Verpflichtungen AltrutzlandS von all diesen Regierungen gemeinsam verbürgt werde,, sollen. Gegenseitige Ab- rüstung und Entscheidung der Völker über ihre Staatsform und Staatszugehärigkeit bilden den Rest. Also doch wohl ein Programm, auf Gruwd dessen der Friedensschluß sofort möglich wäre. Die französische RegierungSpresse erklärt aber zu der von der Entente gewollten Weltblockade, daß man vor der Verhängung noch schlimmerer Hungersnot über Rußland nicht zurückschrecken dürfe, um das terroristische Regiment der Bolschewiki auszurotten— also den Teufel durch Belzebub auszutreiben. Es wird übrigens be- hauptet, daß die Bolschewiki eine Versöhnung und Zusammen- arbeit mit.den anderen russischen Sozialisten anstreben. Die Bol- schewisten sollen die lLstündige Arbeitszeit wieder eingeführt haben. Die Dcnilinarmee erleidet gleichfalls Niederlagen. Ein von ihr gefangener früherer zaristischer und jetzt bolschewistischer Offizier wurde aufgehängt. Gegen die Beschießung Rigas durch die„Westrussen" haben die Häupter der letti-schen Kirche und der Chef der Entente- Mission in Riga , Oberst Duparquet, protestiert. Im englischen Unterhause teilte der Unterstaatssekretär für AeutzereS mit, daß mit Sowjet-Rußlcmd über den Gefangenenaustausch verhandelt werden soll. In Berlin sind durch die Wachabicilung der Kommandantur bereits eine Anzahl„westrussischer" Werber verhaftet worden; eine
von hänüel bis AU Mahler. Altes und NeucS im Konzertsaal. Wer von moderner Musik spricht, wer sie in ihren technischen Mitteln und lünstlerischen Wirkungen beurteilen und werten will. der Imterlasie nie, eine Stunde im Schatten der großen klassischen Meister zu weilen. Auch der verstockteste Modernist wird zugeben, daß bei Bach oder Händel mit geraden und— sagen wir einmal — primitiven al lro�oo-Slrichcn Gemälde hingeworfen sind, die im Wettstreit.mit den genialsten Schöpfungen Gestriger und Heutiger auf Anhieb den Sieg davonlragen. Je größer das Können, desto klarer, disziplinierter, offener das Bild der Partitur, desto zwingen- der der Musik-Ausdruck. Unsere jungen Komponisten können alle handwerklich viel; aber sie verstehen nicht, mit den gegebenen großen Mitteln der Orchester-Mechanik hauszuhalten. Geht hin zu Händel und lernt an ihm, an seinem Orchester, am Bau seiner Chöre. Welch ei» Wunderwerk auck dieser„Saul", den unS Georg Schumann mit dem Chor der Sing-Akademie in einer großartigen, packenden Form zu Herze» führte. Dieses drei- teilige Oratorium ist voll von gcniaien Einzelgesängen, ist ge- sättigt mit opernhafter Spannung, lebt sich aus in unvcrgleich« lichen Chören der Trauer und des Siegs. Fast zwei Jahrhunderte alt, bleibt eS. neu, erregend und ergreifend wie am ersten Tag. Um den dramatischen Charakter zu wahren und um auch die David-Legende in daS rechte Licht zu setzen, hat Chrysander die Partitur revidiert. Nach dieser Umänderung hat sich Schumann nur teilweise gerichtet, hat im übrige» manche Striche wieder aufgemacht und auch der Händelscken Art folgend aus anderen Oratorien Teile eingeiiigt. Man kann vielleicht im Zusammenfassen der Szenen nach weiter- gehen, und es tut dem Wurf nichts Böses an, wenn map die Rolle der Merab ganz streicht. Dafür brauchte dann der„Sinfonie' ge- nannte kleine instrumeutelle Zwischenakt nickt zu fehlen. Imposant und feierlich klang die„Trauermustk", wuchtig der Chor:„O blinde Raserei', kraftvoll das Hallelujah. zart der Begrüßungschor der Frauen. Im Detail der Arien und Rezitative wirkte Prof. Fischer als Saul durch die Eindringlichkeit seiner Rede und die künstlerische Zucht der Darstellung; Paula Weber sang den David(den auch eiu Tenor übernehme» könnte) mit reifem Können, klangschön und sicher Henke den Jonathan, Lotte Leonard die Michal. In kleineren Baßpartien fiel durch geschmackvolle Behandlung seines weichen Organe? Dr. M e y e r o w i tz angenehm auf. Von Händel bis zu Mahler — zeitlich zwei Jahrhunderte, im Begreifen des Mufik-Notwendigen ein Jahrlausend. Die IX. Sin- fouie M a h l e r S, die Oskar Fried , tief verwoben mit feines Meisters künstlerischem Willen, beherzt und schmiegsam dirigierte. ist kein Meisterwerk. Mahler hat es nie gehört; und hätte er eS gehört, er würde daS Spröde, Auseinanderfalleiide, Zersetzte dieser Musik erkannt, würde auch dem instrumentellen Gewand andere
Werbezentrale in Schöneberg mit 20 Leuten wurde ausgehoben. Die Beschränkung der O st s e e b l o ck a d e auf das außerhalb 'der Dreimeilenzone liegende Seegebiet ist durchaus unzureichend, weil das Fahrwasser nahe der Küste überaus schwierig ist. Wir brauchen die Freiheit, nach Skandinavien Schiffahrt zu treiben. Eine Anzahl deutscher Segler, die seinerzeit von den Engländern verschleppt wurden, liegt noch in Dänemark .
Die Sorgen Englanüs im Grient. � Die„Times' vom 27. bringt weitere Einzelheiten zu der Mel- dung aus Bombay, daß am 17. Oktober die Mohamedaner in ganz Indien für die Beibehaltung der weltlichen Macht des Khalifen sdes türkischen SultanS) gestimmt haben. Danach wurde in Bombay nach dem Gebet in der Hauptmoschee eine öffent« licke Versammlung der Mohamedaner abgeballen, bei der die Be- sorgnis und die Entrüstung über die drohende Zerstückelung der Türkei und über die Beseitigung der Kontrolle des Khalifen über die heiligen Plätze deS JSlam zum Ausdruck kamen. Wie die.Times' weiterhin meldet, ist die Gelegenheit von den Hindus ergriffen worden, um das Band, daS Mohamedaner und Hindu verbindet, noch enger zu knüpfen. Die Hindus wurden aufgefordert, zu fasten und zu beten, um so ein.heiliges Siegel' auf den Hindu-Mohamedaner-Bund zu setzen. � Aus Aegypten kommen wieder Meldungen von neuen Unruhen, die stellenweis« zu blutige» Zusammenstöße» zwischen Militärmacht und Eingeborenen geführt haben. Es scheint, daß Amerika fest entschlossen ist, sich an einem Mandat über die Türkei nicht zu beteiligen. Der.New Dork Herald' unterstreicht diese Wahrscheinlichkeit besonders, betont aber gleichzeitig, daß Amerika an der Herstellung des Friedensvertrages mit der Türkei beteiligt bleiben werde.
Drahtzieher im Metallarbeiterftreik. Tie Arbeiterrätc, Betriebsräte Und Betriebsfunktionäre aller Jndustriegruppen Groß-BerlinS hielten am gestrigen Mittwoch abend in den Kaminersälen eine vom Roten Vollzugsrat einbe- rufen c Vollversammlung„neuen StilS" ab. Als Thema war per Kampf in der Metallindustrie und die geplante RechtloSmachung der Arbeiter- und Betriebsräte aller Industrien auf die Tages- ordnung gesetzt. Hierzu riefwerte M a l tz a h n. Er führte cruS, daß der VollzugSrat bisher nicht in den Kampf der Metall- industrie eingegriffen habe, um diesem keinen politischen Anstrich zu geben. Heute müsse es jedoch dem letzten Arbeiter klar sein, daß eS ein großer Kampf um die ökonomische Macht sei. Der VollzugSrat unddie Arbeiterräte und Funk- tionäre müßten sich hiermit intensiv beschäfti- gen.(Zuruf: Endlich!) Nachdem sich der Redner mit der Haltung der Jwdustriellen beschäftigt hatte, fuhr er fort: Wir alle haben die Aufgabe, den Kampf der Kollegen in der Metallindustrie zu stützen und müssen alle Arbeiter darauf aufmerksam machen, daß nun der große Kampf um das Recht der Arbeiter be» ginnt, indem wir andere Jndustriegruppe» hineinwerfen werden. Im Vollzugsrate stehen die Unabhängige» mit ihren kommunisti- schen Freunden geschlossener als je da. In den kommenden Tagen HMlfe man vielleicht mit einem. Abbruch deS Streikes in der Metall- industrie zu rechnen. Erfolge dies, so müsse der Kampf von der gesamten Arberterschaft eventuell in der Form einheitlich durch- geführter passiver Resistenz aufgenommen werden. Schon heute müssen die lebenswichtigen Jndustriegruppen darauf aufmerksam gemacht werden, daß sie sich bereit halten müssen, um in den Kampf einzutreten. Nachdem noch ein paar andere Redner gesprochen hatten, wurde eme Resolution angenommen, in der es u. a. heißt: „Die Vollversammlung der Arbeiter- und Betriebsräte Groß- Berlins nimmt zu dem Anschlag der Arbeitgeberverbände, tnSbe- sondere der Metallindustrie Grotz-BerlinS, gegen die Arbeiter- und Betriebsräte Stellung. Sie erblickt'darin einen erneuten Versuch daS werktätige Volk rechtlos zu machen und zu unterdrücken. Die Arbeiter- und Betriebsräte verpflichten sich, alle Arbeitnehmer über
Farben gegeben haben. Wa» er hörte, war ein langes, allzu langes, durch impressionistische Kleinkunst interessant gemachtes, ober mate- riell kaum ausreichend fundierte« Klagelied. DaS Erfinderische ist knapp und zudem in früheren Sinfonien, sowie in dem letzten großen AbschiedSgei'ang vom.Lied von der Erde ' ungleich schöner, geschlossener und selbständiger wiedergegeben. Der Zusammenhang geht in einem Geklüst von Detail« verloren, und nur ein Grund- akkord bleibt zagend, schwerblütig, lastend zurück. Da» Werk ist kaum zu retten, auch nicht mit der Inbrunst Oskar Frieds. » Die programmatische Musik, alt, wie alle ernste Mustt überhaupt, ist in ihrer systematische» Bollendung der Uebergang von neuem zu modernstem Stil; Berlioz und Liszt sind rbre Väter, deren musi- taliiche Bauten auch Waaner überzeugten. N r k i s ch dirigierte in seinem letzten Konzerr den„Orpheus' und überzeugte davon, daß hier im zarten Jnstrumentalklang eine Wer betraft liegt, die über das zarte Gesüge der Tragebalkeu hinwegführt, ja am architekio- niichcn Bau übethaupt vorbeileitet; die Steigerung dieses Liedes wächst fpbärenhaft im Klang empor. Von dem Vlamen D u V o t e l brachte Nittsch den dritten Teil des Leie-Zytlu« heraus. Da» ist eine sinfoniiche Skizze, in der mit farbigen Strichen ein Gesang der Sebninckt und der Liebe gebildet wird, eine Ergriffenheit und eine bewegte Nachdenklichkeit tennzeichneu ihren Inhalt. Duvosel ist ei» koloristisch begabter Musiker, dessen eigenes Gesicht noch versteckt ist; die Wabrbäfligteit seines Ausdrucks sichern ihm aber gute Gesolgichait. Kirchhoff' sang daS Tenoriolo und iang ein paar ickwachblüttge Berlioz -Lieder, zwar gejühlvoll im Nach- zeichnen der Stimmung, aber kehlig und unfrei. Recht gut gefiel wieder die Burleske von Eduard Moritz, ein frisch und lebendig hingesetztes Werkchen der Juslrumentalhumore, die allerdings mehr äußerlich, als in Lust und Laune entstanden scheinen; in der Verve und Ausgelassenheit de» Spiels aber sicher eine Probe starken Können«. Aus den Programmen der Solisten war im übrigen in dieser Wocke nickt viel Neues oder gar Eigenartiges herauszu- sangen. Ueber den Dirigenten Geh soll das Urteil noch eine kurze Zeit verschoben werden. Elisabeth Ohlhoff zeigt im Singen und in der Gruppierung ihrer Lieder feinsten Geschmack; Frau Elisabeth van En der« gibt eine» Hugo-Wolf -Abend, be- weist, daß sie auch auf dem Podium gefällt, zwingt aber kaum zu der Erkenntnis, daß ihre Seele mitschwingt. Klug und anlockend auch die Vottragsfolge der Grete M e r r e m- N i k i s ch, die Arien und Lieder von Händel bis Erich I. Wolff zu singen verspricht. Wenn eS stets das Künstlerischste im Konzertsaal bleibt: von der sicheren Plattform des Klassischen fort in die unsicheren Regionen des Neuen kühn hineinzuspringen. Dr. Kurt Singer .
Wie soll geheizt werden? Wohl noch nie zuvor ist dies« Frage bei uns so.brennend' gewesen, wie in der kohlenknappen Gegen- wart, die e« aller Welt zur dringenden Pflicht macht, mit dem Brennmaterial nicht allein ivarsam, sondern vor allem auch ver- nunstgcmäß umzugehen, also so zu heizen, daß nichts unnütz ver- geudet wird. Lassen wir uns darüber von einem Sachverständigen belehren. Im ü7. Heft der Sammlung Berg- und Hüttemnännischer
die arbeiterfeindlichen Pläne der Scharfmacher aufzuklären und sie darauf vorzubereiten, im Notfall mit aller Schärfe den aufgezwuu- genen Kamps mit allen zu Gebote stehenden Mitteln aufzunehmen. Wenn die Metallindustriellen ihre provozierend hartnäckige Haltung in der Frage der Betriebs- und Arbeiterräte nicht aufgeben, wird die Vollversammlung die Arbeiterschaft anderer wichtiger Jndu- strien zur Anwendung schärfster Kampfmittel auffordern." Aus dieser Versammlung geht klar hervor, daß die politischen Drahtzieher auch den Metallarbeiterstreik für ihre Zwecke zu miß- brauchen trachten. Maltzahn und ebenso die Resolution lassen keinen Zweifel daran, daß die Unabhängigen und ihre kommunisti-. fchen Busenfreunde auch hier ihre Finger im Spiele haben. Die unglaubliche Frivolität, mit der hier die lebenswichtigen Betriebe auf den kommenden Kampf eingestellt werden, muß besonders hervorgehoben werden. Die Arbeiterschaft wird daraus erkennen, daß sie von jenen Gesellen, die vor der Gefährdung der Gesamtbevolkerung selbst nicht zurückschrecken, als Werkzeuge für politische Putsche verwendet werden soll. * Die Fünfzehner-Kommission faßte am Mittwoch folgenden Beschluß: Es sind Kommissionen zu wählen mit dem Auftrage, sich an die Gemerkschaftskommission und an die politischen Parteivertre- tungen der Streikenden zu wenden mit dem Auftrage, den Partei- toitungen den Stand der Dinge und den Angriff mif die Grund- rechte der Arbeiter zu unterbreiten. Verlangt wird das Eintreten der Parteien für die Rechte der Arbeiterschaft, wenn anders nicht zu ermöglichen, so durch Proklamierung des Generalstreiks. Diese Kommissionen nehmen am Donnerstag, den 30. Oktober, ihre Tätigkeit auf. Die Fünfzehner-Kommission verkündet ferner: Die Fünfzehner- Kommission wird alles daranfetzen, um den Kollegen den Kampf nach Möglichkeit zu erleichtern. In dieser Woche gelangt di« er- Höhte Streikunter st ützung zur Auszahlung. Es erhal- ten in dieser Woche: Unverheiratete über 20 Wochen Mitgliedschaft 74 M.. Verheiratete ohne Kinder 86 M., Verheiratete mit einem Kind 93 M., mit 2 Kindern 100 M., für jedes weitere Kind außer- dem 7 Vi. In der nächsten Woche kommen die erhöhten statuta- tischen Sätze zur Auszahlung. Wir werden darüber hinaus den Versuch macheu, weitere Geldmittel durch Sammlungen flüfsig zu machen. An alle ktopf- und Handarbeiter appellieren wir erneut, durch Sammlungen und Entnahme von Streikmarken di« Unter- stützung unserer im Kamps stehenden Acbeitsbrüder zu ermöglichen. Das Sefinöen Haases. In den den Unabhängigen nahestehenden ParlamentSkreisen verlautet, daß daS Befinden Haasts wiederum sehr besorgniS- erregend sei. Die Amputation hat insofern nickt die auf sie ge- setzten Hoffnungen erfüllt, als die Eiterungen fortdauern. Sowohl die Schwäche wie das Fieber halten an. Von anderer Seite wird gemetdet, eS sei keine weitere Verschlimmerung eingetreten und die Äerzte hofften, Haase durchzubringen. EinverfaDungswiürigerStuüentenausjchuß Eine Versammlung der Studierenden der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover beschloß die Gründung einer neuen Studentenvertretung auf Grund de« allgemeinen gleichen Wahlrechts. Es wurde aber weiter beschlossen, daß„nur Studierende beut. scher AbsAammung und deutscher Muttersprache' wahlberechtigt sein sollten, und diese Bestimmung wurde dahin interpretiert, daß Juden nicht unter den Begriff„Studierende deutscher Abstammung' fallen. Von dem Giundiäylichen ganz abgesehen, scheint den Studierenden der Tierärztlichen Hochschule Hannover die deutsche Reichsverfassung unbekannt ge- blieben zu sein, die in Ärtitel 130 ausdrücklich betont: Der Genuß bürgerlicher und staatsbürgerlicher Rechte sowie die Zulassung zu öffentlichen Aemtern sind ua- abhängig von dem religiösen Bekenntnis. Da die Tietärztliche Hochschule eine staatliche Anstalt ist, so bezieht sich dieser Artikel auch auf das Wahlrecht zu den offiziellen Vertretungen an dieser Anstalt. Die Wahlordnung ist versassungS- widrig und folglich rechtlich ungültig. Das Ministerium wird daS Entsprechende zu veranlassen haben.
Abhandlungen bemerkt Hütteningenieur M. Buchholz zu dem„hoch- aktuellen' Tbema u. a.:„Wenn Braunkohlen oder Briketts oder Steinkohlen beim Feuern»ine ungenügende Luftmenge zugeführt und die Ofentür geschloffen werde, bevor die Kohlen durch- glübt, womöglich wenn sie noch schwarz seien, dann könne eine vollständige Verbrennung nickt mehr stattfinden.' ES leuchtet ja auch ohne weiteres ein, daß die Kohlen dann langsam schwelen. anstatt tn offener Klamme flott zu verbrennen. Die Wärmeent- Wicklung bleibt ungenügend, die Gase gehen teilweise ungenützt als Koblenoxyd und Kohlenwasserstoffverbindungen in den Schornstein, kühlen sich dort ab und dringen, wenn das Mauerwert durchlässig ist— was leider meist der Fall—, in das Innere de« Gebäudes oder scheiden sich als teerartiger Niederschlag an den Kamin- wänden aus und bilden, sobald der Schornstein wieder erwärmt wird, stet« von neuem eine Quelle de« widerwärtigen Geruches. Da» fortwährende Herumstochern im Feuer ist vom Uebel. Zu beherzigen ist auch, daß, wenn im Herd oder in Oefen. die von unten her brennen, aur einmal eine zu hohe Kohlenschicht auf« geworfen wird, die Kohle verkokt; es bilden sich massenhaft Gase. die schwer, d. b. zu spät und zu kalt entweichen: es gibt Rauch und Ruß. Man soll nun nach der Anweisung unseres Sachverständigen, der eS geradezu als die Hauptsache bezeichnet, bei ebene» Rosten Brennmaterial in kleinen Mengen vorn aufgeben, in Brand kommen lassen, es dann erst nach hinten schieben und vorn frisches nach- füllen. Dann verbrennen nämlich die nutzbaren werlvollen Gase der Kohle über dem hinten in voller Glut befindlichen Brennstoff und entweichen nickt mebr unverbronnt und unausgenutzt. Freilich macht ein solches Verfahren mehr Arbeit, eS lohnt sich aber auch. Amerikanische Kultur. In den Vereinigten Staaten war seit ihrem Eintritt in den Krieg ein innerer Feldzug gegen alles Deutsche (wie übrigens auch gegen den kriegsfeindlichen Sozia- liSmuS) eröffnet worden. Man tonnte hoffen, daß mit Aufhören des Krieges eine Aenderung eintreten würde. Indes der Ausnahme- zustand für den Sozialismus besteht fort, und das Deutsche bleibt weiter verpönt. Deutsche Opernauffübrungen in Siew Dort wurden mit faulen Eiern bombardier ». Der bessere Pöbel hat jetzt sogar vom obersten Gericht Recht bekommen: die Aufführung von Opern in deut'cher Sprache ist von ihm untersagt worden. Die Beweiskraft der faulen Eier ist damit als enticherdender Kulturfaktor anerkannt. Vom Knollenblätterpilz, dem giftigsten aller Pilze, gibt es mehr Arten, als man gewöhnlich annimmt. Daher' wohl die immer wieder auftretenden Vergifiungnr. Ganz vorzügliche Bilder, wie sie bisher in dieser Weise überhaupt noch nichr veröffentlicht wurden. von der Hauptarl, dem olivgrünen Knollenblätterpilz und seinen Unterarten, bringt die neueste Nummer de».Pilz« und Kräuter« freund', da« Organ der Pilz- und Kräuterzentrale, einer gemein- nützigen Gesellschaft(Geschäftsstelle in Heilbronn ). Thcatersubventirnr in Frankfurt «. M. Die Stadt Frankfurt am Main hat die Subvention für Schcnr spielhauS und Opernhaus um 150 000 M., also auf 800 000 M. erhöht, um den Bühnen die Veranstaltung von BolkSdorstellungen zu erleichtern. „Der neunte November-' beißt ein neue» Buch von Renö Schicke!», das in diesen Tagen im Verlage strich Reiß, Berlin , erscheint. E» will die Quintessenz der deutschen Revolution geben und Ausblick« in eine bessere Zulunjl erössnen.