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Nr.563.36.Jahrg.

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Sozialdemocrat Berlin".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

15 Pfennig

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Die achigespaltene Ronpareilfezeile toftet 1,80 M., Teuerungszuschlag 60%- Kleine Anzeigen", das feit* gebrudte Wort 75 Bfg.( aulässig zwei fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 50 Pig. Stellengesuche und Gchlafstellenanzeigen das erfie Wort 65 Pfg., jedes weitere Wort 40 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 50%. Familien Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins- Anzeigen 1,60 Mt. die geile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 2hr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin SW 68, Lindenstraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

Redaktion und Expedition: GW. 68, Lindenstr. 3.

Rerniprecher: Amt Mortsplas, Nr. 15190-15197.

Montag, den 3. November 1919.

Fortdauer des Metallarbeiterstreiks.

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Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Moritplats, Nr. 117 53-54.

Ein Berliner Kompromiß.

In alter Zeit, als es noch eine einheitliche sozialdemo­fratische Partei gab, legten die Berliner stets großes Gewicht darauf, recht weit auf dem linken Flügel zu stehen. Rein bollen Spaltung eine besonders große Stolle spielten. Seit fich indes die Bildung der unabhängigen Partei vollzogen hat, scheint sich das Zentrum des Ultraradikalismus von Berlin weg, nach Leipzig . verschoben zu haben, die Berliner Radikalen beginnen, ein wenig zu staatsmännern und suchen mit redlichem Eifer einen gangbaren Weg der Mitte, auf dem fich die auseinander fallende Partei vielleicht doch noch zusammenhalten läßt.

Die Generalversammlung des Metallarbeiterverbandes, die Inzwischen hat sich Genoffe Mortenbuhr in die Verfamm­über Annahme oder Ablehnung der letzten Einigungsvorschläge zu Tung begeben, wo er Gelegenheit hat, auf den agriff von Rus Wunder, daß dann auch die Berliner bei der verhängnis­entscheiben hat, wurde heute vormittag fortgesetzt. Mit Bezug auf zu antworten. die in der heutigen Morgenausgabe des Vorwärts" veröffentlichten Grilärung des Genossen H. Moltenbuhr wurde beantragt, die bei den Verhandlungen am Sonnabend zugegen gewesenen Ver­treter der beiden sozialdemokratischen Parteien herbeizurufen und ihnen das Wort zur Aeußerung über diese Angelegenheit zu geben. In der Diskussion über diesen Antrag jagle Rush: Wenn Molfen­buhr behauptet, ich hätte gesagt, daß ich den Vorschlag der Unter­nehmer der Generalversammlung empfehlen wolle, dann ist er ein Lügner. Mir so etwas nachzusagen ist eine Berleumdung. Ich erwarte, daß Moffenbuhr mich verflagt, damit vor Gericht festgestellt werden kann, was ich gesagt habe. Ich habe die Vorschläge der Unternehmer abgelehnt. Nachdem aber eine Aenderung in unserem Sinne nicht zu erreichen war, habe ich gesagt, ich werde der Ge­neralversammlung die Vorschläge vorlegen, aber nicht, daß ich fie empfehlen werde. Am Sonnabendabend habe ich gejagt, ich balte es für angebracht, mit dem Streit Schluß zu machen. Das felbe habe ich auch in der Generalversammlung am Sonntag ge­fagt. Es ist eine Gemeinheit, wenn Funktionäre unseres Ver­

leber den weiteren Verlauf der Berjammlung wird uns berichtet: Die Generalversammlung erteilt dem Kollegen Rusch und der Fünfzehnerkommission Entlastung und spricht denselben das vollste Bertrauen aus. Die volle Berantwortung selbst tragend, be­schließt sie: Die Vorfchläge ber Unternehmer über die Die Generalversammlung der Berliner II. S. 3. D. hat Aufnahme der Arbeit sind völlig unaunehmbar. gestern eine Resolution angenommen, deren Zweck es zu sein Streit ist teine Unterbrechung des Arbeitsver. scheint, in der Frage der Internationale eine hältniffes. Die Streifenden, Ausgesperrten und Entlaffenen rettende gemeinsame Plattform für den bevorstehenden find bei der Wiederaufnahme der Arbeit gleich zustellen. Alle außerordentlichen Parteitag zu finden. Während nämlich Entlassungen sind rückgängig zu machen. Die Fünfzehner- Leipzig , Salle und andere Mitgliedschaften furzweg den An­tommiffion erhält den Auftrag, den Unternehmern nochmals die schluß an die bolschewiftische dritte Internationale in Mos. Forderung der Streifenden der Arbeiterschaft werden diefelben fan berlangen, ein Beschluß, dem sich die Rechte der Partei Rechte gewährt, bie diefe wie bei Ausbruch des Streits in den Be- mit allen Kräften widerfett, hat die Berliner Versammlung trieben hatten" zu unterbreiten. Um diese Forderung zu unter­folgendes salomonisches Urteil abgegeben: In der Erkenntnis, daß von der Mehrheit der der zweiten stützen, und um den Anschlag der Unternehmer auf bestehende Internationale angeschlossenen Barteien nichts im Sinne des re­alle noch in Arbeit stehenden Metallarbeiter

bandes im Vorwärts" behaupten, ich habe nicht den Mut, meine echte der Arbeiter abzuwehren, ruft die Generalversammlung volutionären Fortschritte zu erwarten ist, wir uns aber der britten

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Internationale nicht bebingungslos anschließen können, ersuchen

Der Antrag, bie Barteivertreter zu hören, wurde nach kurzer Groß- Berlins auf, fofort in ben Solidaritäts wir die Parteileitung, geeignete Schritte au unternehmen, um mit Diskussion angenommen. Da fie aber noch nicht zugegen waren, ftreit einzutreten. Die politischen Vertretungen der Ar den revolutionären Parteien aller Länder in Fühlung zu kommen wurde die Debatte über Fortsetzung oder Abbruch des Streits fort- beiterschaft fordert die Generalversammlung auf, alle für den Ge- und auf diese Weise den Boden für eine wirklich rebo

gejett.

Der erste Redner sprach für Beendigung des Streiks, da eine Fortsetzung des Kampfes eine verlorene Sache für die Arbeiter bewegung bedeute. Dann folgten zwei Redner, die mit Entschieden heit dafür eintraten, daß der Streit fortgesetzt werde, wenn nicht die Gewähr für Wiedereinstellung der Vertrauensleute gegeben merde. Ein Redner sagte, Rusch und Müller hätten die Interessen der Streifenden geschädigt, indem sie am Sonntag für den Ab­bruch des Streits eintraten.

genommen.

Iutionäre, aftionsfähige Ieue fosialistische Internationale vorzubereiten.

neralstreik notwendigen Borbereitungen zu treffen und diesen ( follten die Unternehmer von ihrem die Grundrechte der Arbeiter Stunden zu erklären. Die im Streit stehenden Kollegen bedrohenden Verhalten nicht ablaffen) nach Ablauf von 38 Ledebour, der Hauptredner des Tages, ergänzte" werden aufgefordert, unentwegt im Kampf zu verharren, bis alle diesen Beschluß dann noch dahin, daß die Partei unter fei­reaktionären Pläne der Unternehmer restlos abgeschlagen find. nen Umständen nach Genf gehen" werde. Wir wissen nicht. Ebenfalls fordert die Generalversammlung, daß der Bollzugsrat inwieweit bei den Unabhängigen ein einzelnes Parteimit. Groß- Berlin(?) sofort eine Vollversammlung der Arbeiters und glied berechtigt ist, gefaßte Beschlüsse einer Organisaton au­Betriebsräte aller Jndustriegruppen einberufen soll, um eine ent- thentisch zu interpretieren, und glauben, daß in dieser Sache scheidende Stellung sn dem Kampfe in der Metallindustrie zu wohl der Parteitag das letzte Wort sprechen wird, dem frei­3ista berief sich auf einen Beschluß der Ortsverwaltung, two- treffen. Diefe Resolution wurde mit 4000 gegen 17 Stimmen en lich wieder durch den Vorstoß des radifalen Ledebour die nach Zeitungsberichterstatter zu den Generalversammlungen nicht Entscheidung bedeutend erschwert wurde. Denn die Berliner zuzulassen sind, sondern ein Bericht für die Presse von der Orts­Resolution läßt ja immer noch die Möglichkeit offen, daß verwaltung herauszugeben ist. Der Redner beantragte, die Ver man nach Genf geht, um dort für die wirklich revolutio­treter der Presse aus der Versammlung auszuschließen, weil in­näre" Internationale zu wirken: ein Strohhalm, nach dem terne Angelegenheiten behandelt werden, die für die Oeffentlich­die Rechte begierig gegriffen haben würde, wenn ihn der feit nicht geeignet seien. Ein anderer Redner sprach gegen den boshafte Ledebour nicht schleunigst wieder weggezogen hätte. Antrag, weil in der Versammlung nichts erörtert werde, was nicht auch öffentlich bekannt werden dürfte. Blumenthal befür wortete der Antrag. In den letzten Generalversammlungen sei man von dem Beschluß der Ortsverwaltung abgewichen und habe die Presse zugelassen. Es empfehle sich, den Beschluß strikte durch zuführen. genommen. Infolgedessen entfernten sich die Berichterstatter des - Der Antrag wurde gegen einzelne Stimmen an Borivärts", der Freiheit" und einer Lokalforrespondenz.

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Einhaltbefehl gegen den Kohlenstreik.

auf Grund des Gesetzes, das Ausstände, die die Lebensmittel- und Rohlenversorgung beeinträchtigen, für unerlaubt erklärt. Nach Angabe der Gewerkschaftsführer streiten 400 000 Bergleute.

Einkehr der Vernunft.

( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Bei den Nürnberger Metallarbeitern, deren Delegierte zum Stuttgarter Verbandstag noch lanter Linksradikale waren, ist ein völliger Umschlag eingetreten. Die sonntägige General­versammlung wählte nicht einen einzigen Unabhängigen, sondern bestätigte mit großer Mehrheit die glte Verwaltung.

Die Nürnberger Gewerkschaftsbewegung stand immer durch noch so lautes Geschrei nicht der allgemeinen Beachtung in erster Reihe. Dieser Umschwung ist bedeutsam und kann entzogen werden.

Der Berliner Beschluß ermöglicht es den Unabhängigen, unter donnernden Stedewendungen den Weg nach Moskau zu verlassen und den nach Genf zu beschreiten. In der Aus­legung Ledebours bringt er aber die Partei dagu, zwischen zwei Stühlen auf dem Boden Plat nehmen zu müssen, und tommen, andere werden den Beschluß gerade in der Lede­die Barole lautet: me der Genf noch Moskaul

Das mag manchen Leuten schrecklich ,, rebolutionär" vor­bourschen Auslegung reichlich nationalliberal finden, denn dann läuft das Ganze schließlich doch darauf hinaus, daß Versammlungsfreiheit am 9. November! man aus Angst vor einer Entscheidung überhaupt keine fällt. Ich sage nicht so, und ich sage nicht so, denn würde ich so oder Der Amsterdamer ,, Telegraaf " meldet aus New York , daß Frank Das Oberkommando wird eine Verordnung erlassen, der so sagen, so fönnte man sagen, ich hätte so oder so gesagt. Es Hayes und 83 anderen Gewerkschaftsführern auf Ersuchen des stell- zufolge für den 9. November als den Jahrestag der Revo- ist derselbe Mangel an Verantwortungssinn und Entschluß­vertretenden Generalanmalts vorübergehend jede Agitation ver- lution die Anmeldepflicht für alle Verfam m- fraft, den man an der ganzen Politik der Unabhängigen boten wurde. Am 11. November wird der Gerichtshof über das Lungen aufgehoben werden wird. Wer also diesen Tag feit der Spaltung bemerken kann. Zur Spaltung hat es Streifverbot eine definitive Entscheidung treffen. Wilson hat die festlich begehen will, kann dies in Lokalen und Sälen unge- gerade noch gereicht, dann aber zu nichts mehr. Genf , das Pläne des Kabinetts zur Verfolgung der Streifführer gebilligt hindert tun. Ueber die Genehmigung der Versammlungen wäre ein Schritt nach rechts, Moskau , das ist ein Schritt nach unter freiem Himmel wird der Polizeiprä- links, also, man bleibe in der Mitte und gehe weder dorthin noch dahin! fident mit den in Frage kommenden Parteien in Verbin­dung setzen. Versammlungen, die an der Peripherie Berlins charakter. Das zeigte sich in der Frage, wie man das Ver­Auch sonst trug die Berliner Bersammlung Kompromiß­stattfinden sollen, werden genehmigt werden, dagegen hältnis zwischen Parlamentarismus und Räte­werden Versammlungen unter freiem Himmel im Innern der diktatur behandelte. Natürlich fehlte es nicht an anti­Stadt aus Gründen der öffentlichen Sicherheit nicht gestattet parlamentarischen Geistern, die überhaupt nicht mitspielen In dem Zufagprotokoll zum Versailler Diftat, das uns auf- werden können. Der Reichswehrminister wird dafür wollen, solange Deutschland von Barlamenten und nicht von erlegt werden soll, werden wir uns auch verpflichten miffen, für Sorge tragen, daß sich am 9. November keine bewaff. Räten regiert wird. Hier war es umgekehrt wieder Lede­die in Scapa Flow verfentten Kriegsschiffe eine Anzahl Schwimmneten Truppenaufgebote auf den Straßen zeigen. Stüdchen nach rechts ang mit der allbekannten Redensart, bour, der den zu weit nach links rutschenden Karren ein dods, leichter Kriegsfahrzeuge, Aräne und sonstiges Flottenmaterial Was den 7. November anbetrifft, der von den Gefolg man müsse ie des Mittel zur Revolutionierung der Massen Vom Obersten Rat wird berichtet, es erscheine unmöglich. Ichaften der Moskauer Sowietregierung als be- benutzen. Schließlich wurde denn auch ein Antrag ange­das Veriailler Diktat am 11. Rovember in Stratt au feßen.( Ein fonderer Weltfeiertag in Anspruch genommen zu werden nommen, der die Beteiligung am Barlamentarismus als Antrag im nordamerikanischen Senat fordert das.) Deutsche Verscheint, so sei ausdrücklich bemerkt, daß für diesen Tag die Mittel des revolutionären Broletariats gutbeikt. Damit treter follen nach Paris zu Verhandlungen über die Durch Anmeldepflicht der Versammlungen in vollem Umfange wäre man im sozialistischen A- B- T, das wir vor fünfzig Jah­führung der Maßnahmen tommen, die bei Inkrafttreten des Ver besteht und ebenso alle Verordnungen, die infolge des Be- ren zu lernen begannen, glücklich doch wieder beim Aange­failler Befehlbuchs getroffen werden müssen. lagerungszustandes erlassen worden sind, voll in Kraft langt. Man will zu den Parlamenten wählen, sich an der

Schadenersatz für Scapa Flow.

herzugeben.

Vorzeitige Befehung Flensburgs?

In Flensburg trafen awei englifche Difiziere ein, um Quartier für die englische Besatzung zu machen. Diese werde von Köln formen und Donnerstag eintreffen. Es wurde ihnen bedeutet, daß doch teine Besetzung vor der Ratifizierung stattfinden tönne und daß in den Kasernen die Reichswehrtruppen lägen.

bleiben.

Hugo Haase

Abg. Saafe hat eine gute Nacht verbracht. Seine Schwäche ist indeffen so groß, daß seine Angehörigen in feinem Auf­tom menzweifeln. Die Werste betrachten den Zustand Haajes etwas günstiger. Die Silbereinspritzung scheint gegen die Blutber­giftung gut gewirkt zu haben. Temperatur heute mittag 86,8 Grab.

Borlamentsarbeit beteiligen und wird, wenn man einmal zablenmäßig stark genug ist, auch wieder die Notwendigkeit erfennen, praftische Arbeit auf dem Boden der varlamenta­rischen Demokratie zu leisten, während die Rätediktatur", dog bammelnde Endziel", fich immer höher ins Blaue hin­aufentwickelt.

Man hat fich natürlich auch für die Mätediftatur ausge­sprochen, aber für die Rätediftatur ohne Terror. Die Räte­bittatur ohne Terror ist aber das berühmte Meffer ohne