Nr.567.36.Jahrg.
Bezugsprets:
Bierteljährl. 10,50 L, monatl. 8,30 ML. frei ins Saus, voraus zahlbar Bost bezug: Monatlich 8,50 ML erfl. Bu ftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich Ungarn 6,75 L für das übrige Ausland 10.75 m, bei täglich einmal. 8uftellung 8,75 ML Boftbeftellungen nehmen an Dänemark , Holland , Luxemburg , Schweben u die Schweiz . Eingetragen in bie Boft- Beltungs- Breisliste. Der„ Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. 8eit" erscheint wochen täglich ameimal. Sonntags einmal
Abend- Ausgabe.
Vorwärts
Berliner Volksblatt
15 Pfennig
Anzeigenpreis:
Die achtgespaltene Nonparelleselle Loftet 1,80 M., Teuerungszuschlag 60%
leine Anzeigen", bas tette gedruckte Wort 75 Big.( zuläffig zwet fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 50 Pfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Work 65 Bfg jebes weitere Wort 40 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 50% Familien Anzeigen, politische und gewertschaftliche Bereins- Anzeigen 1,60 ML bie 8eile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Ahe nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin 6 68, Lindenstraße 8, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.
Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernibrecher: Amt Morisvlas, Nr. 15190-15197.
Mittwoch, den 5. November 1919.
Die neuen Entente- Forderungen.
Die bereits in unserer Morgenausgabe angekündigte Entente note bezeichnet als nächste Folgen der Ratifizierung:
2. Die Militär, See- und Luftbelegationen, die gegenwärtig als Militär, See und Luftkontrollkommissionen in Deutschland find, übernehmen die Geschäfte.
Es folgt nun
bas Protokoll,
1. Die interaliterte Stommission des Rheingebiets übernimmt worin Deutschland anerkennt, verschiedene Verpflichtungen bes bie Geschäfte. Waffenftillstandsdiftats nicht erfüllt au haben, gewissermaßen Strafe für Scapa Flow verdient zu haben und sich au folgendem ver. pflichtet: 1. A) as Biebergutmachung für bie 8erstörung der deutschen Flotte in Scapa.Flow abzuliefern: a) Innerhalb 60 Tagen folgende 5 leichte Kreuzer: Rönigs. berg, Billau, Graubenz, Regensburg und Straßburg ...
8. Die Wiebergatmachungskommission übernimmt die Be. fchäfte.
4. Uebertragung der Oberhoheit im Falle Memel und Danzig , Burüdziehung der deutschen Truppen und der deutschen Behörden und Besißnahme dieser Gebiete durch die intéralliierten Truppen. 5. Uebergabe der Regierung im Saarbeden.
6. Uebergabe der zeitweisen Regierung im Gebiete Ober schlesiens , in dem die Bolksabstimmung stattfinden wird; Zurüdziehung der Truppen und der deutschen Behörden, welche die Kommission bestimmen wird, und die Besetzung durch interalliierte Truppen, Hebernahme der Geschäfte durch die Regierungs- und Bolfsabstimmungskommission.
7. Uebernahme der zeitweiligen Verwaltung in dem Gebiete bon Echleswig, in dem die Volteabstimmung stattfinden wird.
8. Beginn der Frist von 15 Tagen, in welcher die Räumung und die Uebergabe der vorläufigen Berwaltung in den Gebieten tattfinden wird, in denen die Voltsabstimmung stattfindet: Oft eußen, Ullenstein und Westpreußen , Marienwerter.
9. Beginn ber 14tägigen Frift, innerhalb beren die Abgrenzungs. fommissionen ihre Tätigteit beginnen follen. Daher wird die Deutsche Regierung schon jetzt aufgefordert, für den
10. November 1919 bevollmächtigte Vertreter
nach Baris zu entsenden, um:
Vorwärts Verlag G.m. b. H., GW. 68, Lindenstr. 3.
Fernivrecher: Amt Morinplag, Nr. 117 53-34.
Zimmermann als Politiker.
Der fechfte Tag der Untersuchungskommission beginnt in start gelichtetem Eaal. Das Sensationspublikum hat sich verlaufen, nur die Professionspolitiker sind geblieben.
Bunächst befragt der Vorsitzende, Herr Warmuth, den Grafen Bernstorff noch einmal über die deutsche Beeinfluffung der amerikanischen Bresse vor dem Bruch. Herr Warmuth ist erstaunt, bei dieser Gelegenheit zu hören, daß es in Amerika auch eine deutschgeschriebene Presse gibt.
Dann wird der arme 8immermann wieder wegen seiner„ taftischen Manöver" geplagt. Herr Zimmermann batte den Friedensschritt Wilions als bon englischer Seite beeinflußt bezeichnet. Graf Bernstorff versichert dagegen, ganz Amerifa sei einer Meinung darüber gewesen, daß der Friedensfchritt Wilsons den Deutschen zu Gefallen erfolgt sei. Der Staatssekretär hatte also eine ganz andere Auffassung als der Botschafter; er beruft sich für seine abweichende Ansicht auf Aeußerungen eines neutralen Stadtsmannes, dessen Name er nicht nennt.
b) Innerhalb 90 Tagen in vollständig gutem und gebrauchsfähigem Zustand an schwimmenden Dods, schwimmenden Kränen, Schleppern und Baggern eine solche Anzahl, die insgesamt 400 000 Tonnen ergibt, und die von den alliierten und affoziier ten Hauptmächten verlangt werden können. Bei den Docs wird die Bebekraft als der Wasserberdrängung gleich erachtet. Bon Die Friedensaftion Wilsons war von deutscher Seite anden Docks müssen etwa 75 Prog. mehr als 10 000 Tonnen groß geregt. Trogdem fagte Zimmermann der Presse, das deutsche fein. Das gesamte Material muß an Ort und Stelle abge. Friedensangebot sei gemacht worden, um die Aktion Wilsons liefert werden. taputtzumachen; er stellte die Dinge so hin, als ob Wilsons B) Innerhalb 10 Tagen eine genaue Lifte aller Schwimmdods. Friedensschritt englische Mache wäre. Derselben unhaltbaren Schwimmträne, Schlepper und Bagger, die deutsches Reichseigen- Auffassung hat dann auch Hindenburg in militärisch kräftum find, zu übergeben. tiger Weise Ausdrud gegeben. Herr Zimmermann sucht sich aus dieser Bedrängnis nach Neutralien zu retten, indem er sich dauernd auf Informationen beruft, die er von dort erhalten hätte. Also, während Herr Zimmermann in seinen Inftruftionen Bernstorff auffordert, Wilson zu seinem Friedens schritt zu ermuntern, erfährt" er aus dem neutralen Ausland, das Wilson unter englischem Einfluß einen Friedensschritt plane. In diesem Augenblick, der wohl geeignet wäre, einen Komödiendichter zu begeistern, fällt jäh der Vorhang. Konsul Möller vom Auswärtigen Amt macht darauf aufmerksam, daß es nicht angehe, vertrauliche Aeußerungen neutraler Staatsmänner ohne deren Zustimmung in öffentlicher Sizung zu behandeln. Um 11 Uhr verkündet der Vorsitzende den Ausschluß der Deffentlichkeit.
C) bie Offiziere und Mannschaften, welche die Besabung der in Ecapa- Flow berjentten Striegsschiffe bildeten, und die jetzt von ben alliierten und assoziierten Hauptmächten festgehalten werden, werden mit Ausnahme derjenigen, beren Auslieferung in Artikel 228 bes Friebensvertrags borgefehen ist, spätestens nach Erfüllung der vorstehenden Bedingungen au A und B durch Deutschland heimgeschafft.
2. Innerhalb 10 Tagen abzuliefern die Maschinen und Motoren der Unterfeeboote 1 187, 1188 und 1 150 als Enticha schädigung für die Berstörung des Unterseeboots 1. C. 48, ferner bie 8 Motoren des Unterfeeboots 1 146, die noch als Ent. fchädigung für die in der Nordsee zerstörten Unterseeboote abzu liefern sind.
1. im Einverständnis mit den Bertretern der Entente die Einfeßungsbedingungen der Regierungs-, Verwaltungs- und Bolls abstimmungsfommissionen sowie die Uebergabe der Vollmachten 8. Den alliterten und affogiierten Regierungen- den Wert Eine Viertelstunde später wird die Deffentlichkeit wiederund Dienstbefugnisse, den Einzug der interalliierten Truppen, die bes( nach Neutralien) ausgeführten Luftfahrzeugmaterials gemäß hergestellt. Herr Dietrich Schäfer wünscht vom Grafen Räumung durch die deutschen Truppen, die Ersetzung der bezeich der Entscheidung und Abschätzung zu zahlen, die durch den in Bernstorff zu wiffen, ob er den Versuch gemacht habe, die beneten deutschen Behörden und alle oben borgesehenen Fragen zu Artikel 210 des Friedensvertrages Friedensvertrages vorgesehenen Luftfahrt- fonderen amerikanischen Interessen gegen die englischen auszu regeln. Es wird schon jetzt daran erinnert, daß die deutschen Be. Ueberwachungsausschus erfolgen und( spätestens am spielen. Er erwähnt in geheimnisvoller Weise den Fall des hörden alle Dienst- und Wohnungseinrichtungen sowie alle 31. Januar 1920) bekannt gegeben wird. Sofern Deutschland Profeffors Münsterberg, der für Deutschland wirkte und dann Urkunden, welche die sofortige Tätigkeit der interalliierten diesen Verpflichtungen in den oben vorgesehenen Fristen nicht eines plöglichen Todes starb. Graf Bernstorff versichert, daß Behörden ermöglichen sollen, an Ort und Stelle lassen müssen; nachkommen follte, behalten fich die alliierten und affoziierten nach seiner Ueberzeugung Münsterberg einem Schlaganfall erdaß ebenso die deutschen Truppen alle durch sie benutzten Einrich Mächte vor, alle militärischen und andere Smangsmaßnahmen zu legen fei. tungen an ihrem Orte belassen sollen. ergreifen, die fie für angezeigt erachten.
2. im Einverständnis mit dem Generalstab Foch die Transportbedingungen der interalliierten Truppen zu regeln.
*
Die Baltikum- Verschwörung. Das genügt, und genügt namentlich, um die Saltung der Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, find in den noffen Franz Krüger der Mittwoch- Morgennummer ist S. B. D. vollauf zu rechtfertigen. In dem Artifel des Gelesten Tagen zwei Zentralftellen der Anwerbung für in ungweideutiger Weije flargelegt, daß in politischen Streits das Baltikum in Berlin ausgehoben worden. In der die Solidarität nur für diejenigen gilt, die auf dem einen wurde angetroffen und festgestellt der Sohn des politischen Boden der Veranstalter stehen. Für die AnGenerals v. d. Gols . In seinem Befit befand sich ein hänger der Sozialdemokratie wäre es der reine Wahn als, vertraulich und geheim" bezeichnetes Schriftstück, das die finn, wenn sie einen politischen Streit der U. S. B. und Namen verschiedener im Auswärtigen Amttätiger R. B. D. unterstüßen wollten, der sich nicht zulegt gegen Herren enthielt, die von dort aus als Vertrauensleute die fie felber richtet. baltische Sache schieben.
Dann wendet sich das allgemeine Intereffe wieder Herrn Bimmermann zu. Sinsheimer hält ihm vor, er babe in einer Busammenkunft mit etwa 50 Pressevertretern über die Frechheit und unverschämtheit" Wilsons getobt, dem wir die Maske vom Geficht gerissen" hätten. Zimmermann fann fich nicht erinnern. Es sollen Zeugen vernommen werden, die fein Gedächtnis stärken.
Herr Warmuth geht dann dazu über, Herrn 5. Bethmann über feine Stellung zum unbeschränkten U- Boot- Krieg zu be fragen. Er lieft Ausführliches aus den Aften vor, woraus hervorgeht, daß Bethmann lange Beit hindurch die Tirpigeret mit flaren Gründen bekämpft und so ziemlich alles vorausgefagt hatte, was aus ihr erwachsen würde. Erst um Weihnachten 1916 beginnt Bethmann schwach zu werden und zu schwanken. Er erklärt das jetzt damit, daß er um diese Zeit feinen durchschlagenden Grund gegen die Pläne der Militärs zur Verfügung hatte, denn die Haltung der Entente habe keine Spur von Verhandlungsbereitschaft gezeigt. Ser v. Bethmann, der beinahe ein fonfequenter Gegner
Nun wird zwar in dem Aufruf behauptet, das Ziel fei die Reuter meldet aus London : Im Unterhaus erklärte Aufrechterhaltung der lebten revolutionären Errungenschaften, Churchill in Erwiderung einer Anfrage, das berfüg- bes mitbestimmungsrechts in den Betrieben. Bir bare Beweismaterial zeige, daß die Stärke der deutschen sehen ganz davon ab, daß dieses Mitbestimmungsrecht in der Streitfräfte in den baltischen Staaten etwa 35 000 Mann nächsten Beit durch das Betriebsrätegeleb gefeglich des U- Boot- Kriegs gewesen wäre, erzählt dann, wie er beinahe betrage, von denen 15 000 Mann anscheinend gewillt feien, beranfert wird, daß alfo von einer grundsäglichen Gefähr ein fonfequenter Anhänger des U- Boot- Kriegs geworden wäre. nach Deutschland zurückzukehren, die übrigen 20 000 bung des Rechtes schon von vornherein feine Rede sein fann. In den ersten Monaten hatten sich die Verhältnisse für Engseien den deutschfreundlichen russischen Truppen unter Aber betrachten wir den praktischen Fall in der Metall- land höchft bedrohlich gestaltet. Dadurch sei England beinehe Bermondt beigetreten, dem Judenitsch die Anerkennung ber- industrie, so besteht amar eine Differenz abischen Unternehmern verhandlungsbereit gemacht worden. Bethmann scheint fich in weigert und den er in die Achterklärt habe. und Arbeitern über die Modalitäten der Wiedereinstelben Gebanten eingesponnen zu haben, daß er entweder mit Nach Angabe der deutschen Regierung sind bis fett 5500 fung der Vertrauensleute, aber doch nur über die Modalitäten, Silfe des U- Boot- Kriegs oder doch trotz des U- Boot- Kriegs Mann zurückgekehrt. Ned. d.„ V.".) nicht das Prinzip. Die Frage ist nur im wesentlichen, ob ihr zum Frieden hätte fommen fönnen, wenn er nicht gestürzt Bei Tauroggen gingen 1000 Deutfche nach Litauen , fie früheres Mandat weiter ailt, oder ob fie fich einer Neuwahl worden wäre. fonnten bis jest nicht zur Rüdfehr bewogen werden.
Der politische Generalstreik.
unterziehen müssen. Gerade die Linksradikalen, die Kommu- Sinsheimer will wiffen, ob nicht im Januar noch Möglich nisten usw., sind ja sonst für fortwährende Neuwahl der Ar- teiten bestanden, vom U- Boot- Krieg abzubiegen und eine Frie beiterräte und für die Möglichkeit ihrer jederzeitigen Abbern- bensvermittelung Amerikas zu erreichen. Herr v. Bethmann fung: gerade fie find nach ihren theoretischen Bekenntnissen die antwortet gereizt, und auf die weitere Frage, ob er am 9. JaAn der Spitze der Freiheit" veröffentlicht der Note ungeeignetten Berfechter einer Fortdauer der Mandate, nuar alio boch für den U- Boot- Krieg gewesen sei, antwortet er Vollzugsrat und die Berliner Parteileitung der U. S. P. D. die im übrigen auch wir wiinichen. Aber die radikalen mit einem Temperamentsausbruch, der einen Teil der Zuhörer und K. V. D. in Gemeinschaft mit der Fünfzehnertommiffion Fibrer felber, die Nusch und Müller, find ursprünglich au Beifallsbezeugungen hinreißt. Aber diefer Ausbruch ist ihren Aufruf zum Generalftreit. Diefer Aufruf hat wenig der Ansicht gewefen, daß diefer Bunft eine genügende doch nur ein Ausweichen vor dem Bugeständnis, daß er ant ftens den einen Vorteil, daß er Rlarbeit schafft. Der Ver- Grundlage für eine Generalftreifparole abgebe. Bird jett 9. Januar 1917 aus einerseits und andererseits bestanden hat. dacht, daß es gewissen Drahtziehern von Anfang an gleichwohl der Generalstreif proklamiert, so zeigt das, daß die Dabei kommt die Sprache auf die Tatsache, daß Helfferich noch darum zu tun war, den wirtschaftlichen Streit zu einem polttischen Gefichtspuntte über die gemertam 9. Januar in einem Telegramm vor den unbeschränkten politischen zu machen, findet hier bolIfte Bestäti- ichaftlichen gefiegt haben und daß das Ganze auf U- Boot- Krieg gewarnt hat. gung. Heißt es doch wörtlich in dem Aufruf: nichts weiter hinausläuft, als auf eine politische Macht. Die fozialrevolutionären Barteien, die I. S. 3. unb. B. D., probe der Radikalen gegen die jebige Regierung, zu der wir uberstüßen ben jest politisch geworbenen Kampf. unfere Hand niemals bieten werden.
Man unterhält sich dann noch weiter über den Wert volts. wirtschaftlicher Gutachten und die Möglichkeiten oder Unmög lichkeiten des U- Boot- Krieges.