Der Sitzungsbericht.
Die Gibung beginnt um 10% Uhr mit
trat, beftand burchweg ble anschauung, daß fie anter bent. schem Einfluß geschehen sei.
Staatsjefretär a. D. Zimmermann verweist auf den Bericht eines Gejandien, der eine Unterredung mit einem neutralen Mi nister hatte. Danach erklärte der Minister, daß der Schritt Wil fons dahin gedeutet werde, daß er den Zwed verfolgt habe, die Zenim Interesse Englands
tralmächte
zur Bekanntgabe ihrer Bedingungen zu zwingen. Für berartige Manöver, betonte der Minister, wünsche er sich nicht vorspannen zu lassen. Auf diese Grundlage stüße ich meine Ansicht.
Auf Fragen des Abg. Dr. Cohn gibt Graf Bernstorff sodann nochmals Auskunft über die
Beziehungen der Botschaft in Washington zum Deutschen Generalkonsulat
Minister David: Aus welchen Gründen hat Staatssekretär 8immermann geglaubt annehmen zu fönnen, daß die Frie Sensaftion Wiljons von England angeregt worde sei? In England waren turz vorher Grey und Asquith taltgestellt worden, Lloyd George war zur Herrschaft gelangt. Dieser Vorgang wurde darauf zurückgeführt, daß beide mit dem Gedanken eines Friedens ohne Sieg gespielt hätten, während Lloyd George den Krieg bis zur Niebermerfung Deutschlands fortführen wollte. Er hielt damals feine Anodout Rede. Darin fagte er etwa, man hüte sich vor jeder Intervention auf Seiten der Neutralen, die Stunde dafür sei nicht gekommen. Wir in Deutschland haben, das aufgefaßt als eine Warnung an Wilson
Fragen an Bernstorff. Borsitzender Warmuth: Bisher ist die Frage nur wenig berührt worden, wie die Stimmung in den Vereinigten Staaten gegen Deutschland vergiftet worden ist, und zwar durch die Tätigkeit ber Bresse und der Films. Ich möchte feststellen, inwieweit die beutsche Botschaft bemüht gewesen ist, diesem vergiftenden Einfluß entgegenzuwirken. Fraglos ist er für das Verhalten Wilsons von großer Bedeutung gewesen, weil eine starke deutschfeindliche Stim mung in Amerifa auf seine Bauderpolitik einwirten mußte, wäh Professor Dietrich Edäfer: In einem Bericht eines englischen rend eine starke deutschfreundliche Politik vielleicht Wilson beran- Agenten vom Juli oder August 1916 an Grey wird gesagt, daß man laßt hätte, in stärkerer Weise die Friedensvermittlung in die Hand in England dafür sorgen müsse, einen neuen Lusitania- Fall zu zu nehmen. schaffen. Das würde dazu beitragen, die von einer Neigung für Graf Bernstorff: Es ist eine Tatsache, daß infolge der Ab.. Deutschland durch feuchte amerikanische Stimmung in die entSperrung Deutschlands sehr große technische Schwierigkeiten be- gegengejezte Richtung zu treiben. fanden, um unsere Anschauung von der Lage vor das amerikanische Graf Bernstorff: Ich bin fest überzeugt, daß die Engländer seit Bublifum zu bringen. Wir haben es nach jeder Richtung hin berber Lufitania nichts anderes gewünscht haben als möglichst bald und waren der Ueberzeugung, der Sturz Greys und Asquith habe fucht. Es war aber tatsächlich technisch unmöglich, es immer mit einen neuens Lusitania- Fall. Ihre ganze Politif war ja darauf geErfolg zu tun, weil unser Kabel zerstört war und die englischen richtet, Amerila in den Krieg hineinzuziehen. Das Hauptziel meiner einen Grund darin, daß sie ihrerseits eine Intervention von nicht benutzt werden konnten, so daß uns nur der drahtlose Weg Politit war, under allen Umständen Amerika dem Kriege fern aber gegen die Annahme, daß Lloyd George Wilson etwa zu einer Amerita gern sehen würden. Der Tatsachenbestand sprach übrig blieb. Wir haben an jedem Tage soviel Telegramme be subalten. tommen, als technisch möglich war, und sie in die amerikanische Abg. Gothein: Staatssekretär 8 immermann beruft fich Friedensaktion beranlasse. Die Auffassung des Staatssekretärs Breffe gebracht. Die englische Presse war den Amerikanern in der auf die Unterhaltung eines unserer Gesandten mit einem neu Bimmermann ist von ungeheurer Tragweite, weil sie von Gene Ursprache zugänglich. Auch dadurch waren wir im Nachteil, tralen Minister. Dieser Bericht ist aber vom 24. Dezember datiert, ralfeldmarschall indenburg geteilt wurde, wie aus einem während Herr Zimmermann wesentlich früher schon Stellung ge- Telegramm hervorgeht. Sie widersprach auch dem Tatsachenbe nommen hat. Ich bitte diese Differenz aufzuflären. stand, daß Wilson tatsächlich von uns zur Friedensaftion an ge. Staatssekretär Zimmermann: Ich hatte genau dieselben regt worden sei. Das wußten wir ja. Darum ist es um so Empfindungen, wie sie jener Minister zum Ausdrud gebracht hatte, überraschender, wenn der Generalfeldmarschall sich in der bereits früher. Ich fand hier nur eine Bestätigung meines Urteils. Auffassung befand, daß Lloyd George die Friedensation anWann aber soll ich mich darüber geäußert haben?( Borsigender geregt babe. Ich frage: wußte der Generalfeldmarschall, daß Warmuth: Februar 1917?) Das was allerdings erheblich später. die Friedensaktion Wilsons von der deutschen politischen Leitung Abg. Gothein: Die Informationen für die Presse sind bereits angeregt war? vor dem 24. Dezember erfolgt.
Vorsigender Warmuth: Von einem amerikanischen Informationsbureau find dann Meldungen über angebliche beutsche Grefteltaten berbreitet worden. Dagegen mußte eingeschritten werden, um die Phantasie dieses Redaktionsstabes zu stoppen. Was ist von seiten der Botschaft dagegen geschehen? Graf Bernstorff: Das amtliche amerikanische Informations. bureau wurde erst nach Ausbruch des Strieges eingerichtet. Gegen die Tendenzmeldungen sind wir in weitestem Maße eingeschritten, aber die englische Propaganda war uns durch ihre technischen Leistungen überlegen. Ihr standen alle Möglich
tetben zur Verfügung; wir tamen immer hinterher.
Vorsitzender Warmuth: Gin Einfluß auf die amtliche Berichterstattung hätte Ihnen wohl zugestanden; ein solcher auf die pri
babe war aber wohl ausgeschlossen?
Graf Bernstorff: Ich habe mich persönlich mit diesen Dingen nicht befaßt, um meine amtliche Stellung nicht zu gefährden. Wir hatten aber in New York privatim
eine eigene Bropagandaftation,
Konsul Möller: Es sind hier Borgänge in neutralen Staaten hier Bezug genommen worden. Es sind leicht unrichtige Staaten berührt, und es ist auf die Berichterstattung aus diesen Schlüsse möglich. Deshalb bitte ich, von einer Erörterung dieser Dinge in öffentlicher Verhandlung abzuschen. Borsigender Warmuth: Der Ausschuß trägt diesem Wunsche Rechnung. ( Widerspruch.) Die Bedenken sind zutreffend, es fönnten Schlüsse auf einen bestimmten neutralen Staat gezogen werden. Infolgedessen schließe ich bis zur Erledigung diefer speziellen Frage die Deffentlichkeit aus.. Nach
Wieberherstellung ber Ceffentlichkeit
damals noch gar nicht erfolgt. Bei der Information der Preffe habe Staatssetretär a. D. Zimmermann: Die Aftion Wilsons war ich diejenigen Mittel gewählt, die mir taftifo richtig erichie nen, um sie zu einem Gintreten für unsere Aftion zu veranlassen. Abg. Dr. Einzheimer: In dem Bericht jenes auswärtigen Staatsmannes, auf den Sie sich stüßen, heißt es auch: Boni 22. Dezember. Die amerikanische Note, die heute mittag hier be. tannt wurde, hat jenen Etaatsmann überrascht. Er bemerkte, er habe nicht fobiel von Wilson erwartet. Die Rede der englischen Breffe beweise, wie unbequem der Schritt des Präsidenten bei Für besonders beachtenswert ben Alliierten empfunden werde. hält Herr... die Erklärung, die Lansing in Ergänzung der fragt Sachverst. Prof. Dietrich Schäfer nach den Treibereien, denen Note abgegeben hat. Der betreffende Herr äußerte wörtlich: Brofeffor Munsterberg burch alle proenglischen Elemente in Wenn man sich etwas mehr auf die Bereinigten Staaten verlassen den Vereinigten Staaten ausgesetzt war, welchen er ein Dorn im sie nicht so oft enttäuscht hätten( Bimmermann: Hört, hört!), fönnte( Staatssekretär 8immermann: hört, hört!) und wenn Auge war. Graf Bernstorff: Bis zum Eintritt der Vereinigten Staaten wäre die Aeußerung Lansings weniger als eine Drohung an die in den Krieg wurde von der Entente jedes nur irgendwie denkbare dem Frieden dienen, man müsse zunächst den Erfolg abwarten, herauszubringen. Jede persönliche Verunglimpfung mußte dazu Presse der Aliierten aufgufaffen, jebenfalls fönnte der Schritt Mittel angewendet, um alle Deutschen aus den Vereinigten Staaten daß die Friedensparteien in Frankreich und England dadurch dienen. Allerdings will ich nicht so weit geben, zu behaupten, daß wesentlich gestärft würden, unterliege feinem weifel. Die Professor Münsterberg bon englischen Agenten umgebracht Stimmung in Rußland scheine allerdings gegenwärtig fehr worden ist. Er ist einem Schlaganfall erlegen. Tatsache aber ist, friegerisch gu fein, aber bei den anormalen und lorrupten Bustän- daß er gesellschaftlich und politisch wie wir alle bontottiert wurde. den in Rußland fönne fie schnell umschlagen."
bie zuerst unter der Leitung von Dernburg und dann unter der der Geheimräte Albert und Schür stand. Dernburg hat zuerst eine außerordentlich erfolgreiche Tätigkeit entfallet; er hat bann auch öffentlich Reden gehalten. Dadurch ist er bei der ameritanischen Regierung mißliebig geworden, weil sie glaubte, daß baburch die Deutschamerikaner gegen die amerikanische Regierung in Bewegung gesetzt werden sollten. Ich konnte in diese Tätigkeit nicht eingreifen, weil ich mich damit in Gegensatz zur amerikanischen Regierung gestellt hätte. Es wurde eine Filmgesellschaft gegründet, ein Nachrichtenbureau. und es geschah alles, was mögVorsitzender Warmuth: Ihre Stellung legte Ihnen eine starke Reserve auf? Graf Bernstorff: Ich durfte nicht an die Oeffentlichkeit treten Bimmermann: Ich habe die Unterredung mit der Bresse am und wäre sonst in einen Kampf mit der Presse gezogen worden. 12. Dezember gehabt. Mir liegt nun ein Telegramm bom 22. De. Vorsitzender Warmuth: War es nicht unterirdisch möglich, zember bor, bas zum Friedensschritt Wilfons Stellung nimmt. Ginfluß auszuüben gegen die ungünstigen englischen Bressenach Da wurde die Ansicht des Ministers, der voller Etepsis war, unterrichten? G8 haben doch auch zahlreiche Protestversamm- strichen wenn man sich etwas mehr auf die Bereinigten Staaten Jungen der Deutschamerikaner stattgefunden. berlassen fönnte" und wenn die amerikanische Regierung nicht so oft enttäuscht hätte".
Graf Bernstorff stellt fest, daß das Möglichste geban wurde. Auf eine Anfrage Dr. Sinsheimers über die
Haltung ber amerikanischen Bresse
gur Friedensaftion Wilsons erklärt
Graf Bernstorff, daß Wilson wiedergewählt wurde unter der Parole, daß er das Land vom Kriege ferngehalten habe. Unter der Oberfläche war verbreitet worden, daß er versuchen würde, ben Frieben wieder herzustellen. Fast die gesamte Bresse war da mals damit einverstanden, daß Wilson diesen Bersuch machte, befonders die earstpreise
Da finde ich allerdings eine Bestätigung meiner Stepfis gegenüber dem Friedensschritt des Präsidenten.
Abg. Dr. Cinsheimer: Ich habe meine Frage angefnüpft an die Behauptung des Staatssekretärs Zimmermann, daß das Wilsonsche Angebot auf England zurückzuführen set.
Zimmermann: Wann habe ich die Behauptung aufgestellt? ( Buruf: Im Februar!) Also erheblich später,' da lag der Bericht aus dem Auslande noch nicht vor. Im Februar übersah ich die Sachlage vollkommen.
Abg. Dr. Sinzheimer: Ich werde Ihnen diese Aeußerung nach Abg. Dr. Singheimer( So.): Staatssekretär Zimmermann hat her vorlegen( Simmermann: Bitte.) Warum wurde damals gehier erklärt, daß die Ansicht bestand, die Wilsonsche Friedensver- rade der Friedensschritt Wilsons von den französischen Na. mittlung stände unter englischem Einfluß. Auch Hindenburg bat tionalisten, Clemenceau usw. fo lebhaft bekämpft? fich so geäußert. Zimmermann: Ich fann die Gründe, die Herrn Chemenceau und andere Nationalisten bewegten, nicht gut entwideln( Heiter. feit), ich tönnte nur Bermutungen äußern.
Graf Bernstorff: In Amerika herrschte die gerade entgegengefeßte Anschauung. Als Wilson mit seiner Friedensaftion hervor
In Schuhhaft und Hilfsdienst.
Ariegserinnerungen von Azno Reichard. II.
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natür
Inzwischen forderte mein Bezirkskommando von mir lich wieder unter Strafandrohung Bericht ein und nun sollte ich bem Landratsamt in Strntosdyin als Bureaumensch überwiesen wer ben. Binnen fünf Tagen Lebenslauf einschicken, sonst Strafe. Und nun erzählte ich in behaglicher Breite mein sündhaftes Leben, wie ich kurz nach Fall des Ausnahmegesetes in eine sozialdemokratische Beitung eintrat, wie es da Strafen und Verhaftungen gehagelt hat und wo ich überall gebrummt habe, auch aus meiner späteren Agitationstätigkeit. Ach, es ist eine stattliche Reihe von Gefäng nissen, die ich da aufzählen fonnte. Und was ich sonst für ein präch tiger Sterl bin, das mußte doch der Herr Landrat in Krotoschin alles wissen. Als ehrlicher Mensch fonnte ich ihm nicht zumuten, daß er bie Rake oder vielmehr den Kater im Sade faufte. Aber ich freute mich, einmal das Treiben in einer Landratsstube von nahem lennen zu lernen, und deshalb versprach ich Fleiß, Pflichterfüllung und was bergleichen schöne Dinge mehr sind. Den Landrat aus rotoschin berlock be dies nicht. Wir fonnten nicht einig werden, er wollte von mir abfolur nichts missen und das fonnte ich ihm absolut nicht ber
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müsse. Ich befam aber meine Einstellung bestätigt und so konnte ich mir wenigstens das Bezirkskommando vom Halje halten. Ich erbat mir nur einen vierzehntägigen Urlaub zur Beschaffung von Arbeitskleidern, denn in dieser Kluft und mit diesen Trittchen tann ich doch in der Lehmgrube nicht arbeiten. Das war dem Herrn auch einleuchtend, er bewilligte den Urlaub mit der verbissenen Le merfung: Da wird wohl überhaupt nichts daraus werden. Das war auch meine aufrichtige Meinung. Als die Zeit um mat, ents schuldigte ich mich mit Krankheit. Prompt forderte mieder inter Strafandrohung das Bezirkskommando Aratattest oder Steliung zur militärärztlichen Untersuchung. Ich zog das erstere vor und fandte ein Attest ein, ponach ich wegen eines schweren Beinleidens zu beinerlei förperlicher Arbeit fähig sei. Und doch ließ man mich nicht in Ruhe. An einem großen Aluminiumwerfe Lauta natür lich auch weit weg von meinem Wohnort sollte ich wieder eine Bureaustelle erhalten. Es ging also wieder aufwärts. Lebenslau einschiden. Friftfestseßung, Strafandrohung. Und wieder sollte ich von meiner ruhmvollen Vergangenheit mit allen ihren Maßtegelungen und Verfolgungen und Gefängnisstrafen und allen fonit gen Dingen plaudern. Ich tat dies in der mir am geeignetsten crscheinendon Form. Hier hatte ich den Erfolg, daß ich postivendend die Abjage erhielt. Ich hatte nämlich u. a. auch mein Organi fationstalent gerühmt, das ich für Partei und insbesondere für den Metallarbeiterverband so oft betätigt. Man soll fich nicht selber loben, aber hier war es Mittel zum Zwed, und diesen gwed hatte ich glänzend erfüllt Aber zäh wie Oosenleber, fo mar bas Bezirkskommando bam. fein Silfsdienstausschuß. Nach einiger Zeit erhielt ich die Nachricht, daß in dem Werte Lauta doch meine Beschäftigung mit schriftlichen Arbeiten möglich sei. Ich müsse mich aber persönlich vorstellen. Strafandrohung. Aber fachte, sachte, diesmal follte es nicht so schnell geben. Ich schrieb den Hilfsdienstmenschen im Bezirkstommando, daß man unmöglich verlangen fönne, daß ich auch diese Das war eine prächtige Metamorphose in so furzer Zeit. Aber zweitägige Reise auf eigene Kosten machen soll, lediglich um der hier brauchte ich feinen Lebenslauf einzureichen. Was in den ersten persönlichen Vorstellung willen, die noch nicht einmal meine EinFällen der Lebenslauf tat, das sollte nun die persönliche Vorstellung stellung zur Folge haben brauchte. Meine Weigerung fönne in erreichen. Ich habe nie viel Wert auf meine Enveloppe gelegt, diesem Falle nicht bestraft werden, das läge nicht im Sinne des jetzt wollte ich einmal als„ Mann von angenehmem Aeußeren" er- Silfsdienstaefebes. Nach langer Zeit bekam ich die Mitteilung, scheinen. Der Gehrodanzug wanderte zum Schneider, der Friseur daß das Werf sich bereit erklärt habe, mir das Fahrgeld 3. Klasse mukte mich herausvußen. In gelben Schuhen und Glacees an der zu erfeben, wenn ich hinfäme. Und nun mußte ich wohl oder übel Händen und die gelbe Attentasche unter dem Arm, so stellte ich mich mich auf die Reise machen nach dem ungeheuren Werte, das von nachdem ich meine Tagereise zurückgelegt hatte, in dem Dachziegel einem Renierungsrat geleitet wurde. Dessen Vertreter empfing mich fontor in B. vor Der Chef verneigte sich febr vornehm, schob mir mit den Worten: fofort einen Klubfeffel zu und nun entwidelte fich folgender Dialog: „ Ach bitte, bemühen Sie sich nicht, ich bin der Silf dienstpflichtige M. und sollte bei Ihnen als Riegeleiarbeiter die Stunde für 60 Bf. arbeiten." Sie spaßen, mein Serr, die Zeit ist zu ernft dazu."
benten.
Mein Bezirkskommando bachte aber anders über den fall.„ Da Sie die für Sie so günstigen Etellen nicht angenommen haben, find Sie verpflichtet, in 8. binnen fünf Tagen als Riegeleiarbeiter für einen Stundenlobn von 60 Pfennig zu arbeiten."
Also vom Polizeiberwalter und stellvertretenden Bürgermeister su Jutraschin im Kreise Ratvitsch zum Biegeleiarbeiter für 60 Pfennig Stundenlohn.-
O mein, bitte, meine lebermeifung. Ich will übrigens gern arbeiten, der Krieg verlangt von Patrioten mandes Opfer." " Ja, die Arbeit werden Sie aber gar nicht leisten fönnen. Saben Sie denn Wohnung?"
„ Nein, ich dachte, bie würde ich von Ihnen befommen." Doch der Ziegeleiherr versicherte mir, daß nur Baraden da Jelen, in denen ich mit fremben Arbeitern, Russen usw. lampieren
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Sie sind also der N., fagen Sie mal, was find Sie denn für ein Menich! Was für Schreibereien und was für Telephonierereien wir wegen Ihnen icon gehabt haben, das ist ja unerbört!"
3a. aber ich bin daran ganz unschuldig. ich fann für diese Thre Belästigungen ebensowenig, wie ich den Weltkrieg nicht verschuldet habe.
Das glaube ich Ihnen aufs Wort, aber was ist denn mit hnen los? Nicht wahr, die Sache ist doch so Sie haben eine gute Existenz zu Haufe, Sie mcllten gar nicht fort, Rhnen liegt gar nichts an uns, und man will Sie unter allen Umständen dort fort haben und uns aufzwingen. Wir wollen boch ehrlich sein, nicht wahr, so ift's?"
( Schluß in der Morgenausgabe.)
Amnestie in Deutschösterreich.
Die Amnestievorlage, welche der Nationalversammlung in Wien anläßlich des Jahrestages der Brollamierung der Republit unterbreitet wurde, ist umfassender als alle bisherigen Amnestien.
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Staat und Kirche in Tschechien . Auf einen offenen Brief des. Erzbischofe von Olmuß an den Präsidenten der Republil, Majaryt, hat diefer geantwortet, daß nur die vollständige Trennung von Kirche und Staat ein ersprießliches Zusammenleben beider gewährleiste. Das Schidial Desterreich- Ungarns set hierfür ein bezeichnendes Beispiel, Der Religionsunterricht in den Eulen fei ein Problem für sich, es handle sich dabei auch um eine Erziehungsfrage. Die Enteignung der Kirchengüter, wie sie das Gesez vorschreibe, fei feine tonfislation. Durch Loelöiung der Religion von der Politil strebe er eine Hebung der Sittlichkeit an.
Und ob ich ehrlich sein will: Freilich, freilich, so ist's. Sie flößen mir großes Vertrauen ein, Ihnen gegenüber mache ich aus meinem Herjen teine Mördergrube."
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Nun ia, ich weiß ja auch alles; und dann sind Sie ja auch frant. Was fehlt Ihnen? Na warten Eie, ich werde Ihnen einen Bermert machen, daß Sie ein für allemal in Rube gelafen werden." Wegen seines leidenden Zustandes fönnen wir den R. in unserem Betriebe unter feinen Umständen brauchen." Damit entließ er mich. Jch liquidierte die Rechnung für aus. gelegtes Fahrgeld, und als ich die Anweisung erhielt, fagte der Werksleiter:" Sehen Sie, Sie haben sich die zwei Tage um die Ohren geschlagen und wir sind unser Geld los." Und ich flopfte ihm leutselig auf die Echulter: Geholfen ist uns aber allen beiden, Herr Regierungsrat." Sellauflachend trennten wir uns. Aber mir war geholfen. Man ließ mich zunächst in Ruhe.
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Es tam dann die Revolution, die mit der niederträchtigen Schibaniererei des alten faiserlichen Systems ein für allemal brach. Am Tage nach der Revolution rüdte ich als Beauftragter des A.und S- Rates gehobenen Hauptes auf das Bezirkskommando. Und wie ich da von den Aengftlichen, die umsonst meine Nache fürchteten, empfangen wurde! Und dann waren die Wahlen. Später wurde ich zum Streistag gewählt, und als Vorsitzender der Mehrheitsfraktion, die auch die Mehrheit im Streise war, fonnte ich in einer Kreistagsligung demselben Landrat, der feinerzeit meine Verhaftung als gefährlicher Vaterlandsfeind angeordnet hatte, die Glode aus der Hand nehmen, um den Kreistag weiter zu leiten, und ich fonnte später als Verfibender eines über ihn vom Kreistag eingefeßten Schiedsgerichtes denselben Landrat von der Anklage ihm gemachter fanverer Vorwürfe öffentlich freisprechen, so dak sich der fonservative unter öffentlich herzlich bebantte für die taftvolle und unparteiische Behandlung. die er durch mich erfahren.
So wendeten fich die Geschide, und wir Wilden sind doch beffere Menschen, als es die Hüter der alten„ Ordnung" waren.
Berliner Hochschulnachrichten. Die erste Nummer biefes vont Nachrichtenamt der Studentenvertretung an der Friedrich- WilhelmUniversität zweimal monatlich herausgegebenen Organs erscheint Mitte November. Beteiligt find an diefem Unternehmen die Stu dentenansichüsse der Tierärztlichen, Landwirtschaftlichen und Han delshochschule.
Theater. En von Georg Reide verfaßte Luftspiel Sie wird im Komödienbaus noch im Laufe diefes Monats aufgeführt werden. Rm Leffing Theater beginnen die Vorstellungen von heute ab bereits um 7 lbr abends. Im Friedrich Wilhelmstädt. Ibeater findet Sonnabend, 34, 1hr, die Erstausführung der Märchenoperette: Peter und Baul reifen ins Echlaraffenland" statt. Lebar bat das Werf tomponiert.
Gin Rauft Heft aibt. Gregori demnächst als Sondernummer ber Szene, Blätter für Bübnenkunft( Berlag Vita, Charlottenburg ) heraus. Es enthält bon befannten Theaterhitifern und Regisseuren Auffäße zur Bühnenneschichte des Goetheschen Wertes in seinen wesentlichsten Be arbeitungen.
Mar Brod und Emil Tinclair erhielten den in diefem Sabre doppelt berteiten ontane Breis, der im vorigen Sabre nicht ver lieben wurde, Brod als Anerkennung des Befamtwerts feiner Romandichtung, Sinclair für Demian, die Geschichte einer Jugend".