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Nr. 577 36. Jahrgang

Groß- Berlin

Erhöhter Anbau von Frühgemüse.

Beilage des Vorwärts

Die Güterdirektion der Stadt Berlin   beabsichtigt, den holländi schen Gemüsebau, insbesondere die Einführung des Anbaus von Frühgemüse in Treibhäusern auf einzelnen Gutsverwaltungen ver­

Baluta das Ausland liefern vermag.

Keine Gefährdung des Straßenbahnverkehrs. fuchsweise einzuführen, um dadurch die Möglichkeit zu schaffen, der Ueber die Gefahren des Saneefalls für den städtischen Bevölkerung möglichst früh in der Jahreszeit Früh- Straßenbahnvertebr teilt die Direktion der Großen Ber­gemüie von den Sorten liefern zu können, die einen längeren linee Straßenbahn mit: Es besteht die Hoffnung, daß der Straßen­Transport nicht gut vertragen. Auch ist dabei beabsichtigt, das bahnverfehr in dem bisherigen Umfange wird auf Gemüse billiger liefern zu fönnen, als es bei der heutigen schlechten rechterhalten werden fönnen, da der Schneefall im Laufe des heutigen Tages aufgehört hat. Die Gefahr, daß der Straßen Die Deputation für die Kanalisationswerke und Güter Berlins   bahnverfehr völlig eingestellt werden sollte, bestand hat dieser Frage grundsäglich zugestimmt und es ist au hoffen, daß allerdings. Die ganze vergangene Nacht hindurch ist mit Schnee­der Magistrat dieie Angelegenheit unterſtügt. Die Güterdirektion pflügen an der Säuberung des Straßenbahnnezes gearbeitet wird auch im nächsten Jahre den Anbau derjenigen Gemüsearten worden. noch weiter ausdehnen, die einen längeren Transport, wie z. B. die Kohliorten nicht vertragen. Auch wird dem Anbau von Früh artoffeln eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet.

Wie die Direktion der Allgemeinen Berliner   Omnibus gesellschaft mitteilt, wird auch der Omnibusverkehr boll aufrechterhalten werden, da die Wagen drei spännig fahren.

Die Stadt Berlin   hatte gestern bereits 1000 rbeitsloie als Schneeschipper eingestellt, die einen Stundenlohn von 2,60. erhalten. Im Laufe des heutigen Tages sollen noch weitere Schneeschipper eingestellt werden.

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Dienstag, 11. November 1919

essenlosigkeit der Heeresverwaltung trifft die Zentralstelle nicht,| Zustimmung der Vertretung zum Normalgasvertrag mit der Gas es darf im Gegenteil darauf hingewiesen werden, daß die Zentral- gesellschaft. Der wiederholte Antrag des Kirchenvorstandes der stelle mit großen Schwierigkeiten zu tämpfen hatte, St.- Matthias- Gemeinde auf Erweiterung des Friedhofs wird trotz das Fleisch für Berlin   zu retten. Es ist ein Berdienst der Zentral- Befürwortung durch den Gemeindevorsteher abgelehnt. Ein Antrag stelle, trop entgegenstehender Schwierigkeiten das Fleisch nach Berlin   der Vorortsgemeinschaft protestiert dagegen, daß der Eingemein­überführt zu haben, um dasselbe im Notfall der Berliner   Be- dungsentwurf von Groß- Berlin den einzelnen Gemeinden nicht zur völkerung zuführen zu können." nochmaligen Kenntmsnahme zugegangen ist. Gegen die Stimmen unferer Genossen wird der Antrag angenommen. Hierauf erfolgte die Wahl einer Kommission für das Wohnungsamt, bestehend aus 2 Mitgliedern des Gemeindevorstandes, 4 Gemeinde­bertretern und 2 Bürgerdeputierten. Daran schloß sich die Wahl der Beifiber für das Mieteinigungsamt und die Neuivahl der Voreinschätzungskommission. Auf Antrag der Un abhängigen soll das Wohnungsamt dem Derzernat des Wohlfahrts. amtes angegliedert werden. Der Gemeindevorsteher sagte eine Prüfung dieser Angelegenheit zu. Wilmersdorf  . Stadtverordnetenversammlung. Die Vorlage über die Kleinhaus- Siedlung ist nun endlich verabschiedet. Es hatte sich eine gemeinnüßige Aktiengesellschaft gebildet, die aber die Hilfe der Stadt benötigte, weil es infolge der unsozialen Boden­politik der früheren Stadtverwaltung in ganz Wilmersdorf   nut beures Hochbauland gibt. Die Stadt muß nun das Siedlungsland für 40. pro Quadratmeter faufen und es mit 14 M. an die Siedlungsgesellschaft weitergeben. Um dauernd die Siedlungsge sellschaft in der Hand zu haben, hatte die sozialdemokratische Fraktion vorgeschlagen, daß die Stadt die Mehrheit des Aktien­fapitals( 100 000 M.) übernimmt, während für die Beteiligung der Siedler 30 000 m. verbleiben sollen. Es wurde ferner beschlossen, daß die Stadt von den 9 Aufsichtsratsposten 6 erhalten soll und daß die Stadt für die Verpflichtungen der Siedlungsgesellschaft die Bürgschaft übernimmt. Die Einwohnerwehr za zun wiederholten Male zu scharfen Auseinandersetzungen Anlaß, weil zu den schon bewilligten vielen Hunderttausenden er neut 217 200 M. für den Wachzug der Ginwohnerwehr bewilligt werden sollen. Von sozialdemokratischer Seite wird die Einwohner­wehr nicht oder nur in geringerem Umfang für not. wendig gehalten und darauf hingewiesen, daß ein erheblicher Teil des Publikums in der Einwohnerwehr eine politische Organisation in der Hand der heute noch wilhel minischen Offiziere fehe. Die bürgerlichen Parteien be­Vertrauensleute der Laz.- Insassen. Mittwoch vormt. 10 11Gr Vollversammlung der Vertrauensleute der Laz- njassen in den Sophien- streiten den monarchistischen Charakter der Einwohnerwehr und fälen, Sophienstraße. Je 100 Strante jenden einen Vertreter. Ausweise sind meisen ihr als Polizeitruppe, die fast täglich Einbrecher erwische, großen Wert bei. Der Betrag wurde gegen die sozialdemokra­Aus Verwaltungsfreifen wird uns geschrieben: In der Reichs. mitzubringen. fifchen Stimmen bewilligt. Dem notleidenden" 300" wurden abgabenordnung ist eine Reichseinkommensteuer angekündigt vor- Flüchtlingsfürsorge für aus Posen Vertriebene. Der Reiche 15 000 M. Beihilfe gewährt. Angestellt werden fünf neue Schul­den, aber das Steuergeses selbst ist noch nicht da! Sämtliche verband Ostschub. Abteilung Flüchtlingsfürsorge in Berlin  , Prim- helferinnen mit je 2940 M. Jahresgehalt. Auf Antrag der laufenden Vorarbeiten für die nächst jährige gesinnenpalais, Unter den Linden  , Eingang Oberwallstraße 1, er- Sozialdemokratie wurde beschlossen, in Fällen, wo Hausbesizer Steuerberanlagung in Staat und Gemeinden sucht alle aus Posen Vertriebenen und Abgewanderten, ihm ihre durch Nichteinfuhr von Kots den Betrieb der Zentralheizung sind dadurch unterbrochen. Am 15. Oktober eines jeden jezige genaue Adresse und zugleich den früheren Aufenthaltsort mit- in Wohnhäusern gefährden, das Mieteinigungsamt zu er­Jahres fand sonst für die Zwecke der rächsten Einkommensteuerver- zuteilen, um ihnen für sie wichtige Mitteilungen zukommen lassen mächtigen, unter gewissen Kautelen die Einfuhr von Kotz und die anlagung eine Bersonenstandsaufnahme statt. In diesem Jahre ist zu können. Heizung zu übernehmen bziv. zu veranlassen auf Kosten der säumi­in dieser Hinsicht nichts geschehen. Die selbständige Staats- und Die lekien Schneefälle in Berlin   haben im Vorortverkehr auf gen Hausbejizer. Um die vier von städtischen Bureaus belegten Gemeindeeinfommensteuer soll abgeschafft und durch Anteile der Reidseinkommensteuer erjebt werden. Aber so lange die Reichseintom. fast allen Etreden größere Störungen in der Zugfolge verursacht, Mietshäuser den Wohnungssuchenden freizumachen und um ande­mensteuer nicht beschlossen ist, hängen auch Staats- und Gemeinde- Die Eisenbahndirektion Berlin   teilt mit, daß troy Bereithaltung rerseits die städtische Verwaltung zu zentralisieren und damit zu steuer in der Luft. Wenn nicht rechtzeitig Vorbereitungen getroffen von Arbeitskräften zum Freihalten der Gleise und Weichen schon berbilligen, wird das ehemalige Joachimsthalsche Gymnasium als Die Rathaus hergerichtet. Die Kosten des inneren Ausbaus betragen werden, ist es höchst zweifelhaft, ob eine Veranlagung oder wenig das Einsetzen der Züge auf den Abstellbahnhöfen geftodt hat. itens eine einigermaßen ordnungsmäßige Veranlagung für das Weichen fetten fich schon während des Fegens wieder voll Schnee, rund 3 Millionen, welche Summe auch beinahe nötig wäre, nächste Steuerjahr überhaupt vorgenommen werden kann. Unter so daß es vielfach nicht möglich war, die elektrisch betriebenen wenn dmie freiwerdenden Wohnhäuser jezt neu gebaut werden allen Umständen sollten daher die üblichen laufenden Vorbereitungs- Weichen zu bewegen und die Signale zu ziehen, und daher ein müßten. arbeiten für die Einkommensteuer weitergeführt werden. großer Teil der Züge ausfallen mußte.

Neueintragung in die Kohlenlifte. Bom 1. April 1920 an dürfen Braunkohlenbriketts für Küchen­und Dienbrand nur an solche Verbraucher abgegeben werden, die in die dann in Kraft tretenden Ofenbrand- Stundenlisten eingetragen sind. Bis zum 1. April dürfen Braunkohlenbriketts für Küchen- und Ofen­brand auf Koch-, Ofen- und Sonderkarten nur auf Grund der zurzeit bestehenden Kundenlisten abgegeben werden. Die neuen Stundenlisten liegen bei den Kohlenhändlern vom 15. bis 25. No­bember aus. Die Eintragung erfolgt auf Grund einer graus blauen Bescheinigung, die sich, wie bisher, aus einer für den Kohlenhändler bestimmten Grundfarte und einem für den Verbraucher bestimmten Ausweis zusammensetzt unter aleichzeitiger Vorlegung der Koch und Ofenfarten. Die Ausgabe der Grundfarten mit den Ausweisen für die Eintragungen erfolgt durch die Haus befizer, die sie den Mietern am Freitag, den 14. und Sonnabend, den 15. November, auszuhändigen haben. Das Nähere ergeben die Anschläge an den Säulen.

Das Schicksal der Einkommenstener.

Ist das möglich?

Zu dieser Notiz in Nr. 541 des Vorwärts", die besagte, daß auf dem Anschluß- Gleis der Kühlhallen, Trebbiner Straße, 9 Waggons Fleisch flanden, die nicht untergebracht werden konnten, und von denen einer bereits gänzlich verstunten" sein sollte, wird uns geschrieben:

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Obst- und Gemüsewucher in der Zentralmarkthalle. Die viel­fachen Klagen, insbesondere aus den Kreisen des Kleinhandels, über den immer mehr um sich greifenden wilden Handel in der Zentral­marthalle und über die Nichtinnehaltung der Höchstpreise seitens der Großhändler haben das Landespolizeiamt veranlaßt, die Verhältnisse in der Zentralmarkthalle einer gründlichen Nachschau zu unterziehen. Dabei wurden zahlreiche Personen festgestellt, bie, ohne im Befits einer Handelserlaubnis zu sein, mit Gemüse Handel getrieben und sich um feine Preisvorschriften gefümmert haben. Weiterhin tonn ten viele Großhändler der Ueberschreitung des Höchstpreises über­führt werden.

Einbruch in Schloß Lindstedt   bei Potsdam  . Kaum ist der Dieb­stabl in der Gemäldegalerie Sanssouci   aufgeflärt, so baben Gin brecher in der vergangenen Nacht das hinter dem Neuen Palais ge­legene Schloß Lindstedt beimgesucht und loftbare Teppiche und Gar. dinen gestohlen. Auch diese Sachen werden höchstwahrscheinlich nach Berlin   gewandert sein.

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Sonderunterstüßung für Kriegshinterbliebene. Die vom Reiche zur Verfügung gestellten Sonderunterstützungen an Kriegs hinterbliebene werden in der Weise verteilt, daß auf Grund beson berer Anträge nach genauer Prüfung etwa Anfang Dezember die Auszahlung je nach Bedürftigkeit und Kopfzahl der Familie erfolgt. Entgegeunahme der Anträge von 8 bis 2 Uhr im Rathause, Bran­Senburgische Str. 2, eine Treppe, Zimmer 25, und zwar für Fa milien mit Anfangsbuchstaben A- H von 10. bis 12. November, J- Q vom 13. bis 15. November und R- Z vom 17. bis 20. No­vember 1919.

Mariendorf  . Gemeindevertretersizung. Auf Anregung unserer Sämtliches Fleisch, etwa 9000 Rinderviertel, find in gutem Graftion wird die Grörterung der Finanz! age von der Zustand in den Kübthäusern untergebracht. Ein heutigen Tagesordnung abgefeßt. Ge soll den einzelnen Fraktionen Verwilderte Jugend. Die während des Krieges aufge Waggon enthaltend etwa 200 Viertel mußte während des Gelegenheit geboten werden, die Finanzlage der Gemeinde genau zu wachsene Jugend zeigt vielfach recht betrübenden Mangel an Zucht. Transportes von Königsberg   i. Br. nach bieg wegen Achien prüfen. Für die Wiederherstellung der während des Krieges von Das macht sich seit längerer Zeit bemerkbar im Wartesaal des brandunterwegs umgeladen werden, wodurch, da es an sich um den öffentlichen Gebäuden abgenommenen Dachrinnen werden 25300 ft a dtischen Arbeitsnachweises in Wilmersdorf  . Gefrierfleisch handelt, das Fleisch äußerlich antaute und Mark genehmigt. Der Erhebung eines Zuschlages zur Dort wird von halbwüchsigen Burschen ständig grober Unfug ge infolge der verhältnismäßig milden Witterung einen etwas unan Grunderwerbssteuer in Höhe von% von 1 vom Sundert trieben. Am vergangenen Mittwoch schlugen sie die Lampen des genehmen Dunst verbreitete. Personen, welche in Fleisch- des gemeinen Wertes des Grundstücks wird zugestimmt.- Um der Saales entzwei. Als der zufällig anwesende Dezernent des Ar­transporten erfahren sind, wissen, daß ein solcher Zustand unbeinangnot der Gemeinde etwas abzuhelfen, wird eine Erbeitsnachweises, Stadtrat Beyer, ein seit 25 Jahren im dentlich ist, der unangenehme Gerucht fiẞt infolge des Auftauens höhung der Abgabe vom Zulassungspreis für die Rennen und Ver- Dienst der Arbeiterbewegung stehender Parteigenoffe, daraufhin des Fleisches und Salzes nur an der Oberfläche, das Fleisch Vorhaltungen madyte, fielen zwei junge Rowdies über ihn her und wird gewaschen und ist dann vollkommen einwandfrei. schlugen ihn unter dem Beifall der übrigen Burschen und ohne So ist es auch in dem vorliegenden Fall. Der fragliche von dem ebenfalls anwesenden Vorsißenden des Arbeits. Waggon ist ebenfalls bereits entladen, gewaschen und bei der Unter­Iosenrats daran gehindert zu werden. Der Magistrat wird in fuchung einwandfrei befunden. Der Vorwurf der Inter­feiner nächsten Sißung wegen des tätlichen Angriffs auf den im

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sodi

Montrose.

Detektibroman von Sven Elvestad  .

Der Abbé hörte Asbjörn Strags Erklärung mit fast fanatischem Interesse zu, man fah ihm deutlich an, daß sein Gehirn arbeitete, um den Sinn festzuhalten, er starrte den den Detektiv die ganze Zeit da und blinzelte mit den Augen.

Dann zeigte er mit feinem Zeigefinger auf die Brust und sagte: Jch, ich bin der Abbé Montrose."

Daran zweifelt kein Mensch," antwortete Krag leichthin. ,, Ueberhaupt fann niemand daran zweifeln, der Ihr wahr haft priesterliches Geficht, Jhre reinen, edlen Züge sieht, daß Sie von Geburt an für die Wissenschaft und den Priesterstand bestimmt waren."

( Ist das wirklich mein Freund Krag  , dachte Keller, der sich in so banalen Säßen ausdrückt, wie ein junges Mädchen, das schlechte Romane gelesen hat?)

gnügungen von 20 auf 50 Proz. borgenommen. Diese Erhöhu.tg fritt sofort in Kraft. Der Gemeindevorstand wird ermächtigt, ge­meinnüßigen Gesellschaften den dadurch erhöhten Betrag als Unter­ftüßung zu gewähren. Die Ausführungen dazu sollen dem Kunst und Bildungsausschuß übertragen werden. Hierauf erfolgte die Medaillon, das an einer dünnen Goldkette befestigt war, die auf dem schwarzen Zuch blizte.

Er zeigte Krag das Medaillon.

Die Buchstaben A. M. waren eingraviert. Armand Montrose," flüsterte der Abbé geheimnisvoll, ,, bas bin ich."

Krag öffnete das Medaillon. Es war leer. Der Abbé nickte.

" 1

" Können Sie sehen, daß es leer ist," flüsterte er, als ob diese Tatsache eine wertvolle Aufklärung enthielte. Aber ich) habe noch andere Dinge," fügte er hinzu, ich weiß, wo alles liegt."

"

Wo was liegt?"

Die Antwort des Abbés verriet, daß es gewisse Worte gibt, auf die ein Mensch, der nicht im Besitz seines geistigen Gleichgewichts ist, sich lieber nicht einlassen soll. Er sagte: Die Kospenz".

Da er aber selbst merkte, daß dieses Wort doch allerhand an Deutlichkeit zu wünschen übrig ließ, wiederholte er langsam mit Nachdruck auf jedem Wort als wenn ein Mensch nach einem Beinbruch zum ersten Male vorsichtig eine Treppe hinuntergeht.

Der Abbé aber war entzüdt von Krags Worten, und sein Entzücken äußerte sich dadurch, daß er sich langsam erhob, eine posierende Stellung einnahm und seinen Blick schwärme­risch über eine eingebildete Versammlung schweifen ließ. und Gleich darauf aber erschlaffte er wieder und fing von neuem an, mit den Augen zu blinzeln, als ob er sich bemühte, eine Vorstellung festzuhalten. Darauf ließ er sich schwerfällig auf den Stuhl fallen und sagte überwältigt:

,, Tod und Teufel!"

"

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Die Korrespondenz".

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Was meinen Sie damit, daß seine Seele nicht im Gleichgewicht ist." fragte Steller. Mich dünkt, das ist ein sehr milder Aus rud." 122 ,, Viel zu milde," antwortete Krag, er ist ganz einfach betrunken, total betrunken".

Steller schüttelte bedenklich den Kopf.

"

Ein merkwürdiger Abbé," sagte er, ein äußerst felt­famer Mann Gottes."

fein!"

Nannten Sie ihn Abbé?" fragte Krag und lachte wieder. Sollte es vielleicht gar nicht Abbé Montrose gewesen

Nein, sicher nicht."

" Zum Teufel, wer ist es aber dann gewefen?"

"

Das werden wir gleich erfahren," antwortete Starg und öffnete die Tür ganz. Er bleibt übrigens lange fort, wir wollen ihn lieber aufsuchen."

In dem Augenblick, als die beiden Polizeibeamten aus der Tür traten, ging ein Mann auf dem Korridor an ihnen vorbei.

Es war der Mann mit dem Gefängnisgesicht.

Er ging über den Teppich mit jenem eigentümlichen, regelmäßigen, schleichenden Gang, der Gefangene fennzeichnet, die lange im Gefängnis gefesses haben und deren einzige Be­

" Aha, Sie haben Briefe, darf ich sie sehen?" sagte Krag wegung der Spaziergung auf dem Gefängnishof und das Hin­streckte die Hand aus. Der Abbé erhob sich.

Nicht hier," sagt er, ich werde sie holen, sie sind auf Nummer 333,-"

"

Wie er die Nummer aussprach, schien sie mindestens drei Millionen und mehrere Hunderttausende zu enthalten. " Ich werde Sie begleiten," sagte Krag.

Dann streďte er dem Detektiv feine Hand entgegen, die diefer lange und warm drückte. Da aber machte der Abbé eine abwehrende Bewegung ,, und sollte jemand," sagte Krag.., sich erdreisten, daran mit der Hand. Das wollte er nicht. Indessen würde er zu zweifeln, daß Sie wirklich Abbé Montrose sind ich gleich zurückfommen. Das Zimmer läge ja nur drei Türen meine, daran zweifeln, während Ihr Gleichgewicht gestört von hier entfernt, nur drei Türen. Damit verschwand er. ht, so haben Sie nicher Beweise in Händen, daß Sie der Als die beiden Detektivs allein geblieben waren, beugte aristokratische und vornehme Gelehrte sind, für den Sie sich Strag den Kopf und lachte. ausgeben."

Steller begann jetzt zu verstehen, wo Strag hinwollte. Und er hörte feinem seltsamen Geschwät mit größerem Inter­effe zu.

Der Abbé taftete auf seiner Brust nach einem Heinen

n

Glauben Sie, daß er zurüdfindet?" fragte Keller. Strag lauschte in dem offenen Türspalt.

" Ich höre, daß er jegt in fein Zimmer gegangen ist." fagte er, aber es wird wohl eine Weile dauern, bis er die Briefe gefunden hat."

und Hertraben in ihrer engen Zelle gewesen ist.

Der Teppich aber dämpfte seine Schritte und sein plöz­liches Erscheinen, sein bleiches Gesicht mit den falten, in sich gefehrten Augen. machte solch unheimlichen Eindruck, daß Keller ein Huh! nicht unterdrücken fonnte.

Das hörte der Mann. Er drehte sich um und sah sie an. Die ungewöhnliche Blässe seines Gesichts schien die Dimensionen desselben gleichsam zu erweitern, so daß es in dem dunklen Storridor unnatürlich groß erschien. Er sagte aber nichts, sah sie nur an und ging auf dieselbe schleichende Weise weiter, bis er in der Dunkelheit des Korridors verschwand.

Sein Auftauchen hatte nicht allein einen Eindruck von Grauen, sondern auch von Gefahr hinterlassen. Die beiden Polizeibeamten eilten auf Nummer 383 zu und flopften an. Als feine Antwort erfolgte. rissen sie die Tür auf. Drinnen im Zimmer saß der Abbé tot in seinem Stuhl.

( Forti. folgt.)