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Worauf es ankommt.
Mii seinem dialektisch überaus gewandten Drumrum- reden und den Skandalszenen, die er unausgesetzt provoziert, hat Helfferich versucht, die Kernfragen zu verdunkeln, die bereits noch den ersten Sitzungen des Untersuchungsausschusses eigentlich restlos geklärt worden find. Dies wird aber weder ihm, noch seinen Anhängern ge- Nngen l Wir wollen hier deshalb kurz und zusammenfassend einige der hauptsächlichsten Momente feststellen, die im bis- heriaen Verlauf der Untersuchung einwandfrei klargelegt worden sind. Es ist bewiesen, daß das deutsche Volk syste- motisch über wesentliche Faktoren im Dunkeln ge- lassen wurde, als es in den � verhängnisvollen rücksichts- losen U-Boot-Krieg, das heißt in den Krieg mit den Ver- einigten Staateti getrieben werden sollte: 1. Ueber den Ursprung der Wilsonschen Friedensaktion. Von der kaiserlich deutschen Regie- rung angeregt, sodann ober— nach dem eigenen Geständnis Zimmermanns vor den Pressevertretern— absichtlich durch ein eigenes Friedensangebot durchkreuzt. 2. Ueber die Tätsache, daß der rücksichtslose U-Boot-Krieg den Krieg mit Amerika zur unvermeidlichen Folge haben würde, wie es der Botschafter Bernstorsf wiederholt gedrahtet hatte. 3. Ueber die Absicht Wilsons, im Anschluß an seine Kongreßbotschaft vom 22. Januar 1917 einen offi- zielten Friedensschritt bei f ä m t l i ch e n Kriegführenden zu unternehmen. Von Bernstorfs telegraphisch mit der drin- genden Bitte mitgeteilt, den rücksichtslosen U-Boot-Krieg zu unterlassen. Von alledem wußte das deutsche Volk nichts! Auch der Reichstag erfuhr von Kiesen schwer- wiegenden Tatsachen a b s o l u t n i ch t s. Ja. sie wurden nicht einmal dem Hauptausschuß des Hauses vertraulich mit- geteilt! Es ist ferner bewiesen, daß die Oberste Heeresleitung einen Verständigungsfrieden � damals ebenso wenig wollte wie später, und sich stark machte, Eng- l a n d innerhalb sechs Monate niederzuzwingen. Deshalb ließ sie durch den Mund Capelles erklären, der even- tuelle Eintritt Amerikas in den Krieg bedeute mili- tärisch 9,991„„. Außerdem ist festzustellen, daß es ein« unerhörte Ver- kehrung der Tatsachen bedeutet, wenn man Wilsons Friedensappell vom 19. Dezember 1316 und seine Kongreß- botschaft vom 22. Januar 1917 als gegen Deutschland ge- richtet hinstellt, wie es zuerst Bethmann und jetzt Helfferich versucht hoben. Demgegenüber ist anzunageln: Der Friedensappell Wilsons geschah auf Deutsch . la n d s Anregung; Wilson hatte als F r i e d e n S Präsident kandidiert und war auch als solcher gegen Hughes gewählt worden; Obwohl durch das unerwartete und ihm vorher nicht mitgeteilte Friedensangebot der Zentralmächte in eine Peinliche, ja, beinahe demütigende Loge versetzt, scheute Wilson nicht davor zurück, Teutschland» mit seiner eigenen Aktion nachzuhinken, wodurch er in den Ententeländern und in Amerika selbst sogar in den Verruf der p r o deutschen Gesinnung geriet. Bezüglich der Kongreßbotschaft, die namentlich Helfferich sich bemüht hat, als eine im Interesse der Enient« und gegen Deutschland unternommene Aktion hinzustellen, find folgende Momente hervorzuheben: Wenige Tage vorher hatte der frisch anS Ruder gelangte englische Premierminister Lloyd George seine bekannte ,,Knock-out"»Rede gehalten, in der er die restlose Nieder- werfung Deutschlands als Kriegsziel bezeichnete. Demgegen- über lanHe die Parole W'lsons in seiner Kongreßbotschaft ausdrücklich:»Friede ohne Sieg." Weiter erklärte Wilson in schroffem Gegensatz zu Lloyd George , beide kriegführende Parteien müßten am Friedenstisch als gleichberechtigt miteinander verhandeln. Die Forderung eines freien geeinigten, unabhängigen Polens richtete sich zumindest ebenso sehr gegen Rußland , wie gegen die Zentralmächte. Die Forderung eines offenen Zuganges zur See für alle Staaten war eine spezielle— und durchaus gerechte— Forderung aller Neutralen, zu denen Amerika damals noch geborte. Sie wurde nicht allein zugunsten Valens erhoben, sondern bildete einen ausgesprochenen Be- standteil der in der Botschaft ausführlich begründeten Forde- rung der«Freiheit der Meere", die sich, wie mit
Imperium
Händen zu greifen, in erster Linie gegen das britische richtete. Im Anschluß an die Forderung der„Freiheit der Meere " verlangte Wilson mit starkem Nachdruck ferner die Ab- r ü st u n g zur See. Auch dieses Verlangen war unzweifel- hast gegen England gerichtet, nicht gegen das auf mari- timen Gebiet ungleich schwächere Deutschland . Ist es nach alledem nicht eine unglaubliche Dreistigkeit von feiten der Männer, die den Verständigungsfrieden nicht wollten— vergleiche Ludendorffs Aeußerung an Bern - storff im Hauptquartier:„Sie wollten dort Frieden machen? Ja, aber wir wollten nichtl"—. zu behaupten, daß diese Botschaft Wilsons f ü r die Entente und g e g e n die Zentral- mächte unternommen worden fei. Es handelte sich damals nicht allein darum, den Frieden herbeizuführen, sondern vor allem darum, Amerika vom Krieg fernzuhalten. Durch die Politik der kaiserlich deutschen Regierung ist das erster« Ziel, die Be- endigung der Massenschlächtcrei, gelinde gesagt, nicht ge- fördert worden, und das letztere Ziel, die Vereinigten Staaten neutral zu halten, geradezu sabotiert worden! Die früheren Machthaber berufen sich jetzt, um ihre Politik Wilson gegenüber zu rechtfertigen, auf das Ver- sagen des amerikanischen Präsidenten in Versailles . Wie wir über den Gewaltfrieden von Versailles und speziell über den Wortbruch Wilsons denken, haben wip oft nnd deutlich genug erklärt. Wer die Schuld an diesem Wortbruch lastet in erster Linie auf den Männern, die aus dem Wilson vom Januar 1917 den Wilson vom Mai 1919 gemacht haben. Der Friedensvertrag von Versailles � ist das ur- eigenste Werk der Helfferich. Ludendorff , Zimmermann u. Co. Daran wird durch Redensarten wie„Erdolchung der Front durch den Reichstag ",„taktisches Manöver",„Selbstflagellantismus" und sonstige Dreistig- leiten und Dummheiten nichts geändert. Es sind hier nur die wenigen Sauptmomente hervor- gehoben worden, die bisher' vor aller Oeffentlichkeit im Unterfuchungsousschuß einwandfrei klargestellt wurden. Da- zu kommen unzählige mehr oder minder wichtige Tatsachen, die für die Machthaber vom Januar 1917 höchst belastend, sind. Namentlich was den schwindelhaften U-Boot-Rummel anbe- langt. Außerdem Faktoren von offenbar allergrößter Be- deutung, die aber bisher hinter verschlossenen Türen er- örtert wurden. In erster Linie die neutrale Vermittlung?- aktion zur Unterstützung Wilsons. Das sind die ersten Ergebnisse de? Unter- suchungSauSschusseS. Man begreift jetzt nur zu gut, warum Helfferich und feine Mitschuldigen, ob Zivilisten oder Militärs, jetzt durch provozierte Skandalszenen und mit Hilfe der Straße den Ausschuß in die Lust fliegen lassen wollen. Es wird ihnen nicht gelingen! Wir erwarten, daß der UntersuchunflSaiiSschuß seine Aufgabe ohne Schwanken und ohne überflüsstge Rücksicht auf irgend jemanden bis zum Ziele fortführen wird. Bis zur Feststellung der Wahrheit über die. Schuld am Zusammenbruch Deutsch- lands. Und wir sind sicher, daß er in der Reichsregierung wie in der Nationalversaminlunjj eine Stütze finden w'rd, die sich dessen bewußt ist, daß es sich �»ier um eine Kraftprobe handelt zwischen Republik und Monarchie! »• die Arbeiter gegen öie Reaktion. Die unzweifelhafte Stärkung der nationalistisch-monar- chistifchen Reaktion ist die logische Folge der Behandlung. die das besiegte Deutsä, and durch die Entente erfährt. Der Keulenschlag von Versailles , die Fußtritte und Faust- schlage der immer wieder erneuten Drohungen und Straf- matznahmen, die Nadelstiche ohne Zahl, die uns verfetzt wer- den. müssen dieser Agitation Vorschub leisten. Anderer- seit» ist sie es, die Frankreichs Furcht vßx_Finem deutschen Rachekrieg steigert und dadurch zu immer neuen Maßnahmen führt. So arbeiten die Nationalisten zu beiden Seiten des Rbeins einander in die Hände. Die Berliner Arbeiterschaft hat am gestrigen Sonntag die Stimme gegen diese Hetze erhoben. Die Versammlungen wurden in Uebereinstimmung mit den Aus- führungen. die Scheidemann am Sonnabend an dieser Stelle getan hat. zu einem einzigen Ruf nach der Einigung der Arbeiterklasse..... � Auf den Artikel Scheidemanns hat die„Freiheit" am Sonntag Morgen geantwortet. Sie erklart— was wir so oft getan haben— auf nachträgliche Vorwurfe ver- zichten zu wollen, tut eS aber doch nicht. Wir begnügen uns, gegenüber ihrer Klage über das Gewaltregime die Tatfache festzustellen, daß die Gewalt von link» her
in das öffentliche Leben der jungen Republik eingeführt worden ist. Darauf mußte Gewalt folgen, und jede Gewalt trägt in sich die Verlockung, wenn nicht sogar den inneren Zwang zum Mißbrauch. Wenn aber die„Frei- heit" als Vorbedingung der proletarischen Aktion gegen die Reaktion die Aufhebung deS BelagerungSzu- standes fordert, so erklären wir: Es gibt nichts, was wir von jeher stärker gewünscht haben, als daß die bürgerlichen Freiheiten, die uns die innere Umwälzung gebracht hat, wiederum unbeschränkt jedermann zuteil werde. Wiederholt hat die berufene Vertretung unserer Partei in Gtotz-Berlin die Aufhebung des Belagerungszustandes gefordert, der uns neben Zeitungs - verboten und anderen unerfreulichen Erscheinungen die außerordentlichen Kriegsgerichte gebracht hat, gegen deren Schnelljustiz es kein Rechtsmittel gibt, und deren Wesen und Wirren auch heute noch einer gründlichen Beleuchtung bedarf. Wir sind daher mit der Forderung nach Aufhebung des Belagerungszustandes durchaus e i n v e r st a n d e n, haben das auch schon oft genug erklärt. Wir halten die Auchebung für sofort durchführbar unter der einzigen Voraus- s e tz u n g, daß von allen Seiten darauf verzichtet wird, in der vollen Demokratie Meinungen mit Gewalt durchzusetzen und anderen aufzuzwingen. Auch ohne den Belagerungs- zustand stehen heute der Regierung diejenigen Machtmittel zur Verfügung, ohne die nach ausdrücklicher Erklärung der „Freiheit" keine Regierung bestehen kann und die auch aus- reichen, um Gewalttätigkeiten zu verhindern. Vorausgesetzt, daß von den großen Parteigruppen der Bevölkerung der Verzicht auf jede Gewaltanwendung erfolgt. Mit den Put- schiften von rechts wird die Regierung dann schon fertig. Die Vorgänge der letzten Tage haben der Einigkeit?» bewegung einen starken Antrieb gegeben. Augenblicklich liegt der Brennpunkt im Untersuchungsausschuß der Ratio- nalversammlung. Es ist selbswerständlich, daß wir gegen- über der Auflehnung eines Helfferich und seiner Mitver- schworenen zum Untersuchungsausschuß als dem Organ der Demokratie stehen. WaS auch kommen mag! O die Versammlungen. Trotz de» ungünstigen Wetter» und der völligen Lahmlegung de» Straßenbahnvertchr» in den Vormittagsstunden waren alle Ver. fammlungen stark besucht. An die Ausführungen ber Referenten schloß sich überall eine recht rege Debatte. Alle Redner betonten die Notwendigkeit der Einigung deS Proletariat» angesichts der Gefahren, die der jungen Republik von der rechten Seite droheu. In den Zentralfestsälen sprach u. a. auch Dr. Nestripke, der wegen seiner EmigungSbcstrebungen von seinen unabhängigen Parteifreunden bekanntlich stark angegriffen wird, in sehr versöhn- lichem Geist. Seine von sachlicher Objektivität getragenen Ausführungen fanden den Beifall der Versammelten. In zwei Versaimn», hingen wurden Resolutionen angenommen, die den Parteivorstand beauftragen, mit allen sozialistischen Parteien EinigungSverhand- lungen anzubahnen. In der Versammlung in den Zentralfestsälen wurde ein Antrag, der den Rücktritt verschiedener Parteiführer, insbesondere NoSkes, fordert«, gegen 3Stinrmen abgelehnt. Einstimmig angenommen wurde in allen Versammlungen folgende Resolution. Immer klaren und deutlicher enthüllt die deutsch -nationale uns alldeutsch- militaristische Reaktion ihr Ziel, diekai serliche Monarchie und die alte volksfeindliche Herr- schast einer reaktionären Minderheit wieder aufzurichten. In schamloser Demagogie werden die jetzigen wirtschaftlichen und politischen Schwierigkciien, unter denen da» deutsche Volk leidet, die nur«»ne Folge der verbreche- ri scheu Politik jener reaktionären Parteien sind, ausgenützt, um Stimmung' zu niachen gezen Republik und Demokratie. Man schämt sich auch nicht, die allgemein dem Feld- Marschall Hindenburg entgcaengebracht« Achtung al» Vorspann zuantisemitischen R a d a u d c m o n st r a t i o n e n zu be- nutzen, zu denen man insbesondere auch Schüler mißbraucht. Die Versammelten sind sich bewußt, daß die breiten Volksmassen Rechte und Freiheit nur auf dem Boden der gegenwärtigen demokratischen und republika- nischen Staatsordnung finden können. Sie ssub gewillt, diese revolutionären Errnnqcnschaften mit allen Kräfto« und Mitteln zu verteidigen. Die Versammelten fordern, daß die zuständigen Behörden mit der bisher«übte» Nachsicht gegenüber diesen deutschnationalen Treibereien brechen und mit aller Schärf« dagegen«inschreiten. Sie fordern insbeson- dere. daß endlich daran gegangen wird, die noch immer in den ene« scheidenden Staats» und Reichsstellen tätigen reaktionären Be» amten und Offizier«, die zum Teil absichtlich Äonflik:«.her- aufbeschwören, um die heutige Regierung in Mißkredit zu bringen, rücksichtSlo» entfernt werden. Ebenso sind sofort untz »hnePension alle Schulleiter zu entlassen, die die Teilnahm«