Nr.640.36.Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

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Aerninrether: Ami Morinplas, Nr. 15190-15197.

Montag, den 15. Dezember 1919.

Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., Sw. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 117 53-54.

Urteil im Lindner- Prozeß.

Ein einiges Deutschland  !

„ Die eine deutsche Republik, die mußt du( deutscher Mar) noch erfliegen," so rief uns Freiligrath vor mehr als 70 Jahren zu. Zwei Revolutionen liegen zwischen Heute und biesem prophetischen Worte des Dichters der Schlacht am Birtenbaume, des Redakteurs der„ Neuen Rheinischen Zeitung  ". Zwei Revolutionen, aber Waldeck   und Lippe- Detmold find ge­blieben.

14 Jahre Zuchthaus.

Pünktlich um 11 1hr vormittags verkündete der Vor­sisende, Landgerichtsrat Neidhardt, folgendes Urteil des Volksgerichts: Im Namen des Volksstaats Bayern hat das Volksgericht für Recht erkannt:

1. Freigesprochen wird der Angeklagte Alois Lindner   von der Anklage des Mordes.

2. Verurteilt wird der Angeklagte Lindner wegen Für Einheit und Freiheit strebte das Bürgertum, aber des Verl   rechens des versuchten Totschlags und wegen bie& lein sta aterei fonnte es nicht überwinden. Was Verbrechens des erschwerten Totschlags zu der Ge­Frankreich und England fdjon vor Jahrhunderten groß gesamtstrafe von 14 Jahren 3uchthaus. macht hatte, die geschlossene Kraft des Einheitsstaates, 3. Der Angeklagte Frisch wird wegen Verbrechens des die frühe Ueberwindung der Stammes- und Kleinfürftentümer, versuchten Totschlags zu drei Jahren sechs Monaten tvar Deutschland   nicht beschieden. Auch die Verfassung vom Gefängnis verurteilt. Jahre 1871 fchuf kein einiges Deutsches Reich  , sondern bloß einen Bund der Fürsten  .

4. Wegen Begünstigung werden verurteilt der An. geklagte Merkert zu einem Monat fünfzehn Tagen Ge­fängnis, der Angeklagte Schlund zu sechs Monaten Ge­fängnis.

Die Revolution vom Jahr 1918 war leider auch nicht die deutsche   Revolution, weit mehr war fie die Revolution der Bayern  , der Sticler und der Kölner  , 5. Je vier Monate Untersuchungshaft werden den An­der Eachsen- Weimarcaner und der Reuß  - Geraer  . Selbst in geklagten Lindner und Frisch angerechnet. Dem Ange­ber vom Proletariat und von der ehemalig kaiserlichen Armee flagten Lindner werden die bürgerlichen Ehren­famen alle Bartifularismen der rechte auf fünf Jahre aberkannt. Dem Angeklagten Mer. getragenen Revolution zahlreichen Klein- Deutschlands in Erscheinung. Dochert wird eine Bewährungsfrist bis zum 31. De­regte sich das Streben nach einem einigen Deutschland  , zum zember 1920, dem Angeklagten Schlund nach Verbüßung geringsten nach einer Neueinteilung Deutschland   auf Grund von zwei Monaten der Strafe für den Rest Bewährungs­wirtschaftlicher Notwendigten, auf Grund der Zusammenfassung fri ft zugebilligt.

Arbeitsaufnahme in Halle.

der Stämme und unter Berücksichtigung der großen geographi­fchen Zusammenhänge wie der gegenwärtigen Notwendigkeiten, aber ohne Rücksicht auf die Geschichte der Dynastien, die den ( Drahtbericht unieres gallenfer Rorrespondenten.) Einzelstaaten ihre gegenwärtige Gestalt gaben. Die Dynastien Nach eintägigem Streit wegegen der Berurteilung Kilians ift wurden vertrieben; es blieben aber nicht nur die Kaiser- und Prinzenstraßen in allen Städten Deutschlands  , es blieben Montag früh in fämtlichen Betrieben alles und Umgegend die auch alle Grenzen, wie sie aus Ebverträgen von Wettinern Arbeit in vollem Umfange wieder aufgenommen worden In und Hohenzollern   und aus Mittgiften von Prinzessinnen er- ber Stadt ist alles ruhig, wie es am Tage des Sucilausbruchs und

wachien waren.

Bir blieben weit vom Einheitsstaat entfernt.

fahren fann.

Itche Not aller unserer Länder, aller unserer Städte. Wir

auch am Sonntag ruhig geblieben ist.

Vor einer Kohlenkatastrophe in Kiel  .

deutschen   Einheitsstaates erreichen läßt. Aus diesen Erwägungen heraus ersucht die Landesversammlung die Staatsregierung, sofort und noch vor Einbringung der endgülti­gen Verfassung bei der Reichsregierung und den Regierungen aller deutschen   Länder dahin zu wirken, daß sie über die bal. dige Errichtung des deutschen   Einheitsstaates in Ber­handlungen eintreten.

Möge dieser Ruf zur wahren deutschen   Republik   freu­digen Widerhall finden bei Preußen und Bayern  , bei Thü­ringern und Rheinländern, bei Franken und Schwaben, bei Alemannen und Hessen  , in der Reichsleitung wie in der Na­tionalversammlung, in allen Einzelstaaten, in ihren Barla­menten und bei deren Regierung.

Ueber fleinlichen Egoismus, über historische Bedenken, auch über Liebgewohntes und Althergebrachtes hinaus muß unser Streben geben zur einigen deutschen  großen Republit.

Die deutsche Sozialdemokratie hat diesen Weg fchon im Sommer beschritten. Sie hat auf ihrem Weima rer Parteitag im Juni folgenden Antrag zu dem ihren gemacht:

Der Parteitag spricht sich mit aller Entschiedenheit für die Schaffung der deutschen   Einheitsrepublik aus, und fordert die Parteigenoffen in der Regierung, in der National versammlung und im ganzen Reiche auf, allen partikularistischen Tendenzen wirffam entgegenzutreten.

Die freiheitliche Entwicklung Deutschlands   wird erst gesichert, wenn die Gliederung der Reichs- und Bundesstaaten überwunden sein wird.

Die Wirkungen des Krieges müssen zu einer Verbilligung und damit zur Bereinheitlichung der Verwaltung führen. Aus dem einheitlichen deutschen   Wirtschaftsgebiet muß auch das ein. heitlich geschlossene beutsche Staatswesen er wachsen.

Die parlamentarischen Vertreter der Soziaft emokratie

werden daher den Antrag, der jegt aus der preußischen Lan­desversammlung fommt, mit Herz und Hand unterstützen. Sie, werden zu ihrem Teile nachzuholen suchen, was aus Gründen, die mächtiger als ihr Streben waren, in den stürmischen No­vembertagen des Vorjahres versäumt worden ist.

Eichenlaub".

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Der Verfassungsentwurf von Preuß fuchte wenigftens einen großen Schritt zur Reichseinheit zu machen, ( Eigener Drabtbericht aus Stiel.) aber die tatsächliche Verfassung, wie sie heute rechtens ist, Die Bersorgung der Stadt Riel mit Rohlé ist fe fchlecht, ändert nichts an den Zwergstaaten, an all den ungefunden daß nur noch an drei Stunden täglich Gas abgegeben werden kann. Grenzen innerhalb des dieiches, an den Enklaven und Erklaben, wian rechnet täglich mit der Stillegung der Gas- und Den Offenen Worten" ist ein Helfer erftanden in Gestalt an der Tatsache, daß man mit dem billigsten Vierklaffen- Glettrizitätswerte, wodurch 30 000 Arbeiter brotlos der Soldatenzeitung„ Eichenlaub", die wohl faum vom Reichs Billett immer noch durch drei selbständige deutsche Staaten werben würden. Die für Riel bestimmten Rähne mit Kohlen find wehrministerium als privates Unternehmen abgetan werden Stärter als unfer ideales Etreben nach dem einigen unterwegs verunglückt und festgefahren, so daß sie erst umgeladen fann, denn sie führt am Kopf den offiziellen Titel: Na ch Deutschland, das der deutichen Sozialdemokraten geistiges werden müssen, dadurch wird die Versorgung Riels mit Rohle um richten und Unterhaltungsblatt der Reichs-. wehrbrigade III( reitorps Hülsen)". Dieses Erbgut von Diary und Engels, von Bebel und Liebknecht   ist, wei Wochen verzögert. Dringende Hilfe für Kiel   tut not. - wahrscheinlich partcipolitisch auch neutrale" Blatt- tst die wirtschaftliche Not unseres Reiches, auch die wirtschaft- Sozialdemokratischer Wahlfieg in Danzig. fieht seinen besonderen Beruf darin, unablässig die sozial­demokratischen Blätter und die sozialdemo stehen mit einem Reichtum von Ministern, wie ihn fein euro- Bei den Wahlen am Sonntag zur Danziger Stadtvertratische Wiehrheitspartei anzugreifen päisches Land sonst hat, vor der Notwendigkeit, die schwersten ordnetenversammlung wurden in 132 Bezirfen insgesamt Davon entfi: len auf die deutsch   126. November 1919 mit dem all deutschen Grafen Der Vorwärts" hatte sich in seiner Morgenausgabe bom Steuern auf jeden einzelnen zu legen. Diese Steuern find 89 000 Stimmen abgegeben, Davon entfi: len auf die deutsch  nationale Partei 18 351 Stimmen, gewählt 14 Abgeordnete; nur zu ertragen, wenn wir gleichzeitig äußerste Sparsamkeit Bolen 7391 Stimmen 5 abgeordnete; vereinigte sozialdemo: Reventlow unter der Ueberschrift Der Hellseher aus in die Verwaltung hineinbringen. kratische Partei 26 831 Stimmen, 20 Abgeordnete; 3en Hinterland" über die Gründe des Zufammenbruches aus­Wie in der Industrie, gilt es auch im Staate, daß der trumspartei 11 271 Stimmen, 8 Abgeordnete; deutsch   einandergefeßt und dabei die Mängel und Fehler der alten Großbetrieb das Vorteilhafteste, Billigste, Aussichtsvollste ist. Demotretische Partei 12032 Stimmen, 9 Abgeorducte; Armee als die eigentlichen Gründe des Zusammenbruchs auf­Wir müssen mit den Kleinbetrieben im Staatswesen auf- wirtschaftich e Vereinigung 13 101 Stimmen, 10 Abgeordnete. geführt. Graf Reventlow hat darauf nicht geantwortet, aber hören, wir müssen der Zwergwirtschaft ein Ende machen, wir für ihn antwortet die neutrale" Soldatenzeitung ,, Eichen­müssen Schluß rufen der Verschwendung, nicht nur an Geld, laub", Das wird allmählich zur Allgemeinüberzeugung. Wenige deren Beruf es offenbar ist, allbeutschen fondern auch an geistiger Kraft, in den Leitungen unserer Monate, nachdem wir die Reichsverfassung vollendet haben. fallen auch gleich ein paar lobende Worte für das Geschwister­Polititern die Steigbügel zu halten. Dabei Endlich einmal Preußen im Reiche voran! Bon Preußen geht der Ruf nach dem einigen organ, die Offenen Worte", ab. über deren Haltung eben Deutschland   aus. Sozialdemokraten, Zentrum und De- erst der Reichswehrminister öffentlich seine schärfft e mofraten haben in der preußischen Landesversammlung bean. Weiß billigung" ausgesprochen hatte. Wir zitieren aus tragt, zuerst den großen Verfuch zu machen, über die Klein. r. 19, wobei wir besonders auf den Sauberdenton stanterei hinaus zum einigen Deutschen Reich zu kommen, dieses amtlichen Armeeorgans verweisen: bevor an die Schaffung einer Verfassung für Preußen ge­gangen wird.

öffentlichen Körperschaften.

Diese Verschwendungen Fönnen wir uns auf die Dauer nicht leisten. Alles ruft nach Stonzentration der geistigen, der politischen, der wirtschaftlichen Kraft in Deutschland  , wie in jeder Partei. Wieviel Verschwendung ist es, daß wir über­all und in allen Parteien neben der Gemeinde- und Reichs­politik noch preußische Politif. noch bayerische Politit, reußische und Altenburger Bolitik treiben müssen! Eine ganze Anzahl von Kräften wird verwendet, um die angeblich gegensäblichen Interessen der einzelnen Länder auszugleichen. Wir müffen uns auch im Innern des Reiches mit zahlloser Diplomati­fiererei und Kompromisselei abgeben. In feinem Land der Welt wird soviel Kroft in der obersten Leitung der Stoats weien verschwendet als bei uns. Die ganze Politik und Ber­waltung im alten Deutschland   wie im neuen Dentichland deigt, daß wir feinen Ueberichuß an politischen Kräften, an ftactsmännischen Fähigkeiten, an organisatorischen Genies haben. Trotzdem müssen wir aber von neuem alles aufbauen. wir müssen ftreben, nicht mit der alten Berwaltung und mit den alten Geheimräten zu wirtschaften. Wenn wir endlich zu diefer Ueberzeugung gelangen, dann müssen wir sparsam mit den neuen Kräften für Reich und Verwaltung wirt­fchaften.

Diefer Antrag Gräf  ( S03.). Porich( 3.) Fried. berg( Tem.) und Genoffen birgt folgende Säße:

Durch die Reichsverfassung sind die Grundlagen für den deutschen   Einbeitsstaat berart geschaffen worden, daß feine Errichtung nur eine Frage der Zeit, der langsameren oder schnelleren Entn idlung st. Die ungebeure Not, in der sich das deutsche Volt befindet, die trostlofe finanzielle und wirtschaft­liche Lage des Reiches wie der Länder und Gemeinden, die stän­big mechselnden Edwierigkeiten und Hemmnisse, die das Neben­einander von Reichsregierung und zahlreichen Landesregierun­gen zur Folge hat, laffen den Versuch geboten erscheinen, die Zu­sammenfassung aller Boltskräfte in einem Einheitsstaat o bald ale möglich herbeiguführen. Preußen ist im Be griff, fich eine Verfassung zu geben. Als das größte der deutschen  Länder erblickt Preußen seine Pflicht darin, zunächst den Versuch zu machen, ob sich nicht bereits jest die Schaffung des

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Dem Vorwärts" bar's die Uniform annetan, genau so tie meinem Dadel, dem einmal ein Boltaist aus Berlehen auf den Schwanz getreten hatte. Er tommt diesmal aus dem Heulen und Radauschlagen gar nicht mehr beraus. Ganz verdensen fann man es ibm eigentlich nicht. Als Oppofitions. organ geboren, fann er beute, wo feine Wartet ane Ruder ne tommen ist, bieien feinen alten Erbfebler natürlich nicht verleugnen. Wenn mein Tadel auch zum Schoßbund avanziert wäre, er bätte doch jeden Aniformträger angebellt. So geht's auch dem Vorwärts. Raum bat er sich von seinem Wulantall erbolt, ben bas Erscheinen Hinden burgs und Ludendorffs( ba! Red. b. B.) in Berlin   bet ibm bei vorgerufen, da entdeckt er in den„ Cffenen Worten" ein Gedicht unteres Willi Künzel, das ibm zum mindesten als ein Staatsverbrechen erscheint. Die Offenen Worte ließen fich natürlich nicht aus der Rube bringen, und noch viel weniger ließ Noste unieren Reichewehrpoeten aufhängen, wie es der Vorwärts gewünscht.( Die von Noste öffentlich erflärte fchärffte Mißbilligung unterschlägt das wahrheitsliebende

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