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LieferungSpflicht im Ruckstande bleiben werde, um einen noch höheren Gewinn zu erzielen, was selbst von den anwesenden »andwirten zugegeben wurde. Von unseren Genossen wurde wiederholt geltend gemacht, daß sie die schwersten Bedenken gegen die Vorlage haben und ihr nur zustimmen könnten. wenn die Regierung dafür sorge, dag die Aufrechterhaltung der Existenzmöglichkcitcn der Arbeiter, Angestellten. Rentner, Pensionäre usw. gewährleistet würde und stellten mehrere diesbezügliche Anträge. Bei der Abstimmung wurde die Rc- gierungSvorlage mit allen gegen zwei Stimmen angenommen. Angenommen wurden die folgenden sozialdemokratischen sknträge: Um nnter Berücksichtigung der Produktionskosten für das kommende Wirtschaftsjahr angemessene Preise für die landwirt- schastltchen Erzeugnisse, soweit sie keinen Höchstpreisen unter- warfen sind, zu erzielen, wird die Reichsregierung ersucht, sofort «in«, paritätisch zusammengesetzte Kommission aus Land- Wirten, landwirtschaftlichen Arbeitern und K o n s u> «enten in Verbindung mit der Reichsregierung zu bilden und auf Grurld der Feststellung derselben dem Ausschutz eine B o r l a g e über eine eventuelle Erhöhung der Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse des kommenden Wirtschafts­jahres zu unterbreiten." Ruf Antrag wurde weiter beschlossen: Durch die beschlossene Prämienzahlung für landwirtschafi- liche Erzeugnisse ist eine nicht unerhebliche Steigerung der Ha ushaltungS kosten eingetreten. Um einen Ausgleich gegenüber diesen Mehrausgaben zu erreichen, und um erneute Störungen des Wirtschaftslebens zu vermeiden, erachtet eS der Ausschutz für notwendig, datz auch die Löhne und Gehälter der Arbeiter, Angestellten und Beamten sowie die Renten, soweit sie sich aus der sozialen Gesetzgebung ergeben, der Verteuerung der Lebensmittel an gepatzt werden. Die Reichsre- gieruug wird ersucht, auf die Landesregierungen, Gcmeindever- waltufigen und Arbeitgeberorganisationen in diesem Sinne ein- znwirken. Durch die Annahme de? Regierungsvorlage tritt eine Erhöhung des Mehls um 34'/, Pfennig und eine Verteuerung des 235Y.Grammbi'otes mn 80 Pf. ein, so daß sich der bis- herige Preis von 1,85 M. auf 2,45 M. stellt. Aufgabe der Regierung muß eS nun fein, dafür zu sorgen, daß nicht eine weitere Steigerung des Brot�reises durch die das Brot- getreide verarbeitende Industrie eintritt, daß sie die sozial- demokratischen Anträge einer sofortigen Prüfung unterzieht und daraus die sich ergebenden Maßnahmen in die Wege leitet. Hoffentlich sind sich alle in Frage kommenden Stellen darüber völlig klar, daß es jetzt gilt, das zu gesundende Wirt- schastsleben mit weiteren Störungen zu verschonen. Das neue ÄeferungsprSmlenspstem. Uel«c den Aufbau des neuen eben beschlossenen Liefe- rungSprämiensystemö werden folgende Einzelheiten be- kauirt. Bei Getreide wird dem Landwirt, wenn er 70 vom Hundert seines Lieferungssolls erfüll! hat, für jeden Zentner der von ihm abgelieferten Gesamtmenge an Brotgetreide oder Gerste eine Prämie gezahlt, die mit 2 M. beginnt und in Staffeln von zunächst 10, alsdann von 3 Proz. um 2 bzw. 2,50 M. steigend, bei Erfüllung von 110 vom Hundert des Lieferungssolls 15 M. erreicht. Tie Zahlung der Prämie erfo'gt bei Getreide rückwirkend für jeden Zentner, den der Erzeuger überhaupt abgeliefert hat. Da- durch wird bewirkt, daß der Anreiz zur Lieferung fortgesetzt steigt. Hat ein Erzeuger z. B. mehr als 80 Proz, seiner LieferungSpflicht xeleiskei, so wird ihm die Prämie von 4 M. nicht nur für das ge- zahlt, was er über 70 Proz. hinaus geliefert hat, sondern für die gesamte, von ihm gelieferte Menge. Da nun die Prämie immer weiter steigt, erhöht sich der Detrag immer mehr, s, datz der liefcrungsfreudige Landwirt reich entschädigt wird und er sich hoppelt überlegen muß, ehe er den Schleichhandel in An- sprach nimmt. Mit Rücksicht auf dl« von der Getreidebewirtschastung ab­weichend« Art der Erfassung der Kartoffeln und ihrer Zuwei- sung qn den Verbrauch ist diese Rückwirkung bei Kartoffeln nicht möglich. Bei Kartoffeln wird daher dem Erzeuger, der 50 vom
fluf öer Straße.* Von HanS Gothmann. In den Tagen kurz vor Weihnaibten stehen auf den Siratzen d-r Großstädte Kinder und verkaufen Hampelmänner. Sie hallen sie vor die schmale Brust, ihre Gesichter sind blatz, ihre Augen scheu und bittend. Man sieht, sie habe» viel Hunger. DaS rasende Leben der Großstadt jagt an ihnen vorüber. Sie drücken sich an die Straßenecken, um nicht von dem Menschenstrom fortgerissen zu »verden und schreien mir ihren dünnen Kinderstimmcheu erfolglos den Hastenden zu: Hampelmänner! Hampelmänner! Niemand hört. Ein paar neugierige Kinder drängen sich hinzu und betrachten bewundernd die bunten Pappfiguren. Die kleinen Verkäufer kämpfen die Hände in den zerrissenen Taichen ihrer ärm- lichen Mäntel und treten von einem Fuß auf den anderen. ES ist kalt. Frvstckndc Nässe kriecht am Körper hoch. Sie husten. Abends sikhlrn sie sich wie zerschlagen. Vielleicht schimpft die Mutter, wenn sie nichr genug verkauf» haben. Ihne» ist, als wären sie zermalmt uod zermürbt»vorden von den endlosen Mcnschenwellerr, die an ihm« in den traurigen Stunden vorüberschießen. Als hätte sie jvöer«rnzelne Menich geschlagen. Aber sie begreifen noch nicht. Sie haben, nnschnldige Augen und Herzen und leiden unter ihrer Armut und der bitteren Kind- heit ohne Empörung. Zch habe ciiiein von ihnen Geld geschenkt. Fast kam ich bor ihm mir schuldig vor und scheute seine dankbaren Augen. Weih« nachten ist das Fest der Freude und Liebe unter den Menschen... Die Liirtäger der pflichivergcnenen Welt stehen in Kindergestalt an den Straßenecken aller Großstädte und verlünden stnmm und »nerhört das Elend der Zeit. Weihnachten?.. Da soll ein Glanz in jede? Herz fallen, ein Funken Freiide wenigstens, ein Atemzug der Liebe durch jede Menschenseele geben..... Wenn du jetzt hingehst, werden die Kinder noch dastehen. Sie rufen mit müden Stimmen: Ihre Augen sind irtieu. Man sieht, sie haben viel Hunger. Und frieren, denn es ist kalt und häßlich.
vom Volkserzähler Horch Jock. Denn diesen Ttiel, der sehr Hohes sagt und iu Volkes Namen fordert, hatte Gorch Zock sich'.m Hamburger Gebier schon erworben, als die Schlacht ani Skagcrrak vor drei Jadren sein ManueSleben vernichtete. Seilher sind Gorch FockS Werke in weite Runde ge- laust». Zmn hundertsten Tausend ist der RomanSeefabrt ist not" Mvvnfgelanyt, dies Werk, in dem die frenstg lachende Lebenslust de« Ftnlenwärder Fischersahns am stärksten erwies, wie hochgemut sie Segel aufsetzen konnte. An fchwedrscher Rüste ruht Gorch Fock  . Muri  , wo da« Meer seinen slörper zwischen Trünimern an Land ipülte. In breiter Smnumwallmig liegt jein Grab neben Gräbern von Schicksalsgefährten. Unter den Lebenden hätten wir dich heute brauchen können, Gorch Fock l Du wärst
Hundert seines Ablieferungssolls erfüllt hat, für jeden darübet! hinaus gelieferten Zentner eine Prämtevon2M gezahlt. Diese Prämie erhöht sich nach Erfüllung von je zehn weiteren Pro- zenten, des Ablieferungssolls um je 50 Pf. Für jeden nach Er- füllulig des gesamten Lieferungssolls noch abgelieferten Zentner beträgt die Prämie 5 M. Die erhöhten Sätze gelten auch für die Erzeuger, die bei Erlaß der Verordnung bereits 50 Proz. geliefert haben. Die Prämien werden durch den Kommunalverband gezahlt. Mit Rücksicht auf den Stand der Reichsfinanzen müssen die durch die Prämie entstehenden Aufwendungen von den Ver- brauchern getragen werden. Bei Getreide werden die von den Komunalverbänden verauslagten Beträge diesen durch die Reichs- gefteidestelle erstattet. Die der Reichsgetreidestelle durch die Prä- mienzahlung entstehenden Kosten werden durch die Erhöhung der Mehlpreise gedeckt, die unter Wegfall der bisher ge- währten Reichszuschüsse 46,50 M. für den Doppelzentner beträgt. So unerwünscht eine Erhöhung der Brot- und Kartofselpreise ist, ist die durch die Einführung der Abliefernngsprämien bedingte Belastung der Verbraucher auf jeden Fall bedeutend geringer. als sie sein würde, wenn Getreide und Kartoffeln in erhöhtem Um- fange zu den bekanntlich überaus hohen Preisen aus dem Ans- l a n d eingeführt werden mühten. ES ist nun Salbe der Land- Wirte, zu beweisen, datz sie das Entgegenkommen der Regierung und des Parlaments auch zu würdigen wissen. Bon ihrem Verhalten wird es abhängen, ob und wann an einen weiteren Abbau der Zwangswirtschaft gedacht werden kann. Er wird um so später und schwerer möglich sein, je weniger sich die Landwirte bereit finden, ihre Pflicht unter diesen günstigen Vorbedingungen zu erfüllen. « Der ReichswirtschafiSmiiiisicr ha! neue Preise für Kunsthonig und Marmelade genehmigt. Die Preise gehen wesentlich über die vorjährigen Preise hinaus, weil bei der geringen Zuckererzeugung auch AuslandSgucker für die Herstellung der Ware in Anspruch ge- nommen werden muß. Der Kleinhandelspreis für das Pfund Marmelade stellt sich auf 3,24 M., für Kunsthonig auf 3,70 M.
Späte Erkenntnis. Wer recht erkennen will, muß zuvor in n'chttger Weife gezweifelt haben", scufte Aristoteles   einmal. Man könnte fast glauben, daß unsere Freimde vom Schiffbauerdamm aus dem Stadium des Zweifels in das deS Erkennens gekommen sind. Jedenfalls hat sich das noch nie dagewesene ereignet, daß die Freiheit" sich ehrlich über eine Maßnahine der Regierung freut. Sie ist ganz beglückt,daß die Regierung vor den Drohungen der Gastwirte nicht zurückgewichen ist und die Zurückziehung der Verordnung(betreffend Wuchergerichte) abgelehnt hat". Sie sagt weiter:Das einzige Zugeständnis, das die Regierung gemacht hat, nämlich zu gestatten, datz gegen die Verurteilung Berufung eingelegt werden kann, haben ja auch wir als eine Notw endigkeit bezeichnet". Wir sind wirklich et staunt über dieses Maß von Gerechtig- keit, das dieFreiheit" der Negierimg widerfahren läßt. Rückhaltlos erkennt sie an, daß der Regierung das Wohl der Allgemeinheit, besonders der armen Be- völkerung böher steht, als das deS bemittelten Publi­kums. DaS sagt sie zwar nicht offen heraus, sie darf es ja nicht von wegen Moskau  ! sie bekennt es aber faktiich, indem sie schreibt:»Denn uns stehen die Jntereffen der Allgemeinheit, besonders aber der armen Be- völkerung, bedeutend höher, als die der Gastwirte und des bei ihnen verkehrenden Publikums". Da die Regierung in diesem Falle ganz zur Zufriedenheit der.Freiheit" ge- arbeitet hat, so gilt dieses sich selbst gespendete Lob natürlich auch für die Regierung. Wir freuen unS dieser späten Einsicht und wollen deS- halb über die kleine Fälschung, daß die.Freibeit" die einzige Tageszeitung sei. die sich diesmal der Interessen der Gast- Wirte nicht angenommen hat, hinwegsehen, denn aller Anfang ist schwer auch der zur Besserung.
einer von denen gewesen, die in der Not in die Wolken packen und lange Breüden reißen, daß der blaue Himmel dmedkann. Wir brauchen Mut, der ausgebt aus der besonderen Macht deS Glaubens an sich selbst und aus dieser Wurzel dt« sichere Richtung ieiueS Wollens' und Werdens empfängt. ÄuS solchem Mut ginge» Gorch Focks Bücher hervor, all die'« munteren, meuicheiischauenben Erzählungen von der Wassel kante, von Niederelbe und Nordlee, von»Schilllengriepern und Tungenkniepern"..Hamborger Jan- mooten",.Fahrenslcuien", wie die Buchtitel lauten, die vlaltdeulsche Geichichte derbstfrohen NebermutS dann von.Hein Godenwind", dem.Admitol von Moslilonien", und endlich jener schon genannte Roman, der des Dichters letztes größeres Werk bleiben iollie. Dem Hamburger sind diele Reihen von Geschichten mit ihrer bandtesten Sprache aus der Well der Seefahrisardeit«me starke, schöne Truhe heimatlicher Erinnerungen� Das hat er vorweg. Aber sie sind mehr. Sie haben den Menschen in sich, der sie geschrieben hat, einen, der werden wollte, was er in sich fühlt«, der von unien herau'kam und die Welt gab, die er erlebt hatte, und der den Willen, der fein Sckiff aimieb. in Gestalten umdichtete, die au» dem zähen Stoff«einer Heimaniienichen gebaut waren. »Sterne überm Meer" bat Aline Bußmann   ein Buch getankt. das in Taaebuchblätiern die mnere Natur dieses Dichter» sich selber schildern läßt. Ein Buch der iroden Iuvei ficht, die über alle? Hemmen mit sonnigem, brausendem Idealismus hinwegspriugt. »lieber die Scligteit des Ausschrettens gegen starken Wind geht mir- kaum etwas: jeder Schritt gibt neue Kraft und neue Freude. Ich bin ein Schiff mi» vollen Segeln". Und«in Blatt weiter von diesem Wort sagt Gorch Fock  :»Von den Tingvögeln müssen w:r lernen, die ans dürren Besten. am lau'.esten singen." Allerdings:»Wir singen auf dürren vor Angst und aus grünen vor Satiheit nicht mehr." Ueber all dies junge, osi noch in erster Einkalt knospende Rühren des Geistes hinaus leuchtet das Blühen dieses Willen« zu kämpfender Freude, und dies« Att ist eS, die Gorch FockS Bücher immer durchionnt und überall verständlich machen wird, wo Freude nottut. Eben jeyr hat Alme Bußmann VeriirenleS von Fock zu eiuem neuen Buch verbunden:»Schiff vor Anker", wie alles andere von M. Gloga» jr., Hambiug, verlegt (und in der VorwärtS-Buchhandlung vorrätig). Mitten i» dem bunten Srrauß der hier vereinten Erzählungen, von denen einiges aus Anfangszeiten stamnie» mag. jauchzt es>n einer HerbstbootS- fahrt draußen an der Elbmündung aus: »Sei mir gegrüßt, du bunte Welt, sei mir gegrüßt, du großes Leben. Du rinnst und jagst durch meine Adern, reißest mich aus und wirfst mich nieder. Nieder? Fortan nicht mehr! Wer so lachen kann, wie ich. der läßt sich nicht mebr niederwerfen. Ich lebe, und hoch will ich leben. Ich lebe mit Wissen und Willen lüb'.e jeden Atemzug, jeden Wilidhauch, jeden Wellenschlag. Ich sehe jei'en Baum und iede Wolke, deute jeden Schritt und jeden Klang, forsche iu allen Mienen und in allen Zügen, llmflulet. um- braust, umkost und König meines Leben» bin ich! Mittelpunki der Welt, aller Bugen warten auk mich und über meinem Kopfe ist der Himmel am allerhöchsten. Was ich sehe, was ich tue: darauf kommt es an und für mich scheint die Sonne. Umreißen oder ausbauen, das ist mir gleich, nur wirken, arbeilen, die Arme auf­krempeln können und dabei fingen mögen! Wenn zwei streiten: hei, dazwischen gesprungen und mttgestrittrn! Leben, lachen.
Schützer öer akademischen Freiheit. Im reaktionären Blätterwald tönt Heulen und Weh- Nagen, weil der Kultusminister Genosse Haenisch im Mar- burger Universitätssall dem Professor Traeger eine Rüge erteilt hat. der im Kolleg Mitglied r der Regierung be» schimpfte und in parteipolitischen Ergüssen über die Re- publik herzog.Die akademische Freiheit ist in Gefahr!" so schreit es in allen Tonarten. Dabei ist dem streirlustigen Professor nichts weiter eröffnet morden, als daß er unbe- schadet seines Rechtes auf sachliche Kritik eine Per acht- l i ch m a ch u n g der geltenden Staatsordnung und der stoat  - lichen Funktionäre unbedingt z u vei meiden habe. Das ist gewiß eine sehr milde Erledi Hing des Falles. Trotzdem begehrt der schwerindustrielleLokalanzeiger" fol° gendermaßen auf: So also sieht die akademische Lehrfreiheit km neuen Deutschland   aus. Dir find begierig zu erfahren, wie sich die deutschen Hochschullehrer zu dieser Auffassung und zu dieser Anweisung des Herrn MinssterZ für Wissenschaft, Kunst und Volksbikdung stellen werden. In noch viel stärkeren Ausdrücken tobt der orthodoxe ..Reichsbote", ein Blatt, für das es bis zum November 1918 kein greulicheres Wort gab, als Gesinnungsfreiheit oder Ge- Wissensfreiheit: Wir lernen jetzt an allen Ecken und Kanten kennen, w a S sozialdemokratischeFreiheit" heißt. Es ist die Freiheit deS Zuchthauses, die Herdenmenschen genüge« mag, die nur gut verdienen, wenig arbeiten und gut essen wollen, nicht aber sittlich erzogenen Jndividnali- täten, die wissen, waS geistige Freiheit ist, und wa? sie für ein Volk bedeutet. Im alten monarchischen Staate bestand wahre akademische Freiheit. Ach wirklich? Wie sah denn die wahre akademische Frei- heit des monarchischen Staates aus? Hat derReichsbote" noch nie etwas von einem Fall A r o n s und einer l- o x A-rons gehört? Unter derwahren akademischen Frei- heit" des alten Systems wurde ein Hochschuldozent von der geistigen Bedeutung des Gen. Leo Arons   gemaßregelt, der in der sachlichsten Weise physikalische Vorlesungen hielt, werl er a u ß e r h a l b der Universität, in seinem Privatleb: n. Sozialdemokrat war. Die jetzige Regierung verlangt nur/ daß der volitische Tages st reit nicht in die Hör- säle hineingetragen wird und läßt im übrigen jedem Dozenten volle politische Gesinnungs-, Meinungs- und Lehrfreiheit. Unter dem alten System dagegen wurden Do- zenten bloßwegenihrerpolitischenGesinnung auf die Straße gesetzt. Aber für den.Reichsboten" ist erwiesen, daß dieses alte System diewahre Freiheit" be» deutete, während die Toleranz des demokratischen Systems 'sozialdemokratischer Znchthausftaat in Reinkultur" ist undden letzten Rest geistiger Freiheit er- drosselt". Ist dies gleich Wahnsinn, hat es! och Methode, nämlich die verlogene alldeutsche Hetzmethode? Steuerpolitik und Sozialismus. Ein Jahr nach dem ersten deutschen Rätekongreß bot die Deutsche?laiicmalversammlung da» Reichsnotepfer verabschiedet. Diese beiden Tatt'achen bringen wir deshalb in Zulammenbong, weil eS auf den Tag genau ein Jabr her ist, daß der Cbestedaklenr der»Freiheit". Dr. Rudolf Hilseiding. atif dem Rätekongreß erklärte, sozialisiert dürfe nur gegen angemessene En ts ch äd i g u n g werden, da man sonst die-größte Unsicherheit in» Wirtschaftsleben trage: was zur Bekämpfung der Ungleichheit deS Vermögens getan «verden   solle, könne man eben so gut wie durch den Sozialismus durch eine gute Steuerpolitik erreichen. ES wäre wünschenswert wenn die.Freiheit' diese AuS- lassungen jetzt wieder abdruckte, damit ihre Leser das richtige Ver« ständniS für die Bedeutung der Besitzsteuergesetze im Reiche er« ballen. tWärum ist dicker Wunsch vollfommen aueflchtSloS.) Sind diese Gesetze auch noch keineswegs vollkommen, so geben sie doch klar in der Richtung, die Dr. Hilferding   von damals einer zugleich ehrlich und vernünilig gerichieien sozialistischen Politik gewie'en hat.
siegen! Nicht eingebettet sein, wie die rote Leuchldoje bier an Backbord, deren maiteS Blinkfeuer mir den Sonnenstrahlen kämpft." AuS solchem Geist, iolchem Gemüt, solch wundervoll jungem LebenSdrang wurde Gorch Fock   das, wo» tön unfern gute» Voile« dichter» gesellt. Er steckte«ein« Ziele boch und wußte, da» vollendete Werk, da» auch ihm selber erst ganz genügen konnte, stand seinem Achaffen noch bevor: d»ti lauten Ruhm, den«ein Seeiatrlroman weckte, webrte er aus dem Willen zu Größerem ab. Noch ein« mal: wir hasten ihn jetzt brauchen können unter den Lebenden. Seine Art hätte in diese Welt der«'chwersten Charakterproben gepaßt. Run müssen die Bücher, die er sich aus dem Herzen ichrieb, a» keine Stelle treten, und sie werden die Kraft baden, vieles von dem zu «rietzen, was durch Gorch FockS frühen Tod vor der Resse bin» sank. tri.
Teuerung und Geldeutwertiing. Unter dickem Titel bat Genosse Dr. Max Sachs   ein Büchlein geschrieben, das im Verlag von Kaden ii' Comp.. Dresden  , erschiene» ist und in knapper, klarer Darlerung die Gründe der korigesetzten Teuerung und de» Baiuta« schwundeS schildert. SIS Ausweg siebt der Verfasser eme bedeutende Steigerung der Produkiion bei äußerster Spar'amkeit im Inneren. Bor allem müßte die Berichleuderung deutscher Waren an da» Aus- land verhüte», die Exporigewinne müßten auf irgendeine Weite. >ei e» durch Ausfuhrzölle»der Beschlagnahme der Deviien. erfaßt werden. Wir vermissen in der sonst vorzüglichen volkstümlichen Darstellung ein näheres Eingehen aur das eigemki;te Problem der Kapitalflucht und auf die miukttechniichen Gründe des Balmatief« standes. Aber auch ohne dieies bietet da« auf reichem Material und volkSwiitichaftlicher Sachkunde aufgebauie, leichi lesbare Sckrsstchen nicht nur Anregung, sondern auch Belehrung für den Suchenden. Gedt nn« einfache Satzzeichen? Mit dickem Ausruf wendet sich Richard Laube»n der Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins an den ReichSschulauZi'chuß. damit unter Boll end- lich eine einheitliche vereinfachte Zeichensetzung erhalle und aus'dem , Irrgarten der bisherigen Satzzeichen-W'.lltür" herauskomme. Da« Jahr 1001 hat dem Reiche. Lesterreich und der Schweiz   zwar eine einheitliche deutsche Rechischreibung gebracht, aber die Zeicheitietzung, diese andere Außenseite am schriftliche» Sprachgebrauch, zog man damals uicht in de» Kreis der Beratungen, obwohl gerade ihre brmte Mannigfaltigkeit in deutschen Landen die Männer der Schule zur Abhilfe hätte auffordern müssen. Wie ver« schieden denken die einzelnen Votkstämme, Schularten, Berufe und Volksschichten über Aeien. Wert und Anwendung de« Sotzzricheüs, vor allem des Beistriches' Besonder« in den Schulen herrscht die ärgste Verwirrung.»Wer das nicht glaubl", sagt Laube,»der vergleiche die Abschnitte über Zeichensetzung in den Rcgelbiichern von Bayern  . Württemberg und Oesterreich, und be- denke, daß da« preußische und fächfi'che Regelbuch einen solchen Teil überhaupl nicht kenn». Sachsen   bar ,war eine T<!bulzerchen>etziing. aber irgendwie amilich anerkannt ist sie nicht. Indr« anck andere Menschen leiden unter diesen versabreuen Verhältnissen. Wenn sie eine Zeittmg. einen Roman, ein Gedicht, einen Brief oder eine Urkunde zur Hand nehmen, überall begegnet ihnen«ine Willkür»n der Antoendung der Redezeichen." B.